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Petersen, Eugen; Niemann, George [Hrsg.]
Ara Pacis Augustae: [Textband] — Wien, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.9308#0153

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man sich fragen muss, ob dies Zufall sei. Nun brauchen wir uns nur der Nachbar-
lichkeit, ja der directen Beziehungen zwischen den Festen der Pax und der Tellus
sowie auch von Pax und Ceres, also des Friedens zu den Göttinnen der Erde
und des Ackerbaues zu erinnern. Diese Bezeichnungen sprechen sich ja auch in
der Gemeinsamkeit der Attribute des Füllhorns, der Ähren und des Mohnes aus.
Und wenn Tibull I 10, 45 ff. voller Friedenssehnsucht den Wunsch ausspricht: Pax
selber möge die Äcker bauen; sie, die Strahlende, habe zuerst die Rinder zum
Pflügen unter das krumme Joch geführt, sie zuerst die Rebe gepflegt und den
Saft der Traube geborgen:

intcrea Pax arva colat. Pax Candida prinium
duxit aratnros sub iuga patida boves,

so ist das fast, als wäre die Pax des Augusteischen Heiligthums lebendig geworden
und an die Arbeit gegangen. Mit ihrem umzäunten Hofe stand sie ja in der Mitte
ihres Bezirkes, rure in chorte, wie Varro (Non. p. 83 s. v. chortes; vgl. oben S. 35)
das ländliche Gehöft im Gegensatze zur Bretterlaube des städtischen Gartens
nennt. Könnte nicht auch hier von einem gewiss allgemein bekannten Dichter-
wort, das ja zeitlich voraus lag, eine Anregung zur Gestaltung des Heiligthums
ausgegangen sein? Jedesfalls geben Tibulls Worte uns das Recht, die Maße des
Baugrundes, da sie sowie so nahe daran kommen, auf die genaue Größe des
iugeriim zu bestimmen.

Jetzt erscheint nun auch ein Vergleich der Anlage mit dem großen perga-
menischen Altar in einem anderen Lichte als früher. Solange uns nur der zehn
Meter im Geviert messende Zierbau als Marmoreinfriedung eines jedesfalls kleinen
Altars bekannt war, lag kein Anlass vor, beide zu vergleichen. Jetzt zeigt sich
das römische Heiligthum, gleichwie das pergamenische, von einer Säulenhalle
umgeben, nur dass die Säulen hier außen, dort innen standen. Auch die Maße
beider Hallen waren, wenn wir das iugerttm als gesichert annehmen, sehr ähnlich.
Schräders Plan im Jahrbuch 1900 S. 100 gibt dem pergamenischen Altar mit
Stufen, die beim römischen nicht einbegriffen sind, aber es füglich sein könnten,
36-2om X 33'6om, also auf der einen Seite etwa 070™ mehr, auf der andern 2-oom
weniger. Innerhalb dieser Hallen stand in Pergamon das Podium mit dem Altar
darauf, in Rom die reichverzierte Einfriedung mit dem Altar drinnen. Den Ver-
gleich weiterzuführen hat freilich keinen Sinn. Nur des Telephosfrieses werden
wir später noch zu gedenken haben.

Noch eine zweite Eigenthümlichkeit italischer Cultstätten dürfen wir wohl
 
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