5. Das Sujet als Prozeßsymbol
Inwieweit diese Interpretation für Wunderland eine skogssnuvistische Phanta-
sie ist, möchte ich dahingestellt lassen. Eine sexuelle Konnotation ist aller-
dings speziell in der ersten Wiege des Kindes schon durch den Titel nicht
gänzlich von der Hand zu weisen, auch weil die Schwangerschaft für
Strindberg hohe mythische Bedeutung hatte.74 Diese Deutung erschüttert nun
keinesfalls das Fundament des Skogssnuvismus, der im Motiv der Grotte
selbst verankert ist, im Gegenteil. Das Motiv erweist sich vielmehr als äußerst
wandlungsfähig und damit phantasieanregend.
5. Das Sujet als Prozeßsymbol
Die besprochenen Bildgegenstände Strindbergs haben nach alledem etwas
Bestimmtes gemeinsam: Sie spiegeln die Offenheit und das Ineinanderfließen
des skogssnuvistischen Prozeßkonzeptes in ihren Gegenstandseigenschaften.
Die Sturmnacht und die Alpen flimmern zwischen Luft und Wasser, Erde und
Wolken und sind >von sich aus< offen für Interpretationen, ob mit Strindbergs
Phantasie oder ohne. Die Insel ist demgegenüber stärker als Symbol betont,
jedoch als ein Symbol der Aufhebung aller Gegensätze. Was in den alchemi-
stischen Sturmnächten im Diesseits stattfindet, symbolisiert die Insel in
jenseitiger Perspektive. Ähnliche Chiffren finden sich in der Alpenlandschaft.
Während die Alpen aber beide Seiten darstellen, indem sie zwischen irdi-
schem Berg-Sein und himmlischem Wolke-Sein oszillieren, ist die Insel
zunächst einmal ganz diesseitig und wird nur durch die Vorstellungskraft ins
Jenseits erhoben, um dort dann ein ähnliches Bild wie die Alpen hervorzuru-
fen, wo sich Äther, Luft und Wasser ein dynamisches Stelldichein geben. Die
Grotte wiederum hebt all diese Elemente in sich auf. Sie ist als Fingalsgrotte
ebenso >von Natur aus< bewegt wie die Alpen und die Sturmlandschaften.
Und sie ist als Gegenstand ebenso Jenseitssymbol wie die Insel und darin
auch Bild für den »ätherischen Fluß<. Somit haben alle Motive im doppelten
Sinne etwas >an sich<, das als Offenheit oder Phantasie-Eignung bezeichnet
werden kann, indem sie sich auf der Symbolebene als wandelbar erweisen
und dadurch das Wandelbare symbolisieren.75
Dadurch bilden sie so etwas wie eine »dankbare Folie< oder ein Sujet-
Fundament, auf dem Strindberg seinen Skogssnuvismus ausleben, künstle-
risch wirksam werden kann. In dieser Kopplung liegt auch der Grund,
warum Strindberg nie völlig abstrakt gemalt hat. Seine Phantasie spielte
131
Inwieweit diese Interpretation für Wunderland eine skogssnuvistische Phanta-
sie ist, möchte ich dahingestellt lassen. Eine sexuelle Konnotation ist aller-
dings speziell in der ersten Wiege des Kindes schon durch den Titel nicht
gänzlich von der Hand zu weisen, auch weil die Schwangerschaft für
Strindberg hohe mythische Bedeutung hatte.74 Diese Deutung erschüttert nun
keinesfalls das Fundament des Skogssnuvismus, der im Motiv der Grotte
selbst verankert ist, im Gegenteil. Das Motiv erweist sich vielmehr als äußerst
wandlungsfähig und damit phantasieanregend.
5. Das Sujet als Prozeßsymbol
Die besprochenen Bildgegenstände Strindbergs haben nach alledem etwas
Bestimmtes gemeinsam: Sie spiegeln die Offenheit und das Ineinanderfließen
des skogssnuvistischen Prozeßkonzeptes in ihren Gegenstandseigenschaften.
Die Sturmnacht und die Alpen flimmern zwischen Luft und Wasser, Erde und
Wolken und sind >von sich aus< offen für Interpretationen, ob mit Strindbergs
Phantasie oder ohne. Die Insel ist demgegenüber stärker als Symbol betont,
jedoch als ein Symbol der Aufhebung aller Gegensätze. Was in den alchemi-
stischen Sturmnächten im Diesseits stattfindet, symbolisiert die Insel in
jenseitiger Perspektive. Ähnliche Chiffren finden sich in der Alpenlandschaft.
Während die Alpen aber beide Seiten darstellen, indem sie zwischen irdi-
schem Berg-Sein und himmlischem Wolke-Sein oszillieren, ist die Insel
zunächst einmal ganz diesseitig und wird nur durch die Vorstellungskraft ins
Jenseits erhoben, um dort dann ein ähnliches Bild wie die Alpen hervorzuru-
fen, wo sich Äther, Luft und Wasser ein dynamisches Stelldichein geben. Die
Grotte wiederum hebt all diese Elemente in sich auf. Sie ist als Fingalsgrotte
ebenso >von Natur aus< bewegt wie die Alpen und die Sturmlandschaften.
Und sie ist als Gegenstand ebenso Jenseitssymbol wie die Insel und darin
auch Bild für den »ätherischen Fluß<. Somit haben alle Motive im doppelten
Sinne etwas >an sich<, das als Offenheit oder Phantasie-Eignung bezeichnet
werden kann, indem sie sich auf der Symbolebene als wandelbar erweisen
und dadurch das Wandelbare symbolisieren.75
Dadurch bilden sie so etwas wie eine »dankbare Folie< oder ein Sujet-
Fundament, auf dem Strindberg seinen Skogssnuvismus ausleben, künstle-
risch wirksam werden kann. In dieser Kopplung liegt auch der Grund,
warum Strindberg nie völlig abstrakt gemalt hat. Seine Phantasie spielte
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