Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
3.

Indirekte Rede im Neuägyptischen

з. 1 Zur Syntax der ägyptischen Redewiedergaben
Der Wiedergabeindex kann, sofern es sich um ein kommunikatives Verb handelt,
- der Rede vorangehen: passim
- der Rede folgen: Bsp. 64, Bsp. 96, Bsp. 178 et passim
- in die Rede eingeschoben sein: Bsp. 4, Bsp. 68 (Zeile 8), Bsp. 86
- ganz fehlen,140 in den hier untersuchten Texten selten: Bsp. 7 (zweite Rede), Bsp.
124141, pBM 10052, 7, 2-5142, pVandier 3,15f.
Wenn Redeeinführungen sowohl voraus- als auch nachgestellt sind, kann es sich um
zwei Reden handeln. Häufig liegt jedoch eine einzige Rede mit zwei kookkurierenden
Wiedergabeindizes vor.143 Die Entscheidung ist zuweilen nicht ohne weiteres zu fällen,
vgl. etwa Bsp. 25, Bsp. 68, Bsp. 94. Sicherheit besteht nur dann, wenn die Sprechorien-
tierung wechselt,144 wie in der folgenden Passage aus Horus und Seth 15, 7f.:
jst bwU5 dd^fn ni sb3.w (. ) j.n=f n=j
Sagte er (Ptah) nicht zu den Sternen"..."? sagte er zu mir.
Nichtkommunikative Verben können dem Objektsatz nur vorangestellt werden.140
Redewiedergaben oder Objektsätze werden häufig durch r-ddu7 eingeleitet, das ety-
mologisch einen eigenen Wiedergabeindex darstellt, aber im hier besprochenen sprach-
historischen Zeitraum seine Semantik in den meisten Fällen verloren hat und zu einer
Konjunktion geworden ist. Der Ausdruck r-dd tritt beliebigen selbständigen Satzformen
voran und läßt sie zu Objekten von Verben des Sagens, Wissens oder Wahmehmens
werden. Daher benutzt Junge für ihn den Terminus Nominalkonverter.Die Entwick-
lung einer Konjunktion aus einem Verb mit der Semantik "sagen" ist in vielen Sprachen
и. a. des afrikanischen Kontinents belegt.149

140 Siehe hierzu auch GRAPOW (1939-1943, 4, 78-80).
141 Von PEET (1930, 148) als fehlerhafte Fortlassung aufgefaßt.
142 Von PEET (1930,149) als fehlerhafte Fortlassung aufgefaßt.
143 So etwa Bsp. 40 (zweite Rede), Bsp. 49, Bsp. 122, Bsp. 184.
144 In Bsp. 81, wo die Sprechorientierung nur im Numerus wechselt, ist aber wohl nur eine einzige Rede
anzunehmen, vgl. Anm. 371.
145 Im Text steht bn. Da der Kontext eine präteritale Auffassung erzwingt, ist diese Emendation im
Anschluß an ERMAN (1933, 389) wohl unumgänglich. Vgl. ferner WINAND (1992,199 und 330).
146 BORGHOUTS (1979, 9).
147 In manchen, eher frühen Texten auch m-dd, das sich parallel verhält.
148 JUNGE (1996, Kap. 5.0, 53.1(1] und 5.3.2[2]). Damit nicht zu verwechseln ist der Nominalkonverter
j jri, der emphatische Sätze, d.h. nach Junges Verständnis Subjektsätze produziert (JUNGE 1996, Kap.
53.2(1] und 33.1(3]). Zum syntaktischen Status der durch r-dd eingeleiteten Reden vgl. auch SWEENEY
(1986, 340-344 und 350f.).
149 Von Roncador (1988,110-113), vgl. auch Kap. 3.5.3 in dieser Arbeit.
 
Annotationen