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Es sind also bis auf die Unmöglichkeit einer nachgestellten nichtkommunikativen Rede-
einführung keine Restriktionen festzustellen.
3.5.3 Zur Frage der Übersetzung der ägyptischen direkten und indi-
rekten Rede ins Deutsche
Zur Frage der Übersetzung ägyptischer indirekter Rede in europäische Sprachen äußert
sich Couroyer (1977, 370). Er empfiehlt eine Wiedergabe in zielsprachlicher direkter
Rede, wobei diejenigen Pronomina, die im Ägyptischen deiktisch abweichen, etwa mit-
tels Kursivdruck bezeichnet werden sollten. Wente (1990) verfolgt z.T. die Praxis, die
"wörtliche" Übersetzung in Klammern anzugeben, z.B. "He (text: I) shall give (...)" (S.
192). Dies reflektiert die noch mangelnde Etablierung der indirekten Rede im Bewußt-
sein der Ägyptologen: Der Übersetzer hat die Befürchtung, eine der Zielsprache ange-
paßte Übersetzung könnte als übermäßig kühn angegriffen werden. Sicherlich unange-
bracht ist die Praxis, die originale Personaldeixis des Ägyptischen in die Übersetzung
unverändert hinüberzunehmen, wie es etwa Wilson (1948, 138, Anm. 59 et passim)
tut.2»9
Vielmehr ist zu empfehlen, die Belange der Zielsprache mehr in den Vordergrund zu
rücken. Dies impliziert auch, daß auf graphische Markierungen verzichtet werden sollte.
Dabei muß betont werden, daß die Übersetzung einer eindeutigen ägyptischen indirek-
ten Rede ins Deutsche in Form einer direkten Rede durchaus legitim ist und ebenso
umgekehrt, zumindest, solange über die Funktion der einzelnen Redewiedergaben in
beiden Sprachen so wenig bekannt ist. Die identische Labelisierung von Redewiederga-
ben in unterschiedlichen Sprachen bedeutet nämlich keineswegs, daß auch die Leistun-
gen der gleich benannten Kategorien sich decken.
Einige Forscher, etwa Erman (1933, 208) und Green (1976, 406), nehmen an, daß r-dd
im Neuägyptischen nicht nur Redewiedergaben markieren, sondern gelegentlich auch
finale oder kausale Aussagen einführen kann. In Frage kämen Stellen wie Bsp. 17 oder
Bsp. 79. Absolut zwingende Belege kenne ich aus dieser Sprachstufe jedoch noch nicht,
ich sehe aber auch keine Falsifizierungsmöglichkeit für die These. Für das Demotische
und Koptische ist die Leistung von r-dd bzw. 2C.6 als kausale oder finale Konjunktion
hingegen allgemein anerkannt.289 290
Im Türkischen kann das dem ägyptischen r-dd vergleichbare Element diye, etymologisch
das Gerundium des Verbs demek "sagen", welches Redewiedergaben in Abhängigkeit
von allen Verben außer demek selbst begleiten muß, auch finale oder kausale Bedeu-
289 WILSON markiert dabei alle Stellen, die vom Standpunkt der Zielsprache her ungrammatisch sind, mit
einem Asterisk.
290 Vgl. z.B. für das Demotische Spiegelberg (1925,191f.).
 
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