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Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

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Nr. 31 - Nr. 40 (7. Februar - 18. Februar)
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Bote

Rnzeige-Blatt für Jämmtliche Bezirke
unh Luͤnd des bad· Unterlandes, Preis pro 1 {palt. Vetit-
® zeile 10 fg., bei Wiederholungen Rabatt.
Inſerate finden die weitefte Verbreitung,




Erfheint täglih, Sonne und Feiertags auggenommen. R
Samftag2 mit Unterhaltungsbeilage. Nreis viertelfährlich fir Stadt



. 1.20 ohne Trägerlohn u. Voftauffchlag. Beſtellungen
bei den Poſtauſtalten u. bei der Erpedition Plöcftrake 103,













Ar. 39. Heidelberg, Sonntag, 16. Februar 1890, 25. Sahrgang.
* n: . Mann, der fein ganzes Vermögen den Armen dahin- feierlichen Verſprechungen und öffentlichen Aundgeb-
die gocialdemokraten — auf jedes perfönlide Gut verzichtet, in | ungen, daß fie @rund haben, unzufrieden zu fein und
reten in dieſem Jahre mit einem Eifer und mit | Armuth und Entfagung von den durch Arbeit und | — ſo wird die weitere Entwickelung vielfach laufen

Achem Siegesbewußtfein in den Wahlfampf, wie Gehet verdienten milden Gaben Lebt ıund in diefer | — daß ſie den Parteien, die ſich bei ihnen alS die
* 8 * Lande * vor drei 2 noch Enthaltlamkeit fröhlich auf den Lohn im Zenfehs berufenen Nathgeber für eine ſolche Lage einfuͤhren,
— niOt vermuthet Hätte. In allen Neichstagswahl- harrt. das iſt doch ſicher eine Erjcheimung, welche | ihr Ohr leihen. Diefe Dinge werden in Betracht ge⸗
rreifen haben fie eigene Candidaten aufgeftellt, . und | auch einem unglückichen Arbeiter den Frieden des | z0gen werden müffen; ſie werden die gebotenen Re-
_ wenn man don ihrer WahlthHätigkeit einen Schluß | Herzens wieder geben kanız, wenn er halbwegs ohne | formen nicht verhindern, aber auf Tenipo und Cha-
auf die zu erzielenden Refultate zehen darf, ſo haben Leidenſchaft zu denlen beginnt. — Darum erheben rakter der weiteren Shritte einen beſtinimten Einfluß
wir alle Ur faͤche eine garz Ledeutende Vermehrung | wir vor Allein den Ruf: gebt uns alle unjere Or- gusuben und auf diejem wie auch auf anderen Ge⸗
der ſoclallftifchen Stimmenzahl in allen Wahlkreifen | den zurüg, die Jeſuitei, die unfchuͤldig Verfolgten, | hieten wird, wie wir hoffen, hald die Exrkenntniß
— 3u befürchten, Sı diesſeiligen Wahlkreife erhielten eingeſchloffen. Sie werden einen waderen Bundes- unter allen Prehorganei der poſitiven Parteien Ge-
det der Septennatswahl die Kinder des faljchen | genmoffen zur Befiegung der Hydra Socialdenmo- meingut jein, daß die Arbeiterfrage Aufgaben ftellt, }
Liberalismus nicht ganz 300 Stimmen. Anı | fratie abgeben. die eine umfichtige, beſonnene Behandkung verlangen,



— 20. Februar 1890 werden fie, wir find davon eſt Li denen aber nicht mit einigen Schlagwörtern unter
2 taufend Stimmen ;nefir erhalten und ;fn{t Aus — Hurrah eine Poſition nad) der andern im Sturmlauf
_ Mindejtenz 1300 Stimmen aus der Wahlurne her- Heidelberg, 15. Februar. genommen werden kann.

borgehen. Immer drohender erhebt, wie wir ſchen, Zur Keichstagzwahl. Während der Reichs⸗ —
die Socialdemokratie ir HGaupt, immer dröhnender fagSwahl tritt die Beftimmung des $ 43 der Ge- * ön Freiburg ift bekanntlich Herr Rechts⸗
_ ertönen die „eHernen Schritte“ der ſich mehrenden werbeordmung vom 1. Iuli 1883 in Kraft, wonadh | anwalt Marbe als Centrumscandidat aufgeftellt,

_ Arbeiterbatailone. Die Bewegung hal im Borjahre, | zur Vertheiluͤng von Stimmgzetteln und Drücckſchriften | Derfelbe hielt amı letzten Dienſtag in einer großen
EEde Berhandlungen der beihen Socialiftencongreffe | zu Vahlzwecken auch auf öffentlichen Wegen, Straßen, Berfammlung ſeine Candidatenvede. GHerr Marbe
bewieſen, alle Laͤnder und alle Stämme der MWelt Plätzen oder an öffentlichen Orten eine bolizeiliche | {hloß ſeine Rede mit folgender, ganz vorzüglichen
— ergriffen und reißt immer neue Maffen an fich. Gin Erlaubniß in der Zeit von der amtlichen Bekannt- Erflärung: „Meine Heeren Ich habe e8 verſchmaͤht,
echterlicher Bund ift aufgerichtet, um den religiöfen | madıung des Wahllages bis zux Beendigung des als Centrumstkandidat auf die Herausforderung

Slauben zu vernichten, die Throne zu ftürgen, Ddie | Waͤhlalies nicht erforberlich iſt Dasfelbe gilt ebenjo des liheralen Gegenkandidaten in ſeiner Wahlredẽ
. gefellfchaftlidhe Ordnung umzuwühlen, die chriſtlichẽ beziglich der gewerbsmäßigen, wie der nicht gewerbs- einzugehen; e& werden im llebrigen feine Angriffe auf
Ehe und die Familie zu zerfeben und das Recht auf | mäßigen Vertheilung von Stimmzetteln und Druck | ung Katholiten und den Papſt als Inftitution 1100
Eigenthum zu verwerfen. In allen Farmen, in | fchriften zu Wahlzwecken. die entſprechende Beleuchtung erfahren. Aber einen







Vhariſaiſcher Scheinheiligkeit wie mit verbiffenem Y : Bunkt muß ich doch Bberühren. ©3 beliebte Ddem
_ hatismus$ werden unter täuſchenden Vorfpiegelungen * Nach Nr. 37 des „Bad. Beob.“ vom Freitag/ Redner in unfere Waͤhlbeweguug wieder den Papſt
die Lehren dieſes Bundes den Arbeitern verkündet 14. Februar, brachten wir die Mittheilung. daß die hereinzuzerren. Als ob wir im deutſchen Reiche ohne

und mundgerecht gemacht G3 iſt keine Stunde Steuerdirektion Karlsruhe in einem Erlaſſe die ihr Papſt keine Wahl mehr vornehmen könnten; man hat
‚ öu früh, die arbeitende Bevoͤlkerung vor der Ver- | unteritellten Beamten aufgefordert habe, am Wahl- | vor drei Jahren den Papſt als Helfer in den Septen:
— durch dieſe Lehren dadurch zů ſchutzel daß tage ihre Bflicht und Schuldigkeit zu fhım, d. %. für | natönöthen hereingezogen und jebßt wendet man ihn
_ man ihnen jene Fürforge und jenen Schuß gefeß= | den nat.-1tb. Candidaten einzutreten, Wie hem „Bad. als Schrecmittel an, Der Herr Profeſſor fragt
mäßig angebeihen läßt, den ſie im Namen der Ge- | Beobh.“ uun von zuftändiger Seite mitgetheilt wird, ent- mich, wie ich mich zu einzelnen Sätzen, die er aus
rechtigkeit beanſpruchen können, weil fie als der hehrt dieſe Mitiheilung jeder thalfachlichen Grund- | der neueſten Encyklika von Leo XII hHerau83zu-
_ wirthfchaftlich ſchwuͤchere Theil des ſtaatlichen Schubes lage, weßhalb aud) wir diefelbe mit dem Anzdruck nehmen für gut fand, ftelle, inSbefondere wahr⸗
bedürftig ſind. Möge darum, ſchreibt die „Germania“, des Bedauerns zurücnehmen. Zugleich bemerkt das ſcheinlich zu der Forderung der vollkommenen
- die kaiferliche Kundgebung, welche die Arbeit auf ſo⸗ Blatt, daß es ſolchen Nachrichten fürderhin mur dann | Unterwerfung des Willen8 unter die Kirche
| Cialem Gebiete zum Zwecke des Friedens auf Ddie | Naum gehen werde, wenn e3 den vollen Beweiz da- | und Dden Papſt, dem man guch in Dingen gehorchen
Tagesorduung ſetzt, der Gefellichaft im Kampfe gegen | für in Händen habe, ; müſſe, die nicht zu den Slaubenswahrheiten
die Socialdemokratie durch Anbahnung der Erfüllung — } gehören. Darauſ habe ich in dieſen Saale, gerade
Uerechter und herechtigter Forderungen der Arbeiter * Die Nationalliberalen ſind bekanntlich immer | dor drei Jaͤhren Hon meine Anſicht kund geheben,
_ heue Kraft zuführen. Frellich wird dieſer Kampf Gegner der Beſtrebungen geweſen velche in den | von welcher der Herr, wenn er damals nicht gerade
ie mit vollem Erfolg gefuͤhrt wecden Können, wenn faijerlichen Erlaffen Auoͤdruck finden. Bemexkenswerth in Rußland oder Amerika war, wohl Kenntniß er⸗
hicht Ddie religtöje Freiheit voll und ganz gewähr- i{t indeffen, daß jebt auch das offizielle Organ der | hHakten hat. Es handelte ſich damals um die kurz
Leiſtet. Dieſe Freiheit iſt Heute noͤch nicht gegeben, | Ronfervativen Bartei, die „Konf. Korr.”, voxr | zuvor befannt gewordenen beiden Noten des päpſt⸗
Lachdent eine Reihe von Orden entweder aus dem Neberfiürzung in Ausführung der kaiſerlichen Er⸗ | lidhen Staatsſekretars Jakobint an Freiherrn
ganzen deutſchen Reiche, oder aus einzelnen Länder- laſſe marnt. Sie fagt, daß „unfer ganzes Verhalten | v. Franckenſtein, worin es den Mitgliedern des Cent:
| gebieten auSgewiefen ſind. Am meiſten zurücgeblieben| der Arbeiterbewegung gegenüber Züge einer nicht un | rumS nahe gelegt wurde, der Regierung hinſicht⸗
Üt das Mufjterland-Baden, wo man jogar die Ledenklichen GSinfeitigkeit aufweijfe, Millionen von lich des Septennais, wenn möglich entgegenzu⸗
Kapuziner als ſtaatsgefaͤhrlich fernhält, Und doch iſt Arbeitern, di ſich in ihren heutigen Verhältniffen | Lommen. Ich hatte bei der Berathung des Militär- -
der Kapuginer gerade der Beſte für die Arbeiter. Ein | durchaus zufrieden fühlen, erfahren erft aus unſeren! geſetzes bagegen geftimmt und erflärte nım am S, Febr.

Emma und Delphine. Sie mir, Herr Terkeulen, welche Länder Europa’s haben Sie ſchließen; das ließ ſie in feinen Augen noch vollfommener er
































jüngſt bereiſt?⸗ ſcheinen. »
Von Melati v. Java. ; An Ddiefem Punkte angelangt, fonnte die Unterhaltung So verflog der Morgen und die Zeit zum Mittageſſen
zwiſchen Alfred und Delphine nicht mehr ſo leicht in’s Stoden war da
Aus dem Holländiſchen überſetzt von L, v. He e m ſte de. gerathen, MNun gehſt Du doch mit zu Tiſche?“ fragte der beſorgte
Fortfetzun S0 plauderten ſie zujammen, bis fie das große Schiff er- | Vater, . i
\ C reichten, in Grinnerungen früherer Tage ſich verlierend und „O, danke Papa, ich kann nichts mehr genießen! Eine
Davon verſtehe ich leider nichts, Herr Terleulen, Sie | kauım bemerkend, daß der alte Herr alle Päckchen Delphinen’s Citrone, ein Stuͤckchen Ananas vielleicht, aber etwas Anderez
| Werden mich wohl ſehr unge] “ ict finden 8“ mitgenommen und fie allein auf Deck zurücgelafjen hatte. iſt mir nicht möglich.“ *
... „3m SGegentheil, mein Fräulein, e8 gibt ſo viele ausge⸗ Auf dem andern Boote wurde das Geſpräch ſofort wieder „Komm, fomm, es iſt nichts beſſer gegen die Scekrankheit
3eichnete HauZhHälterinnen in der Velt, daß man fih freut, | aufgenommen, ’ als ein ordentliches Beafſteak und ein Glas Porterbier.“
Mal eine Dame zu finden, die ganz andere Neigungen hat,“ Qoekfelb rauchte ſeine Cigarre neben ihnen ua nöthigte „Schon der Gedanle macht wich unwohl, Bapa !“
Sie ſah ihn dankbar an. ; ſeine Tochter wiederholt, etwas zu genießen, . „Yun dann, wie Du wilſt! Kommen Sie, Herr Terkeulen,
2 „D wie freut e& mich, daß Sie ſo darüber denken; alle Sie bedankte ſich aber ftandhaft, und Alfred fühlte ſich {o | wir denken anders darüber !“
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ren mit denen ich hier auf diefer unfeligen Inſel zuſammen! | von ihr angezogen, daß er die Welt darliber vergaß. Alfted wäre gern auf dem Verdeck geblieben, um Del⸗
raf, Lachen mic) aus oder madhen mir Vorwürfe, wenn ich das Endlich erhob fie ſich und bat ihren Vater, {ie zu ihrer | phine Gefelljhaft zu leifteu, aber er mwagte e& nicht vorzu⸗
44 meiner Unwifjenheit in ſolchen Dingen ablege. Aber Kajüte zu geleiten. ſchlagen.
ſt e8 denn meine Schuld. daß i . . .“























ß „Du wirft doch nicht ſeekrauk?“ fragfe er. „Dann mußt Uın Tiſche waren ſeine Gedanken unau"ft)ör'lid) bei ihr. Er
Sie erröthete und ſchlug die Augen nieder, Du nidht nach unten gehen. Bleib’ liebet hier!“ ſuchte beim Beſſert die faftigjten Früchte für fie aus, aber als
„S3 {ind Siferfüchtige oder Dummköpfe, die ſo zu Dir Alfred brachte ihr Can de Coloane. Sie erfriſchte ihre | er oben ankam, fand er fie nicht mehr dort, ;

. Ü’recben‚" tröſtete fie der Vater mit Cifer, „fie mögen fagen, | Hände und ihre Schläfen und ließ ihren Kopf wie ermattet Sie fühlte ſich unbehaͤglich und wollte den Mitpaſſagieren

* ſie mwollen, ich fordere fie alle heraus, ihren Kindern eine | auf Hoekfeld’s Schulter ruhen, den jeltfamen Aublick einer jeekranten Mufe nicht gönnen,
ere Grziehung zu ſchenken als ich fie Dir zu Theil werden Papa,“ ſagte fie nach einer Weile, „willft Du nicht ſo An Abend war das Meer beſonders ruhig. Der Mond
leß, Mber Du bift blaß heute morgen. Komm, ein Zwieback | gut jein, mir au& dem violetten Täſchchen meinen Byron zu | warf feinen Silberſchein über die ſpiegelglatte Oberfläche, und
Mit einem Gläschen Madeira!“ holen, Ich glaube, daß etwaz Lektüre mich am beſten zerz | über die Brüftung vorgebeugt war Alfred in tiefe Träume vers

* „D, Papa, wenn Du ſo wenig mit mir inmp&tbifirft‚ ſtreuen mwird; dies Buch hier ift- mir für den Augenblick zu | fenkt, Gr dachte an Delphine, Wasz würde Moritz wohl jagen,
® mem foll ich dann meinen Troſt ſuchen? Syrich mir | {Hwere K wenn er dieſe kennen lernte? War fie nicht das Ideal der




















en Morgen nıcht von Efjjen; i möchte ſo gerne träumen, Der gute alte Herr ging gehorfam nach unten und Fehrte | Frau, wie er fie fih vorftellte ? Liebenzwürdig/ entwickelt,

AB ich Nichts mehr zu genießen brauchte, um fortleben zu Ddarauf mit dem gewünfdhten Buche zurück, geiſtreich und doch {o einfach, Sein Onfkel ſelbft würde be⸗

Önnen,“ } : „Soll ich Ihnen etwas vorlefen?“ fragte Alfred Fennen müjfen, daß ein Mähcdhen wie Delphine weit jüber feiner
„Ah! Das iſt ftart! Mein Großvater ſagte immer; „Sie find fehr gütig!“ war die Antwort, hausbackenen Emma ſtehe!

»Cijen und Trinken haͤlt Leib und Seele zujammen“, und das So laſen e und unterhielten fich über die ſchönen „Nicht wahr, e& ift, als wenn man die Hand nur in’8

cht

guch meine Anſicht. Ich werde mir lieber etwas zu Ge: | Stellen und bald ſchien Delphine das Gefühl der Seekrank- Waſſer zu tauchen brauchte, um fie voll Silber wieder
üthe führen, Gerr Terkeulen wird Dir wohl ſo lange Sefjellz | hHeit, daz fie überkommen hHatte, vergeſſen zu haben. Sie bers | emporzugiehen ?“ ließ ſich eine weiche Stimme an ſeiner Seite
haft leiſten.“ ſtand eS, Alfred reden zu laſfen fie felbft jagte nicht viel hoͤren.

„Der gute Papal“ fagte Dephine mit einem Teichten Seuf= | und ſpraͤch Ffajlt nie ihre Meinung au8, doch aus ihren Fortſetzung folgt.)
„er ift ftolz darauf, daß er mir eine fo gute Erzihung ge: | Bliden und Geberden Konnte Alfred ſchließen, daß mehr in
Seben hat aber er fann nicht einjehen, daß ich dadurch {o } ihrer Seele vorging, als fie zu äußern gut fand. Sie wollte
13 anders geworden bin, als die übrigen Mädchen. Sagen | ihHım ohne Zweifel nicht von vornherein ihre ganze Seele er- }
























 
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