Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (25) — 1890

DOI chapter:
Nr. 71 - Nr. 80 (28. März - 10. April)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44151#0313
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
— —⏑ S

— wn — Ea

bei

; und Feiertags ausgenomuen.
* — — ei8 viertelährlıc
2 * Tecrtohe u, Boftanfidlag. Beftelunger
1 Boftanftalter ı. dei der Expebition BlöcjiraBe 108,

e 78



ö WE Des Hl Oſterfeftes wegen erſcheiut die
_ Iſte Nummer uuſeres Blattes am Dienitag.

} (lg)[tett; !

. @8 iftein freudiges Auferſtehungsfeſt, welches
* in dieſem Zahre feiern. — — über *
MMg hebt die Brujt des Menfohen. Eine neue Zeit
— * vox achtzehnhundert Jahren für den ganzen
** * hegrüßen wir heute für unſen Deutfches

4* and. Nach langen ſchweren Kämpfen, naͤch
* * Leiden, hat das deutſche Bolk den Bann ge-
* * in welchent es durch eine mit den unwürdia—
* itteln erkämpfte Volksvertretung gehalten
2* Ein junger, aber an Thatkraft ſtarker, an

5 d)ftbett großer Staifer, ſtellte fich, anterftüßt von der
: — geiſtlichen Autorität, an die Spitze eines
nict enSwerkes, wie es ſegenbringender, gottgefälliger

* 7 werden kann. Von ſchwerwiegender
2* — von yngchener Tvagweite zwar ſind dieſe
— Wwelche das Sahr 1890 dem deut—

ı Sl Es war ein gewaltſames

8 ke zugedacht haͤt.
— des freien Bolkageiftes, das die Zer—
; ä)enmsy%mng einer unnatürlicher Vexhrüderung zwi—
SEn ceIaftum und revolutionärem Freimaurerthum
44 te. ©3 war aber auch unter den gegebenen
niſſen eine wahrhaft große, voͤn bewunderungs-
4* * Sceſtbewußtjein zeugeude That eines hoch⸗
br weitblickenden NatfjerS, mit einem Syſtein
4 * velches das Vaterland in die unhellvoll—
drote C wirzungen feiner inneren Zuſtände zu ſtinzen
* und für jede wahr haft fdeiheitliche Entwic-
8 * Hemniſchun wax; Die totele Niederlage
Brutch mit dem
Mare lge{ße“ Freimaurerei beherrſchten Syſtem Bis⸗
2— as ſind die Oftergaben, welcher wir uns Heute

4 Vffnungspollen Bahnen im Innern daͤher—

A61D, erfreuen ir un auch nach Außen Hin des hohen
Anzei Algemeinen Friedens, das durch keine trüben
8 * in Frage geftellt wird. Alle Urfache haben
über sr 200, das Ofterfeft, da Triumphfeit der Siebe
* * eheit⸗ des Unjterblichen über das Vergäng⸗
— Ecriſtliche Auferſtehunssfeſt zu
* * der frohen Hoffnung auf beſſere Zeiten.
K Cr ‚geht ein gewaltiger Zug dinch unfere Zeit;
* genuns der Geiſter vollzieht ſich ſchnellex, . als
die 8 geahnt, Hie Glaube, hie Unglaube wird bald
* — ſein und der Glaube wird {iegen, wie
Titteren %Dfm die Welt heſiegte durch den für jie er-
R dr Yeu3eSf0D. . Dieje frohe Zuverficht, möge
&m freudigen Ginzug hHalten in alle [hwankenden

und befümmerten Herzen!

16

Aus hHeiterem Himimel.
. Erzühlung von Guſtab Höder,

— (Fortſetzung)
— 9Wabel ſpielte mit ä
aur 4 xie mit außerſter Vorſicht und wagte
Dältriffe Cbwin {ah fid Ddurd . die 2
{omebhr, * Ungen, bdaffelbe zu thum, er bedauerte dies um-
SiWaS 2 man 19 gerade heute in der Stimmung befand,
@& des Magess , Deigte fih ihın das Glück günftig, jo Lonnte
Falle freili d)'i‘femeß ſtrengen Gläubigers, ſpotten im andern
D } R
ſtett — — dachte den Saß nicht zu Ende; Eulen
Etmuthigte au 1El Yugenblit dıe Flauheit der Spieler und
Sie * höheren Sinfägen,
des 4 Wen, meine Herren,“ außerte er, „daß ich nicht
i 2— wegen ſpiele Ich thue e8 nur, um * *
—— —— 3U bringen, und je maghakfiger wir fpielen, je er-
ie 5 en die Nerven, faites votre jeu!“
* 8 Kollegen gewannen, der Baron verlor, „So
das %rmf er bvergnügt, „Sebt wird e8 amlijant., Ich
8 ‚Gr 30g eine neue Karte ab und verlor
Schwaher, 708 ift ja hertlich tachte er. Sebt, befter
doch. in — aud) etiwmas wagen! Sie thun e& ja
* Spieh auf der Bühne.“
habe ich n.‘ft etwas anderes,“ widerſprach der Komiker,
* KLB zu verlieren,“
I9n enfe, die Bühne ſoll das Leben wiederſpiegelu?“
* 7 * * * —
ia dor ‚ 10 fpielen Sie auch im Leben gut. Wir
— DDder weniger Schauſpieler.“
ich e Ontifer aber blieb feinem Grundſatze
Dhigt f»iefimm Wagniß verleiten, während Cdwin ziemlich er-
tierte imme‘ SGlhüg war ihm günftig geblieben, er poinz
— e höher, Gulenftett hatte bereits alles Meingeld
2—— daher feine Brieflaſche und warf Chwin einen
zu. Der Heidenſpieler gerieth in Verlegenheit, da

„da

treu und ließ



ſit @Stadt nid

— — — — —

* Berufswahl der Kinder.

Das Schuliahr 18839—90 neigt ſich Teinem Enbe
zu, und da tritf an mande Eltern die eruſte, Zrage
Heran, wa3 ihre auz der Schule entlatjenen Kinder,
namentlich die Anaben, werden joNen. Die Berufs-
wahl aber iſt eine ebenjo Idiwerc, wie midtige ; [Mwer,
weil Die rithtige Wahl zicht. immer [0 Letcht zu
treffen ift, wichtig/ weil va der richligen Wahl die
Zufunft des AindeS, fowsh! die zeitliche wie ewige
ſtelfach bedingt iſt Seder Menſch hat einen De-
mmen Beruf, d. H. jeder Menſch autuß nach gött-
ſcher Ordnung arbetten, ſei eS mit ſeinen Körper-
lichen eder getftigen Aväften. Sr Hat Ddie ſchyere
weraliſche Piltcht, ſeine Fäͤhigkeiten nad) beſtem
Wiſſen und Aönunen zu verwerthen zum Mitzen ſeiner
Perſon, der Familie, der Gemeinde, der Kirdde und
des Staates. Aud) das körperliche Wohlbefinden Ddes
Menſchen hängt davon ab; denn Müßiggana iſt nicht
uur aller — Anfang, ſondern er iſt auch die
Quelle einer großen Anzahl körperlicher Leiden

Selbſtberſtäudlich fommt e& bei der Wahl in
erſter Linie auf genaͤne Prüfung der geiſtigen und
körperlichen Rräfte an. Gaͤr vlele Menſchen gehen
zu Grunde, weil ſie einen Beruf wählten oder durch
Alterlichen Zwang wählen mußten, der ihren Fähig
keiten . nidt entfhrach! Zunächft hat mun natürlich
jeder Einzelne ſich felbit zu brüfen, aber In den
wenigſten Fällen wird das ein eben aus der Schule }
entlaffenes Kind ſchon felbſt Könuen. Da iſt 63 alſo
Pflicht der Eltern, pruͤfeud, rathend und helehrend
einzugreifen. Die Neiguug für einen beſtimmten
Stand gibt ſich ſelten frühzeitig kund, und nament |
lich die phantaͤſtereiche, aber unerfahrene Jugend iſt





den Eingebungen Dder Sitelfeit und Laune, den Ein⸗
flüſterungen urthetlsloſer Kameraden und allen Vor—
urtheilen ausgeſetzt, welche das leicht erregbare Phan—
taſieleben im Gefolge hat.

Fehlen die Talente, ſo laſſe man den Sohn ab-
ſolut nicht ſtudiren, ſelbſt wenn dieſer den wohl—
habendſten Eltern gehören würde; deun Reichthum
erſetzt die Talente nicht. {

Es ift von berufener Seite ſchon wiederholt
Darauf Hingewiefen worden wie gerade in unſerer
Zeit der Zudraug zu den Höheren Schulen ein ganz
beängſtigender geworden iſt, ſo daß auf Jahre hinaus
alle ſoß gelehrten Berufsklaſſen mehr als überſetzt
ſind. Die Fölgen davon find große llebelſtände. Es
dräugen ſich Viele zum Studium, welche durchaus
nicht die noͤthigen Talente dazu haben und darum
auch ihr Ziel nicht erreichen, ſondern nach kürzerer
oder längerer Zeit das Studiren wieder „aufſtecken“
müffen. Solche „Halbjtubirte“ ſind nun in einer ſehr
übeln Lage. Zum Profeſſor, Anwalt, Richter,
Arzte u. ſ. w. koͤnnen ſie es nie mehr bringen; DaS


er, trotz ſeines Glucks im Spiel, nicht über die Summe gebot,
welche er auf die Bauknote Herauszugeben hatte

„Bitte, halten wir uns nicht im Spiele auf,“ äußerte der
Baron zuvorkommend, als Cdwin ihm den Kaſſenſchein wieder
zurück geben wollte, „AWir fönnen ja ſpater abrechnen,“

_ Sut gibt Muth, das fühlte jebt Edwin,
Leidenſchaft des Spiels mächtig fortgeriſſen wurde! Er ſpottete
aller Warnungen jeines Kollegen und jebte immer tolllühner
Da, mit einem Male {Alug das Slück um — der Heldenſpieler
verlor beträchtlich, dennoch ließ er nicht nach im Wagen, und
ſchon nach wenigen Minuten befand er ſich auf dem Punkte,
daß Schwabel vollberechtigt war, in trockenem Tone zu fagen?

„So, jest ſeid Ihr wohl am Ende der Dinge angelangt.“

Alles Blut war au3 des Heldenſpielers Antlitz gewichen.
Sr biß die Zähne feſt auf einander und trommelte mit den
Jingern.

— „h,“ rief der Baron bedauernd zu, „Sie haben wohl
kein Geld mehr? I habe ſie ausgeraubt, Da ſehen Sie,
wa8 für ein fchlimmer Menſch ich bin, Ih bitte ſich zu be⸗
dienen.“ Bei dem letzten Sabe ſchob er Edwin eine wohlge—
füllte Brieftaſche zu, Derfelbe lehnte dankend ab, wenn ſchon
mit unterdrücktem Seufzer,

„Saffen wir das Spiel für heute jein,“ meinte Schwabel,
erhebend, „ich bin müde und morgen früh ift

Wie ſchade Anßerte Eulenſtett, ſeine mit Brillanten be⸗
ſetzte Uhr ziehend, „e8 iſt noch früh an der Zeit ShreAugen,“
fuhr er naͤch kurzer Uuterbrehung zu Edwin gewandt fort,
zeigen noch keine Spur von Müdigkelt.

Das Spiel hat mich erregt,“ beſtatigte der Heldenſpieler,
„und ich könnte niich noch nicht zur Ruhe begeben.“

„So begleiten Sie mid) in die Stadt in mein Hotel“, rief
der Baron lebhaft. „Sch will dort Ihnen zum Lohn einen
Punſch brauen, der Sie über alle Spielverlufte hinweg bringt,”

Sdwin nahın die Sinladung an, und fo trennte man ſich
Schwabel ftieg fchlaͤfrig die Treppe zu feinent Zimmer empor,
während Eulenftett mit Sdwin nach kurzer Wanderung im
Hotel zum Adler anlangte, Im erften Stockwerk bewohnte

der von der




Sulenftett zwei Zimmer, Bald ſaß er mit ſeinem jungen

te

Anzızige-Blait für iömmflid}e Bezirke
Luͤlld 4 — —— 1 ipalt,
* zeile 10 Bige, bei MWiederHohungen Nabatt.
Inferate finden die weitẽſte Verbreitung.
25. Jahrgang.


aben fie aber allen Geſchuack verkoren. Inshelon⸗
* c fie fich ais Stubdirte“ viel zu vornehu.
— oder Pflug zu greifen, D, . ſich einent
Handwerk oder denı Acferbau zı wWihnren. DaS ſind
danır fog. herfehlte Sriftenzein, weldhe — un⸗
jerer Zeit eine große Gefahr bilden, weil fie die Zahl
der Unzufriedenen vermehren unD exfahrungSgemäß
den Ideen der Soctaldemokraten Teicht zugänglich
find. Hätten fie, ſtatt zU ſtudiren ein Haudwert ge⸗
fernt, fo hätten fie e& 3u etwas Tüchtigem kringen
Önnen. 5 ;
* Darum, ihr Eltern, wenn EULE Ande einen
aufgeweckten Koyf zeigen, MUr nicht gleich ans 5
diren denken! Ein fleißiger Handwerker und chreuer
BauerZmann ifl Hunderkmal beſſer als ein verſtickter
Student.“
Da aber die Eltern gewöhnlich nicht genau
wiſſen, wie ihre Kinder beraͤnlagt ſind und mur zu
gern die Talente derſelben über]häben, ſo 8 noth⸗
wendig, daß Eltern, die eine Berufgwahl für ein
Kind zu treffen häben, mit dem Geiſtlichen und
ehrer ihres Wohnbrtes Rückſprache nehmen, daß
fie ſich bet dieſen nach dem Talent, dent Flelße 8
filtlichen Betragen ihrez Kindes erfundigen und ſie
wohl auch befragen, ob dieſes ihr Kind zu diefent
oder jenem Beruf hinreichende Talente und FÄhIG-
feiten beſihe und was fie von der getroffenen Berufs—
wahl halten.
Seutſches Reich.
* Moylin, April.
— Der „Reichsanzeiger Iſt ermächtigt, zu er⸗
klären, daß ale amtlichen Veröffentlichungen Dbe-
treffend die internationale Conferenznd deren Be⸗
ſchluffe kuuftig, wie bisher, ansſchließlich durch den
„Reichsanzeiget? erfolgen werden. Hieraus ergebe
ſich, daß die vor Kurzem durch einige Zeitungen be⸗
wirkten. Veröffentlichungen als auf anıtlicher oder zur
erbreitung autoriſtrter Quelle beruhende nicht anzu⸗
ſehen ſeien! — Die auf geſtern von den Socialiſten
anberanmte Volksverſamnilung mit der Tagesord—
nuug! „Was ſoll am 1. Mai gefhchen 2“ wurde xo⸗
lizeilich nicht genehmigt. (Das beſte Meittel, Den
1. Mat zu einem echten Radautag z3U mMaden.) —
SIn den „Hamb. Nachr.“ gibt ein Münchener der
Verftimmung über den Rücktritt des Fürſten BiS-
niaͤrck duͤrch die Bemerkung AuZdruck, daß durch die
Bizmarc-Tragödie der letzle Reſt von Frohmuth und
Buverficht in „nationalen“ Kreiſen untergegangen fet.
Süäße Dder Brieffchreiber noch am früheren Aufent
hHalisort, feine. Macht der Welt würde ihn nach
Deutfchland bringen. (Wieder ein neuer Vortheil,
der der Entlaffung des Fürſten Bismarck ent{pringt.
Die Herren „MNationalen“ laſſen uns von Tag 3U-

Safte auf dem Sopha, und während beide von Ddem
duftenden Punfche nippten, blickten ſie gedankenvoll dem blauen
Kauche ihrer angezündeten Zigaretten nach.

Die Stimmung ward binnen Kurzem eine recht behagliche
und Edwin gab dem Drängen des Barons, von ſeinen Kreuz—
und Querzligen durch daz deutſche Reich zu erzählen, gern
nach. Als er endlich ſchwieg füllte Eulenſtett die Gläſex von
Neuemt und ſtieß auf ferneres gutes Einvernehmen an, Dann
ſagte er: .

„So ſehr ich auch Ihre Geſellſchaft liebe, wäre e& mir
do-h lieber, Sie nicht hier in Rechwitz zu fehen.“ Auf Edwrint
fragenden Blic fuhr ex fort. „Das hiefige Engagement laͤuft
Shrer. fünftlerifchen Ehre ſtracks entgegen, Der Komiker ift
ja ein recht lieber, braver Mann, faber paßt durchaus nicht zu
einem Künſtler Ihres Ranges.“

ſchalt

„Sie kennen ja den Zweck

Edwin ein.

„Nun gut, ſuchen Sie möglichſt bald Ihre Pflegemutter
auf und geben Sie fih ihr zu erkennen, Dann aber fort.
„Wollen Sie mir eine Freude machen, ſo folgen Sie mir, als
Lieber Gaft/ nach der Nefidenz; wir verleben Dort einige Tage
heiteren Beiſammenſeins.“ —

SIn des Heldenſpielers Antlik ftieg wiederum die Röthe
der Verlegenheit auf, „Das geht nicht an,” ſagte er nad)
Längerem Schweigen, „iO habe hier Verpflichtungen zu er-
üllen.“
| Wenn ich Sie wirklich alsS meinen Freund betrachten
joll,“ drängte der Baron, „fo ‚dürfen. Sie Tein Geheimniß vor
mir haben, Welcher Art find jene Verpflichtungen, die Ihrem
freien Willen Feſſeln anlegen?!

Edwin wollte mit der Sprache nicht heraus, do 8
ließ nicht nacd, ihn mit Fragen zu befiirinen 44
fräftige Punſch ein nicht zu unterſchatzender Bnnd da der
ſo ſchlittete der junge Schauſpieler dem Möäcen { Fgexoſſe war,
und offenbarte ihm ſeine mißliche — n jein Herg aus

Fortſetzung folgt.)

nieines Hierſeins,“


 
Annotationen