Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (27) — 1892

DOI chapter:
Nr. 141 - Nr. 150 (24. Juni - 6. Juli)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44150#0587
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
. O a S M

alität

.






le

lib

C
Laaß⸗



uoh⸗
*

den).

I


2
Biel iſt
der *
fſchlagt?
cheh



Erſchemt täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage
Samßags mit Unterhaltungsbeilage. Preis vierteljuhrlich
Mr. 1,20 ohne Trägerlohn u. Poſtouffchlag Beſtellungen
bei den Voſianſtalten n. bei der Expediuon Zwingerfiraße 7.




für $tadt



Berantwortlicher Redalteur:
Julius Jecer in Heidelberg.






Anzeige-⸗Blatt für die Amtsbezirle Heidelberg
Labenburg, Weinheim, Schhwegingen, Phılıppaburg,
Biesloch, Bruchſal, Bretten, Neckaͤrgemuͤnd, Mosbach
Eberbach, Buchen Walldůrn T.⸗Biſchoͤfsh., Werheime

——

1

Druck/ Berlag u. Expedition von Gebr Huber
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7.





—— — — — — — —
— — — — — — —


Beſtellungen

f den „Bfälzer Esten? werden fortwahrend be




ewie in anſerer Frpedition Heidelberg, Zwinger⸗
traße entgegen zenommen

— — — — —
— — — E E —

= San gelieht endlic Gwas für’s Sandwert?

Zwei und ein halbes Jahr, ſo ſchreibt der Freib.
Vote hat ſich der Bundesrath Zeit genommen,
ehe er zu dem am 20. Januar 1890 vom Reichs⸗—
tag beſchloſſenen Geſetzentwurf über
des Befähigungsnachweiſes Stellung
tahm. Vor acht Tagen endlich hat er ſich mit
dem Geſeße und den auf dasfelbe bezuͤglichen Eiugaben



allen das Handwerk betreffenden Fragen nicht blos
gehoͤrt werden kann, ſondern gutachtlich gehört werden
muß und deren Meinung praktiſch in's Gewicht fällt.
Herr v. Bötticher deutete ſeiner Zeit an, daß die
Arbeit für Einrichtung der Handwerkerkammern bereits

des Handwerks wurden privatim bereits die Grund—
züge entwickelt. Seitdem iſt trotz des im Februar
in Berlin abgehaltenen großen Handwerkertages, alles





hat, die Handwerker wieder für einige Zeit zu be—
ſchwichtigen und hinzuhalten, bis ſie ermüden oder
bis irgend ein Zufall ihre Aufmerkſamkeit auf andere



Jeine Zuftisumung verfagt.

Nachweije® für
olge gegeben.
nungen vernichtet,
Ine Meldung der „Baͤugewerks-Zeitung“
aben mögen!
hahme ſo Tanger Zeit bedurft hat, machdem Staͤats⸗
jefretär v. Bötticher

das Baugewerbe wurde keine
Damit ſind auch die ſchwachen Hoff—
welche die Handwerker jüngſt an
geknüpft







Uchweiſes für das Handwerk allgemein und für das
augewerbe im beſonderen nicht eingehen, iſt wohl
ur durch den buraukratiſchen Mechanismus erklärlich.


ittheilungen im Reichstage wäre es „éin Aufwaſchen“

Lwefen, während vielleicht jetzt neuͤer Mißmuth in
— — erregt wird.

Die Ablehnung des Geſetzes durch den Bundesrath

34 nun aber hoffentlich den ernſten Anfang in
N

® gejammten Handwerks in Handwerl8-
Ammern. Man Hat dem Handwerker in Ausficht
Lſtellt, daß dieſe Handwerkerkammern dem Handwerk
. dem verhelfen ſollen, was es bisher auf dem Wege
3 Innungsweſens anſtrebte, vor allem Regelung
Lehrliugsweſens zum Züeck einer gründlichen
Wbildung ſowohl ſbie zum Zweck einer tüchtigen
raliſchen Erziehung, ſodann eine geſetzliche Vertretung
eWVaͤndwerks, die als begulaͤchleude Behoͤrde in
l— ———— — 3

Im Haufe des Dorfdoktors.

Original Erzählung von Mary Dobſon.
Nachdruck verb.)

Iuch den Kindern that ſie gut, und friſch und leb—
4 blidten fie mit Dden — blauen Augen unter
teroben Strohhüten hervor die ſie der Sonne wegen
u en mußten, ihre kräftigen, dicken Händchen abex oft ge-
89 alS läftig bei Seité warſen Frau Eichsfeld haͤlte
Lrum Nachricht von ihrer Schwaͤgerin. und dieſe ihr
* großen Freude auch einen Brief ihres Gatten ge—
yeder mit andern nochmals auf hoher See einem hHeim-
Schiffe ühexgehen und ſo an ſeine Beſtimmuns
ot wor! Caͤpitaͤn Eichsfeid jDhickte günftige Nach-
higften' und da die ä{ai)rt eine ſchnelle war, hoffte er bal-
von den Hafen von Arica zu erreichen. Frau Frank ſchrieb
der KD und ihrer Hamilie, bat um Nachricht von ihr und
iamglemen Anna, wie auch um einen Brief für ihren
an F den deſſen Rheder mit einer größeren Sendung
* eſergen wWolle. ;
nrfüu Eichsfeld ſchrieb die begehrten Briefe und mit

3)

die e

Einbreg . Dannes befuchen wollte, Sie Kehrten erft bei
Anem Dender Nacht zurük und hatten das Unglüc, von
dem g@emttter überxaſcht zu werden. Da ſich ihnen auf
— Wege kein Unterkommen darbot, ſie aber den
dem 4 Bäume nicht aufjuchen wollten, wurden fie auf
%rnaen Wege ganz durchnaͤßt.
Daren s Eihsjeld und Dr. Braun, welche dies gefürchtet,
— en in der groͤßten Beſorgnitz und Exſtere
Möali € Borfkehrungen getroffen, un fie ſo ſchnell wie
ſ ber — haſſen Kleider zu entledigen und mit trockenen
ET q S3 dies nach ihrer Ankhunit geidägßen‚ begaben
°rmtenugmütf) des Dorfdoetors ſofoͤrt in die wohldurch⸗
Sehen. etten, um jeder erniten Ertäſtung zu ent-

aud).fsg)be“‘ alle Hausgenoſſen ſich zur Ruhe begeben und
Sattin n'„ä"‘lun fein Schlafaimmer auffuchte, fand er k‚Ig_ine
Wachend, und in KoOtlider Erregung erflärte




f

£


Auf allen Gebieten der Reichspolitik zeigt es ſich
immer deutlicher, daß auf einen ſehr erfreulichen

fall in's alte Bismarck ſche Geleiſe ſtattgefunden hat.
ja jetzt die Handwerkerkammern
in Ausſicht geſtellt. Hoffen wir, daß die Regierung
recht bald energiſche Schritte zur Bildung diefer Ein—
richtung thut, und daß nicht das Hineinregieren der

das gutgemeinte Werk von vornherein verpfuſchen!

Drei Soldatenfhinder




O von Untergebenen und wegen Anmaßung der

und Robert Benedens,




v. J., jedesmal Abends zwiſchen 6 und 9 Uhr und
namentlich am 5. Dez. v. J. ſeinem Zimmer die
Gemeinen Grauec, Meitinger, Buſch, Fronhäuſer,
Schloſſer, Müller, Rotter, Gropp, Schiener, Strauß,
Sorg, Weidenthaler und Biermaier aus Strafe des—
halb, weil Grauer den Uuteroffizier Benedens nicht
mit der Charge anſprach, die übrigen, theils weil ſie


5 ihm eine Mittheilung machen zu müſſen. Eine Frage
einerſeits zuvorkommend, erklärte fie ihm, daß eine in den
eberen Räumen des Hauſes wohnende Frau, wo ſie und
ihre Conſine mit ihrer Tochter geweſen, an einem tybhus
artigen Fieber erkrankt ſei und der ſie behandelnde Krzt
an deren Aufkommen zweifle.

Sophien Verwandte,! fügte ſie hinzu, „waren ge—
piſſermaßen erſchrocken, als ſie uns kommien fäheü, doͤch haͤt
ſie * nichtS ven dem Krankheitsfall erfahren Mir aber
* ie Mittheiluns dapon gemacht, damit für alle Faͤlle

u davon unterrichtet würdeſt!“

Ein Typhusfall in Birkenfelde, wohin ich übrigens
nur ſlien fomme, iſt mix gänzlich unbekannt,“ erwidexte
nachdenklich Dr. Braun, „ſonnt —— ich natürlich die Fahrt
nicht geſtattet. Es iſt gut, daß ich Kenntniß davon habe
und werde ich Sophie um fo genauer beobachten.
wegen, da Zu ſchon mit Kranken allex Art in Berührun
gekommen biſt, hege ich keine Furcht, doch haben wir au
an Agnes und die Kinder zu denken !“

„Wenn wir aher die Krankheit mitgebracht hätten,“
ricf, ſich ſchnell aufrichtend, Frau Dr. Braun.

„Rege DihH nicht unndthig auf, Clara,“ beruhigte ſie
ihr, Gatte. „Hoffentlich wird auch der Fall Feine Hlimmen
Folgen haben, doch müſſen wir gefaßt das Kommende er—
warten !” — —

Zu aler Freude ſchien ſich dieſe Hoffnung zu erfüllen,
denn nach einer ungeftörten Nachtruhe trafen ſämmtliche
Verwandte 4 am Frühſtückstiſch, die beiden Couſinen mit
ihren Heinen Zöchterchen, um ihnen, der Gewohnheit ge-
mäß, ihr ergteé Mahl zu reichen. Der Beſuch und die
Rückkehr wuxden nochmals beſprochen, und gluͤcklich, alle
Gefahr überſtanden zu haben, thaten die Betheiligten dies
in lebhafter Weiſe.

Leider aber blieh dennoch die vexhängnißvolle Fahrt
* ohue Foͤlgen Schon am dritten Tage naͤch derfelben
lelte ſich bei Frau Engelhert ein Erkältungsfieber ein, ſo
Braun es gerathen fand die kleine Hedwig von
ihr zu trennen und auf deren Wunſch Frau Eichsfeld zu
übergeben. Er hatte zwax einen Augenblick dahei gezoͤdert
wenn aber die Kleine den Anſtecküngsſtoff ſchon in ſich





chen ließ. Während bei Allen weitere Folgen, als

die einer größeren oder vollſtändigen Ermuduͤng nicht

eintraten, kam der Gemeine Grauer ſehr ſchlimm weg;

derſelbe mußte dieſe Uebung etwa 100mal machen, u.
ſelbſt dann noch, als er ausrief „ich kann nicht mehr.“
— Kurze Zeit darauf kim der ſo ſchändlich mißhan—
delte Grauer ins Lazareth, es hatte ſich eine Nerven—
dehnung und eine Laͤhmung des Zwergfelles einge—
ſtellt, welches Leiden zur Zeit noch nicht gehoben iſt
und Grauer als vollſtändig erwerbsunfähig vorläufig
auf 2 Jahre penſionirt werden mußte. — Dieſe un⸗
menſchlichen Uebungen mußten auch der Gemeine Sorg
und Biermeier durchmachen, obwohl erſterer fruͤher
einen Schlüſſelbeinbruch, letzterer einen Armbruch er⸗
litten hatten. — Kunder gibt zu ſeiner Vertheidigung
an: Dieſe Uebungen ſollten keine Strafen ſein, ſon⸗
dern lediglich eine Uebung, muß aber dann doͤch zu—
geben, daß er ſie damit ſtrafen wollte; im Uebrigen
iſt er geſtändig. — Benedens ließ in der gleichen
Zeit die Gemeinen Diſchler, Friedrich, Meſtinger,
Steiner und Rother die gleichen Uebungen als Sira—
fen 20 bis 30 Mal, leßteren 40 Mıl ausführen; er
gibt dies zu und bemerkt, er habe es in ſeiner Re—
krutenzeit auch ſo machen müſſen. — Endlich iſt
Fiedler beſchuldigt, den obengenannten, ſehr bedauerns-
werthen Grauer am 6. Dez v. J dreimal nachein⸗
ander von ſeinem im dritten Stocke beſindlichen Zim—
mer in die im Parterre gelegene Cantine mit dem
Befehl geſchickt zu haben, den Sergeanten Diehlen zu
holen, und als er das drittemal faͤſt außer Athem zu
ihm zurückkam, befahl er ihm, anders zu ſchnaufen,
was dieſer aber nicht konnte, worauf er ihm mit einem
Ausklopfſtecken mehrere Hiebe über den dtücken und
einen Fauſtſtoß an das Kinn gab, daß er aus dem
Munde blutete: Fiedler muß dies zugeben, will ſich
aber damit entſchuldigen, daß er ihm nicht glaudte,
daß er ſo gelaufen ſei. Ferner iſt Fiedler beſchuldigt
den Gemeinen Sorg in der Weiſe mißhandelt zuͤ
haben, daß er eines Tages im Dezember Abends den⸗
ſelben auf einen Stuhl ſteigen ließ ihm eine Schnur
um den Hals legte, das andere Ende der Schnur an
einem an der Decke befindlichen Lampenhaken befeſtigte
und ihn dann die Kniebeuge mehrmals ſo tief machen
ließ, daß ſich jedesmal die um den Hals gelegte
Schlinge zuſammenzog, ſchließlich befahl er ihm voͤm
Seſſel hexabzuſpringen, ¶ was dieſer jedoch nicht that,
da er ſich ſonſt erhängt hätte. ()Bei dieſein geradezu
an Grauſamkeit grenzenden Fall gibt Fiedler an, er
habe erfahren, daß Sorg einmal das Bett näßte und
da habe er aus Spaß zu ihm geſagt, wenn er dies

— — — —



aufgenommen, ſo waren auch die dafür empfänglichen
Hausgenoſſen nicht mehr frei dapon, dann aber mußte ge-
l)d%eben' was die Borjehung verfügt und keine nienfchlich
Nacht xoch Kunſt zu hindern vermochte
Und diefe hatte Traurige3 bejtimmt. Frau Engelbexts
Zuitand verjhlimmerte ſich ſchnell und in hohemn Grade,
und fo fonnte Dr. Braun es fich nicht verhehlen, daß ihre
Kxankheit tgphöfer Art geworden, doch theilte er dies nur
ſeiner Gattin mit, — mit einer Frau des Dorfes ihre
Coufıne pflegte. Eiumal im Hauſe aber wirkte der Anſteck
ungoſtoft weiter und auch Frau Eichsfeld ward davon er
griffen doch woͤllte ſie, nur an ein Erkäͤltungsfieber denkend,
ſich von den Kindern nicht trennen Sie Hielt jedoch ge-
vathen, ihre Schwägerin von ihrer Erfrankung davon in
Kenntnig zu ſetzen und auf ihren Wunih ſchrieb ihre
Couſine an * —
erfubr. auch ſchon ihres abweſenden Bruders

einſtimmung mit ihrem ihre Gefühle theilenden Gatten
machte ſie Frau Eichsfeld den Vorſchlag, falts fie es wünſche
kommen zu wollen.

Hierauf exfolgte umgehend Frau Dr. Braun's Erwide⸗
rung, dies hald moolichſt zu thun. Gleichzeitig ſchrieb ſie ihr
eingehend über Zrau Engelbert’3 Krankheit, und überließ
ihr darnach die Entſcheidung dex Reiſe Frau Frant aber
fürchtete keine Anſteckung, und ihr Enſſchluͤß, nach Walldorf
zu gehen, ſtand feſt, ehe noch ihr Gaͤtte zur gewohnten
Tuͤchzeit kan Ihm dieſen mittheilend, gewaͤhrte ſie feine
bedenkliche Miene, wußte aber jeine Befürchtungen zu be-
ſchwichtigen und fügte ſchließlich hinzu:

* muß {chon Adolf wegen gehen, Lieber Frank.
der ſtets ſich ſo brüderlich gegen un bewiejen. Er würde
e3 mir nie verzeihen, woͤllte ich nicht jeßt den dringenden
Vunſch ſeiner Frau erfügen, die. ihi ſibex alles theuer
iſt, Hiex werde ich alle Einrihtungen treffen, daß du
4 vielleicht einige Wochen nicht * jehr entbehrit !“ —

erabredetermaßen langte Frau Frank in Walldarf an,
und vard von Jrau Dr Braun, wẽlche ihr einen Wagen
entgegen geſchickt, empfangen. \



Gortſetzung folgt)


 
Annotationen