; &i
— Brei8 bierteljährli a
81 jährlich Mk. 1.20 ohne Trägerlohn u. Poſt-
muſſchlag. i 55 e u. bei der
3 edition Zwingerſtraße (
Kedakteur: 5 S
Anzeige⸗ Blatt für die Amtsbezirfe Heidelberg,
Ebrach, Ginsgeim, Chbingen, Weirheim Sedwesi
gen, Wiesloch, Bruchſal, Bretten, Mosbach,
Tauberbiſchofsheim, Walldürn de.
u. Verlag chehr huber, Heide
Hauptſtr 121, Heidelberg.
**
E
3 An
5 U Badiſche Rundſchau.
2 Jetzt hab' ich den Schnee und die Kälte ſatt“
Ifo hört man allenthalben klagen. Aber der Winter
iſt ein garſtiger Geſelle; er bleibt allen Klagen zum
Trotze bei uns, ſo lange es ihm gefällt und fragt
; e ob er angenehm oder unangenehm ſei. Er
leibt —, bis ein Stärkerer kommt, und dies iſt der
Frühling, der ihn noch jedes Jahr beſiegt hat und
auch wohl in dieſem Jahre unterkriegen wird.
Trotz Schnee und Eis herrſcht in der Politik ſehr
das Leben. Droben auf dem Schwarzwalde liegt
das Städtchen Bonndorf. Dortſelbſt, auf hoher
Wocht, hauſt ein gewaltiger Herr, als Amts vorſtand
unter ſeinen Getreuen. Auch auf dieſer hohen Wacht,
oft umtoſt von rauhen Nordlandsſtürmen, wurde
Kaiſer Geburtstag gefeiert und Herr Oberamtmann
! b\"mm Waßmannsdorf heißt der Gewaltige — hielt
die treffliche Feſtrede. Wohl kreiſten die Pokale,
wohl perlte der Wein: Aber der Feſtredner konnte
nicht recht froh werden, wenn er von ſeiner hohen
Wacht aus einen Blick auf das Vaterland warf. Von
deutſche Volk einſtürmen, — von rechts und von der
Mitte, das Centrum, die Reaktion, der Rückſchritt
von links: die böſe Sozialdemokratie. Entſetzlich!
Schade, daß der Mann nicht Reichskanzler iſt, um
das deutſche Volk beſſer ſchützen zu können vor den
finſteren Gewalten der Konſervativen, des Centrums
und der Sozialdemokratie!
wenn bei einer Kaiſers Geburtstags⸗FJeier ein Amts-
ſtaatserhaltender Parteien beleidigt? Kaiſers⸗Geburts-
lag iſt nicht bloß für die Nationalliberalen da, ſon-
dern auch für das Centrum und wir Ceutrumsleute
ſind zum mindeſten ebenſo gute Patrioten, wie die
Nationalliberalen, die, wenn der Fürſt nicht ihren
Willen thut, ſich gerne auf ihre republikanischen
Grundſätze beſinnen.
„Ein großes Wort“ hat der Abg. Fieſer gelaſſen
ausgeſprochen. Zeigt die Regierung die Abſicht, ſo
meinte er, ihre eigenen Wege zu gehen, dann wird
die nationalliberale Partei im Vertrauen auf ihre
Kraft und ihre Wurzel im Volke ſofort der Regierung
geſchloſſen gegenübertreten. Stolz lieb
Vbanier! ſcheint Fieſers Grundſatz zu ſein. Aber
er Stolz dürfte ſehr gedemüthigt werden, wenn die
. Nationalliberalen ohne oder gar gegen die Regierung
in den Wahlkampf kreten müßten.
Tüftet im Winter.
Von Dr. med. G. Holländer.
; (Schluß.)
100 es kommen gerade in der kalten Jahreshälfte
ach verſchiedene andere Faktoren hinzu, durch die die
ena merluft mehr als im Sommer verſchlechtert wird Der
Hef, derſelben iſt die Heizung. Es giebt nur ſehr wenig
fi efen, die ſo dicht find, daß ſie durchaus nichts von den
05 bei der Verbrennung der Feuerungsmaterialien bil-
den Rauchgasen an ihre Umgebung abgeben. Riſſe und
prünge, ſchlecht ausgefüllte Fugen und mangelhaft ſchlie-
5 5 Thüren, ſie alle können als Eingangspforte dienen,
85 e in das Zimmer treten.
ehr häufig wird die Anſicht ausgeſprochen, daß der
Baus zwar etwas Läſtiges, Unangenehmes und
liches, nicht aber etwas Ungeſundes ſei. In früherer Zeit
it man noch weiter gegangen und hat nachzuweiſen ge-
ſucht, daß der Rauch geradezu heilſam wäre, indem er
zerſtörend auf die damals angenommenen Miasmen wirke.
Heute; wo man ganz andere Anſichten über die Verbrei-
; b\‚mgämetje der Anſteckungskrankheiten hat, hat man zwar
ieſe Meinung fallen laſſen, ſchlägt aber die Schädlichkeit
er Rauchgaſe immer noch zu gering an. Viele Sorten
entwickeln bei der Verbrennung ſchweflige Säure,
auch bei dem Fehlen der ſchwefligen Säure iſt der ſoge-
. nannte Kohlendunſt nicht nur läſtig, ſondern auch gefähr-
5 Die Schon der Volksmund ſpricht von einem Kohlengift.
Dieſes Kohlengift beſteht aus einer Miſchung von bei
weitem überwiegender Kohlenſäure und don Kohlenoryd
mit einer kleinen Menge Waf
ein Feind, der durchaus zu fürchten iſt, beſonders weil er
nicht ſelten ſein Opfer heimtückiſch überfällt. Wiederholt
at es ſich ereignet, daß Kohlendampf der im Parterre zur
utwickelung kam, durch die Poren der Zwiſchengeſchoß-
fände in die oberen Etagen und Zimmer drang und dort,
wo gar nicht geheizt wurde, Perſonen vergiftete. Dazu
hat dieſes Mal die Regierung den Nationalliberalen
nicht geholfen — und was iſt die Folge? Sie ſind
zur Bedeutungsloſigkeit herabgeſunken. Aehnlich ginge
es in Baden. Im Volke hat der Nationalliberalis-
mus keine Wurzel mehr. „Die ultramontane Partei“,
meint Fieſer weiter, „ſei die geborene u. die geſchworene
Feindin aller bürgerlichen u. perſönlichen Freiheit.“ Dies
behauptet ein Mann, der an dem Kulturkampfe
einen hervorragenden Antheil hat, der dazu mithalf,
unſchuldige Prieſter, bloß weil ſie ihrer Pflicht nach
handelten, ins Gefängniß zu werfen, der heute noch
den kath. Ordensperſonen verbietet, auf badiſchem
Boden nach ihrer Facon ſelig zu werden, der für
Beſchränkung der Freiheit bei Gemeindewahlen, poli-
tiſchen Wahlen, bei Wahlbeeinfluſſungen durch Be-
amte u. ſ. w. ſprach und ſtimmte.
Fragen hat das Centrum die Freiheit vertheidigt
gegen Fieſer und Genoſſen. Der Liberalismus kann
ſeine Natur nicht verleugnen. Er vertheidigt nur
die Freiheit, die für ihn nützlich iſt. Er iſt ein An-
hänger der conſtitutionellen Monarchie, ſo lange dieſe
ſeine Zwecke fördert; verſucht aber die Monarchie ihre
eigenen Wege einzuschlagen, etwa chriſtlich⸗conſerva-
tive Politik zu treiben, dann ſagt er mit Karl von
Rotteck: „Nur die Republik iſt gerecht, nur die Re-
publik iſt gut.“ Gelegentlich der Schulgeſetzvorlage
mußte das auch unſer Kaiſer erfahren. Freiheit für
ſich, Knechtſchoft für andere, die nicht liberal ſind!
Dies iſt die Loſung des Liberalismus.
Dem ruſſiſchen Handels vertrage wer-
den vielfach die Niedrigkeit des Getreidepreiſes, über-
haupt die Nothlage der Landwirthſchaft zugeſchrieben.
Man tadelt jene Abgeordneten, die für den Abſchluß
dieſes Handelsvertrages geſtimmt und gewirkt haben.
Speziell aus dem Wahlkreiſe des Abgeordneten Frhr.
v. Buol ſind mir vielfache Aeußerungen der Unzu-
friedenheit bekannt. Dem gegenüber iſt es nothwen-
dig, auf die wirkliche Sachlage hinzuweiſen. Die
Einfuhr von Roggen aus Rußland nach Deutſchland
hat ſeit dem Abſchluſſe des Handelsvertrages nicht
nur nicht zugenommen, ſondern ſie hat ſich ſogar
vermindert. Die Einfuhr von Roggen aus Rußland
kann alſo auch nicht die Getreidepreiſe herabgedrückt
haben. Aehnlich liegen die Verhältniſſe mit dem
Hopfen. Seit Inkrafttreten des Handelsvertrages ſind
aus Rußland nach Deutſchland 317 Doppelcentner
Hopfen eingeführt, dagegen 4961 Doppelcentner Hop-
fen von Deutſchland nach Rußland ausgeführt wor-
verräth ſich der Kohlendunſt keineswegs immer durch einen
unangenehmen und auffallenden Geruch. Wenn nun auch
nicht unter gewöhnlichen Verhältniſſen aus den Feuerungs-
anlagen ſolche Kohlendunſtmengen ſich unter die Zimmer-
luft miſchen, daß eine förmliche Vergiftung herbeigeführt
wird, ſo ſind doch oft mancherlei unerklärliche Beſchwer-
den, wie Kopfweh, Schwindel, Schläfrigkeit, Denkſchwierig-
keit und erſchlaffende Mattigkeit, nur dadurch bedingt, daß
ſich kleinere Mengen Kohlendunſt in der Zimmertuft
vorfinden. Die Oeffnung des Fenſters während fünf
Minuten befreit uns häufig von allen dieſen Erſcheinungen
— weil an die Stelle des Kohlendunſtes reine Luft getre-
ten iſt. ; ;
Uebrigens laufen wir leicht Gefahr, aus Wärmebedürf-
niß unſere Zimmer zu überheizen und dadurch die Aus-
trocknung der Zimmerluft zu h Dieſer trockenen,
warmen Luft muß aber eine begünstigende Mitwirkung
für die Entſtehung von drei gefürchteten Krankheiten,
Katarrh, Croup und Diphtherie, zugeſchrieben werden Die
Luft, die wir einathmen, nimmt zu ihrer Sättigung Waſſer
aus den Athmungsorganen auf. Wenn ſie nun in dem
von den Drüſen der Athmungsorgane abgeſonderten Schleim
nicht die zu ihrer Sättigung ausreichende Feuchtigkeits-
menge vorfindet, ſo entzieht ſie auch den Zellen Waſſer,
deren Funktion aber mit der Austrocknung zu Ende geht.
Dann kommt es zu jener Reizerſcheinung der Schleimhaut
der Luftwege, wie wir das Katarrh bezeichnen, und zu-
gleich damit wird ein günſtiger Boden geſchaffen, auf dem
ſich Croup und Diphtherie entwickeln können. Es iſt daher
auf die Forderung voller Nachdruck zu legen, daß ſich die
Wohnungen durch ihre Heizvorrichtungen im Winter nicht
gar zu ſehr von dem Waſſergehalt der Außenluft entfernen,
Um die Austrocknung der Zimmerluft zu vermeiden, hat
man vorgeſchlagen, Schalen mit Waſſer in oder auf die
Oefen zu ſetzen, damit es verdampft und den Waſſergehalt
der Stubenluft erhöht. Allein dies birgt den Uebelſtand
in ſich, daß man die Luft ebenfalls in unzuträglicher Weiſe
zu feucht machen kann, und darum iſt es einfacher und
zweckmäßiger, 1 0 eine wiederholte Lüftung den Feuch-
e tigkeitsgehalt der Zimmerluft zu regeln.
trag an der Niedrigkeit der Preiſe nicht ſchuld war.
Dagegen hat die Induſtrie, z. B. die Eiſeninduſtrie
delsvertrag erlangt. Man kann alſo ſagen: Der
den Ge-
treidepreiſen nicht geſchadet — andere
duſtrie hat er genützt. Es
Mißtrauen gegen die Abgeordneten, die für denſelben
geſtimmt haben, ganz ungerechtfertigt. ;
Deutſches Reich.
‘ Berlin, 15. Febr.
Die Miniſter
v. Boetticher, Boſſe, Miquel, Köller und der Kriegs-
miniſter ſandten Schreiben, worin ſie ihre Sympathie
ausſprechen, ſowie ihr Bedauern, verhindert (2) zu
Andere hoben die Nothwendigkeit der Gründung von
Die Ver-
Einverſtändniß mit dieſen Ausführungen erklärte, und
wählte einen Ausſchuß zur Ausführung des Planes.
— Die im Auftrage des Landwirthſchaftsminiſters
von der Deputation des Veterinärweſens am 4. Aug.
v. J. geſtellte Preisaufgabe betr. den Anſteck-
ungsſtoff der Maul⸗ und Klauenſeuche wird,
da keine der 10 eingeſandten Bewerbungsſchriften ge-
— Der Antiſemit Abg. Böckel nahm die Duell-
forderung des Abg. Liebermann v. Sonnenberg an.
(Liebermann hat auch für das Umſturzgeſetz rückhaltlos
geſtimmt!) — Die antiſemitiſche Reichstagsfraktion
hielt heute eine große Antiſemitenverſammlung ab,
entgegenzutreten.
— die ſozialdemokratiſche Preſſe Deutſchlands
umfaßt in dieſem Quartal 130 Blätter; Centralorgane
ſind bekanntlich der Vorwärts, der Sozialdemokrat u.
die wiſſenſchaftliche Wochenſchrift Die neue Zeit. Täg-
Eine weitere Quelle für die Verunreinigung gibt die
im Winter nothwenige längere künſtliche Beleuchtung ab.
Die Produkte der Luftverunreinigung durch Leuchtmaterial
ſind faſt die gleichen, wie jene, die durch die Heizung im
ſäure und der Waſſerdampf, mit deren Erzeugung eine
Luftverſchlechterung durch Sauerſtoffzehrung einhergeht.
Das Verhältniß zwiſchen Kohlenſäurebildung und
dampfbildung iſt bei den einzelnen Beleuchtungsmitteln
von ihrer Zuſammenſetzung abhängig Bei dem waſſer-
ſtoffreichen Leuchtgas herrſcht der Waſſerdampf vor, wüh-
rend bei den übrigen Stoffen wie Oelen und Kerzen, die
Kohlenſäure die Hauptmenge der Verbrennungsprodukte
darstellt. In dem Kohlenoxyd und den Kohlenwaſſerſtoffen
enthalten die Verbrennungsgaſe der Leuchtflammen zudem
Stoffe, die direkt giftig wirken. Die Kohlenwaſſerſtoffe bil-
den ſich beim Flackern des Lichtes, weshalb jede offene
Flamme unzweckmäßig iſt. Eine unvolllommene Verbren-
nung findet auch bei übermäßig groß gehaltener Flamme
oder bei zu kleiner Flamme in den Lampen mit Cylindern
ſtatt. Außerdem entſtehen bei jeder Leuchtflamme Unter-
ſalpeterſäure und Ammoniak, 8 105 auch Schwefelſäure,
10 e für die menſchliche Geſundheit nicht gleichgül-
ig ſind.
„Reine Luft ist ein wahres Lebenselixir. Es tagtäg-
lich zu ſich zu nehmen, ſollte ein Jeder bedacht ſein, der
für ſeine Geſundheit und ſeinen Körper beſorgt iſt.
Darum beherzige man die Mahnung: „Lüftet im
Winter!“
Humoriſtiſches. '
— —(Geiftvolle Unterhaltung) Durchlaucht
„Sie ſind Oberförſter?“ — Oberf, „Jawohl, Durchlaucht!“
— Durchl. (nach einer Weile); Sie heißen Reinhold?“ —
Oberf.: „Jawohl, Durchlaucht! — Durchl, (wieder nach
Auel eech. Durch nach langeren Nag
17 wo - „ b . 1 5
benten plötzlich voller Freude): „Ach, dann ſind Sie ja
— Brei8 bierteljährli a
81 jährlich Mk. 1.20 ohne Trägerlohn u. Poſt-
muſſchlag. i 55 e u. bei der
3 edition Zwingerſtraße (
Kedakteur: 5 S
Anzeige⸗ Blatt für die Amtsbezirfe Heidelberg,
Ebrach, Ginsgeim, Chbingen, Weirheim Sedwesi
gen, Wiesloch, Bruchſal, Bretten, Mosbach,
Tauberbiſchofsheim, Walldürn de.
u. Verlag chehr huber, Heide
Hauptſtr 121, Heidelberg.
**
E
3 An
5 U Badiſche Rundſchau.
2 Jetzt hab' ich den Schnee und die Kälte ſatt“
Ifo hört man allenthalben klagen. Aber der Winter
iſt ein garſtiger Geſelle; er bleibt allen Klagen zum
Trotze bei uns, ſo lange es ihm gefällt und fragt
; e ob er angenehm oder unangenehm ſei. Er
leibt —, bis ein Stärkerer kommt, und dies iſt der
Frühling, der ihn noch jedes Jahr beſiegt hat und
auch wohl in dieſem Jahre unterkriegen wird.
Trotz Schnee und Eis herrſcht in der Politik ſehr
das Leben. Droben auf dem Schwarzwalde liegt
das Städtchen Bonndorf. Dortſelbſt, auf hoher
Wocht, hauſt ein gewaltiger Herr, als Amts vorſtand
unter ſeinen Getreuen. Auch auf dieſer hohen Wacht,
oft umtoſt von rauhen Nordlandsſtürmen, wurde
Kaiſer Geburtstag gefeiert und Herr Oberamtmann
! b\"mm Waßmannsdorf heißt der Gewaltige — hielt
die treffliche Feſtrede. Wohl kreiſten die Pokale,
wohl perlte der Wein: Aber der Feſtredner konnte
nicht recht froh werden, wenn er von ſeiner hohen
Wacht aus einen Blick auf das Vaterland warf. Von
deutſche Volk einſtürmen, — von rechts und von der
Mitte, das Centrum, die Reaktion, der Rückſchritt
von links: die böſe Sozialdemokratie. Entſetzlich!
Schade, daß der Mann nicht Reichskanzler iſt, um
das deutſche Volk beſſer ſchützen zu können vor den
finſteren Gewalten der Konſervativen, des Centrums
und der Sozialdemokratie!
wenn bei einer Kaiſers Geburtstags⸗FJeier ein Amts-
ſtaatserhaltender Parteien beleidigt? Kaiſers⸗Geburts-
lag iſt nicht bloß für die Nationalliberalen da, ſon-
dern auch für das Centrum und wir Ceutrumsleute
ſind zum mindeſten ebenſo gute Patrioten, wie die
Nationalliberalen, die, wenn der Fürſt nicht ihren
Willen thut, ſich gerne auf ihre republikanischen
Grundſätze beſinnen.
„Ein großes Wort“ hat der Abg. Fieſer gelaſſen
ausgeſprochen. Zeigt die Regierung die Abſicht, ſo
meinte er, ihre eigenen Wege zu gehen, dann wird
die nationalliberale Partei im Vertrauen auf ihre
Kraft und ihre Wurzel im Volke ſofort der Regierung
geſchloſſen gegenübertreten. Stolz lieb
Vbanier! ſcheint Fieſers Grundſatz zu ſein. Aber
er Stolz dürfte ſehr gedemüthigt werden, wenn die
. Nationalliberalen ohne oder gar gegen die Regierung
in den Wahlkampf kreten müßten.
Tüftet im Winter.
Von Dr. med. G. Holländer.
; (Schluß.)
100 es kommen gerade in der kalten Jahreshälfte
ach verſchiedene andere Faktoren hinzu, durch die die
ena merluft mehr als im Sommer verſchlechtert wird Der
Hef, derſelben iſt die Heizung. Es giebt nur ſehr wenig
fi efen, die ſo dicht find, daß ſie durchaus nichts von den
05 bei der Verbrennung der Feuerungsmaterialien bil-
den Rauchgasen an ihre Umgebung abgeben. Riſſe und
prünge, ſchlecht ausgefüllte Fugen und mangelhaft ſchlie-
5 5 Thüren, ſie alle können als Eingangspforte dienen,
85 e in das Zimmer treten.
ehr häufig wird die Anſicht ausgeſprochen, daß der
Baus zwar etwas Läſtiges, Unangenehmes und
liches, nicht aber etwas Ungeſundes ſei. In früherer Zeit
it man noch weiter gegangen und hat nachzuweiſen ge-
ſucht, daß der Rauch geradezu heilſam wäre, indem er
zerſtörend auf die damals angenommenen Miasmen wirke.
Heute; wo man ganz andere Anſichten über die Verbrei-
; b\‚mgämetje der Anſteckungskrankheiten hat, hat man zwar
ieſe Meinung fallen laſſen, ſchlägt aber die Schädlichkeit
er Rauchgaſe immer noch zu gering an. Viele Sorten
entwickeln bei der Verbrennung ſchweflige Säure,
auch bei dem Fehlen der ſchwefligen Säure iſt der ſoge-
. nannte Kohlendunſt nicht nur läſtig, ſondern auch gefähr-
5 Die Schon der Volksmund ſpricht von einem Kohlengift.
Dieſes Kohlengift beſteht aus einer Miſchung von bei
weitem überwiegender Kohlenſäure und don Kohlenoryd
mit einer kleinen Menge Waf
ein Feind, der durchaus zu fürchten iſt, beſonders weil er
nicht ſelten ſein Opfer heimtückiſch überfällt. Wiederholt
at es ſich ereignet, daß Kohlendampf der im Parterre zur
utwickelung kam, durch die Poren der Zwiſchengeſchoß-
fände in die oberen Etagen und Zimmer drang und dort,
wo gar nicht geheizt wurde, Perſonen vergiftete. Dazu
hat dieſes Mal die Regierung den Nationalliberalen
nicht geholfen — und was iſt die Folge? Sie ſind
zur Bedeutungsloſigkeit herabgeſunken. Aehnlich ginge
es in Baden. Im Volke hat der Nationalliberalis-
mus keine Wurzel mehr. „Die ultramontane Partei“,
meint Fieſer weiter, „ſei die geborene u. die geſchworene
Feindin aller bürgerlichen u. perſönlichen Freiheit.“ Dies
behauptet ein Mann, der an dem Kulturkampfe
einen hervorragenden Antheil hat, der dazu mithalf,
unſchuldige Prieſter, bloß weil ſie ihrer Pflicht nach
handelten, ins Gefängniß zu werfen, der heute noch
den kath. Ordensperſonen verbietet, auf badiſchem
Boden nach ihrer Facon ſelig zu werden, der für
Beſchränkung der Freiheit bei Gemeindewahlen, poli-
tiſchen Wahlen, bei Wahlbeeinfluſſungen durch Be-
amte u. ſ. w. ſprach und ſtimmte.
Fragen hat das Centrum die Freiheit vertheidigt
gegen Fieſer und Genoſſen. Der Liberalismus kann
ſeine Natur nicht verleugnen. Er vertheidigt nur
die Freiheit, die für ihn nützlich iſt. Er iſt ein An-
hänger der conſtitutionellen Monarchie, ſo lange dieſe
ſeine Zwecke fördert; verſucht aber die Monarchie ihre
eigenen Wege einzuschlagen, etwa chriſtlich⸗conſerva-
tive Politik zu treiben, dann ſagt er mit Karl von
Rotteck: „Nur die Republik iſt gerecht, nur die Re-
publik iſt gut.“ Gelegentlich der Schulgeſetzvorlage
mußte das auch unſer Kaiſer erfahren. Freiheit für
ſich, Knechtſchoft für andere, die nicht liberal ſind!
Dies iſt die Loſung des Liberalismus.
Dem ruſſiſchen Handels vertrage wer-
den vielfach die Niedrigkeit des Getreidepreiſes, über-
haupt die Nothlage der Landwirthſchaft zugeſchrieben.
Man tadelt jene Abgeordneten, die für den Abſchluß
dieſes Handelsvertrages geſtimmt und gewirkt haben.
Speziell aus dem Wahlkreiſe des Abgeordneten Frhr.
v. Buol ſind mir vielfache Aeußerungen der Unzu-
friedenheit bekannt. Dem gegenüber iſt es nothwen-
dig, auf die wirkliche Sachlage hinzuweiſen. Die
Einfuhr von Roggen aus Rußland nach Deutſchland
hat ſeit dem Abſchluſſe des Handelsvertrages nicht
nur nicht zugenommen, ſondern ſie hat ſich ſogar
vermindert. Die Einfuhr von Roggen aus Rußland
kann alſo auch nicht die Getreidepreiſe herabgedrückt
haben. Aehnlich liegen die Verhältniſſe mit dem
Hopfen. Seit Inkrafttreten des Handelsvertrages ſind
aus Rußland nach Deutſchland 317 Doppelcentner
Hopfen eingeführt, dagegen 4961 Doppelcentner Hop-
fen von Deutſchland nach Rußland ausgeführt wor-
verräth ſich der Kohlendunſt keineswegs immer durch einen
unangenehmen und auffallenden Geruch. Wenn nun auch
nicht unter gewöhnlichen Verhältniſſen aus den Feuerungs-
anlagen ſolche Kohlendunſtmengen ſich unter die Zimmer-
luft miſchen, daß eine förmliche Vergiftung herbeigeführt
wird, ſo ſind doch oft mancherlei unerklärliche Beſchwer-
den, wie Kopfweh, Schwindel, Schläfrigkeit, Denkſchwierig-
keit und erſchlaffende Mattigkeit, nur dadurch bedingt, daß
ſich kleinere Mengen Kohlendunſt in der Zimmertuft
vorfinden. Die Oeffnung des Fenſters während fünf
Minuten befreit uns häufig von allen dieſen Erſcheinungen
— weil an die Stelle des Kohlendunſtes reine Luft getre-
ten iſt. ; ;
Uebrigens laufen wir leicht Gefahr, aus Wärmebedürf-
niß unſere Zimmer zu überheizen und dadurch die Aus-
trocknung der Zimmerluft zu h Dieſer trockenen,
warmen Luft muß aber eine begünstigende Mitwirkung
für die Entſtehung von drei gefürchteten Krankheiten,
Katarrh, Croup und Diphtherie, zugeſchrieben werden Die
Luft, die wir einathmen, nimmt zu ihrer Sättigung Waſſer
aus den Athmungsorganen auf. Wenn ſie nun in dem
von den Drüſen der Athmungsorgane abgeſonderten Schleim
nicht die zu ihrer Sättigung ausreichende Feuchtigkeits-
menge vorfindet, ſo entzieht ſie auch den Zellen Waſſer,
deren Funktion aber mit der Austrocknung zu Ende geht.
Dann kommt es zu jener Reizerſcheinung der Schleimhaut
der Luftwege, wie wir das Katarrh bezeichnen, und zu-
gleich damit wird ein günſtiger Boden geſchaffen, auf dem
ſich Croup und Diphtherie entwickeln können. Es iſt daher
auf die Forderung voller Nachdruck zu legen, daß ſich die
Wohnungen durch ihre Heizvorrichtungen im Winter nicht
gar zu ſehr von dem Waſſergehalt der Außenluft entfernen,
Um die Austrocknung der Zimmerluft zu vermeiden, hat
man vorgeſchlagen, Schalen mit Waſſer in oder auf die
Oefen zu ſetzen, damit es verdampft und den Waſſergehalt
der Stubenluft erhöht. Allein dies birgt den Uebelſtand
in ſich, daß man die Luft ebenfalls in unzuträglicher Weiſe
zu feucht machen kann, und darum iſt es einfacher und
zweckmäßiger, 1 0 eine wiederholte Lüftung den Feuch-
e tigkeitsgehalt der Zimmerluft zu regeln.
trag an der Niedrigkeit der Preiſe nicht ſchuld war.
Dagegen hat die Induſtrie, z. B. die Eiſeninduſtrie
delsvertrag erlangt. Man kann alſo ſagen: Der
den Ge-
treidepreiſen nicht geſchadet — andere
duſtrie hat er genützt. Es
Mißtrauen gegen die Abgeordneten, die für denſelben
geſtimmt haben, ganz ungerechtfertigt. ;
Deutſches Reich.
‘ Berlin, 15. Febr.
Die Miniſter
v. Boetticher, Boſſe, Miquel, Köller und der Kriegs-
miniſter ſandten Schreiben, worin ſie ihre Sympathie
ausſprechen, ſowie ihr Bedauern, verhindert (2) zu
Andere hoben die Nothwendigkeit der Gründung von
Die Ver-
Einverſtändniß mit dieſen Ausführungen erklärte, und
wählte einen Ausſchuß zur Ausführung des Planes.
— Die im Auftrage des Landwirthſchaftsminiſters
von der Deputation des Veterinärweſens am 4. Aug.
v. J. geſtellte Preisaufgabe betr. den Anſteck-
ungsſtoff der Maul⸗ und Klauenſeuche wird,
da keine der 10 eingeſandten Bewerbungsſchriften ge-
— Der Antiſemit Abg. Böckel nahm die Duell-
forderung des Abg. Liebermann v. Sonnenberg an.
(Liebermann hat auch für das Umſturzgeſetz rückhaltlos
geſtimmt!) — Die antiſemitiſche Reichstagsfraktion
hielt heute eine große Antiſemitenverſammlung ab,
entgegenzutreten.
— die ſozialdemokratiſche Preſſe Deutſchlands
umfaßt in dieſem Quartal 130 Blätter; Centralorgane
ſind bekanntlich der Vorwärts, der Sozialdemokrat u.
die wiſſenſchaftliche Wochenſchrift Die neue Zeit. Täg-
Eine weitere Quelle für die Verunreinigung gibt die
im Winter nothwenige längere künſtliche Beleuchtung ab.
Die Produkte der Luftverunreinigung durch Leuchtmaterial
ſind faſt die gleichen, wie jene, die durch die Heizung im
ſäure und der Waſſerdampf, mit deren Erzeugung eine
Luftverſchlechterung durch Sauerſtoffzehrung einhergeht.
Das Verhältniß zwiſchen Kohlenſäurebildung und
dampfbildung iſt bei den einzelnen Beleuchtungsmitteln
von ihrer Zuſammenſetzung abhängig Bei dem waſſer-
ſtoffreichen Leuchtgas herrſcht der Waſſerdampf vor, wüh-
rend bei den übrigen Stoffen wie Oelen und Kerzen, die
Kohlenſäure die Hauptmenge der Verbrennungsprodukte
darstellt. In dem Kohlenoxyd und den Kohlenwaſſerſtoffen
enthalten die Verbrennungsgaſe der Leuchtflammen zudem
Stoffe, die direkt giftig wirken. Die Kohlenwaſſerſtoffe bil-
den ſich beim Flackern des Lichtes, weshalb jede offene
Flamme unzweckmäßig iſt. Eine unvolllommene Verbren-
nung findet auch bei übermäßig groß gehaltener Flamme
oder bei zu kleiner Flamme in den Lampen mit Cylindern
ſtatt. Außerdem entſtehen bei jeder Leuchtflamme Unter-
ſalpeterſäure und Ammoniak, 8 105 auch Schwefelſäure,
10 e für die menſchliche Geſundheit nicht gleichgül-
ig ſind.
„Reine Luft ist ein wahres Lebenselixir. Es tagtäg-
lich zu ſich zu nehmen, ſollte ein Jeder bedacht ſein, der
für ſeine Geſundheit und ſeinen Körper beſorgt iſt.
Darum beherzige man die Mahnung: „Lüftet im
Winter!“
Humoriſtiſches. '
— —(Geiftvolle Unterhaltung) Durchlaucht
„Sie ſind Oberförſter?“ — Oberf, „Jawohl, Durchlaucht!“
— Durchl. (nach einer Weile); Sie heißen Reinhold?“ —
Oberf.: „Jawohl, Durchlaucht! — Durchl, (wieder nach
Auel eech. Durch nach langeren Nag
17 wo - „ b . 1 5
benten plötzlich voller Freude): „Ach, dann ſind Sie ja