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0.5
1 cm
E
scheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ u. Feiertage.
S
—
ag. Beſtellungen bei den Poſtanſtalten u. der Expedition.
Zwingerſtraße 7
/
für Stat
für die Amtsbezirke Heidelberg,
Eppingen, Weinheim, Schwetzin-
=
&z
+
—
=
f
Heidelberg, Freitag, den 6. September 1095.
30. Jahrg.
Spätſommer.
Vorübergerauſcht iſt die blühende: goldene Zeit,
berſchwunden ſind die Tage der Roſen, verweht ſind
die Lüfte, durchjubelt von Lerchenſchlag; der Hoch-
mmer rüſtet ſich zum Scheiden. Noch grüßt er mit
einen ſonnigen, glanzumflutheten Tagen die flimmernde
krde mit heißen Abſchiedsküſſen, urd die langſam aus-
lüngende hochſommerliche Zeit erfreut uns mit dem
unteſegen, mit der Farbenpracht und der Poeſie der
ius noch beſchiedenen ſchönen ſonnigen Tage. Alles
eſes vereint ſich uns jetzt zu dem einen Genuß, den
dus empfängliche Menſchengemüth, das ſich, der gol-
enen über allen irdiſchen Nöthen ſchwebenden Abend-
uke gleich, in allen Stürmen des Lebens über das
tägliche, den kleinlichen Staub des Daſeins erhebt,
aturfreuden nennt. Zwar hat der Herbſt ſchon
eine Vorboten geſandt, das Feld iſt ſtille und leer
worden, über die Stoppeln weht der Wind und die
Stimmung des Welkens und Vergehens liegt ſchon
über dem Acker. Auch um den lieben deutſchen Wald
ueht ſchon ein Hauch bes Herbſtes. Die weicheren,
harteren Bäume, Linde und Maie, haben der gilbenden
aft nicht widerſtet en können; braun ſind die Blätter
worden, die im Lenze mit ihrem friſchen Grün unſer
üge entzückten. Die ſtärkeren, ſpätgrünen Bäume
ehen zwar noch im ſommerlichen Schmucke des vollen
arbenſatten Laubes; aber ſchon ſind die Pfade unter
nen mit ſonnenmüden, ſterbenden Blättern bedeckt.
e bald, dann geht Entfärben und Sterben durch
en Hain, und der rauhe Wind ſpielt mit dem letzten,
Uötgeweihten Sommerſchmuck! Jetzt aber glänzt und
leißt der Sonnenſchein noch ſo licht und leuchtend
im Stamm und Blatt, daß der Tod noch fern, un-
üblich fern zu ſein ſcheint.
Und wie ſchmuck und ſtrahlend grüßt uns der
harten, in dem die Arbeiten ein immer ruhigeres
dempo annehmen! Die Gartenfreude iſt ſinnigen
Frenſchen aller Völker und Zeiten ſtets Bedürfniß und
ennickung geweſen. Sie iſt uralt und wird in keinem
ole mit gutem Kern untergehen. Wir haben dafür
ſeweiſe aus den älteſten Zeiten. So malt der un-
ſbertreffliche Schilderer Homer in ſeinem Odyſſee, deren
iſprung wir auf 8 ½ Jahrhunderte vor Chriſti Ge-
ürt zurückverlegen dürfen, mit freudeverrathenem und
bbenprächtigem Pinsel die Schönheiten, das Wohlige
; den Ertragsſegen vom Garten des Alkinoos in
gendem Sanggemälde: ' ;
%“fier‚bem Hof umgrünt ein geräumiger Garten die Pforte,
Kü vier Morgen enthält, umhegt auf jealicher Seite.
a ſtehen in freudigem Wuchs hochſtämmige Bäume,
FU
IM
Komi= ©
„Meine Gelit-
gert, als ſie a. =
lite Lebrecht bei 8 N
ülten, „aber er
jubren wiederum
al werde ich Ab —
dee So Onkel 2% Z
leder getroffen?“ S
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Magenta
Black
er zuerſt nad =-
fe ſie unglüdi= @
„Aber Onkel,
N „Wer es iſt,
age mich nichts!
Yı Ein tiefes Sch
boden, Onkel £
keuzt, im Zimm
Hes Hab ich Dich =
bl
ie
M b
Saftige Birnen tragend, Granaten und lachende Aepfel,
Auch füßlabende Feigen und dunkelgrüne Oliven.
Nie ſtirbt dieſen die Frucht, nie werden ſie müde zu tragen.
Sondern das ganze Jahr, durch Winter und Sommer.
. ; heſtändig
Treiben dies und zeitigen das lindathmente Weſte.
Birn an Birne gedrängt wird reif und Apfel an Apfel.
Jeig an Feige zugleich und Traub' an ſchwellender Traube.
Denn ein Gelände daſelbſt ſteht auch voll üppiger Reben.
Hier auf ebenem Platz kocht Trockenbeeren die Sonne.
Dort hält Leſe der Winzer, und andere werden gekeltert.
Dann ſtehen Herlinge noch in der vorderen Reihe, die einen
Eben der Blüt' entſchwellend, und andere bräunen ſich
mählich-
Zierliche Beete begrenzen das Weinland, welche das ganze
Fahr durch prangen im lachenden Grün vielartiger Pflanzen.
Endlich ſprudeln daſelbſt zwei blinkende Quellen, die eine
Rieſelt umher im Garten, die andere rinnt zum Palaſt hin
Unter der Schwelle des Hofs; dort ſchöpfen ſich Waſſer die
} Bürger.
Alſo hatten die Götter geſchmückt des Alkinoos Wohnung,
An dieſes Sanggemälde von Vater Homer er-
innert uns der Garten im Spätſommer mit ſeinem
Ernteſegen und ſeiner Farbenpracht. Die vollen,
prächtigen Spätſommerblumen, die an Farben⸗ und
Blüthenfülle das erſetzen, was ihnen an zartem Ge-
ruch gebricht, leuchten in allen Farben vom ſilbernen
Weiß bis zum ſchwärzlichen Dunkelroth, Georginen
vollen Büſche, ihre herrlichen Sterne entfaltet. Und
wenn um die blumenreichen Beete, um die ſattgrünen
Blätter die Septemberſonne ihre fluthenden Flimmer
weht, dann wird man gar leicht darüber hinwegge-
täuſcht, daß dieſer Schmuck nur beſtimmt iſt, das
bal dige Vergehen mitleidig zu umhüllen.
Die Tage des Spätſommers, wo eine eigene,
träumeriſche Stimmung die Herzen befällt, in die
Seele ſich ſchleicht, erregen nicht die thatenfrohe, auf-
jauchzende Stimmung des Lenzes, nicht das verlangende
Sehuen nach Stille, das der Frühſommer in den Ge-
müthern weckt, ſondern nur der Wunſch, ſich noch
einmal ſatt zu ſehen an der Schöne, die nun bald zur
Rüſte geht. Die Bruſt will noch einmal ſich weiten
in der linden, lieblichen Luft, noch einmal will das
Auge ſich ſättigen an dem leuchtenden Sonnenſchein,
hevor der Herbſt kommt mit ſeinem kalten Hauche,
kevor der Winter droht mit ſeinem ſtarren Froſte. O,
ihr ſonnenfrohen, ſeligen Tage des Spätſommers.
Gerade jetzt entfalten ſich die vollen Reize des Land-
lebens. Jeder ſchlichte, ſtille Erdenwinkel iſt jetzt
ſchön. Das ſtille Dörfchen in der Hut ſeiner Baum-
kronen, der in der Septemberſonne leuchtende Wald,
ſie haben alle ihren eigenen Reiz, ihre ſtille Schön-
heit. Keine Zeit weckt ſo lebhaft das Reich der Er-
Onkel, wenn ich aber Dich nicht gehabt hätte —“
„Bin ich nur der Gläſer⸗Onkel 9 — Ich bin auch der
Löblich⸗Onkel.“
u
4
L i einer ehrlichen Augen zeigte, daß er ſich
im Stillen höchlich amüfirte, O ; {
„Nach Tiſch begab ſich Leopold in ſein Arbeitscabinet,
aun nich der Vorlage Lebrecht? an ſeine Gläubiger zu
ſchreiben. Frau Bernau und Dora ſchickten ſich an, ihre
Biſiten zu machen, ſo daß Onkel Lebrecht der Einzige
var, der im Salon den angedrohten Beſuch des Herrn
Nläſer jun. ſtandhaften Muthes erwartete. 3
„ Dieſer ſäumte denn auch nicht, zu kommen; mit einer
hünktlichkeit, in welcher man leicht das Walten ſeines ge-
chäſtlichen Herrn Vaters erkennen konnte, ſtellte ſich der
innerung, zaubert ſo getreu die Bilder der Jugendzeit
hervor, wie die ſonnenfrohe Zeit des Spätſommers.
Deutſches Reich.
Berlin, 4. September.
— Die abſchließenden Betrachtungen der Blätter
über die Sedanfeier drehen ſich, wie das begreiflich
iſt, hauptſächlich um den Theil der geſtern mitgetheil-
ten Anſprache des Kaiſers beim Paradediner,
der ſich gegen die ſoziald emokratiſche Partei
oder richtiger gegen die ſozialdemokratiſche Preſſe
richtet. Vielfach taucht dabei die Vermuthung auf,
daß dieſe Rede das Signal zu einer neuen U m⸗
ſturzbekämpfung und eutſprechenden geſetzgeberi-
ſchen Projekten ſei. In dieſem Sinne wird ſie be-
ſonders von dem Bismarck'ſchen Organ den hieſigen
„Neueſten Nachrichten“, verwerthet. Die proteſtant.
„Kreuzztg.“ ſagt dagegen, daß die Kraft zur Ueber-
windung ſozialdemokratiſcher Angriffe nur von Gott
kommen könne, ſie weiſt hin auf andere Parteien, die
die Kirche, die Monarchie, das Heer und alle und
jede Autorität von jeher kritiſch angegriffen haben u.
ſchließt mit einer Huldigung für den im Mittelpunkt
des Kampfes ſtehenden Kaiſer.
Sehr treffend bemerkt übrigens die „Germania“
wie folgt:
„Der Kaiſer hat mit jenen ſcharfen Worten offenbar
das ſchmähliche Verhalten des ſozialdemokratiſchen Haupt-
organs kreffen wollen. Die Worte werden im ganzen Reiche
widerhallen und überall, wo noch Deutſche für die Monar-
chie eintreten ein Echo finden. Wir begreifen und fühlen
es mit, daß dem deutſchen Kaiſer die Zornesader ſchwillt,
wenn er das ausgeſprochene vaterlandsloſe Gebahren
jener Volkstribunen anſieht. Für andere Staatsbürger iſt
der Vorwurf der Vaterlandsloſigkeit ein Schimpfwort
ärgſter Art; die ſozialiſtiſchen Volksführer wollen aber
ſelbſt die Vaterlandsloſigkeit als etwas für den echten
Sozialdemokraten Ehrenvolles angeſehen wiſſen. Fo-
lenti non fit in juria! Ein Anderes iſt es, ob wir nicht
lieber geſehen hätten, wenn das Prineip niemals verlaſſen
würde daß der Kaiſer über allen Parteien ſtehen und ſich
in keine politiſche Diskuſſion welcher Art immer einmiſchen
möge. Die kraftvolle Indioidualität, die impulſive Natur
des Kaiſers duldet allerdings kein zaghafles Wägen der
Vortheile oder Nachtheile, die aus einem Worte entſpringen
können immerhin halten mir es wie ſonſt, ſo auch hier
für unſere Pflicht im eigenſten Intereſſe der Dynaſtie auf
die möglichen zwieſpaltigen Folgen eines ſolchen perſön-
lichen Eingreifens hinzuweiſen. Jedes der Worte des
Kaiſers war uns aus der Seele geſprochen; das
vermag jedoch nicht unſere Bedenken zu beſchwichtigen.
Für ein neues Sozialiſtengeſetz treten nicht nur die Organe
des früheren Kartells, ſondern ſchon offizibſe Stimmen ein.
Des Kaiſers Worte werden dieſe Strömung unfehlbar ver-
ſtärken. Im Volke fehlt für ein Sozialiſtengeſetz das
arme Menſch in einem tadelloſen nur etwas aus der Mode
gekommenen Frack und einem Strauß in der Hand ein.
Die Uhr ſchlug gerade drei, als Jean ihn anmeldete, und
die Flügelthüren weit aufriß, um den Angemeldeten ein-
treten zu laſſen. SE - ;
Als Lebrecht Herrn Horatius Gläſer erblickte, war er
auf s Höchſte überraſcht. Er hatte ſich eine gedrungene
Geſtalt mit rohen, gemeinen Manieren vorgeſtellt, ähnlich
wie ſein Vater, und fand nun gerade das Gegentheil.
Schüchternen Schrittes, als ob er mit ſeinen langen Bei-
nen auf dem Parket auszugleiten fürchtete, nahm er ſich,
ſeinen Blumenſtrauß gleichſam als Cntſchuldigung ſeines
Daſeins vor ſich hertragend, dem Onkel ſeiner Braut, und
fragte ſtotternd im Auftrage ſeines Vaters nach dem
Wohlbehalten der Familie. Mochte es nun die übertriebene
Beſcheidenheit des Auftretens ſein, oder mochte das Ge-
ſicht des jungen Mannes, das ſeiner Mutter ähnelte, alte
Erinnerungen auf Neue wachrufen, genug, Onkel Leb-
recht fühlte ſich vollſtändig entwaffnet. Nein, mit dieſem
Menſchen konnte er nicht ſo reden, wie er es ſich vorge-
nommen. Der war offenbar ſelbſt mehr Opferlamm als
Abſchlachter. Er empfing ihn daßer ganz gegen ſeine ur-
ſprüngliche Abſicht mit einigem Wohlwollen und lud ihn
zum Niederſitzen ein. } E :
Herr Horatius ſetzte ſich und ſtellte feinen Hut, wie
er das erſt kürzlich in einem Complimenkirbuche geleſen,
nebeg ſich auf den Boden, indem er mit der Rechten immer
noch krampfhaft ſeinen Strauß hielt.
„Dieſer Strauß gilt wohl meiner Nichte, nicht wahr 2“
„Zu dienen, Herr Bernau. ;
„Geben Sie mir ihn her: ſie iſt ausgegangen, und
wird wohl ſchwerlich vor Abend wieder zurückkommen;
Bun 1 will ihr denſelben geben, wenn ſie nach Haufe
ommt. :
„Mit aller Anmuth, deren ſeine wenig gefügige Ge-
falt fähig war, überreichte er ſeinen Strauß dem Onkel
ſtatt der Nichte und erhob ſich zugleich ſichtlich erleichtert
von ſeinem Stuhle. „So erübrigt mir nır . . brachte
er leiſe hervor. ;
(Zortfegung folgt.)
scheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ u. Feiertage.
S
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ag. Beſtellungen bei den Poſtanſtalten u. der Expedition.
Zwingerſtraße 7
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für Stat
für die Amtsbezirke Heidelberg,
Eppingen, Weinheim, Schwetzin-
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Heidelberg, Freitag, den 6. September 1095.
30. Jahrg.
Spätſommer.
Vorübergerauſcht iſt die blühende: goldene Zeit,
berſchwunden ſind die Tage der Roſen, verweht ſind
die Lüfte, durchjubelt von Lerchenſchlag; der Hoch-
mmer rüſtet ſich zum Scheiden. Noch grüßt er mit
einen ſonnigen, glanzumflutheten Tagen die flimmernde
krde mit heißen Abſchiedsküſſen, urd die langſam aus-
lüngende hochſommerliche Zeit erfreut uns mit dem
unteſegen, mit der Farbenpracht und der Poeſie der
ius noch beſchiedenen ſchönen ſonnigen Tage. Alles
eſes vereint ſich uns jetzt zu dem einen Genuß, den
dus empfängliche Menſchengemüth, das ſich, der gol-
enen über allen irdiſchen Nöthen ſchwebenden Abend-
uke gleich, in allen Stürmen des Lebens über das
tägliche, den kleinlichen Staub des Daſeins erhebt,
aturfreuden nennt. Zwar hat der Herbſt ſchon
eine Vorboten geſandt, das Feld iſt ſtille und leer
worden, über die Stoppeln weht der Wind und die
Stimmung des Welkens und Vergehens liegt ſchon
über dem Acker. Auch um den lieben deutſchen Wald
ueht ſchon ein Hauch bes Herbſtes. Die weicheren,
harteren Bäume, Linde und Maie, haben der gilbenden
aft nicht widerſtet en können; braun ſind die Blätter
worden, die im Lenze mit ihrem friſchen Grün unſer
üge entzückten. Die ſtärkeren, ſpätgrünen Bäume
ehen zwar noch im ſommerlichen Schmucke des vollen
arbenſatten Laubes; aber ſchon ſind die Pfade unter
nen mit ſonnenmüden, ſterbenden Blättern bedeckt.
e bald, dann geht Entfärben und Sterben durch
en Hain, und der rauhe Wind ſpielt mit dem letzten,
Uötgeweihten Sommerſchmuck! Jetzt aber glänzt und
leißt der Sonnenſchein noch ſo licht und leuchtend
im Stamm und Blatt, daß der Tod noch fern, un-
üblich fern zu ſein ſcheint.
Und wie ſchmuck und ſtrahlend grüßt uns der
harten, in dem die Arbeiten ein immer ruhigeres
dempo annehmen! Die Gartenfreude iſt ſinnigen
Frenſchen aller Völker und Zeiten ſtets Bedürfniß und
ennickung geweſen. Sie iſt uralt und wird in keinem
ole mit gutem Kern untergehen. Wir haben dafür
ſeweiſe aus den älteſten Zeiten. So malt der un-
ſbertreffliche Schilderer Homer in ſeinem Odyſſee, deren
iſprung wir auf 8 ½ Jahrhunderte vor Chriſti Ge-
ürt zurückverlegen dürfen, mit freudeverrathenem und
bbenprächtigem Pinsel die Schönheiten, das Wohlige
; den Ertragsſegen vom Garten des Alkinoos in
gendem Sanggemälde: ' ;
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Kü vier Morgen enthält, umhegt auf jealicher Seite.
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Yı Ein tiefes Sch
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keuzt, im Zimm
Hes Hab ich Dich =
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Saftige Birnen tragend, Granaten und lachende Aepfel,
Auch füßlabende Feigen und dunkelgrüne Oliven.
Nie ſtirbt dieſen die Frucht, nie werden ſie müde zu tragen.
Sondern das ganze Jahr, durch Winter und Sommer.
. ; heſtändig
Treiben dies und zeitigen das lindathmente Weſte.
Birn an Birne gedrängt wird reif und Apfel an Apfel.
Jeig an Feige zugleich und Traub' an ſchwellender Traube.
Denn ein Gelände daſelbſt ſteht auch voll üppiger Reben.
Hier auf ebenem Platz kocht Trockenbeeren die Sonne.
Dort hält Leſe der Winzer, und andere werden gekeltert.
Dann ſtehen Herlinge noch in der vorderen Reihe, die einen
Eben der Blüt' entſchwellend, und andere bräunen ſich
mählich-
Zierliche Beete begrenzen das Weinland, welche das ganze
Fahr durch prangen im lachenden Grün vielartiger Pflanzen.
Endlich ſprudeln daſelbſt zwei blinkende Quellen, die eine
Rieſelt umher im Garten, die andere rinnt zum Palaſt hin
Unter der Schwelle des Hofs; dort ſchöpfen ſich Waſſer die
} Bürger.
Alſo hatten die Götter geſchmückt des Alkinoos Wohnung,
An dieſes Sanggemälde von Vater Homer er-
innert uns der Garten im Spätſommer mit ſeinem
Ernteſegen und ſeiner Farbenpracht. Die vollen,
prächtigen Spätſommerblumen, die an Farben⸗ und
Blüthenfülle das erſetzen, was ihnen an zartem Ge-
ruch gebricht, leuchten in allen Farben vom ſilbernen
Weiß bis zum ſchwärzlichen Dunkelroth, Georginen
vollen Büſche, ihre herrlichen Sterne entfaltet. Und
wenn um die blumenreichen Beete, um die ſattgrünen
Blätter die Septemberſonne ihre fluthenden Flimmer
weht, dann wird man gar leicht darüber hinwegge-
täuſcht, daß dieſer Schmuck nur beſtimmt iſt, das
bal dige Vergehen mitleidig zu umhüllen.
Die Tage des Spätſommers, wo eine eigene,
träumeriſche Stimmung die Herzen befällt, in die
Seele ſich ſchleicht, erregen nicht die thatenfrohe, auf-
jauchzende Stimmung des Lenzes, nicht das verlangende
Sehuen nach Stille, das der Frühſommer in den Ge-
müthern weckt, ſondern nur der Wunſch, ſich noch
einmal ſatt zu ſehen an der Schöne, die nun bald zur
Rüſte geht. Die Bruſt will noch einmal ſich weiten
in der linden, lieblichen Luft, noch einmal will das
Auge ſich ſättigen an dem leuchtenden Sonnenſchein,
hevor der Herbſt kommt mit ſeinem kalten Hauche,
kevor der Winter droht mit ſeinem ſtarren Froſte. O,
ihr ſonnenfrohen, ſeligen Tage des Spätſommers.
Gerade jetzt entfalten ſich die vollen Reize des Land-
lebens. Jeder ſchlichte, ſtille Erdenwinkel iſt jetzt
ſchön. Das ſtille Dörfchen in der Hut ſeiner Baum-
kronen, der in der Septemberſonne leuchtende Wald,
ſie haben alle ihren eigenen Reiz, ihre ſtille Schön-
heit. Keine Zeit weckt ſo lebhaft das Reich der Er-
Onkel, wenn ich aber Dich nicht gehabt hätte —“
„Bin ich nur der Gläſer⸗Onkel 9 — Ich bin auch der
Löblich⸗Onkel.“
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L i einer ehrlichen Augen zeigte, daß er ſich
im Stillen höchlich amüfirte, O ; {
„Nach Tiſch begab ſich Leopold in ſein Arbeitscabinet,
aun nich der Vorlage Lebrecht? an ſeine Gläubiger zu
ſchreiben. Frau Bernau und Dora ſchickten ſich an, ihre
Biſiten zu machen, ſo daß Onkel Lebrecht der Einzige
var, der im Salon den angedrohten Beſuch des Herrn
Nläſer jun. ſtandhaften Muthes erwartete. 3
„ Dieſer ſäumte denn auch nicht, zu kommen; mit einer
hünktlichkeit, in welcher man leicht das Walten ſeines ge-
chäſtlichen Herrn Vaters erkennen konnte, ſtellte ſich der
innerung, zaubert ſo getreu die Bilder der Jugendzeit
hervor, wie die ſonnenfrohe Zeit des Spätſommers.
Deutſches Reich.
Berlin, 4. September.
— Die abſchließenden Betrachtungen der Blätter
über die Sedanfeier drehen ſich, wie das begreiflich
iſt, hauptſächlich um den Theil der geſtern mitgetheil-
ten Anſprache des Kaiſers beim Paradediner,
der ſich gegen die ſoziald emokratiſche Partei
oder richtiger gegen die ſozialdemokratiſche Preſſe
richtet. Vielfach taucht dabei die Vermuthung auf,
daß dieſe Rede das Signal zu einer neuen U m⸗
ſturzbekämpfung und eutſprechenden geſetzgeberi-
ſchen Projekten ſei. In dieſem Sinne wird ſie be-
ſonders von dem Bismarck'ſchen Organ den hieſigen
„Neueſten Nachrichten“, verwerthet. Die proteſtant.
„Kreuzztg.“ ſagt dagegen, daß die Kraft zur Ueber-
windung ſozialdemokratiſcher Angriffe nur von Gott
kommen könne, ſie weiſt hin auf andere Parteien, die
die Kirche, die Monarchie, das Heer und alle und
jede Autorität von jeher kritiſch angegriffen haben u.
ſchließt mit einer Huldigung für den im Mittelpunkt
des Kampfes ſtehenden Kaiſer.
Sehr treffend bemerkt übrigens die „Germania“
wie folgt:
„Der Kaiſer hat mit jenen ſcharfen Worten offenbar
das ſchmähliche Verhalten des ſozialdemokratiſchen Haupt-
organs kreffen wollen. Die Worte werden im ganzen Reiche
widerhallen und überall, wo noch Deutſche für die Monar-
chie eintreten ein Echo finden. Wir begreifen und fühlen
es mit, daß dem deutſchen Kaiſer die Zornesader ſchwillt,
wenn er das ausgeſprochene vaterlandsloſe Gebahren
jener Volkstribunen anſieht. Für andere Staatsbürger iſt
der Vorwurf der Vaterlandsloſigkeit ein Schimpfwort
ärgſter Art; die ſozialiſtiſchen Volksführer wollen aber
ſelbſt die Vaterlandsloſigkeit als etwas für den echten
Sozialdemokraten Ehrenvolles angeſehen wiſſen. Fo-
lenti non fit in juria! Ein Anderes iſt es, ob wir nicht
lieber geſehen hätten, wenn das Prineip niemals verlaſſen
würde daß der Kaiſer über allen Parteien ſtehen und ſich
in keine politiſche Diskuſſion welcher Art immer einmiſchen
möge. Die kraftvolle Indioidualität, die impulſive Natur
des Kaiſers duldet allerdings kein zaghafles Wägen der
Vortheile oder Nachtheile, die aus einem Worte entſpringen
können immerhin halten mir es wie ſonſt, ſo auch hier
für unſere Pflicht im eigenſten Intereſſe der Dynaſtie auf
die möglichen zwieſpaltigen Folgen eines ſolchen perſön-
lichen Eingreifens hinzuweiſen. Jedes der Worte des
Kaiſers war uns aus der Seele geſprochen; das
vermag jedoch nicht unſere Bedenken zu beſchwichtigen.
Für ein neues Sozialiſtengeſetz treten nicht nur die Organe
des früheren Kartells, ſondern ſchon offizibſe Stimmen ein.
Des Kaiſers Worte werden dieſe Strömung unfehlbar ver-
ſtärken. Im Volke fehlt für ein Sozialiſtengeſetz das
arme Menſch in einem tadelloſen nur etwas aus der Mode
gekommenen Frack und einem Strauß in der Hand ein.
Die Uhr ſchlug gerade drei, als Jean ihn anmeldete, und
die Flügelthüren weit aufriß, um den Angemeldeten ein-
treten zu laſſen. SE - ;
Als Lebrecht Herrn Horatius Gläſer erblickte, war er
auf s Höchſte überraſcht. Er hatte ſich eine gedrungene
Geſtalt mit rohen, gemeinen Manieren vorgeſtellt, ähnlich
wie ſein Vater, und fand nun gerade das Gegentheil.
Schüchternen Schrittes, als ob er mit ſeinen langen Bei-
nen auf dem Parket auszugleiten fürchtete, nahm er ſich,
ſeinen Blumenſtrauß gleichſam als Cntſchuldigung ſeines
Daſeins vor ſich hertragend, dem Onkel ſeiner Braut, und
fragte ſtotternd im Auftrage ſeines Vaters nach dem
Wohlbehalten der Familie. Mochte es nun die übertriebene
Beſcheidenheit des Auftretens ſein, oder mochte das Ge-
ſicht des jungen Mannes, das ſeiner Mutter ähnelte, alte
Erinnerungen auf Neue wachrufen, genug, Onkel Leb-
recht fühlte ſich vollſtändig entwaffnet. Nein, mit dieſem
Menſchen konnte er nicht ſo reden, wie er es ſich vorge-
nommen. Der war offenbar ſelbſt mehr Opferlamm als
Abſchlachter. Er empfing ihn daßer ganz gegen ſeine ur-
ſprüngliche Abſicht mit einigem Wohlwollen und lud ihn
zum Niederſitzen ein. } E :
Herr Horatius ſetzte ſich und ſtellte feinen Hut, wie
er das erſt kürzlich in einem Complimenkirbuche geleſen,
nebeg ſich auf den Boden, indem er mit der Rechten immer
noch krampfhaft ſeinen Strauß hielt.
„Dieſer Strauß gilt wohl meiner Nichte, nicht wahr 2“
„Zu dienen, Herr Bernau. ;
„Geben Sie mir ihn her: ſie iſt ausgegangen, und
wird wohl ſchwerlich vor Abend wieder zurückkommen;
Bun 1 will ihr denſelben geben, wenn ſie nach Haufe
ommt. :
„Mit aller Anmuth, deren ſeine wenig gefügige Ge-
falt fähig war, überreichte er ſeinen Strauß dem Onkel
ſtatt der Nichte und erhob ſich zugleich ſichtlich erleichtert
von ſeinem Stuhle. „So erübrigt mir nır . . brachte
er leiſe hervor. ;
(Zortfegung folgt.)