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Pfälzer Bote für Stadt und Land (30) — 1895

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Erscheint täglich ait Ausnahme der Sonn- u. Feiertage
eis vierfeljährl Mk. 120 ohne Trägerlohn u. Poß mf ⸗
cplag Beſtellungen dei den Poſtanſtalten u der Expedition.
Redaktion und Verlag von Vof. Eremerins,

für $fadt N




Anzeige Blatt für die Amtsbezirke Heidelberg,
Eberbach, Sinsheim Eppingen, Weinheim, Schwetzin-
gen, Wiesloch, Vruchſal, Bretten, Mosbach, Buchen.

; E Zwingerſtraße 7.
W. Hl.

Heidelberg, Eisl, den 10. Nuluf 1095.

Eine klaſfende Wunde

am Körper unſeres Volklebens bildet ſeit langem und
noch immer die ſchlechte Preſſe. Schon oftmals iſt
die Frage aufgeworfen worden, warum denn ſo viele
Katholiken noch immer ſchlechte Zeitungen leſen, ob-
wohl jetzt die Ausrede ſchon längſt nicht mehr ſtich-
haltig iſt, daß die Preßerzeugniſſe und Zeitſchriften
der Katholiken hinter der gegneriſchen Preſſe zurück-
bleiben. Alban Stolz, der unvergeßliche deutſche
Schriftſteller, der meiſt den Nagel auf den Kopf
trifft, gibt auf dieſe Fragen folgende Antwort:
„Weil dieſe Zeitungen den Leuten }
einen Köder vorhalten, nämlich, was dem fündigen
Menſchen wohl ſchmeckt, Hochmuth, Sinnlichkeit, und
was den Wurm des böfen Gewiſſens, die Augſt vor
dem Jenſeits zudeckt und ſchlafen legt. Dieſe Zeit-
ungen machen unaufhörlich Weltſtaub, ſo daß die
Leſer keine ſechs Schritt weit ſehen, viel weniger den
immel. Sie wedeln und hündeln nach oben und
ene Nach Oben preiſen ſie Alles, was den Ober-
herren

liberal, wie ſie für die Rechte und Freiheiten des


könnten vor edler Begeiſterung. Sie lügen aber nach
unten und nach oben; nach unten, indem ſie den
chriſtlichen Glauben, die Wurzel der wahren Freiheit,
deim Volke wie Engerlinge zernagen und ihre Aus-
leerung „Aufklärung“ nennen; noch oben, indem ſie
keine Treue haben, ſondern nur nach dem Gefallen
derer ſchreiben, die Gewalt haben.“

Soweit der ſelige Alban Stolz. Treffender kann
man das Wirken der chriſtusfeindlichen Preſſe nicht
ſchildern; energiſcher kann man aber nicht au die Gꝛ-
wiſſen jener pochen, die trotz alledem noch mit ihrem
Gelde ſolche Maulwurfsblätter unterſtützen. Darum
hinaus aus jedem christlichen Hause, aus jeder chriſt-
lichen Familie jede L ctüre, die nicht christlich und
echt katholiſch iſt! | 5

Die ſchlechte Preſſe findet aber in dem eigenen
Lager der Katholiken mächtige Bundesgenoſſen in der

reiheit und Rückſichtsmeierei der Ka-
tholiken. Man iſt zu furchtſam, offen und ehrlich für
ſeine Ueberzeugung einzutreten; — man fürchtet, oben
anzuſtoßen, für „kraß“ gehalte ! zu werden und ſich
zu ſchaden; — man redet ſich ein, das „Geſchäft“
zwinge dazu, dem Moloch des Zeitgeiſtes Weihrauch
Au ſtreuen und Opfer zu bringen. Man nimmt den
; zin d in das Haus auf und unterſtützt die Gegner
mit Geld und Einfluß. Man redet ſich ein, wie

12) Der Jond erling Nachdruck verboten.
Roman von Philipp Laicus. .

lachend ſeine tadelloſen Zähne und ſagte: „Ja, Miſſis,


er ſchwarze Mann wird Ihr Freund ſein!“


Wagen aus Alles wohl bemerkt, und er rief Dora zu:
u kannſt Dir gratuliren zu ſeiner Freundſchaft, Dora;
1 mag ſchönere und elegantere Freunde geben, aber einen
deueren gibt es nicht! — lind jetzt, Hephäſtos, mache daß
u auf den Bock kommſt!“
„Carb, Herr?“ erwiderte der Schwarze. ;
iorgt"%'a' ifiä) lich vergaß den Hund!“ — Doch ſieh, der
ür ſich!“ ( }
5 Und in der That kam der Neufundländer in großen
Sbrüngen vom Perron her, rannte einige Leute über den
Haufen, und ſtellte ſich dann ruhig neben den Neger.
Das iſt mein zweiter Genoſſe,“ ergänzte Lebrecht.
Das Thier begleitete mich durch die Prairien, im Ur-
Sa de und in den Felſengebirgen, es bewachte meinen
Er fummer und erjagte mir oft genug meine Mahlzeit.
der doll es nun auch gut haben bis an ſein Ende. Als ob
nen Hund ihn verstanden hätte, blickte er ihn an mit ſei-
wen klugen, treuen Augen, bis ſich der Wagen in Be-
mit ung ſetzte; dann trottete er zwiſchen den Hinderrädern
Sch. as Haus der Fabrikanten lag etwa zweihundert
f chritte von dem Städtchen entfernt auf einer ſanft an-
bäutenden Anhöhe. Es war ein maſſives zweiſtöckiges Ge-
Suse, mit einem zierlichen Portale, zu welchem mehrere
50 ufen führten. Oberhalb deſſelben befand ſich ein Balkon,
Run welchem aus man eine prachtvolle Ausſicht in die
nende hatte. An das Wohnhaus, in welchem ſich zur ebe-
50 Erde die Comptoirs befanden, reihten ſich nach rück-
kits die Fabrikgebäude an und ſchloſſen ſo einen großen,
ein laſterten und ſehr ſauber gehaltenen viereckigen Bof







„neutral“ und „parteilos“, wie klug und weiſe man
ſei, und wird dabei zum Verräther ſeiner eigenen
Sache und begeht die größte Dummheit. Die
Menſchen furcht und Lauheit mancher Ka-
tholiken gegenüber der kathol. Preſſe findet in dem
litter ariſchen Nachlaß des hochverdienten Socialpoli-
tikers und Publiciſten, Freiherrn von Vogelſang, fol-
gende Geißelung:

„Ein großer Theil unſerer Zeitgenoſſen hatte in dem
Kampfe des Chriſtenthums mit dem Liberalismus ſich
entſchieden auf Seiten des Letzteren geſtellt; ſie wur⸗ |
den begreiflich keine Abonnenten der katholiſchen Zeit-
ungen. Andere Katho iken aber
fort, ihre liberale Zeitung zu halten, ſchluckten mit
mehr oder weniger Verdruß die Inſulten hinunter,
welche ihnen täglich ſervirt wurden, und entſetzten
ſich über die Blasphemien, deren Leſer ſie dennoch
von Tag zu Tag blieben. Sie änſtigten ſich im Ge-
wiſſen über die Gefahren für Söhne und Töchter,
denen ſie allmorgentlich die Peſt in's Haus ſchaffen
ließen, aber — „das Geſchäft bringt's einmal ſo mit
ſich!“ Wer ein Uebriges thun konnte und wollt',
nebenbei auch eine katholiſche Zeitung,
ehren und ſchandenhalber, gleichſam wie ein Werk
der Barmherzigkeit, und wenn ſie wirklich geleſen
wurde, ſo geſchah es mit dem Gefühle, ein gutes
Werk oder ein Werk der Buße zu thun. Es war
ungefähr ſo, wie manche Taufſchein⸗Katholiken das
Faſtengebot halten, indem ſie am Freitag neben aus-
giebiger Fleiſchkoſt — ſich auch noch einen Fiſch
auftragen laſſen.“ Dieſen Worten iſt wenig mehr zu-

zu oft in Wirklichkeit iſt.

Deutſches Reich.
; Berlin, 8. Auguſt.
— Der Schiffsverkehr auf dem Kaiſer
Wilhelmkanal iſt in letzter Zeit derart geſtiegen,
daß die vorhandenen Schleppdampfer kaum in der
Lage ſind, ihn bewältigen zu köunen. Wenn erſt
die Zeit der Herbſtſtürme herannaht, werden jedenfalls
noch erheblich weniger Schiffe die Fahrt um Skagen
machen, ſo daß eine weitere Steigerung des Verkehrs




mit Sicherheit zu erwarten iſt. Außer deutſchen
Schiffen ſind es beſonders Fahrzeuge aus Norwegen,
Schweden und Dänemark, die den Kanal befahren.
Vorzugsweiſe benutzen ihn auch kleinere Schiffe, die
dadurch hanz erheblich an Abgaben ſparen, daß ſich
mehrere zuſammen, oft 6—8 Stück auf einmal, durch-

Ein Diener in ſehr einfacher Livree ſchien die Ankom-

Herrſchaften ſtiegen aus
und traten in das Haus. . |

„Ich habe die Zimmer für Dich in Bereitſchaft ſetzen
laſſen,“ ſagte Leopold im Corridor zu ſeinem Bruder, die
Du bei Deiner letzten Anweſenheit bewohnteſt. Beſieh Dir
dieſelben, ob ich Deinen Geſchmack getroffen, und komme
dann zu uns ein wenig herüber in den Salon, wenn Du
nicht 1 müde biſt.“ }

Müde bin ich gar nicht,“ entgegnete Lebrecht, „und
die Sorge für meine Zimmer überlaſſe ich meinem Reiſe-
marſchall; der weiß ſchor, wie ich es gern habe. Laſſe ihm
dieſelben nur zeigen, dann komme ich gleich mit Dir; denn
offen geſtannden, ich muß Dir bezüglich einiger Dinge auf
den Zahn fühlen.“ .
„Das kann ich ja beſorgen,“ ſagte Dora, „kommen Sie,
Hephäſtos!“ . ;

Ehe noch Jemand darauf etwas erwiedern konnte, war
ſie raſchen Schrittes die Treppe hinaufgeeilt, hinter ihr
drein Hephäſtos mit dem Ranzen, den Schluß bildete Caro.
Ueber Henriettens Züge flog wiederum ein Schatten von
Mißmuth; ſie hälte es lieber geſehen, wenn ſich Dora et-
was weniger dienſtwillig gezeigt und ein Bedienter den
Schwarzen eingeführt hätle. Eine Bemerkung mochte ſie

indeß nicht machen, da dieſelbe vielleicht ihren Schwager
unangenehm berührt hätte, und ſie wollle das vermeiden.
Sie that daran auch ſehr wohl, denn Lebrecht rieb ſich
ſchmunzelnd die Hände und dachte dabei: „Eine Dame in
meinem Sinne iſt ſie nicht!“ Es war ihm ein ſchwerer
Stein vom Herzen gefallen. b
Während Dora den Neger in die neue Wohnung ein-
führte und dieſer ihr begreiflich machte, ſie müſſe nicht


während Henriette ſich in ihr Schlafzimmer zurückzog, um
Hut und Mantille abzulegen, waren die beiden Brüder in
den Salon getreten, wo ein mit leichten Erfriſchungen be-
ſetzter Tiſch Lebrecht erwartete. Letzterer nahm indeſſen


geſtellte elektriſche Beleuchtungsanlage befriedigend
funktionirt, braucht auch zur Nachtzeit der Verkehr
nicht zu ruhen. Die Eiderſchifffahrt iſt ſeit der Er-

— Das Programm für die am 18. d. ſtaltfin-
dende Grundſteinlegung zum Nationaldenkmal

üblichen Schema. Der Reichskanzler übergiebt dem
Kaiſer die in den Grundſtein zu legende Urkunde, die
Der baieriſche Geſandte überreicht die
Kelle, der Reichstags präſident den Hammer, beides
unter Anſprachen. Weiheſpruch des Geiſtlichen, Cho-
ral, Segen und ein vom Reichskanzler ausgebrachtes

Würzburg, 8. Aug. Die Handels⸗ und Ge-
werbekammer erklärte in Sachen des projektirten Schu ⸗
tzes der Bauhandwerker gegen Ausbeutung durch ge-
wiſſe Bauunternehmer, daß auch hier ein Ba 15
ſchwindel «xiftive. Ein Mittel, die Bauhandwerker .
zu ſchützen, erblickt die Kammer in der geſetzlichen
Forderung, daß jeder Bauunternehmer ſeine Firma in
das Handelsregiſter eintragen muß und daß ihm die
Ausübung ſeines Gewerbes dann verſagt werde,
9 er wegen betrügeriſchen Baukerotts beſtraft
wurde. ; 5 .
Mainz, 8. Aug. Der Biſchof von Mainz hat
ein Schreiben an die Geiſtlichkeit des Bisthums er-
gehen laſſen betr. die Erinnerung an die Kriegsereig-
niſſe von 1870. Der Biſchof fordert die Geiſtlichen


bei andern Gelegenheiten der Geſinnung Ausdruck zu
geben, daß Gott, dem Lenker aller Schlachter, vor
allem Ehre und Dank gebühre, daß er uns vor
25 Jahren gegen ungerechte Angriffe ſchützte und bis
heut den Frieden bewahrt hat. Aber auch der innere
Frieden müſſe erhalten bleiben, den ohne die innere

Einigkeit aller Kinder des Vaterlandes habe die u⸗
ßere Machtſtellung keinen Werth. Dieſe Einigkeit
könne aber nur auf dem Boden der Wahrheit, der


der Biſchof die Gläubigen, für die Seelenruhe der
Gefallenen Gebete darzubringen. |

Ausland. 1

* Aus Belgien, 8. Aug. Auf dem internatio-
nalen Textilarbeiterkongreß in Gent wurde die A b⸗
ſchaffung dee Sonntagsarbeit in allen Län-
dern einſtimmig genehmigt. Ein Antrag der Eng-
länder, daß die tägliche Arbeitszeit bis ausſchließlich
6 Uhr Abends dauecn ſoll, wurde gegen die Stimmen



Arm in den Leopold's und begann im Salon mit ihm auf
und ab zu wandeln. ; .

1 z Offen geſtanden,“ begann Lebrecht das Geſpräch, „Du
biſt ſtark gealtert in den wenigen Jahren, da wir uns
nicht ſahen.“ ;

„Je nun,“ „Du bi
nicht jünger geworden, und man conſervirt ſich in der
freien Luft beſſer, als in den Räumlichkeiten einer Fabrik.“

„Das iſt es nicht, Leopold! Die Sorge hat Deine
Stirne geſurcht“!! ; ; }

„Mag wohl auch ſein! Das Leben eines Induſtriellen
iſt eben ein ſorgenvolles Man ſieht von demſelben nur
den Glanz und den Schimmer; der Arbeiter beneidet
meine Tafel meine Equipage, die ſchönen Kleider meiner
Frau, er nennt mein Leben ein ſüßes Nichtsthun, während


einen Schlaf, der

5 beneide ihn um
ſchaffen muß. Ich beneide ihn u ümmert ſich nicht

durch keine Sorge geſtört wird, er


ſie, und lebt der ruhigen Gewißheit, daß, wenn der Tag
kommt, ſein Lohn ihm werden muß. Er hat die Arbeit,
1 5 Sorge, und ſo bin ich denn etwas ſchneller ge-
altert.“ ;
„Du ſagſt das in einem Tone voll Ergebung. Vor
ben 1 8 85 habe ich einen ſolchen Ton nicht an Dir
emerkt.“ ; Z
Leopold wurde immer verlegener und ſagte endlich
ärgerlich: „Ach laſſe mir doch meinen Ton in Ruhe; Du
täuſcheſt Dich, Lebrecht, ich habe ſo von jeher geſprochen.“
„Das mußt Du mir nicht ſagen wollen; ich habe mit
Indianern Geſchäfte gemacht, denen von Jugend auf die


ſichte leſen zu laſſen, und habe an einem Zucken der Wim-
ſeß 0 des Mundes erkannt, was ſie dachten. Du haſt
etwas auf dem Herzen, das Dich niederdrückt: ſei offen!


„Aber Lebrecht, ich verſichere Dich, es drückt mich
nichts, und vor allem bitte ich Dich, ſolche Gedanken nicht


(Jortſetzung folgt.)
 
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