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Pfälzer Bote für Stadt und Land (30) — 1895

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Fieeh 1 15
Feat täglich ait Ausnahme der Sonn⸗ u.
ſelag dierkeljährl. Hk. 1.20 ohne Trägerlohn u.


Redakt;
daktion und Verlag von 35f. Cremer ins,

für Slalt


Anzeige⸗ Blatt für die Amtsbezirke Heidelb

Eberbach, Sinsheim, Eppi ia Ser

gen, Wiezloch, Henan ret Weinheim, Schwetzin-
Tauberbiſchofsheim, Walldürn ꝛc.


n Sehr Huber, Heidelberg, Zwinger d: 7
n

— öwingerfiraße 7,
A .



I Jalra

die Enthüllung des Windthorſt-Denkmals
zu Meppen.

j 155 kleine Stadt Meppen, welche die Ehre hatte,
der ® amen mit demjenigen des ſel. Windthorſt,
1 0 von Meppen, verknüpft zu ſehen, ſah am
f tag 16. Juli in ihren Mauern die Vertreter des

Enhüreulſchlonds, welche gekommen waren, um der

bohnen gsfeier des Windthorſt⸗ Denkmals beizu-
uind Enthüllungsfeier verlief an ſich einfach und

Andie ganz entſprechend dem Beiſpiel, welches
ihre thorſt, der geiſtesſtarke, vielgewandte und

broßent Vorkämpfer der kath. Kirche, während ſeiner
n Thätigkeit der Welt gegeben hat. Die
Vaſe dude eingeleitet in echt chriſtlich⸗katholiſcher
Festa durch ein feierliches Hochamt, zu welchem die
Migge in glänzendem Zuge vom Martte aus Hera
zogen kamen. Mittags fand der Feſtzug zum

} f&fie

3 unter den üblichen Ceremonien ſchloß. Gegen


N

”fi?tläe; an der ſchönen Feier, welche mit einem Nach-

Feſtde koncert und einer äußerſt zahlreich beſuchten

erſammlung des Abends ein würdiges Ende nahm.
dull al Recht fordert das an fich ſchliche, — ober

ſtiedelungene Denkmal zu Betrachtungen der ver-

Finden Art heraus. Das Denkmal zeigt unſern
Nenn horſt als Parlamentarier, in der Stellung eines
ers, alſo in ganzer Perſon. Hier vor dem

eherne 5 7 }
n Bilde, das in ſeiner ſchlichten Größe ſo r
3 dem ganzen s ar 5 lee nne ech

diger paßt, da quellen aus den Herzen edle, heilige
fühle hervor und einen ſich zu einem unverwelk-
tuen Kranze. Hier ſpricht die Dankba rkeit in
f jenb Zungen das Lob des Mannes, der für die
kalen Intereſſen Aller ſtritt und den letzten Athem-
die noch dieſen heiligen Streit widmete. Hier ſteht
f aufrichtige Bewunderung und ſchaut em-
5 an dem kleinen Manne, der ſolch großen
let t. beſaß und im Dienſte ſeiner Mitmenſchen mit
Heiß, ja Aufopferung zu gebrauchen wußte.
6 Wie ein Feldherr aus der alten Zeit des Helden-
Lans, fand ihn die Schlacht an der Spitze ſeiner
ruppen. Wo nur der Angriff nahte, da ſtand der
Kann, ſo klein an Geſtalt wie groß im Geiſt, ge-
Mac net und doch mit offeuem Viſir in der Breſche.
us Wunder, daß ſich auf ihn auch der ganze Haß
Gegner zuſammenballte! Dagegen aber durfte

850
5 Ber Gefangene.
Merikaniſche Räubergeſchichte von Fr. Gerſtäcker.
Meekedlr kommen auch fremde Leute in das Haus?“ frug
Sni aber nur Frauen, und mit den unten befindlichen
u nicht in Berührung; mein Eingang iſt über den
. ;%%m. bunfl?n Hof in de kleine, hinten befindliche Küche,

(Nachdruck verboten.)

feſt verſchloſſen und verrie-

Die beide 2 2
n Thüren vorn ſind
19 80 \ Selbſt die Sennores müſſen

gelt und we 7 ”
; rden nie geöffnet.
H3 durch die Küche gehen.
dial lad Mädchen, fagit Du,
dau e frug Mercedes.
ihren Ae Tante, aber immer nur
Olen Rebozo oder auch in eine ſeidene
gute 5 nie ihr Geſicht ſehen, denn
den Wegen dort.“
1 5 naſt 3 hab ch nie einen in dem
„Nein, ich wenigſtens habe noch N . M
/ Daus 1 auch ſelber den ſtrengen Befehl erhalten, nie
olchen die Thür zu öffnen.“ ; 1
Verben Du glaubſt, daß dieſe Frau weiß, welch, ein
Verbrechen ſich im erſten Stocke des Hauſes verſteckt hält?
gber Ich kann es nicht beſtimmt behaupten, Sennorita,
ſchon es iſt kaum anders möglich, denn ſie war ſelber
; Imf{ä““‚}‘ten und hat ſich lange mit Don Leonardo unter-

„Dann, Mereedes,“

kommen zuweilen zu der.

heimlich und feſt in
Mantilla gehüllt.
ſie ſind nicht auf

90 ſagte Dolores plötzlich und ihre
Ile Geſtalt hob ſich, ihre Augen blisten wit, schwarze
dlünttanten, dann bleibt uns niche, doria als den Un-
Alücklichen ſelber zu befreien — hilſſt Du mir .
ü Ein helles Lächeln ſtahl ſich über die wirklich ſchönen
funke der Meſtizin, ihre Wangen färbten ſich, ihre Augen
55 elten kaum weniger, als die der Herrin,
Land binüberreichend, ſagte ſie :. .
denn“ Jier bin ich, und ich denke. wir. führen es durch,
bla ‚Swonita kann uns geleiten und den rechten Augen
uit kämmen. Willſt Du uns führen, Iuanita, und da-
alles Geſchehene gut machen?“

*
E
—.





auch kein ander er Parteiführer ſich einer ſolch treuen
Heerfolge ſeiner Geſinnurgsgenoſſen an Doch
was weit mehr iſt: kein anderer hat, wie er, ſolch


ſeiner Geiſtesſöhne wachgerufen.
. Voll Bewunderung blickten w'r Katholiken Deuſch-
lands deshalb zu unſerm Windthorſt empor, der in
einem ſeltenen Alter, wo Andere längſt im Lehnſtuhl
der verdienten Ruhe pflegen, noch feſt und uner-
ſchütterlich auf dem Plane ſtand. Doch dieſe Achtung

Seite vorhanden, auch der unbefangene politiſche
Gegner theilte ſie mit uns. Ja weit über die Grenzen
des Vaterlandes hinaus war ſein Name erklungen,
und das Ausland redet mit Ehrfurcht und Bewunde-
rung von unſerm Windthorſt noch heute.

im Osnabrück'ſchen, wo er am 17. Februar 1812 ge-
boren ward. Sein Studium der Rechte betrieb er
mit allem Eifer auf den Univerſitäten zu Göttingen
und Heidelberg. Tags bei den Büchern und Abends
beim Bierkrug, wie er auf der Katholikenverſammlung
zu Düſſeldorf ausführte. Seine Laufbahn war eine
ſchnelle. Nachdem er ſich in Osnabrück als Anwalt
niedergelaſſen, ward er, durch ſeine Tüchtigkeit Auf-
ſehen erregend, bald ritterſchaftlicher Syndicus und
mit 36 Jahren ſchon Oderappellationsrath in Celle.
Die parlamentariſche Laufbahn begann er im Jahre
1849 als Abgeordneter des damaligen Königreichs
! Hannover. Hier konnte ſeine Tüchtigkeit nicht ver-
borgen bleiben, nach 2 Jahren bereits hatte er ſich
khan iche e knee e AAr
kund. So ſetzte er die Errichtung eines Biſchofs-
ſitzes zu Osnabrück durch und brachte auch den
katholiſchen Einfluß bei Hofe zur gebührenden Gel-
tung. Noch einmal i. J. 1862 trat er in ein han-
növerſches Miniſterium ein und wurde nach Austritt
aus demſelben zum Kronanwalt des Könighauſes er-
nannt. Als ſolcher bewahrte er dem blinden König
Georg nach Einverleibung Hannovers in Preußen faſt
einzig die Treue. Nach Abſetzung des Königs ver-
trat er deſſen und der Familie Intereſſe mit größter
Hingebung und Geſchicklichkeit. Im preußiſchen Land-
tage war er Vertreter ſeiner Heimath bis zu ſeinem
Tode. Bei Bildung des preußiſchen Centrums trat
er an deſſen Spitze, wo ihn auch der unerbittliche
Senſenmann antraf, an Körper ein gebrechlicher Greis,
ein Jüngling aber an Geiſt und Friſche, feurig und
unverwüſtlich.

„Ja,“ hauchte das junge Mädchen leiſe — „aber —
müſſen ſie ſterben?“

Ein recht weher Zug legte ſich um Mercedes Lippen,


lichen Kuß auf ihre Stirn und flüsterte: „Sorge Dich
nicht, Juanita, — wir wollen nicht den Tod eines Men-

ſchen, wir wollen nur einen Unglücklichen erretten Es
find Verblendete, die Goldgier und blinde Leidenſchaft zu
einem Verbrechen getrieben und die jetzt, in der Angſt um
ihr eigenes Leben, auch vielleicht einen Mord nicht
ſcheuen würden. — Nur jener Bube, jener Zambo, ver-
dient den Tod hundertfach und vielleicht entgeht er dies-

eee,

fangene bewacht?

„Der Zambo iſt von Nachmittags vier bis um Mitter-
nachk allein bei ihm, dann kommt einer der beiden Sen-
notes, die dort ein Bett ſtehen haben, und bleibt bis zehn
Uhr Morgens, wo ihn dann der Andere bis wieder vier
Uhr ablöſt. Ueber Tag kommt es auch zuweilen vor, daß
wei zugleich dort ſind, aber das geſchieht nur ſelten, denn
ie begehen die Straße nur vorſichtig, um eben Aufſehen
zu vermeiden, obgleich das in jenem abgelegenen Theil der
Stadt wohl kaum zu fürchten iſt.“ ]

„Und heute iſt es nicht mehr möglich S

Juanita ſchüttelte den Kopf. „Es dunkelt ſchon,
„ſagte ſie, „und in dem Haus iſt es jetzt ſo finſter, daß
man kaum den Weg findet: wir dürfen es heute nicht
mehr wagen, denn wenn wir mit zweien von ihnen dort
zuſammenträfen, wären wir im Dunkeln ſo ſicher wie
Juan dann verloren.“ ; 11 75

„Und meinem Vater ſoll ich von der ganzen Geſchichte

nichts ſagen? . E
c‚h„@iv würde ihnen nie geſtatten, einen ſolchen Schritt

zu thun,“ ſagte Mercedes, entſchieden mit dem Kopf
ſchüttelnd. n 5737015
„Hätie der Unglückliche nur nicht in der erſten Ueber-

raſchung den Namen Leonardo's genannt, klagte Juanita,
0 ihm nie ein Leid angethan haben, äber jetzt
it ſein Leben jeden Augenblick gefährdet.“






e


Sein Wirken im Dienſte der K
. ; ienſte der Kirche wie det
freien Bürgerthums ſteht über jede Ke 5
unerreichbar zumal von den faden Verleumdungen
Solcher, die vom Schimpfen leben. So ſteht ‘
Mann vor uns, ein Urbild des Glaubens, der Treue
und des Pflichteifers. Ein Katholik in Wort und
That, ein Deutſcher, kernig und recht! ;
Orden und Ehrentitel hatte er freilich


Als der Papſt ihn zum römiſchen
nennen wollte, da verſagte die Regierung
ihre Zuſtimmung zur Annahme dieſes Titels. Aber
was verſchlug dies für ihn? Der beſte Orden war
e 5 156 1 Volkes, welches ſelbſt
} as Grab hinaus ihn i

ac 2 15 hn im frommen Angedenken

ei dem Wiederaufleben all der lieben Züge, die
uns den alten Windthorſt ſo Stück für Eile wide
aufbauen, überkommt uns unwillkürlich ein Gefühl der


Herzens letzte Faſer voll Innigkeit hängt. Doch die
Thräne hat heute im Auge keinen Raug 18 hark
die ſchmerzliche Sehnſucht im Laufe der Jahre ſich


Herrn über Leben und Tod. Wo unſer Herrgott

) . n ) gott

Wunden ſchlägt, da iſt Sein Balſam nicht 10 Rief

f 0 221 F Krone der Vergeltung, ſo

ieß er doch ſeinen Alles überragenden und ei

Geiſt bei uns zurück. } © emenbé
Die erhabenen Worte, welche der verehrte Fürſt-



auch hier bei dem neuerichteten Denkmale
zugleich mit dem aufrichtigen Gelöbniſſe, nach ihnen

zu handeln, den Abſchluß bilden: „Ich bilde mir ein,

nicht ich, ſondern er, der treue Freund und Führer,
ſtände in dieſem Augenblicke an meiner Stelle; was
würde er ſagen? „Meine theuren Freunde! Seid
einig und haltet feſt zu ſammen! Euer
Bund iſt eutſtanden unter dem Drohen ſtürmiſcher
Zeiten; ſoll er ſich löſen nachdem das Gewölk üb er
euch ſich gelichtet hal? Hütet die Einigkeit für die wir ſo viel
gekämpft, ſo viel geduldet, ſo viel geopfert haben; ſie
hat das katholiſche Volk getröſtel, die Welt mit Be-

wunderung erfüllt, die Gegner verſöhnt. Eure fernere
Einigkeit iſt eine Beruhigung des kath. Volkes, das

Palladium Eurer Stärke, die Bürgſchaft für die ge-
ſunde Entwicklung der öffentlichen Angelegenheiten.
Darum bitte und beſchwöre ich Euch: Bleibt einigl“

„Nein,“ ſagte Mercedes beſtimmt, „ſicher jetzt noch
nicht, denn ſie können nicht wiſſen, ob ſie nicht zur Heraus


„Die ſie aber jeden Augenblick von ihm fordern kön-
nen,“ warf Dolores ein; „nein, ich fühle, wir müſſen
raſch handeln, wenn wir nicht zu ſpät kommen ſollen. Wann
holſt Du uns ab, Mädchen?“ . ; A

„Um 4 Uhr habe ich ſtets das einfache Mahl für den
Gefangenen beendet und verlaſſe das Haus, bin aber no
zu holen, ſo daß es nicht auf-
Um halb fünf Uhr finden wir

do noch einmal zurück und dem, wie Rodolfo traue ich am
wenigſten.“ - 0

„Und wäre es nicht möglich,“ ſagte Mercedes, „gerade
dieſen Sennor in der Zeit zu beſchäftigen?“ .

„Daran dachte ich eben, ſagte Dolores raſch; laß
mich machen, Mercedes, ich habe einen Plan, der vielleicht
nach zwei Seiten wirkt und uns ſeiner Anweſenheit zu
jener Zeit in jenem Hauſe ſicher enthebt. Iſt der Zambo

bewaffnet?“ 5

„Gewiß iſt er,“ rief Mercedes, „aber was thut das?
Er erwartet von Frauen wahrlich keinen Angriff und —
ſetzte ſie mit blitzenden Augen hinzu, indem ihre Hand nach
der Seite zuckte, „er ſoll ſich überraſcht finden. Aber auch
Sie, Sennorita, müſſen ein Meſſer mitnehmen.“ ;

„Ich wäre nie im Stande, es zu gebrauchen, ſagte
Dolores, aber mein Vater hat in ſeiner Stube zwei ſtets
dehnen Revolver, von denen werde ich einen an mich
nehmen.

„Und verſtehen Sie, die Waffe 5 10 ,

„Stunden lang haben wir ſchon damit nach der
Scheibe geſchoſſen. Ich treffe auf zehn Schritt Entfernung

„Und Du Juanita?: 5 . ea

„Verſchone mich damit, Mercedes,“ bat das junge Mäd-
cheu! „ich fürchte mich, eine Waffe auch nur zu berühren
aber ich helfe Euch in anderer Weiſe.

Fortſetzung folgt.)
 
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