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Pfälzer Bote für Stadt und Land (30) — 1895

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für Staclt



Anzei


Sbezirke Heidelberg,
einheim, Schwetzin-
Mosbach, Buchen,

e

SI


„Welche Wendung durch Gottes Führung.“
War das ein Jubel, als vor 25 Jahren der Tele-
Kaphen⸗Draht die Depeſchen brachte: Napoleon, der
aiſer der ſtolzen Franzoſen, nach heißem Ringen
endgiltig aufs Haupt geſchlagen und mitſammt ſeiner
apferen Armee gefangen! Erſchütternd wirkte die
Nachricht, ſo groß war ſie; und wer jene Tage er-
lebt hat, dem zittert heute noch in Exinnerung jenes
gewaltigen Ereigniſſes und des Eindruckes, den es
machte, die Seele! In heißem Danke hoben ſich die
Herzen zum Allmächtigen, der den deutſchen Waffen
eſen Sieg verliehen. Und da zog ſo etwas durch
l ganze Nation, wie es der Dichter in den hoch-
ſegenden Verſen gekennzeichnet. „Seid umſchlungen,
illionen, dieſen Kuß der ganzen Welt.“ Zunächſt

er deutſchen Welt, aber auch der übrigen Welt
war man nicht gram; die Nachricht von Sedan ſtei-
gerte nicht die Kriegswuth, ſondern die Friedenshoff-
nung: „Nun haben wir den Napoleon ſelbſt ge-
gefangen; jetzt wird Frieden werden.“ Die Volksſeele
war damals nicht ſo gehäſſig, ſondern liebevoll, nicht
hoffärtig, ſondern großmüthig geſtimm. Ach wenn
inzwiſchen doch nicht ſo viel des Bittern und Er-
uternden zu Tage getreten wäre! Möchte der
chwung von Anfang September 1870 uns wie-
dergegeben werden, jene gehobene Stimmung, die ſich
Zut mit dem vierfachen F kennzeichnen läßt: friſch,
romm, froh und frei.“ ;
Das „fromm“ iſt durchaus nicht nebenſächlich.
Einen ungeheuer tiefen Eindruck machten damals die
Aaaſſiſchen Worte des ehrwürdigen Königs, ein Her-
zenserguß zu der ſonſt ſo knappen Depeſche: Welch'
dine Wendung durch Goktes Führung!

au auch die Leute, die ſich der Kirche entwöhnt hatten,
fühlten ihr religibſes Gefühl erwachen angeſichts der
gewaltigen Exeigniſſe, die den Finger Gottes ſo deut-
ich erkennen ließen. Dieſe Ehrfurcht vor dem ge-
heimnißvollen Walten der Vorſehung trug ſehr viel zur
zweredelung der damaligen Stimmung bei. Die Er-
aunerung an den gemeinſamen Valer machte auch die
eute verträglicher, einiger. In dem mühſamen Tage-
05 der folgenden 25 „Friedens“⸗Jahre hat man
ſüder auf „Gottes Führung“ zu oft vergeſſen. Die
Menſchen bildeten ſich nur zu oft ein, daß ſie ſelbſt
e „Führung“ der Weltgeſchichte in die Hand nehmen
umd dem Schöpfer und Erhalter das Concept corri-
Aren könnten. Daher auch ſo viel des Streites und
gankes! Und leider wird gar zu oft Alles auf den

Kampf zugeſpitzt: wer ſich nicht ganz zufrieden
— —
810

De r Sonde rling. Wess werder

2 Roman von Philipp Laicus.
ſrlede Kun, Mädchen,“ rief er ihr jovial zu, „biſt Du zu-
en dan mit Deinem Onkel? Habe ich Dir nicht den läſti-
n Jteier vom Halſe geſchafft?“ .
nes „Ach ja, Onkel,“ fagte Dora in einem Tone, der kei-

wegs freudig klang.
heben Was ist denn das 7“ fragte Lebrecht, erſtant ſich er-
0 end. „Ich hoffte, Dich freudiger zu finden, und jetzt
emen ſchon wieder Thränen Dir in's Auge.“
dc Ach, Onkel, ich bin zu unglücklich, rief Dora laut
. ngifg‘&gnb und warf ſich an die Bruſt ihres beſtürzten
gras Donnerwetter,“
deoßen Staubbeſen' in
* zum Schlafzimmer

waaf ;
Wort es, die N

berden d

eines
Nacht erwehren konnte. „Aber D
te mir jetzt allerlei zu erzählen hat,

ind ſren braucht. Stelle dah

ſt nicht nöthig. Sorge
; ſchen traue ich nicht; er
überall herumlungert, wo es etwas

dae 1 0 4 die Aermel ſeiner
dende und Frieden ſollſt Du halten, und nur Nie-
mange herbeilaſſen. Vordrärts l ;

gerte ſich wieder wie vor Kurzem auf der oberſten



fühlt, ſucht die Urſache ſeines Mißgeſchickes nicht in
ſich, ſondern in irgend einer „feindlichen“ Perſon oder
Sache. Dagegen zieht er dann zu Felde und ver-
ſchmäht die weiſe Lehre: „Laßt uns beſſer wer-
den, dann wirds beſſer ſein!“ Der moderne Menſch
fordert fortwährend ſeine Rechte; der Chriſt denkt
vor Allem darau, ſeine Pflichten zu erfüllen, und
dabei fällt ihm als Lobn manches in den Schooß,
was die „Aufgeklärten“ durch Rechthaberei ſich oft
vergebens zu „erkämpfen“ ſuchen. Je tüchtiger, deſto
friedfertiger — das gilt von den Staaten wie von den

Einzelperſonen.

„Saure Wochen, frohe Feſte!“ Im vor-
liegenden Falle könnte man auch ſagen: Saure Jahre,
frohe Feſte! Wenn wir die frohen Feſte als „Be-

ſo erhebt ſich die Frage, ob ſie

lohnung“ betrachten,
auch wirklich verdient iſt. Betrachten wir ſie
lieber als ein Erziehungsmittel. Suchen wir uns zu
belehren und zu ſtärken für die ſauren Jahre, die uns
noch bevorſtehen, indem wir in uns den guten Geiſt
der großen Zeit erneuern, wo das ganze Volk mit
bewegtem Herzen das Wort wiederholte: Welch eine
Wendung durch Gottes Führung! Erinnern wir
uns, daß der Herr Großes an uns gethan, und
ſeien wir nicht k leinlich in der Verwerthung des
Errungenen. An Kanonen und Maſchinen hat die
Jetztzeit Ueberfluß; aber an Idealen herrſcht
furchtbarer Mangel. Ideale thun uns noth, denn
die Krankheit der Zeit iſt der Materialismus. Die
Juhelfeier kann uns zu Idealen verhelfen, wenn wir
ſie im richtigen Geiſte anſtellen. Das gebe Gott!

Und nun laßt uns Alle für dieſe Tage Das zu-
rückſtellen, was uns ſonſt trennt, und mit berechtigtem
Stolz, aber auch ob ne Ueberhebung, die Erinnerung
feiern an die Tage, in denen deutſche Thatkraft und
deutſche Diseiplin unter der Führung großer Kriegs ⸗
helden mit Gottes Segen ſo unendlich Großes ge-
leiſtet hat. Die Förderung der Ideale, die Vater-
landsliebe und Treue für die monarchiſche Inſtitu-
tion dieſer Grundſäule ſtaatlicher Ordnung in deutſchen
Landen, möge der dauernde Gewinn ſein, der aus
der Feier dieſer hehren Tage quillt. Und in dieſem
Sinne laſſet uns rufen:

Mit Gott für König und Vaterland,
für Kaiſer und Reich!

Deutſches Reich.
; Berlin, 2. September.
— Seitdem feſtſteht,

; daß der franz General
Mun ier ſich in keinem militäriſchen Disciplinarver-

Treppe. „Das ſind doch curiofe Menſchen hier zu Lande,
ſagte er bei ſich, den Zeigefinger an die Naſe legend. „Erſt
nehmen ſie einen Bedienten au, und dann ſtellen ſie Schild-
wachen aus daß er ihnen nicht zu nahe kommt.“

„Run, Dora, was iſt denn ſchon wieder los ?“ fragte
Lebrecht, als Beide allein waren. 5

„Den Gläſer bin ich los, jetzt ſetzt mir die Mutter zu,

nl
„Weißt

ſagt 5e Du, wie in einem ſolchen Falle der Lateiner
agt

„Onkelchen, ich habe vom Inſtitute her an der deut-
ſchen, franzöſiſchen, engliſchen, ſpaniſchen und⸗ſoweiter Li-
teratur vollſtän ig genug, und ſteht mir auch gar nicht
der Kopf darnach, zu wiſſen, was der Lateiner ſagt. Du
ſollſt mir helfen.

Ineidit in Seyllam qui vult evitare Charybdim;

Wer den Gläſer verſchmäht, der kriegt den Löblich

gewi 0

„Da haben wir das Diſtichon fertig!“ fügte Lebrecht
lachend bei. „Was dem zweiten Theile an klaſſiſcher Form
abgeht, mögen Zeit und Umſtände entſchuldigen. Und nun
ſage mir, was Du denn eigentlich willſt?“

„Nichts will ich,“ bemerkte eifrig Dorg. „Ich will den
Gläſer nicht, ich will auch den Löblich nicht!“

„Aber Donnerwetter, Mädchen, ſo nimm ihn nicht!
Was greinſt Du deshalb mir den Kopf voll?“
kelchen, ſei nicht böſe, ich habe ja keinen Men-
m ich meine Noth klagen kann.“ ;

n

ſchen, de

fen, der in einem Augenblicke da war.

„Höre, die Riß ſoll heiratgen, ſagle er ihm.

„Ih, ſehr ſchön, grinſte der Schwarze. ;

„Sie will ign aber nicht““ ı

.. „Soll ſie ihn ſtehen laſſen,“ meinte Hephäſtos mit der

ruhigſten Miene von der Welt. „Ich möchte auch Nieman-

den heirathen, den ich nicht wollten 1 ;
Da hast Du nun die Weisheit eines Negergehirns,

andte ſich Lebrecht wieder an ſeine Nichte. „Und ich ſage

Dir, niemals hat der König Salomon eiten weiſeren


]

RET E
hältniß mehr befindet,

In


ſelben


gelten.
General im verfloſſenen Jahre

dung zu 1000 Fes. Geldbuße
iſt.



verurth eilt worden
„National-



nur noch der Verwunderung Ausd
daß das franzöſiſche Offtzierskorps
wenn auch nur in denen der R
lichkeit duldet.“

— Wie verlautet,

d man wird


in ſeinen Reihen,




auserſehen.

— Bei der gef
Wilhelm⸗Gedä
feſtlich geſchmückten Ha

uplportale die


an dem :
geladenen Gäſte, die


Kriegervereine und die hier ei
Veteranen eingefunden. Der
ſchienen mit dem

um 10 Uhr und wurden vo


Eitel⸗Fritz


reichte dem Kaiſer den Schlüſſel.



thür. Nach mehreren Geſängen der


Gemeinde und des
r Faber der Weihe-


hielt Herr Oberpfarrer N

die Feier beendet, der auch
Prinz Albrecht, Prinz


Nach noch-
einde war



anläßlich der Feier ein Diner
Schloſſes und ſpäter Galaoper.
* Neuſtadt a. d. b., 2. Sept.
der deutſchen lan dwirthſchaftl
haften, der hier abgehalten wur
auch mit den Getreide ⸗L

denen Rednern geprieſen wurde.

Vereinskag folgende Reſolution an:


Der IV, Vereinstag
ichen Genoſſen-
de, beſchäftigte ſich


von verſchie-
„Die ganze wirth-


trei des ſowohl für den großen als
Beſitzer genoſſenſchafkl
Zweck erſcheint es dringend n
neten Punkten nach 4
der verſchiedenen Produktionsgebiete

Getreideſilos errichtet werden: b) d
landwirthſchaftlichen Genoſſenſchaften

bank oder der neu er

ſchaltsten 1 10
aftstag nahm au

über den freien Verkauf der Konſ

auch für den kleinen


tem innerhalb
eb. auf Stgatskoſten



Reichs-

umvereine mit

Ausſpruch gethan, als dieſer Schwa
Deinen Poſten.“

dean

ae. Hephäſtos, au


der Treppe den Bedienten des


„O
„das if


le, worguf



Volontair aus
dort eine große
bildung hier.
heit durcheinander,

Aber er

ſer Löblich?“ .
ſagt ein


hat es beim Vater durchgeſetzt, da
geladen wird.“ .
„Om, das geht ja haarſcharf.
Anno 48 nicht einmal die Preußen.
„Nicht wahr, Onkel,“





„Wetterhe xe,“ e e
Bartg um meinetwillen, nicht um



zu müſſen.“

„Auf dieſe Weiſe hätte ich mich


„Ganz richtig, Onkelchen.“
„Nun, ich ſehe,

wieder in das Geleiſe; ſo war es ja


dafür meinen Dank huldreich entgegen

ja noch bei Dir zy
ı ſchaſfe *.


von jeher: Du haſt
poſſen getrieben und
genommen.“ (F. f.)
 
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