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Pfälzer Bote für Stadt und Land (30) — 1895

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*wéeimmsu’"a; mit Auknahme den e e e _
Peeſz vierteljährlich At. 1.20 ohne Trägerlohn u. Poſt-⸗ f i ; \
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mit d. Unterhalzungsblatt, als wöchentl. Gratisbeilage. Dea B., Elgg Gebr. Julet, del, Zwinger,

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Anzeige⸗Blatt für die N

* Geiftegfreiheit ader klei und Leuſchner redete da den Leuten vor, die Vorlage ſei f ſeiner Commiſſionsfaſſung — beſitze. Die Nat.⸗Ztg. hat
5 Geiſt esfreiheit, oder Heuchelei und geeignet, die evangel. Kirche zu gefährden und die] die Vorlage von dieſem Geſichtspunkte aus 1 5 ein
5 11 00 Keligionshaß. . kathol. Prieſterherrſchaft zu vergrößern; die Inquiſi⸗ „Geſetz zur Förderung des Klerikal ismus“ ge-

Ulnheimlich überkommt es den Zeitungsleſer, wenn tion würde in Deutſchland eingeführt, jedes freie tauft. Die ſchlimmſten Schreckbilder werden gerade
er heutzutage die Spalten der meiſten politiſchen Zei- Geiſtesleben aufhören, der Geiſt Roms zur unum⸗ aus dieſem Grunde von der Zukunft deutſchen Gei-
Argen durchſtöbert. Die bleiche Angſt ſchimmert ge⸗ ſchränkien Herrſchaft gelangen; die Centrumsleute ſteslebens entworfen. Da wandert jeder proteſtan-
radezu zwiſchen den Zeilen durch und die fürchterli⸗ ſeien Sklaven, die nicht anders könnten, als die Be- tiſche Theologe, der ein katholiſches Dogma kritiſirt,
chen Wendungen über bevorſtehendes Unglück, oder fehle der römiſchen Curie auszuführen. Der Redak- in den Kerker, Luthers Werke werden durch Henkers-
gar der Unter gang des ganzen lieben deutſchen Va⸗ teur des „Volk“, v. Gerlach, meinte dagegen, wenn hand verbrannt, ihre Verleger und Drucker an Gut
kerlandes laſſen das Aergſte ahnen. Und das Alles der Entwurf Geſetz werden ſolle, was er an ſich nicht und Freiheit geſtraft. „Katholiſch iſt Trumpf“, dass
nur ob des bischen „Umſturzes“ und deſſen Bekämpf⸗ wünſche, dann ſei er für eine Faſſung, durch die auch Zeitalter der Inquiſition und Verfolgung kehrt zurück.
ung durch das bekannte neue Geſetz. Glücklich, daß der Liberalismus getroffen werde. Der evang. Bund . Wir müſſen die Herren Gegner fragen, ob ſie uns
endlich das Ende dieſer Schrecken herannahet, daß aber habe ſich erſt gegen den Entwurf erhoben, als wirklich für ſo thöricht halten, ſolche Ziele anzu-
wenigſtens Gewißheit über das „ob“ und „wie“ der das Centrum ihn ſo geſtaltet hatte, daß er auch dem ſtreben? Wir lehnen allerdings die Behauptung ab,
»klerikaliſirten“ Umſturzvorlage, wie die Nationallibe⸗ Liberalismus gefährlich erſchien. Das Centrum habe daß das Umſturzgeſetz ſolche Conſequenzen haben
kalen ſie mit Vorliebe nennen, ſchon bald zu erwar⸗ ihn durch ſeinen Duellantrag verbeſſert, aber Leute, werde, wie man es auf gegneriſcher Seite zu ſchildern
ken iſt. Nächſte Woche ſchon wird die Entſcheidung die dem „Bunde“ nahe ſtänden, hätten gerade ſich beliebt. Hält man uns wirklich für ſo dumm, nicht
allen. Ein wahres Glück für die Setzer, Drucker u. dagegen erklärt. Die obige Verſammlung fand einzusehen, daß ein derartiger Pfeil, von uns abge-
Leſer von Zeitungen, ſowie beſonders für gewiſſe natürlich, daß die Vorlage „für evang eliſche ſchoſſen, bald wieder auf den Schützen zurückfliegen

Köpfe, deren Gehirn zu platzen droht. Sollte das Chriſten unannehmbar“ ſei. . ; „ müſſe. Könnten dergleichen ſcharfe Maßregeln in
koch lange ſo weiter gehen, dann würde ſicher eine Die Conſer vativen im Reichstag e, die einem Lande, wo die Katholiken in Minderheit
gefährliche Gehirn⸗Seuche ausbrechen, eine neue Krank⸗ doch auch evangelische Chriſten ſein wollen, ſcheinen ſind, auf die Dauer zu behaupten ſei? Das glaube,

heit, gegen welche die „Wiſſenſchaft“ bisher noch kein nicht ganz dieſer Meinung zu ſein. Die Conſ. Cor⸗ wer will. Es könnte für uns wahrlich nichts Uner-
Heilmittel entdeckt hat. V»ͤ fn , reſp. erklärt zwar, die Fraktion ſei „weit davon ent⸗ wünſchteres geben, als ein proteſtantiſches
„ Erregen doch jetzt ſchon manche „Freiheitskämpfer“ fernt“, der Vorlage in der Form, „in der ſie nach Martyrium für Vergehen gegen die kat h oliſche
durch ihre Ausleſſungen über den Entwurf ernſte den Wünſchen des Centrums aus den Commiſſions⸗ Kirche, das ſich als werbende Kraft der Oppoſition
Zweifel an ihrer Zurechnungsfähigkeit. Wenn man nicht Berathungen hervorgegangen ſei“, zuzuſtimmen. Sie gegen unſern Glauben bald bemerkbar machen würde.
Annehmen will, daß ſie unehrlich handeln, bleibt kaum wendet ſich aber dann gegen die „Proteſte und Ent⸗ Kann uns etwas daran liegen, wenn einige Dutzend
dne andere Annahme übrig. Ein Menſch, der den rüſtungskundgebungen der liberalen und demokrati⸗ Hetzpaſtoren des „Evangeliſchen Bundes“
nutwurf geleſen hat, kann unmöglich ſo lächerliche ſchen Parteien“ und verweist u. a. auf folgende Sätze „ſchwediſchen Gardinen“ Obdach finden? Gerade die
lebertreibungen vorbringen, wie wir ſie alle Tage des conſervativen Programms: „Einer gewiſſenloſen H etzprediger ſtärken die Katholiken in
hören, wenn er nicht ſchwachſinnig oder böswillig iſt. Preſſe, welche durch ihre Erzeugniſſe Staat, Kirche ihrer Kirchentreue; mit ihren ſämmtlichen Flugſchrif-
Bon vielen der lauteſten Gegner des Entwurfs darf und Geſellſchaft untergräbt, iſt nachdrücklich entgegen⸗ ten und Vorträgen bekehren ſie nicht einen ein-
nan freilich annehmen, daß ſie ihn in der That zutreten. Hochhaltung von Chriſtenthum, zigen Katholiken zum Proteſtantismus. Nicht die
licht geleſen haben, ſondern ſich auf's Blaue hinein Monarchie und Vaterland, Schutz und Förderung Hetze der Wittenbergiſchen Theologen iſt uns gefähr-
gentrüſten.“ Jedenfalls wird bei der Hetze zumeiſt jeder redlichen Arbeit, Wahrung berechtigter Autori⸗ lich, ſondern der Indifferentismus (die Glaubens-
damit gerechnet, daß die Maſſe des „gebildeten Bür⸗ tät, das ſind die oberſten Grundſätze, welche die gleichgültigkeit) mit der lauwarmen Duldſamkeit un-
gerthums“ den Entwurf nicht kennt, ſonſt könnte man deutſche conſervative Partei auf ihre Fahne geſchrie⸗ ter dem Motto: „Wir glauben all an einen Gott.“
ihm all die hohlen Phraſen nicht bieten. Seitdem hat.“ In dieſem Sinne müſſe man auch zu Thaten Die Prediger toleranter Friedlichkeit, welche den Un-

das Wort „Klerikaliſirung“ der Vorlage er- bereit ſein und darnach habe die Fraktion zur Um⸗ glauben im Herzen tragen, und alle Confeſſions⸗An-

; funden worden iſt, genügt dies vollkommen, jede ſturzvorlage Stellung genommen. Es wird alſo in⸗ gehörigen mit gleicher Liebe umfaſſen zu wollen er-
weitere Kenntniß zu erſetzen. Von der „Klerikaliſir⸗ tereſſant ſein, bei der Plenarberathung im Reichstage klären, ſind gefährlich für die kath. Gutmüthig-
ung iſt ja ſo nahe bis zum Syllabus und zur In⸗ die Wortführer der Conſervativen zu hören. keit; die „Thümmel“ und Genoſſen aber arbeiten

quiſition. Dieſe aber genügen vollkommen, jeden Bei all dieſem Lärm gegen die Umſturzvorlage lediglich für uns. ; 8 b
Freund unſerer „Cultur“ und „Freiheit“ zum wüthen⸗ läuft aber bei Feind und Freund noch immer ein „Unſere Abſichten richten ſich nicht auf Unter-
den Gegner des Entwurfes zu machen. großer Irrthum unter, auf den wir ſchon wiederholt drückung und Mundtodtmachung unſerer proteſtanti-
Mit der Dummheit und dem Fanatismus des hingewieſen haben, der aber noch nicht überall richtig ſchen Mitbürger, ſondern auf die Freiheit für

Publikums rechneten auch die proteſt. Bündler, erfaßt und gewürdigt wird. Es herrſcht nämlich der uns. Die religiöſe Wahrheit ſteht ſo hoch, daß es
die am Montag Abend in Berlin eine „evangeliſche Glaube, daß das Centrum, daß die kath. Kirche ein ge⸗ ihr keinen Eintrag thut, wenn ſie von Gaſſenjungen
Volksverſammlung“ abhielten. Conſiſtorialrath Dr. waltiges Intereſſe an dieſem Geſetze — wenigſtens in beſchimpft wird. Wenn ein ung
aber Deine Pflicht iſt es, Robert um Aufklärung bezüg⸗ Es war aber kein gewöhnlicher Kopfſchmerz, und ob-

5 Edna
Y 111505 ; 5 lich ſeiner Abſichten zu erſuchen. Mr. Bigelow's Werbung gleich Hedwig ſich Nachmittags wohler fü lte, war ſie
Von Mary J. Holmes, bietet gerade erwünſchten Vorwand und bei der heutigen doch zu ſchwach und angegriffen, ſcch nuzgtſeden, und bil .

Nachdruck verboten.)

frei bearbeitet von Freifrau bon Berlepſch. Eroquetpartie findet ſich leicht Gelegenheit, Robert allein folglich zurück. Die Geſellſchaft machte ſich zur beſtimmten
d:. Mr. Burtons unerwartete Ankunft erſchien als direkter zu ſprechen.“ l S } Stunde auf den Weg, und Mrs. Burton ertheilte beim
Wink der Vorſehung. Die Dame küſte Hedwig, beruhigte Mr. Burton vermaß ſich hoch und theuer, er werde ſo Abſchied dem theueren Gatten freundſchaftliche Rathſchläge

ſie mit der Verficherung, daß ſich Alles gut geſtalten werde, etwas Tag ſeines Lebens nicht thun. Robert Leighton behufs Eröffnung der Unterredung mit R ;
und aging, den Gatten aufzuſuchen, den ſie mit Mathilde wiſſe ſelbſt am beſten, was er wolle, er würde ſich ganz der ſeine Gäſte mit gewohnter Herzlichkeit empfing und
in der Bibliothek fand, wo dieſe ihm eben ihre Verlobung entſchieden nicht einmiſchen. So lautete die erſte Antwort. nicht im Entfernteſten ahnte, was ihm bevorſtehe oder
dat Emil Heyford angezeigt hatte. Selbſtverſtändlich wurde Als die Gattin aber heftig und beredt wurde, beſann er welche Folgen die bereits geſchilderte Eroquetpartie für ihn
der Fante ſofort Mittheilung von dem Ereigniß gemacht. ſich eines Beſſeren und ſagte er wolle ſich die Sache über⸗ haben werde. ; 3 N
f%äb%ßfüämünfcbte das junge Mädchen freundlich und er⸗ legen. Und das that er auch den ganzen Vormittag. Je
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5 85. 5 Ire ' Z X } VXXXIII. Kapitel.
ihre Wahl füe eine glückliche, weil Mr. Heyford, mehr er aber überlegte, deſto unangenehmer wurde ihm 1 HOT ;
enn 25 9155 dach ein er 1 Charakter ſei. die Geſchichte und deſto gewiſſer wußte er, daß er dem Aufnahme der Verlobungs⸗ Anzeige. 1
Es lag nicht in dem Weſen dieſer Frau, irgend etwas, Willen ſeiner Frau zu entſprechen habe, falls er je wieder Man vermißte Robert. Edna erbot ſich, den Shawl
das doch geſchehen mußte, zögernd zu umgehen, dennoch einen Moment häuslichen Friedens erwarte. zu holen. Verwundert fragte Mrs. Churchill, wo Nobert
blieb ſie, nachdem Mathilde das Gemach verlaſſen, unent⸗ „Wäre ich doch in New⸗Pork geblieben!“ murmelte er. wohl bleibe, und nun erſt erzählte Mrs. Burton mit wich-
ſchloſſen neben ihrem Manne ſtehen. „Mathildens Ver⸗ Ich hätte auch gute Luſt, mit dem nächſten Zuge wieder tiger Miene, ſie habe Hedwig mitgebracht und er befinde
lobung. begann ſie nach einer Weile, „erinnert mich da⸗ zu gehen, aber ſie wäre im Stande, mir zu olgen und ſich wahrſcheinlich in irgend welcher gelehrten Abhandlung
kan, Dir zu ſagen, daß Hedwig von dem jungen Bigelow mich zu quälen, bis ich doch nachgebe Hat ſie ſich ein⸗ mit ihr, wie das gewöhnlich ja der Fall ſei. ;
eis Boſton, der letzten Sommer gleichzeitig mit uns in mal in den Kopf geſetzt, Robert müſſe Hedwig heirathen, Inzwiſchen durchſchritt Edna die Halle und betrat
aratoga weilte, einen Heirathsantrag erhielt.“ n ſo entkommt er ihr nicht mehr und ich muß leider als das Wohnzimmer. ;
5 „Nun, da ſollte ſie ſich wahrlich nicht lange beſinnen,« Medium dienen.“ Der geplagte Mann ſtöhnte förmlich Die Beiden im Erker bemerkten ihr Kommen nicht.
entgegnete er, in den Zeitungen blätternd, „ſie wird ja und ſelbſt Malhildens ſchmeichelnde Aufmerkſamkeit ver⸗ Robert ſprach zu Hedwig gerade das entſcheidende Wort
auch alle Tage älter.“ { 4 { ; mochte das geſtörte Gleichgewicht ſeiner Stimmung nicht ihrer Verlobung. Edna war's, als weiche plötzlich Licht
zAber ſie will nicht, ſie liebt einen anderen, der ihr wieder herzuſtellen. Der Gedanke, was er zu Robert und Farbe aus ihrem Daſein, als ſei das Leben nur noch
dae Veranlaſſung gab, ſich als ſeine künftige Braut zu Leighton ſagen, und wie er anfangen ſollte, bildete den ein unendlicher Ocean ſchwarzer Fluthen, auf welchem ſie
trachten, und folglich moraliſch verpflichtet iſt, ſie zum Alp des Tages. allein und verlaſſen ſchwebe. Sie wußte nicht, warum

„Mathilde benahm ſich auffallend ſtill und zurückhal⸗] dem ſo ſei, aber das Herz zog ſich krampfhaft zuſammen,
5 tend; als der Onkel aber beim zweiten Frühſtück den an⸗ als ſie geräuschlos über die Treppen hinaufeilte. „In Mrs.
lie „Nun, ich ſpreche von Robert Leighton, den die öffent⸗ weſenden Gäſten ihre Verlobung anzeigte. erklärte ſie, das Churchills Zimmer ſtand ſte ſtille, Athem 125 ſchöpfen und
— Q e Stimme ſeit Jahren als Hedwigs Freier betrachtet. Schlimmſte ſei überſtanden, und wurde wieder ihr altes ſich zu fragen, warum die eben gemachte rfahrung ſie ſo
Heelegentlich huldigte er ihr auch in ganz auffallender Selbst. Sie beſuchte Hedwig und bat dieſe, über ſie zu erſchüttere. } „% 0R HE S a
. ] e Wort. Uebri⸗ verfügen, 1 ſie irgendwie zur Linderung ihres Leidens „Es geht mich nichts an,“ flüſterte ſie, „aber ich glaube
Au iſt dieſe Vermählung mein und Mrs. Churchills beitragen könne. Die Erlebniſſe der Nacht blieben unbe- nicht, daß er ſie liebt. Ich kann kein Herz zu dem Mäd-
blingswunſch. Hedwig ſelbſt iſt ſeit einiger Zeit 115 rührt; beide Mädchen fühlten, daß die dunkle Seite dieſer chen faſſen; wenn ſie 00 muß ich gehen, und
njere } Unterredung für immer umgeſchlagen ſei „Vielleicht kommſt ich wäre doch ſo gerne bei Robert und ſeiner Mutter
; Du noch mit nach Leighton, ſprach Mathilde freundlich, geblieben.“ ; f Sa A0
—‘‚é?eq‚t Kopfſchmerz dauert gewöhnlich nicht den ganzen 1 Gortſetzung folgt.)
ag.
 
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