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edaltion und Verlag von Jof. Eremerius,
Zwinger ſtraße 7
für Staalt
Anzeige ⸗ Blatt für die Amtsbezirke Heidelberg,
Eberbach, Sinsbeim, Eppingen, Weinheim, Schwetzin-
gen, Wiesloch, Bruchſal, Bretten, Mosbach, Buchen,
Adelsheim, Walldürn ꝛc. ‘
30. Jahrg.
Die Verherrlichung der Uevolution.
Es war vorauszuſehen, daß die liberale Preſſe
Sozialdemokratie in Deutſchland einen Tag unter-
Seel Ein Herz und eine
kele ſind unſere „guten“ Revolutionäre in Deutſch-
5 in der Eroberung Roms das langjährige revolu-
ae Werk der „Einigung Italiens“ gekrönt ſehen.
an Theil der italieniſchen „Patrioten“ freilich hält
de „Italia irredenta“ (das unerlöſte Italien) erſtrebt
emſelben Recht aber, mit dem die Revolution
Italien „gearbeitet“ und die „nationale Neugeſtal-
und „Einigung“ bis zur Eroberung des Kir-
at, mit demſelben „Rechte“ verlangen die revolutio-
ren Irredentiſten und Jungitalien auch die
nde werleibung von Südtirol und Trieſt
der italieniſchen Schweiz. ;
Emes Herzens und Sinnes mit den deutſchen
ralen, die Revolution verherrlichenden Blät-
iſt auch die der Regierung naheſtehende
nſer vatives Blatt ſein will. Während die
eraubung des älteſten und legitimſten aller Sou-
dem ſchönfärberiſchen Ausdruck „unverletzliche
erblickt die
Deter in den Beſitz ihrer hiſtoriſchen Hauptſtadt ſetzte“.
eſez angeblich für Monarchie und Loyalität eintre-
latt ſetzt ſich leichten Herzens über den Fel-
nder Legitimität (Rechtmäßigkeit) weg und
amit hat es das Recht verwirkt, gegen die
emokraten zu eifern und zum Kampf gegen die-
aufzurufen. Wenn jetzt eine zerſplitterte Nation,
gelangen, den Weg der Gewalt und Revo-
In betr
(Nachdruck verboten.
Der Sonderling.
Roman von Philipp Laicus.
Gold gen. Alſo erſtens Hephäſtos merke auf: Gold gegen
al Dieſer Gläſer muß aufhören zu wuchern und müßte
T e ſeine Wucherforderungen aufkaufen. E ;
pfer f
dei das wir ſonſt noch an Hausgeräthſchaften brauchen,
der leb a e mir nicht, ich kann das nicht leiden.
ier 19
una Wenn Du Gelegenheit haſt, ſo betrachte Dir
{r Wa Tochter und ſage mir dann, was Du von
lerathe e rief der Schwarze erſtaunt, „wollen Sie
kunt chafskopf,, ſagte Lebrecht lachend „das Mädchen
meine Tochter ſein. „Dann erkundige Dich einmal
15 Hausknechte einer Firma — ich glaube Carle-
fast, mit dem machſt Du morgen ebenfalls Bekannt-
ber de ractirſt ihn im Wirthshauſe und fragſt ihn aus,
elch un eigentlich ein gewiſſer Henri Löblich iſt und
Mir dann Wung er im Hauſe einnehme. Das ſagſt Du
aun. 3
bend. Ja, Herr,“ ſagte der Schwarze, ſich die Hände rei-
ſten 1175 wird luſtig werden; ich ſehe, wir ſind ſchon
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E -
auf Lehre und Beiſpiel des freiwilligen Regier-
ungsblattes, genanut Nordd. Allg. Zig., berufen und
dieſe hätte kein Recht, ſich dieſes zu verbitten. Wohl
aber ſind wir Katholiken berechtigt, gegen die Unter-
ſtellung, als würden wir uns jemals in die Thatſache
der Vergewaltigung des hl. Stuhles ſchicken und uns
mit derſelben abfinden können, entſchieden Proteſt
einzulegen. Die Nordd. Allg. Zig. ſchreibt nämlich
nach einem Blick auf die geſchichtlichen Ereigniſſe vor
25 Jahren: „Wenn es den gläubigen Mitgliedern der
römiſch⸗kalholiſchen Kirche ſchwer fällt, das Verſtänduiß
zu finden für die ſittliche Be echtigung einer That,
durch die eine aus der Zerſplitterung zur ſtaatlichen
Einheit gelangte Nation ſich wieder in den Beſitz ihrer
hiſtoriſchen Hauptſtadt ſetzte, ſo wird mau dies be-
greiflich finden und es der Zeit überlaſſen, allmählig
die Gemüther mit einem Ereigniß auszuſöhnen, das,
wenn es das weltliche Herrſchaftsgebiet des Papſtes
thum einen mächtigen Schutzwall geſchaffen hat. Jeden-
falls wird heute von keiner Seite bezweifelt, daß das
Auſehen und die Macht des Pontifikats durch die
Vorgänge, deren Gedächtniß heute von König und
Volk Italiens feſtlich gefeiert wird, in keiner Weiſe
geſchmälert worden ſind.“ Uus fällt es nicht ſchwer,
Unrecht Unrecht und Gewaltthat Gewaltthat
zu nennen ;
Deutſches Reich.
Berlin, 25. September.
— Der Beſchluß der Newyorker Produktenbörſe, das
ſchlechtere Lima⸗ Petroleum an Stelle des beſſeren
Penn ſylvania⸗O eles lieferbar zu machen, erweckt
bei den Intereſſenten lebhaftes Intereſſe. Das iſt begreif-
lich, wenn man in dem Beſchluß einen neuen geſchäftlichen
Coup der Standard Co. erblickt. Der Preis für Lima-
Oel iſt im Mittel 67 Cent pro Barrel, der für Penſyl-
vanig Oel 1 Doll. 25 c. Es leuchtet ohne Weiteres ein,
daß die Gleichſtel lung zweier ihrem Werthe nach ſo
verſchiedenen Produkte nicht in Ordnung und nicht zuläſſig
iſt. Die Standard Co. hat ſie erzielt, indem ſie ein Raf-
finir⸗Verfahren vorſchützte, das aber im Großen noch gar
nicht erprobt ſein ſoll. Die Frage iſt nun die, ob Lima-
Oel ſteigen oder Penſylvania fallen wird. Die Stan-
dard Co. erwartet wahrſcheinlich das Letztere. Alsdann
würde ſich die Maßregel als neuer Schlag gegen die Out-
ſiders (elbſtſtändigen Petroleum⸗Erzeuger) heraus-
ſtellen, die autes Pennſhlvania Oel liefern und im Begriffe
ſind, ihre Röhrenleitung bis zur Küſte zu vollenden. Da-
neben hat natürlich mitgewirkt, daß die Standard Co. wegen
Erſchöpfung der Vorräthe ſchon bisher genöthigt war, zu
Miſchungen ihre Zuflucht zu nehmen. In einer Eingabe
der unabhängigen Lieferanſen wird noch behauptet, man
Auf das Herein Lebrecht's ſchlüpfte mit einem wahren
Katzentritte der Bediente ſeines Bruders in das Zimmer.
„Ah, Herr Jean,“ ſagte Lebrecht ſarkaſtiſch. „Was ver-
ſchafft mir das Vergnügen?“ ; .
„Der Herr Bruder laſſen anfragen,“ erwiederte ſteif
11 Bediente, „ob es Ihnen gefällig wäre, zum Souper zu
ommen.“
„Ja gewiß, rief Lebrecht, ſeine Cigarre weglegend.
„Iſt Herr Ohhlich ſchon da?“ .
„Herr Löblich ſind ſoeben angekommen. Die Herr-
ſchaften befinden ſich noch im Empfangsſalon.“
Jean, nicht ohne einen halb erſtaunten, halb entrüſteten
Blick auf den Neger zu werfen, der einen offenbaren
Spaß daran hatte, wie ein Schornſtein zu qualmen, ſich
entfernte. 5
Rıkles Rapikel.
Wie Frau Bernau es gewünſcht, ſo war es geſchehen.
Herr Henri Löblich war in die Familie eingeladen worden
und ihr Gatte hatte ſich nur aus bedungen, daß ſie zu
ihm keinen Anderen mehr einladen ſolle. Er hatte zu die-
ſem Vorbehalte ſeine guten Gründe. Er fürchtete nämlich,
damit einen falſchen Schritt zu thun, und je weniger Zeu-
gen er dabei hatte, um ſo lieber natürlich war es ihm.
Seine Frau war auf dieſen Vorbehalt leicht eingegangen,
da ſie dachte, daß die Liebenswürdigkeit ihres Schützlings
alle Herzen erobern würde.
Damit machte ſie aber einen argen Fehlſchuß. Von
Dora gar nicht zu reden, wax weder ihr Gatte, noch ihr
Schwager von dem Ankömmling ſonderlich erbaut. Es
war zwar richtig, ſeine Toilette zeigte eine tadelloſe Ele-
ganz, von den Lackſtiefelchen bis zu den Vatermördern.
Er ſprach in den gewählteſten Redensarten, und ſein Be-
nehmen war ſo äußerſt achtungsvoll, daß es zuweilen
aſt die Grenzen der Selbſtachtung zu überſchreiten ſchien.
uch war er nicht häßlich, ſondern im Gegentheile eher
ſchön zu nennen. Aber ein Etwas fehlte ſeinem Geſichte,
890 ſelbſt den minder Schönen anziehend machen wird,
der Charakter. Sein Geſicht lag da wie ein Herrenmode-
wohl als gute Waare erſcheinen laſſen, aber es nehme mit
dem Alter an Güte ab und erhalte einen ekelerregenden
Geruch. Die Unabhängigen würden jedenfalls gut thun,
ſ ihr Produkt eine beſondere Marke (Bezeichnung) zu
zu liefern. 1
— Der Vorſchlag der Handelskammer in Kiel
und der Kaufmannſchaft in Stettin, den Abg a ben-
tarif des Kaiſer Wilhelm⸗ Kanals während der
Wintermonate nicht zu erhöhen, iſt on maß-
gebender Stelle ſorgfältig geprüft worden.
ſchlag wurde abgelehnt. Es ſolle zunächſt die
weitere Entwickelung des Schiffsverkehrs namentlich
in den Wintermonaten abgewartet werden. Erſt auf
Grund der praktiſchen Erfahrungen werde ein ſicheres
Urtheil über die Berechtigung der Winter ⸗Zuſchläge
gewonnen werden. .
— Im Luufe des October wird vor der Pots-
damer Disziplinarkammer die Verhandlungen gegen
den Aſſeſſor Wehl au ſtattfinden, der ähnlicher
Vergehen wie Leiſt angeklagt iſt. Die Anklage wird
der Geh. Regierungsrakh Roſe vom Auswärtigen
Amt vertreten.
— Prof. von Bardeleben, der bekannte Chi-
rurg an der hieſigen Univerſität, iſt geſtern geſtorben.
— Zu den Opfern des Freiherrn von Hommer-
ſtein gehört der „Volksztg.“ zufolge auch ſein Stief
ſohn aus erſter Ehe, ein in Italien lebender Maler.
Herr v. Hammerſtein hat die Verwaltung des Ver-
mögens dieſes jungen Künſtlers mit demſelben ſchlechten
Erfolg geführt, wie die ſeines eigenen und vieler
anderen Leute. .
* München, 25. Sept. Der apoſtoliſche Nun-
tius Mſgre. Dr. Ajuti empfing den Uebermittler
der Proteſtkundgebung der kat h. Preſſe und des
Auguſtinusvereins, Hrn. Dr. Kauſen, in beſonderer
Audienz, um ihm die bereits bekannte Autwort des hl.
Vaters mitzutheilen. Der Nuntius hob die beſondere
Bedeutung dieſer einmüthigen Kundgebung der ganzen
kath. deutſchen Preſſe mit anerkennenden Worten hervor.
* Paderborn, 25. Sept. Gleichzeitig mit der
ſammlung des Bonifatius vereins findet auch
die 4. Generalverſammlung des Bonifa-
cius⸗Sammelvereins ſtatt. Die Berathun-
gen beginnen am Dienſtag, den 1. Okt., Nachmittags
5 Uhr im großen Saale des Bürgervereins. Mittwoch
den 2. Oktober um 9 Uhr morgens iſt feierliches Pou-
tificalamt im Dome und nach demſelben Fortſetzung
der Berathungen im Bürgerverein. / ;
bild, ſauber gezeichnet und ſanber collortıt, aber es ſagte
auch rein gar nichts. Dafür ſpeach ſein Mund deſio mehr.
Das war ein wahrer Landregen von Worten, der ſich über
die Anweſenden ergoß. Er bot das Bild eines Mannes,
der ein ſplendides Abendeſſen dadurch abserdient, daß er
die Unterhaltung trägt. Beſtändig die Nichtigkeit ſeiner
Perſon und die Unhaltbarkeit ſeiner Anſichten betheuernd,
kramte er alles mögliche über alle möglichen Dinge aus,
und da er ungeheuer viel ſp ach, ſo war es natürlich, daß
er auch manchmal etwas ſagte, was Hand und Fuß hatte,
aber die ungeheuere Mehrheit ſeiner Worte zeichnete ſich
mehr durch die Beſcheidenheit der Form, als die Realität
des Inhaltes aus. .
Die beiden Brüder Bernau ſuchten ihm anfangs auf
den Zahn zu fühlen über den Grad ſeiner wiſſenſchafllichen
und kaufmänniſchen Bildung, indem ſie ganz mit Recht
daraus auf die Solidität ſeiner Erziehung und damit auf
ſeine Eltern und ſeine Familie einen Schluß ziehen zu kön-
nen glaubten. Aber das gaben ſie bald auf. In der ge-
wöhnlichen leichten Unterhaltung mit Damen, wie ſie ſich
auf Bällen und Concerten ergibt, war Herr Löblich voll-
ſtändig in ſeinem Element; ſobald das Geſpräch auf
ernſtere Gegenſtände abſchweifte, hörte zwar Löblich nicht
auf zu ſprechen, aber er entwickelte eine ſolche Oberfläch-
lichkeit und brachte einen ſolchen Unſinn zu Markte, daß
die Anſicht der beiden Männer über beſagten Herrn Löb-
lich ſchon feſtſtand, ehe man nur die Mittheilung erhalten
hatte, daß das Souper bereit wäre. .
Als man zu Tiſche ging, betete Onkel Lebrecht hinter
ſeinem Stuhle ſtehend, Dora und ihre Mutter hatten ſich
an dem löblichen Brauche Lebrecht's ein Beiſpiel genom-
men und thaten deßgleichen. Sein Bruder dagegen rich-
tete ſich nach den Bräuchen der großen Welt und Herr
Löblich nach ihm. Beide ſtanden hinter ihren Stühlen,
Eine hielt ſich zu hoch, um wie gemeine Leute zu thun,
und der Andere gab überhaupt auf ſolche Alfanzerejen
nichts, zumal ſein künftiger Schwiegervater auch nichts
darauf zu geben ſchien. Es war dies die einzige ſiarke
Seite ſeines Charakters. (Foriſ. folgt.)