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Pfälzer Bote für Stadt und Land (30) — 1895

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eint käg lich wit Ausnahme der Sonn⸗ u. Feiertage
ue s vierteljährlich Fer 1.20 ohne Tragerlohn u. Poſt-
ag. Beſtellungen bei den Poſtanſtalten u. bei der
Veda Expedition Zwingerſtraße 7
— e eee 121. Heidelberg.


für Stadt N

8


Anzeige⸗ Blatt für die Amtsbezirke Heidelberg, .

i einheim, Schwetz in-
gen, Wiesloch, Bruchſal, Bretten, Mosbach, Buchen.
Tauberbiſchofsheim, Walldürn ꝛc. ;
Druck u. Verlag Gebr. Huber, Heidelb., Zwingerſtr
s AL ET


. El.

— Seidelberg, Dienslog, den Il. Jun 1086.

30. Jahrg

— A

e

* Irrſinnnig oder Freiheitsberaubung?
Vor ſtark einem Jahre wurde auf Betreiben des
OS Heinrich Mellage aus Iſerlohn und unter
fülkwirkung der kgl. Polizeibehörde der ſchottiſche ka-
dliſche Geiſtliche Forbes nach mehr als Zjährigem
üufenthalte aus der Alexianeranſtalt Mariaberg bei
achen entfernt. Dieſe Nachricht erregte in weiten
u en und in der Preſſe Aufſehen. Es wurde da-

S e

lich geweſen ſei, einen „geiſtig völlig intakten“
kenſchen, der nur, um Luftwechſel zu genießen, nach
zachen gekommen ſei, länger als volle drei Jahre

erklärung erließ, war das Mißtrauen nicht ge-
üwunden, es erſchienen nunmehr weitere Artikel, in
men die Anſtalt und die Leitung auf's Neue
vderer Vergehen bezichtigt wurden. In der er-

1 „Der betreffende
kund eines Atteſtes eines preußiſchen Kreisphyſikus
s Geiſterkranker in Mariaberg verpflegt worden.
5 Atteſt ſpreche ſich dahin aus, daß der Kranke
geren Anſtaltsaufenthaltes bedürfe und daß der-
elbe gemeingefährlich ſei. Der p. Geiſtliche ſei auch
t noch geiſteskrank; es könne ſomit keine Rede ſein
In einer rechtswidrigen Freiheitsberaubung.“ Wäh-
end die Unterſuchung noch im Gange war, erſchienen
M „Iſerl. Rreisanz' und anderen Blättern weitere
Arttel, die die früher erhobenen Beſchuldigungen
wiederholten und verſchärften. Die Angriffe erreichten
ten Höhepunkt in der im Sommer des Jahres 1894
n Druck und Verlage von Hermann Riſel u. Co.
üs Hagen i. W. (J. Warnatzſch) erſchienenen Bro-
a üre: „39 Monate bei geſundem Geiſte als irr-
bang eingekerkert! Erlebniſſe des katholiſchen Geiſt-
ichen Mr. Forbes aus Schottland im Alexianerkloſter
Mariaberg in Aachen während der Zeit vom 18. Fe-
bruar 1891 bis zum 30. Mai 1894, geſchildert von
einem Befreier.“ ;
In dieſer Broſchüre, die beſchlagnahmt
ase werden ungeheuerliche Dinge dem Alexianer-
laſter zur Laſt gelegt. Nachdem die vom Staats-
anwalt übernommene Unterſuchung gegen die Anſtalt
elde und auch die von e e
un } ns der kgl. Ober-
— erhobene Berufung ei ens der Ig er

5 Edna.

; Von Mary J. Holmes,
frei bearbeitet von Freifrau von Berlepſ ch..
du und nun erzählte Edna von ihrem Aufenthalte beim
benkel Phillop, von deſſen Wunſch. daß ſie ſeinen Namen
itte von Mathildens Erkennen und Bemühen, ſie inkog-
io nach Leighton zu bringen, von auen Plänen und
achzügen, um dort das Geheimniß zu wahren.

Edna ſprach kein Wort gegen Hedwig nnd berührte ſie
Mr flüchtig n

Nachdruck verboten.)

Sitgegangen, und Sie hätten nie erfahren, wer ich bin.

Ge eimniß.

a0 oft in Edna's Gegenwart geſagt, was nichts weniger
$ freundlich klang, wenn ſie wußte, wer Miß Overkon
155 Aber Hedwig war todt und er wollte nicht ihrer
ler g
gebilligt und geſegnet. 115
Y Und ſo pfauderten ſie von den vergangenen Zeiten,
on ihrem erſten Zuſammentreffen im Bahnzug und dem
men Carl.

Apbert ſchmeichelnd, „und ſie bat mich, ihres Todes halber
bolt, zu warten. Wo
ollen wir uns baldigſt trauen laſſen ?“ ; ;
8 „Trauen, rief Edna neckiſch, „wer ſprach je davon?
die ganz gewiß nicht, Mr. Leighton.“ }
5 „Edna, flüſterte er, ſie innig anblickend, „bedarf es
aher formellen Werbung, ſo frage ich Sie hiermit in
ler Form Rechtens, ob Sie mein Weib werden wollen?“
Sa ch habe gelobt, nich zu heiratzen, bis ich meine
chuld getilgt habe, und ich ſchulde Ihnen noch - -
„Fünfundzwanzig Dollars, lachte Robert, „'s war
ga duch, den Betrag überhaupt bezahlen zu wollen; da
Faber geſchehen ſoll, ſchlage ich vor, wir gleichen die
0 4 lone gegenſeitig aus, und Sie tilgen den Reſt durch

le. —“







ſtaatsanwaltſchaft verworfen war, ſtellte die Direktion
der Anſtalt Mariaberg gegen Mellage u. G. Sraf-
antrag wegen verleumderiſcher Beleidigung, be-
gangen durch jene Zeitungsartikel und die Darſtellung

in der Broſchüre. Mittlerweile hatte auch bereits die
kgl. Staatsanwaltſchaft von Amtswegen gegen Mellage,
Scharre und Warnatzſch Strafantrag geſtellt. That-
fache iſt, daß Forbes vom Biſchofe zu Aberdeen wegen
ſeinen Ausſchreitungen in Folge Trunkſucht, wegen
ſeines Aergerniß erregenden Lebenswandels und weil
er zur Verwaltung ſeines kirchlichen Amtes nicht
mehr geeignet war, in die Privat⸗Irren Anſtalt der
Alexianerbrüder zu Mariaberg bei Aachen geſchickt
wurde. Der Biſchof ging dabei im Ennverſtändniß
mit verſchiedenen Aerzten von der Annahme aus, daß
die geiſtigen Kräfte des Forbes ſtark geſchwächt und
er theilweiſe nicht zurechnungsfähig ſei, eine Annahme,
welche auch die Gutachter im Prozeß im allgemeinen
zu der ihrigen gemacht haben. Die Brüder waren
deshalb im Rechte und handelten in gutem Glauben,
als ſie Forbes in der Anſtalt zurückhielten und ihn
bei allen ſeinen Ausgängen aus der Anſtalt in Folge
verſchiedener Trunkſuchtsexceſſe ſchließlich durch einen
Bruder oder Wärter begleiten ließen.

Am Donnerstag, 30. Mai, begann vor der Straf-
kammer iv Aachen die Verhandlung dieſer Klage.
Zuerſt wurde die betreffende Broſchüre wörtlich vor-
geleſen, worauf das Verhör von 20—30 vorgeladenen
Zeugen ſowie mehrerer ärztlicher Gutachter begann.
Als ſolche waren mehrere Direktoren ſtaatlicher Ir-
Ade ſowie einige Profeſſoren der Medizin ge-
laden.
Gutachten brachten anfangs im Allg. ein für die An-
ſtalt günſtiges Ergebniß. Wegen der vielen Zeugen
hat der Prozeß eine rieſenhafte Ausdehnung genom-
men und bei der Eigenthümlichkeit und Neuheit des
zur Verhandlung ſtebenden Gegenſtandes, beſonders
weil es ſich um eine von den kothol. Kloſterbrüdern
gelenkte Anſtalt handelt, wird der Prozeß gegenwär-
tig wie ein großes Ereigniß behandelt, ſodaß alle
große Zeitungen faſt wörtliche Berichte bringen. Erſt
am Donnerstag, 6. Junf, Abends iſt die Zeugen-
und Gutachtervernehmung geſchloſſen worden.

Die Verhandlung am 6. Juni wurde faſt ausge-
füllt durch die Abgabe der verſchiedenen Gutachten,
welche zugleich ein Urtheil über den Gang der Ver-
handlungen und die Zuſtände in den Irrenanſtalten
geſtatten. So erklärte Prof. Dr. Finklenburg⸗Bonn,
daß Forbes geiſtig geſchwächt erſcheine in Bezug auf
ſein Erinnerungsvermögen durch ſeine Trunkſuchtsex-


„Was mir gerade einen Werth von fünfundzwanzig
Dollars gäbe,“ neckte Edna; Robert aber ſagte ihr, wie
keine Worte ihren Werth bezeichnen könnten, wie ſie ſein
ganzer Himmel ſei. 55 SO
; Und ſie verlobten ſich. Robert hielt das kleine Händ-
chen, das einſt Carl's Trauring getragen, feſt in der ſeinen.
Ednass Liebe für den Toden glich einem fernen Traume
Die Gegenwart nur erſchien wirklich und Robert's
Liebe. Er war ihr, was Carl nie hätte ſein können, und
ſie geſtand ihm rückhaltslos, wie innig ſie ihn liebe, ihn
geliebt habe, länger als er ahnte. ; .
Die Zeit verging und die Beiden hörten weder die
Glocke, noch das zinnerne Horn, das Tante Jerry in
ihrer Ungeduld blies, um die Säumigen zum Mahle zu

) Nachdem Robert ſich entfernt, ſorgte die Tante zu-
nächſt für ſein Pferd. Sie behandelte alle Thiere gut,
nichts Lebendes wurde je von ihr hart gehalten, es ſei
denn ein Kind. „% n
Nachdem das geſchehen war, eilte ſie in die Küche und
bereitete das Mahl. ; ; }
i Endlich war Alles geordnet, der Tiſch gedeckt, im
Hauſe verbreitete ſich köſtlicher Duft — die Gäſte aber
erſchienen nicht. Umſonſt wurde die Glocke geläutet, das
Horn geblaſen, und als es endlich 1 Uhr ſchlug, machte ſie
ſich auf, die Delinquenten zu ſuchen. Sie fand ſie, gerade
wie ſie vermuthet, an ſeiner Schulter — die ganze Er-
ſcheinung ein Bild des Glückes. } .
„Nun, das nimmt ſich einmal gut aus,“ keifte ſie.
Robert ſprang auf. „ E
„Sie ſehen, ich habe ſie gefunden und ſie hat verſpro-
chen, mein Weib zu werden, wenn Sie nichts dagegen ha-
ben.“ — „Eine nette Manier, mich das zu fragen, während
das Eſſen im Ofen verdirbt. Hörtet Ihr denn die Glocke und
das Horn nicht?? 8
Die Schuldigen verneinten und folgten eiligſt der
ſtrengen Tante, die kein Wörtchen ſprach, bis ſie ſich über ⸗
zeugt hatte, daß die ſorgfältig bereiteten Leckerbiſſen nicht

gelitten hatlen. 5
Robert ließ ſich Alles trefflich munden, was Tante


ceſſe. Der Gutachter mißt die Hau
der nach ſeiner Anſchauung dauernd nicht nothwendig
geweſene Internirung (Feſthaltung) des Forbes der
Aufſichtsbehörde bei, zu der auch die Anſtalts-
ärzte gehören. Es ſei bei der langen Internirung
die Gefahr vorhanden geweſen, daß Forbes wirklich
gefährlich erkrankt wäre. Den Alexianerbrüdern
könne man Betrachtungen hierüber nicht zumuthen,
ob es nothwendig geweſen ſei, den Forbes genau zu
unterſuchen, ehe ſie deſſen Internirung auf Jahre hine
durchführten. Aber auch bezüglich der Aerzte liege
keinerlei Auhalt dafür vor, daß ſie den Forbes be.
wußt in der widerrechtlichen Freiheitsberaubung ge-
laſſen hätten; die Aerzte hätten, entſprechend der lang-
jährigen Gepflogenheit in der Anſtalt, die Verant-
wortung für die Internirung von ſich auf die Brüder
abgewälzt, es liege alſo eine fahrläſſige, aber keine
abſichtlich falſche Behandlung vor. Der fünfte
Sachverſtändige, Sanitätsrath Doktor Ripping,
Direktor der Kreisirrenanſtalt zu Düren, findet, daß
Forbes auf präciſe Fragen nicht präeis geantwor-
tet hat, erſt allmählich ſei er dazu gekommen, prä-

der Gedankengang des Forbes nicht ganz klar und
folgerichtig ſei. Oh dieſe Gedankenſprünge und Ab-
ſchweifungen auf frühere oder noch beſtehende Geiſtes-
ſtörung zurückzuführen ſeien, das zu entſcheiden ſeien
die Angaben über das Vorleben des Forbes nicht
ausreichend. Auch zur Beurtheilung der Frage, ob
Forbes erblich belaſtet erſcheine, genüge das vorliegende
Material nicht. Der ſechſte Sachverſtändige, Dr.
Beſſer, Beſitzer einer Irrenanſtalt in Poppelsdorf,
knüpft au die Worte Dr. Rippings an, daß es ſehr
ſchwierig ſei, im Falle Forbes ein ſicheres Urtheil
abzugeben. ;
katholiſchen Kirche theilweiſe losgeſagt habe und ſeine
perſönliche Freiheit ſehr hoch halte. Aus dem Ver-
halten des Forbes im Gerichtsſaale gehe nicht hervor,
daß er krank ſei, auch das Schnapstrinken ſei kein
Beweis dafür. Das Verhalten des Forbes in und
außerhalb Mariaberg ſei erklärlich. Der Gutachter
kommt zu dem Reſultat: Forbes iſt nicht geiſteskrank
und ſchließt ſich bezüglich der Frage der Internirung
des Forbes dem an, was Dr. Gerlach geſagt hat.
Dieſer iſt der Meinung, die proviſoriſche Interni-
rung des Forbes ſei anſcheinend nothwendig
geweſen, behufs ſicherer Feſtſtellung
ſtandes. ; 1
Die Vertheidiger verzichten, da das bisherige Er-

gebniß der Verhandlung den Angeklagten günſtig iſt,



Jerry verſöhnte, und als ſie abgeſpült, ausgekehrt und die
Katze gefüttert hatte, erklärte ſie ſich bereit, Robert's Frage,
ob ſie gegen Edna's Heirath etwas einzuwenden habe, zu
beantworten .
„„Mir ſcheint es übrigens zu ſpät zu allenfallſigen
Einwendungen, aber ſo machen es die jungen Leute heut
zu Tage. Nein, ich habe nichts dagegen. Will Edna über-
haupt heirathen, ſo ſind Sie mir ſo lieb, wie ein Anderer,
und ſie iſt auch nicht arm wie eine Kirchenmaus. Jeden
Dollar, den ſie mir bezahlte, verdoppelte ich und legte ihn
an, ſo daß ſie jetzt tauſend Dollars beſitzt. Ein zweites
tauſend und ein Bett erhält ſie von mir als Brautgeſchenk,
aber ich verlange, daß es ihr und ihren Erben auf ewige
Zeiten geſichert werde. 1 9
„O Tante, wie gut Du biſt und ich dachte, Du hätteſt
mich nicht lieb.“ ; 5
Das Geld in der Bank war Edna neu und ihre Au-
gen füllten ſich mit Thränen, als ſie dachte, wie falſch ſie
die Tante beurtheilt habe. : 1 .
Robert vermochte über den Eifer des alten Fräuleins,
die zweitauſend Dollars ſeinem Einfluß zu entziehen, kaum
ein Lächeln zu unterdrücken, aber er verſprach, es zu be-
ſorgen und erklärte, es ſei auch ſeine Abſicht,
ſeiner Frau für alle Fälle zu ſichern. Dann ſchlug er
Weihnachten als Zeitpunkt der Trauung vor..
„Das ſchickt ſich nicht, brummte Tante Jerry, „das
iſt rückſichtslos gegen die Todte“ j
Robert beruhigte ſie in dieſer Hinſicht, dennoch aber
erinnerte der Ausdruck ihres Geſichtes Edna an die Zeit,


Im Laufe des Abends ſchrieb Robert an ſeine Muk-
55 1 1 1 5 ſie ihn in den nächſten
agen begleiten werde. S 4591
Du wirſt ſie lieb haben. Das hübſche kleine Weſen
wird unſerm Familienkreis zur Zierde dienen. Ich brauche
Dich nicht um freundlichen Willkomm zu bitten, Du wirſt
ſie ohnehin wie eine Mutter lieben 731 8
Er wollte die Mutter über raſchen und freute ſich des

Momentes, da er ihr Edna zuführen werde.
e Fortsetzung folgt.)
 
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