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Pfälzer Bote für Stadt und Land (30) — 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.44154#0485
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13 1 alich uit Ausnahme der Sonne u. Feiertage

10 Nerkelfährlſch Ink. 1.20 ohne Tragerlohn u. Poſt-

fung. e 3 den 1 u. bei der
Expevition Zwingerſtraße 7.

bar: Ig. Eremerins, Hauptſtr. 121, Heidelberg.

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Anzeige⸗ Blatt für die Amtsbe⸗ rte eidelb 1
e
gen, Wie 5 al, Bretten, Mosbach,; en,
Tauberbiſchofsheim, Wondürn rc. 1 e

uu. Werlag Ger. Funer, Heidelb., Zwingerſtr

Seidelberg, Witlwoeh, zen 29. Wii 460

N. un

Gewitterwolken am oſtaſtatiſchen
5 Himmel.
; 10 uderbare Neuigkeiten verbreiten ſich augenblick;
en unſere Erde, die faſt ſo ausſehen könnten,
u ſie an gewiſſen Erdpunkten die im ſchönſten
ſemtanze prangenden Fluren in ein Blut⸗ und
D feld verwandeln. Das Wetterloch da hinten
ſchaſten entſendet unheimliche Winde, wie ſolche

b
f

i
X

{ bt Japan dem beſiegten Feinde Pardon, weil

d ihm ſonſt wieder auf die Beine helfen würde.
ſtens reißt Rußlaud wie ein großmäuliger
enjunge den Mund ſo weit auf, daß man glau-
ute, es wäre wirklich wahr. Japan gab des-
drea Pardon, weil es heilig Beſſerung ver-

0 in der Diplomateuſprache, die gerne
hren brter gebraucht: Weil es „Reformen“ ein-
1 ee Welcher Art dieſe Reformen ſein wür-
n m IB man freilich noch nicht.
ill Japan gefallen müſſen, aber was Japan
ü gefällt gewöhnlich Rußland nicht, weil beide
as „e ich gegenſeitig nicht aufs Fell gucken können.
ſſen nt man Völkerhaß und Widerſtreit der In-


2

iu dure Reformen werden aber auf alle Fälle ſo
uf use, daß ſie Japan gewiſſe Vortheile gewähren,
nice de Japan ſich nicht den Pfifferling um ko-
rück che Zuſtände kümmern. Korea ſucht ſich nun zu
0 J oder vor beizud rücken, und hat deshalb
en ußland im Geheimen angebändelt, um ſich ge-
inen Falls der japaniſchen Zuchtruthe entziehen zu
her n Daß das den Ruſſen Waſſer auf die Mühle
in Richtsnutzigkeiten iſt, verſteht ſich von ſelbſt.

Edna.

ter Glied Kranke hatte den willkürlichen Gebrauch
9 90
ng Q DE

aber
1

ſich mit einem
Die






Wo es einem Schelmenſtreich gilt, wo etwas zu holen,
zu ſtehlen, zu betrügen iſt — natürlich nur en gros,
gleich ein ganzes Land — da iſt Rußland zu ha-
den und eilt mit ausgebreiteten Armen herbei, um zu

$
{


Nachrichten ſcheint man dieſes Umärmelungsſpiel jetzt
auch auf Korea ausdehnen zu wollen.

Rußland ſpielt aber auch anderswo. Es ſtreckt
ſeine Fangarme, wenn die letzten Meldungen richtig
ſind, auch nach andern Schätzen, die ſich augenblick-
lich noch im Verwahr der Japaner befinden. Ein
ſolcher Schatz iſt das Stück chineſiſchen Maud-

an das ruſſiſche Sibirien grenzt.
Dort lagern noch die japauiſchen Kriegsheere, welche
das Laud während des Winters erobert hatten, aber
jetzt, nach Friedensſchluß, ſo nach und nach wieder
abziehen ſollen. Da die Ruſſen auch hier billige
Lorbeeren und ein gutes fettes Beuteſtück zu erlangen
trachten, ſollen ſie wie ein Dieb in der Nacht auf
geheimen Wegen und Stegen ſich hineingeſchlichen
und die Stadt Kirin in der Mandſchurei beſetzt
haben. Die Japaner würden dadurch in eine gewiſſe
Klemme geraten, weil ihnen auf ſolche Weiſe der
Weg verlegt worden iſt, um wieder zu ihren hei-
miſchen Beſitzungen zurückkehren zu können. Ob ſich

Heerestheile vielleicht in die Haare gerathen und
gründlich abraufen werden, wird ſich zeigen. Man
würde dann finden, wer der ſtärkſte iſt. Es
könnte aber eine ſolche Rauferei, oder der jetzige
nächtliche Einbruch der Ruſſen in chineſiſches Gebiet,
leicht das Signal zu einem neuen großen japaniſch-
ruſſiſchen Waffentar ze werden, den Japan für
den Augenblick wenigſtens gerne vermeiden möchte.
Uebrigens ſcheint ſich ein unſichtbarer Feind mit
mächtigen Fangarmen auf Alles geworfen zu haben,
was Japaus Liebe beſonders erweckt hat; denn auch
ſozuſagen die einzige Frucht Japans aus dem zehn-
monatlichen Kriege, die ſchöne Inſel For moſa,
ſcheint man den Japanern wie einen vor die Naſe
gehaltenen Apfel wegſchnappen zu wollen. Freilich
ſind die braven Ruſſen ganz „unſchuldig“ daran, denn
Rußland will die Inſel gar nicht haben, weil ſie „zu
weit“ von den ruſſiſchen Beſitzungen entlegen iſt.
Aber wer es auch ſei, — gegöunt wird Japan dieſe
Inſel nicht und wohl nicht ſo ganz von ſelbſt iſt der
Widerſtand emporgekommen, den die Eingeborenen
Dieſe Inſel, welche nur 3—4 Millionen Ein-

zudeuten. Aufmerkſam ſolgten die großen ſcpnzen e
er ſpte
ein Kind über die unglückliche Schweſter weinte. Alle ihre
ehler waren vergeſſen, untergegangen in dem unendlichen
lend, das über ſie gekommen. Nun dachte er nur daran,
daß es ſeine Schweſter war, das ſchöne Mädchen, auf das
er einſt ſo ſtolz geweſen, das er geliebt und getadelt, ſeit
er alt genug geworden, ihren Charakter richtig zu ver-
ſtehen. Jetzt gab es keinen Tadel mehr, nur Liebe und
Zärtlichkeit, wie ſie eine erbarmende Mutter für ein un-
glückliches Kind fühlen mag. |
Heiſe Thränen perlten über des ſtarken Mannes Ant-
litz, als er in Folge eines bittenden Ausdruckes ihrer Au-
gen ſich über das arme Mädchen neigte. Die kalten Lippen
verſuchten, ſeine Wange zu küſſen, die linke streichelte liebe-
voll ſein Haar, und keiner hielt Emil für weniger männ-

e Hand zu bewegen, unfähig, ein deutliches W








lich, ob des krampfhaften Schluchzens, das die herkuliſche
Mit zitternder Hand hielt ſie den Bruder feſt und
Umſonſt. Wohl ſtrengte er ſein Ge-
ſieh an, aber es war unmöglich den lallenden Laut zu ver-
ehen: j 9
Der Arzt erklärte, ſo werde es nicht bleiben, ſie werde
ganz oder kheilweiſe den Gebrauch der Sprache, vielleicht
auch der Glieder wieder erlangen. Er habe ſchlimmere

Wiederherſtellung folgte. ; 86
„Faſſen Sie Muth, Fräulein, wandte er ſich freund-

lich zu der Kranken. „Sie werden, wenn auch nicht heute,
doch bald eine glückliche Frau ſein “! B
Den bleichen Lippen entwand ſich ein ächzender Ton,
über das Antlitz zog ein krampfhafter Schmerz und in

ſetzens, als ob des Arztes Worte ſie erſchreckt hätten
Mathilde ſtand neben dem Bette und rieb die gelähmte

e Tießen‘ Sobert‘ helen brach te, wing du un




wohner, aber ein fruchtbares Erdreich und reiche
Bodenſchätze hat, war bisher im chineſiſchen Beſitze.


treten, und der chineſiſche Kaiſer hat auch ſchon
einen Bevollmächtigten ernannt, der die Inſel in aller
Form dem Staate Japan übergeben ſoll. Da plötz-

die Kunde über die Erde, daß dieſes Inſel⸗Völkchen

Inſulaner in der Kultur doch plötzlich vorgeſchritten!
Wer nur der Lehrmeister und Stallmeiſter geweſen
ſein mag, der dies Völkchen ſo ſchnell in den Sattel
europäiſcher Staatsweisheit gehoben hat? Wer
wollte da wohl an die Ruſſen denken? Die
ſollen ja wirklich auch an allem Unglück die Schuld
tragen, und bei jedem Einbruche betheiligt ſein? So
etwas nur zu denken, wäre ſchon zu arg! ;
Wir ſind weit entfernt, es zu behaupten, —


auch hier den Weizen des Friedens vergiftet hat, ſich
förmlich mit Gewalt in der Seele eines beobachtenden
Europäers niederlaſſen will. Im Eruſte kaun aber
die ganze republikaniſche Schild⸗ Erhebung For
moſa's nichts anderes ſein, als ein ganz famoſer
Ulk, der immerhin gewiſſes Aufſehen hervorruft,
deſſen Haupturheber aber für gewöhnlich bald ermittelt,
dingfeſt gemacht, und ſchließlich, mit etwas Carcer be-
legt, wieder an die Luft geſetzt werden. Man wird
den famoſen Formoſern bald zeigen, wo Barthel den
Moſt holt; einige Kriegsſchiffe, in Begleitung mehrerer
Truppentransportſchiffe, werden den formoſiſchen Re-
publikanerrauſch bald löſchen. Anders dagegen iſt der
Rippenſtoß aufzufaſſen, den Rußland auf Korea und

zeitigen ruſſiſchen Einbruch das ganze, mühſam zurecht
geſchweißte Friedenswerk in Oſtaſien wieder zuſammen-
ſtürzte. Dunkle Gewitterwolken bedecken ohne Zweifel
den oſtaſiatiſchen Himmel, — ob, wie und wann aber
die Entladung kommen wird, das ſoll die Zukunft

bald lehren. a6

Veutſches Reich.
} * Berlin, 26. Mai.
— Vom nächſten Jahre ab müſſen die zum Mili-
tär ausgehobenen Volksſchullehrer ein ganzes
Jahr dienen. Damit dieſe Neuerung keinen Lehrer-
mangel habe, beabſichtigt die preußiſche Unterricht .
verwaltung dem Vernehmen nach, an verſchiedenen

Schweißtropfen auf Stirn und Wangen traten. „Nein —

o nein!“ ;
Es lautete mehr wie das Stöhnen eines verwundeten


este Höhlen zu treten, als ſie ſich ängſtlich auf Emil
„Was willſt Du, Schweſter ?“

ſam: „Laß — Robert — nicht — Sie vermochte nicht
mehr zu ſagen. ; ;


Du das?
Hedwig drückte krampfhaft Emil's Hand. Sie wollte

Anblick des geliebten verlorenen Mannes nicht ertragen.
Schuld und Reue peinigten die Kranke und die Um-

marterte, und ihr ſolchen heftigen Schweiß aus den Poren
trieb, daß die Folgen der geiſtigen Aufregung körperliche
Wohlthat wurde. Die reichliche Ausdünſtung milderte die
Symptome, ſo daß Hedwig nach ein paar Stunden deut-
licher ſprechen konnte und der kleine Jinger der rechten


gelähmten Glieder rieb. . 5 5
Es geht bereits beſſer, Hedwig, rief Mathilde freu-
dig und eine junge

ton die frohe Kunde zu bringen. 1
Beinahe gleichzeitig kam Robert an, er ſah ſehr änaſt-
lich und a en aus, aber nicht ſo unglücklich, als man
von einem Manne erwarten ſollte, der eben erfahren, daß
ſeine Vermählung wenigstens für dieſen Tag außer Frage
und ſeine Braut gelähmt ſei. E ; ;
ö } yad 43. Kapitel.
In der vergangenen Nacht hatte er wenig geſchlafen.
Er hatte ſich zeitig von Hedwig verabſchtedet) ſich be-
11155 im Beſitze von ſo viel Grazie und Schönheit ſich
A

ehen?? . e
Bei der Erwähnung dieſes Namens bewegten ſich die
daß große

glücklich zu fühlen, und war erſtaunt über die eigentliche
Unruhe, die über ihn kam, als er nach Hauſe ritt, über
 
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