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Pfälzer Bote für Stadt und Land (30) — 1895

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; fein täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ u. Feiertage.
{ln s vierteljährl. Mk. 120 ohne Trägerlohn u. Poſtauf-
watt peſtellungen bei den Poſtanſtalten u. der Expedition.

Zwinger ſtraße 7


für Sfadt‘



Anzeige ⸗ Blatt für die 1 Heidelderg,

Eberbach, Sinspeim, Eppingen, Weinheim, Schwetzin-

gen, Wiesloch, Bruchſal, Bretien, Mosbach, Buchen,
Adelsheim, Walldürn ꝛc.


| e

jn ... Ber Guſtav⸗Adolph⸗Verein

un alljährlich kurz nach der großen Katholikenver-
elan ſeine Hauptverſammlung ab. Es iſt dabei
Tatoch. nicht auf ein Seiten. oder Gegenſtück zu den
\ men‘ä”h!enne‚ria_mmiungen abgeſehen; aber die Nähe
7 mit doch ſehr zue Beleuchtung des Unterſchiedes
uche beiden. Wir denken hierbei zunächſt nicht an
| d Veſucherzahl; die „etwa“ 400 Tgeünehmer, die
bac don allen Seiten aus allen Gauen“ dies Mal
Hannover gekommen ſind, laſſen jeden Vergleich

Gndechleoſſen erſcheinen. Trotzdem telegraphirt das
„Diff he Telegraphenbureau in die Welt hinaus:

1 5 Betheiligung iſt eine großartige.“ Wir meinen
den Unter ſchied, wie man beiderſeits auf
ahrung des confeſſionellen Friedens und Vermei-
ag jeder für Andersgläubige verletzenden Aeußerung
acht iſt. Von den vielen Tauſenden von Katho-
leſt u fällt es auch nicht einem ein, etwas die Pro-
um anten Verletzendes zu ſagen. Mit wah-
N Heißhunger lauern ja manche Leute darauf, und
5 ie“ nicht geſtillt wird, bauſcht man Kleinigkeiten
} %{n@gnf)omcb iſt Trumpf!“ zu einer gewaltigen
: i'un‘e eidigung“ der Proteſtanten auf. Die Verſamm-
1 des Guſtav⸗Adolph⸗Vereins dagegen wimmeln
nd von Auslaſſungen, die für uns verletzend
zn J da brauchen wir nie erſt mühſam zu ſuchen u.
1 Beſchämt brauchen wir uns freilich auch
Ae t zu fühlen; denn meiſt kommen dieſe verletzenden
Bett tungen trotz allen ſelbſtbewußten Worten auf die
\ kundung großer Angſt vor „Rom“ hinaus.
en Hannover geht es wie überall. Es liegen erſt die
ſchon die über die Begrüßungsverſammlung vor, aber
an da ſpielt gleich „Roms Macht u. Propaganda“ eine
ben Anerkennung verdient der friedliche Auflact,
verf dem Ober präſident v. Bennigſen begann. Er
X 0 erte, daß in Hannover die Proteſtanten mit den
j holiken in Frieden leben und ſich mit ihnen einig
aun ten gegen alle dem Chr ſtenthum feindlichen Rich-
; Aab der Guſtav Adolph⸗Verein habe ſich nie die
Ei gabe geſetz', kath. Lehren zu bekämpfen oder kath.
richtungen anzugreifen. Aufgabe oder nicht —
5 greift uns oft genug an. Der auf Ben-
. gen folgende Redner, Stadtdirektor Tanne, ſchlug
$ ich einen andern Ton an; er prach von der „mäch-

U

. 1 denn je ſich rührenden römiſchen Propaganda“,
N müſſe enger der Verein ſeine Thätigkeit verdoppeln

uſſe. „Wir müſſen auf der Wacht ſtehen nach der

Für Roms“, rief auch der Geh. Kirchenrath Dr.
aus Leipzig aus und bemerkte, der Verein habe
' 41) ; ö ; SE f Gaar verboten.)

Ber Honderling.
® Roman von Philipp Laicus.
ſo i Wenn Du mich nicht mehr im Hauſe dulden willſt,
0 ß das Deine Sache, aber .“ 5 .
Aber Was aber?“ kief Gläſer wüthend. „Hier gibt's kein
Und . Du heiratheſt Dora Bernau und damit Punktum.
| ‚o letzt fort aus meinen Augen, ſonſt vergreife ich mich
aan Deiner Jammergeſtalt.“
' nic dich kenn das aber nicht, Vater. Erſtens will ſie

ate Das geht Dich nichts an. Das werde ich mit ihrem
r e e
wache dann habe ich mich mit Hannchen Kurtzmann
® ae dunn geh' zu Deinem Hannchen Kurtzmann,“ rief
; b“ wüthend, indem er ſeinen Sohn am Kragen packte
uf 91 Thüre hinauswarf, „Dieſen Kurtzmann lege ich
Schli Stroh, ehe noch vier Wochen vergehen, und Du
15 fort aus meinem Hauſe, wenn Du nicht thun
was ich Dir befehle... ;
Handen mit ſtieß er ihn gegen die Hausthüre: denn Beide
ales ah e auf dem Flur. Gegen alle Erwartung
1 und das Haus ohne Hut und in höchſt ungeordne-
Kecune verlaſſen. „Nun,“ dachte Gläſer, „das war
men en d die ibm gebührte, und wenn er zu ſich gekom-
kehregeen wird, wird er ſchon wieder an die Krippe zurück-

7

dlecht zu Ku tzmann gegangen, und er traf ihn daher
deſſe dauſe. Dafür fand er jedoch den ſchwarzen Die-
; f\_?fi;’‚_l@em der ihn empfing, und einſtweilen, bis ſein
Es nick Fun bend chen Wachen ee , e,
In war dem ebenſo ſchlauen als gemüthlichen Neger
eicht, die Gründe zu erfahren, weßhalb der junge


ieee eee
auch Geld hergeben müſſen für die Erwerbung von
Kirchhöfen, „die den zerſtreuten Evangeliſchen von
einzelnen fanatiſchen Klerikern geweigert worden.“
Wir möchten fragen, wo denn die Proteſtanten
ihre confeſſionellen Kirchhöfe den Katholiken über-
laſſen. In Mecklenburg, Braunſchweig und andern
unter den „Segnungen der Reformation“ ſtehenden
Ländern widerſetzen ſie ſich ja ſchon, wenn die Ka-
tholiken für ihr eigenes Geld ſich ein Kir ch-
lein bauen oder nur einen Geiſtlichen halten
wollen. ;

In dem Jahresberichte des Vereins vorſtan-
des des Guſtav⸗Adolph. Vereins iſt fleißig die Rede
von dem „geſchloſſenen Vorbringen Roms“, das mit
der Sozialdemokratie nach alter Weiſe in
eine Linie geſtellt wird. „In Schleſien wird über die
Gefahren einer mächtig vordringenden Propaganda
geklagt.“ In den gemiſchten Ehen ſollen die Ver-
hältniſſe hier „unzünſtiger“ ſein, als ſonſt im Durch-
ſchnitt in den öſtlichen Provinzen. Selbſt wenn dies
wahr wäre, will es nicht viel ſagea, denn die Pro-
teſtanten haben auch dort noch den Hauptvortheil
von den Miſchehen, trotz dem thörichten Geſchrei,
daß „Rom“ die Miſchehen zur Propaganda benutze.
„In Oſtpreußen macht der Katholizismus in dem noch
vorwiegend evang. Maſuren gewaltige Anſtrengungen
und ſucht durch Einrichtung von Miſſionsſtationen,
Erbauung von Kirchen und Schulen und Landankäufe
Macht zu gewinnen.“ Wenn der Guſtav Adolphverein
den Proteſtauten in der Diaſpora Kirchen und
Schulen baut, ſo iſt das natürlich löblich, thun aber
die Katholiken fur ihre zerſtreuten Glaubensge-
noſſen daſſelbe, ſo ſucht der Katholizismus „Macht
zu gewinnen.“ ; 85 ; 1

Die Berichte der Zeitungen über die Reden in


enthaltenen Proben dürfen wir mit Sicherheit an-
nehmen, daß in Wirklichkeit eine viel kräftigere Sprache
gegen Rom geführt worden iſt, als in der Oeffent-
lichkeit bekannt wird. Auch der „berühmte Evangeli-
ſator Spaniens,“ Paſtor Fliedner aus Madrid, redete;
man erfährt aber nur, daß ſeine „Mittheilungen den
reichſten Beifall ernteten“. Nach ſeinen früheren Lei-
ſtungen, kann man ſich denken, welcher Art ſie waren.

Man ſagt viell icht, da der Guſtav⸗Adolph⸗Verein
die Sorge für die Proteſtaaten in der Diaſpora ſich
zum Ziel geſetzt habe, könne man gar nicht umhin,
auch von den Katholiken zu ſprechen. Nun, unſer
Bonifatius Verein will den Katholiken
in der Diaspora helfen. Alljährlich iſt von ihm auf


Diesmal wußte indeſſen der Schwarze durchaus nicht,
was er dazu ſagen ſollte, und er entſchloß ſich endlich, für
das in ſolchen Fällen am geeignetſten; er ſagte gar nichts
und ließ Herrn Hol atius Gläſer warten.

Es dauerte nicht lange, ſo kam Lebrecht ganz vergnügt
nach Hauſe. Herr Kurzmann hatte ihm in ſeinem ge-
ſchäftlichen Ringen, in ſeinem Stolze auf das bereits Er-
rungene und in ſeiner Eiferſucht, womit er ſeine Würde
vater behauptete, im Ganzen recht wohl gefallen.
ihn für einen jener Bürger von altem Schrot
und Körn, wie ſolche ehedem die Zünfte hervorgebracht
hatten. Das waren die Handwerker des Mittelalters, die
ſreiheitsliebenden Bürger der Städte, die, wo es ihr Recht
und ihre Freiheit zu ſchirmen galt, ebenſo gut mit Helle-
barde und Morgenſtern umzugehen wußten, als daheim,
wenn es ſich um den Wohlſtand handelte, mit Hammer
und Zange. Das waren jene ſtolzen und trotzigen Zunft-
meiſter, welche in der Zunftverbrüderung eine vollſtändige
ſociale Stellung fanden, jene Zunftmeiſter, die von ſich
tünmen konnten, ſie ſeien ihrer Stadt Bürger, ihrer Werk-
ſtätte Meiſter und ihres Hauſes König.


Leute in ſich, und wenn er auch den geänderten Verhält-
niſſen von heute in ſofern Rechnung krug, daß er den
jungen Gläſer nicht hinauswarf, ſo war dies eben die

olge einer gewiſſen ie in d Abhängigkeit, die dem
Widerwilligen gebot, ſich in das Unvermeidliche Ana
Kaum jedoch hatte er das Geld, das ihm ſeine Unabhän-


unſerer Generalverſammlung die Rede; niemals
aber hat man davon gehört, daß mit einem Gezeter
über die „Macht“ und das „Vordringen“ des Prote-
ſtantismus für den Verein Propaganda gemacht
wird. Es genügt uns vollſtändig, zu ſagen: Da und
da ſind ſo viele Katholiken, die keine Kirche, keine
Schule uſw. haben. Die Proteſtanten laſſen wir dabei
vollſtändig in Ruh. Daß der Guſtav Adolph⸗Verein
ſich daran ein Beiſpiel nehme, haben wir leider nicht
zu erwarten. Auf ein Huldigungs⸗Telegramm der
Verſammlung in Hannover an den Kaiſer iſt raſch
durch Lucanus ein in ſehr warmen Worten gehaltenes
Dank⸗Telegramm eingelaufen. Der Kaiſer, heißt es
darin, wolle auch ſeinerſeits, wie ſein Großvater,
„dieſes Liebeswerk evangeliſchen Glaubens green för-
dern“ und laſſe der Verſammlung „herzlichen Gruß
nnd wärmſten Segenswunſch entbieten“. Die Ge-
ſammt⸗Einnahmen des Vereins haben im letzten Ge-
ſchäftsjahre gegen 1,250,000 Mk. betragen, 93,000
Mark mehr als im Vorjahre.

Deutſches Reich.

* Berlin, 13. September.

— Nach Beendigung der diesjährigen Herbſt-
übungen werden dem Kriegs miniſterium ſeitens der
Truppen und Kommandobehörden eingehende Berichte
über die Er fahrungen, welche mit den vierten
Bataillouen gemacht worden ſind, eingereicht
werden. Die Berichte werden ſich hauptſächlich da-


fachen Arbeitsdienſt, die Kommandirung von Burſchen
u. ſ. w. eingeſchränkten Dienſtbetriev die kriegs gemäße


— Die „Norddeutſche Allgem. Zig.“ ſchreibt zu dem
Beſuch des öſter eichiſchen Kaiſers: Der Beſuchdes Kai-
ſers Franz Joſef galt zunächſt den militäriſchen Ue-
bungen, aber die neuerliche Bekundung der herzlichen Be-
ziehungen beider Herrſcher erneuert immer wieder den kräf-
tigeren Pulsſchlag der Freude an den ſegensreichen Früchten,
welche der Friedensbund, dem auch Italien beigeſellt iſt, für
uns getragen hat und die Hoffnung auf die Zutunft, welche
durch das Bündniß gegen alle Fährlichkeiten geſichert er-
ſcheint. Mit dem Ausdruck der hohen Verehrung, welche
Kaiſer Franz Joſef alle Nationen darbrin en, verbindet das
deutſche Volk den Dank, welches es dem Herrſcher ſchuldet,
der im treuen Zuſammenwirken mit unſerem Kaiſer den
von den Völkern Europas erſehnten Friepen bis zur Slunde
une ſchüttert erhalten und weiter zu wahren gewillt iſt.

— Der „eichsanzeiger“ ſchreibt anläßlich der Abreiſe
des Kaiſers von Oeſterreich: „Tauſende erblickten
in den letzten Tagen die ritterliche Geſtalt gleich einer Ver-
körperung der treuen Bundesgenoſſenſchaft, worin Oeſterreich-
Ungarn mit dem deutſchen Reich ſich zu einem Bollwerk des
europäiſchen Friedens zuſammengeſchloſſen hat. Die Begei-

gigk. it ſicherte, als auch der Entſchluß ia ihm reifte, der
ganz im Geiſte jener alten Zunftmeiſter lag.

Dieſe Erlebniſſe machten, wie bereits bemerkt, Herrn
Lebrecht großes Vergnügen, und er traf daher in beſter
Laune mit dem verzweifelnden Horatius zuſammen. Der
Schwarze, der ihn hatte kommen ſehen, war im ent-
gegen i und hatte ihn kurz von allen Vorfällen
unterrichtet. ;

„Sie haben Unglück gehabt,“ ſagte Lebrecht im Ein-
treten zu dem jungen Gläser. „Laſſen Sie da über den
Kopf nicht hängen, junger Mann. Herrn Kartzmann habe
ich getroffen und Ihr Hannchen auch. Ich habe einen
ſehr wackeren und ehrenwerthen Mann in ihm gefunden,
und zweifle daher nicht, daß es leicht ſein wird ihn für
Ihre Abſichten zu gewinnen, wenn es nur Vorurtheile
ſind, die er gegen Sie hegt... .

„Glauben Sie?“ ſeufste Horatius erleichtert auf

„Mit Ihrem Vater ſcheint mir die Sache viel ſchlim-
mer zu ſtehen, denn da ſind keine Vorurtheile. ſondern es
iſt der pure böſe Wille zu bewältigen, und ich kann mich
nicht einmal offen ihm gegenüber mit der Angelegenheti
beſchäftigen, da ich höchſt wahrſcheinlich ſehr bald auf
Kriegsfuß mit ihm leben werde.“ .

„O mein Gott!“ rief Horatius. „Was poll ich aber
nun anfangen. Sie haben mir gerathen .“ D

„Ich habe Ihnen gerathen, das zu thun, was eines
Mannes und eines Sohnes würdig iſt; daß Sie nämlich
Ihren Vater ſowohl von Ihrer Abneigung gegen Dora.
wie auch von Ihrer Neigung zu Fräulein Kurtzmann at
Kenntniß ſetzen. Das haben Sie gethan und davon müſ-
ſen Sie die Folgen übernehmen.“ E ;

„»Ich habe das aber nur gewagt,“ jammerte Horatius
weiter, „weil Sie mir verſprachen 5
. „Was ich Ihnen verſprach, werde ich Ihnen vollſtän-
dig halten.“ . 3 55

Ich brauche alſo nicht nach Hauſe zurückzukehren?


„Ich glaube nicht, daß Sie dazu verpflichtet ind. Sie
Ich en ern Vater im Stiche ließ, ſondern
er hat Sie hinausgeworfen.“ Gortſ folat.)
 
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