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Pfälzer Bote für Stadt und Land (30) — 1895

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reis vierteljährlich nur Mk. 1.20 bei der
holt, von der Poſt läglich ins Haus gebracht Mk. 1.60.
edattion und Verlag von Jos Eremertus,



in Sul =



Eerste S le ee Amtspeziute Heidelberg,
gen, Wiesloch, Bruchſal, Bretten, Mosbach, Buchen,
Adelsheim, Walldürn ꝛ. N
Druck von Gebr. Huber, Heidelberg, Zwingerſtr.7

Buwingerſtraße 7
. 20.


Seidelberg, Miltwod, zen IB. Dezember

_ I dn.

Die Badenſer bei Ruits 1870.

Heute am 18. Dezember, ſind es 25 Jahre, daß
unſere badiſchen Truppen mit den Franzoſen
bei Nuils in hartem Kampfe geſtanden und ihnen
ſchließtich am Abend des Tages trotz der ziffermäßigen
Ueberlegenheit des Gegners und trotzdem dieſer ſich
in einer vorzüglichen, für die Vertheidigung vortreff-
lich geeigneten und hierzu hergerichteten Stellung be-
fand, in glänzender Weiſe die Palme des Sieges zufiel.
Dias Datum dieſes Tages mahnt uns zur Erfüllung
einer würdigen Pflicht, aller Derer zu gedenken, die
in dieſem heißen blutigen Ringen mitkämpften, ius-
beſondere Derer, die dieſen Tag mit ihrem Blut und
Leben beſiegelten, — ihnen Aller zu gedenken für ihr
kühnes Wagen, ihre freudige Opferwilligkeit und ihr
muthiges Ausharren, iſt unſere ſchuldige Dankbarkeit

Ausdruck zu geben. 5

Wie unſere badiſchen Truppen iu dieſem Kampfe
ſich bewährten und in welcher Weiſe ſie ihn durch-
führten, davon gibt das bewährte Urtheil eines an-
erkannt tüchtigen Militärſchriftſtellers, des preußiſchen
Majors a. D. Kunz, beredes Zeugniß. Derſelbe ſagt
in ſeiner veröffentlichten Darſtellung des Gefechts
bei Nuits wörtlich: „Man kann nur ſagen, daß
der Badener hier eine Aufgabe von ſeltener Schwierig-
keit harrte, eine Aufgabe, welche nur muſtergiltig aus-
gebildete Truppen bewältigen konnten.“ — „Wir hal-
ten dieſen Angriff für eine Leiſtung erſten Rauges,
ie im Kriege 1870 71 an keiner Stelle übertroffen
urde — „Jedenfalls können die Badener auf ihren
Angriff ſtolz ſein, beſſer hätte ihn keine Truppe der
Welt ausgeführt.“ — „Den Hut ab vor der vorzüg-
lichen Leiſtung der Badener.“ . ;
Di.ieſes Urtheil eines unparteiiſchen Fachmannes
iſt ohne Zweifel ein wohlverdientes und gerechtes.
Wenn wir nun weiterhin bedenken, daß der glückliche
Ausgang dieſes heroiſchen Kampfes den ſpäteren Sieg
nſerer und der preußiſchen Truppen in der Schlacht
bei Belfort vorbereitete und dadurch unſer ſchönes
Land Baden vor einem großen Uebel — einem feind-
ichen Einfall und einer Verwüſtung — bewahrt wurde,
ſo haben wir wahrlich allen Grund, uns in freudigem
Stolze und in tief empfundener Daukbarkeit dieſes
Tages und der hervorragenden Leiſtungen unſerer
braven Truppen zu erinnern. Ohne auf den Kampf
ſelbſt einzugehen,
ſelbe unſeren Gegnern einen Geſammtverluſt von
1500 Mann an Todten und Verwundeten und von

Machvruck
verboten.)

Eine Srrfahrl im Imnibus.
; Von H. von Veltheim.

M

„Es intereſſirt mich Alles, was Sie mir von Herrn
Sherwin erzählen,“ erwiderte ich. Uebrigens handelt es
ſich weniger um ihn, als um ſeine Tochter: . doch vor
Allem muß ich Sie fragen, ſind Sie auch im Stande, Et-
was geheim zu halten .

„O, gewiß, ich habe ſchweigen gelernt, mein Herr.
Wie viel habe ich nicht ſchon erlebt und erfahren, ohne

irgend Jemanden ein Wort davon mitzutheilen . . .“

„ Deſto beſſer, dann kann ich mich Ihnen alſo unbe-
ſorgt anvertrauen. Ich bedarf Ihrer, mein liebes Kind,
natürlich darf ſie nicht wiſſen, daß ich
Können Sie mir hierzu ir-

behilflich ſein
Sie darum angegangen habe.
gend eine Gelegenheit geben? „„
„Ob ich dieß kann? .. Fragen Sie mich lieber, ob
ich es will; darauf werde ich Ihnen dann antworten, daß
ich nie ſo etwas mir erlauben werde.“ ;

„Aber wa um ſollten Sie nicht wollen? Iſt dies
etwas Unrechtes, was ich von Ihnen verlange? Sie erra-
then doch, was ich Ihrer Miß zu ſagen habe? .

Das Mädchen lächelte und ſchüttelte ſchelmiſch den
Kopf. „Ich kann mir's wohl denken,“ ſagte ſie, „aber ge-
rade deshalb kann ich mich nun und mmmermehr dazu
hergeben. Nein, mein Herr, ich begreife, aus welchen Grün-
den Sie mit Miß Marttza zu ſprechen wünſchen, . Sie
find ohne Zweifel in Sie verliebt, allein, wenn Sie ihr
dieß ſagen wollen, ſo ſagen Sie es ihr ohne meine Ver-
mittlung, wozu es Ihnen an Gelegenheit gewiß nicht feh-
len wird.“ ' „
„Ich wüßte nur eine ſolche Gelegenheit und die wäre,
wenn ich ihr wie zufällig auf der Straße begegnen würde.

Geht Miß Martha nie allein aus?“! .

„Allein? Faſt nie; es müßte nur ſein, daß ſie ganz
in der Nähe etwas zu beſorgen hätte.

„Und iſt es ihr
Begleiten . N 5

„Sie fragen mich viel zu viel, mein Herr, entgegnete






koſtete, die in unſere Hände fielen. Aber auch unſer
Verluſt war ein ſehr herber. Er betrug in Summa
55 Offiziere und 885 Unteroffiziere und Gemeine und
81 Pferde. Unter den Verwundeten befand ſich der
Führer der Diviſion, Geuerallieutenant v. Glümer,
ſowie der Bruder unſeres Großherzoges, Prinz
Wilhelm, Kommandeur der erſten Infanterie-
Brigade, der einen ſchweren Schuß durch Hals und
Wange erhalten hatte.

Schwer war der Kampf, groß waren die Verluſte!
doch herrlich war der Sieg; und wer dieſen mit-
erringen half, der wird in unſerem Andenken fortleben!

Vom deutſchen Reichstage.

: Berlin, 16. Dez.
Das Haus iſt ſchwach beſetzt.

Der Antrag auf Einſtellung des Strafverfahrens, das
gegen Abg. Lüttgenan (Soz) wegen Majeſtätsbeleidigung
ſchwebt, wurde ohne Debatte angenommen. Zur Vorlage
betr. den Entwurf eines Geſetzes über die Einricht-
ung von Handwerkerkammern erklärt Staats-
ſekretär v. Bötticher, daß es die ernſte Sorge der Regier-

geben. Die Vorlage ſollte in keiner Weiſe die Organiſa-
kionsfrage hinausſchieben oder ihr vorgreifen. Eine gewiße
Pieſſe, die es liebe, dem verehrlichem Publikum pikante
Senſationsnachrichten auſzutiſchen, hätte von Meinungsver-
ſchiede heiten zwiſchen ihm und dem Miniſter Berlepſch
geſprochen und daran allerlei Bemerkungen geknüpft über
angebliche Uneinigkeit im preußiſchen Staaksminiſterium.
Der Staatsſekretär erklärt dagegen, Wir, die wir eng mit-
einander befreundet ſind, haben in dieſer Frage ſtets den-
ſelben Strang gezogen und werden das auch weiter thun.
Eine gewiſſe Meinungsverſchiedenheit über die Zweckmäßig-
keit der Vorlage, welche beſtanden hat, berechtigt nicht zu
den daraus gezogenen Schlüſſen. Eine Meinungsverſchie-
denheit beſteht nicht, und ich vertrete hier den einmüthigen
Vorſchlag der verbündeten Regierungen. Bötticher ſchil-
dert ſodann die Entwickelungsgeſchichte der Vorlage. Die
Handwerkskammern ſollten den Landwirthſe
kammern gleichen, da die freie Konkurrenz und die Inn-
ungen nicht genügten zur Vorbereitung der künftigen
Handwerksorganiſation. Die Vorlage trüge einen vor-
läufi en Charakter, das definitive Organiſationsgeſetz könne
nicht vor Mitte März dem Reichstage zugehen. enn der

des Handwerks begutachtende Organiſationen ſchaffe, ſo
geſchehe dies zum Nutzen des Handwerks und des deutſchen
Handwerks und des deutſchen Vater landes. .

Hitze (Ctr.): In der vorliegenden Form ſei der Ent-
wurf für ihn nich annehmbar. Hoffentlich aber ziehen
die Herren von Bötticher und Berlepſch nicht nur an dem-
ſelben Strang, ſondern auch nach derſelben Richtung.
(Heiterkeit. )
Regelung des Geſell

Mit einer vorläufigen. nicht
Man ſolle nicht experimentiren, denn es ſei keine
verlieren. (Beifall im Centrum.)

enweſens in de Hand nehmen.
Regelung ſei nichts gethan.
Zeit zu

„Eben weil ſie mir noch fremd iſt, ſuche ich ihre Be-
kanntſchaft zu machen. Aber ſehen Sie mich einmal an!
Komme ich Ihnen ſo vor, als ſei es Unglück, wenn Miß
Martha mit mir bekannt würde? Sehe ich 19 gefährlich
aus, daß ich zu fürchten bin?“
Kopfe — „dieß bedeutet nein, nicht wahr? Nunalſo, wenn
Sie glauben daß man mir einiges Vertrauen ſchenken
kann, warum wollen Sie mir dann nicht ſagen, wo und
wann ich mit Miß Martha zuſammentreffen könnte, um
mit ihr zu ſprechen?“ ...

„„Weil ich unſeren Herrn zu ſehr fürchte. Ich
meine, Sie ſollten mit ihm zuerſt ſprechen.“

„Mit Herrn Sherwin? .. Was fällt Ihnen eine
Denken Sie ſich einmal an die Stelle Ihrer Miß. Wäre
es Ihnen recht, wenn man zuerſt bei Ihrem Vater anfra-
gen würde, ob man Ihnen den Hof machen darf? Was
würden Sie dazu ſagen, wenn man ſich zuerſt mit Joren
Eltern verſtändigt? Käme es nicht ſo heraus, als ob man
ſich um Ihre eigene Genehmigung, um Ihr eigenes Wollen
nicht kümmerte? . Nein, Nein, Sie ſind ſelbſt Mädchen,
Sie müſſen mein Zartgefühl begreifen, müſſen einſehen,
warum ich mich zuerſt an die Miß, und dann erſt an den
Vater wenden will.“ . ; „„

Das Mädchen lachte in einer Weiſe, die mir ſagte,


Miene, daß ich ſie für mich gewonnen hatte, daß es mir
gelungen war, ſie zu überreden.
„Nun,“ drängte ich, „denken Sie ſich in die Lage der


nen, wenn dieſe einer erſten Begegnung ſo hinderlich wäre,
wie Sie ſelbſt es ſein wollen 9 1

„Ich würde mich an Miß Marthas Stelle damit tröſten,
daß Sie mir ja recht leicht zufällig begegnen können, wenn

ich um elf Uhr in meine Klavierſtunde gehe.“






Gamp (Reichspt.): Wenn die Handwerkerkammern
nur begutachten, alſo nur reden ſollen, leiſten ſie nichts
Erſprießliches. Die Einführung der Kammern müſſe auch
obligatoriſch (zwangs pflichtig) ſein. Eine Kommiſſionsbe-
rathung hält Redner für überflüſſig. Die Vorlage könne
im 1 1 5 1 ; „
5 iniſter Bötticher betont den ledigli roviſo⸗-
riſchen (vorläufigen) Charakter der Vorlage, bie fir ane .
Reihe von Bundesſtaaten, nicht blos für Preußen,
ein Bedürfniß ſei. Er ſei Hitze dankbar, daß derſelbe die
i doch wenigſtens einer Kommiſſion überweiſen

Freiherr v. Heyl (utl) erklärt, die Nationalliberalen
könnten dem Geſetz nur zuſti mmen, wenn die Einfüh n
der Kammern obligatoriſch gemacht würde. e

„Reißaus (Soz.): Man habe zwar die Handwerks-
meiſter, aber nicht die Arbeiter befragt. Der handwerks-
mäßige Betrieb habe keine Zukunft und ſei dem Unter-
gange geweiht. Die Vorlage nütze dem Handwerke nichts,
ſonſt wären die Sozialdemokraten ſicher dafür. (Widerſpruch

rechts.) .
Jakobskött er (kon): Er ſei derſelben Anſicht be-
züglich der Vorlage wie der Abbeordnete bee 2 N
werker meinten, die Vorlage führe nur zu einer Verſchlepp-
ung der ganzen Handwerkerfrage. Man müſſe den Vor-
ſchlägen der Innungsverbände folgen. Er feı für ſofortige

Ablehnung der Vorlage.

Staatsſekretär v. Bötticher: Ob Sie die
annehmen oder nicht, wir werden
V 1 5 K 5
aber zur Klärung dienen und uns die Arbeit erleichtern.
1 3 5 1 e Die . Volzs-

rlage, von der ja auch die Handwerke

weng a 10 4 ; f ; ch die an
arbe (Ctr.) weiſt darauf hin, daß auch die ſüd-
deutſchen Handwerker mit den geplanten 5 ker-
0 n Il 91 1 2 7 5810 bahn d 5 i

Wolslegier (Pole) lehnt die Vorl
der Polen ab. Eine definitive e

end 91 9 5 00 a ee 8 ; .
n raut (Antiſ) meint, die Vorlage werde hoffent«
lich dasſelbe Schickſal haben wie die . — 2 /
Handwerker könne nur durch obligatoriſche Inn-
ungen und Einführung des Befähigungs nach ⸗
weiſes geholfen werden. Die Organiſation des Hand-
werks ſei das beſte Mittel gegen die jüdiſche Ausbeutung
der Handwerker. Man möge der Vorlage ein Begräbniß
160 5 e e 95 ſie 5 ablehnen. Hoffent-
erde ſie nicht der Sarg einer Miniſter it.
Hier wird die Berathung e ede „
Deutſches Reich.
Berlin, 17. Dezember.
— Die deutſche Centrumsfraktion des Reichs-
tags hat an die kürzlich neu gegründete kath
Volkspartei in Oeſterreich eine Zuſchrift gerichtet
in der ſie mit großer Freude die neubegründete kath-
! Volkspartei freundſchaftlich begrüßt, und zu dem Ent
ſchluſſe beglückwünſcht „auch in den Mittelpunkt de z
„Herrliches Mädchen!“ rief ich erfreut über d dli .
gas Gage ; ?;‚fimiä äfigr—’tfiatbeiumt alſo um ef Ur
„„ i in hi wi
He begleiter f Un e allein hin, oder wird
„Sie wird begleitet.“
.
„Golt i Bunt, i ,
„Gott ſei Dank, 10 ſtört mich alſo Ni n i
ſie anſpreche. Aber wie oft gent ſſe bin r 5 5
„Dreimal die Woche.“ e '
„Und an welchen Tagen?“
i 5 1
„O, tauſend, tauſend Dank, meine Gute! Ich weiß nun
was ich wiſſen wollte. Ich w ier ſei 5
Aur 10 Da Ich werde um elf Uhr hier ſein und
„Nein, nein, mein Herr, kommen Sie nicht. J 8
Mals abe ſollen, 17 1 0 11 uns! Sch hätts Zonen
gen sollen, es war ſehr . {
Gott en S dect 99 1 n
„Fürchten Sie Nichts: Sie ſollen Nichts zu bereuen
haben. Für's Erſte werde ich kein Wort davon 1 daß
ich Sie geſprochen habe, und daun wird meine Unterredung
mit Miß Martha ſo geziemend ſein, als es die Abſichten
A 9 ich gegen ſie hege. Mithin auf Wiederſehen um
Wählend ich mich ſchleunig entfernte, hörte ich, d
mir die Magd einige Schritte nachſprang, dann a plot
lich ſtehen blieb, wieder umkehrte und endlich die Garten ⸗
thüre leiſe hinter ſich ſchloß. Ohne Zweifel hatte ſie ſich
wieder an die Stelle ihres Fräuleins gedacht und es für
beſſer gefunden, mich gewähren zu laſſen. „
„Als, ich ſpäter mit Clara und meinem Vater beim
Frühſtück ſaß, fand ich, daß ſich meine Schweſter mit un-
gewöhnlicher Aufmerkſamkeit gegen mich benahm; ſie rich-
tete mit ihrer ſanften, wohllautenden Stimme mehrere
Fragen an mich und ſuchte ſi y ausſchließlich nur mit mir
zu unterhalten, da ſie meinen Vater, der ohne Zweifel
über irgend eine parlamentariſche Angelegenheit in Gedan-

Vorlage
an der Hand-

ken verſunken war, nicht ſtören wollte.
: (Jorſezu t; folgt.)
 
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