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Pfälzer Bote für Stadt und Land (68) — 1933 (Januar bis März)

DOI Kapitel:
Nr. 1-25 (2. - 31. Januar)
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jedes
Fest«

um Hilfe. Niemand horte ihn, niemand eilte
herbei, um beizustehen Den Tod vor Augen
wandte d,"r Kaplan ein letztes Mal den Blick
zum Himmel und siehe da: in Hellem Glanze,
deutlich sichtbar, schwebte vor ihm, nahte sich
ihm — der Kunde, den er einst gelabt, ver-
pflegt und bei sich ausgenommen hatte. Er
streckte ihm wortlos die Hand entgehn, half
ihm aus dem eisigen Wasser auf festen Bosen
und bedeutete ihm mit ausgestrccktem Arm die
Richtung, die er einzuschlagen habe, um gefahr-
los nach Hause zu kommen. Sodann verschwand
er, unvermittelt und geheimnisvoll, wie er ge-
kommen.
Der Kaplan kam wohlbehalten zu Hause an.
Tags darauf trieb es ihn nochmals hinaus an
die Stelle seines nächtlichen Unfalls. Er er-
kannte sie wieder an den noch unversehrten Fuß-
stapfen, die er hinterlassen hatte. Von Ortskun-
digen erfuhr er, daß gerade da, wo er eingsbro-
chen war, sich die tiefste Stelle des Teiches
befand.
Joseph Haydn, dessen 260jährigen Geburts-
tag die Welt in diesem Jahre feierte, nahm,
1792 in London, teil an einem Konzertabeno.
Um des Meisters Spiel aus nächster Nähe ge-
nießen und sich ganz dessen Bann hingsben 'zu
könivn, verließ die Mehrzahl der Parterre-
besucher ihre Plätze und umdrängte das Po-
dium. Kaum, daß die ersten Takte durch den
Saal rauschten, wurde Haydns Spiel von einem
ohrenbetäubenden Getöse überdonnert: der
mächtige Kronlench',"r hatte sich von der Decke
gelöst und sauste hinab — auf die lccrgewor-

denen Stühle! Mehr als 30 Menschen standen
sprachlos vor Schreck. Einer rief schließlich in
freudigem Erwachen: „Mirakel! Mirakel!"
Haydn selbst dankte Gott, daß er ihn zur
Ursache der Errettung von so vielen Menschen
vor dem sicheren Zerschmettertwcrdcn auser-
koren hatte. Die Sinfonie, die er im Begriff
gewesen war zu spielen, erhielt den Namen
„Mirak."lsinfonie".

vieles besser geworden, als es war, . . . aber
sind es nicht immer dieselben? Und andere
wollen von ihrer alteingewurzelten Gewohnheit,
nur ein oder zwei Mal im Jahre zu gehen, nicht
lassen. Jedes Wort der Einladung oder Ans-
munterung prallt an ihrem Widerstande ab.
Aber darin besteht für uns Priester die schönste
Aufgabe, die Menschen dem Heiland zuzusüh-
ren. Wie die Knechte im Evangelium ausgehen
und die Armen, Blinden und Lahmen in den
festlich geschmückten, zum Abendmahl bereiteten
Hochzeitssaal einladen. Nie werden wir erlah-
men, der Menschheit zu sagen, welche Reich-
tümer der Liebe der Heiland im aller-
heiligsten Altarssakramente verborgen hat, und
wienotwendlg uns Erdenpilgern die H i m-
melsspeise der heiligen Kommunion ist.
-tz
Wenn die heilige Magdalena von Pazzis das
Geheimnis der heiligen Eucharistie betrachtete,
dann ries sie aus: „O Jesus, aus Liebe zu uns
bist du ein Tor geworden." Die Heilige will da-
mit sagen: du bist weiter gegangen in deiner
Liebe zu uns Menschen, als je ein Verstand sich
hätte ausdenken können. Deine Erniedrigung
und Sclbstentäußerung in der kleinen, weißen
Brotsgestalt, ist so groß und tief, das; sie dem
irdischen Sinn schon beinahe ibie eine Unge-
reimtheit, wie eine „Torheit" erscheinen möchte.
Nur der Sohn Gottes konnte ein Liebesvsr-
mächtnis erfinden, wie es die heilige Kommu-
nion ist. Nie wäre ein Mensch auf einen solchen
Gedanken oder gar aus ein solches Verlangen
gekomm. Können Kinder vom besten Vater be-
gehren, daß er sich ihnen zur Speise gebe? Kann
und darf ein Freund sich dem Freunde zur Nah-
rung anbietcn? ... Die heilige Kommunion i st
die Speise unserer Seele. So spricht es der Hei-
land in Kapharnaum bei der Verheißung
aus: „Mein Fleisch ist in Wahrheit eine Speise
und mein Blut in Wahrheit ein Trank." Jo. 6,
56. Und wiederum bei der E i n s e tz u ng: „Da
sie nun des Nachts aßen, nahm Jesus das Brot»
segnete und brach es und gab es seinen Jün-
gern und sprach: Nehmet hin und esset, das ist
mein Leib! Und er nahm den Kelch, dankte und
gab ihnen denselben und sprach: trinket alle dar-
aus; denn das ist mein Blut des Neuen Bundes,
das für viele vergossen werden wird zur Ver-
gebung der Sünden." Mt. 26. 26/28. Es ist uns
nicht sreigcstellt, diese Himmelsspeise zu genießen
oder z» verschmähen, des Heilandes Tischgcnos-
sen zu sein oder seinem Abendmahls sernzublri-

machen, ist gleichsam die Eingangs-Antiphon
zu dieser Wcltgebetsoktav, für die Wiederver-
einigung der getrennten Christen und d:e Ein-
verleibung der Nichtchristen in die hl. katho-
lische Kirche.
Heute, wie kaum zu einer anderen Zeit, geht
durch alle Menschen-tzerzen, trotz aller Gott-
losigkeit und Gottcshaß, ein Sehnen nach einem
Erlöser, der uns befreit von dem Fluch der
Materie, d'e man den Menschen noch vor
wenigen Jahrzehnten als den Messias pries,
der aus dem Tränental der Erde ein Paradies
schaffen sollte. Schon liegt das Götzenbild zer-
schlagen und die betrogene Menschheit sucht in
wilder Verzweiflung nach dem „Retter". Je-
doch das unseligste bei allem Unglück, das die
Welt getroffen, ist die Uneinigkeit, die Spal-
tung, die Trennung im wahren Glauben.
„Auf daß alle eins seien. Daß auch sie in
uns eins seien". Nicht vergebens hatte der
Sohn Gottes als Hoherpricster des Neuen
Bundes zu seinem himmlischen Vater eeUeht.
Sehen wir nach England. Dort d'-e Ox-
fordbewegung in der anglikanische«

' Hw. /

ben. Wer es mit der Heiligung seiner Seele ernst
meint, wer im Himmel einmal mit den Engeln
und Heiligen Gott besitzen will, der muß schon
hienieden an dem Mahle teilnehmen, bei dem
die Engel dienen. Neben die Verheißung seiner
größten Liebestat setzt der Heiland dort in Ka-
pharnaum die schärfste Drohung gegen diejeni-
gen, die seine Liebe nicht erwidern, von seiner
Gnade keinen Gebrauch machen. „Wahrlich,
wahrlich sage ich euch, wenn ihr das Fleisch des
Menschensohnes nicht essen und sein Blut nicht
trinken werdet, so werdet ihr das Leben nicht
in euch haben." Jo. 6, 54 Unter all den vie-
len Gefahren, die euch auf Schritt und Tritt
umlauern, werdet ihr unmöglich den Gnaden-
stand bewahren, wenn ihr nicht immer neues
Leben, neue Kraft schöpft aus der Vereinigung
^it mir, enerm Gott. Je ärger die Welt wird,
je mehr sie das Neußere an die Stelle der Seele
setzen möchte, um so notwendiger ist die Teil-
nahme an diesem heiligen Abendmahls für den-
jenigen, der jetzt das Gnadrnleben und dereinst
das ewige Leben erhalten will.
Sieh, du junger Mensch, dein Fleisch und
Blut lehnt sich auf gegen das Gesetz des Geistes,
du weißt nicht, wie du Herr werden sollst über
das Heer der Versuchnnaen, du Mrchtest mit
Recht, in alle Tiefen der Sünde und Leidenschaft
hinabgerissen zu werden, — und du willst doch
ein guter Mensch bleiben oder ein besserer wer-
den. — willst den herben, aber süsten Duft ju-
gendlicher Reinheit bewahren» hier ist dir berei-
tet das Brot der Starken, hier ist der Wein, ans
dem die jungfräulichen Seelen hervorsvrosien.
Hier erneuert sich deine Jugend und deine Tu-
gend, deine Seele verläßt die dumpfige Atmo-
sphäre niedriger Lüste und erbebt sich mit der
Kraft der Adlerschwingen zu ihrem Gott emvor.
Du beklagst es, daß aus deine guten Vorsätze
sobald wieder die Untreue kolgt, daß du, kaum
nufgestanden von der Sünde» wiederum in
ihren trügerischen Netzen liegst: hier nützt dir
nichts, was dieser oder jener tut und sagt, deine
eigene Seele und ihre Heiligung schreibt dir das
Maß, die Häufigkeit deines Kommunionempsan-
ges vor. Du mußt das Mittel ergreifen, das dir
Besserung, Standhaftigkeit und Beharrlichkeit,
Treue und Ausdauer in deinen guten Vorsätzen
verspricht.
Und wenn kür dich in der Ehe es schwer wird,
— bei den vielen bösen Beisoielen und den un-
christlichen Grundsätzen von heute —, den Weg
zu gehen, den Gott dir vorschreibt, wenn es auch
für dich keine andere Rettung gibt als die völ-
lige Enthaltsamkeit, dann ziehe die einzig rich-
tige Folgerung. Glaube nicht, mit ein paar
Nützlichkeitserwägungen sei dir gedient, kämst
du über das Begehren von Fleisch und Blut
hinweg. Heilige und heilige Familien haben ibre
Kraft geschöpft aus den Quellen des Heilandes.
Und auch du wirst an der Kommunionbank rin
neues Leben, eine Verklärung deiner Lieb« in
dir ausbrecheu sehen.
-tz
Es wäre aber eine einseitige Betrachtung,
wollten wir die heilige Eucharistie nur schätzen
unter dem Gesichtspunkte unserer Stärkung und
Heiligung. Wir würden auf diese Weise dem
Wesen dieses Geheimnisses nicht gerecht. Der
Heiland segnet beim letzten Slbendmahle die
Gestalten von Brot und Wein, reicht sie seinen

0 ttsrr, ick bin nickt Hvürctig
z. 8onntsz nskk ^psckeinunz 6er iiet'k'N
Die Worte des Hauptmannes von Kaphar-
naum wachsen ins Ueberzeitliche hinein. „O
Herr, ich bin nicht würdig, daß du eingehst in
inein Herz, aber sprich nur ein Wort, so wird
meine Seele gesund." Freilich hat die Kirche sie
sinngemäß abgeändrrt; aber ihr Rhythmus und
vor allem ihr tiefster Inhalt: Demut und Gott-
vertrauen, sind beibehaltcn. — Manch einer
nimmt vielleicht den ersten Teil dieses Ausspru-
ches aus die Lippen: „O Herr, ich bin nicht wür-
dig", und entschuldigt damit sein seltenes
Hinzutreten zum Tische des Herrn, verbrämt
mit einem Bibelworte seine Nachlässigkeit und
Kälte — und beraubt dadurch seine Seele der

. Ein !atholisck."r Theologe, der (längst ver-
storbene) Kaplan Weber aus Mittelberg im
bayerischen Allgäu, saß einst an einem unw:r-
ichen Wintertag in der behaglichen Stube beim
Mahle, als cs draußen pachte. Ein armer, hung-
Mer und in Lumpen gehüllter Knabe begehrte
Einlaß, bat um ein Almosen. Ter Kaplan h'eß
jhn an seinom Tische Platz nehmen und speiste
M. Zu schwach und zu krank, um den Weg
sortsetzen zu können, behielt Weber den Jungen
rnr Hause. Wies ihm ein sauberes Bett au,
gewährte ihm Nahrung und Zuspruch und sorgte
Mch für ärztlich" Betreuung. Mit dem Einzug
des Frühlings schien jode Gefahr gebannt, der
Sommer sah den jungen Schützling soweit her-
gestellt, daß er Unterricht empfangen konnte. Es
^ar ausgemacht, daß er, der Elternlose, im
Hause des Pfarrers bleiben sollte, und ein bei-
des, ein liebevolleres Heim hätte er wahrlich
uicht finden können! Als aber der Herbst mit
putzen Stürmen über das Land hereinbrauite,
d« erwachte aufs n."ue die tückische Krankheit,
bemächtigte sich mit Vehemenz des zarten Kör-
bers, und unter verzehrendem Fieber ging ein
lunges Leben alsbald ein zur ewigen HeEnat
Mona'." später, wieder herrschten Eis und
Schnee, kehrte Kaplan Weber bei hereinfallen-
ber Dunkelheit von einem Krankenbesuche heim.
Ar Weg war weit und frisch verschn."it — kern
-Punder, daß der Wanderer die Richtung ver-
lor. Umherirrend auf weißer Decke, die noch
lein Fuß betreten hatte, krach'." es plötzlich unrer
bfs liaplaus Füßen, er hörte das Bersten van
s^is, fühlte, wie er sank. Bis über die Hüsten
rm Wasser, die Füße vergebens nach Grund
tastend, wehrte sich der Einsame verzweifelt
g^ZSn rin gänzliches Versinken, schrie gellend

„Damit alle eins seien"
Gedanken zur Weltgebetsoktav usw.
Diese Gcbetsoktav, zu der die Kirche jedes
Jahr ihre Gläubigen aufruft — vom Feste
dec Stuhlseier des hl. Petrus bis zu dem
Fest der Bekehrung des Völkerapostels Paulus
— wurde 1808 von der „Lampe", einer ang-
likanischen Zeitschrift, für die Einheit Ser
Christenheit im Glauben eingeführt 2 Jahre
-darauf wurde ? Paul, der Herausgeber dieser
Zeitschrift mit der von ihm geführten „Ge-
sellschaft der Sühne" katholisch. 1909 erhielt
die Oktav die Approbation und den Segen
Pius X.
„Damit alle eins seien, wie Du, Vater, in
mir und ich in Dir; damit auch sie in uns eins
seien. Damit die Welt glaube, daß Du mich
gesandt haft" (Joh. 17, 21). Dieses hoheprie-
sterliche Gebet, das Herzensgeber des Welt-
heilandes beim letzten Abendmahls, bevor er
sich anschickte, sich selbst am Stamme des Kreu-
zes hinzugeben, dem himmlischen Vater als
Op'er, um all« an sich zu ziehen, alle Menschen-
kinder zur erlösen, sie zu seinen Brüdern zu

Aposteln zum Genüsse hin mit den WortenL
„Das ist mein Leib, das ist mein Blut," und
am Ende spricht er: „Dies tut zu meinem An-
denken!" Luk. 22, 19. Was will dieser Satz
besagen? Er ist zunächst für die Apostel die Er-
teilung der Priesterwürde, sie empfangen Ge-
walt über den Leib und das Blut ihres Mei-
sters. Ihre Seele schimmert im Glanze des er-
habensten Sakramentes, das Menschen zuteil
werden kann. Zugleich aber liegt in den Worte«
des Heilandes ein nicht mißzuverstehender
Auftrag: erneuert, was wir in dieser
Stunde miteinander begangen, gefeiert habenr
Hier schlägt die Stunde des vollkommenste«
Opfers und des göttlichsten Mahles, —
hier in der Stille des Abendmahlsaales. Morgen
wird sich dasselbe Opler aus Golgathas Gipfel
vollenden. — So ist die Abendmahlstunde nicht
etwas Einmaliges, sie soll sich fort und fort in
der Kirche Jesu Christi wiederholen. Jedes Mal»
wenn irgendwo aus dem weiten Erdenrund ein
Priester die Worte der heiligen Wandlung
spricht, kehrt das Wunder des Abendmahles
wieder, erneuert der Heiland sein Versöhnung»-
opser für uns Menschen. Das heilige Meßopfer
und die heilige Kommunion stellen uns den
Gipfelpunkt im Erlöserleben des Gottmensche«
immer wieder vor Augen. Bei jeder heiligen
Messe scharen wir uns um das heilige Kreuz
und verehren das Lamm, das für uns geschlach-
tet worden ist. Das ist nicht etwa erst eine Er-
kenntnis späterer Jahrhunderte, schon die apo-
stolische Zeit war von dieser Wahrheit tief durch-
drungen. Vernimm, was ein heiliger Paul»-
sagt im ersten Korintherbriese (11, 26): „Sooft
ihr dieses Brot esset und diesen Kelch trinket,
werdet ihr den Tod des Herrn verkün-
digen, bis er kommt." Durch den würdigen,
andächtigen Empfang der heiligen Kommunion
erweisen wir dem göttlichen Heilande jene Ge-
genliebe, die er von uns verlangt. So verwirk-
lichen wir, was an uns liegt, das liebevollst«
Testament, das je Menschen geschenkt worden
ist. Wenn wir vom Tische des Herrn kommen,
durchglüht uns jene Weihestimmung, wie sie
einst im Abendmahlsaale die Apostel erfüllte;
wir sind durchdrungen und getragen von jenem
Ernste und jener Dankbarkeit, di« des Heilandes
Getreue beseelte, als sie nach seinem Tode von
der Höhe des Kalvarienberges in die heilig«
Stadt hinabsticgen. Wir dürfen dieses Geheim-
nis unseres heiligen Glaubens nicht immer nur
unter dem Gesichtswinkel des eigenen Nutzens
schauen, sondern müssen ihm gerecht werden als
Eucharistie, als Danksagung für die
abgrundlofe Liebe, die der Erlöser uns gerade
am Ende feines Lebens erwiesen hat. Dan» erst
haben mir sein göttliches Vermächtnis ganz zur
Ausführung gebracht.
-tz
Jeder einzelne muß von sich bekennen: o Herr,
ich bin nicht würdig, einem so erhabenen Ge-
heimnisse beizuwohncn, wie es das heilige Meß-
opfer ist; ich werde nie, wie es deiner Majestät
entspricht, würdig sein, dich in mein Herz auf-
zunchmen. Du kennst meine Schwachheit und
Sündhaftigkeit, meinen Wankelmut und meine
Unbeständigkeit. Aber du hast uns selber die
Erneuerung deines heiligen Abendmahles, dei-
nes Opfertodes am Kreuze, geboten. Darum
bitte ich dich, daß dein Versöhnungsblut meine
Seele rein wasche von allen Sünden, daß dem
Himmelsbrot mich stärke, bis ich die große
Eucharistie, die ewige Danksagung im Himmel
mitseiern darf.
Julius Spiegel, Stadtpfarrer.

Von diesen drei Fällen ist keiner erfunden
oder erdichtet. Sie alle beruhen auf tatsäch-
lichem Geschähen, das authentisch überliefert ist.
Jenes Walten alvr, das so wunderbar rettend
in entscheidender Minute eingriff, mit mensch-
lichem Verstand ergründen zu wollen, wäre ein
müßiges Beginnen. Man kann nicht umhin,
in ihm ein allmächtiges Walten zu erblicken.
Karl Heinrich Mohr.

Wunderbare Rettung
Bor etwa hundert Jahren, zu einer Zeit also,
E man noch keine mit Funktolegrafie auS-
Mrüstelen Schnelldampfer kannte, vermittelte
An englisches Kauffahrtteischiff die ständige Ver-
bindung zwischen der heimatlichen Jndustcie-
und Handelsmetropole Liverpool und St. John,
kanadischen Hafen. Eines Tages, um die
Mittagszeit, war Bruce, der Steuermann des
MMffahrtteischiffes, in seiner Kabine mit Ser
Berechnung des Standorts beschäftigt. Man
näherte sich der Küste Neufundlands, und Länge
Und Breite, wo man sich befand, möglichst ge-
festzustellen, war von Wichtigst für d'e
fitere Navigierung. Irgend etwas klappte da-
bei nicht. Bruce rief durch die offenstehcnde Tür
hmüber nach der anstoßenden Kapitänskajütc:
Kälte - und beraubt dadurch seine Seele der
b'e Schulter ihn davon überzeugte, daß der Chef der spen
an seinem Tisch saß und schrieb. Bruce stand
auf, trat neben d n Schreib nden. Der hob den ^" 5
Kopf, wandte das Gesicht, ohne ein Wort zu 2""?^ "^ 2
reden dem Steuermann zu, blickte ihn starr
und fremd an. Bruce wich entsetzt zurück: der
da faß, war nicht der Kapitän, auch kein Mit-
Uisd der Besatzung, es war ein gänzlich
Fromder.
.Bruce stürzte an Deck, berichtete dem Kapitän
sein Erlebnis, und beide begaben sich nach der
Kabine. Niemand saß mohr am Disch. Dafür
standen auf der Schiefertafel des Kapitäns, die
ba lag, groß und deutlich die Worts: „Stear
so the North-West" (Stcusrt nach Nordwesten).
Keiner der wenigen Schreibkundigen schrieb die
Mich« Hand, und kein Fremder, kein blinder
Passagier, sand sich irgendwo im Kasten ver-
steckt! Ein Rätsel hatte sich cmfgstan.
Um der Sache auf den Grund zu gehen, ent-
Woß sich der Kapitän, dem geheimnisvollen,
Befehl nackzukommen. Mehr als ein Paar Stun-
den Verspätung wurde dabei nicht riskiert, und
bse spielten bei dem damaligen „Tempo" keine
Bolle. Man steuerte also nach Nordwesten —
um nach kurzer Fabrt auf ein in höchster Sec-
Uot manövrierunfähig den Elementen preis-
Zegsbenes Wrack zu stoßen, dessen Mannschaft
und Passagiere keinen Cent wehr für ihr Leben
gegeben hätten! Bis auf einen. Bruce lief
es eiskalt über den Rücken, als er ibn unter
den Schiffbrüchigen gewahrte, welche dis ans-
b^-chten Rettungsboote an Bord brachten. Die-
«ine war — der mysteriöse Schreiber! Weder
Gesicht noch Anzug ließen einen Zweifel bar-
scher, und als der Kapitän den Geretteten er-
suchte, auf d."r Rückseite seiner Tafel die Worte
»Stear to the North-Wcft" zu schreiben, da er-
gab sich einwandfrei die Identität der Hand-
schrift.
Der Kapitän des verunalückten Schiffes aber
'berichtete, nachdem das Rettungswerk reitlis
geglückt war und man beim wärmenden Grog
'uß, daß um die Mittagszeit jener Sckrecker
Mtzlich in tiefen Schlaf verfallen sei und nach
stmem Erwachen ausgcrnfen Habs: „Bald wer-
den wir gerettet!" „Denk lieb."r an deine Seels"
habe man ihm angesichts der aussichtslosen Lage
geantwortet, er aber hatte sich nickt beirren
lchsen und allen Ernstes erklärt, daß ihm !o-
eben geträumt habe, er befinde sich an Bord
Nves Schiffes, das zur Rettung des Kurs auf
ste nähme. Dann habe er das Schiff genau so
beschrieben, daß es, nachdem es in Sicht ge-
kommen war, von allen sofort erkannt weooen
konnte.
 
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