,Psslzct Bote" Hridclberg — Donnerstag, den 28. Januar 1933
Paris, 86. Ian. Mnisterprsisident Paul-
Boncour hat gestern nachmittag den englischen
und den amerikanischen Botschafter empfangen.
Wie Havaz berichtet, sollen sich die Unter-
redu-ngrn nicht nux aus die Schuldcnfraizr, son-
dern u. a. auch ans da-z UbrüstunaspvM»em
^bezogen haben. Allerdings hätten dir Bespre-
chungen nux mfprmatarischen Charakter ge-haikt,
Wstzln Lmn ich 1933 rmsmMrn?
Zu Beginn des neuen Jahres machen sich
Tausende junger deutscher Menschen Pläne und
Gedanken über Arbeit und Verdienst, Existenz
und Zukunft. Für viele spielt der Gedanke der
Auswanderung dabei sine Rolle. Denn
es ist bekannt geworden, daß auch im letzten
Jahre einige Lausend Deutsche nusMvandcvt
sind und zu großem Teil zufriedenstellende Nach-
richten aus ihrer neuen Heimat senden.
Um es kurz z-u sagen: Zufrieden sind jene
Auswanderer, die unter guter Betreuung nach
Slidbrasilicn gegangen sind und sich in geschlos-
senen deutschen Kolonien an siedelten. "Billiges
und fruchtbares Land, schnelle Ernte und nied-
rige Steuern sind die Vorteile des Landes.
Schwierige und opferreiche Arbeit
in hügeligem Gebiet, Verzicht auf viele in
Deutschland selWverständliche Genüsse und Ge-
wöhnung an neue Sitten und Gesetze bedeuten
die Forderungen, die man an den Auswanderer
stellen muß.
In Südbrasilien, besonders >m Staate
des Monats am Postschaiter ausgezahlt. Da in Santa Eatl-arina, sind seit einigen Jahren
diesem Jahr der 29. Januar auf einen Sonn- neue deutsche Kolonien fürKatho-
" f „ 'ss , in denen
nicht nur innerhalb eines Jahres der Einwan-
derer Selbstversorger wird, sondern wo er auch
von den vor ihm Eingwvandcrten Hilfe und
Unterstützung findet bei der Anlage seiner Ur«
wat-dsi-e-d-lung und der Gründung seiner Existenz.
Schulen und UvwaWaPellen werden den For-
derungen der Religion und der Bildung der
Jugend gerecht.
Wer sich zur Auswanderung und zum Kolo-
nistendasein in SüLbrastlien entscheiden möchte,
sollte als Lediger 1300 bis 1500 RM. besitzen;
Familien müßten etwa 3000 RM. (je nach Ziel
der Kinder) flüssig machen können. Der St.
R-a P h a e l s ve r e i n (Hamburg 5. Große
Allee 42, Bremen, Falkenstraße 49, Köln (Ge-
neralsekretariat des Kath. Gesellenvereins) Kol-
pingplatz, Freiburg i. Br., Werthmannhaus,
und in vielen Städten Earrtassokrctariat-e) berät
umgehend unentgeltlich in allen Fragen der
Auswanderung. Im März und April beginnen
die von ihm eingerichteten Vorbereitungs- und
Umschulungskurse für junge Auswanderer, die
als solche keine besonderen Unkosten machen und
allen zu empfehlen sind, die an die Auswan-
derung denken und im Besitz der erwähnten
Geldmittel sind. Anmeldungen zu den
Vorbcreitungskursen, die einige Wochen dauern
und dann mit der Vorbereitung der Auswan-
derung abgeschlossen werden, sind ausschließlich
zu richten an das Generalsekretariat des St. Ra-
phaelsvercius, Hamburg 5. Große Alle« 42.
als Orest ist fvi'cher bereits gewürdigt worden.
7 ' V "' 7' .. h
den vier vortreflichen Schauspielern, die allein
das Werk für die Bühne zu refien vermögen.
Herr Burg als Thoas ist, wie ihn der Dich-
ter sich dachte — nicht mehr Barbar — und doch
Paul Bohne hielt
" Und
Otto Knur war Pylades — der immer noch
vev'eblich „das Land der Griechen mit der
Seele suchte" und sich dabei in ganz andere Re-
gionen verirrte.
Vielleicht ist „Iphigenie" angeregt worden
als Gegenstück zu Wielands „Alceste", den
Goethe mit dem burlesken Stückchen „Götter,
Helden und Wieland" verspottet bat. Das
Laienspiel des Gymnasiums hat es sehr hübsch
«»'geführt, und man darf es wohl vermerken,
daß eine Heidelbergerin nach der Parodie die
Hauptrolle der Gogendichtung ans dem Berufs-
stsche Geist ist in Heidelberg nicht ouSMo'heir.
Selle 4
^deutschen Schulen und die deutschen Kranken-
häuser in Südwest und Ostafrika bestimmt.
s X Der Turnerbund 1887 e. V. Heidelberg-
,Wieblingen hielt am vergangenen Samstag
s abend seine diesjährige Hauptversammlung ab
Nach der Eröffnung durch den 1. Vorsitzenden
M. Kees und Begrüßung der zahlreichen An-
- wesenden gaben die einzelnen Fachwarte ihrs
! Jahresberichte über das Vereinsleben im ab«
-gelaufenen Jahre, woraus zu ersehen war, daß
.dieses trotz der Not der Zeit keinen Stillstand,
dagegen einen sehr nennenswerten Aufschwung
Verfahren hat. Ter Mitgliederftand hielt sich auf
s gleicher Höhe wie im Vorjahre. Der Kassen-bs«
!richt zeigte bei zwar angespannter Kassenlage ein
'zufriedenstellendes Bild und konnte die finan-
szielten Verhältnisse, Hei sparsamster Ausgaben'
-einteilung und Drosselung alles irgendwie ver-
f meidbaren, eine wenn auch geringe Besserung
'auf-weisen. Der Not und allgemeinen Lohnsen-
kung folgend, wurde beschlossen, auch die Mit-
- gliederbeiträge des Turnerbundes erstmals ab
1. 4. 33 etwas zu senken, und künftig monatlich
s anstatt vierteljährlich einkassieren zu lassen, um
,-den Mitgliedern die Zahlung zu erleichtern. Der
Jahresbericht des l. Vorsitzenden gab einen um-
, fassenden Ueberblick über -die Veranstaltungen
Ödes Vereins sowie.-die durch den Turnerbund
'besuchten Kreis-, Gau- und sonstigen Feste be-
freundeter Vereine. Sein Ausblick auf das kom-
mende Jahr galt vor allem dem größten Deut-
-scheu Feste, dem Deutschen Turnfest. Für -die
'Leitung Les Vereins war der schönste Beweis
des Dankes und Vertrauens der Mitglieder, die
Einstimmige Wiederwahl aller.satzungsmäßig neu
'zu wählenden Fachwarte und Beisitzer. Neu hin-
-zugewäh-lt wurden noch als Hilfsturnwart für
die Jugend: Fritz Zahn; als Hilfsspielwart Her«
'mann Nagel; als Beisitzerin für die Damenab«
teklung Elisabeth Wolf; für den auf eigenen
i Wunsch ausscheidenden Diener wurde der schon
einige Zeit die Geschäfte führende Turner Karl
' Müller bestätigt. In dem nun folgenden Punkt
„Verschiedenes" der Tagesordnung war noch die
Festlegung des Dienergehaltes, welcher künftig
nicht mehr einen festen Betrag, sondern lO Pro-
zent -der -kassierten Gelder erhalten soll, sowie
'M Antrag des Gesamtturnrats aus Gene-Hmi-
" gung zur Veranstaltung einer Vereinslott-erie zu
erledigen: beide Punkte wurden nach einiger
«Aussprache besonders bezüglich der geplanten
Lotterie einstimmig genehmigt. Es folgte nun
snur noch eine größere Aussprache über das
s Deutsche Turnfest in Stuttgart und die,bereits
«getroffenen umfangreichen Vorarbeiten für die-
ses Fest- Mit der Aufforderung, zahlreich
Stuttgart zu besuchen, und dafür schon heute
aufs eifrigste zu sparen und zu werben, konnte
die schön verlaufene Versammlung mit dem all-
gemein gesungenen „Turnergruß" beendet wer-
den.
X Beleuchtet die Fahrzeuge! Zur Anzeige
gelangten 6 Kr-aftfahrzeugf.üHrer, die das Hin-
tere Kennzeichen ihrer Fahrzeuge ungenügend
beleuchtet halten. Auch mußten wiederum fünf
--Radfahrer angezeigt bezw. gebührenpflichtig
i-verwarn? werben, weil sie nach eingctretener
Dunkelheit ohne Licht fuhen. Außerdem wurden
2 Pferdefuhrwerke, -die ohne die vorgefchriebene
Beleuchtung fuhren, zur Anzeige gebracht.
X Kunstmaler Hofsmann f. Hier ist der
Kunstmaler Heinrich Hoffmann im Alter
von 73 Jahren gestorben. Hoffmann stammt
aus Kassel, war aber seit Jahrzehnten hier in
Heidelberg ansässig, das er in vielen Gemälden,
Zeichnungen und Ansichtskartcn-Serien ver-
herrlicht hat. Auch Schwarzwald und Neckar-
tal wurden von ihm in vielfacher Form in Ge-
stalt von Bild, und Ansichtskartenentwürfen
- wiedergegebcn.
X Auszahlung der MilitärversorgungSge-
bührnisse. Von der Pressestelle beim Staatsmi«
inisterium wird mitgeteilt: Die Militärversor«
gungsgcbührnisse werden in der Regel nm 29.
Vom Vilm
XukiurkÜmbü'ine
„Fräulein, falsch verbunden". ES
ist ein Film mit Johannes Niemann und
Magda Schneider, -der es versteht, unglückliche
Zufälligkeiten zu einem glücklichen Ende zu füh-
ren, obwohl es dem Zuschauer oft sehr gekünstelt
erscheint. Doch wer einige Stunden leichter
Abendunterhaltung g-en-ießcn will, der säume
nicht, sich diesen herrlichen Film anzusehen. Auch
in dem sehr reichhaltigen Beiprogramm ist nette
Abwechslung vorhanden. «-
NeiQelüerL Er erfüllt für seinen Teil die Forderung nach
Ipliizeme sul Isu»s
Gastspiel Helga Panzer.
„Erstaunlich modern und un-griechisch" nannte der Wesensfremde. P » - - — -- --
Schiller „Iphigenie". Diesem Urteil entspricht Niveau bei seiner undankbaren Rolle.
Scherers Kennzeichnung: „Eine neue Gattung "'' " "
des Schauspiels, — die man Seelendrama nen-
nen könnte." — Wenn also eine moderne Schau-
s-pielerin, die das Scelendrama der Russen er-
lebt hat, die Heldin des Werkes anders darstellt
als es einstmals C-orona Schröter getan haben
mag, — also wenn Helga Panzer das
Selbstquälerische — das Loide-nde. den Seelen-
kampf zum Ausdruck bringt, so ist sie in ihrem
Recht, auch wenn die große Linie, und Momente
der Erhabenheit verloren gehen, wie etwa ind.-m
Bekenntnis; „Ich bin aus Tantalus Geschlecht."
— Aber auch Gooth-e hat ja bewußt die griechi-
sche Tragödie so verinnerlicht durch Umdicht-en
oder Fortlassen, — daß Iphigenie ganz zum
Ausdruck reinen Menschentums wird, .und eins
.Schauspielerin sich auf ihn selbst berufen kann,
'Wenn sie d-ie klassische Heldin manchmal ver-
missen läßt, die w-ix schon instinktmäßig suchen,
-wo das Schicksalhafte der antiken Sago vor uns
aufersteht, wie -aus GraniMScken gefügt,
Endlich gibt jede Darstellerin sich se-Äst, und
weil Helga P;anzex mehr zart und grüb-
lerisch als erhaben ist, so wird sie ihrer Iphi-
genie Mn diese Eigenschaften a-bgswinnen. So
gesehen war die Leistung durchaus einheitlich,
And -da Frl. Panzer auch dem Vers und der
Musik der Sprache Rechnung zu tragen wußte,
so gestaltete sich dieser letzte Goethe-Abend zu
»einem Erfolg für dis Darstellerin und das
'-Wegter. — Herr« Lüttjahann« Leistung
April 1933 außer Kraft.
Das Reich-smie-tengesetz und das Gesetz
über Mieterschutz und Wiete-ini-gungsämler
treten am 1. April 1933 außer Kraft,
falls bis zu diesem Zeitpunkt ein Gesetz
in Kraft tritt, wodurch die Vorschriften des
bürgerlichen Gesetzbuches über die Miete
unter sozialen Gesichtspunkten ausgestaltet
wird.
Das Wohnungsmangolgesetz tritt am 1. April
1933 unter allen Umständen außer Kraft. Dies
hat jedoch aus Kündigungen und Mietststsetzun«
-gen etc. gar keinen Einfluß, sondern das Woh-
asmangel-gesetz regelt lediglich die Tätigkeit
Wohnungsämter, welche bisher in der La-.ge
MhnuWMngswrrlschast
Zur Aufklärung
In verschiedenen Heidelberger TageSb-lättern
sowie in einem Bericht über,, die Ge-nera-l-ver-
sammlung des tzausbesitzerv-ereins erschien ein
Artikel über die Auswirkung der 4. Notverord-
nung ab I. April 1933 über -die Wohnungs-
zwangswirtschaft, Mieieinigungsämter und die
Kündigungen. Diese Au-f-klärung ist in allen
Teilen sehr irreführend unh teilweise vollkom-
men unrichtig. Richtig ist folgendes:
Die 4. Notverordnung des Reichspräsidenten
vom 8. Dezember 1931 Rsrchsgesetzb-latt Nr. 79
Teil 1 vom 9. Dezember 1931 bestimmt im zwei,
ten Teil Kapital 4 Artikel 8 folgendes:
1. Das Wohnungsmangelsgesetz tritt am 1.
2.
SMgnmo vsn Sft M West SL8K
In dem soeben erschienenen Januar-Heft
des „Gral", Monatsschrift für Dichtung und
Löben (Verlag I. Koset u Fr. Pustet, Mün-
chen) veröffentlicht Alfred Lutterbeck «inen
sehr zeitgemäßen Aufsatz über die geistigen
Beziehungen des Ostens und Westens. Mit
Genchmigung des Berlages gaben wir hier-
unter einen Auszug des genannten Aufsatzes
wieder.
Di« Auseinandersetzungen des Westens nut
dem Osten sind bereits in vollem Gange. Wir
-schon nur zu leicht allein das siegreiche Fort-
schreiten der enroväficben Zivilisation und Lech-
Verträge über'dies« Wohnungen zu genehmigen, orakeln. Ja, der Osten nimmt den Westen auf.
wenn solche rechtsgültig sein sollten. Diese Tä- "" '' .
tigkeit der Wohnungsämter hört mit -dem !.
April 1933 auf, vo-ri diesem Tage an gibt «Z
keine Wohnungsämter mehr.
Der Vermieter kann also in Zukunft über
seine Wohnungen bezüglich der Vermietung frei
verfügen; die Vorlage der Mietverträge ist vom
1. April 1933 an nicht mehr erforderlich.
sollten uns wenigstens
vor dem Hochmut des kleinen Geistes bewahren.
Eine ernste geistige Auseinandersetzung ist
unumgänglich. Und es wird an ihr gearbeitet,
ernst und aufrichtig von beiden Seiten. Libe-
rale, Freigeister, Protestanten in der ersten
Linie Man braucht mit ihren Erzeugnissen wie
mit K-ayser'l-ings Neiseiagebuch eines Philoso-
phen, Wittes Japan zwischen zwei Kulturen^
Wilhelms Uebersetzungen und zahllosen Arbei-
ten nicht immer einverstanden zu sein. Aber
jedenfalls haben sie dort das Problem gesehen
und soweit sie -konnten am Austausch und an
der Auseinandersetzung gearbeitet. Di« Katho-
liken sind, wenigstens auf literarischem Gebiet
und dem weiten Feld der Kultur-Philosophi«
und ihrer verwandten Gebiet« weit zurück. Bon
missionarischer Seite gaben neuerdings A. Vä'-H
(Gestalt der Wcltkirche) und I. B. Aushaus«
Umweltbee-influssung der christlichen Mission)
einige Grundlinien für eine Auseinan-dersetzunz
von unserer Seite.
Sollen wir uns aber damit begnügen? Sehen
wir einmal ganz von den großen geistigen
Werten ab, die eine Auseinandersetzung unse-
re in künstlerischen Schaffen notwendig bringe»
muß, und fragen wir uns einmal aus dem Ge-
danken der katholischen Woltaufgabe heraus:
Sollen wir allein Kant und Hegel zum Osten
sprechen lassen und nicht auch Thomas und
Albert? Soll die Zerrissenheit der Heimat, daS
ständige Wogen ohne einen festen Pol, die
geisti« Charakterlosigkeit das Bild Europas
im Osten schaffen? Da liegt die Aufgabe der.
schöpferischen Kräfte -des deutschen Katholizis-
mus!
*
Inhalt: Gottfried Hasenkamp: Kyrle re?
s-pl-endens; Friedrich Muckermann S, I,: Mo-
derne Literatur und Katholizismus; Anton Ga-
bele: Talisman; Richard von Schaukal: Da-
neue Fahr; Alice von Wiederbach-Noftitz: DaS
Ewige Licht (Fortsetzung); Richard von Schau-
kal: De letzte Kerze; Friedrich Cchreyvo-gl:
Reich Gottes unter den Deutschen; Richard von
Schaukal: Die heiligen drei Könige; Friedrich
Mnckermann S. I.: Auf der Gralwarte; Dr.
Albert Maring S. I.: Begegnung der Geister
Weltliteratur: Alfred Lutterbeck: Begegnung
von Ost und West; Charlotte Demmig: Fran-
zösischs Neuerscheinungen; Stimmen des Aus-
landes; Rund um den Rundfunk; Filmchronik;
Verschiedenes.
Anders verhält es sich dagegen mit den;
Re-ichs-mi-etengefetz und dem Gesetz über Mieter«
schütz und Mieteinigungsämter. Diese Gesetze
regeln die Rechtsverhältnisse zwischen Vermieter
und Mieter, so daß auch in Zukunft eine Beru-
fung auf die gesetzliche Miete in besonderen Fäl-
len für Wohnungen mit einer Friedensm-iete
unter 1200 RM. unter dieses Gesetz fallen und
die Festsetzung dieser Miet? möglich fit, auch
kann der Vermieter nur unter den bisherigen
Voraussetzungen -die'e Wohnungen kündigen.
Eine Kündigung ohne gesetzlichen Grund
oder das Begehren einer unverhältnismäßig
hohen Miete ist nach wie vor unzulässig.
Die Notverordnung sagt ausdrücklich, daß diese
tag fällt, wird besonders darauf hingewiesen, lik-en im Entstehen begriffen,
daß die Militärversorgungsgebührnisse am Post- nickst nur innerhalb eines Jahres I
schalter bereits am Samstag, den 28. Januar,
ausgezahlt werden. Die Rentenempfänger wer-
den daher gebeten, ihre Gebührnisse bereits
am 28. Januar am Postschaiter abzuholen,
Nr. 2l
beiden Gesetze nur dann am 1. April 1933 außer
Kraft treten, „fall s" bis zu diesem Zeitpunkt
ein anderes Gesetz in Kraft tritt. Das Wort
„f all s" sagt somit unzweideutig, Laß diese Ge-
setze, da ein anderes Gesetz bis "jetzt nicht vor-
liegt und voraussichtlich auch bis 1. April 1933
durch die Re-ichsregiernng bezw. den Reichstag
nicht verabschiedet werden kann, auch weiterhin
in Kraft bleiben. Die-Anspielungen in verschie-
denen Zeitungen auf Kündigungen gehen voll-
kommen fehl, denn da gemäß A 52 b Mieter-
schutzgesetz nur diejenigen Kündigungen rechts-
gültig sind, die zwischen der Bekann t g abe
einer Anordnung und ihrem Inkrafttre-
ten Vom Vermieter erklärt ist, sind sämtliche
Kündigungen, die jetzt schon erfolgt sind und
in Zukunft vor der Bekanntgabe einer An-
ordnung erfolgen, rechtsungültig, weil die Be-
kanntgabe eines neuen Gesetzes oder sonstiger
Anordnung bis heute noch nicht erfolgt ist und
auch nicht in Aussicht steht. Kündigungen sind
daher nicht nur nicht ratsam, sonder«
zwecklos.
Vollkommen unrichtig ist die Behauptung in
-dem Bericht über die Generalversammlung'der
Hausbesitzer, worin behauptet wird, daß -daS
Mieteinigungsamt aufgehoben sei. Man hat
-diese Unrichtigkeit dadurch bemäntelt, daß man
erklärte, das MieteinigungSamt ist aufgehoben,
die Geschäfte -desselben sind vom Amtsgericht
übernommen. Diese Darstellung ist geeignet,
Unruhe zu stiften und sowohl Vermieter als auch
Mieter irre zu führen. Nachdem das Gesetz über
Mieterschutz und Mieteinigungsämter aus de»
obigen Gründen weiter bestehen, bestehen auch
die Mieteinigungsämter weiter. In Heidelberg
ist lediglich eine Verlegung des Miete', ni-gungS«
amtes/das sich bisher bei der Stadt befand, da-
hin eiu-g-etreten, daß das Mieteinigungsamt von
der Stadt aufgegeben und vom A m t s-
-gericht übernommen wurde. Es hat so-
mit nur eine Verlegung des Mieteinigungsam«
des nach dem Amtsgericht stattgefunden und -daS
Mieteinigungsamt besteht beim Amtsgericht
weiter, genau so wie auch in Preußen sich di«
Mieteinigungsämter beim Amtsgericht befin-
den. U. 'W. hat auf die Anfrage einer politischen
Partei die Reichsregierung ausdrücklich erklärt,
-daß an eine Aufhebung öder Abänderung deS
Re-ichsmietengesetzes und des Gesetzes über Mie-
terschutz und Mieteinigungsämter am 1. AprL
1933 nicht zu denken ist.
Die Mieterf-chutzgesetze bleiben -daher -in vollem
Umfang in Kraft und lediglich die Wohnungs-
ämter und das Wobnungsmangel-gesetz ver-
schwinden mit dem 1. April 1933.
Mieterverein Hoidolber-g e. V-
NU-Nl
der ,
waren, Wohnungen mit einer Friedensmiete, d
h. derjenigen Miete, die am 1. April 1914 be-
zahlt wurde, unter 600 RM. zu beschlagnahmen, schreiben der europäischen Zivilisation und Lech-
Mieter i-n diese ,Wohnungen einzuweisen und ni-k, von dem blinde Zeitungsmänner uns
Aber nicht um seine eigene geistige Kultur aus«
zug-eben. Technik, äus-sre Dinge, d-is mit Kul-
tur wenig zu tun haben, nimmt er auf, um
Europa auch i-m Kampf um die Macht -gewachsen
zu sein. Die Technik halt ihren Sic-geszug -durch
die Welt. Aber der Japaner hockt sich trotz
der unbeguemen europäischen Hosen auf die
europäischen Eisenbahnbänke. Er setzt sich nicht
einmal auf europäische Art. Auch geistige Kul-
tur dringt ein. Die Büchere-inf-uhr -des Ostens
ist riesig Kant und Hegel reden von -den Nni«
versitätskathedern. Aber täuschen wir uns doch
nicht! Das Ausflammen -des nationalen Geistes
im Japan unserer Tage ist mehr wie eine Folge
des Manschukuokrie-ges und eine Freude über
-den Sieg, es ist tiefer gesehen, eine Reaktion
.gegen Europa. Der Fremdsn-Haß in China ist
kaum noch einer Steigerung fähig. Die bol-
schewistischen Unruhen Hinterin-diens sind eher
ein Kamps gegen Frankreich und Europa als
ein Schwur aus das Leninsche Programm einer
Weltrevo'lution. Gandhi will in Indien die
Rückkehr zum alten, echten Hind-utum, lehnt
jeden Vergleich mit dem Westen auch in ideel-
ler Beziehung ab.
Der Osten nimmt -den Westen auf. Wer ver-
gessen wir nicht, -daß auch der. Osten siegreich
in -den Westen vorstößt. Die europäische Miß-
.... geburr der Theosophie wirkt vom östlichen Geist
tbsat-er in bemerkenswerter Art spielw. Ter klaff' Wehen zu!amerlich, um ernst genommen M
- ' - - - - , .. . nwrden. Auch das Mißverstanonis der ost-
asiatischen Kunst durch den jungen Impressio-
nismus ist überwunden. Aber es läßt sich -doch
nicht leugnen, daß die ostasiadische Kunst mit
ihrer so wunderbar durchgearbmteten Form
einen wachsenden Einfluß auf unser abendlän-
disches Gestalten hat. In modernen Philipo-
vhien finden sich neben den Worten des Platon
d-§ Reden Buddhas und die Sprüche Kungstses.
Die Werke von Rudyard Kipling, von Tagore,
die Reden Buddhas, Laotfcs Philosophie, die
Weisheit des Kung'tse und die Lehren des
Mahayana sind nicht ohne Einfluß geblieben.
Wir können -die Tagore-Legeisterung nicht mit
dem Schlagwort Seni-ation abtun. Es steckt
mehr dahinter als ein Nach-geben gegen den
Reiz des Exotischen. Die wachsenden Buddha-
Grmeindeu sich sogar Bonzen-Klöster in Lon-
Werten ab, die eine Auseinandersetzung
rem künstlerischen Schaffen notwendig b
katholischen Woltaufgabe heraus:
allein Kant und Hegel zum Osten
Paris, 86. Ian. Mnisterprsisident Paul-
Boncour hat gestern nachmittag den englischen
und den amerikanischen Botschafter empfangen.
Wie Havaz berichtet, sollen sich die Unter-
redu-ngrn nicht nux aus die Schuldcnfraizr, son-
dern u. a. auch ans da-z UbrüstunaspvM»em
^bezogen haben. Allerdings hätten dir Bespre-
chungen nux mfprmatarischen Charakter ge-haikt,
Wstzln Lmn ich 1933 rmsmMrn?
Zu Beginn des neuen Jahres machen sich
Tausende junger deutscher Menschen Pläne und
Gedanken über Arbeit und Verdienst, Existenz
und Zukunft. Für viele spielt der Gedanke der
Auswanderung dabei sine Rolle. Denn
es ist bekannt geworden, daß auch im letzten
Jahre einige Lausend Deutsche nusMvandcvt
sind und zu großem Teil zufriedenstellende Nach-
richten aus ihrer neuen Heimat senden.
Um es kurz z-u sagen: Zufrieden sind jene
Auswanderer, die unter guter Betreuung nach
Slidbrasilicn gegangen sind und sich in geschlos-
senen deutschen Kolonien an siedelten. "Billiges
und fruchtbares Land, schnelle Ernte und nied-
rige Steuern sind die Vorteile des Landes.
Schwierige und opferreiche Arbeit
in hügeligem Gebiet, Verzicht auf viele in
Deutschland selWverständliche Genüsse und Ge-
wöhnung an neue Sitten und Gesetze bedeuten
die Forderungen, die man an den Auswanderer
stellen muß.
In Südbrasilien, besonders >m Staate
des Monats am Postschaiter ausgezahlt. Da in Santa Eatl-arina, sind seit einigen Jahren
diesem Jahr der 29. Januar auf einen Sonn- neue deutsche Kolonien fürKatho-
" f „ 'ss , in denen
nicht nur innerhalb eines Jahres der Einwan-
derer Selbstversorger wird, sondern wo er auch
von den vor ihm Eingwvandcrten Hilfe und
Unterstützung findet bei der Anlage seiner Ur«
wat-dsi-e-d-lung und der Gründung seiner Existenz.
Schulen und UvwaWaPellen werden den For-
derungen der Religion und der Bildung der
Jugend gerecht.
Wer sich zur Auswanderung und zum Kolo-
nistendasein in SüLbrastlien entscheiden möchte,
sollte als Lediger 1300 bis 1500 RM. besitzen;
Familien müßten etwa 3000 RM. (je nach Ziel
der Kinder) flüssig machen können. Der St.
R-a P h a e l s ve r e i n (Hamburg 5. Große
Allee 42, Bremen, Falkenstraße 49, Köln (Ge-
neralsekretariat des Kath. Gesellenvereins) Kol-
pingplatz, Freiburg i. Br., Werthmannhaus,
und in vielen Städten Earrtassokrctariat-e) berät
umgehend unentgeltlich in allen Fragen der
Auswanderung. Im März und April beginnen
die von ihm eingerichteten Vorbereitungs- und
Umschulungskurse für junge Auswanderer, die
als solche keine besonderen Unkosten machen und
allen zu empfehlen sind, die an die Auswan-
derung denken und im Besitz der erwähnten
Geldmittel sind. Anmeldungen zu den
Vorbcreitungskursen, die einige Wochen dauern
und dann mit der Vorbereitung der Auswan-
derung abgeschlossen werden, sind ausschließlich
zu richten an das Generalsekretariat des St. Ra-
phaelsvercius, Hamburg 5. Große Alle« 42.
als Orest ist fvi'cher bereits gewürdigt worden.
7 ' V "' 7' .. h
den vier vortreflichen Schauspielern, die allein
das Werk für die Bühne zu refien vermögen.
Herr Burg als Thoas ist, wie ihn der Dich-
ter sich dachte — nicht mehr Barbar — und doch
Paul Bohne hielt
" Und
Otto Knur war Pylades — der immer noch
vev'eblich „das Land der Griechen mit der
Seele suchte" und sich dabei in ganz andere Re-
gionen verirrte.
Vielleicht ist „Iphigenie" angeregt worden
als Gegenstück zu Wielands „Alceste", den
Goethe mit dem burlesken Stückchen „Götter,
Helden und Wieland" verspottet bat. Das
Laienspiel des Gymnasiums hat es sehr hübsch
«»'geführt, und man darf es wohl vermerken,
daß eine Heidelbergerin nach der Parodie die
Hauptrolle der Gogendichtung ans dem Berufs-
stsche Geist ist in Heidelberg nicht ouSMo'heir.
Selle 4
^deutschen Schulen und die deutschen Kranken-
häuser in Südwest und Ostafrika bestimmt.
s X Der Turnerbund 1887 e. V. Heidelberg-
,Wieblingen hielt am vergangenen Samstag
s abend seine diesjährige Hauptversammlung ab
Nach der Eröffnung durch den 1. Vorsitzenden
M. Kees und Begrüßung der zahlreichen An-
- wesenden gaben die einzelnen Fachwarte ihrs
! Jahresberichte über das Vereinsleben im ab«
-gelaufenen Jahre, woraus zu ersehen war, daß
.dieses trotz der Not der Zeit keinen Stillstand,
dagegen einen sehr nennenswerten Aufschwung
Verfahren hat. Ter Mitgliederftand hielt sich auf
s gleicher Höhe wie im Vorjahre. Der Kassen-bs«
!richt zeigte bei zwar angespannter Kassenlage ein
'zufriedenstellendes Bild und konnte die finan-
szielten Verhältnisse, Hei sparsamster Ausgaben'
-einteilung und Drosselung alles irgendwie ver-
f meidbaren, eine wenn auch geringe Besserung
'auf-weisen. Der Not und allgemeinen Lohnsen-
kung folgend, wurde beschlossen, auch die Mit-
- gliederbeiträge des Turnerbundes erstmals ab
1. 4. 33 etwas zu senken, und künftig monatlich
s anstatt vierteljährlich einkassieren zu lassen, um
,-den Mitgliedern die Zahlung zu erleichtern. Der
Jahresbericht des l. Vorsitzenden gab einen um-
, fassenden Ueberblick über -die Veranstaltungen
Ödes Vereins sowie.-die durch den Turnerbund
'besuchten Kreis-, Gau- und sonstigen Feste be-
freundeter Vereine. Sein Ausblick auf das kom-
mende Jahr galt vor allem dem größten Deut-
-scheu Feste, dem Deutschen Turnfest. Für -die
'Leitung Les Vereins war der schönste Beweis
des Dankes und Vertrauens der Mitglieder, die
Einstimmige Wiederwahl aller.satzungsmäßig neu
'zu wählenden Fachwarte und Beisitzer. Neu hin-
-zugewäh-lt wurden noch als Hilfsturnwart für
die Jugend: Fritz Zahn; als Hilfsspielwart Her«
'mann Nagel; als Beisitzerin für die Damenab«
teklung Elisabeth Wolf; für den auf eigenen
i Wunsch ausscheidenden Diener wurde der schon
einige Zeit die Geschäfte führende Turner Karl
' Müller bestätigt. In dem nun folgenden Punkt
„Verschiedenes" der Tagesordnung war noch die
Festlegung des Dienergehaltes, welcher künftig
nicht mehr einen festen Betrag, sondern lO Pro-
zent -der -kassierten Gelder erhalten soll, sowie
'M Antrag des Gesamtturnrats aus Gene-Hmi-
" gung zur Veranstaltung einer Vereinslott-erie zu
erledigen: beide Punkte wurden nach einiger
«Aussprache besonders bezüglich der geplanten
Lotterie einstimmig genehmigt. Es folgte nun
snur noch eine größere Aussprache über das
s Deutsche Turnfest in Stuttgart und die,bereits
«getroffenen umfangreichen Vorarbeiten für die-
ses Fest- Mit der Aufforderung, zahlreich
Stuttgart zu besuchen, und dafür schon heute
aufs eifrigste zu sparen und zu werben, konnte
die schön verlaufene Versammlung mit dem all-
gemein gesungenen „Turnergruß" beendet wer-
den.
X Beleuchtet die Fahrzeuge! Zur Anzeige
gelangten 6 Kr-aftfahrzeugf.üHrer, die das Hin-
tere Kennzeichen ihrer Fahrzeuge ungenügend
beleuchtet halten. Auch mußten wiederum fünf
--Radfahrer angezeigt bezw. gebührenpflichtig
i-verwarn? werben, weil sie nach eingctretener
Dunkelheit ohne Licht fuhen. Außerdem wurden
2 Pferdefuhrwerke, -die ohne die vorgefchriebene
Beleuchtung fuhren, zur Anzeige gebracht.
X Kunstmaler Hofsmann f. Hier ist der
Kunstmaler Heinrich Hoffmann im Alter
von 73 Jahren gestorben. Hoffmann stammt
aus Kassel, war aber seit Jahrzehnten hier in
Heidelberg ansässig, das er in vielen Gemälden,
Zeichnungen und Ansichtskartcn-Serien ver-
herrlicht hat. Auch Schwarzwald und Neckar-
tal wurden von ihm in vielfacher Form in Ge-
stalt von Bild, und Ansichtskartenentwürfen
- wiedergegebcn.
X Auszahlung der MilitärversorgungSge-
bührnisse. Von der Pressestelle beim Staatsmi«
inisterium wird mitgeteilt: Die Militärversor«
gungsgcbührnisse werden in der Regel nm 29.
Vom Vilm
XukiurkÜmbü'ine
„Fräulein, falsch verbunden". ES
ist ein Film mit Johannes Niemann und
Magda Schneider, -der es versteht, unglückliche
Zufälligkeiten zu einem glücklichen Ende zu füh-
ren, obwohl es dem Zuschauer oft sehr gekünstelt
erscheint. Doch wer einige Stunden leichter
Abendunterhaltung g-en-ießcn will, der säume
nicht, sich diesen herrlichen Film anzusehen. Auch
in dem sehr reichhaltigen Beiprogramm ist nette
Abwechslung vorhanden. «-
NeiQelüerL Er erfüllt für seinen Teil die Forderung nach
Ipliizeme sul Isu»s
Gastspiel Helga Panzer.
„Erstaunlich modern und un-griechisch" nannte der Wesensfremde. P » - - — -- --
Schiller „Iphigenie". Diesem Urteil entspricht Niveau bei seiner undankbaren Rolle.
Scherers Kennzeichnung: „Eine neue Gattung "'' " "
des Schauspiels, — die man Seelendrama nen-
nen könnte." — Wenn also eine moderne Schau-
s-pielerin, die das Scelendrama der Russen er-
lebt hat, die Heldin des Werkes anders darstellt
als es einstmals C-orona Schröter getan haben
mag, — also wenn Helga Panzer das
Selbstquälerische — das Loide-nde. den Seelen-
kampf zum Ausdruck bringt, so ist sie in ihrem
Recht, auch wenn die große Linie, und Momente
der Erhabenheit verloren gehen, wie etwa ind.-m
Bekenntnis; „Ich bin aus Tantalus Geschlecht."
— Aber auch Gooth-e hat ja bewußt die griechi-
sche Tragödie so verinnerlicht durch Umdicht-en
oder Fortlassen, — daß Iphigenie ganz zum
Ausdruck reinen Menschentums wird, .und eins
.Schauspielerin sich auf ihn selbst berufen kann,
'Wenn sie d-ie klassische Heldin manchmal ver-
missen läßt, die w-ix schon instinktmäßig suchen,
-wo das Schicksalhafte der antiken Sago vor uns
aufersteht, wie -aus GraniMScken gefügt,
Endlich gibt jede Darstellerin sich se-Äst, und
weil Helga P;anzex mehr zart und grüb-
lerisch als erhaben ist, so wird sie ihrer Iphi-
genie Mn diese Eigenschaften a-bgswinnen. So
gesehen war die Leistung durchaus einheitlich,
And -da Frl. Panzer auch dem Vers und der
Musik der Sprache Rechnung zu tragen wußte,
so gestaltete sich dieser letzte Goethe-Abend zu
»einem Erfolg für dis Darstellerin und das
'-Wegter. — Herr« Lüttjahann« Leistung
April 1933 außer Kraft.
Das Reich-smie-tengesetz und das Gesetz
über Mieterschutz und Wiete-ini-gungsämler
treten am 1. April 1933 außer Kraft,
falls bis zu diesem Zeitpunkt ein Gesetz
in Kraft tritt, wodurch die Vorschriften des
bürgerlichen Gesetzbuches über die Miete
unter sozialen Gesichtspunkten ausgestaltet
wird.
Das Wohnungsmangolgesetz tritt am 1. April
1933 unter allen Umständen außer Kraft. Dies
hat jedoch aus Kündigungen und Mietststsetzun«
-gen etc. gar keinen Einfluß, sondern das Woh-
asmangel-gesetz regelt lediglich die Tätigkeit
Wohnungsämter, welche bisher in der La-.ge
MhnuWMngswrrlschast
Zur Aufklärung
In verschiedenen Heidelberger TageSb-lättern
sowie in einem Bericht über,, die Ge-nera-l-ver-
sammlung des tzausbesitzerv-ereins erschien ein
Artikel über die Auswirkung der 4. Notverord-
nung ab I. April 1933 über -die Wohnungs-
zwangswirtschaft, Mieieinigungsämter und die
Kündigungen. Diese Au-f-klärung ist in allen
Teilen sehr irreführend unh teilweise vollkom-
men unrichtig. Richtig ist folgendes:
Die 4. Notverordnung des Reichspräsidenten
vom 8. Dezember 1931 Rsrchsgesetzb-latt Nr. 79
Teil 1 vom 9. Dezember 1931 bestimmt im zwei,
ten Teil Kapital 4 Artikel 8 folgendes:
1. Das Wohnungsmangelsgesetz tritt am 1.
2.
SMgnmo vsn Sft M West SL8K
In dem soeben erschienenen Januar-Heft
des „Gral", Monatsschrift für Dichtung und
Löben (Verlag I. Koset u Fr. Pustet, Mün-
chen) veröffentlicht Alfred Lutterbeck «inen
sehr zeitgemäßen Aufsatz über die geistigen
Beziehungen des Ostens und Westens. Mit
Genchmigung des Berlages gaben wir hier-
unter einen Auszug des genannten Aufsatzes
wieder.
Di« Auseinandersetzungen des Westens nut
dem Osten sind bereits in vollem Gange. Wir
-schon nur zu leicht allein das siegreiche Fort-
schreiten der enroväficben Zivilisation und Lech-
Verträge über'dies« Wohnungen zu genehmigen, orakeln. Ja, der Osten nimmt den Westen auf.
wenn solche rechtsgültig sein sollten. Diese Tä- "" '' .
tigkeit der Wohnungsämter hört mit -dem !.
April 1933 auf, vo-ri diesem Tage an gibt «Z
keine Wohnungsämter mehr.
Der Vermieter kann also in Zukunft über
seine Wohnungen bezüglich der Vermietung frei
verfügen; die Vorlage der Mietverträge ist vom
1. April 1933 an nicht mehr erforderlich.
sollten uns wenigstens
vor dem Hochmut des kleinen Geistes bewahren.
Eine ernste geistige Auseinandersetzung ist
unumgänglich. Und es wird an ihr gearbeitet,
ernst und aufrichtig von beiden Seiten. Libe-
rale, Freigeister, Protestanten in der ersten
Linie Man braucht mit ihren Erzeugnissen wie
mit K-ayser'l-ings Neiseiagebuch eines Philoso-
phen, Wittes Japan zwischen zwei Kulturen^
Wilhelms Uebersetzungen und zahllosen Arbei-
ten nicht immer einverstanden zu sein. Aber
jedenfalls haben sie dort das Problem gesehen
und soweit sie -konnten am Austausch und an
der Auseinandersetzung gearbeitet. Di« Katho-
liken sind, wenigstens auf literarischem Gebiet
und dem weiten Feld der Kultur-Philosophi«
und ihrer verwandten Gebiet« weit zurück. Bon
missionarischer Seite gaben neuerdings A. Vä'-H
(Gestalt der Wcltkirche) und I. B. Aushaus«
Umweltbee-influssung der christlichen Mission)
einige Grundlinien für eine Auseinan-dersetzunz
von unserer Seite.
Sollen wir uns aber damit begnügen? Sehen
wir einmal ganz von den großen geistigen
Werten ab, die eine Auseinandersetzung unse-
re in künstlerischen Schaffen notwendig bringe»
muß, und fragen wir uns einmal aus dem Ge-
danken der katholischen Woltaufgabe heraus:
Sollen wir allein Kant und Hegel zum Osten
sprechen lassen und nicht auch Thomas und
Albert? Soll die Zerrissenheit der Heimat, daS
ständige Wogen ohne einen festen Pol, die
geisti« Charakterlosigkeit das Bild Europas
im Osten schaffen? Da liegt die Aufgabe der.
schöpferischen Kräfte -des deutschen Katholizis-
mus!
*
Inhalt: Gottfried Hasenkamp: Kyrle re?
s-pl-endens; Friedrich Muckermann S, I,: Mo-
derne Literatur und Katholizismus; Anton Ga-
bele: Talisman; Richard von Schaukal: Da-
neue Fahr; Alice von Wiederbach-Noftitz: DaS
Ewige Licht (Fortsetzung); Richard von Schau-
kal: De letzte Kerze; Friedrich Cchreyvo-gl:
Reich Gottes unter den Deutschen; Richard von
Schaukal: Die heiligen drei Könige; Friedrich
Mnckermann S. I.: Auf der Gralwarte; Dr.
Albert Maring S. I.: Begegnung der Geister
Weltliteratur: Alfred Lutterbeck: Begegnung
von Ost und West; Charlotte Demmig: Fran-
zösischs Neuerscheinungen; Stimmen des Aus-
landes; Rund um den Rundfunk; Filmchronik;
Verschiedenes.
Anders verhält es sich dagegen mit den;
Re-ichs-mi-etengefetz und dem Gesetz über Mieter«
schütz und Mieteinigungsämter. Diese Gesetze
regeln die Rechtsverhältnisse zwischen Vermieter
und Mieter, so daß auch in Zukunft eine Beru-
fung auf die gesetzliche Miete in besonderen Fäl-
len für Wohnungen mit einer Friedensm-iete
unter 1200 RM. unter dieses Gesetz fallen und
die Festsetzung dieser Miet? möglich fit, auch
kann der Vermieter nur unter den bisherigen
Voraussetzungen -die'e Wohnungen kündigen.
Eine Kündigung ohne gesetzlichen Grund
oder das Begehren einer unverhältnismäßig
hohen Miete ist nach wie vor unzulässig.
Die Notverordnung sagt ausdrücklich, daß diese
tag fällt, wird besonders darauf hingewiesen, lik-en im Entstehen begriffen,
daß die Militärversorgungsgebührnisse am Post- nickst nur innerhalb eines Jahres I
schalter bereits am Samstag, den 28. Januar,
ausgezahlt werden. Die Rentenempfänger wer-
den daher gebeten, ihre Gebührnisse bereits
am 28. Januar am Postschaiter abzuholen,
Nr. 2l
beiden Gesetze nur dann am 1. April 1933 außer
Kraft treten, „fall s" bis zu diesem Zeitpunkt
ein anderes Gesetz in Kraft tritt. Das Wort
„f all s" sagt somit unzweideutig, Laß diese Ge-
setze, da ein anderes Gesetz bis "jetzt nicht vor-
liegt und voraussichtlich auch bis 1. April 1933
durch die Re-ichsregiernng bezw. den Reichstag
nicht verabschiedet werden kann, auch weiterhin
in Kraft bleiben. Die-Anspielungen in verschie-
denen Zeitungen auf Kündigungen gehen voll-
kommen fehl, denn da gemäß A 52 b Mieter-
schutzgesetz nur diejenigen Kündigungen rechts-
gültig sind, die zwischen der Bekann t g abe
einer Anordnung und ihrem Inkrafttre-
ten Vom Vermieter erklärt ist, sind sämtliche
Kündigungen, die jetzt schon erfolgt sind und
in Zukunft vor der Bekanntgabe einer An-
ordnung erfolgen, rechtsungültig, weil die Be-
kanntgabe eines neuen Gesetzes oder sonstiger
Anordnung bis heute noch nicht erfolgt ist und
auch nicht in Aussicht steht. Kündigungen sind
daher nicht nur nicht ratsam, sonder«
zwecklos.
Vollkommen unrichtig ist die Behauptung in
-dem Bericht über die Generalversammlung'der
Hausbesitzer, worin behauptet wird, daß -daS
Mieteinigungsamt aufgehoben sei. Man hat
-diese Unrichtigkeit dadurch bemäntelt, daß man
erklärte, das MieteinigungSamt ist aufgehoben,
die Geschäfte -desselben sind vom Amtsgericht
übernommen. Diese Darstellung ist geeignet,
Unruhe zu stiften und sowohl Vermieter als auch
Mieter irre zu führen. Nachdem das Gesetz über
Mieterschutz und Mieteinigungsämter aus de»
obigen Gründen weiter bestehen, bestehen auch
die Mieteinigungsämter weiter. In Heidelberg
ist lediglich eine Verlegung des Miete', ni-gungS«
amtes/das sich bisher bei der Stadt befand, da-
hin eiu-g-etreten, daß das Mieteinigungsamt von
der Stadt aufgegeben und vom A m t s-
-gericht übernommen wurde. Es hat so-
mit nur eine Verlegung des Mieteinigungsam«
des nach dem Amtsgericht stattgefunden und -daS
Mieteinigungsamt besteht beim Amtsgericht
weiter, genau so wie auch in Preußen sich di«
Mieteinigungsämter beim Amtsgericht befin-
den. U. 'W. hat auf die Anfrage einer politischen
Partei die Reichsregierung ausdrücklich erklärt,
-daß an eine Aufhebung öder Abänderung deS
Re-ichsmietengesetzes und des Gesetzes über Mie-
terschutz und Mieteinigungsämter am 1. AprL
1933 nicht zu denken ist.
Die Mieterf-chutzgesetze bleiben -daher -in vollem
Umfang in Kraft und lediglich die Wohnungs-
ämter und das Wobnungsmangel-gesetz ver-
schwinden mit dem 1. April 1933.
Mieterverein Hoidolber-g e. V-
NU-Nl
der ,
waren, Wohnungen mit einer Friedensmiete, d
h. derjenigen Miete, die am 1. April 1914 be-
zahlt wurde, unter 600 RM. zu beschlagnahmen, schreiben der europäischen Zivilisation und Lech-
Mieter i-n diese ,Wohnungen einzuweisen und ni-k, von dem blinde Zeitungsmänner uns
Aber nicht um seine eigene geistige Kultur aus«
zug-eben. Technik, äus-sre Dinge, d-is mit Kul-
tur wenig zu tun haben, nimmt er auf, um
Europa auch i-m Kampf um die Macht -gewachsen
zu sein. Die Technik halt ihren Sic-geszug -durch
die Welt. Aber der Japaner hockt sich trotz
der unbeguemen europäischen Hosen auf die
europäischen Eisenbahnbänke. Er setzt sich nicht
einmal auf europäische Art. Auch geistige Kul-
tur dringt ein. Die Büchere-inf-uhr -des Ostens
ist riesig Kant und Hegel reden von -den Nni«
versitätskathedern. Aber täuschen wir uns doch
nicht! Das Ausflammen -des nationalen Geistes
im Japan unserer Tage ist mehr wie eine Folge
des Manschukuokrie-ges und eine Freude über
-den Sieg, es ist tiefer gesehen, eine Reaktion
.gegen Europa. Der Fremdsn-Haß in China ist
kaum noch einer Steigerung fähig. Die bol-
schewistischen Unruhen Hinterin-diens sind eher
ein Kamps gegen Frankreich und Europa als
ein Schwur aus das Leninsche Programm einer
Weltrevo'lution. Gandhi will in Indien die
Rückkehr zum alten, echten Hind-utum, lehnt
jeden Vergleich mit dem Westen auch in ideel-
ler Beziehung ab.
Der Osten nimmt -den Westen auf. Wer ver-
gessen wir nicht, -daß auch der. Osten siegreich
in -den Westen vorstößt. Die europäische Miß-
.... geburr der Theosophie wirkt vom östlichen Geist
tbsat-er in bemerkenswerter Art spielw. Ter klaff' Wehen zu!amerlich, um ernst genommen M
- ' - - - - , .. . nwrden. Auch das Mißverstanonis der ost-
asiatischen Kunst durch den jungen Impressio-
nismus ist überwunden. Aber es läßt sich -doch
nicht leugnen, daß die ostasiadische Kunst mit
ihrer so wunderbar durchgearbmteten Form
einen wachsenden Einfluß auf unser abendlän-
disches Gestalten hat. In modernen Philipo-
vhien finden sich neben den Worten des Platon
d-§ Reden Buddhas und die Sprüche Kungstses.
Die Werke von Rudyard Kipling, von Tagore,
die Reden Buddhas, Laotfcs Philosophie, die
Weisheit des Kung'tse und die Lehren des
Mahayana sind nicht ohne Einfluß geblieben.
Wir können -die Tagore-Legeisterung nicht mit
dem Schlagwort Seni-ation abtun. Es steckt
mehr dahinter als ein Nach-geben gegen den
Reiz des Exotischen. Die wachsenden Buddha-
Grmeindeu sich sogar Bonzen-Klöster in Lon-
Werten ab, die eine Auseinandersetzung
rem künstlerischen Schaffen notwendig b
katholischen Woltaufgabe heraus:
allein Kant und Hegel zum Osten