Beite 6
„Psslzer Bote" Heidelberg — Montag, den 30. Januar 1833
Nr. 24
Aus aller LVelt
Raubtstrkamps im Somvirurküsig
Löwen gegen Eisbären. — Dompteur und
Brüssel, 29. Fan. Ein Aufsehen erregender
Zwischenfall ereignete sich bei der Premiere des
deutschen Zirkus' F. Busch im Variete-Palast
in Charleroi. Eine der Hauptattraktionen
war die Vorführung einer g roßengemisch-
ten Raubtiergrupppe, die aus einer
Anzahl Löwen, Eisbären, amerikanischen Kra-
genbären und dänischen Doggen bestand. Die
Tiere befanden sich schon vor der Vorstellung in
einer merkwürdigen Erregung, die den Domp-
teur beunruhigt hatte.
Mitten während der Vorstellung entstand
denn auch Mischen den Eisbären und L ö -
wen ein Streit, der zu einem erbitterten
Kampf Mischen den Tieren führte.
Eisbär gegen die Löwen.
Dix Löwen fielen über die Eisbären her. Der
Dompteur eilte hinzu, stürzte sich Mischen die
kämpfenden Tiere und versuchte, sie ausein-
ander zu treiben und zu beruhigen. Kaum hatten
die Löwen den Dompteur erblickt, da ließen sie
von den Eisbären ab und griffen den Domp-
teur an.
Nun aber geschah das Sonderbare. Der eine
Eisbär, der von >den Pranken der Löwen be-
freit worden war, kam dem Dompteur zu
Hilfe, wandte sich mit ihm gegen die Löwen,
bis es gelungen war, die Raubtiere wieder in
ihre Käfige zu bringen.- Der Dompteur kam
ohne erheblichen Verletzungen davon, so daß die
Vorstellung zu Ende geführt werden konnte.
Die MverWInisse auf dem Mein
Guter Fortgang der Eisbrecherarbeiten
Koblenz, 29. Jan. Nach der heutigen Mit-
teilung der Rheinstrombauverwaltung reicht die
Eisdecke jetzt von der Eisversetzung bei der
Loreley bis oberhalb Lorch. Durch die
gestrigen Zusammenschiebungen ist der Rhein
vor Caub auf etwa 600 Meter in voller
Strombreite eisfrei.
Die vom Wasserbauamt Koblenz geleiteten
Eisbrecherarbeiten der beiden fiskalischen Motor-
fahrzeuge sind auch heute in voller Fahrwasser-
breite gut vorangegangen. Die Eisbrecherboote
sind idem eingeschlossenen Güterdampfer um
weitere 75 Meter nähergekommen und jetzt noch
etwa 90 Meter von ihm entfernt.
Das Eistreiben auf dem Oberrhein und
unterhalb der Eisversetzung hat nachgelas-
s e n. Auf den Nebenflüssen sind die Eis-
verhältnisse im wesentlichen unverändert.
Schwerrr Mbumall
Mehrere erheblich verletzt.
Oberhof, 29. Jan. Bei der Thüringer Biercr-
ibobm-eistevschast raste heute der Bob „Leip-
zig" in der Kronprinzenkurve in voller
Fahrt über die Böschung und wurde
zertrümmert.
Der Führer Otto Schuchard-t-Leipzig trug
einen Armbruch davon, der Bremser Karl Ger-
lofs einen Oberschenkelbruch. Am schlimmsten
wurde der Mitfahrer Rudolf Gerlofs betroffen,
der einen schweren Schädelbruch, einen Ober-
arm- und Oberschenkelbruch erlitt.
Die Menburgrr Bostgeldräuber
verhaftet
Oldenburg, 29. Jan. Der Raubüberfall auf
dem hiesigen Bahnhof am Dienstag, bei dem
/den Tätern zwei Geldkassetten mit 8 2 0 0 RM
Postgeldern in die Hände gefallen waren, hat
seine Aufklärung gefunden. Die Kriminalpolizei
verhaftete als Täter den 49jährigen ehemaligen
Bäcker Dembks und den 29jährigen ghemali-
gen Postaushelfer Wandscher.
In der Wohnung Dembkes wurden noch
,4500 RM vorgefunden; bei Wandscher, der
von der Postverwaltung im November wegen
Unzuverlässigkeit entlassen wurde, fand man
kein Geld, sieht aber in ihm trotz seines Leug-
nens den Anstifter des Usbersalls.
Die Frauen der beiden Räuber wurden eben-
falls föstgenommen.
Deutscher Dampfer gestrandet
Kopenhagen, 29. Jan. Der 2600 Tonnen
umfassende deutsche Dampfer „Peter V i t h"
ist bei Mun-kebjerg in der Nähe von Vejle ge-
strandet.
Er war aus der Reise nach Newcastle.
*
Zusammenstoß im Hasen von Lissabon. —
Deutscher Dampfer beschädigt.
Lissabon, 29. Jan. Der deutsche Dampfer
„Kepler" stieß bei der Einfahrt in den hiesi-
gen Hafen mit einem Portugiesischen Dampfer
zusammen. Das deutsche Schiff erlitt Beschädi-
gungen und mußte zur Vornahme der erforder-
lichen Ausbesserungsarbeiten ins Dock ge-
schleppt werden.
Eine» Goldschatz gefunden.
Merzalben bei Pirmasens, 29. Jan. Einen
großen Goldfund machte hier ein Maurermei-
ster, der gestern im Anwesen der Witwe Johann
Emanuel mit Ausbesserungsarbeiten beschäftigt
war. Er fand nämlich beim Aufheben einer
Steinplatte 40 große und 35 kleine
.Goldstücke, die aus der AnsangAzeit des 14.
Jahrhunderts stammen. Die Stücke bestehen
aus Feingold und repräsentieren deshalb einen
großen Wera .
Die Stücke ,die alle gut erhalten sind, wurden
wahrscheinlich zur Zeit der Franzoseneinfälle
in die Pfalz in das Versteck gebracht.
Am Grabe des Mannes erfroren.
Frankfurt a. M., 28. Jan. Em Arbeiter fand
auf dem hiesigen Hauptfriedhof eine an einem
Grabe zusammengekauerte jungeFrau. Mau
blochte sie, da der Körper vollständig steif war,
in einen warmen Raum und nahm Wiederbele-
bungsversuche vor, die aber keinen Erfolg hat-
ten. Es wurde festgestellt, daß die Frau er-
froren war und mindestens 24 Stunden mi
Freien gelegen hatte.
In der Tasche der Frau fand man Briefe an
die Polizei und an Verwandte, in denen sie mit-
teilte, daß sie freiwillia aus dem Leben scheide,
da sie den Tod des Gatten nicht überwinden
könne.
Hinterlassenschaft im Werte von 17 088 Mark
gestohlen.
Hanau, 29. Jan. Hier ist die Hinterlassen-
schaft an Bargeld und Schmucksachen der Archi-
tektenwitwe Rumpf in der auf ihre Beerdi-
gung fogenden Nacht gestohlen worden. Die be-
tagte Haushälterin hatte als einzige Bewohne-
rin der Villa in den Abendstunden nach der
Beerdigung die Wohnung auf kurze Zeit ver-
lassen.
Der Einbrecher, der bis jetzt noch nicht ermit-
telt ist, machte eine aus Bargeld und Schmuck-
sachen bestehende Beute im Gesamtwert von
etwa 17 000 RM. Alsbald nach dem Ableben
der Witwe war die Hinterlassenschaft von den
Erben versichert worden.
Grotzfeuer in der Berlin-Anhaltischen Ma-
schinenbau A.-G.
Dessau, 29. Jan. Im Mittelgebäude der Ber-
Vin-Anhaltischen Maschinenbau A.-G. brach
heute früh Feuer aus, das sehr schnell um sich
griff. Nach vierstündiger Tätigkeit hatte
die Feuerwehr den Brand lokalisiert.
Eine Abteilung, in der Rohmaterialien für
Gasmesser bearbeitet wurde, ist vernichtet wor-
den. Es handelt sich dabei lediglich um einen
Nebenzweig des Unternehmens. Die Ursache
des Brandes war nicht zu ermitteln.
Das Wrack der „Niobe" wird verkauft.
Kiel, 30. Jan. Das Marinearsenal stellt fetz'
den Schiffskörper des ehemaligen Segelschul-
schiffs „N i o b e" zum Verkauf. ' Der noch vor-
handene Rumpf — die Masten wurden bekannt-
lich zur Erleichterung der Bergung wegge-
sprsngt — soll am 27. Februar in öffentlicher
Verdingung verkauft werden.
— Verlegung des Darmstädter Flugplatzes.
Der Darmstädter Flugplatz wird nunmehr end-
gültig auf den ehemaligen Grieshei-
mer Truppenübungsplatz verlegt
werden. Mit dem Bau einer Flugzeughalle wird
in den nächsten Tagen begonnen werden. Mau
nimmt an, daß das Reich zum Bau der Halle
einen Zuschuß geben wird. Die Halle wird auf
dem vom Freiwilligen Arbeitsdienst planierten
Platz in der Mitte der südlichen Lagerstraße
aufgestellt.
— Der Frankfurter Defraudant Schnur
verhaftet. Der in Dresden verhaftete 41-
jährige Buchhalter Paul Schnur, Der nach
.großen Unterschlagungen geflohen war, ist na )
Frankfurt a. M. übergeführt worden. Schnur
war in der Frankfurter Zweigniederlassung
einer Kölner Firma der Textilbranche tätig und
ging bekanntlich anfangs Januar flüchtig, weil
er vermutete, daß durch die demnächst erfol-
gende Revision seine Falschbuchungen aufgedeckt
und seine schon teilweise 1930 begangenen Ver-
untreuungen bemerkt würden. Der Verhaftete
schätzt, daß er insgesamt 61000 Mark
beiseite geschafft.
— Die einzige Frankfurter Hängebrücke wird
abgebrochen. Mehr als 60 Jahre lang hat die
Brücke über den großen Weiher im Frankfurter
Palmengarten ihren Dienst getan. Mit
einer Spannweite von über 30 Meter ist sie die
einzige größere Hängebrücke in Frankfurt, zur
Zeit der Anlage eine sehr kühne Konstruktion
Schon vor einiger Zeit mußte sie für den Ver-
kehr gesperrt werden, da die Verankerung der
Drahtseile durch Rost gefährdet erschien und sich
der Bogen über dem westlichen Ausgong zur
Brücke bedenklich gelockert hatte. Mit dem Ab-
bruch soll am heutigen Montag begonnen wer-
den. Mit einfachen Mitteln wird ein Ersatz
für die Brücke geschaffen werden.
— Ein ungetreuer Geschäftsführer. Umfang-
reiche Unterschlagungen sind bei der Kohlenkasse
der Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefan-
gener in Wiesbaden-Biebrich aufge.
deckt worden. Der Geschäftsführer Klein ist der
Schuldige. Es sind z. B. Mitglieder mit Gutha-
ben als Schuldner aufgeführt, gefärbte Jahres-
berichte hätten, so heißt es, die Generalver-
sammlung wie die Lieferanten irregeführt usw.
Die Genossenschaft hat 300 Mitglieder, die ihren
Anteil von je 20 Mark voll eingezahlt haben.
Die Summen dürften verloren
sein.
— 208 Jahre Schnupftabakerzeugung. Am
81. Januar feiert die Offenbacher Schnup-f-
tobwkfabrik Gebrüder Bernard das Jubiläum
des 200jährigen Bestehens. Sie wurde im Jahve
1733 von Johann Nicolaus Bernard gegründet.
— Von einem Basaltblock erschlagen. Im
Basaltsteinbruch beiRomsthal (Kr. Schlüch-
tern) sind gegenwärtig Notstandsavbeiter mit
der Gewinnung von Steinmaterial beschäftigt.
Bei diesen Arbeiten löste sich Plötzlich ein Teil
des Gesteins und ein großer Basaltblock
fiel dem 59 Jahve alten Arbeiter Hummel auf
den Kopf. Hummel war sofort tot.
— Arm und ehrlich . . . Dieser Tage verlöt
in Heilbronn eine Amerikanerin ihre Ta-
sche, in dem sich ein sehr hoher Geldbetrag be-
fand. Ein arbeitsloser Arbeiter' fand
die Tasche, gab sie bei der zuständigen Stelle ab
und erhielt dafür eine entsprechende Belohnung
— Zeichen der Zeit. In Zöbingen (OÄ.
Ellwangen) haben Landwirte den Anschluß an
die elektrische Leitung gelöst, um dem
teuren Strompreis zu entgehen und ihren
steuerlichen Verpflichtungen besser nachkommen
zu können.
— Ein glücklicher Erdenbürger. In Gmund
wur^ ' einem jungen Ehepaar ein Knabe gebo-
ren, w zwei Urgroßväter, zwei Urgroßmütter,
zwei Großväter und zwei Großmütter hat. Ge-
wiß em seltener Fall.
— Der älteste deutsche Photograph gestorben.
InZschopau im Erzgebirge starb der Phono-
graph Wagner. Mit seinen 95 Jahren dürfte
er der älteste Photograph Deutschlands gewesen
sein.
— Der 27. Januar im Hause Doorn. Anläß
lich der Vollendung des 74. Lebensjahrs sind
-beim Exkaiser Wilhelm im Hause Doo m
zahlreiche Glückwünsche und Geschenke aus allen
Teilen der Welt eingelaufen. Die Geburtstags-
feier, die in einfachem Rahmen stattfand, trug
reinen Familiencharakter. Empfänge von Ab-
ordnungen fanden nicht statt.
— Heftiger Erdstoß in Italien. In Domo-
dossola wurde des Nachts ein starker Erd-
stoß verspürt, der zehn Sekunden dauerte Der
Bevölkerung bemächtigte sich eine große Panik.
— Die staatsgefährliche Schminke. Zur Zeck
der Königin Viktoria gab es in England ein
altes Gesetz, das zwar aus einer früheren Zeit
stammte, aber noch nicht außer Kraft gesetzt war
und besagte, daß diejenigen Frauen als Hexen
zu bestrafen seien, die Manner mit Hilfe von
Schminke, Puder, hohen Absätzen, Korsetten und
ähnlichen „falschen Schönheitsmitteln", die
nichts anderes als „eine Erfindung des Teufels"
feien, ins Garn lockten.
„Du willst mir also die 20 Mark nicht
pumpen?"
.„Nein. Pump.cn verdirbt die Freundschaft."
„Pah, ich pfeife auf deine Freundschaft. —>
Gibst du mir jetzt das Geld?"
Um Lle Gestaltung des MiüMrMMlüs bei Berka
Oben: Der Entwurf von Pros. Kreis-Dresden, einer der drei Entwürfe, die mit einem Preis
von je 3000 Marl ausgezeichnet wurden. —
Unten: Die Modell-Skizze der Münchener Pro einem der drei ersten Preise ausgezeichnet und
sessoren Wackerle und Bieber, die ebenfalls mit dem Kuratorium zur Ausführung empfohlen
wurden. Das Preisgericht hat jetzt seine Entscheidung über die Entwürfe gefällt, die zu der
Gestaltung des Reichsehrenmals im Dammbachs gründ bei Berka (Thüringen) eingereicht wurden»
So wird dir nrue englische Slmalaya-Expe«jtlon ausgerüstet sein
Eines der Mitglieder der Expedition führt vor einem der Zelts einige der praktischen Ge-
räte vor, die eigens für den neuen Vormarsch zum höchsten Gipfel der Erde angefertigt wur-
den. — In London ist jetzt die interessante Aus rüstung der neuen englischen Himalaya-Expe-
dition ausgestellt worden, die hasst, nun endlich nach all den mißglückten Versuchen ihrer Vor-
gänger den rund 9000 Meter hohen Gipfel des Mount Everest ersteigen zu können, der nach
den Sagen der Eingeborenen von den Göttern vor jedem Zutritt beschützt wird.
„Psslzer Bote" Heidelberg — Montag, den 30. Januar 1833
Nr. 24
Aus aller LVelt
Raubtstrkamps im Somvirurküsig
Löwen gegen Eisbären. — Dompteur und
Brüssel, 29. Fan. Ein Aufsehen erregender
Zwischenfall ereignete sich bei der Premiere des
deutschen Zirkus' F. Busch im Variete-Palast
in Charleroi. Eine der Hauptattraktionen
war die Vorführung einer g roßengemisch-
ten Raubtiergrupppe, die aus einer
Anzahl Löwen, Eisbären, amerikanischen Kra-
genbären und dänischen Doggen bestand. Die
Tiere befanden sich schon vor der Vorstellung in
einer merkwürdigen Erregung, die den Domp-
teur beunruhigt hatte.
Mitten während der Vorstellung entstand
denn auch Mischen den Eisbären und L ö -
wen ein Streit, der zu einem erbitterten
Kampf Mischen den Tieren führte.
Eisbär gegen die Löwen.
Dix Löwen fielen über die Eisbären her. Der
Dompteur eilte hinzu, stürzte sich Mischen die
kämpfenden Tiere und versuchte, sie ausein-
ander zu treiben und zu beruhigen. Kaum hatten
die Löwen den Dompteur erblickt, da ließen sie
von den Eisbären ab und griffen den Domp-
teur an.
Nun aber geschah das Sonderbare. Der eine
Eisbär, der von >den Pranken der Löwen be-
freit worden war, kam dem Dompteur zu
Hilfe, wandte sich mit ihm gegen die Löwen,
bis es gelungen war, die Raubtiere wieder in
ihre Käfige zu bringen.- Der Dompteur kam
ohne erheblichen Verletzungen davon, so daß die
Vorstellung zu Ende geführt werden konnte.
Die MverWInisse auf dem Mein
Guter Fortgang der Eisbrecherarbeiten
Koblenz, 29. Jan. Nach der heutigen Mit-
teilung der Rheinstrombauverwaltung reicht die
Eisdecke jetzt von der Eisversetzung bei der
Loreley bis oberhalb Lorch. Durch die
gestrigen Zusammenschiebungen ist der Rhein
vor Caub auf etwa 600 Meter in voller
Strombreite eisfrei.
Die vom Wasserbauamt Koblenz geleiteten
Eisbrecherarbeiten der beiden fiskalischen Motor-
fahrzeuge sind auch heute in voller Fahrwasser-
breite gut vorangegangen. Die Eisbrecherboote
sind idem eingeschlossenen Güterdampfer um
weitere 75 Meter nähergekommen und jetzt noch
etwa 90 Meter von ihm entfernt.
Das Eistreiben auf dem Oberrhein und
unterhalb der Eisversetzung hat nachgelas-
s e n. Auf den Nebenflüssen sind die Eis-
verhältnisse im wesentlichen unverändert.
Schwerrr Mbumall
Mehrere erheblich verletzt.
Oberhof, 29. Jan. Bei der Thüringer Biercr-
ibobm-eistevschast raste heute der Bob „Leip-
zig" in der Kronprinzenkurve in voller
Fahrt über die Böschung und wurde
zertrümmert.
Der Führer Otto Schuchard-t-Leipzig trug
einen Armbruch davon, der Bremser Karl Ger-
lofs einen Oberschenkelbruch. Am schlimmsten
wurde der Mitfahrer Rudolf Gerlofs betroffen,
der einen schweren Schädelbruch, einen Ober-
arm- und Oberschenkelbruch erlitt.
Die Menburgrr Bostgeldräuber
verhaftet
Oldenburg, 29. Jan. Der Raubüberfall auf
dem hiesigen Bahnhof am Dienstag, bei dem
/den Tätern zwei Geldkassetten mit 8 2 0 0 RM
Postgeldern in die Hände gefallen waren, hat
seine Aufklärung gefunden. Die Kriminalpolizei
verhaftete als Täter den 49jährigen ehemaligen
Bäcker Dembks und den 29jährigen ghemali-
gen Postaushelfer Wandscher.
In der Wohnung Dembkes wurden noch
,4500 RM vorgefunden; bei Wandscher, der
von der Postverwaltung im November wegen
Unzuverlässigkeit entlassen wurde, fand man
kein Geld, sieht aber in ihm trotz seines Leug-
nens den Anstifter des Usbersalls.
Die Frauen der beiden Räuber wurden eben-
falls föstgenommen.
Deutscher Dampfer gestrandet
Kopenhagen, 29. Jan. Der 2600 Tonnen
umfassende deutsche Dampfer „Peter V i t h"
ist bei Mun-kebjerg in der Nähe von Vejle ge-
strandet.
Er war aus der Reise nach Newcastle.
*
Zusammenstoß im Hasen von Lissabon. —
Deutscher Dampfer beschädigt.
Lissabon, 29. Jan. Der deutsche Dampfer
„Kepler" stieß bei der Einfahrt in den hiesi-
gen Hafen mit einem Portugiesischen Dampfer
zusammen. Das deutsche Schiff erlitt Beschädi-
gungen und mußte zur Vornahme der erforder-
lichen Ausbesserungsarbeiten ins Dock ge-
schleppt werden.
Eine» Goldschatz gefunden.
Merzalben bei Pirmasens, 29. Jan. Einen
großen Goldfund machte hier ein Maurermei-
ster, der gestern im Anwesen der Witwe Johann
Emanuel mit Ausbesserungsarbeiten beschäftigt
war. Er fand nämlich beim Aufheben einer
Steinplatte 40 große und 35 kleine
.Goldstücke, die aus der AnsangAzeit des 14.
Jahrhunderts stammen. Die Stücke bestehen
aus Feingold und repräsentieren deshalb einen
großen Wera .
Die Stücke ,die alle gut erhalten sind, wurden
wahrscheinlich zur Zeit der Franzoseneinfälle
in die Pfalz in das Versteck gebracht.
Am Grabe des Mannes erfroren.
Frankfurt a. M., 28. Jan. Em Arbeiter fand
auf dem hiesigen Hauptfriedhof eine an einem
Grabe zusammengekauerte jungeFrau. Mau
blochte sie, da der Körper vollständig steif war,
in einen warmen Raum und nahm Wiederbele-
bungsversuche vor, die aber keinen Erfolg hat-
ten. Es wurde festgestellt, daß die Frau er-
froren war und mindestens 24 Stunden mi
Freien gelegen hatte.
In der Tasche der Frau fand man Briefe an
die Polizei und an Verwandte, in denen sie mit-
teilte, daß sie freiwillia aus dem Leben scheide,
da sie den Tod des Gatten nicht überwinden
könne.
Hinterlassenschaft im Werte von 17 088 Mark
gestohlen.
Hanau, 29. Jan. Hier ist die Hinterlassen-
schaft an Bargeld und Schmucksachen der Archi-
tektenwitwe Rumpf in der auf ihre Beerdi-
gung fogenden Nacht gestohlen worden. Die be-
tagte Haushälterin hatte als einzige Bewohne-
rin der Villa in den Abendstunden nach der
Beerdigung die Wohnung auf kurze Zeit ver-
lassen.
Der Einbrecher, der bis jetzt noch nicht ermit-
telt ist, machte eine aus Bargeld und Schmuck-
sachen bestehende Beute im Gesamtwert von
etwa 17 000 RM. Alsbald nach dem Ableben
der Witwe war die Hinterlassenschaft von den
Erben versichert worden.
Grotzfeuer in der Berlin-Anhaltischen Ma-
schinenbau A.-G.
Dessau, 29. Jan. Im Mittelgebäude der Ber-
Vin-Anhaltischen Maschinenbau A.-G. brach
heute früh Feuer aus, das sehr schnell um sich
griff. Nach vierstündiger Tätigkeit hatte
die Feuerwehr den Brand lokalisiert.
Eine Abteilung, in der Rohmaterialien für
Gasmesser bearbeitet wurde, ist vernichtet wor-
den. Es handelt sich dabei lediglich um einen
Nebenzweig des Unternehmens. Die Ursache
des Brandes war nicht zu ermitteln.
Das Wrack der „Niobe" wird verkauft.
Kiel, 30. Jan. Das Marinearsenal stellt fetz'
den Schiffskörper des ehemaligen Segelschul-
schiffs „N i o b e" zum Verkauf. ' Der noch vor-
handene Rumpf — die Masten wurden bekannt-
lich zur Erleichterung der Bergung wegge-
sprsngt — soll am 27. Februar in öffentlicher
Verdingung verkauft werden.
— Verlegung des Darmstädter Flugplatzes.
Der Darmstädter Flugplatz wird nunmehr end-
gültig auf den ehemaligen Grieshei-
mer Truppenübungsplatz verlegt
werden. Mit dem Bau einer Flugzeughalle wird
in den nächsten Tagen begonnen werden. Mau
nimmt an, daß das Reich zum Bau der Halle
einen Zuschuß geben wird. Die Halle wird auf
dem vom Freiwilligen Arbeitsdienst planierten
Platz in der Mitte der südlichen Lagerstraße
aufgestellt.
— Der Frankfurter Defraudant Schnur
verhaftet. Der in Dresden verhaftete 41-
jährige Buchhalter Paul Schnur, Der nach
.großen Unterschlagungen geflohen war, ist na )
Frankfurt a. M. übergeführt worden. Schnur
war in der Frankfurter Zweigniederlassung
einer Kölner Firma der Textilbranche tätig und
ging bekanntlich anfangs Januar flüchtig, weil
er vermutete, daß durch die demnächst erfol-
gende Revision seine Falschbuchungen aufgedeckt
und seine schon teilweise 1930 begangenen Ver-
untreuungen bemerkt würden. Der Verhaftete
schätzt, daß er insgesamt 61000 Mark
beiseite geschafft.
— Die einzige Frankfurter Hängebrücke wird
abgebrochen. Mehr als 60 Jahre lang hat die
Brücke über den großen Weiher im Frankfurter
Palmengarten ihren Dienst getan. Mit
einer Spannweite von über 30 Meter ist sie die
einzige größere Hängebrücke in Frankfurt, zur
Zeit der Anlage eine sehr kühne Konstruktion
Schon vor einiger Zeit mußte sie für den Ver-
kehr gesperrt werden, da die Verankerung der
Drahtseile durch Rost gefährdet erschien und sich
der Bogen über dem westlichen Ausgong zur
Brücke bedenklich gelockert hatte. Mit dem Ab-
bruch soll am heutigen Montag begonnen wer-
den. Mit einfachen Mitteln wird ein Ersatz
für die Brücke geschaffen werden.
— Ein ungetreuer Geschäftsführer. Umfang-
reiche Unterschlagungen sind bei der Kohlenkasse
der Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefan-
gener in Wiesbaden-Biebrich aufge.
deckt worden. Der Geschäftsführer Klein ist der
Schuldige. Es sind z. B. Mitglieder mit Gutha-
ben als Schuldner aufgeführt, gefärbte Jahres-
berichte hätten, so heißt es, die Generalver-
sammlung wie die Lieferanten irregeführt usw.
Die Genossenschaft hat 300 Mitglieder, die ihren
Anteil von je 20 Mark voll eingezahlt haben.
Die Summen dürften verloren
sein.
— 208 Jahre Schnupftabakerzeugung. Am
81. Januar feiert die Offenbacher Schnup-f-
tobwkfabrik Gebrüder Bernard das Jubiläum
des 200jährigen Bestehens. Sie wurde im Jahve
1733 von Johann Nicolaus Bernard gegründet.
— Von einem Basaltblock erschlagen. Im
Basaltsteinbruch beiRomsthal (Kr. Schlüch-
tern) sind gegenwärtig Notstandsavbeiter mit
der Gewinnung von Steinmaterial beschäftigt.
Bei diesen Arbeiten löste sich Plötzlich ein Teil
des Gesteins und ein großer Basaltblock
fiel dem 59 Jahve alten Arbeiter Hummel auf
den Kopf. Hummel war sofort tot.
— Arm und ehrlich . . . Dieser Tage verlöt
in Heilbronn eine Amerikanerin ihre Ta-
sche, in dem sich ein sehr hoher Geldbetrag be-
fand. Ein arbeitsloser Arbeiter' fand
die Tasche, gab sie bei der zuständigen Stelle ab
und erhielt dafür eine entsprechende Belohnung
— Zeichen der Zeit. In Zöbingen (OÄ.
Ellwangen) haben Landwirte den Anschluß an
die elektrische Leitung gelöst, um dem
teuren Strompreis zu entgehen und ihren
steuerlichen Verpflichtungen besser nachkommen
zu können.
— Ein glücklicher Erdenbürger. In Gmund
wur^ ' einem jungen Ehepaar ein Knabe gebo-
ren, w zwei Urgroßväter, zwei Urgroßmütter,
zwei Großväter und zwei Großmütter hat. Ge-
wiß em seltener Fall.
— Der älteste deutsche Photograph gestorben.
InZschopau im Erzgebirge starb der Phono-
graph Wagner. Mit seinen 95 Jahren dürfte
er der älteste Photograph Deutschlands gewesen
sein.
— Der 27. Januar im Hause Doorn. Anläß
lich der Vollendung des 74. Lebensjahrs sind
-beim Exkaiser Wilhelm im Hause Doo m
zahlreiche Glückwünsche und Geschenke aus allen
Teilen der Welt eingelaufen. Die Geburtstags-
feier, die in einfachem Rahmen stattfand, trug
reinen Familiencharakter. Empfänge von Ab-
ordnungen fanden nicht statt.
— Heftiger Erdstoß in Italien. In Domo-
dossola wurde des Nachts ein starker Erd-
stoß verspürt, der zehn Sekunden dauerte Der
Bevölkerung bemächtigte sich eine große Panik.
— Die staatsgefährliche Schminke. Zur Zeck
der Königin Viktoria gab es in England ein
altes Gesetz, das zwar aus einer früheren Zeit
stammte, aber noch nicht außer Kraft gesetzt war
und besagte, daß diejenigen Frauen als Hexen
zu bestrafen seien, die Manner mit Hilfe von
Schminke, Puder, hohen Absätzen, Korsetten und
ähnlichen „falschen Schönheitsmitteln", die
nichts anderes als „eine Erfindung des Teufels"
feien, ins Garn lockten.
„Du willst mir also die 20 Mark nicht
pumpen?"
.„Nein. Pump.cn verdirbt die Freundschaft."
„Pah, ich pfeife auf deine Freundschaft. —>
Gibst du mir jetzt das Geld?"
Um Lle Gestaltung des MiüMrMMlüs bei Berka
Oben: Der Entwurf von Pros. Kreis-Dresden, einer der drei Entwürfe, die mit einem Preis
von je 3000 Marl ausgezeichnet wurden. —
Unten: Die Modell-Skizze der Münchener Pro einem der drei ersten Preise ausgezeichnet und
sessoren Wackerle und Bieber, die ebenfalls mit dem Kuratorium zur Ausführung empfohlen
wurden. Das Preisgericht hat jetzt seine Entscheidung über die Entwürfe gefällt, die zu der
Gestaltung des Reichsehrenmals im Dammbachs gründ bei Berka (Thüringen) eingereicht wurden»
So wird dir nrue englische Slmalaya-Expe«jtlon ausgerüstet sein
Eines der Mitglieder der Expedition führt vor einem der Zelts einige der praktischen Ge-
räte vor, die eigens für den neuen Vormarsch zum höchsten Gipfel der Erde angefertigt wur-
den. — In London ist jetzt die interessante Aus rüstung der neuen englischen Himalaya-Expe-
dition ausgestellt worden, die hasst, nun endlich nach all den mißglückten Versuchen ihrer Vor-
gänger den rund 9000 Meter hohen Gipfel des Mount Everest ersteigen zu können, der nach
den Sagen der Eingeborenen von den Göttern vor jedem Zutritt beschützt wird.