Nr. 56
bei den nationalen
Betreffenden nicht
„Volksgemeinschaft"
auf den Erlaß Eö-
die allzu fleißig im
Marktberichts
Schweinemarkt in Heiligkreuzsteinach
vom 7. März 1933
Angefahren: 54 Stück, meistens Läufer. Ver-
kauft: 40 Stück. Häufigster Pr-ei- pro Paar 34
bis 52 nisdvigster (geringste Sorte) 19 bis
25 Nächster Schweinemarktr Dienstag,
dm 4. April 1933.
Nein, Peter Losch fand sein Dasein nicht zu-
friedenstellend, so gern er auch lebte. Er nahm
sich den Unverstand der Welt zu sehr zu Herzen,
kränkte sich also und blieb gleichwohl bei seiner
Gestalt. Als er aber nach vollendeter Reifeprü-
fung vor der endgültigen Berufswahl stand,
dachte er lange und ernstlich nach, nicht, wofür
er Neigung hätte, sondern welcher Beruf ems
auch körperlich gerundete Persönlichkeit erfor-
dere, so daß das, was er bisher für ein Minus
hielt, zu einem Plus würde.
Die Sache war aber sehr schwer. Bierbrauer,
Koch, Lebensmittelverschleißer. . . dazu hätte es
keines Studiums bedurft! Rentner?,.... woher
das Vermögen? — Buffvbaß? .... woher tue
Stimme! Er kam zu keinem Ende und folgte sei-
nem Trotze: er wurde Forstmann. Immer im
Freien, immer auf den Beinen, bergauf, bergab
. . . justament!
In einer Hochgebirggegend machte er Dienst.
Schlank aber wurde er noch immer nicht.
Und auch.die Menschen dort waren nicht ein-
sichtsvoller als anderswo. „Die besten Häschen,
selbstverständlich! Und das saftigste Stück vom
Reh! Und zwischendurch einige Rebhühnerchsn!
Aber Sie haben recht! Sitzen doch an der Quelle!
Essen und Trinken hält nun einmal Leib und
Seele zusammen!" So bekam er es, ohne böse
Absicht, fortwährend zu hören und da nützte
auch seine Abwehr nichts dagegen. Man lachte
nur Pfiffig, wenn er aufzuklären versuchte.
Mit zweiuüddveißig Jahren heiratete Losch.
Sein Geschmack galt den Schlanken und er nahm
die Schlankste des Ortes. Aber o weh! Sie war
es nur, weil sie sich kränkte, mit achtundzwanzig
Jahren noch immer ledig zu sein. Die Freude
alber, daß ste nun Ehefrau wäre, rundete ihr«
teilung A: „Der fliegende Hollän«
d e r", große Oper von Richard Wagner. Für
diese Vorstellung sind Karten für alle Plätze
an der Theaterkasse zu haben. — Der
Kaufmann von Venedig, Shake»
speares schönstes Lustspiel, geht morgen abend
7.45 Uhr erstmals wieder in Szene. Abon.
V. 24. Freitag, den 10. März, abends 7.45, ist
die erste Wiederholung. Abon. Q 23 In bei-
den Vorstellungen Intendant Erwin Hahn
als Shylock, Reinhold Lüttjohann in der
Titelrolle und die Damen Irma Poppe, Ruth
Beyer und Maria Sachse sowie die Herren
C. W. Burg, Paul Bohne, Otto Knur, Max
Mairich, Wolfgang Schirlitz, Hans Paetsch,
E. A. Pinds und Heinz Evelt in den anderen
Hauptrollen. Die Bühnenmusik ist von Nor«
bert Schultze.
„Pfälzer Bote" Heidelberg —Mittwoch, den 8. März 1933
Wir wußten schon lange um Herrn Gan»
ters Nebenverdienst, der viel eher einem
„Assessor das Brot wegnimmt" als die paar
Privatstunden unserer Leute. Denn für diese
könnte von der Privatlehranstalt doch nie
eine eigene Kraft angestellt werden. Wir
haben dazu geschwiegen, obwohl gerade im
Fall Ganter genug Anlaß dazu gewesen
wäre. Denn es ist ebenfalls ein offenes Ge-
heimnis, daß Herr Prof. Ganter sich in sei-
ner Schule, wo er hauptamtlich angestellt ist,
sehr oft durch ihm unterstehende Lehrkräfte
vertreten läßt.
Nun müssen aber diese Dinge doch gesagt
werden. Wenn unsere Leute aus sozialen
Gründen, weil sie nicht nur für ihre Fa-
milien, sondern auch für mittellose Angehö-
rige zu sorgen haben, ohne ihre Berufs-
pflichten zu verletzen sich einige Mark dazu-
verdienen, so haben die am allerwenigsten
Recht zur Kritik, welche selbst in ihren
Reihen, solche „Doppelverdiener" haben. Aber
es geht ja hier nicht um Recht, sondern man
will der Zentrumspartei eins anhängen oder
gar Pöstchen freimachen für Pgs.
Wir verweisen die
und ihre Hintermänner
rings an die Beamten,
Denunzieren sind:
„Die Mitgliedschaft
Parteien gibt dem
mehr Rechte, sondern höchstens nur
höhere Pflichten."
Vielleicht besinnt man sich in der Luther-
straße etwas auf diesen Erlaß und auf die
Verpflichtungen, die man als „Regierungs-
organ" in einem Kulturstaat hat. Im Sinne
des Reichskanzlers liegen derartige Presse-
fehden nicht
Wenn aber schon mit „weiteren Einzel-
heiten" gedroht wird, so können wir ver-
sichern, daß wir, wenn man uns zwingt, auch
mit solchen aufwarten können.
Sozialen, die Idee des Nationalen und endlich
<" " ' " " " "mut hat, um
'vingung des
„Das fleißige Zentrum"
Ems notwendige Antwort an „ftrtßlgs Nationalsozialisten
Nachdem das hiesige Regierungsorgan, die
„Volksgemeinschaft", sich schon in ihrer Sams-
tagsausgabe mit einem Hauptlehrer, der
einer unserer Parteiführer ist, beschäftigt hat,
hielt sie es gestern nochmals für notwendig,
darauf hinzuweisen, daß dieser in einer hie-
sigen Privatschule mehrere Wochenstunden er-
teile und dadurch „jungen Kollegen das
wenige Brot wegnimmt." Auch mit einem
anderen Mittelschullehrer des Zentrums, des-
sen Frau einige Stunden in einer Privat-
fchule erteilt, wird ins Gericht gegangen und
dabei betont, „wenn dieser rückständige
Standpunkt nicht in aller Bälde revidiert sei,
müßte man ganz reinen Tisch machen und
mit weiteren Einzelheiten aufwarten."
Wir haben erwartet, daß die national-
sozialistische Presse, nachdem ihr Führer
Kanzler des ganzen deutschen Volkes gewor-
den ist, ihre Zeitung so gestaltet, daß sie der
Bewegung und ihrem Führer Ehre macht. In
Heidelberg scheint man trotzdem noch die von
den Kommunisten übernommene Kampfes-
weise persönlicher Angriffe und Verdächti-
gungen weiterpflegen zu wollen.
Wir können deshalb nicht umhin, gegen
unsere Gewohnheit auch einmal persönlich zu
werden. Wenn man nämlich schon „aus-
fegen" und säubern will, dann sollte man es
dem alten Sprichwort gemäß erst vor seiner
eigenen Tür tun. Auch der „Volksgemein-
schaft" dürfte es nicht unbekannt sein, daß
es hier einen gewissen Prof. Dr. Emil
Ganter gibt, der sonderbarerweise ebenfalls
nebenher Unterricht an einer hiesigen Privat-
lehranstalt erteilt und dabei so ca. 80 RM
zu seinem Gehalt verdient. Wobei zu bemer-
ken ist, daß dieses Professorengehalt beinahe
doppelt so groß ist als das der angegriffenen
Lehrer, die dem Zentrum angehören. Und
auch daß das Honorar, das Herr Professor
Ganter für seine Stunden bezieht, minde-
stens das Dreifache beträgt von dem, was
die Frau des zu uns gehörenden Lehrers be-
kommt.
Jeder Abonnent und dessen Ehegatte sind bei der
Nürnberger Lebensversicherungs-Bank in Nürnberg
gegen die Folgen körperlicher Unfälle mit RM
SM-M- des Todes versichert. Aufschluß
asbe« Ks Btz
Männer mieteten auf dem Kraftdroschkenhalte-
platz Sophienstraße gegen 20 Uhr abends eine
Kraftdroschke zur Fahrt nach Weinheim. Auf
der Landstraße zwischen Schriesheim ließ einer
der Fahrgäste den Kraftdroschkenführer anhalten
und hielt demselben mit dem Ruf „Hände hoch"
einen Revolver vors Gesicht. Der 2. Unbekannte
durchsuchte den Krastdroschkenführer und ent-
nahm aus seiner Manteltasche einen Geldbeutel
mit etwa 18 RM. Inhalt. Bei dem in diesem
Augenblick erfolgenden Herannahen eines Zuges
der O. E. G. versuchte einer der Räuber die
Kraftdroschke in Gang zu setzen und fortzufah-
ren. Dies konnte der Krastdroschkenführer durch
geistesgegenwärtiges Abziehen des Kontaktschlüs-
els verhindern. Zwischen dem Kraftdroschken-
ührer und den beiden Räubern entstand dann
ein kurzes Handgemenge, in dessen Verlauf die
beiden Unbekannten über die Felder flüchteten.
Sofort angesetzte Streifen der Polizei und Gen-
darmerie verliefen ergebnislos. Die Täter konn-
ten jedoch heute vormittag in Schriesheim fest-
genommen werden.
Eitadt und Ltnrselmug
RauMersall aus Heidelberger TaMausseur
Die beiden Täter in Schriesheim festgenommen
Heidelberg, den 8. März 1933.
Gestern abend kurz nach 8 Uhr wurde auf
d«n hiesigen Taxichausseur Adolf Debus ein
verwegener Raubübersall ausgeführt. Die bei-
den Täter, gut gekleidet, im Älter von 18 bis
23 Jahren, waren in der Sosienstraße einge-
stiegen. Beim Porphyrwerk Edelstein, zwischen
Dossenheim und Schriesheim, ließen die beiden
halte», weil es dem einen angeblich übel wurde.
Sie hielten dem Taxichausseur ihre Revolver
entgegen und nahmen ihm die Tageskasse im
Betrage von 18 Mark ab. Als der eine in den
Wagen stieg und davonfahren wollte, wurde
er von dem Chauffeur niedergeschlagen. Da
während des Handgemenges die OEG.-Lokal-
bahn ankam, gingen die Täter flüchtig. Die
Verfolgung wurde durch die hiesige Polizei so-
fort ausgenommen.
Mit den geraubten 18 Mark übernachteten
die Räuber in Schriesheim. Dort wurden sie
heute morgen von der Polizei verhaftet.
Der Pvizeibevicht mÄdte dazu u. a.: Zwei
Schöpferische Geister stchsn <M Zentren oder
überragende Repräsentanten dieser Jdeeükreise
und Svvkmungen vor uns. Die Ideen selbst
werden aufs feinste durchleuchtet und analysiert,
aber wir scheu, „daß sie alle in ihr« Krise gera-
ten und erst Erfüllung finden in einem Dogma
des Christentums". Ist auch der Geist des Schaf-
fenden selbst nicht zum Christentum gerichtet, so
sehen wir doch der Sehnsucht unserer nnevfüll-.
ten Zeit folgend", daß sich das Objekt „naturhaft
zur OffenbarungsrE-gion hin bewegt". In den
Kräften der Zeit liegt das Streben ins Uebe-r-
zeitbiche. Leises Sehnen und Suchen tastet durch
d-ie Literatur. Der Dichter aber ist der Mund
der Zeit."
Gestalt derart, daß nur mehr das eine Wort
umging: „Gleich und gleich gesellt sich gern!"
— Wie nahe war Losch schon daran, seiner
Frau Borwürfe zu machen! Die Liebe jedoch
siegte. Sollte er, der Fachmann, ebenfalls in die
Fehler der Einsichtslosen fallen?
Mit 45 Jahren wurde er Oberforstrat, kam
nur mehr selten in den Wald, hockte um so mehr
in seiner Kanzlei und stritt sich mit Asmtern um
AuslNungen, Anordnungen und Durchführun-
gen. Dabei wurde das Wänstlein wohl stärker,
die Nerven aber schwächer. Es war ihm oft znm
Davonlaufen! Wohin alber? Wo war d« mitlei-
dige Seele, die ihn anhörte?-„Bei jo blü-
am Sonntag vormittag mit seiner Morgen-
feier bringen. Die Veranstaltung will jeder-
mann Gelegenheit geben, sich an dem Hilfs-
werk zu beteiligen. Die Preise der Plätze
sind deshalb ganz niedrig gehalten. (0,30,
0,50, 1 RM)..
X Von der Stadtbibliothek. Der nächste lite-
rarische Abend in der Stadlbebliottzek findet am
statt. Im Hinblick aus die Neueinstudierung des
Kaufmann von Venedig" im Stadttheater
spricht Stadtbib-l-iothekar Zink über W. S h a k e-
speare und seine Dichtungen. Licht-
Sonntag, den 12. März, und zwar um 7 Uhr
Zeit begleiten. Eintritt frei für jedermann,
bilder nach Meistergemälden aus alter und neuer
X Richtigstellung von Wahlergebnissen. Bei
der Ue'ber-Pvüfung der Abstimmungsniederschrilf-
ten zur Reichstagswähl durch das Wahlam-t hat
sich her ausgestellt, daß im Stimmbezirk 11 die
St aa t sP a rte i 49 Stimmen statt der ange-
gebenen 19 Stimmen erhalten hat. Im Stimm-
bezirk 48 entfielen auf die Nationalsozialistische
Partei nur 527 statt der angegebenen 027 Stim-
men.
X Wassensuche im Gewerkschaftshaus Hei-
delberg. Die Polizei nahm auf eine Anzeige
hin rm GeiwerkschaftZH-aus „Artushof" eine
Durchsuchung nach Waffen vor. Es wurde je-
doch nichts gefunden.
X Vom Stadttheater. Heute abend 7.45
Uhr außer Abon., für Freie Volksbühne Ab-
Mer Katholizismus und mv-ernr
Literatur
spricht Pater Friedrich Muckermann S.
I. in den neuesten Heften des „Gral" (Heft 4
und 5 des 27. Jahrgangs). Er betont den in-
nerlichen Zug der Literatur unserer Zeit:
„Man möchte angesichts der modernen Litera-
tur ausrufen: „Das Christentum ist wie eine
ferne Insel, wir müssen ausfahren, es neu zu
entdecken." Es ist außerordentlich reizvoll, su-
chend mitanstzufahren von den 5 großen Inseln
der modernen Literatur, die sich aus den Geistes-
strömungen unserer Zeit ragend erheben. Von
den Inseln, die schöpferischer Geist anf „die Idee
der Schönheit,^die Idee der Natur, die Idee des
die Idee der Religion selber" aufgÄb,
von hier zur herrschenden Durchdr...„....„ ...
Lebens selber zu kommen, um dem formlos ge-
wordenen Lebensstrom neues Bett zu göbv«.
tung und über Zeitungspraxis, Dr. Adler über
die Systematik des Nachrichtenwesens und
Hebungen zur Redaktionspraxis! Dr. Gold-
schmit über kulturelle Publizistik und Fragen
des Feuilletons. In einem Proseminar behan-
delt außerdem Dr. von Eckard und Dr. G. Böse
die Soziologie der Presse. Ferner sind Arbeits-
gemeinschaften sowie Vorträge führender Per-
sönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Presse
vorgesehen.
X Der Oberbürgermeister zur Beflaggung des
Rotlaufes mit der Hakenkreuzsahne. Ueber die
Vorgänge, die zum Aufziehen der Hakenkreuz-
fahne und der schwarz-weiß-roten Fcchne au'
dem Rathaus geführt haben, wird der Oberbür-
germeister in der heute nachmittag stattfinden-
den ordentlichen Stadttatssitzung ' ausführliche
Mitteilung machen. — Die Mitteilung wird im
regelmäßigen Stadtratsbericht der Ovffeutlichkeil
bekannt gegeben werden.
X Vom Kath. Deutschen Frauenbund. Die
Hauswirtschaftsabteilung des Kath. Deutschen
Frauenbundes, Zweigverei-n Heidelberg, veran-
staltet zur Zeit einen zweitägigen Kurs für Süß-
speisen und Backwerk, der gestern nachmittag .n
der Notgemeinschaftsküche, Obere Neckarstrasft,
begann. Ueber dreißig Teilnehmerinnen hatten
sich dazu oingefund-eu. Unter der fachkundigen
Hand von Konditor Schmitt erstanden allerlei
köstliche Sachen, wie Torten, Obstkuchen, Brütz-
und Blätterteiggsbäck und Konfekt. War auch
den anwesenden Hausfrauen vieles vertraut, so
konnten sie doch eine Fülle nützlicher Winke und
Praktischer, vorteilhafter Ratschläge Mitnahmen,
o daß sie der Besuch nicht gereuen wird. Gerade
der Umstand dürfte eine noch viel regwe Be-
teiligung bei solchen Anlässen rechtserrgen, da
bekanntlich auch die tüchtigste Hausfrau n>e aus-
lernt. Der Kochlehrkurs wird heute mittag um
4 Uhr fortgesetzt und befaßt sich namentlich mit
der Herstellung von Süßspeisen, Cremes usw.
X Gastspiel Johannes Bischoff Darmstadt.
Heute abend gastiert in der Aufführung „Der
fliegende Holländer" Johannes Bi-
schoff vom Landestheater in Darmstadt. Jo-
hannes Bischoff ist der 1. Heldenbaritonist der
großen Oper in Darmstadt. Man wird deswegen
in besonderer Erwartung der heutigen Ausfüh-
rung im Stadttheater entgegensetzen.
X Hilfe für Neunkirchen will das Stadt-
theater im Verein mit dem Städt. Orchester
heüdem Aussehen nervös, ha, ha", lachte man
ihn aus und gute Freunde meinten, bei ihm sei
eher die Gefahr eines Fettherzens gegeben.
Dennoch erlebte er seine Versetzung in den
Ruhestand, die sich vor einigen Wochen vollzogen
hat und wobei ihm der Ort, dem er rkie untreu
geworden war, ein Festessen gab. Der Bürger-
meister hielt die Festrede und schloß mit folgen-
der Bosheit: „Möge dem hochverehrten Herrn
Oberforstrat der wohlverdiente Ruhestand so gut
anschlagen, wie ihm der strenge Forstdienst' in
unserem Ort stets angeschlagen hat. Das walte
Die Polizei meldet
Durchsuchungen. Bei den in den letzten
Tagen vorgenommenen Durchsuchungen
wurde eine größere Menge kommunistischer
Druckschriften polizeilich beschlagnahmt und
eingezogen. Außerdem wurden ein Zimmer-
stutzengewehr, zwei Kleinkalibergewehre, zwei
Luftgewehre und das Schießstandmaterial des
kommunistischen Arbeitersportvereins „Fichte"
polizeilich sichergestellt.
Warnung vor betrügerischen Hundehänd-
ler«. In den verschiedensten Tage- und Fach-
zeitschriften werden in verlockender Form
Md unter den verschiedensten Decknamen an-
geblich wertvolle Tiere zum Kaufe angebo-
ten. Sich meldende Kauflustige sind in gro-
ßer Anzahl geschädigt worden. Bei etwaigem
Interesse für derartige Anzeigen empfiehlt
es sich für Kauflustige, sich zwecks näherer
Auskunft vorher an die Fahndungspolizei zu
wenden.
Verkehrsüberwachung. Zur Anzeige ge-
langte der Führer eines Lastkraftzuges, des-
sen Anhänger erheblich überlastet war. 5
Kraftfahrzeugfllhrer fuhren ohne im Besitz
eines Führerschein, einer Steuerkarte oder
eines Personalausweises zu sein. 2 Kraft-
fahrzeuge parkten iy verkehrsstörender Weise.
3 Kraftfahrzeuge parkten bei Dunkelheit,
ohne daß die Besitzer sich davon überzeugt
hatten, daß ihre Fahrzeuge im Bereich einer
zuverlässigen Lichtquelle standen, und daß
der Verkehr nicht gefährdet würde. 3 Kraft-
wagenführer fuhren durch Straßen, die für
den Durchgangsverkehr gespert sind.
Lärmbekämpfung. Zur Anzeige gelangten
3 Kraftradfahrer, 4 Lenker von Lieferdrei-
rädern und Personenkraftwagen wegen Ver-
ursachung von Geräusch. An einem Kraft-
fahrzeug war der Auspufftopf durchgebrannt.
... X Institut für Zeitungswesen. Das Institut
für Zeitungswesen an der Universität bringt in
M-nem Lehrplan für das Sommersemester '1933
Vorlesungen und Hebungen von Pros, von
Eckardt, Geheimrat Waldkirch, dem neu-
berufenen Dr. Adler und von Dr. Go lö-
sch mit. Prüf. vost^Eckardt liest die Grund-
Age der Politik und des Parteiwesens, Geheim-
rat Waldkirch über den Ausgabeübereich der Zei-
tung, über die nationale Verpflichtung der Zei-
Ser Me Herr
Bon Rudolf Walter Kraus.
Wenn an der Wiege eines Kindes unsichtbare
8^n mit Geschenken stehen, dann war bei Peter
Losch die Fee der Leibesfülle anwesend. Deshalb
tat litzm der Arzt schon Unrecht, der den acht Mo-
nate alten Jungen einen überfütterten Säugling
nannte.
Das Unrecht aber ging weiter. Der Lehrer
^stritt mit dem rundlichen Peter harmlose
^tzäße, die Mitschüler übten an ihm ihre Er-
ftndungskunst für wirksame Vergleiche und als
er schon in der Mittelschule saß, hieß es bei ihm
Mort, wenn er einmal ein Vokabel nicht auf der
Zunge sitzen hatte: „Nun ja, ein voller Magen
studiert eben nicht -gern."
Er hatte aber nie einen vollen, zumindest kei-
nen überfüllten Magen. Er litt eher Hunger,
neun er mied Milch, Bier und Näschereien und
hoffte schlank zu werden; jedoch ohne Erfolg. Er
bestieg, nein, berannte auch die Berge, schwamm,
turnte, lief Eis- und Schneeschuh, zwackte sich
täglich eine Stunde Schlaf ab, schrieb die Aufga-
ben an einem Stehpult und studierte im Gehen
—- — W'ieb aber dennoch feist wie immer.
Nicht einmal Anerkennung zollte ihm die Welt
für seine Blühe. Traf ihn ein Bekannter zufällig
auf dem Sofa liegend, dann sagte ein - weid-su-
tjges Lächeln alles, was zu sagen war. Farid chn
ein Besuch -eiben bei einer Mahlzeit, war auch
dafür das Urteil schon fertig: „Natürlich kein
Kostverächter!" Gab Losch in einem Streite nach,
Mnnt-e man ihn „gutmütig wie alle Dicken!"
düb er nicht nach, und wurde puterrot, erinnerte
wwn thn ans Schlagtreffen.
bei den nationalen
Betreffenden nicht
„Volksgemeinschaft"
auf den Erlaß Eö-
die allzu fleißig im
Marktberichts
Schweinemarkt in Heiligkreuzsteinach
vom 7. März 1933
Angefahren: 54 Stück, meistens Läufer. Ver-
kauft: 40 Stück. Häufigster Pr-ei- pro Paar 34
bis 52 nisdvigster (geringste Sorte) 19 bis
25 Nächster Schweinemarktr Dienstag,
dm 4. April 1933.
Nein, Peter Losch fand sein Dasein nicht zu-
friedenstellend, so gern er auch lebte. Er nahm
sich den Unverstand der Welt zu sehr zu Herzen,
kränkte sich also und blieb gleichwohl bei seiner
Gestalt. Als er aber nach vollendeter Reifeprü-
fung vor der endgültigen Berufswahl stand,
dachte er lange und ernstlich nach, nicht, wofür
er Neigung hätte, sondern welcher Beruf ems
auch körperlich gerundete Persönlichkeit erfor-
dere, so daß das, was er bisher für ein Minus
hielt, zu einem Plus würde.
Die Sache war aber sehr schwer. Bierbrauer,
Koch, Lebensmittelverschleißer. . . dazu hätte es
keines Studiums bedurft! Rentner?,.... woher
das Vermögen? — Buffvbaß? .... woher tue
Stimme! Er kam zu keinem Ende und folgte sei-
nem Trotze: er wurde Forstmann. Immer im
Freien, immer auf den Beinen, bergauf, bergab
. . . justament!
In einer Hochgebirggegend machte er Dienst.
Schlank aber wurde er noch immer nicht.
Und auch.die Menschen dort waren nicht ein-
sichtsvoller als anderswo. „Die besten Häschen,
selbstverständlich! Und das saftigste Stück vom
Reh! Und zwischendurch einige Rebhühnerchsn!
Aber Sie haben recht! Sitzen doch an der Quelle!
Essen und Trinken hält nun einmal Leib und
Seele zusammen!" So bekam er es, ohne böse
Absicht, fortwährend zu hören und da nützte
auch seine Abwehr nichts dagegen. Man lachte
nur Pfiffig, wenn er aufzuklären versuchte.
Mit zweiuüddveißig Jahren heiratete Losch.
Sein Geschmack galt den Schlanken und er nahm
die Schlankste des Ortes. Aber o weh! Sie war
es nur, weil sie sich kränkte, mit achtundzwanzig
Jahren noch immer ledig zu sein. Die Freude
alber, daß ste nun Ehefrau wäre, rundete ihr«
teilung A: „Der fliegende Hollän«
d e r", große Oper von Richard Wagner. Für
diese Vorstellung sind Karten für alle Plätze
an der Theaterkasse zu haben. — Der
Kaufmann von Venedig, Shake»
speares schönstes Lustspiel, geht morgen abend
7.45 Uhr erstmals wieder in Szene. Abon.
V. 24. Freitag, den 10. März, abends 7.45, ist
die erste Wiederholung. Abon. Q 23 In bei-
den Vorstellungen Intendant Erwin Hahn
als Shylock, Reinhold Lüttjohann in der
Titelrolle und die Damen Irma Poppe, Ruth
Beyer und Maria Sachse sowie die Herren
C. W. Burg, Paul Bohne, Otto Knur, Max
Mairich, Wolfgang Schirlitz, Hans Paetsch,
E. A. Pinds und Heinz Evelt in den anderen
Hauptrollen. Die Bühnenmusik ist von Nor«
bert Schultze.
„Pfälzer Bote" Heidelberg —Mittwoch, den 8. März 1933
Wir wußten schon lange um Herrn Gan»
ters Nebenverdienst, der viel eher einem
„Assessor das Brot wegnimmt" als die paar
Privatstunden unserer Leute. Denn für diese
könnte von der Privatlehranstalt doch nie
eine eigene Kraft angestellt werden. Wir
haben dazu geschwiegen, obwohl gerade im
Fall Ganter genug Anlaß dazu gewesen
wäre. Denn es ist ebenfalls ein offenes Ge-
heimnis, daß Herr Prof. Ganter sich in sei-
ner Schule, wo er hauptamtlich angestellt ist,
sehr oft durch ihm unterstehende Lehrkräfte
vertreten läßt.
Nun müssen aber diese Dinge doch gesagt
werden. Wenn unsere Leute aus sozialen
Gründen, weil sie nicht nur für ihre Fa-
milien, sondern auch für mittellose Angehö-
rige zu sorgen haben, ohne ihre Berufs-
pflichten zu verletzen sich einige Mark dazu-
verdienen, so haben die am allerwenigsten
Recht zur Kritik, welche selbst in ihren
Reihen, solche „Doppelverdiener" haben. Aber
es geht ja hier nicht um Recht, sondern man
will der Zentrumspartei eins anhängen oder
gar Pöstchen freimachen für Pgs.
Wir verweisen die
und ihre Hintermänner
rings an die Beamten,
Denunzieren sind:
„Die Mitgliedschaft
Parteien gibt dem
mehr Rechte, sondern höchstens nur
höhere Pflichten."
Vielleicht besinnt man sich in der Luther-
straße etwas auf diesen Erlaß und auf die
Verpflichtungen, die man als „Regierungs-
organ" in einem Kulturstaat hat. Im Sinne
des Reichskanzlers liegen derartige Presse-
fehden nicht
Wenn aber schon mit „weiteren Einzel-
heiten" gedroht wird, so können wir ver-
sichern, daß wir, wenn man uns zwingt, auch
mit solchen aufwarten können.
Sozialen, die Idee des Nationalen und endlich
<" " ' " " " "mut hat, um
'vingung des
„Das fleißige Zentrum"
Ems notwendige Antwort an „ftrtßlgs Nationalsozialisten
Nachdem das hiesige Regierungsorgan, die
„Volksgemeinschaft", sich schon in ihrer Sams-
tagsausgabe mit einem Hauptlehrer, der
einer unserer Parteiführer ist, beschäftigt hat,
hielt sie es gestern nochmals für notwendig,
darauf hinzuweisen, daß dieser in einer hie-
sigen Privatschule mehrere Wochenstunden er-
teile und dadurch „jungen Kollegen das
wenige Brot wegnimmt." Auch mit einem
anderen Mittelschullehrer des Zentrums, des-
sen Frau einige Stunden in einer Privat-
fchule erteilt, wird ins Gericht gegangen und
dabei betont, „wenn dieser rückständige
Standpunkt nicht in aller Bälde revidiert sei,
müßte man ganz reinen Tisch machen und
mit weiteren Einzelheiten aufwarten."
Wir haben erwartet, daß die national-
sozialistische Presse, nachdem ihr Führer
Kanzler des ganzen deutschen Volkes gewor-
den ist, ihre Zeitung so gestaltet, daß sie der
Bewegung und ihrem Führer Ehre macht. In
Heidelberg scheint man trotzdem noch die von
den Kommunisten übernommene Kampfes-
weise persönlicher Angriffe und Verdächti-
gungen weiterpflegen zu wollen.
Wir können deshalb nicht umhin, gegen
unsere Gewohnheit auch einmal persönlich zu
werden. Wenn man nämlich schon „aus-
fegen" und säubern will, dann sollte man es
dem alten Sprichwort gemäß erst vor seiner
eigenen Tür tun. Auch der „Volksgemein-
schaft" dürfte es nicht unbekannt sein, daß
es hier einen gewissen Prof. Dr. Emil
Ganter gibt, der sonderbarerweise ebenfalls
nebenher Unterricht an einer hiesigen Privat-
lehranstalt erteilt und dabei so ca. 80 RM
zu seinem Gehalt verdient. Wobei zu bemer-
ken ist, daß dieses Professorengehalt beinahe
doppelt so groß ist als das der angegriffenen
Lehrer, die dem Zentrum angehören. Und
auch daß das Honorar, das Herr Professor
Ganter für seine Stunden bezieht, minde-
stens das Dreifache beträgt von dem, was
die Frau des zu uns gehörenden Lehrers be-
kommt.
Jeder Abonnent und dessen Ehegatte sind bei der
Nürnberger Lebensversicherungs-Bank in Nürnberg
gegen die Folgen körperlicher Unfälle mit RM
SM-M- des Todes versichert. Aufschluß
asbe« Ks Btz
Männer mieteten auf dem Kraftdroschkenhalte-
platz Sophienstraße gegen 20 Uhr abends eine
Kraftdroschke zur Fahrt nach Weinheim. Auf
der Landstraße zwischen Schriesheim ließ einer
der Fahrgäste den Kraftdroschkenführer anhalten
und hielt demselben mit dem Ruf „Hände hoch"
einen Revolver vors Gesicht. Der 2. Unbekannte
durchsuchte den Krastdroschkenführer und ent-
nahm aus seiner Manteltasche einen Geldbeutel
mit etwa 18 RM. Inhalt. Bei dem in diesem
Augenblick erfolgenden Herannahen eines Zuges
der O. E. G. versuchte einer der Räuber die
Kraftdroschke in Gang zu setzen und fortzufah-
ren. Dies konnte der Krastdroschkenführer durch
geistesgegenwärtiges Abziehen des Kontaktschlüs-
els verhindern. Zwischen dem Kraftdroschken-
ührer und den beiden Räubern entstand dann
ein kurzes Handgemenge, in dessen Verlauf die
beiden Unbekannten über die Felder flüchteten.
Sofort angesetzte Streifen der Polizei und Gen-
darmerie verliefen ergebnislos. Die Täter konn-
ten jedoch heute vormittag in Schriesheim fest-
genommen werden.
Eitadt und Ltnrselmug
RauMersall aus Heidelberger TaMausseur
Die beiden Täter in Schriesheim festgenommen
Heidelberg, den 8. März 1933.
Gestern abend kurz nach 8 Uhr wurde auf
d«n hiesigen Taxichausseur Adolf Debus ein
verwegener Raubübersall ausgeführt. Die bei-
den Täter, gut gekleidet, im Älter von 18 bis
23 Jahren, waren in der Sosienstraße einge-
stiegen. Beim Porphyrwerk Edelstein, zwischen
Dossenheim und Schriesheim, ließen die beiden
halte», weil es dem einen angeblich übel wurde.
Sie hielten dem Taxichausseur ihre Revolver
entgegen und nahmen ihm die Tageskasse im
Betrage von 18 Mark ab. Als der eine in den
Wagen stieg und davonfahren wollte, wurde
er von dem Chauffeur niedergeschlagen. Da
während des Handgemenges die OEG.-Lokal-
bahn ankam, gingen die Täter flüchtig. Die
Verfolgung wurde durch die hiesige Polizei so-
fort ausgenommen.
Mit den geraubten 18 Mark übernachteten
die Räuber in Schriesheim. Dort wurden sie
heute morgen von der Polizei verhaftet.
Der Pvizeibevicht mÄdte dazu u. a.: Zwei
Schöpferische Geister stchsn <M Zentren oder
überragende Repräsentanten dieser Jdeeükreise
und Svvkmungen vor uns. Die Ideen selbst
werden aufs feinste durchleuchtet und analysiert,
aber wir scheu, „daß sie alle in ihr« Krise gera-
ten und erst Erfüllung finden in einem Dogma
des Christentums". Ist auch der Geist des Schaf-
fenden selbst nicht zum Christentum gerichtet, so
sehen wir doch der Sehnsucht unserer nnevfüll-.
ten Zeit folgend", daß sich das Objekt „naturhaft
zur OffenbarungsrE-gion hin bewegt". In den
Kräften der Zeit liegt das Streben ins Uebe-r-
zeitbiche. Leises Sehnen und Suchen tastet durch
d-ie Literatur. Der Dichter aber ist der Mund
der Zeit."
Gestalt derart, daß nur mehr das eine Wort
umging: „Gleich und gleich gesellt sich gern!"
— Wie nahe war Losch schon daran, seiner
Frau Borwürfe zu machen! Die Liebe jedoch
siegte. Sollte er, der Fachmann, ebenfalls in die
Fehler der Einsichtslosen fallen?
Mit 45 Jahren wurde er Oberforstrat, kam
nur mehr selten in den Wald, hockte um so mehr
in seiner Kanzlei und stritt sich mit Asmtern um
AuslNungen, Anordnungen und Durchführun-
gen. Dabei wurde das Wänstlein wohl stärker,
die Nerven aber schwächer. Es war ihm oft znm
Davonlaufen! Wohin alber? Wo war d« mitlei-
dige Seele, die ihn anhörte?-„Bei jo blü-
am Sonntag vormittag mit seiner Morgen-
feier bringen. Die Veranstaltung will jeder-
mann Gelegenheit geben, sich an dem Hilfs-
werk zu beteiligen. Die Preise der Plätze
sind deshalb ganz niedrig gehalten. (0,30,
0,50, 1 RM)..
X Von der Stadtbibliothek. Der nächste lite-
rarische Abend in der Stadlbebliottzek findet am
statt. Im Hinblick aus die Neueinstudierung des
Kaufmann von Venedig" im Stadttheater
spricht Stadtbib-l-iothekar Zink über W. S h a k e-
speare und seine Dichtungen. Licht-
Sonntag, den 12. März, und zwar um 7 Uhr
Zeit begleiten. Eintritt frei für jedermann,
bilder nach Meistergemälden aus alter und neuer
X Richtigstellung von Wahlergebnissen. Bei
der Ue'ber-Pvüfung der Abstimmungsniederschrilf-
ten zur Reichstagswähl durch das Wahlam-t hat
sich her ausgestellt, daß im Stimmbezirk 11 die
St aa t sP a rte i 49 Stimmen statt der ange-
gebenen 19 Stimmen erhalten hat. Im Stimm-
bezirk 48 entfielen auf die Nationalsozialistische
Partei nur 527 statt der angegebenen 027 Stim-
men.
X Wassensuche im Gewerkschaftshaus Hei-
delberg. Die Polizei nahm auf eine Anzeige
hin rm GeiwerkschaftZH-aus „Artushof" eine
Durchsuchung nach Waffen vor. Es wurde je-
doch nichts gefunden.
X Vom Stadttheater. Heute abend 7.45
Uhr außer Abon., für Freie Volksbühne Ab-
Mer Katholizismus und mv-ernr
Literatur
spricht Pater Friedrich Muckermann S.
I. in den neuesten Heften des „Gral" (Heft 4
und 5 des 27. Jahrgangs). Er betont den in-
nerlichen Zug der Literatur unserer Zeit:
„Man möchte angesichts der modernen Litera-
tur ausrufen: „Das Christentum ist wie eine
ferne Insel, wir müssen ausfahren, es neu zu
entdecken." Es ist außerordentlich reizvoll, su-
chend mitanstzufahren von den 5 großen Inseln
der modernen Literatur, die sich aus den Geistes-
strömungen unserer Zeit ragend erheben. Von
den Inseln, die schöpferischer Geist anf „die Idee
der Schönheit,^die Idee der Natur, die Idee des
die Idee der Religion selber" aufgÄb,
von hier zur herrschenden Durchdr...„....„ ...
Lebens selber zu kommen, um dem formlos ge-
wordenen Lebensstrom neues Bett zu göbv«.
tung und über Zeitungspraxis, Dr. Adler über
die Systematik des Nachrichtenwesens und
Hebungen zur Redaktionspraxis! Dr. Gold-
schmit über kulturelle Publizistik und Fragen
des Feuilletons. In einem Proseminar behan-
delt außerdem Dr. von Eckard und Dr. G. Böse
die Soziologie der Presse. Ferner sind Arbeits-
gemeinschaften sowie Vorträge führender Per-
sönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Presse
vorgesehen.
X Der Oberbürgermeister zur Beflaggung des
Rotlaufes mit der Hakenkreuzsahne. Ueber die
Vorgänge, die zum Aufziehen der Hakenkreuz-
fahne und der schwarz-weiß-roten Fcchne au'
dem Rathaus geführt haben, wird der Oberbür-
germeister in der heute nachmittag stattfinden-
den ordentlichen Stadttatssitzung ' ausführliche
Mitteilung machen. — Die Mitteilung wird im
regelmäßigen Stadtratsbericht der Ovffeutlichkeil
bekannt gegeben werden.
X Vom Kath. Deutschen Frauenbund. Die
Hauswirtschaftsabteilung des Kath. Deutschen
Frauenbundes, Zweigverei-n Heidelberg, veran-
staltet zur Zeit einen zweitägigen Kurs für Süß-
speisen und Backwerk, der gestern nachmittag .n
der Notgemeinschaftsküche, Obere Neckarstrasft,
begann. Ueber dreißig Teilnehmerinnen hatten
sich dazu oingefund-eu. Unter der fachkundigen
Hand von Konditor Schmitt erstanden allerlei
köstliche Sachen, wie Torten, Obstkuchen, Brütz-
und Blätterteiggsbäck und Konfekt. War auch
den anwesenden Hausfrauen vieles vertraut, so
konnten sie doch eine Fülle nützlicher Winke und
Praktischer, vorteilhafter Ratschläge Mitnahmen,
o daß sie der Besuch nicht gereuen wird. Gerade
der Umstand dürfte eine noch viel regwe Be-
teiligung bei solchen Anlässen rechtserrgen, da
bekanntlich auch die tüchtigste Hausfrau n>e aus-
lernt. Der Kochlehrkurs wird heute mittag um
4 Uhr fortgesetzt und befaßt sich namentlich mit
der Herstellung von Süßspeisen, Cremes usw.
X Gastspiel Johannes Bischoff Darmstadt.
Heute abend gastiert in der Aufführung „Der
fliegende Holländer" Johannes Bi-
schoff vom Landestheater in Darmstadt. Jo-
hannes Bischoff ist der 1. Heldenbaritonist der
großen Oper in Darmstadt. Man wird deswegen
in besonderer Erwartung der heutigen Ausfüh-
rung im Stadttheater entgegensetzen.
X Hilfe für Neunkirchen will das Stadt-
theater im Verein mit dem Städt. Orchester
heüdem Aussehen nervös, ha, ha", lachte man
ihn aus und gute Freunde meinten, bei ihm sei
eher die Gefahr eines Fettherzens gegeben.
Dennoch erlebte er seine Versetzung in den
Ruhestand, die sich vor einigen Wochen vollzogen
hat und wobei ihm der Ort, dem er rkie untreu
geworden war, ein Festessen gab. Der Bürger-
meister hielt die Festrede und schloß mit folgen-
der Bosheit: „Möge dem hochverehrten Herrn
Oberforstrat der wohlverdiente Ruhestand so gut
anschlagen, wie ihm der strenge Forstdienst' in
unserem Ort stets angeschlagen hat. Das walte
Die Polizei meldet
Durchsuchungen. Bei den in den letzten
Tagen vorgenommenen Durchsuchungen
wurde eine größere Menge kommunistischer
Druckschriften polizeilich beschlagnahmt und
eingezogen. Außerdem wurden ein Zimmer-
stutzengewehr, zwei Kleinkalibergewehre, zwei
Luftgewehre und das Schießstandmaterial des
kommunistischen Arbeitersportvereins „Fichte"
polizeilich sichergestellt.
Warnung vor betrügerischen Hundehänd-
ler«. In den verschiedensten Tage- und Fach-
zeitschriften werden in verlockender Form
Md unter den verschiedensten Decknamen an-
geblich wertvolle Tiere zum Kaufe angebo-
ten. Sich meldende Kauflustige sind in gro-
ßer Anzahl geschädigt worden. Bei etwaigem
Interesse für derartige Anzeigen empfiehlt
es sich für Kauflustige, sich zwecks näherer
Auskunft vorher an die Fahndungspolizei zu
wenden.
Verkehrsüberwachung. Zur Anzeige ge-
langte der Führer eines Lastkraftzuges, des-
sen Anhänger erheblich überlastet war. 5
Kraftfahrzeugfllhrer fuhren ohne im Besitz
eines Führerschein, einer Steuerkarte oder
eines Personalausweises zu sein. 2 Kraft-
fahrzeuge parkten iy verkehrsstörender Weise.
3 Kraftfahrzeuge parkten bei Dunkelheit,
ohne daß die Besitzer sich davon überzeugt
hatten, daß ihre Fahrzeuge im Bereich einer
zuverlässigen Lichtquelle standen, und daß
der Verkehr nicht gefährdet würde. 3 Kraft-
wagenführer fuhren durch Straßen, die für
den Durchgangsverkehr gespert sind.
Lärmbekämpfung. Zur Anzeige gelangten
3 Kraftradfahrer, 4 Lenker von Lieferdrei-
rädern und Personenkraftwagen wegen Ver-
ursachung von Geräusch. An einem Kraft-
fahrzeug war der Auspufftopf durchgebrannt.
... X Institut für Zeitungswesen. Das Institut
für Zeitungswesen an der Universität bringt in
M-nem Lehrplan für das Sommersemester '1933
Vorlesungen und Hebungen von Pros, von
Eckardt, Geheimrat Waldkirch, dem neu-
berufenen Dr. Adler und von Dr. Go lö-
sch mit. Prüf. vost^Eckardt liest die Grund-
Age der Politik und des Parteiwesens, Geheim-
rat Waldkirch über den Ausgabeübereich der Zei-
tung, über die nationale Verpflichtung der Zei-
Ser Me Herr
Bon Rudolf Walter Kraus.
Wenn an der Wiege eines Kindes unsichtbare
8^n mit Geschenken stehen, dann war bei Peter
Losch die Fee der Leibesfülle anwesend. Deshalb
tat litzm der Arzt schon Unrecht, der den acht Mo-
nate alten Jungen einen überfütterten Säugling
nannte.
Das Unrecht aber ging weiter. Der Lehrer
^stritt mit dem rundlichen Peter harmlose
^tzäße, die Mitschüler übten an ihm ihre Er-
ftndungskunst für wirksame Vergleiche und als
er schon in der Mittelschule saß, hieß es bei ihm
Mort, wenn er einmal ein Vokabel nicht auf der
Zunge sitzen hatte: „Nun ja, ein voller Magen
studiert eben nicht -gern."
Er hatte aber nie einen vollen, zumindest kei-
nen überfüllten Magen. Er litt eher Hunger,
neun er mied Milch, Bier und Näschereien und
hoffte schlank zu werden; jedoch ohne Erfolg. Er
bestieg, nein, berannte auch die Berge, schwamm,
turnte, lief Eis- und Schneeschuh, zwackte sich
täglich eine Stunde Schlaf ab, schrieb die Aufga-
ben an einem Stehpult und studierte im Gehen
—- — W'ieb aber dennoch feist wie immer.
Nicht einmal Anerkennung zollte ihm die Welt
für seine Blühe. Traf ihn ein Bekannter zufällig
auf dem Sofa liegend, dann sagte ein - weid-su-
tjges Lächeln alles, was zu sagen war. Farid chn
ein Besuch -eiben bei einer Mahlzeit, war auch
dafür das Urteil schon fertig: „Natürlich kein
Kostverächter!" Gab Losch in einem Streite nach,
Mnnt-e man ihn „gutmütig wie alle Dicken!"
düb er nicht nach, und wurde puterrot, erinnerte
wwn thn ans Schlagtreffen.