Nr. SS
„Pfälzer Bote" Heidelberg —Montag, den 20. März 1933
Seite »
Gtadt mW Ltmsebung
Kauvlvecsammlung des VerslWring Kurpfaiz
Heidelberg, den 20. März 33.
Der bäuerliche Versuchsring „Kurpfalz"
(Wiesloch) hatte seine diesjährige Hauptver-
sammlung am Sonntag in das Gasthaus „zum
Fuchsbau" einberufen. Nach einleitenden Wor-
ten des Kreislandwirtschaftsassessors Boos,
der die zahlreichen Anwesenden sowie die Ver-
treter der Behörden und der Landgemeinden
willkommen hietz, erstattete Landwirtschafts-
assessor und Versuchsringassistent Kirchgäß-
ner den
Tätigkeitsbericht des vergangenen Jahres.
Der Ring hat auf allen landwirtschaftlichen
Gebieten im hiesigen Kreis
insgesamt 63 Versuche
durchführen lassen, die, zum größten Teil auf
Kartosfelsaaten (23) entfallend, die Ergiebig-
keit und Wirtschaftlichkeit der verschiedenen
Weizen-, Dickrüben-, Mais- und Senfsamen-
arten feststellen sollten. Ferner gelangten 18
Düngungsversuche mit Phosphor, Kali und
Stickstoff zur Durchführung. Am besten dürf-
ten die Kartoffelsaaten Ackersegen und
Erdgold zu bewerten sein. Sie haben
nach dreijährigen Versuchen auf schwierigstem
Boden niemals versagt. Weiterhin wurden
Senfsamens orten ausprobiert mit dem
Ziel, eine für die Industrie taugliche Art her-
anzuzüchten um damit die ausländische Aus-
fuhr abzudämmen.
Die Schädlingsbekämpfung
wurde mit guten Ergebnissen weiter aufge-
baut. Der Bau von Erünfuttersilos hat beste
Resultate gezeitigt. Die Anlage von Wiesen-
flächen konnte gefördert werden.
Das Arbeitsprogramm für 1933
wird die bisher geleistete Arbeit im wesent-
lichen weiterführen. Vor allem ist die plan-
mäßige Durchführung des Anbaus mit den
besten Pflanzensorten vorgesehen. Weitere
Versuche werden den Frühkärtoffelsorten, den
Bodenverhältnissen und der Gewinnung
von Weidland gewidmet sein, dazu wer-
den noch ein Wiesenbaukurs und eine Besich-
tigungsfahrt zu den Versuchsfeldern stattfin-
den.
Die landwirtschaftliche Buchführung
muß unter allen Umständen eine Verbesserung
erfahren, denn nur auf ihrer Grundlage ver-
mag eine erfolgreiche Wirtschaftsberatung auf-
gebaut werden.
An die Ausführungen anschließend, hielt
Dr. Riffel von der Landwirtschaftskammer
in Karlsruhe einen interessanten Vortrag
über agrarpolitische Fragen,
der unter Einschluß vieler Einzelheiten einen
Uberfassenden Ueberblick der landwirtschaft-
lichen Lage Deutschlands im Rahmen seiner
internationalen Beziehungen ermöglichte. Im
Mittelpunkt der Agrarpolitik, so führte Dr.
Riffel ungefähr aus, stehen alle die Faktoren
von denen das Preisniveau abhängig ist. Es
ist klar, daß der deutsche Bauer mit dem
Farmer in Uebersee nicht konkurrieren kann
und daß man, soll eine Unabhängigkeit der
deutschen Ernährungswirtschaft erreicht wer-
den, den deutschen Markt vollkommen vom
Welthandel isolieren muß. Dies geschieht durch
die Einführung von Kontingenten oder durch
die Erhöhung der Schutzzölle. Lei-
der stehen den zu ergreifenden Maßnahmen
im schroffen Gegensatz unsere Handels-
verträge gegenüber, die eine Erhöhung
der Zölle nicht gestatten. So wandern unge-
heure Summen in das Ausland, gehen doch
allein durch Einführung von Fetten
400 Millionen jährlich verloren; e?n
Faktor, der sich besonders auf die Schweine-
preise ungünstig auswirkt. Diesem Beispiel
könnten noch beliebig andere folgen. Es bleibt
jedoch zu hoffen, daß durch eine organische
Agrarpolitik auch die Landwirtschaft größere
Berücksichtigung findet, um ihre Existenz eini-
germaßen erträglich zu gestalten. Herzlicher
Beifall dankte dem Redner. Eine angeregte
Aussprache schloß sich an. **
Aus Anlaß der Eröffnung
des Reichstags
findet morgen 20.30 Ahr im Schloßh-of eine
Kundgebung statt. Eintritt 20 Pfg. An-
schließend wird ein Fackel zug stattfinden, der
sich von der Neuen Schloßstraße durch die Ober-
badgass-e — Hauptstraße — Bismarckplatz —
Sofieustraße — Untere Neckarstraße zum Jubi-
läumsplatz bewegen wird. — Im Sta-dtgarien
wird von 3—4 Uhr ein Standkonzert
stattfinden. Auch sonst sind Konzerte vorgesehen.
*
Die st äd t. Aemter haben morgen Sonn-
tagsdienst. Die morgen fällige Unterstützung an
Wohlfahrtserwerbslose wird bereits heurc nach-
mittag von 2.30 bis 6.30 Uhr ausbezahlt.
Auf Ersuchen des Reichsministers des Innern
hat der Staatskommissar für das badische Mi-
nisterium des Kultus und Unterrichts ungeord-
net, daß aus Anlaß des Zusammentritts des
Reichstages am Dienstag, den 21. März, an
allen Schulen Badens der Unter-
richt a u s f ä l l t.
4c
Zur Feier der Eröffnung des neuen Reichs-
tages flaggen sämtliche Ländesbehördsn, Lan-
-desstellen und Landesanstalten am Dienstag,
den 21. iMärz 1933 vorschriftsgemäß (Erlaß
des Reichspräsidenten vom 12. März 1933, R.
Ges. Blatt 103) mit der schwarz-wech-roten
Fahne und der Hakenkreuzflagge.
Die Gemeinden werden ersucht, sich dem Vor-
gehen der Landesregierung anzuichließen.
Reichsbehörden verfahren in gleicher Weise.
Am 21. März 1933 wird in der gesamten
Landesverwaltung, durchgängig Sonntagsdienst
gehalten. Wo Sonderregelung geboten ist, ist
den Beamten, Arbeitern und Angestellten zur
Teilnahme an Feiern oder Gottesdiensten die
erforderliche Zeit freizugeben. Lohnabzug oder
Lohnkürzung werden nicht vovgenommen.
Den Gemeinden -ist gleiches Vorgehen emp-
fohlen.
Das Fest her schönen Frau
Vielleicht war der Titel nicht glücklich ge-
wählt, vielleicht glaubten viele, das Fest sei wirk-
lich nur für die schönen Frauen — kurz, die
Stadthalle war am Samstag nicht so besucht,
wie es hätte sein müssen, wenn Frau Mode das
schöne Geschlecht zu Vorführungen ruft. Und
'bei den Erschienenen fehlte die richtige Stim-
mung, die notwendige Resonanz. Dabei war
sowohl der Mittag wie der Abend sehr unterhal-
tend und interessant. Was da alles vorgeführt
wurde an Morgen-, Nachmittags- und Abend-
kleidern, an Strandanzügen, Mänteln aller Art,
vom feschen Wettermantel bis zum wertvollen
Pelzmantel, das zeigte, das sich wirklich jede
Frau mit verhältnismäßig wenig Mitteln schön
machen kann. Aber das ist eben die Kunst: das
Kleid, der Mantel allein tun es nicht. Dazu ge-
hört der kleidsame Hut, der Passende Schirm, die
aparte Handtasche und nicht zu vergessen — der
gediegene Schmuck. Die Zusammenstellung der
aufeinander abgestimmten Farben macht es,
meine Damen. Sie müssen wissen, daß man
jetzt beige und braun, bindsaden- und bananen-
farbene Kleiber und Kombinationen trägt, daß
dazu die Bluse passen muß, daß ziegel- und hum-
merrot für Hut und Tasche todchik kleidet.
Schirm, Tasche und Handschuhe sind wesentliche
Bestandteile der gut angezogenen Frau. Und
erst das Abendkleid — fabelhaft und entzückend.
All das und noch viel mehr wurde von ermun-
ternd lächelnden Mannequins voraeführt, ver-
führerisch zeigten sie den Preis, die Frauen blick-
ten zu ihren Männern, die tiefsinnig kalkulier-
ten, ob sie zu Ostern in die Tasche greifen kön-
nen. Denn eine Frau braucht immer etwas und
welcher Mann möchte nicht eine „schöne Frau"
haben?
Die Modeconferaciere Frau Eva Christa
vom Südfunk und der Humorist Erich Bau-
diftel Priesen liebenswürdig und meisterhaft
die Schöpfungen der Frau Mode, diskrete Musik
begleitete die königlich schreitenden Damen und
eine Tombola brachte entzückende Gewinne. Wir
wünschen den beteiligten Firmen: Haus Loe-
wenthal (Kleider und Mäntel), Elsa Faul
(Hüte), Menzel (Pelze), Dürerhaus
(Strandanzüge), Münzenmayer (Schirme),
Röckel (Handschuhe), Reinehr (Lederwa-
ren und Kesselbach (Schmuck), daß sich das
Fest der schönen Frau auch praktisch für sie aus-
wirken möge.
X Eine nationalsozialistische Jugendkundge-
bung fand am Samstag auf dem Wvedeplatz
statt. Neben der uniformierten Jugend hatten
sich einige hundert Zuhörer, meist Jugendliche,
eingefunden. Prof. Dr. Ganter von der
Oberrealschule hielt zunächst eine kurze An-
sprache, die ziemlich frei mar von Polemik. Der
zweite Redner Diplom-Ingenieur F. Pfaff,
betonte in seinen Ausführungen, daß der deut-
schen Jugend das elngegeben werden müsse,
was sie braucht. Dafür werde man schon Sorge
tragen. Als letzter Redner sprach Landesju-
gendleiter K. Cerff, Karlsruhe. In seiner
sehr temperamentvollen Rede sagte er den
Jungen, daß man den Pazifismus beiseitslegen
und die Jugend für den Wehraedanken erziehen
werde, fugte aber hinzu, nicht aber um Re-
vanchegelüste zu befriedigen. Wenn er aber
sagt: Reichskanzler Hitler hätte einmal erklärt,
er sei zuerst als Deutscher geboren und dann
als Katholik getauft und die jugendlichen Zu-
hörer daran erinnert, im selben Sinne zu han-
deln, dann müssen wir dieser irreführenden
Auffassung entschieden widersprechen. Denn da
uns die kath. Weltanschauung mehr als eine
enge Konfession ist, steht bei uns das Religiöse
immer noch an erster Stelle. Aber vielleicht ist
gerade deswegen der Katholik verpflichtet, sei-
nem Vaterlands alles zu sein und zu geben.
Die Versammlung verlies ohne Störung; sie
stand unter dem Schutze der SA.-Hilfspolizei
und Polizei. V. M.
X Die Reger-Gedenkfeier des Bachvereins
am heutigen Montag abend bringt das Streich-
trio op. 141 b, eines der Werke, mit denen das
neuerdings von sich reden machende (ohne No-
ten spielende) Weyns-Trio (Wiesbaden) reist.
Das Trio besteht aus den Herren Edmund
Weyns, 1. Violine, Kurt Forst, Bratsche und
August Eichhorn, Cello. Darum zwei Gruppen
Lieder, die sine aus den gern gesungenen volks-
Anmtkas neues Msen-Lustschisj
Die „Macolm" in der Halle der Luftschiffwerst in Akr-on kurz 8or ihrer Vollendung. AmsrAa,
das sich bei dem Bau seiner Riefenlustschiffe ausschließlich zum starren Zeppelin-System be-
kannt hat, vollendete mit dem Bau der „Ma oolm" das zweite in Amerika gebaute LüUchU.
Auch dieses gigantische Fahrzeug der Lüfte stützt sich in den GruüdHügen feiner Konstruktion arH
die Pioniertaten, die der deutsche Lu-ftschWa«, lsistets..
Die MjchseisenWn AM BMiMaftsziigt ein
Einer der von der Eisenbahn-Direktion Trier in Dienst gestellten -BerÄWaWzügs, Zwei stüi,
cher Bereitschaftszüge wurden von der Eisenbahn-Direktion Trier zum Schutz gegen Gewalt-
akte in Dienst gestellt. Sie haben je 30 Mann Besatzung erhalten, denen vor allem der Schutz
von 1651 Brücken und 58 Tunnels untersteht, die sich im Eifenbathn-GivsWonOeAlrk Trier Hs«
finden.
tümlichen, vor allem der „schlichten Weisen",
die andere aus den -bedeutungsvollen größeren
Liedern des Meisters genommen. Am Schluß
stehen die genialen „Beethoven-Variationen",
jenes Werk, mit dem sich der noch jugendliche
Meister in der Oeffentlichkeit am stärksten durch-
setzte, das ihm auch am ersten und uneinge-
schränktesten die Herzen der Heidelberger ge-
wann und das darum in unserer Stadt einen
besonderen Erinnerungswert hat. — Um jedem
Gelegenheit zu geben, das Konzert zu besuchen,
sind die Preise volkstümlich gehalten.
X Landtagsabgeordneter Rückert in Hast. Am
Samstag wurde hier der sozialdemokratische
Landtagsabgeordnete Rückert verhaftet. In
Heidelberg und Umgebung fanden am Morgen
des 17. März etwa 50 Durchsuchungen statt, wo-
bei fünf Walzenrevolver, drei Flob-ertg-ewghre,
zwei Gummiknüppel und eine größere Menge
kommunistischen Propagandamaterials beschlag-
nahmt wurden. In Schutzhaft genommen wurde
ein kommunistischer Stadtverordneter von Wer-
melskirchen (Rheinland), der nach Hier geflüchtet
war.
X 60. Geburtstag. Dr. G. I. Dietrich
durch seine humoristischen Pfälzer Mundart-
gedichte bekannt, feierte vorgestern seinen 60. Ge-
burtstag. Er ist als humorvoller Sitzungsleiter
und Improvisator weit bekannt. Als Mitarbei-
ter verschiedener fachwissenschaftlicher zahnärzt-
licher Vereine hat er sich in Berufskreisen einen
guten Namen geschaffen. Dr. Dietrich ist gebo-
rener Ludwigshafener.
X Das Kergl-Ouartett Mannheim veranstal-
tet am Mittwoch, 8.15 Uhr abends, im Ballsaal
der Stadthalle einen Konzertabend, in
dem das Streichquartet A-Moll, op. 29 von
Franz Schubert und im zweiten Teil das
Streichquartett F-Dur von Anton Bruckner
gegeben wird.
X Orgelkonzert der vatikanischen Station.
Radio-Vatican sendet am Mittwoch ein Kon-
zert der neuen großen Orgel der Päpstlichen
Musikhochschule. Die Orgel wurde von der
Amerikanerin Miß Ward der Schule zum Ge-
schenk gemacht.
X Stadttheater. Heute abend 7.45 Uhr
außer Abonnement und für den Bühnenvolks-
bund als Werbe-Vorstellung „Der fliegende Hol-
länder", große Oper von Richard Wagner. Mr
diese-Aufführung sind noch Karten für alle PWHtz
an der Theaterkasse zu haben, Dienstag, -den M,
März (Nationalfeiertag) Festvorstemmg M
Abonnement C 25, „Der -fliegende Hollands«!
Den Festvorspruch wird der kommissarische
-nisterialrat Professor Dr.-Eugen Fshrle (Heidel-
berg-Karlsruhe) Halten. Ein hervorragend
interessantes Gastspiel wird am Samstag, ds«
25. März, abends 8 Uhr, im Stadttheater statt«
finden. Drei Gäste -von Rang: Paul WegenßL
Hermine Körner, Hedwig Mangel gebe«
mit ihrem Berliner Ensemble ein einmaliges
Gastspiel in Heidelberg mit „John Gabriel
Borkmcmn, Schauspiel in 4 Akten von Henrik
Ibsen. Der Vorverkauf für das -GastfviÄ be-
ginnt Heute, Preise der Mätze 0,80 As 4,50 MA
„Pfälzer Bote" Heidelberg —Montag, den 20. März 1933
Seite »
Gtadt mW Ltmsebung
Kauvlvecsammlung des VerslWring Kurpfaiz
Heidelberg, den 20. März 33.
Der bäuerliche Versuchsring „Kurpfalz"
(Wiesloch) hatte seine diesjährige Hauptver-
sammlung am Sonntag in das Gasthaus „zum
Fuchsbau" einberufen. Nach einleitenden Wor-
ten des Kreislandwirtschaftsassessors Boos,
der die zahlreichen Anwesenden sowie die Ver-
treter der Behörden und der Landgemeinden
willkommen hietz, erstattete Landwirtschafts-
assessor und Versuchsringassistent Kirchgäß-
ner den
Tätigkeitsbericht des vergangenen Jahres.
Der Ring hat auf allen landwirtschaftlichen
Gebieten im hiesigen Kreis
insgesamt 63 Versuche
durchführen lassen, die, zum größten Teil auf
Kartosfelsaaten (23) entfallend, die Ergiebig-
keit und Wirtschaftlichkeit der verschiedenen
Weizen-, Dickrüben-, Mais- und Senfsamen-
arten feststellen sollten. Ferner gelangten 18
Düngungsversuche mit Phosphor, Kali und
Stickstoff zur Durchführung. Am besten dürf-
ten die Kartoffelsaaten Ackersegen und
Erdgold zu bewerten sein. Sie haben
nach dreijährigen Versuchen auf schwierigstem
Boden niemals versagt. Weiterhin wurden
Senfsamens orten ausprobiert mit dem
Ziel, eine für die Industrie taugliche Art her-
anzuzüchten um damit die ausländische Aus-
fuhr abzudämmen.
Die Schädlingsbekämpfung
wurde mit guten Ergebnissen weiter aufge-
baut. Der Bau von Erünfuttersilos hat beste
Resultate gezeitigt. Die Anlage von Wiesen-
flächen konnte gefördert werden.
Das Arbeitsprogramm für 1933
wird die bisher geleistete Arbeit im wesent-
lichen weiterführen. Vor allem ist die plan-
mäßige Durchführung des Anbaus mit den
besten Pflanzensorten vorgesehen. Weitere
Versuche werden den Frühkärtoffelsorten, den
Bodenverhältnissen und der Gewinnung
von Weidland gewidmet sein, dazu wer-
den noch ein Wiesenbaukurs und eine Besich-
tigungsfahrt zu den Versuchsfeldern stattfin-
den.
Die landwirtschaftliche Buchführung
muß unter allen Umständen eine Verbesserung
erfahren, denn nur auf ihrer Grundlage ver-
mag eine erfolgreiche Wirtschaftsberatung auf-
gebaut werden.
An die Ausführungen anschließend, hielt
Dr. Riffel von der Landwirtschaftskammer
in Karlsruhe einen interessanten Vortrag
über agrarpolitische Fragen,
der unter Einschluß vieler Einzelheiten einen
Uberfassenden Ueberblick der landwirtschaft-
lichen Lage Deutschlands im Rahmen seiner
internationalen Beziehungen ermöglichte. Im
Mittelpunkt der Agrarpolitik, so führte Dr.
Riffel ungefähr aus, stehen alle die Faktoren
von denen das Preisniveau abhängig ist. Es
ist klar, daß der deutsche Bauer mit dem
Farmer in Uebersee nicht konkurrieren kann
und daß man, soll eine Unabhängigkeit der
deutschen Ernährungswirtschaft erreicht wer-
den, den deutschen Markt vollkommen vom
Welthandel isolieren muß. Dies geschieht durch
die Einführung von Kontingenten oder durch
die Erhöhung der Schutzzölle. Lei-
der stehen den zu ergreifenden Maßnahmen
im schroffen Gegensatz unsere Handels-
verträge gegenüber, die eine Erhöhung
der Zölle nicht gestatten. So wandern unge-
heure Summen in das Ausland, gehen doch
allein durch Einführung von Fetten
400 Millionen jährlich verloren; e?n
Faktor, der sich besonders auf die Schweine-
preise ungünstig auswirkt. Diesem Beispiel
könnten noch beliebig andere folgen. Es bleibt
jedoch zu hoffen, daß durch eine organische
Agrarpolitik auch die Landwirtschaft größere
Berücksichtigung findet, um ihre Existenz eini-
germaßen erträglich zu gestalten. Herzlicher
Beifall dankte dem Redner. Eine angeregte
Aussprache schloß sich an. **
Aus Anlaß der Eröffnung
des Reichstags
findet morgen 20.30 Ahr im Schloßh-of eine
Kundgebung statt. Eintritt 20 Pfg. An-
schließend wird ein Fackel zug stattfinden, der
sich von der Neuen Schloßstraße durch die Ober-
badgass-e — Hauptstraße — Bismarckplatz —
Sofieustraße — Untere Neckarstraße zum Jubi-
läumsplatz bewegen wird. — Im Sta-dtgarien
wird von 3—4 Uhr ein Standkonzert
stattfinden. Auch sonst sind Konzerte vorgesehen.
*
Die st äd t. Aemter haben morgen Sonn-
tagsdienst. Die morgen fällige Unterstützung an
Wohlfahrtserwerbslose wird bereits heurc nach-
mittag von 2.30 bis 6.30 Uhr ausbezahlt.
Auf Ersuchen des Reichsministers des Innern
hat der Staatskommissar für das badische Mi-
nisterium des Kultus und Unterrichts ungeord-
net, daß aus Anlaß des Zusammentritts des
Reichstages am Dienstag, den 21. März, an
allen Schulen Badens der Unter-
richt a u s f ä l l t.
4c
Zur Feier der Eröffnung des neuen Reichs-
tages flaggen sämtliche Ländesbehördsn, Lan-
-desstellen und Landesanstalten am Dienstag,
den 21. iMärz 1933 vorschriftsgemäß (Erlaß
des Reichspräsidenten vom 12. März 1933, R.
Ges. Blatt 103) mit der schwarz-wech-roten
Fahne und der Hakenkreuzflagge.
Die Gemeinden werden ersucht, sich dem Vor-
gehen der Landesregierung anzuichließen.
Reichsbehörden verfahren in gleicher Weise.
Am 21. März 1933 wird in der gesamten
Landesverwaltung, durchgängig Sonntagsdienst
gehalten. Wo Sonderregelung geboten ist, ist
den Beamten, Arbeitern und Angestellten zur
Teilnahme an Feiern oder Gottesdiensten die
erforderliche Zeit freizugeben. Lohnabzug oder
Lohnkürzung werden nicht vovgenommen.
Den Gemeinden -ist gleiches Vorgehen emp-
fohlen.
Das Fest her schönen Frau
Vielleicht war der Titel nicht glücklich ge-
wählt, vielleicht glaubten viele, das Fest sei wirk-
lich nur für die schönen Frauen — kurz, die
Stadthalle war am Samstag nicht so besucht,
wie es hätte sein müssen, wenn Frau Mode das
schöne Geschlecht zu Vorführungen ruft. Und
'bei den Erschienenen fehlte die richtige Stim-
mung, die notwendige Resonanz. Dabei war
sowohl der Mittag wie der Abend sehr unterhal-
tend und interessant. Was da alles vorgeführt
wurde an Morgen-, Nachmittags- und Abend-
kleidern, an Strandanzügen, Mänteln aller Art,
vom feschen Wettermantel bis zum wertvollen
Pelzmantel, das zeigte, das sich wirklich jede
Frau mit verhältnismäßig wenig Mitteln schön
machen kann. Aber das ist eben die Kunst: das
Kleid, der Mantel allein tun es nicht. Dazu ge-
hört der kleidsame Hut, der Passende Schirm, die
aparte Handtasche und nicht zu vergessen — der
gediegene Schmuck. Die Zusammenstellung der
aufeinander abgestimmten Farben macht es,
meine Damen. Sie müssen wissen, daß man
jetzt beige und braun, bindsaden- und bananen-
farbene Kleiber und Kombinationen trägt, daß
dazu die Bluse passen muß, daß ziegel- und hum-
merrot für Hut und Tasche todchik kleidet.
Schirm, Tasche und Handschuhe sind wesentliche
Bestandteile der gut angezogenen Frau. Und
erst das Abendkleid — fabelhaft und entzückend.
All das und noch viel mehr wurde von ermun-
ternd lächelnden Mannequins voraeführt, ver-
führerisch zeigten sie den Preis, die Frauen blick-
ten zu ihren Männern, die tiefsinnig kalkulier-
ten, ob sie zu Ostern in die Tasche greifen kön-
nen. Denn eine Frau braucht immer etwas und
welcher Mann möchte nicht eine „schöne Frau"
haben?
Die Modeconferaciere Frau Eva Christa
vom Südfunk und der Humorist Erich Bau-
diftel Priesen liebenswürdig und meisterhaft
die Schöpfungen der Frau Mode, diskrete Musik
begleitete die königlich schreitenden Damen und
eine Tombola brachte entzückende Gewinne. Wir
wünschen den beteiligten Firmen: Haus Loe-
wenthal (Kleider und Mäntel), Elsa Faul
(Hüte), Menzel (Pelze), Dürerhaus
(Strandanzüge), Münzenmayer (Schirme),
Röckel (Handschuhe), Reinehr (Lederwa-
ren und Kesselbach (Schmuck), daß sich das
Fest der schönen Frau auch praktisch für sie aus-
wirken möge.
X Eine nationalsozialistische Jugendkundge-
bung fand am Samstag auf dem Wvedeplatz
statt. Neben der uniformierten Jugend hatten
sich einige hundert Zuhörer, meist Jugendliche,
eingefunden. Prof. Dr. Ganter von der
Oberrealschule hielt zunächst eine kurze An-
sprache, die ziemlich frei mar von Polemik. Der
zweite Redner Diplom-Ingenieur F. Pfaff,
betonte in seinen Ausführungen, daß der deut-
schen Jugend das elngegeben werden müsse,
was sie braucht. Dafür werde man schon Sorge
tragen. Als letzter Redner sprach Landesju-
gendleiter K. Cerff, Karlsruhe. In seiner
sehr temperamentvollen Rede sagte er den
Jungen, daß man den Pazifismus beiseitslegen
und die Jugend für den Wehraedanken erziehen
werde, fugte aber hinzu, nicht aber um Re-
vanchegelüste zu befriedigen. Wenn er aber
sagt: Reichskanzler Hitler hätte einmal erklärt,
er sei zuerst als Deutscher geboren und dann
als Katholik getauft und die jugendlichen Zu-
hörer daran erinnert, im selben Sinne zu han-
deln, dann müssen wir dieser irreführenden
Auffassung entschieden widersprechen. Denn da
uns die kath. Weltanschauung mehr als eine
enge Konfession ist, steht bei uns das Religiöse
immer noch an erster Stelle. Aber vielleicht ist
gerade deswegen der Katholik verpflichtet, sei-
nem Vaterlands alles zu sein und zu geben.
Die Versammlung verlies ohne Störung; sie
stand unter dem Schutze der SA.-Hilfspolizei
und Polizei. V. M.
X Die Reger-Gedenkfeier des Bachvereins
am heutigen Montag abend bringt das Streich-
trio op. 141 b, eines der Werke, mit denen das
neuerdings von sich reden machende (ohne No-
ten spielende) Weyns-Trio (Wiesbaden) reist.
Das Trio besteht aus den Herren Edmund
Weyns, 1. Violine, Kurt Forst, Bratsche und
August Eichhorn, Cello. Darum zwei Gruppen
Lieder, die sine aus den gern gesungenen volks-
Anmtkas neues Msen-Lustschisj
Die „Macolm" in der Halle der Luftschiffwerst in Akr-on kurz 8or ihrer Vollendung. AmsrAa,
das sich bei dem Bau seiner Riefenlustschiffe ausschließlich zum starren Zeppelin-System be-
kannt hat, vollendete mit dem Bau der „Ma oolm" das zweite in Amerika gebaute LüUchU.
Auch dieses gigantische Fahrzeug der Lüfte stützt sich in den GruüdHügen feiner Konstruktion arH
die Pioniertaten, die der deutsche Lu-ftschWa«, lsistets..
Die MjchseisenWn AM BMiMaftsziigt ein
Einer der von der Eisenbahn-Direktion Trier in Dienst gestellten -BerÄWaWzügs, Zwei stüi,
cher Bereitschaftszüge wurden von der Eisenbahn-Direktion Trier zum Schutz gegen Gewalt-
akte in Dienst gestellt. Sie haben je 30 Mann Besatzung erhalten, denen vor allem der Schutz
von 1651 Brücken und 58 Tunnels untersteht, die sich im Eifenbathn-GivsWonOeAlrk Trier Hs«
finden.
tümlichen, vor allem der „schlichten Weisen",
die andere aus den -bedeutungsvollen größeren
Liedern des Meisters genommen. Am Schluß
stehen die genialen „Beethoven-Variationen",
jenes Werk, mit dem sich der noch jugendliche
Meister in der Oeffentlichkeit am stärksten durch-
setzte, das ihm auch am ersten und uneinge-
schränktesten die Herzen der Heidelberger ge-
wann und das darum in unserer Stadt einen
besonderen Erinnerungswert hat. — Um jedem
Gelegenheit zu geben, das Konzert zu besuchen,
sind die Preise volkstümlich gehalten.
X Landtagsabgeordneter Rückert in Hast. Am
Samstag wurde hier der sozialdemokratische
Landtagsabgeordnete Rückert verhaftet. In
Heidelberg und Umgebung fanden am Morgen
des 17. März etwa 50 Durchsuchungen statt, wo-
bei fünf Walzenrevolver, drei Flob-ertg-ewghre,
zwei Gummiknüppel und eine größere Menge
kommunistischen Propagandamaterials beschlag-
nahmt wurden. In Schutzhaft genommen wurde
ein kommunistischer Stadtverordneter von Wer-
melskirchen (Rheinland), der nach Hier geflüchtet
war.
X 60. Geburtstag. Dr. G. I. Dietrich
durch seine humoristischen Pfälzer Mundart-
gedichte bekannt, feierte vorgestern seinen 60. Ge-
burtstag. Er ist als humorvoller Sitzungsleiter
und Improvisator weit bekannt. Als Mitarbei-
ter verschiedener fachwissenschaftlicher zahnärzt-
licher Vereine hat er sich in Berufskreisen einen
guten Namen geschaffen. Dr. Dietrich ist gebo-
rener Ludwigshafener.
X Das Kergl-Ouartett Mannheim veranstal-
tet am Mittwoch, 8.15 Uhr abends, im Ballsaal
der Stadthalle einen Konzertabend, in
dem das Streichquartet A-Moll, op. 29 von
Franz Schubert und im zweiten Teil das
Streichquartett F-Dur von Anton Bruckner
gegeben wird.
X Orgelkonzert der vatikanischen Station.
Radio-Vatican sendet am Mittwoch ein Kon-
zert der neuen großen Orgel der Päpstlichen
Musikhochschule. Die Orgel wurde von der
Amerikanerin Miß Ward der Schule zum Ge-
schenk gemacht.
X Stadttheater. Heute abend 7.45 Uhr
außer Abonnement und für den Bühnenvolks-
bund als Werbe-Vorstellung „Der fliegende Hol-
länder", große Oper von Richard Wagner. Mr
diese-Aufführung sind noch Karten für alle PWHtz
an der Theaterkasse zu haben, Dienstag, -den M,
März (Nationalfeiertag) Festvorstemmg M
Abonnement C 25, „Der -fliegende Hollands«!
Den Festvorspruch wird der kommissarische
-nisterialrat Professor Dr.-Eugen Fshrle (Heidel-
berg-Karlsruhe) Halten. Ein hervorragend
interessantes Gastspiel wird am Samstag, ds«
25. März, abends 8 Uhr, im Stadttheater statt«
finden. Drei Gäste -von Rang: Paul WegenßL
Hermine Körner, Hedwig Mangel gebe«
mit ihrem Berliner Ensemble ein einmaliges
Gastspiel in Heidelberg mit „John Gabriel
Borkmcmn, Schauspiel in 4 Akten von Henrik
Ibsen. Der Vorverkauf für das -GastfviÄ be-
ginnt Heute, Preise der Mätze 0,80 As 4,50 MA