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Pfälzer Bote für Stadt und Land (68) — 1933 (Januar bis März)

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Nr. 50- 76 (1. - 31. März)
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Gerte 4

„Pfälzer Bote" Heidelberg - Freitag den 24. März 1833

Nr. 70



Gta-t und Ltnrsetmns

LvrrvmüMMetßrkrn im Dienste der zugendbiidoag

bildung stehen. Die Leiter und Mitarbeiter an



Sitter gibt bas Mogramm seiner Regierung bekannt
Der Kanzler im Bvamchem bei der Aubgabe der RegievungsevklSrung. Hinter dem Reichs-
kanzler auf dein Präsidentenstuhl Reichstagsprüsid."ut Göring, der die Tribünen beobachtet.

Sie ist als Ge-
Die Vortragsfolge enthält nur Werke

von Max Reger. Zuevst spielt Herbert Haag,
Lehrer am Ev. Kirchenmusikalischen Institut,
die Introduktion und Passacaglia aus opus 63,
ein weiteres größeres Orgelwerk Regers, die
Fantasie und Fuge über den Ehoral „Wachet

X Mendmustk in der Peterskirche. Die
nächste Abendmüsik findet am morgigen Sams-
tag abend 8.15 Uhr statt. s
dächtnisfeierfür Max Reger auf-
gebaut. c-- - -

den Borromäusbibliotheken sind den Jugend-
lichen bei der Auswahl guter Bücher gern be-
hilflich. Die Borromäusbibliotheken bieten das
Buch auch unter Bedingungen an, wie man sie
anderweitig nicht günstiger antreffen dürste.
Man benutzt sie entweder als Mitglied oder als
Leser: als Mitglied hat man den Borts.l, daß
man für einen cp'ringen Jahresbeitrag eine wert-
volle Buchgabe zu Eigenbesitz erhält.
Allen katholischen Eltern ist durch Vie Borco-
mäusbrbliatheken die Möglichkeit gegcbm, guten
Lesestoff für ihre Heranwachsende Jugend zu be-
schaffen. Ihre Ausgabe sollte es sein, die Jugend
zur Benutzung dieser guten Einrichtung anzu-
halten.

Heidelberg, 24. März 1933. Gewiß, vielen ist es vielleicht heute nicht mög-
Jn den letzten Jahren konnte man vielfach lich, unter all den Büchern die geeigneten für
die Beobachtung machen, daß sich gewisse Kreise die Jugend auszuwahlen, manchen wird es mel-
an die Jugend, namentlich bei Gelegenheit der Acht auch schwer fallen,„selbst Aucher W kaufen.
Schulentlassung wandten, um die unerfahrenen A Aorromauvbibliotheken, Xe :m
Jugendlichen für ihre zum Teil äußerst verderb-* A^ste der^Ommä-senen^m
lichen Ideen zu gewinnen. Es erscheint deshalb
geboten, daß die katholischen Organisationen, die
ihre Aufgabe -in einer ernsten und verantwor-
tungsbewußten außerschulmkßigen Bildungs-
pflege sehen, sich noch mehr als'bisher der Ju-
gend annchmen, und zwar möglichst sofort nach
der Schulentlassung. Man muß es nämlich zu
verhüten suchen, daß die sicheren Grundlagen,
welche die Schule gegeben hat, durch eine Warte-
zeit ins Wanken geraten. Niemand bedarf ja der
geistigen Führung mehr als gerade diese Ju-
gendlichen, die von der Schulbank ins praktische
Leiben hinausstürmen. Es gilt, sie auf dieses
Leben ernstlich vorzubereiten, sie zu kräftigen
und zu stärken^ damit sie wirklich tüchtige und m
jeder Beziehung brauchbare Menschen werden.
Eine wichtige Rolle spielt dabei auch das
Buch. Man weiß aus Erfahrung, wisviele junge
Menschenkinder im Leiben scheitern, weil ihnen
ungeeignete Bücher und Schriften in die Hände
fallen. Ein einziges schlechtes Buch genügt oft,
um den jungen Menschen auf Abwege zu orin-
gen und seine ganze Entwicklung zu hemmen.
Wer etwas aus sich hält und im Löben vorwärts
zu kommen strebt, wird aus eigenem Interesse
alles von sich abweisen, was nicht gute Unter-
haltung, was nicht wertvolle Belehrung bietet.
Der Jugendliche hat zumeist ein feines Emp-
finden für Bücher, die er nicht lesen soll over
darf. Das Gewissen fällt hier die Entscheidung
und es wach zu halten, muß das Bestreben jeder
katholisch -orientierten Volksbildung sein. Wenn
man es heute als notwendige Ausgabe bezeichnet,
die Gewissen gegenüber Literatur und Lektüre
wieder mehr zu schärfen, Göschmack und Urteils-
fähigkeit besser zu bilden, dann muß inan sich
klar darüber sein, daß es wichtig ist, damit be:
der Jugend zu beginnen.
Es ist anderseits auch eine bekannte Tatsache,
daß gute Bücher dem jungen Menschen etwas
bedeuten können, daß sie ihn fördern. Gute
Bücher erziehen zur Besinnlichkeit, beleben den
Geist, gäben Anregungen zur ziolbewußten Ge-
staltung des Löbens, indem sie zeigen, wie andere
das Löben gemeistert hüben. Gute Bücher sind
echte Kunstwerke, die von Gott und seiner Schöp-
fung, von der Wahrheit und der höheren Masti-
gen Schönheit künden. Jeder Mensch, namentlich
der Jugendliche sollte Zeit und Muße finden,
wenigstens täglich einige Seiten in einem guten
Buche zu lesen; eine richtige Tageseiuteckung
vorausgesetzt, wird das auch von Jedem prak-
tisch durchführbar sein.
Gute Bücher gäben der Jugend reine Freude
und wahrhaft ödles Vergnügen, das man ihr
gern gestatten sollte, em so mehr als heute Ver-
gnügungen zweifelhaftester Art locken, bei denen
vieles Geld unnütz vertan wird.

kammefmusiksbenö 6es Wsöisriisn
önucknei'buniiss
Diese zweite Veranstaltung der Heidelber-
ger Ortsgruppe des Bad. Vrucknerbundes
brachte das einzige kammermusikalische Werk
Bruckners, das Streichquartett F-dur. Sie
brachte uns zugleich die Erneuerung unserer
Bekanntschaft mit dem Mannheimer Kergl-
Quartett und einleitend eines der voll-
kommensten Werke Schuberts, das Streich-
quartett A-moll. In jeder Hinsicht gereichte
sie zu höchster Befriedigung.
Das Kergl-Quartett erwies sich als eine
Vereinigung von hohen Eigenschaften. Die
Verschmelzung des Spiels, die Einheit der
musikalischen Intention, die Veredelung des
Tons, die besondere Qualität der 1. Geige und
der Bratsche, wie sie vorgestern hervorzutreten
Gelegenheit hatten, ermöglichten einen reinen
musikalischen Genuß. Daß das Schubert'sche
Werk an diesem an sich Bruckner gewidmeten
Abend zugegeben wurde, war ein glücklicher
Gedanke. Man sah daran, was Schönheit ist.
Das Werk ging wie lauterster Wohllaut in
die Seele der Hörer ein. Die Wiedergabe war
dabei ohne Süßlichkeit, voll Leben und rhyth-
mischer Spannungen.
Das Stre.ichquintett von An ton
Bruckner ist im Jahre 1879 entstanden.
1885 erfolgte seine Erstaufführung. Daß es
in der Blütezeit von Brahms nur mit Beden-
ken ausgenommen wurde, ist sehr begreiflich.
Man sagte ihm nach, es überwiege darin dpr
Symphoniker den Kammermusiker, die fünf
Instrumente seien wie ein Orchester behan-
delt. Man fand darin den reinen Wagner-
stil, die unendliche Melodie, das Pathos Wo-
tans, die sich verzehrende Ekstase Isoldens. Der
1. Satz wurde gar als krankhaft bezeichnet, das
Scherzo als unmöglich, das Ganze als wider-
wärtig — nur in dem Adagio erkannte man
„etwas von dem göttlichen Funken"; es sei
die Genesung selbst, reif, gewählt, maßvoll in
den kühnsten und seltsamsten Verschlingungen;
vor allem bewunderte man das herrlich ge-

gliederte, 12 Takte lang in ruhiger Majestät
sich ausbreitende erste Thema.
Wir sind inzwischen unvoreingenommener
geworden. Wir hören auch aus diesem Werk
und zwar aus jedem seiner Teile nicht mehr
Wagner, sondern Bruckner, und zwar den
ganzen so tiefen und reichen, wie auch eigen-
willen und eckigen Bruckner. Freilich ist auch
für uns das Adagio das Erhabenste an dem
ganzen Werk, aber zugleich eines der tiefsin-
nigsten der ganzen Musik überhaupt. — Das
Kergl-Quartett wies dies alles überzeugend
nach, und solches sagen zu können, ist genug
des Lobes für diese Aufführung. Neben
Max Kergl selbst mich dabei namentlich des
ersten Bratschisten Franz Neumaier gedacht
werden, dessen herrliches Sviel den tieftt-n
Glanz des Adagios mit ausmachte. V.

Vom I Um
Lspilo!
*) Morgenrot. Das ganze Programm
ist eine Sehenswürdigkeit. Angefangen von
der Kulturstudie „Völkerwanderungen der
Fische", in der die Kamera Wunder der Tiefe
enthüllt, Niesenmengen des Lebens ebenso
wie die Geheimnisse der Zeugung und die
Schönheit der Formen. In der Bühnenschau
erweisen die „N o t h a n a's , Meister-Elasti-
ker" ihre Kunst. — Dann erscheint das wo-
gende Meer auf der Leinwand — Vorspann
für den mit Spannueng erwarteten Haupt-
film „Morgenrot". Ein photographisch-
technisches Meisterwerk! Darüber hinaus
künstlerisch geschickter und dichterisch erfühlter
Aufbau der Handlung, die von tiefernster
über kurze heitere Szenen hinweg zu einer
Dramatik des Geschehens aufsteigt, die in höch-
ster Spannung und in Erschütterung des Mit-
erlebens ihren Höhepunkt findet,
Dieser U-Vootfilm hat gar nichts gemein
mit übereifrigen kitschigen Kriegsfilmen. Er
spricht ohne lauten Tnm-Tam von der deut-
schen Seele, und gerade diese Innerlichkeit
verbunden mit dem sichtbaren Dienst am
Vaterland, in stiller Pflichterfüllung bis ans
Ende gibt dem Film die eigene Note. Darum
sollte der Film schließen, wo die Ergriffenheit

stumm macht. Leider ist aber ein etwas red-
seliges Ende angefügt nebst einer kurzen hei-
teren Episode, die dem Filmgeschmack Rech-
nung trägt und auch in der Tat von dem Druck
der Geschehnisse erlöst. — Diese stillen Pflich-
tenmenschen mit ihrer Innigkeit und der No-
blesse selbst im Feuer des Seegefechts spielen
Rudolf Forster und Fritz Gen-
schow schlechthin unübertrefflich in Maske
und Einleben in ihre Rotten.
Dann ist da noch Camilla Svira und
— herrlich — A d e le S a n d r o ck. Man kennt
sie heute fast ' nur noch als komische
Alte, hier erinnert man sich, daß sie dereinst
eine gefeierte Magda war, eine der ersten
Hochdramatischen.

* Annette von Droste-Hiilshoss starb an der
Basedowschen Krankheit. In der „Modi zwischen
Welt" stellt Dr. Walter K. Fränkel (Berlin) auf
Grund brieflicher Aeußerungen der Droste, zeit-
genössischer Beschreibungen ihrer äußeren Er-
scheinung und eines Jugendbildnisses ;est, daß
die Dichterin seit ihren EntlvicklungZjahcen an
einer Schilddrüsenerkrankung litt, aus der auch
die Schwäche des Nervensystems und die Atem-
beschwerden zu.erklären sind. An einer Tuber-
kulose, wie bisher immer angenommen, bat sie
Droste nicht gelitten. Ihre letzte Krankhe.t und
ihr Tod werden non dein Berliner Forscher auf
Lungenembolie infolge einer durch die Basedow-
sche Krankheit hervorgerüfenen Herzschädigung
zurückgeführt.
* Neue Funde der deutschen Spatenforschung
in Attika. Mit Unterstützung eines nmerikrn.schen
Gönners ist es dem Deutschen Archäologischen
Institut in Athen ermöglicht worden, trotz der
Notzeit größere Grabungen zu unternehmen.
Blau wählte hierzu den Kerameikos-Friedhof im
Nordwesteu Athens. Aus der Fülle interessanter
Funde ist wohl der bedeutendste eine prachtvolle
attisch," GrcBstelle ans dem vierten vorchristluhen
Jahrhundert, ein Meisterwerk von vorzüglicher
Erhaltung, dessen Bemalung stellenweise noch
vorhanden ist. Diese neuentdeckte Gravvlckstik
dürfte unter den bisher bekannten nicht ihres-
gleichen finden,

kamrtag, eien rr. tKSrr
ubcncks 20.30 ttlttr sprickt In cker
«eioersras Lerpstraüe 66 in unserem
vunüersbsnÄ
Herr ttancktspsabg. »«rtmmnn über ckss reitge-
msbe Ibems:
„Mn unü Msven ükl KSMkMllM"
Osru »inck stte IZunckestisuncke unck Lsrteirnlt-
qliecker kerslicb eingelsclsn.


auf, ruft uns die Stimme" schließt ab. Die
einheimische Sopranistin Walburg E. Schick
wird einige geistliche Lieder mit Orgel singen,
Gesänge aus dem frühen und reifen Schaffen
des Meisters.
X Wieder Mensuren in Heidelberg. Der
Oberbürgermeister Hal die Herren Staatskom-
missare für das Justizministerium und für das
Ministerium des Innern ersucht, das im Jahr
1925 von der damaligen Negierung für das
Land Vaden erlassene Verbot der studentischen
Schlügermensuren mit sofortiger Wirkung
aufzuheben.
X Vom Wohlfahrtsamt. Am 22. März 33
standen bemi Wohlfahrts- und Jugendamt
Heidelberg 5240 (Vorwoche 5267) Wohlfahrts-
erwerbslose (arbeitsfähige Personen) in offe-
ner Fürsorge.
X Wieder schönes warmes Friihlingswstterk
Gestern nachmittag jpgen 6 Uhr konnte man
beobachten, wie Plötzlich der rauhe Novdostwind,
der die letzten Tage alle Frühlingshoffnungen
unterdrückte, nachließ und es gegen Abend lind
wurde. Heute morgen war es um 9 Uhr schon
wesentlich wärmer wie gestern. Auch für die
nächsten Tage ist wieder warmes Fmhlings-
wctter zu erwarten.
X Der katholische Kaufmann in der wirt-
schaftlichen und geistigen Bewegung unserer
Zeit. Im gut besuchten Saal des Kolpinghauses
sprach gestern abend Prokurist Hans G r'efen-
FreWurg auf Einladung des Columbus über
dieses Thema. Ueber die interessanten mit
großem Beifall aufgenommenen Ausführungen
werden wir morgen ausführlich berichten.
X Schwarz-weiß-rste Kokarde für die Post-
beamten. Der Reichspostminister hat ange-
ordnet, daß an den Dienstmützen der Post-
beamten an Stelle des bisherigen Adlerschil-
des die schwarz-weiß-rote Neichskokarde anzu-
bringen ist.
X Morgen letzter Abend des Brahms-Cyklus.
Bei dem morgen abend, 20 Uhr, im Hotel
Schrieder stattfindenden 3. Abend des Brahms-
Cyklus wirken mit: Frl. Stephanie Pellissier
(Klavier), Avni Steiger-Betzack (Violine) Ilse
Bernatz (Biolincello) und Wilhelm Schubert
(Violine). Wir machen auf diesen Abend noch-
mals aufmerksam,
X Sommertagszug im Stadtteil Handschuhs-
heim. Der Verein Handschuhsheim und der
O r cheste rve rein Ha ndschu h she im ve ranstalte n
am Sonntag (Lätare) erstmals für die Ju-
gend des Stadtteils einen Sommertags-
zug. Der Zug stellt sich nachmittags 2 Uhr
pünktlich in der Handschuhsheimer Landstraße
auf, mit der Spitze beim Roseubergweg. Er
bewegt sich durch die Handschuhsheimer Land-
straße, die Mühltal- und Friedensstvaße, die
Dossenheimer Landstraße, biegt beim Wausen-
Pfad ein, geht durch die Pfarrgasse, Beethoven-,
Mozart- und Steubenstraße, um sich dann an
der Tiefburg aufzulösen.
X Im Stadttheater wird heute abend
7.45 Uhr im Abonnement A 24 die erfolg-
reichste Operette der diesjährigen Spielzeit,
R. Dellingers „Don ;Lesar", gegeben. In
den Hauptpartien Ly Brühl, Nuscha Krum-
haar, Aenne Hochhuth, Clarissa Manhof, Peter
Anders, Richard Erdmann, Heinz Evelt, Ul-
rich Friedrich und Hasso Henning. — Das ein-
malige Gastspiel Paul Wegener, Herm. Kör-
ner, Hedwig Wangel mit ihrem Berliner En-
semble findet morgen, Samstag abend
8 Uhr statt. Die prominentesten Gäste brin-
gen das vieraktige Schauspiel „John Gabriel
Borkmann" von Henrik Ibsen.


Karl Severing,
der frühere preußische Innenminister.
 
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