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Mahnung verstehen, nun allenthalben
ernste Arbeit zu gehen. Große Reden un!
liche Kundgebungen hc
ernsten Fragen der G
wie der lieben Mutter Gottes in Nazareth,
dann versprechen wir ihm alle Liebe, dann
fließt unser Mund über von seinem Lobe. Wie
aber verhalten wir uns zu den unzähligen Ein-
sprechungen, die er uns jeden Tag zuteil wer-
den läßt? Zu den vielen Führungen, durch die
er unsere Seele zum Berge der Vollkommen-
heit geleiten will? Sind wir auch dann in jei-
einmal seine Absichten "nicht aus den ersten Blick
verstehen? Wenn seine Pläne dunkel und ver-
schleiert vor uns liegen? Haben wir immer das
feste, kindliche Vertrauen, daß er alles zu un-
serem Besten lenken wird? . . . Harren wir in
unser» guten Vorsätzen auch aus, wenn uns
Gott die dunklen Straßen des Leides führt?
Oder geben wir dem Heiland nur das Geleite
auf den Tabor und in den Abesdmahlssaal und
wenden ihm den Rücken, wenn er uns einlädt,
ihn zu begleiten in den nächtlichen, einsamen
Oelgarten? Und drücken wir uns scheu beiseite,
wenn er sein Kreuz auf die Schultern nimmt
und uns bittet, mit hinauf zu wandern auf den
Kalvarienberg?
(k^skls Ve^imöizunz)
In ihr ist die Tugend nicht ein schwaches Licht-
lein, das beim leisestm Lusthauch schmählich
erlischt. Sie dient nicht nur Gott, solange ihre
Seele voll heiliger Freude ist . . . Manche
Seele steht heute noch in der Liebe und Freund-
schaft Gottes. Aber es ist ihr Glück, daß Gott
ihr keine heftigen Versuchungen zugelassen hat.
Wenn sie scharf vor die Entscheidung gestellt
würde: hier die heiligmachende Gnade und die
Anwartschaft aus den Himmel, und dort ein
wenig Ehre, die Befriedigung deiner sinnlichen
Begierden, ein Stück Geld und Gut, das die
Lebenssorgen dir verscheucht: wie manches
würde Gott den Abschied geben und die Sünde
wählen? Heutzutage sind viele Gewissen stumpf
und gleichgültig geworden ... Die Ver-
heil a t e t e n kümmern sich vielfach nichts um
die Gebote Gottes; sie tun, wozu sie ihr Fleisch
und ihr Triebleben sortreißt. Junge Leute
beiderlei Geschlechtes setzen sich über alle Be-
denken ihres Gewissens hinweg, wenn nur nach
außen hin der Schein einer gewissen Wohlan-
ständigkeit und Ehrenhaftigkeit gewahrt wird.
Wie wird vielfach der Sonntag entheiligt,
und wenn man Säumige zur Rede stellt, be-
kommt man die sonderbarsten Ausreden und
Ausflüchte zu hören. Wie oberflächlich und
leicht nehmen es viele Eltern mit der Kinder-
erziehung. Wissen sie nicht, welch strenge Ver-
antwortung einmal von ihnen verlangt wird?
Wenn auch dein Gewissen in letzter Zeit
etwas weit und lax geworden ist, schärfe es
wieder, miß all deine Gedanken, Wünsche, Reden
und Handlungen am heiligen Gesetze Gottes
und sei nicht gar zu großzügig, wo es sich um
das Heil und die Heiligung deiner Seele
handelt.
„Verkündigung"
Ein Garten nur,
Der eine Lilie blüht«.
Die neigt« sich dem Licht:
Wer ist's der unbegreiflich zu ihr spricht,
Daß sie so hold und magdlich scheu erglüht«?
Ein Garten nur.
Der ein« Lilie brachte
Und eine neu« Spur,
Die Gott erdachte . . z?
Gertrud Thielen.
Der Engel hat der lieben Mutter Gottes alle
Bedenken genommen. Die Wölklein, die für
einige Augenblicke vor ihrer Seele standen,
haben sich zerstreut, und das Helle Licht der Er-
kenntnis flutet in sie ein. Darum spricht sie
nun in aller Bereitwilligkeit und Gelassenheit:
„Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir ge-
Seele, das müssen wir lernen, du und ich,
daß es gar nicht darauf ankommt, wo wir im
Leven stehen; es kann uns der letzte Posten in
unserem Berufe zugedacht sein, — ob einer
Papst oder Minister, — ob du eine gelehrte,
gebildete Dame bist oder ein armer Dienstbote,
es kommt alles darauf an, wie wir mit der
Gnade Gottes mitwirken. Je treuer wir auf
die inneren Einsprechungen hören, je williger
wir uns führen lassen, desto freigebiger gießt
Gott die Reichtümer seiner Gnade in uns aus.
Und wenn du dich bisweilen beklagst, daß es
dir an hohen Antrieben zur Tugend fehle, daß
du nicht so gut und fromm sein kannst, wie
diese und jene Seele, prüfe dich einmal, ob dir
nicht vielleicht ganz andere Gnaden angeboten
sind, Gnaden, die du bis jetzt hast brachliegen
lassen. Das sind die beiden großen Geheimnisse
im Leben der Mutter Gottes und in unserm
eigenen Leben: bereit sein, die Gnade auf-
nehmen, ihr das Herz weit öffnen und — dem
erkannten Guten den eigenen Willen gefangen
geben; das heißt für jede Seele „Magd des
Herrn" sein.
Julius Spiegel, Stadtpfarver.
schem Mute einschalten müssen. Ist di« Hitler-
bewegung in so kurzer Zeit zu solchen Ausmaßen
gewachsen, so ist es selbstverständlich, daß die
Menschen selber sich so schnell nicht haben ändern
können. Was kraftlos war, ist zusammengebro-
chen, worüber man sich nur freuen kann. Aber
der Zusammenbruch wurde von diesem Gewitter
nur beendigt, während der Prozeß der Fäulnis
schon durch viele Jahre gegangen ist. Umgekehrt
sind die neuen Ideen, die jetzt auftauchen, auch
schon lange vorbereitet worden. Es ist nur not-
wendig, sie auf den Markt zu bringen. Gerade
auch im Schoße des Katholizismus ist so vieles
Neue in den letzten Jahren entstanden, ^as sich
vergeblich bemühte, an die Oberfläche zu kom-
men. Um «in Beispiel zu nennen, so mache ich
hier aufmerksam auf ein Buch Hans Eibls,
des bekannten Künstlerphilosophen in Wien. Es
heißt: „Vom Sinn der Gegenwart", (Wilhelm
Braumüller, Wien, Leipzig). Richtet es sich auch
mehr an gebildete Menschen, so erschließt es sich
doch auch einfacheren Naturen, wenn man ihm
nur die nötig« Hingabe schenkt. Schon Alois
Dempf hatte die Reichsidee gründlich behandelt,
und nun kommt Eibl, der uns dieses „Buch von
deutscher Sendung" schenkt. Es fehlte uns ein
solches Werk, zumal sowohl der Protestantismus
als auch andere Richtungen sich in jüngster Zeit
viel um die Reichsidee bemüht haben. Es ist
auch gut, daß ein Künstler dieses alles geschrieben
hat, denn dem Künstler ist der Wille zur Mitge-
staltung eigen. Weiter ist es ein glücklicher Zu-
fall, daß dieses Buch aus Oesterreich zu uns
kommt, denn einmal hat man dort ^i« alte
Reichsidee noch am besten bewahrt und zweitens
ist das gewissermaßen eine Ergänzung zum
Geiste von Potsdam. Scharf stellt Eibl die
Fronten -gegen den Bolschewismus und gegen
Versailles heraus, verlangt Eigenart des deut-
schen Menschen und verspricht sich sogar «ine
neue Rechtsordnung aus deutschem Wesen.
Bleibt die Arbeit eines Künstlers auch immer
*
Jede Gnadenstunde ist ein eindringlicher Ruf
Gottes an die Seele. Mit den Gnaden wächst
darum auch die menschliche Rechenschaft und
Verantwortung. Glaube nicht, Maria habe in
diesen Augenblicken nur Ehre erlebt. Sie sah
und fühlte auch, daß eine ungeheure Last und
Bürde auf ihre Schultern gelegt würde. In ihr
Magdsein schloß sie alles ein, was die Mutter-
gotteswürde mit sich bringen würde. Schon
bald darauf geht sie über das jüdische Gebirge,
um der Mutter des Vorläufers, ihrer Base
Elisabeth, ihre Dienste anzubieten. Sie wird
später unter Mühen und Beschwerden die weite
Reise von Nazareth nach Bethlehem zu machen
haben; in den Tagen ihrer reinsten, schönsten
Mutterfreude wird sie den Fluchtweg nach
Aegypten betreten müssen . . . Und was wird
ihr alles bevorstehen, wenn ihr Sohn sein
öffentliches Leben beginnt, wenn er immer
näher und näher hinschreitet zu seinem Opfer-
altare, zum Kreuze? Fort und fort wird das
Schwert in ihrem Mutterherzen wühlen, und
immer wird sie sprechen wie in dieser Stunde:
„Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir ge-
schehe nach deinem Worte." Wenn die Männer
zagen und ihren göttlichen Sohn verlassen, wird
sie an seiner Seite stehen und bei ihm aus-
harren, bis der letzte Hauch und Seufzer seinem
Munde und Herzen entflohen ist.
Wenn uns die Güte Gottes selige Stunden
des Trostes und der inneren Erhebung bereitet
schehe nach deinem Worte." Lk. 1, 38. Eine
falsche Demut hätte sich hier als größte Sün-
derin bekannt, — nach außen ihn, — und wäre
innerlich auf die höchsten Höhen der Eitelkeit
gestiegen; eine falsche Demut hätte diese
Würde weit von sich gewiesen und sich doch
schon gewiegt in stolzer Selbstgefälligkeit . . .
Die echte Demut spricht wenig Worte, und , .
die sind und sagen das, was in solchen Stunden ner Vaterhand gefügige Werkzeuge, wenn wir
das Richtigste und Beste ist: ich bin bereit zu
dem, was Gott von mir verlangt. Hat er mir
eine Auszeichnung zuyedacht, die ich nicht er-
strebt, so freue ich mich in Dankbarkeit. Ich
hätte ihm aber nicht weniger gerne und treu
gedient, wenn er mich im Schatten des Un-
bekanntseins und der Verborgenheit gelassen
hätte.
ähnlich«. Viel Arbeit und Opfersinn steckt m all
dem verborgen, Wert«, die nicht untergehen.
Freilich möchte man wünschen, es würden auch
noch aktuellere Probleme erörtert, denn die
junge Welt bed-axf der Führung vom Geiste her
gerade auch in den uns alle berührenden Ent-
wicklungen der Gegenwart. Man soll das in die-
sen Kreisen nicht als Tagespolitik behandeln,
sondern sub specie aeternitatis, unter dem Lichte
der Ewigkeit. So wird der Erlöserwille -geweckt,,
der jeden gläubigen Menschen diesem Zeitalter
gegenüber beseelen muß.
Irgendwo sagte ein Pfarrer vor seiner Ge-
meind«, die durch manches, was in jüngster Zeit
geschehen ist, bedrückt war: „Wir müssen warten
können" . . . „Eines Tages werden sie , uns
rufen . . ." Gerade auch in den marxistischen
Reihen gibt es so viele Enttäuschte. Und auch die
nationalen Kreise fühlen die Schwere ihrer Auf-
gabe. Man wird bald schon auf jene Kräfte
zurückgreifen müssen, kE noch die stärksten bei
jeder Neugestaltung in allen Jahrhunderten ge-
wesen sind. So wunderbar ruhig geht die Natur
wieder ans Werk. Wie schöne Vorfrühlingstage
hat sie uns geschenkt. Es gibt noch Reiche, die
größer und umfassender sind, als jene, die im
Wirbel der Geschichte einander ablösen. In im-
mer gleicher Schönheit flattert die blaue Him-
melsfahne über den verschiedenen Abzeichen der
Menschen. Der Rhythmus der Jahreszeiten
scheint sich nicht zu kümmern um die Dynamik
der Revolution. Eine unendliche Still« sicht im-
merfort um den Menschen und wölbt ihr ewiges
Haus über ihm. Vergißt der Mensch auch nur
einen Augenblick, daß er auch Bürger dieses ewi-
gen Reiches ist, dann wird ihm auch der Ban
eines irdischen Reiches nicht gelingen. Er wird
Fragmente und Trümmerhaufen schaffen. Das,
was Dauer gibt und Festiget, stammt immer
aus ewigen Welten. Wer das weiß, der verliert
nie das Gefühl einer Sicherheit und Geborgen-
heit. Auch in der jüngsten Revolution ist kein
Spatz vom Dach gefallen und keine Regierung
von ihrem Stuhl ohne den Willen des Vaters
Er wird wissen, wofür es gut war.
Der Mann im Mond«
VkockenpZsucierei
Vom 5inn 6er 6ezemvsr1 / Revolution um 6ott / k^ermgLlisuren
V/srten....
Stellt man sich vor, daß in Deutschland eine
wirkliche Revolution stattgefunden hat, so muß
man einräumen, daß sie verhältnismäßig ruhig
verlaufen ist. So schmerzlich die Ausschreitungen
einzelner Gruppen sind, die Leiter selbst haben
diese Zügellosigkeiten verurteilt und scheinen
auch die Kraft zu haben, ihnen ein Ende zu set-
zen. Unglaublich schnell ist diese Revolution aus
dem ersten Stadium in das zweite getreten, wie
_. das Herr von Papen in Breslau gesagt hat.
Himmel der Himmel nicht fassen können. Aus Vielleicht hat jetzt di« Zeit begonnen, in der
dich blickt herab der himmlische Vater und be- stch die geistigen Element« der Nation mit fri-
diese Göttin di« Flügel der Hoffnung und zeigt
sie uns doch immer über allem Alltag das kom-
mende Reich der Schönheit.
Auch andere Ideen melden sich von neuem zu
Worte. So schlägt Hermann Rasch ke „Thesen
einer neuen Reformation" an -der Garnisonkirch«
zu Potsdam an. Luther, wenn er noch lebt«,
würde sich zornig aufrichten und fragen, wieso
man ein Christentum ohne persönlichen Gott
als die Fortsetzung seines Werkes -betrachten
könne. Dieses Buch, das sich „Revolution um
Gott" nennt, verdiente viel eher den Titel „Re-
volution gegen Gott". Es hat nichts von einem
neuen Geist, ist doch schon alles dieses von de
Lagarde und zwar in einem ganz anderen For-
mat gebracht worden. Man wivd die Bestre-
bungen der „Deutschkirche", von denen man
sagt, daß sie sich mit diesen Thesen einer neuen
Reformation berühre, nicht einfach auf das
Konto des Nationalsozialismus setzen dürfen.
Eine Bewegung, die über 40 Prozent aller Deut-
schen erfaßt hat, hat damit auch die verschieden-
sten Gruppen in sich ausgenommen. Diese wer-
den ihr Eigenleben weiterführen, und es wird
die alte Geisterschlacht, die andere Zeiträume
kennt, als kurze Epochen von 14 Jahren, un-
entwegt weitergehen. ist ein Zeichen gesunder
Einsicht, wenn die neuen Herren dieser Fr ^«it
des Geistes keinen Zwang antun wollen. Das
Volk der Dicbter und Denker müßte sein eigen-
stes Wesen aufgeben, wollte es je auf das heiße
geistige Ringen verzichten, das seine Geschichte
so reich und groß gemacht.
Es wivd auch jeder Freund des Volkes die
Mahnung verstehen, nun allenthalben n die
ernste Arbeit zu gehen. Große Reden und öffent-
liche Kundgebungen haben ihren Sinn, aber die
ernsten Fragen der Gegenwart werden nur ge-
övdert von Menschen der inneren und der g-e-
ammelten Kraft. Ist die jüngere Generation
tärker in den Vordergrund getreten, so wird sie
ich der echten Bildung mit schöner Begeisterung
zuwenden. Ein Zeugnis solcher vertiefenden Ar-
beit ist der 5. Jahresbericht über die Religions-
hochschul« von Elkeringshau-sen bei Winterberg
in Westfalen, die von der Akademischen Bonifa-
tiusvereinigung, Sitz Paderborn, ausgegangen
ist und von Rektor Lutz geleitet wird. Es sind in
diesem Jahre 353 Vorträge gehalten worden,
und es haben 173 Arbeitsgemeinschaften stattge-
funden. lieber 1000 Studenten und Studentin-
nen haben daran teilgenommen und sich mit
Fragen beschäftigt wie etwa: „Katholische Le-
bensform" oder „Christus und unsere Zeit" oder
„Die Gestaltung des christlichen Lebens durch
er Philister das nicht tadeln, schenkt uns doch die Liturgie" oder „Christ im der Welt" und
«Zer
Ist es nicht immer etwas tief Rührendes, in
der Heiligen Schrift zu lesen, mit welcher Demut
die liebe Mutter Gottes die Verkündigungs-
stunde durchlebt hat? Selten wird uns der tiefe
Abstand von ihr so bewußt wie auf diesem
Höhepunkte ihres Lebens, wo Gott all seine
Liebe in ihr Herz gießt, wo die Engel ihre
Kronen vor ihr niederlegen, — und sie hat
nur dieses schweigende Erschrecken, dieses ängst-
liche Nachdenken, was dieser Gruß wohl zu
bedeuten habe (Lk. 1, 29). Wir erregen uns,
wenn uns von der uns zustehenden Ehre, wie
wir meinen, ein wenig vorenthalten wird, —
i e sorgt sich, es möchte ihr zuviel Ehre under-
ahren. Sie ist im Höchstmaße jene Seele, die
o ganz frei ist von aller ungeordneten Liebe zu
ich selbst, frei von allem Stolze, und darum
änn Gott in ihre Seele wie in ein leeres Gesäß
all seine Gnaden einstrümen lassen. In dieser
Verkündigungsstunde drückt er ihr die Krone
der Gottesmutterschaft auf das Haupt. Aber
im freudenvollen Bekenntnis der lieben Mutter
Gottes hören wir nichts von ihrer wunder-
baren Auszeichnung. Sie ändert nichts an ihrer
bisherigen Demut. „Siehe, ich bin die Magd
des Herrn, mir geschehe nach deinem Worte."
Wie mancher Mensch duckt sich wie eine Weide,
solange die Last des Unglückes oder die Ungunst
der Verhältnisse oder die Faust der Vorgesetzten
auf ihm ruht, — und er schnellt alsbald empor,
wenn er ein wenig freier atmen kann, vergißt,
wer er gewesen und erhebt sich sogar über jene,
die einst über ihm standen. Die liebe Mutter
Gottes bleibt sich immer gleich. Und das ist
das schönste Zeugnis für ihre Seelengröße . . .
Wieviele Seelen mögen schon gestrandet sein an
der Klippe des Stolzes, weil sie zu größerer
Ehre berufen, von Gott mit besonderen Gnaden
und Vorzügen ausgezeichnet worden waren?
Die Geschichte erzählt uns mehr wie einen
traurigen Fall, wie Cedern des Libanon ge-
fallen sind, werk sie dem Stolze Einlaß in ihr
Herz gewährt haben.
*
Die liebe Mutter Gottes ist schon seit ihrer
Empfängnis rein von jeder Sünde, ihre heilige
Seele strahlt in wunderbarer Schönheit. Kein
Mensch ist mit der allerheiligsten Dreifaltigkeit
so innig verbunden, wie sie es zeitlebends ge-
wesen ist. Darum flutet auch durch ihre Seele
die reinste, heiligste, höchste Freude, die nur
gedacht werden kann in diesem Tränentale. Zur
hohen Auszeichnung darf sie sichs anrechnen,
daß Gabriel, ein hehrer Himmelsfürst, ihr ein-
faches Gemach betritt. Immer sind es bevor-
zugte Seelen gewesen, denen Gott seine Engel
sandte, um ihnen himmlische Kunde zu bringen.
Aber nicht allein die Tatsache seiner Erscheinung
bedeutet eine besondere Gnade Gottes, höchst
ehrenvoll ist sein Gruß und seine Botschaft.
„Gegrüßet feist du, voll der Gnade, der Herr
ist mit dir, du bist gebenedeit unter den Wei-
bern." Lk. 1, 28. Der dreieinige Gott hat dich
ausersehen, die Mutter des Erlösers zu werden.
Derjenige, auf den die Jahrtausende gewartet,
will in d,r serne Wohnung, seinen Thron aus-
schlagen. Du sollst denjenigen tragen, den die
'." '-' " f'st' - ""
dich blickt herab der himmlische Vater und be-
grubt dich: du bist meine geliebte Tochter; zu
dir steigt hernieder der eingeborene Sohn Got-
tes und bittet dich: sei meine liebe, treue Mut-
ter: dich überschattet der heilige Geist und ehrt
dich: du bist meine auserwählte, heilige Braut.
Was hätte sich Maria in ihren erhabensten
Stunden Schöneres, Größeres wünschen können,
als daß sic der Menschheit den Erlöser schenken
dürfte? Ob sie in ihrer Demut je daran gedacht
hat, daß diese Würde einmal ihr zusallen werde?
Manche Geistesmänner vertreten die Ansicht, sie
habe durch eine Privatossenbarung ihre eigen-
artige Stmung im Heilsplane Gottes mitgeteitt
bekommen. Wenn sie auch nicht alle Einzel-
heiten gewußt habe, so seien ihr die Gedanken
Gottes doch in großen Umrissen bekannt gewe-
sen. Gleichwohl fährt in diesen Augenblicken ein
Schrecken durch ihre ganz Gestalt. Ist die Er-
scheinung echt, oder ist sie am Ende nur ein
Spiel und Bild der Pantasie? Kann es nicht
auch Engel geben, die sich in ein Lichtgewand
kleioen, wie der Apostel sagt, und die Menschen
auf Irrwege führen? . . . Und wenn die Er-
scheinung echt und die Botschaft wahr ist, wie
wird sich ihr Jungfräulichkeitsgelübde und die
hier angebotene Mutterschaft miteinander ver-
einbaren lassen? „Wie wird dies geschehen, da
ich keinen Mann erkenne?" Lk. 1, 34. Ich will
nichts zurücknehmen von dem, was ich Gott
einmal gelobt; ich habe ihm meine Jungfräu-
lichkeit zu Füßen gelegt, ich will keine andere
Liebe außer der seinigen. Die Jungfräulichkeit
zumal ist ein solch heiligzartes Gelübde, das
sorgfältig gehütet und gehegt sein will. Da sieht
die allerseligste Jungfrau zwei Wege, die schein-
bar weit auseinander streben. Sie weiß im
Augenblicke nicht, wie Gott die beiden Wege in
einer wunderbaren, höheren Einheit zusammen-
sühren wird. In dieser Stunde hat der drei-
einige Gott eine Doppelkrone für sie bereit, die
der ewigen Jungfräulichkeit und der erhaben-
sten Mutterschaft. . .
Was ist es Schönes um diese zarte Gewis - stark der Göttin Phantasie verpflichtet, so möge
jenh astig leit der lieben Mutter Gottes, der Philister das nicht tadeln, schenkt uns doch
Mahnung verstehen, nun allenthalben
ernste Arbeit zu gehen. Große Reden un!
liche Kundgebungen hc
ernsten Fragen der G
wie der lieben Mutter Gottes in Nazareth,
dann versprechen wir ihm alle Liebe, dann
fließt unser Mund über von seinem Lobe. Wie
aber verhalten wir uns zu den unzähligen Ein-
sprechungen, die er uns jeden Tag zuteil wer-
den läßt? Zu den vielen Führungen, durch die
er unsere Seele zum Berge der Vollkommen-
heit geleiten will? Sind wir auch dann in jei-
einmal seine Absichten "nicht aus den ersten Blick
verstehen? Wenn seine Pläne dunkel und ver-
schleiert vor uns liegen? Haben wir immer das
feste, kindliche Vertrauen, daß er alles zu un-
serem Besten lenken wird? . . . Harren wir in
unser» guten Vorsätzen auch aus, wenn uns
Gott die dunklen Straßen des Leides führt?
Oder geben wir dem Heiland nur das Geleite
auf den Tabor und in den Abesdmahlssaal und
wenden ihm den Rücken, wenn er uns einlädt,
ihn zu begleiten in den nächtlichen, einsamen
Oelgarten? Und drücken wir uns scheu beiseite,
wenn er sein Kreuz auf die Schultern nimmt
und uns bittet, mit hinauf zu wandern auf den
Kalvarienberg?
(k^skls Ve^imöizunz)
In ihr ist die Tugend nicht ein schwaches Licht-
lein, das beim leisestm Lusthauch schmählich
erlischt. Sie dient nicht nur Gott, solange ihre
Seele voll heiliger Freude ist . . . Manche
Seele steht heute noch in der Liebe und Freund-
schaft Gottes. Aber es ist ihr Glück, daß Gott
ihr keine heftigen Versuchungen zugelassen hat.
Wenn sie scharf vor die Entscheidung gestellt
würde: hier die heiligmachende Gnade und die
Anwartschaft aus den Himmel, und dort ein
wenig Ehre, die Befriedigung deiner sinnlichen
Begierden, ein Stück Geld und Gut, das die
Lebenssorgen dir verscheucht: wie manches
würde Gott den Abschied geben und die Sünde
wählen? Heutzutage sind viele Gewissen stumpf
und gleichgültig geworden ... Die Ver-
heil a t e t e n kümmern sich vielfach nichts um
die Gebote Gottes; sie tun, wozu sie ihr Fleisch
und ihr Triebleben sortreißt. Junge Leute
beiderlei Geschlechtes setzen sich über alle Be-
denken ihres Gewissens hinweg, wenn nur nach
außen hin der Schein einer gewissen Wohlan-
ständigkeit und Ehrenhaftigkeit gewahrt wird.
Wie wird vielfach der Sonntag entheiligt,
und wenn man Säumige zur Rede stellt, be-
kommt man die sonderbarsten Ausreden und
Ausflüchte zu hören. Wie oberflächlich und
leicht nehmen es viele Eltern mit der Kinder-
erziehung. Wissen sie nicht, welch strenge Ver-
antwortung einmal von ihnen verlangt wird?
Wenn auch dein Gewissen in letzter Zeit
etwas weit und lax geworden ist, schärfe es
wieder, miß all deine Gedanken, Wünsche, Reden
und Handlungen am heiligen Gesetze Gottes
und sei nicht gar zu großzügig, wo es sich um
das Heil und die Heiligung deiner Seele
handelt.
„Verkündigung"
Ein Garten nur,
Der eine Lilie blüht«.
Die neigt« sich dem Licht:
Wer ist's der unbegreiflich zu ihr spricht,
Daß sie so hold und magdlich scheu erglüht«?
Ein Garten nur.
Der ein« Lilie brachte
Und eine neu« Spur,
Die Gott erdachte . . z?
Gertrud Thielen.
Der Engel hat der lieben Mutter Gottes alle
Bedenken genommen. Die Wölklein, die für
einige Augenblicke vor ihrer Seele standen,
haben sich zerstreut, und das Helle Licht der Er-
kenntnis flutet in sie ein. Darum spricht sie
nun in aller Bereitwilligkeit und Gelassenheit:
„Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir ge-
Seele, das müssen wir lernen, du und ich,
daß es gar nicht darauf ankommt, wo wir im
Leven stehen; es kann uns der letzte Posten in
unserem Berufe zugedacht sein, — ob einer
Papst oder Minister, — ob du eine gelehrte,
gebildete Dame bist oder ein armer Dienstbote,
es kommt alles darauf an, wie wir mit der
Gnade Gottes mitwirken. Je treuer wir auf
die inneren Einsprechungen hören, je williger
wir uns führen lassen, desto freigebiger gießt
Gott die Reichtümer seiner Gnade in uns aus.
Und wenn du dich bisweilen beklagst, daß es
dir an hohen Antrieben zur Tugend fehle, daß
du nicht so gut und fromm sein kannst, wie
diese und jene Seele, prüfe dich einmal, ob dir
nicht vielleicht ganz andere Gnaden angeboten
sind, Gnaden, die du bis jetzt hast brachliegen
lassen. Das sind die beiden großen Geheimnisse
im Leben der Mutter Gottes und in unserm
eigenen Leben: bereit sein, die Gnade auf-
nehmen, ihr das Herz weit öffnen und — dem
erkannten Guten den eigenen Willen gefangen
geben; das heißt für jede Seele „Magd des
Herrn" sein.
Julius Spiegel, Stadtpfarver.
schem Mute einschalten müssen. Ist di« Hitler-
bewegung in so kurzer Zeit zu solchen Ausmaßen
gewachsen, so ist es selbstverständlich, daß die
Menschen selber sich so schnell nicht haben ändern
können. Was kraftlos war, ist zusammengebro-
chen, worüber man sich nur freuen kann. Aber
der Zusammenbruch wurde von diesem Gewitter
nur beendigt, während der Prozeß der Fäulnis
schon durch viele Jahre gegangen ist. Umgekehrt
sind die neuen Ideen, die jetzt auftauchen, auch
schon lange vorbereitet worden. Es ist nur not-
wendig, sie auf den Markt zu bringen. Gerade
auch im Schoße des Katholizismus ist so vieles
Neue in den letzten Jahren entstanden, ^as sich
vergeblich bemühte, an die Oberfläche zu kom-
men. Um «in Beispiel zu nennen, so mache ich
hier aufmerksam auf ein Buch Hans Eibls,
des bekannten Künstlerphilosophen in Wien. Es
heißt: „Vom Sinn der Gegenwart", (Wilhelm
Braumüller, Wien, Leipzig). Richtet es sich auch
mehr an gebildete Menschen, so erschließt es sich
doch auch einfacheren Naturen, wenn man ihm
nur die nötig« Hingabe schenkt. Schon Alois
Dempf hatte die Reichsidee gründlich behandelt,
und nun kommt Eibl, der uns dieses „Buch von
deutscher Sendung" schenkt. Es fehlte uns ein
solches Werk, zumal sowohl der Protestantismus
als auch andere Richtungen sich in jüngster Zeit
viel um die Reichsidee bemüht haben. Es ist
auch gut, daß ein Künstler dieses alles geschrieben
hat, denn dem Künstler ist der Wille zur Mitge-
staltung eigen. Weiter ist es ein glücklicher Zu-
fall, daß dieses Buch aus Oesterreich zu uns
kommt, denn einmal hat man dort ^i« alte
Reichsidee noch am besten bewahrt und zweitens
ist das gewissermaßen eine Ergänzung zum
Geiste von Potsdam. Scharf stellt Eibl die
Fronten -gegen den Bolschewismus und gegen
Versailles heraus, verlangt Eigenart des deut-
schen Menschen und verspricht sich sogar «ine
neue Rechtsordnung aus deutschem Wesen.
Bleibt die Arbeit eines Künstlers auch immer
*
Jede Gnadenstunde ist ein eindringlicher Ruf
Gottes an die Seele. Mit den Gnaden wächst
darum auch die menschliche Rechenschaft und
Verantwortung. Glaube nicht, Maria habe in
diesen Augenblicken nur Ehre erlebt. Sie sah
und fühlte auch, daß eine ungeheure Last und
Bürde auf ihre Schultern gelegt würde. In ihr
Magdsein schloß sie alles ein, was die Mutter-
gotteswürde mit sich bringen würde. Schon
bald darauf geht sie über das jüdische Gebirge,
um der Mutter des Vorläufers, ihrer Base
Elisabeth, ihre Dienste anzubieten. Sie wird
später unter Mühen und Beschwerden die weite
Reise von Nazareth nach Bethlehem zu machen
haben; in den Tagen ihrer reinsten, schönsten
Mutterfreude wird sie den Fluchtweg nach
Aegypten betreten müssen . . . Und was wird
ihr alles bevorstehen, wenn ihr Sohn sein
öffentliches Leben beginnt, wenn er immer
näher und näher hinschreitet zu seinem Opfer-
altare, zum Kreuze? Fort und fort wird das
Schwert in ihrem Mutterherzen wühlen, und
immer wird sie sprechen wie in dieser Stunde:
„Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir ge-
schehe nach deinem Worte." Wenn die Männer
zagen und ihren göttlichen Sohn verlassen, wird
sie an seiner Seite stehen und bei ihm aus-
harren, bis der letzte Hauch und Seufzer seinem
Munde und Herzen entflohen ist.
Wenn uns die Güte Gottes selige Stunden
des Trostes und der inneren Erhebung bereitet
schehe nach deinem Worte." Lk. 1, 38. Eine
falsche Demut hätte sich hier als größte Sün-
derin bekannt, — nach außen ihn, — und wäre
innerlich auf die höchsten Höhen der Eitelkeit
gestiegen; eine falsche Demut hätte diese
Würde weit von sich gewiesen und sich doch
schon gewiegt in stolzer Selbstgefälligkeit . . .
Die echte Demut spricht wenig Worte, und , .
die sind und sagen das, was in solchen Stunden ner Vaterhand gefügige Werkzeuge, wenn wir
das Richtigste und Beste ist: ich bin bereit zu
dem, was Gott von mir verlangt. Hat er mir
eine Auszeichnung zuyedacht, die ich nicht er-
strebt, so freue ich mich in Dankbarkeit. Ich
hätte ihm aber nicht weniger gerne und treu
gedient, wenn er mich im Schatten des Un-
bekanntseins und der Verborgenheit gelassen
hätte.
ähnlich«. Viel Arbeit und Opfersinn steckt m all
dem verborgen, Wert«, die nicht untergehen.
Freilich möchte man wünschen, es würden auch
noch aktuellere Probleme erörtert, denn die
junge Welt bed-axf der Führung vom Geiste her
gerade auch in den uns alle berührenden Ent-
wicklungen der Gegenwart. Man soll das in die-
sen Kreisen nicht als Tagespolitik behandeln,
sondern sub specie aeternitatis, unter dem Lichte
der Ewigkeit. So wird der Erlöserwille -geweckt,,
der jeden gläubigen Menschen diesem Zeitalter
gegenüber beseelen muß.
Irgendwo sagte ein Pfarrer vor seiner Ge-
meind«, die durch manches, was in jüngster Zeit
geschehen ist, bedrückt war: „Wir müssen warten
können" . . . „Eines Tages werden sie , uns
rufen . . ." Gerade auch in den marxistischen
Reihen gibt es so viele Enttäuschte. Und auch die
nationalen Kreise fühlen die Schwere ihrer Auf-
gabe. Man wird bald schon auf jene Kräfte
zurückgreifen müssen, kE noch die stärksten bei
jeder Neugestaltung in allen Jahrhunderten ge-
wesen sind. So wunderbar ruhig geht die Natur
wieder ans Werk. Wie schöne Vorfrühlingstage
hat sie uns geschenkt. Es gibt noch Reiche, die
größer und umfassender sind, als jene, die im
Wirbel der Geschichte einander ablösen. In im-
mer gleicher Schönheit flattert die blaue Him-
melsfahne über den verschiedenen Abzeichen der
Menschen. Der Rhythmus der Jahreszeiten
scheint sich nicht zu kümmern um die Dynamik
der Revolution. Eine unendliche Still« sicht im-
merfort um den Menschen und wölbt ihr ewiges
Haus über ihm. Vergißt der Mensch auch nur
einen Augenblick, daß er auch Bürger dieses ewi-
gen Reiches ist, dann wird ihm auch der Ban
eines irdischen Reiches nicht gelingen. Er wird
Fragmente und Trümmerhaufen schaffen. Das,
was Dauer gibt und Festiget, stammt immer
aus ewigen Welten. Wer das weiß, der verliert
nie das Gefühl einer Sicherheit und Geborgen-
heit. Auch in der jüngsten Revolution ist kein
Spatz vom Dach gefallen und keine Regierung
von ihrem Stuhl ohne den Willen des Vaters
Er wird wissen, wofür es gut war.
Der Mann im Mond«
VkockenpZsucierei
Vom 5inn 6er 6ezemvsr1 / Revolution um 6ott / k^ermgLlisuren
V/srten....
Stellt man sich vor, daß in Deutschland eine
wirkliche Revolution stattgefunden hat, so muß
man einräumen, daß sie verhältnismäßig ruhig
verlaufen ist. So schmerzlich die Ausschreitungen
einzelner Gruppen sind, die Leiter selbst haben
diese Zügellosigkeiten verurteilt und scheinen
auch die Kraft zu haben, ihnen ein Ende zu set-
zen. Unglaublich schnell ist diese Revolution aus
dem ersten Stadium in das zweite getreten, wie
_. das Herr von Papen in Breslau gesagt hat.
Himmel der Himmel nicht fassen können. Aus Vielleicht hat jetzt di« Zeit begonnen, in der
dich blickt herab der himmlische Vater und be- stch die geistigen Element« der Nation mit fri-
diese Göttin di« Flügel der Hoffnung und zeigt
sie uns doch immer über allem Alltag das kom-
mende Reich der Schönheit.
Auch andere Ideen melden sich von neuem zu
Worte. So schlägt Hermann Rasch ke „Thesen
einer neuen Reformation" an -der Garnisonkirch«
zu Potsdam an. Luther, wenn er noch lebt«,
würde sich zornig aufrichten und fragen, wieso
man ein Christentum ohne persönlichen Gott
als die Fortsetzung seines Werkes -betrachten
könne. Dieses Buch, das sich „Revolution um
Gott" nennt, verdiente viel eher den Titel „Re-
volution gegen Gott". Es hat nichts von einem
neuen Geist, ist doch schon alles dieses von de
Lagarde und zwar in einem ganz anderen For-
mat gebracht worden. Man wivd die Bestre-
bungen der „Deutschkirche", von denen man
sagt, daß sie sich mit diesen Thesen einer neuen
Reformation berühre, nicht einfach auf das
Konto des Nationalsozialismus setzen dürfen.
Eine Bewegung, die über 40 Prozent aller Deut-
schen erfaßt hat, hat damit auch die verschieden-
sten Gruppen in sich ausgenommen. Diese wer-
den ihr Eigenleben weiterführen, und es wird
die alte Geisterschlacht, die andere Zeiträume
kennt, als kurze Epochen von 14 Jahren, un-
entwegt weitergehen. ist ein Zeichen gesunder
Einsicht, wenn die neuen Herren dieser Fr ^«it
des Geistes keinen Zwang antun wollen. Das
Volk der Dicbter und Denker müßte sein eigen-
stes Wesen aufgeben, wollte es je auf das heiße
geistige Ringen verzichten, das seine Geschichte
so reich und groß gemacht.
Es wivd auch jeder Freund des Volkes die
Mahnung verstehen, nun allenthalben n die
ernste Arbeit zu gehen. Große Reden und öffent-
liche Kundgebungen haben ihren Sinn, aber die
ernsten Fragen der Gegenwart werden nur ge-
övdert von Menschen der inneren und der g-e-
ammelten Kraft. Ist die jüngere Generation
tärker in den Vordergrund getreten, so wird sie
ich der echten Bildung mit schöner Begeisterung
zuwenden. Ein Zeugnis solcher vertiefenden Ar-
beit ist der 5. Jahresbericht über die Religions-
hochschul« von Elkeringshau-sen bei Winterberg
in Westfalen, die von der Akademischen Bonifa-
tiusvereinigung, Sitz Paderborn, ausgegangen
ist und von Rektor Lutz geleitet wird. Es sind in
diesem Jahre 353 Vorträge gehalten worden,
und es haben 173 Arbeitsgemeinschaften stattge-
funden. lieber 1000 Studenten und Studentin-
nen haben daran teilgenommen und sich mit
Fragen beschäftigt wie etwa: „Katholische Le-
bensform" oder „Christus und unsere Zeit" oder
„Die Gestaltung des christlichen Lebens durch
er Philister das nicht tadeln, schenkt uns doch die Liturgie" oder „Christ im der Welt" und
«Zer
Ist es nicht immer etwas tief Rührendes, in
der Heiligen Schrift zu lesen, mit welcher Demut
die liebe Mutter Gottes die Verkündigungs-
stunde durchlebt hat? Selten wird uns der tiefe
Abstand von ihr so bewußt wie auf diesem
Höhepunkte ihres Lebens, wo Gott all seine
Liebe in ihr Herz gießt, wo die Engel ihre
Kronen vor ihr niederlegen, — und sie hat
nur dieses schweigende Erschrecken, dieses ängst-
liche Nachdenken, was dieser Gruß wohl zu
bedeuten habe (Lk. 1, 29). Wir erregen uns,
wenn uns von der uns zustehenden Ehre, wie
wir meinen, ein wenig vorenthalten wird, —
i e sorgt sich, es möchte ihr zuviel Ehre under-
ahren. Sie ist im Höchstmaße jene Seele, die
o ganz frei ist von aller ungeordneten Liebe zu
ich selbst, frei von allem Stolze, und darum
änn Gott in ihre Seele wie in ein leeres Gesäß
all seine Gnaden einstrümen lassen. In dieser
Verkündigungsstunde drückt er ihr die Krone
der Gottesmutterschaft auf das Haupt. Aber
im freudenvollen Bekenntnis der lieben Mutter
Gottes hören wir nichts von ihrer wunder-
baren Auszeichnung. Sie ändert nichts an ihrer
bisherigen Demut. „Siehe, ich bin die Magd
des Herrn, mir geschehe nach deinem Worte."
Wie mancher Mensch duckt sich wie eine Weide,
solange die Last des Unglückes oder die Ungunst
der Verhältnisse oder die Faust der Vorgesetzten
auf ihm ruht, — und er schnellt alsbald empor,
wenn er ein wenig freier atmen kann, vergißt,
wer er gewesen und erhebt sich sogar über jene,
die einst über ihm standen. Die liebe Mutter
Gottes bleibt sich immer gleich. Und das ist
das schönste Zeugnis für ihre Seelengröße . . .
Wieviele Seelen mögen schon gestrandet sein an
der Klippe des Stolzes, weil sie zu größerer
Ehre berufen, von Gott mit besonderen Gnaden
und Vorzügen ausgezeichnet worden waren?
Die Geschichte erzählt uns mehr wie einen
traurigen Fall, wie Cedern des Libanon ge-
fallen sind, werk sie dem Stolze Einlaß in ihr
Herz gewährt haben.
*
Die liebe Mutter Gottes ist schon seit ihrer
Empfängnis rein von jeder Sünde, ihre heilige
Seele strahlt in wunderbarer Schönheit. Kein
Mensch ist mit der allerheiligsten Dreifaltigkeit
so innig verbunden, wie sie es zeitlebends ge-
wesen ist. Darum flutet auch durch ihre Seele
die reinste, heiligste, höchste Freude, die nur
gedacht werden kann in diesem Tränentale. Zur
hohen Auszeichnung darf sie sichs anrechnen,
daß Gabriel, ein hehrer Himmelsfürst, ihr ein-
faches Gemach betritt. Immer sind es bevor-
zugte Seelen gewesen, denen Gott seine Engel
sandte, um ihnen himmlische Kunde zu bringen.
Aber nicht allein die Tatsache seiner Erscheinung
bedeutet eine besondere Gnade Gottes, höchst
ehrenvoll ist sein Gruß und seine Botschaft.
„Gegrüßet feist du, voll der Gnade, der Herr
ist mit dir, du bist gebenedeit unter den Wei-
bern." Lk. 1, 28. Der dreieinige Gott hat dich
ausersehen, die Mutter des Erlösers zu werden.
Derjenige, auf den die Jahrtausende gewartet,
will in d,r serne Wohnung, seinen Thron aus-
schlagen. Du sollst denjenigen tragen, den die
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dich blickt herab der himmlische Vater und be-
grubt dich: du bist meine geliebte Tochter; zu
dir steigt hernieder der eingeborene Sohn Got-
tes und bittet dich: sei meine liebe, treue Mut-
ter: dich überschattet der heilige Geist und ehrt
dich: du bist meine auserwählte, heilige Braut.
Was hätte sich Maria in ihren erhabensten
Stunden Schöneres, Größeres wünschen können,
als daß sic der Menschheit den Erlöser schenken
dürfte? Ob sie in ihrer Demut je daran gedacht
hat, daß diese Würde einmal ihr zusallen werde?
Manche Geistesmänner vertreten die Ansicht, sie
habe durch eine Privatossenbarung ihre eigen-
artige Stmung im Heilsplane Gottes mitgeteitt
bekommen. Wenn sie auch nicht alle Einzel-
heiten gewußt habe, so seien ihr die Gedanken
Gottes doch in großen Umrissen bekannt gewe-
sen. Gleichwohl fährt in diesen Augenblicken ein
Schrecken durch ihre ganz Gestalt. Ist die Er-
scheinung echt, oder ist sie am Ende nur ein
Spiel und Bild der Pantasie? Kann es nicht
auch Engel geben, die sich in ein Lichtgewand
kleioen, wie der Apostel sagt, und die Menschen
auf Irrwege führen? . . . Und wenn die Er-
scheinung echt und die Botschaft wahr ist, wie
wird sich ihr Jungfräulichkeitsgelübde und die
hier angebotene Mutterschaft miteinander ver-
einbaren lassen? „Wie wird dies geschehen, da
ich keinen Mann erkenne?" Lk. 1, 34. Ich will
nichts zurücknehmen von dem, was ich Gott
einmal gelobt; ich habe ihm meine Jungfräu-
lichkeit zu Füßen gelegt, ich will keine andere
Liebe außer der seinigen. Die Jungfräulichkeit
zumal ist ein solch heiligzartes Gelübde, das
sorgfältig gehütet und gehegt sein will. Da sieht
die allerseligste Jungfrau zwei Wege, die schein-
bar weit auseinander streben. Sie weiß im
Augenblicke nicht, wie Gott die beiden Wege in
einer wunderbaren, höheren Einheit zusammen-
sühren wird. In dieser Stunde hat der drei-
einige Gott eine Doppelkrone für sie bereit, die
der ewigen Jungfräulichkeit und der erhaben-
sten Mutterschaft. . .
Was ist es Schönes um diese zarte Gewis - stark der Göttin Phantasie verpflichtet, so möge
jenh astig leit der lieben Mutter Gottes, der Philister das nicht tadeln, schenkt uns doch