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Pfälzer Bote für Stadt und Land (68) — 1933 (Januar bis März)

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Nr. 50- 76 (1. - 31. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.68777#0765
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Nr. 72

„Pfälzer Bot," Heidelberg — Montag, den 27. Mir, 1938

Seite S

OMMOe Nachrichten

Weiterer SberbeamkenWub in
Mußen
Berlin, 25. März. Wie amtlich mitgoteilt
wird, haben die Kommissare des Reiches siiir
P reußen folgende O b er p r ä s i d i c n neu

ler wurde heute die am linken Haupteingang
des Deutschen Nationaltheaters angebrachte
Broncetafel, die an die Verfassung von Wei-
mar erinnerte, abgenommen. Die Tafel hatte
folgende Inschrift: „In diesem Hause gab sich
das deutsche Volk durch seine Nationalversamm-
lung die Weimarer Verfassung".
Kippenberger und Heinz Reumann Führer
der KPD.

besetzt:
1. Anstelle des Oberpräsidenten Dr. Maier
ist der nationalsozialistische Fraktionsführer
des Preußischen Landtages, Wilhelm Kub«,
zum Oberpräsidenten von Brandenburg und
von Berlin ernannt worden.
2. Anstelle des Oberpräsidenten Dr. Graf
von Degenseld-Gchonbnvg ist der nationalso-
zialistische Landtagsabgeo'rdnete Helmut Brück-
ner zum Oberpräsidenten von Niederschlesien
ernannt worden.
3. Anstelle des Oberpräsidenten Dr. Thon
ist der nationalsozialistische Landtagsübgeord-
nete Heinrich Lohse zum Oberpräsidenten von
SchleÄvig-Holstein ernannt worden.
4. Anstelle des Oberpräsidenten Fuchs ist
der Präsident der Landunrtschastskammer in
Bonn, Hermann Freiherr von Liininck zum
Oberpräsidenten der Rheinprovinz er-
nannt worden.
5. Zum Oberpräsidenten von Hannover ist
der Polizeipräsident i. R., Lutze, ernannt wor-
den.

Reval, 25. März. Wie aus Moskau berichtet
wird, sind die Kommunisten Kippenber-
ger und Heinz Neumann zu Nachfolgern
Thälmanns ernannt worden. Kippenberger, der
Leiter des militärpolitischen Apparates der K.
P. D., ist besonders bekannt geworden als der
Führer der extremen Gruppe der KPD. Die
Zersetzungsschriften, die in den letzten Jahren
wiederholt in der Reichswehr und in der
Schutzpolizei auftauchten, rührten von Kippen-
berger her. Kippenberger gehört zum engsten
Kreise der kommunistischen Parteileitung. Heinz
Neumann war vor kurzem abgesägt worden.

Dr. Schürff fordert Einschreiten des Bundes-
kanzlers gegen Greuelmeldungen
über Deutschland

beim Grenzwachkorps durch Basler Polizei
verstärkt worden.
Durch diese Verstärkung soll der Zustrom
unerwünschter Schwarzgänger abgehalten wer-
den.
Die Muibenfrage
Washington, 26. März. Die Erklärungen
des Außenministers, aus denen klar hervor-
geht, daß er mit den französischen und
anderen in Zahlungsverzug geratenen Mäch-
ten eine Revision ihrer Schuldsummen nicht
erörtern will, sind von gewissen Blättern
falsch aufgefaßt worden. Das Staatsdeparte-
ment bemühte sich daher gestern, die Lage
nochmals völlig klar zu stellen.
Amerika wird die Tagesordnung der Welt-
wirtschaftskonferenz gern jederzeit mit jeder
fremden Regierung erörtern. Es ist dagegen
nicht gesonnen, über eine Schuldenrevison mit
den Mächten zu sprechen, die ihre im Dezem-
ber fällig gewesene Ratenzahlung nicht gelei-
stet haben. Sollte Frankreich diese Zahlung
nachträglich leisten, so wird die amerikanische
Regierung die Revision alsdann diskutieren,
jedoch nicht vorher.
Bis dahin besteht Außenminister Hüll
darauf, daß die Frage der Schuldenrevi-
sion von der Vorbereitung der Welt-
wirtschaftskonferenz getrennt gehal-
ten werden muß.
Amerikas Haltung

Mehrere Waffenlager in Westfalen entdeckt
Hagen i. W., 25. März. Durch das plötzliche
Zugreifen der Landjäger«! in Verbindung mit
Beamten der Hilfspolizei im Walde von 'Mep-
pen (Kreis Olpe) gelang es, eine große Anzahl
Waffen und eine Menge Munition zu beschlag-
nahmen. Ferner förderten Haussuchungen bei
Angehörigen der KPD weitere Waffen und Mu-
nition zutage. Die Untersuchung führte zur
Festnahme von fünf Personen, die der KPD an-
gehören. Sie hüben bereits ein umfassendes Ge-
ständnis abgelegt.
Verbot des „Fränkischen Volksblattes".
Würzburg, 24. März. Durch Beschluß der
Polizeidirektion Würzburg vom 21. März ist
das „Fränkische Volksblatt" wegen eines Ar-
tikels vom 9. März aus acht Tage verboten
worden.
Oberbürgermeister Dr. Löffler tritt zurück
Würzburg, 24. März. Der Würzburger
Oberbürgermeister Dr. Löffler hat bei der
kommissarischen Regierung sein Rücktrittsge-
such eingereicht.
Der Bamberger Stadtrat löst sich auf.
Bamberg, 24. März. Der Stadtrat Bam-
berg beschloß, alle weiteren Sitzungen bis zur
Umbildung des Stadtrats auszusetzen. Die
Bürgermeisterfrage wurde bis zur Neubildung
des Stadtrats auf Antrag des Bürgermeisters
Wegmann vertagt. Die Lange Straße wurde
auf Antrag des Sonderkommissars Zahneisen
in Adolf-Hitler-Stratze umbenannt.
Die Vvrfassungstafel vom Weimarer Natio-
naltheater entfernt.
Weimar, 25. März. Auf Anordnung des
thüringischen Volksbildungsministers Wacht-

v. K.
D. I. K. Rohrbach 1 — D. I. K. Walldorf 1.
3:2 (Fußball).
, Ein flüssiges Spiel, bei dem Rohrbach leicht
im Vorteil ist. Die Platzelf gewinnt allmählich
Routine. , Wenn man bedenkt, daß Rohrbach das
Fußballspiel erst vor Monatsfrist aufgegriffen
hat, so ist der knappe Sieg schon beachtenswert.
Das Resultat entspricht dem Spielverlauf.
D. I. K. Rohrbach Schüler — D. I. K.
Walldorf Schüler 0:3.
Ein eifriges Spiel, das sich beide Mannschaf-
ten geliefert haben. Die Walldörfer Schüler sind
der Platzelf an Körperkraft bedeutend überlegen
nüd besitzt mehr Spielerfahrung, womit obiges
Resultat gerechtfertigt ist. Auch in der Rohr-
bacher Schülerelf sind gute Talente. el.
DJK. Leimen 1. — DJK. H.-West 8:6
Die jungen Heidelberger waren sehr eifrig,
doch waren sie noch spielerisch zu unerfahren;
wenn sie aber so weiter machen, werden sie
bei den Verbandsspielen ein kräftiges Wort
mitreden. Leimen hatte Ersatz. Die Tore
Maren alle schön geschossen.
DJK. Leime« 2. — DJK. Sandhaufen 2. 3:4
D. I. K. Handball.
Speyer — St. Leon 6:13 (3:9).
Speyer 2. — St. Leon 2 5:11 (6:7).
Am gestrigen Sonntag weilte die D. I. K. St.
Leon mit 2 Mannschaften bei der Deutschen Ju-
gendkraft Speyer, um Freundschaftsspiele in
Handball auszutragen.
Das Spiel stand spieltechnisch auf hoher Stufe
Md wurde sehr fair ausgetragen. Der Schieds-
Uchter hätte einen sehr leichten Stand.
Vorher spielten die zweiten Mannschaften,
^t. Leon spielte durch größere Ballsicherheit
überlegen und gewann durch bessere Schutzkraft
verdient 5:11.
Nach den Spielen war gemütliches Beisam-
mensein beider Abteilungen im kath, Vereins-
Mus. W. B.

Wien, 25. März. Der frühere Minister Dr.
Schürff richtete an Bundeskanzler Dr. Dollfuß
einen offenen Brief, in dem es u. a. heißt:
Deutschfeindliche Kreise haben die politische Um-
wälzung im Deutschen Reich zum Vorwand ge-
nommen, um gegen diese und seine Regierung
eine ins Maßlose gehende Hetz- und Lügenpro-
paganda einzuleite'n. Greuelnachrichten der übel-
sten Art über angebliche Mißhandlung — und
Verstümmelung Politischer Gegner in Deutsch-
land werden auch in Wiener Zeitungen und auch
aus Plakaten unter Einfluß von kommunistischer
und tschechischer Seite verbreitet. Dieser Haß"
und Verleumdungsfeldzug findet begreiflicher-
weise die schärfste Verurteilung seitens der
deutschnationalgesinnten Bevölkerung Oester-
reichs, aber auch seitens der in großer Zahl in
Oesterreich lebenden reichsdeutschen Staatsbür-
ger. Daher sehe ich mich genötigt, Sie auf die
katastrophalen Auswirkungen dieser gewissen-
losen Hetze gegen das Oesterreich befreundete
Reich aufmerksam zu machen und die Bundes-
regierung zu ersuchen, dieser Lügen- und Haß-
propaganda gegen das Deutsche Reich in Oester-
reich aus wirtschaftlichen und nationalen Grün-
den ein Ende zu bereiten.
Verstärkung des schweizerischen Grenzschutzes
Basel, 26. März. In den letzten Tagen ist
der Grenzschutz sowohl beim Zoll- als auch

Washington, 25. März. Das Staatsdeparte-
ment, das ebenso wie das Weiße Haus in der
Frage der jüdischen Proteste gegen die Reichs-
regierung sich konsequent zurückhaltend und mü-
ßigend verhielt, ist auch jetzt bemüht, vor
einer falschen Meinungsbildung
zuwarnen. Trotz zahlloser Forderungen nach
Protesterhebung ist der Außenminister fest ent-
schlossen, nichts zu unternehmen, was nicht durch
einwandfreie Beweise gerechtfertigt sei.
In der amerikanischen Presse hat die Erre-
gung über Deutschland nachgelassen und die grö-
ßeren ernsthaften Zeitungen rücken allmählich
davon ab, derartige Meldungen in großer Auf-
machung herauszubringen, teils weil'sie so offen-
sichtlich unwahr sind und an die Greuelmärchen
aus der Kriegszeit erinnern, teils weil die sen-
sationelle Boulevard-Presse insbesondere in
Newyork die Schauermeldungsn dazu benutzt
hat, um ihyr« A u f l a ge z i'f fe r hochzutre"i-
ben.
Man nimmt hier an, daß die Kampagne sich
demnächst legen werde und allgemein ist man
der Ueberzeugung, daß die große Masse des
nichtjüdischen Teiles des amerikanischen Volkes
die Meldungen über die angeblichen Zustände in
Deutschland ignoriert oder nicht ernst nimmt.
Jedenfalls stammen die bei den amtlichen Stel-
len eingegangenen Proteste ausschließlich von
religiösen Verbänden.

qm-

Preis zahlen konnten und sich des öfteren ge-
radezu aufgedrängt hätten. — Das Gericht
schloß sich der Argumentation der Verteidigung
an und sprach die Angeklagte frei. Sie hatte
s. Zt. in diesem Fall einen Strafbefehl
über 2 Wochen Gefängnis und durch richter-
liches Urteil anstelle von 3 Wochen Gefängnis
eine Geldstrafe von 105— RM. erhallen. —
Die Kosten der Verteidigung fallen auch nach
's „ I " s
geklagten. "

hielt das Strafmaß der Borinstanz in diesem
Punkt für begründet: 2 Wochen Gefäng-
nis. Im übrigen wurde H., wie gesagt, frei-
gösprochen. Die Gesamtstrafe des Strafbefehls
wie des Amtsgerichts war sechs Wochen
Gefängnis gewesen.

Alkohol zu Gast gewesen. H. hatte sich nach der
Zeugeimussage des Wachtmeisters durch „Mau-
len" und nach einer Verwarnung durch noch

Gerichtssaal
Kleine Strafkammer
Vorsitzender: Landgerichtsrat Frisch.
8 Heidelberg, 23. März.
Der ungemütliche Notarrest.
Am 18. Mai vergangenen Jahres war auf
dem Nnivevsitätsplatz etwas nächtlicher Rum-
mel. Studenten sagten da nicht gerade di«
leisesten Worbe und auch — ein Hund soll un-
sanft in den Streit hineingezogen worden sein:
Tatbestand: Grober Unfug und Tierquälerei.
Sie wurden abgeführt. In jener Nacht sei
auf der fraglichen Wache, wie ein Wachtmeister
als Zeuge bekundet, viel Betrieb gstvesen. Da-
mals war auch einer festgehalten, der heute
zur BerufungsverhanUung erschienene 31 Jahre
alte Gärtner H. aus F., der eigentlich bei dem
„Transport der Studenten" nur begleitender
Zuschauer gewesen Ivar. Es war in der zweiten
Mitternachtsstunde und man war vorher beim
Alkohol zu Gaist gewesen. H. hatte sich nach '
^eugeimussage des Wachtmeisters durch „M
lauteres Schreien hervorgetan; die gute Be-
handlung der Studenten hatte seinen Unwillen
erregt. Da wurde auch er mitgenommen, und
weil er sich in seinem Freiheitsrecht verletzt
fühlte, >var er auf der Wache nicht greade sehr
willfährig. Im Notarrest soll er laut geschrieen
und gegen die Türe getreten haben, daß ein
Riegel absprang. Als ein zweimaliges Ver-
warnen nichts genützt hatte, suchte ihn zum
dritten Mate ein Wachtmeister in der Zelle
auf. Er bekundet, daß er dein: Oeffnen der
Türe von H. getreten worden sei; darauf habe
er ihn mit dem Gummiknüppel zur Ruhe ge-
bracht. — H. bestreitet die Berechtigung seiner
Festnahme, ferner den Widerstand, dessen er sich
durch Treten schuldig gemacht haben soll. Auch
seine Angaben über die Schläge, die von den
Angaben des Wachtmeisters äbweichen, seien
richtig. Sie sind auch tatsächlich durch ein ärzt-
iches Gutachten gestützt und das Gericht
prach ihn in diesem Punkte — (falsche) An-
chuldigung, die er nach der Anklageschrift am
anderen Tage bei der höheren Polizeiinstanz
machte — frei. Dagegen konnte der Verur-
teilte, der übrigens nicht vorbestraft ist, mit
seiner wohl überlegten Beweisführung hinsicht-
lich der Anklage des Widerstandes auch heute
nicht durchdringen. — Die Berufungsinstanz

Keine Kuppelei.
Des schwerwiegenden Delikts der Kuppe-
lei war eine hiesige Frau bezichtigt, weil sie
vom September 31 bis März 32 mehrere A—
mer ihrer Wohnung, die sich in guter Lage
befand, an Dirnen zu hohen Daaessätzen ab-
vermietet hatte. Die Anklage führte mehrere
Angaben einer derartigen Mieterin auf, die
außer der hohen Miete auch noch sonstige un-
gewöhnliche Bereicherungen zu Protokoll ge-
geben hatte. Aber diese Belastungszeugin soll
nach der Angabe der Angeklagten aus Rach-
sucht, weil sie beim Wohnungswechsel nicht mit-
genommen worden sei, die Angaben über be-
wußte Ausnützung gemacht haben. Die Abmiete
wurde ohne weiteres zugegeben; aus Not habe
sie, die Angeklagte, sich dazu verstanden. Die
eine Mieterin sei übrigens von der Polizei-
fürsorge an sie gewiesen worden, und diese
Dienststelle habe von dem jetzt beanstandeten
Zimmevpreis Pro Monat bzw. pro Tag auch
gewußt. Die übrigen Anschuldigungen seien
unwahr. — Die Verteidigung wies nach, daß
nach der Lage der Wohnung und der Aus-
stattung der Zimmer die Preisberechnung ob-
jektiv und unter Zubilligung eines üblichen
Ungolegenheitszuschlags nicht zu hoch gewesen
ei, daß subjektiv von einem bewußten Ver-
chulden bei dem Abmieten an Dirnen, die ja
Oach irgendwo wohnen müßten und die untzer
Duldung seitens der amtlichen Stelle bei der
Angeklagten gewohnt hätten, nicht die Rede
sein könne, daß schließlich auch inso ern keine
Ausbeutung vorliege, als die Mieter nnen den
Preis zahlen konnten und sich des öfteren ge-
radezu aufgedrängt hätten. — Das Gericht
und sprach die" Angeklagte frei. Sie hatte
. Zt. in diesem Fall einen Strafbefehl
über 2 Wochen Gefängnis und durch richter-
liches Urteil anstelle von 3 Wochen Gefängnis
eine Geldstrafe von 105.— RM. erhallen. —
" s' ' s " .ch ... )
dem heutigen Freispruch zu Lasten der An-

Macht Mussolini in London einen Gegen«
besuch?
Paris, 26. März. Nach dem Newyork Herald
wird in Politischen Kreisen Italiens ernstlich
der Besuch Mussolinis in London als Erwide-
rung des Besuches Macdonalds und Sir John
Simons erörtert.
Sprengung einer französischen Frontkämpfer-
versammlung.
Paris, 26. März. Die Vereinigung der pa-
zifistischen ehemaligen Frontkämpfer von Dijon
hat heute eine Versammlung veranstaltst, in
der der katholische Vorkämpfer für die deutsch-
französische Annäherung, Marc Sangnier, das
Wort ergreifen sollte. Nach Eröffnung der Ver-
sammlung griffen Vertreter der rechts einge-
stellten Frontkämpferorganisationen die Leiter
der Versammlung an. Es kam zu einer Prü-
gelei, während der auch Stinkbomben gewor-
fen wurden. Zwei Personen wurden verletzt.
Polizei stellte die Ruhe wieder her.
Verstimmung Rom — Warschau.
Aufsehenerregender Amtsverzicht des
polnischen Botschafters beim Quirinal.
Warschau, 25. März. Die schon gestern von
einem hiesigen Blatt angekündigte überraschende
Nachricht, daß der zum polnischen Botschafter
beim Quirinal ausersehene Graf Georg Potocki
seinen Posten nicht antreten werde, ist nunmehr
offiziell bestätigt worden. Der Polnische Außen-
minister Oberst Beck wird einen diesbezüglichen
Antrag dem polnischen Ministerrat zur Bestäti-
gung vorlegen.
Graf Potocki, ein Senator des Regierungs-
blockes, ist vor einigen Wochen zum Botschafter
in Rom ernannt worden und die italienische Re«
gierung hatte schon ihr Agrement erteilt. Seine
Frau hatte sogar schon Warschau verlassen,
lieber dis Gründe des Verzichtes des Botschaf-
ters wird hier amtlich nichts bekannt gegeben.
Wie ez heißt, handelt es. sich aber um einen
Entschluß der polnischen Regierung, der mit dem
italienischen Biormächteplan zusammenhängt.
Bekanntlich ist dieser Plan als „Werkzeug zur
organisierten Revision der Friedensvsrträge" in
Polen mit schärfstem Mißtrauen ausgenommen
worden. Die polnische Regierung soll überhaupt
nicht die Absicht haben, in der nächsten Zeit
einen Botschaften nach Rom zu entsenden. Die
konsequente Haltung Italiens in der Revisions-
frage hat auf alle Fälle in Polen wo man ge-
legentlich aus den Gegensatz zwischen Rom und
Paris spekuliert hatte, ernüchternd und ver-
stimmend gewirkt.

WK Mr KMursürsvroe
Wir haben aus Mannheim schon mancher»
lei eigentüniliche Gepflogenheiten im kulturel-
len Bereich berichtet. Man muß nur an die
Porzellan-Affäre Baer denken, die in ganz
Deutschland Aufsehen erregt hat, zumal einer i
Haushälterin vertraglich eine Rente von 9000 ;
Mark jährlich ausgesetzt wurde. Vor einigen;
Monaten beunruhigte die Bevölkerung die >
Nachricht, daß das Gehalt des Jndendanten j
Marsch, der inzwischen beurlaubt worden ist, '
sehr erhöht wurde. Im Jahre 1933! Auch;
ansonstens kann man sagen, daß entgegen den !
Forderungen der Zeit überraschend großzügig l
gehandelt wurde auch was die „Kultur" be» s
traf. Aber man soll ja nicht glauben, daß die >
Künstler selbst viel erhalten hätten oder zu- s
vorkommend behandelt worden wären. Vor >
mir liegt ein Schriftstück, das mehr als genug s
aussagt. Ein in Deutschland angesehener Mann- s
Heimer Künstler, T. F., erhielt von der Mann- >
Heimer Stadtverwaltung folgendes Schreiben: .
„Nachdem Sie seit 1. September mit der Aaih- s
lung des Mietzinses im Rückstand sind, kündi- '
gen Wir hiermit das zwischen Ihnen und der'
Stadt bestehende Mietsverhältnis
mit sofortiger Wirkung.
Wir fordern Sie aus, bis zum 1. November
das Atelier zu räumen, oder den schuldigen
Mietzins zu zahlen. Sollten Sie unserer Auf-
forderung nicht nachkommen/ so werden wir,
das gerichtliche Räumungsverfahren gegen Sie
einle'iten". Es folgte Zahlungsbefehl und Ge-
richtsvollzieher. Und dies wegen einer ganz ge-
ringen Summe von einigen gehn Mark.
Zugleich wurden Mr Bilder auswärtiger Ma-'
ler an Kunsthändler die beträchtlichsten Sum-
men bezahlt; zugleich erforderte der Apparat
der städtischen Kunsthalle (auch teilweise über-
flüssigen) sehr hohen Aufwand. Abgesehen von,
der Höhe der Gehälter.
Derartige Fälle aber müssen der Oeffentlrch-'
kett unterbreitet werden, damit sie nicht an-
nimmt, die hohen Summen, die für ,Kunst"
aufgemendet wurden, seien auch den Künstlern
zugeflossen. Dr. W. Oefer.

MtternachMkrn
Für Dienstag.
Fortdauer der milden, leicht bis mäßig
bewölkten Witterung. Wechselnd im Süden
vereinzelte Niederschläge.
WMrstM
Neckarwasserstand vom 27. (25.) März. Plo-
chingen 27 (23), Heilbronn 120 (117), Jagst-
feld 85 (83), Disdesheim 98 (105), Heidelberg
260 (260).

Herausgeber und Verleger: VereinLdruckerei Heidel,
berg A.-G. (E. Büttner, Direktor). Verantwortlich:
Für die Schriftleitung: Carl Fürst, für Anzeigen,
und Reklamen: Wilhelm Reichenbach, sämtlich in
Heidelberg. Rotationsdruck der Vereinsdruckerei
Heidelberg A.-G., Heidelberg, Berghemrerstraß« SS.!
 
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