Seite 8
„PtäIzrr Bote" Heivelverg — Wtittwoch, den 18. Januar H133
Sie Klrinrentnersüriorge
Ein Erlaß des Reichsarbeitsministeriums.
Die soeben erschienene Januar-Nummer des
Bundesblattes des Deutschen Rcnlnerbundes
„Der Rentner" bringt einen Erlaß des Reichs-
arbeits- und Reichsinnenministeriums vom 20.
T^zember 1932 zum Abdruck, in dem die Sozial-
mmisterien der Länder angewiesen werden, bei
der Durchführung der Kleinrentnerfürsorge mehr
a-ls bisher auf die besonderen Belange der
Kleinrentner Rücksicht zu nehmen und ihnen die
vom Gesetzgeber verlangte Sonderbehandlung
angedeihen zu lassen. Es wird u. a. bemängelt,
daß die Fürsorgeverbände aus der Notverord-
nung vom Dezember 193l das Recht herzuleiten
suchen, bei Rentnern jegliche Einnahmen aus
Aufwertung oder Vorzugsrechte auf die Unter-
stützung anzurechnen. Ein solches Verfahren
habe nicht im Willen des Gesetzes gelegen. Der
Erlaß fordert deshalb, daß unbedingt auf Krank-
heit, hohes Alter und Pflegebedürftigkeit der
Rentner Rücksicht zu nehmen und ein Teil der
BeKüge frei zu lassen sei. Bor allem muß bei
der Bemessung der Unterstützungen eine unter
Verzicht auf das Auslosungsrecht erhöhte Bor-
zugsrente mit dem Mehrbetrag in jedem Fall
außer Ansatz bleiben.
Das Reichsarbeitsministerium verlangt ferner
von den Fürsorgeverbänden, daß an der durch
die Reichsgrundsätze in Form einer Mußvor-
schrift als Pfbichtaufgabe vorgeschriebene Bes-
serstellung der Kleinrentner gegenüber der all-
gemeinen Fürsorge nichts geändert werden
dürfe.
Die vielfachen Klagen der Kleinrentner in be-
zug auf die Durchführung des Ersatzanspruches
werden vor dem Reichsarbeitsministcrium aner-
kannt und wird deshalb den Fürsorgeverbänden
vorgeschrieben, bei allen derartigen Maßnah-
men zu prüfen, ob der finanzielle Erfolg die
Beunruhigung und Erbitterung rechtfertigt, die
dadurch in den Kreisen der Kleinrentner ent-
steht. Das gleiche gilt für die von den Für-
iorgeverbänden in stets größerem Umfang ge-
forderten Sicherheiten. Das Reichsarbeitsmi-
nisterium stellt sich auf den Standpunkt, daß
gerade, weil die Unterstützungsleistungen unter
dem Druck der Finanznot mehr und mehr hät-
ten gesenkt werden müssen, man für
die Wünsche der Kleinrentner Verständ-
nis haben müsse, die Verfügung über ihre letzten
Bermögensreste zu behalten, um sich damit bei
Krankheit und dergleichen Erleichterung zu ver-
schaffen, die ihnen die Fürsorge meist nicht mehr
geben kann.
Von Bedeutung ist auch das ausdrückliche
Verbot der Forderung von Schuldaner-
kenntnissen und der in den Erlaß aufgenom-
mene preußische Erlaß über die Verjährung der
Ersatzansprüche, nachdem bei laufenden Für-
sorgesällen unter der Herrschaft des alten Für-
sorgerechts bis zum Inkrafttreten der Notver-
ordnung vom 5. 6. 31 überhaupt keine Ersatz-
ansprüche entstanden sind, die je das Vorhan-
densein hinreichenden Vermögens oder Einkom-
mens vorausfetzten. Das Reichsarbeitsministe-
rium nimmt in Aussicht, wenn die jetzige Ber-
jährungsvorschrift des neuen Rechts weiter zu
einer dauernden Quelle unnötiger Beunruhi-
gung der Rentner werden sollte, an Stelle der
Verjährungsfrist eine Ausfchlußsrist einzusüh-
ren.
Die Rentner können nach diesem Erlaß mit
Befriedigung seststellen, daß es ihrer Organifa-
Sie KulturgemeiMait zwischen Künstler und Volk
nie NetsemeinschM
Bedeutsame Kundgebung des Freiburger Erzbischofs
KK. Die Notgemeinschaft katholi-
scher Künstler hat am Sitz ihrer Geschäfts-
stelle in Verbindung mit der Gesellschaft für
geistliche Spiele im Dezember in Freiburg eine
Kundgebung veranstaltet, die durch die Reden
des Erzbischofs von Freiburg und des Herrn
Chefredakteurs Heinrich Hofier besonders be-
deutsam wurde.
Erzbischof Dr. Gröber gab folgende
wertvolle Richtlinien: Die Künstlcrnot ist als
dreifache Bedrängnis zu sehen. Einmal ist künst-
lerisches Schaffen immer notvoll, weil der Künst-
ler, dessen Wesen nicht harmonisch, sondern
aus Gegensätzen zusammengesetzt ist, stets um die
Gestaltung seiner Gesichte und Ideen ringen
niuß. Diese Not kann der Künstlerseel« niemand
abnehmen, weil sie der Urgrund ihres Schaffens
ist Aber auch jene andere Not nicht, die d,-m
Künstler von seiner Zeit und Umgebung auf-
gedrängt wird, weil er ihnen als Seher und
Prophet voraus ist und darum von ihnen nicht
verstanden wird. Jedoch ist von dem denkenden
Menschen zu verlangen, daß er begreift und be-
jaht: Es muß Menschen geben, die vorau^ilen.
Auch heute sollen die Künstler wissen, daß „die
Menschen auch dann nicht den Stab über sie
brechen, wenn die Künstler etwas schaffen, waS
den Augen der Menschen zunächst nicht gefällt,
ihrer Kunstanschauung nicht entspricht, weil es
über die Zeit hinaudweist". Die durch die Zeit-
verhältnisse dem Künstler aufgedrängte
Not des täglichen Brotes hat gewiß zu allen
Zeiten die Künstler bedrängt, die als Enterbte
des Lebens zu ihren großen Ideen gelangt sind.
Nicht nur die Liebe, auch der Schmerz kann gei-
stiges Schaffen fördern. Diese Wahrheit darf
jedoch nicht derart mißverstanden werden, daß
man die Pflicht verleugnete, die Künstler wirt-
schaftlich so zu stellen, daß sie nicht leiblich und
seelisch unter der Last der Entbehrungen zusam-
tion gelungen ist, die Reichsregierung von den
vielfachen Mißständen in der Kleinren-tnerfür-
sorge zu überzeugen und eS steht zu hoffen, daß
der Erlaß hie vom Reichsarbeitsministerium ge.
wünschte Wirkung haben wird.
Dir AiMstrlltrn wchrrn sich
gegen di« Beoorrechtung der Dersorgungs-
anwärtcr.
Berlin, 17. Jan. Die An gestellten gewerk-
schaster aller drei Richtungen — G. D. A., G.
E. D. A. G. und Asa-Bund — haben der
Neichsregierung und dem Reichstag eine einge-
hende Denkschrift überreicht, in der sie gegen
den nach ihrer Ansicht überspannten Stellenvor-
behalt der Versorgnngsanwärter in der öffent-
lichen Verwaltung Stellung nehmen. Nach den
Bestimmungen der Notverordnung des Reichs-
präsidenten vom 4. November 1932 seien die
Arbeitsplätze in der öffentlichen Verwaltung in
Zukunft fast ausschließlich den ehemaligen An-
gehörigen der Wehrmacht und der Schutzpolizei
Vorbehalten. Das bedeute ein« Schädigung der
Angestellten, von denen zurzeit rund 500 000
dem Elend der Erwerbslosigkeit ausgeliesert
menbrechen und auS Verbitterung und Ver-
zweiflung dorthin gehen, wo alles Ewige und
Geistige zerstört wird. Es ist, so betonte der hohe
Redner mit Nachdruck, „eine nationale, allge-
mein menschliche, christliche und eminent katho-
lische Pflicht", produktive Künstlevh'ckfe nach
besten Kräften zu fördern. In diesem Zusam-
menhang wurde auf das Beispiel des Heiligen
Vaters und zahlreiche Kundgebungen unserer
Bischöfe hingewiesen.
Die Red« von Chefredakteur Höfler
über „Künstler und Volk — eine Kultur- und
Not-gemeinfchaft" ging von der Anklage des
Rembrandtdeutschen aus: Franz Hals, Ruys-
dael, Hobbema starben im Armenhaus, der Rat
von Basel warnte öffentlich davor, Böcklin, der
18 Kinder hatte, Waren auf Borg zu geben, er
wie Wagner und Beethoven sind offiziell für
lvrrückt erklärt worden, daß Mozart wie ein
Hund begraben wurde, liegt heute noch als Fluch
über Europa. Aber auch in der Gegenwart
ist es nicht ander? als damals: Verrat am Geist
anstatt Gemeinschaft hoher Kultur. Und doch
brauchen wir gerade heute den Künstler als
Fo... rr u.... Bezwinger der chaotischen Zeit.
Kulturgemeinschaft bst heute nur Wirk-
lichkeit innerhalb der katholischen Kirche; darum
geht besonders an d- -a t h o I i ke n der Auf-
ruf der Notgeme-'^aft katholischer Künstler.
Die Scham, die auf dem Weg zum Aufruf „Kunst
ür Brot" überwunden werden mutz, müßte un-
ere -cham, mußte die Not unserer Gewissen
ein. Deshalb dürfen die Künstler erhobenen
Hauvtes zu i^rem Aufru° und zu ihrer Not
stehen, denn sie bleiben doch stets die Schen-
kenden. Grade aus leidgefüllten Zeit-n sind
bedeutsam« Kunstwerke zu unserem Trost über-
kommen.
?. Nob. Svoboda.
seien. Dabei werde von allen Angestelltenge-
werkschaften noch besonders daraus hingewiclen,
daß die Angestellten in der öffentlichen Ver-
waltung fast ausnahmslos Kriegsteilnehmer ge-
wesen seien. Die Angestelltenverbände forder-
ten, daß zwischen den Bedürfnissen der Zivil-
versorgung und den berechtigten Interessen der
Angestellten ein gerechter Ausgleich gesunden
werde.
Warschau. Im Haushaltsausschuß des Sejms
wurden von sozialistischer Seite starke Angriffe
gegen die polnische Polizei gerichtet.
Schwer« Zuchthausstrafen gegen britisch,
indisch« Kommunisten.
Mcerzut (Indien), 17. Jan. In einem seit
mehr als drei Jahren geführten Prozeß wogen
revolutionärer Umtriebe gegen drei englisch«
und 28 indische Kommunisten wurde jetzt oas
Urteil gefällt. Die Engländer erhielten Zucht-
hausstrafen von 12, 10 und vier Jahren. Von
den indischen Angeklagten wurden drei fvcige-
sprochen, einer erhielt lebenslängliche Zucht-
hausstvaf«, di« anderen vier bis zwölf Jahre
Zuchthaus.
UrmmAseBs
komsn um jfosepk u » 6 ll.
Von Ilse Keu 1 ?
Liopyright dv Karl Kühler L Lo.,
8eiliu-/leliienclorl.
33) (Nachdruck verboten.)
. „Da die Aufführung in einer Kirchen statt-
findet und cs sich um ein Oratorium handelt,
kann ich mir net denken, daß die geistlichen
Oberen der frommen Frau etwas gegen ihre
Anwesenheit auf der Empore der Ordensschwe-
stern einzuwenden haben möchten. Auf alle
Fälle will ich Fürsprache einlegen. Ist es so
recht?" Sie lächelte ein wening.
Haydn beugte sich tief über ihre Hand, die
sie ihm reichte. „Vielen Dank, Euer Majestät!
Euer Majestät sind allezeit so gütig zu mir."
Die Kaiserin sah ihn ernst an. „Wir alle
stehen ja auch tief in Ihrer Schuld, Meister.
Wie viele Stunden der Erhebung und Erbau-
ung verdanken wir Ihrer frommen Musik! Und
nun die „Schöp-'ung"! Ich kann Ihnen gar
nicht sagen, wie sehr ich mich, nach allem, was
ich bereits nach den Partiturauszügen von die-
sem wundervollen Werk zu hören bekam, auf
den Tag freue, an dem ich des vollen Genusses
teilhaftig werde. Schauen Sie, morgen werde
ich den „Don Jucnw hören. Aber darauf freue
ich mich nicht halb so innig . . ."
Haydn hob die Hand. „Verzeihen Euer Maje-
stät, daß ich Euer Majestät also respektwidrig
in die Rede falle. Aber schauen Sie, sagen Sie
bitte nicht, der Mozart wisse weniger zu er-
bauen mit seiner ewig schönen Musik", brachte
er treuherzig vor.
Die hohe Frau sah den Eifrigen gerührt treu-
herzig an. „Ist schon gut, Meister! Ich weiß ja
daß Sie nix auf den Mozart kommen lassen/'
Er gab ihren Blick fest zurück. „Er hat halt
seine Gaben von Gott erhalten, grab' wie ich
die meine." Ein Heller Schein glitt plötzlich über
sein faltiges, blatternarbiges Gesicht. „Als ich
noch jung war, habe auch ich mich an Opern
versucht/ Er sah wehmütig vor sich hin. „Nie-
mand weiß mehr von diesen meinen Jugendar-
beiten. Die Opern vom Wolfgang Amadeus aber
werden leben, so gut wie meine Kirchenmusik."
Die Stimme der Kaiserin klang warm. „Es
macht Ihnen nur Ehre, für den anderen einzu-
treten. In einer Art haben Sie auch gew'ß nicht
unrecht. In der anderen aber kann ich Ihnen
nicht helfen. Es mutz schon dabei bleiben. Etwas
Erhebenderes als Ihre Musik kann ich mir
nicht denken."
Schweigend neigt« sich Haydn zum zweiten
Male über die gereichte Hand. Die Audienz war
beendet.
Die Kaiserin hatte die Bitte, die ihr Lieblings-
komponist an sie gerichtet hatte, nicht vergessen.
Als der Hof am 'Uraufführungstag des tzavdn-
schen Oratoriums den Stephansdom betrat,
winkte sic einen ihrer Kammcrhcrrn zu sich
heran. „Ist die Salesianerin anwesend?" fragt«
sie, mit den Augen leicht zu der Empore hin-
aufweisend, auf der die frommen Klostcrschwe-
stern, der übrigen Gemeinde nicht sichtbar, dem
Gottesdienst folgen konnten.
Der Befragte nickte. „Ja, Euer Majestät.
Aber die fromme Schwester ist sehr krank. Man
hat sie auf ernem Tragstuhl hinausschaffen
müssen "
Die Kaiserin erschrak. Der Kammerherr kam
ihrer Frage zuvor. „Sie hat es selber gewollt.
Als sie gehört hat, um was e? sich handelte,
sollen ihr die Tränen über das Gesicht geronnen
sein. Und da der Arzt meint, ihr seien ohnehin
nur mehr Tage oder gar Stunden beschicken —"
Er brach ab Die hohe Frau wurde anderweit
in Anspruch genommen.
Dann ertönt« di« Orgel, und die Chöre san-
gen. Brausend stieg die wundervolle Musik em-
por, klang in ihrer ganzen Majestät und Ge-
walt dort zum ersten Male auf, wo vor einem
G«hst du zum Abendschoppen aus
Komm auch mal ins Kolpinghaus!
Menschenalter der Sohn des armen Rohrauer
Wagnermeisterz im Chor der Knaben gesungen
hatte. In den Kirchenschiffen saßen andächtige
Menschen, deren Namen zu den glänzendsten
der Welt gehörten. Wiens Hocharistokratie war
versammelt, um der „Schöpfung" zu lauschen,
zum ersten Male jenen unsterblichen Tönen
des gewaltigen Oratoriums.
Und keiner der erschütterten, tiefbewegten
Hörer ahnte, daß in den Klängen, di« empor-
schwebend auch die Lauschenden mit hinaushob
über alle Schlacken des Irdischen, ein? Seele
zur anderen sprach, daß der Meister, der das
Oratorium schuf, in dieser Stunde noch einmal
die Brücke betrat, die er sich und der nie ver-
gessenen Geliebten in seiner frommen Kunst
erbaute. Erst seit dem Tode seiner Frau wußte
er, warum Ev-Marie einst der Welt entsagt
hatte; auf dem Sterbebett hatte Frau Loni
ihm das Geheimnis der Schwester anvcriraut.
Seinetwegen hatte sie jenes Gelübde abgelegt,
das sie beide auf immer voneinander geschieden
hatte; O Ev-Marie!
Und doch! Doch war allez gut und weise ge-
fügt gewesen.
Umbrandet von den ewigen Tönen hob der
Meister den Blick zu der Empore, auf der er
Schwester Benedikta wußte, sie die er nie mehr
auf Erden würde sprechen dürfen, aber er
wußte sich eins mit ihr. Es war ihm bekannt,
daß sie vom Tode gezeichnet war, und sollte sie
unter dem brausenden Orgelklang seines Wer-
kes hinübergeben, so hatte er die heilige Ge-
wißheit, daß sich in diesen letzten, erhabenen
Augenblicken ihre Seelen treffen würden, um
einandner nie mehr zu verlassen, daß die Tote
ihm nur um ein kleines voraufgegangen war
in jene Welt, die die wahre Heimat seiner Musik
war und bleiben sollte.
— Ende.—
Kirchliche Nachrichten
Et» biMNMes LMmrot
Im Hohen Dom zu Münster fanden v>»
Dienstag die Beisetzungsfeierlichkeiten für de»
verstorbenen Erzbischof Dr. Johannes Pos/
aenburg statt. Nach Tausenden zählte
Masse, di« dem toten Oberhirten die letzte.Eh^
ermstsen. Einen nachhaltigen Eindruck hinter-
ließ das Testament Dr. Poggenburgs, das EE
bischoi Dr. Klein von Paderborn in seiner Ge-
denkrede den Anwesenden vorlas. Der Verstor-
bene hatte es am Allerseelentage 1926 nieder-
geschrieben in folgendem Wortlaut:
„Ich will sterben im heiligen katholische»
Glauben, in treuer Anhänglichkeit an dr<
heilige katholische Kirche, die ich stets al»
meine Mutter geliebt, und an ihr sichtbare)
Oberhaupt, den Heiligen Vater in Rom. JH
banke dem lieben Gott, der mich im Lebe»
mit soviel unverdienten Wohltaten und u»'
gezählten Gnaden überhäuft, der mir st
fromme Eltern und Geschwister gegeben, der
mich trotz meiner großen Unwürdigkeit zunl
Priestertum und sogar zur Bischofswürde er-
hoben hat. Ihm sei Lob, Dank und Ehre i»
alle Ewigkeit. Ich danke der gütigen Mutter
Gottes und meinem heiligen Schutzengel für
ihre Fürbitte und ihren Schutz.
Ich danke meinen seligen Eltern, insbe-
sondere meiner frommen Mutter, meine»
Lehrern und Erziehern für ihre Mühen und
Sorgen, für alles was sie mir Gutes getan-
Ich danke dem Klerus aus dem Welt- und
Ordensstande für treue Mitarbeit im Wein-
berge des Herrn. Ich danke dem hochwür-
digen Domkapitel und alle« Ratgebern und
Mitarbeitern im bischöflichen Amte für ihr«
treuen Dienste zum Wohle der Diözese Mün-
ster. Ich danke den berusstrenen und berufs-
tüchtigen Lehrern und Lehrerinnen für ihre
Arbeit in Unterricht und Erziehung der Ju-
gend. Ich danke allen verehrten Diözesanen,
vor allem den Mitgliedern aller OrdenS-
aenosscnschasten der Diözese, die mir soviel
Beweise der Liebe und Anhänglichkeit, vor
allem durch ihr frommes Gebet gegeben ha-
ben. Ich bitte alle Diözesanen, die ich jemals
vernachlässigt oder gekränkt haben sollte, um
Verzeihung, so wie ich jedem verzeihe, falls
jemand glauben sollte, daß er mich gekränkt
oder beleih gt habe. Für alle meine Diözesa-
nen habe ich täglich gebetet, und ich darf
hoffen, daß auch sie mir ein siirbittendeS
Gebet in die Ewigkeit nachsenden werden.
Herr, mein Gott! Von jetzt an nehme ich
den Tod in feder Art und zu jeder Zeit, wi«
es dir gefällig ist, mit allen Acngsten, Leiden
u d Schmerzen, mit Ergebenheit aus deiner
Hand an.
„Crux Christi nostra salus", das Kreuz
Christi unser Heil.
Johannes, Bischof von Münster
Am Allerscelentage 1926."
Der EWMj
über den KMmrmMM
Erzbischof Dr. Conrad Gröber hat dos
Protektorat über den katholischen
kaufmännischen Verein „Lätitia*
Freiburg übernommen. In einer Ansprache
beschäftigt« sich der Erzbischof mit dem Kauf-
mann s st a n d und führt« dabei u. a. aus:
Den Kaufmonnsstand, der di« notwendigen
Labensartikel beschaffe, brauche man, damit dir
übrigen Menschen dieser Sorg« enthoben seien;
er sei ein kulturschaffender Stand und wirtschaft-
lich überaus wichtig und notwendig. Der Kauf«
mannsstand sei weiter reich emsnestattet mit
Sorgen und Gefahren. Man beneide so häutig
diejenigen, dch als Kaufleute zu Ansehen und
Vermögen gelangt seien, vergesse aber dabei di«
schlaflosen Nächte dieser Männer und Frauen,
die in langsamem mühevollem Schreiten «in«
Höhe erklommen haben, vergesse das große Ri-
siko -des Kaufmanns.
Da -der KaFmannssta-nd ein gefahrvoll««
Stand sei, so sei es sehr zu -begrüßen und zu
schätzen, daß sich die katholischen Kaufleute -in
der „Lätitia" zusammengesunden hätten, um
dem Wahlipruch „Ehrlich im Handel, christlich
im Wandel" zu leben. So wotP di« katholische
Kaufmannschaft die katholisch« Aktion hinein-
tragen in ihren Stand, in ibren Beruf. DaS
heiß« aber nicht? anderes als in chri-stk-atholi-
schcm Sinn« leben.
Am« WIM lm OimM
ikwsWOen KmMt
Washington, 17. Jan. Wie verlautet hat dir
Regierung der Vereinigten Staaten auf Grund
der Ergebnisse der vor kurzem in Newyork ab-
gehaltenen Konferenzen zwischen Roosevelt und
Stimson Instruktionen an die amerikanisch«»
Botschafter in London und Paris sowie an den
Konsul der Vereinigten Staaten in Genf ge-
richtet, in denen erneut auf die bisherige Lini«
der amerikanischen Politik im fernöstlichen Kon-
flikt hingewiesen wird.
In Regierungskreisen b-ält man «S nicht für
wahrscheinlich, daß es gelingen könnt«, in Genf
«ine fest« Front zu bilden, die imstande wär«,
den Feindseligkeiten im Fernen Osten ein End«
zu setzen, wie man überhaupt wenig Hoffnung
auf ein« baldige Regelung des chinesisch-japani-
schen Konflikts hat.
„PtäIzrr Bote" Heivelverg — Wtittwoch, den 18. Januar H133
Sie Klrinrentnersüriorge
Ein Erlaß des Reichsarbeitsministeriums.
Die soeben erschienene Januar-Nummer des
Bundesblattes des Deutschen Rcnlnerbundes
„Der Rentner" bringt einen Erlaß des Reichs-
arbeits- und Reichsinnenministeriums vom 20.
T^zember 1932 zum Abdruck, in dem die Sozial-
mmisterien der Länder angewiesen werden, bei
der Durchführung der Kleinrentnerfürsorge mehr
a-ls bisher auf die besonderen Belange der
Kleinrentner Rücksicht zu nehmen und ihnen die
vom Gesetzgeber verlangte Sonderbehandlung
angedeihen zu lassen. Es wird u. a. bemängelt,
daß die Fürsorgeverbände aus der Notverord-
nung vom Dezember 193l das Recht herzuleiten
suchen, bei Rentnern jegliche Einnahmen aus
Aufwertung oder Vorzugsrechte auf die Unter-
stützung anzurechnen. Ein solches Verfahren
habe nicht im Willen des Gesetzes gelegen. Der
Erlaß fordert deshalb, daß unbedingt auf Krank-
heit, hohes Alter und Pflegebedürftigkeit der
Rentner Rücksicht zu nehmen und ein Teil der
BeKüge frei zu lassen sei. Bor allem muß bei
der Bemessung der Unterstützungen eine unter
Verzicht auf das Auslosungsrecht erhöhte Bor-
zugsrente mit dem Mehrbetrag in jedem Fall
außer Ansatz bleiben.
Das Reichsarbeitsministerium verlangt ferner
von den Fürsorgeverbänden, daß an der durch
die Reichsgrundsätze in Form einer Mußvor-
schrift als Pfbichtaufgabe vorgeschriebene Bes-
serstellung der Kleinrentner gegenüber der all-
gemeinen Fürsorge nichts geändert werden
dürfe.
Die vielfachen Klagen der Kleinrentner in be-
zug auf die Durchführung des Ersatzanspruches
werden vor dem Reichsarbeitsministcrium aner-
kannt und wird deshalb den Fürsorgeverbänden
vorgeschrieben, bei allen derartigen Maßnah-
men zu prüfen, ob der finanzielle Erfolg die
Beunruhigung und Erbitterung rechtfertigt, die
dadurch in den Kreisen der Kleinrentner ent-
steht. Das gleiche gilt für die von den Für-
iorgeverbänden in stets größerem Umfang ge-
forderten Sicherheiten. Das Reichsarbeitsmi-
nisterium stellt sich auf den Standpunkt, daß
gerade, weil die Unterstützungsleistungen unter
dem Druck der Finanznot mehr und mehr hät-
ten gesenkt werden müssen, man für
die Wünsche der Kleinrentner Verständ-
nis haben müsse, die Verfügung über ihre letzten
Bermögensreste zu behalten, um sich damit bei
Krankheit und dergleichen Erleichterung zu ver-
schaffen, die ihnen die Fürsorge meist nicht mehr
geben kann.
Von Bedeutung ist auch das ausdrückliche
Verbot der Forderung von Schuldaner-
kenntnissen und der in den Erlaß aufgenom-
mene preußische Erlaß über die Verjährung der
Ersatzansprüche, nachdem bei laufenden Für-
sorgesällen unter der Herrschaft des alten Für-
sorgerechts bis zum Inkrafttreten der Notver-
ordnung vom 5. 6. 31 überhaupt keine Ersatz-
ansprüche entstanden sind, die je das Vorhan-
densein hinreichenden Vermögens oder Einkom-
mens vorausfetzten. Das Reichsarbeitsministe-
rium nimmt in Aussicht, wenn die jetzige Ber-
jährungsvorschrift des neuen Rechts weiter zu
einer dauernden Quelle unnötiger Beunruhi-
gung der Rentner werden sollte, an Stelle der
Verjährungsfrist eine Ausfchlußsrist einzusüh-
ren.
Die Rentner können nach diesem Erlaß mit
Befriedigung seststellen, daß es ihrer Organifa-
Sie KulturgemeiMait zwischen Künstler und Volk
nie NetsemeinschM
Bedeutsame Kundgebung des Freiburger Erzbischofs
KK. Die Notgemeinschaft katholi-
scher Künstler hat am Sitz ihrer Geschäfts-
stelle in Verbindung mit der Gesellschaft für
geistliche Spiele im Dezember in Freiburg eine
Kundgebung veranstaltet, die durch die Reden
des Erzbischofs von Freiburg und des Herrn
Chefredakteurs Heinrich Hofier besonders be-
deutsam wurde.
Erzbischof Dr. Gröber gab folgende
wertvolle Richtlinien: Die Künstlcrnot ist als
dreifache Bedrängnis zu sehen. Einmal ist künst-
lerisches Schaffen immer notvoll, weil der Künst-
ler, dessen Wesen nicht harmonisch, sondern
aus Gegensätzen zusammengesetzt ist, stets um die
Gestaltung seiner Gesichte und Ideen ringen
niuß. Diese Not kann der Künstlerseel« niemand
abnehmen, weil sie der Urgrund ihres Schaffens
ist Aber auch jene andere Not nicht, die d,-m
Künstler von seiner Zeit und Umgebung auf-
gedrängt wird, weil er ihnen als Seher und
Prophet voraus ist und darum von ihnen nicht
verstanden wird. Jedoch ist von dem denkenden
Menschen zu verlangen, daß er begreift und be-
jaht: Es muß Menschen geben, die vorau^ilen.
Auch heute sollen die Künstler wissen, daß „die
Menschen auch dann nicht den Stab über sie
brechen, wenn die Künstler etwas schaffen, waS
den Augen der Menschen zunächst nicht gefällt,
ihrer Kunstanschauung nicht entspricht, weil es
über die Zeit hinaudweist". Die durch die Zeit-
verhältnisse dem Künstler aufgedrängte
Not des täglichen Brotes hat gewiß zu allen
Zeiten die Künstler bedrängt, die als Enterbte
des Lebens zu ihren großen Ideen gelangt sind.
Nicht nur die Liebe, auch der Schmerz kann gei-
stiges Schaffen fördern. Diese Wahrheit darf
jedoch nicht derart mißverstanden werden, daß
man die Pflicht verleugnete, die Künstler wirt-
schaftlich so zu stellen, daß sie nicht leiblich und
seelisch unter der Last der Entbehrungen zusam-
tion gelungen ist, die Reichsregierung von den
vielfachen Mißständen in der Kleinren-tnerfür-
sorge zu überzeugen und eS steht zu hoffen, daß
der Erlaß hie vom Reichsarbeitsministerium ge.
wünschte Wirkung haben wird.
Dir AiMstrlltrn wchrrn sich
gegen di« Beoorrechtung der Dersorgungs-
anwärtcr.
Berlin, 17. Jan. Die An gestellten gewerk-
schaster aller drei Richtungen — G. D. A., G.
E. D. A. G. und Asa-Bund — haben der
Neichsregierung und dem Reichstag eine einge-
hende Denkschrift überreicht, in der sie gegen
den nach ihrer Ansicht überspannten Stellenvor-
behalt der Versorgnngsanwärter in der öffent-
lichen Verwaltung Stellung nehmen. Nach den
Bestimmungen der Notverordnung des Reichs-
präsidenten vom 4. November 1932 seien die
Arbeitsplätze in der öffentlichen Verwaltung in
Zukunft fast ausschließlich den ehemaligen An-
gehörigen der Wehrmacht und der Schutzpolizei
Vorbehalten. Das bedeute ein« Schädigung der
Angestellten, von denen zurzeit rund 500 000
dem Elend der Erwerbslosigkeit ausgeliesert
menbrechen und auS Verbitterung und Ver-
zweiflung dorthin gehen, wo alles Ewige und
Geistige zerstört wird. Es ist, so betonte der hohe
Redner mit Nachdruck, „eine nationale, allge-
mein menschliche, christliche und eminent katho-
lische Pflicht", produktive Künstlevh'ckfe nach
besten Kräften zu fördern. In diesem Zusam-
menhang wurde auf das Beispiel des Heiligen
Vaters und zahlreiche Kundgebungen unserer
Bischöfe hingewiesen.
Die Red« von Chefredakteur Höfler
über „Künstler und Volk — eine Kultur- und
Not-gemeinfchaft" ging von der Anklage des
Rembrandtdeutschen aus: Franz Hals, Ruys-
dael, Hobbema starben im Armenhaus, der Rat
von Basel warnte öffentlich davor, Böcklin, der
18 Kinder hatte, Waren auf Borg zu geben, er
wie Wagner und Beethoven sind offiziell für
lvrrückt erklärt worden, daß Mozart wie ein
Hund begraben wurde, liegt heute noch als Fluch
über Europa. Aber auch in der Gegenwart
ist es nicht ander? als damals: Verrat am Geist
anstatt Gemeinschaft hoher Kultur. Und doch
brauchen wir gerade heute den Künstler als
Fo... rr u.... Bezwinger der chaotischen Zeit.
Kulturgemeinschaft bst heute nur Wirk-
lichkeit innerhalb der katholischen Kirche; darum
geht besonders an d- -a t h o I i ke n der Auf-
ruf der Notgeme-'^aft katholischer Künstler.
Die Scham, die auf dem Weg zum Aufruf „Kunst
ür Brot" überwunden werden mutz, müßte un-
ere -cham, mußte die Not unserer Gewissen
ein. Deshalb dürfen die Künstler erhobenen
Hauvtes zu i^rem Aufru° und zu ihrer Not
stehen, denn sie bleiben doch stets die Schen-
kenden. Grade aus leidgefüllten Zeit-n sind
bedeutsam« Kunstwerke zu unserem Trost über-
kommen.
?. Nob. Svoboda.
seien. Dabei werde von allen Angestelltenge-
werkschaften noch besonders daraus hingewiclen,
daß die Angestellten in der öffentlichen Ver-
waltung fast ausnahmslos Kriegsteilnehmer ge-
wesen seien. Die Angestelltenverbände forder-
ten, daß zwischen den Bedürfnissen der Zivil-
versorgung und den berechtigten Interessen der
Angestellten ein gerechter Ausgleich gesunden
werde.
Warschau. Im Haushaltsausschuß des Sejms
wurden von sozialistischer Seite starke Angriffe
gegen die polnische Polizei gerichtet.
Schwer« Zuchthausstrafen gegen britisch,
indisch« Kommunisten.
Mcerzut (Indien), 17. Jan. In einem seit
mehr als drei Jahren geführten Prozeß wogen
revolutionärer Umtriebe gegen drei englisch«
und 28 indische Kommunisten wurde jetzt oas
Urteil gefällt. Die Engländer erhielten Zucht-
hausstrafen von 12, 10 und vier Jahren. Von
den indischen Angeklagten wurden drei fvcige-
sprochen, einer erhielt lebenslängliche Zucht-
hausstvaf«, di« anderen vier bis zwölf Jahre
Zuchthaus.
UrmmAseBs
komsn um jfosepk u » 6 ll.
Von Ilse Keu 1 ?
Liopyright dv Karl Kühler L Lo.,
8eiliu-/leliienclorl.
33) (Nachdruck verboten.)
. „Da die Aufführung in einer Kirchen statt-
findet und cs sich um ein Oratorium handelt,
kann ich mir net denken, daß die geistlichen
Oberen der frommen Frau etwas gegen ihre
Anwesenheit auf der Empore der Ordensschwe-
stern einzuwenden haben möchten. Auf alle
Fälle will ich Fürsprache einlegen. Ist es so
recht?" Sie lächelte ein wening.
Haydn beugte sich tief über ihre Hand, die
sie ihm reichte. „Vielen Dank, Euer Majestät!
Euer Majestät sind allezeit so gütig zu mir."
Die Kaiserin sah ihn ernst an. „Wir alle
stehen ja auch tief in Ihrer Schuld, Meister.
Wie viele Stunden der Erhebung und Erbau-
ung verdanken wir Ihrer frommen Musik! Und
nun die „Schöp-'ung"! Ich kann Ihnen gar
nicht sagen, wie sehr ich mich, nach allem, was
ich bereits nach den Partiturauszügen von die-
sem wundervollen Werk zu hören bekam, auf
den Tag freue, an dem ich des vollen Genusses
teilhaftig werde. Schauen Sie, morgen werde
ich den „Don Jucnw hören. Aber darauf freue
ich mich nicht halb so innig . . ."
Haydn hob die Hand. „Verzeihen Euer Maje-
stät, daß ich Euer Majestät also respektwidrig
in die Rede falle. Aber schauen Sie, sagen Sie
bitte nicht, der Mozart wisse weniger zu er-
bauen mit seiner ewig schönen Musik", brachte
er treuherzig vor.
Die hohe Frau sah den Eifrigen gerührt treu-
herzig an. „Ist schon gut, Meister! Ich weiß ja
daß Sie nix auf den Mozart kommen lassen/'
Er gab ihren Blick fest zurück. „Er hat halt
seine Gaben von Gott erhalten, grab' wie ich
die meine." Ein Heller Schein glitt plötzlich über
sein faltiges, blatternarbiges Gesicht. „Als ich
noch jung war, habe auch ich mich an Opern
versucht/ Er sah wehmütig vor sich hin. „Nie-
mand weiß mehr von diesen meinen Jugendar-
beiten. Die Opern vom Wolfgang Amadeus aber
werden leben, so gut wie meine Kirchenmusik."
Die Stimme der Kaiserin klang warm. „Es
macht Ihnen nur Ehre, für den anderen einzu-
treten. In einer Art haben Sie auch gew'ß nicht
unrecht. In der anderen aber kann ich Ihnen
nicht helfen. Es mutz schon dabei bleiben. Etwas
Erhebenderes als Ihre Musik kann ich mir
nicht denken."
Schweigend neigt« sich Haydn zum zweiten
Male über die gereichte Hand. Die Audienz war
beendet.
Die Kaiserin hatte die Bitte, die ihr Lieblings-
komponist an sie gerichtet hatte, nicht vergessen.
Als der Hof am 'Uraufführungstag des tzavdn-
schen Oratoriums den Stephansdom betrat,
winkte sic einen ihrer Kammcrhcrrn zu sich
heran. „Ist die Salesianerin anwesend?" fragt«
sie, mit den Augen leicht zu der Empore hin-
aufweisend, auf der die frommen Klostcrschwe-
stern, der übrigen Gemeinde nicht sichtbar, dem
Gottesdienst folgen konnten.
Der Befragte nickte. „Ja, Euer Majestät.
Aber die fromme Schwester ist sehr krank. Man
hat sie auf ernem Tragstuhl hinausschaffen
müssen "
Die Kaiserin erschrak. Der Kammerherr kam
ihrer Frage zuvor. „Sie hat es selber gewollt.
Als sie gehört hat, um was e? sich handelte,
sollen ihr die Tränen über das Gesicht geronnen
sein. Und da der Arzt meint, ihr seien ohnehin
nur mehr Tage oder gar Stunden beschicken —"
Er brach ab Die hohe Frau wurde anderweit
in Anspruch genommen.
Dann ertönt« di« Orgel, und die Chöre san-
gen. Brausend stieg die wundervolle Musik em-
por, klang in ihrer ganzen Majestät und Ge-
walt dort zum ersten Male auf, wo vor einem
G«hst du zum Abendschoppen aus
Komm auch mal ins Kolpinghaus!
Menschenalter der Sohn des armen Rohrauer
Wagnermeisterz im Chor der Knaben gesungen
hatte. In den Kirchenschiffen saßen andächtige
Menschen, deren Namen zu den glänzendsten
der Welt gehörten. Wiens Hocharistokratie war
versammelt, um der „Schöpfung" zu lauschen,
zum ersten Male jenen unsterblichen Tönen
des gewaltigen Oratoriums.
Und keiner der erschütterten, tiefbewegten
Hörer ahnte, daß in den Klängen, di« empor-
schwebend auch die Lauschenden mit hinaushob
über alle Schlacken des Irdischen, ein? Seele
zur anderen sprach, daß der Meister, der das
Oratorium schuf, in dieser Stunde noch einmal
die Brücke betrat, die er sich und der nie ver-
gessenen Geliebten in seiner frommen Kunst
erbaute. Erst seit dem Tode seiner Frau wußte
er, warum Ev-Marie einst der Welt entsagt
hatte; auf dem Sterbebett hatte Frau Loni
ihm das Geheimnis der Schwester anvcriraut.
Seinetwegen hatte sie jenes Gelübde abgelegt,
das sie beide auf immer voneinander geschieden
hatte; O Ev-Marie!
Und doch! Doch war allez gut und weise ge-
fügt gewesen.
Umbrandet von den ewigen Tönen hob der
Meister den Blick zu der Empore, auf der er
Schwester Benedikta wußte, sie die er nie mehr
auf Erden würde sprechen dürfen, aber er
wußte sich eins mit ihr. Es war ihm bekannt,
daß sie vom Tode gezeichnet war, und sollte sie
unter dem brausenden Orgelklang seines Wer-
kes hinübergeben, so hatte er die heilige Ge-
wißheit, daß sich in diesen letzten, erhabenen
Augenblicken ihre Seelen treffen würden, um
einandner nie mehr zu verlassen, daß die Tote
ihm nur um ein kleines voraufgegangen war
in jene Welt, die die wahre Heimat seiner Musik
war und bleiben sollte.
— Ende.—
Kirchliche Nachrichten
Et» biMNMes LMmrot
Im Hohen Dom zu Münster fanden v>»
Dienstag die Beisetzungsfeierlichkeiten für de»
verstorbenen Erzbischof Dr. Johannes Pos/
aenburg statt. Nach Tausenden zählte
Masse, di« dem toten Oberhirten die letzte.Eh^
ermstsen. Einen nachhaltigen Eindruck hinter-
ließ das Testament Dr. Poggenburgs, das EE
bischoi Dr. Klein von Paderborn in seiner Ge-
denkrede den Anwesenden vorlas. Der Verstor-
bene hatte es am Allerseelentage 1926 nieder-
geschrieben in folgendem Wortlaut:
„Ich will sterben im heiligen katholische»
Glauben, in treuer Anhänglichkeit an dr<
heilige katholische Kirche, die ich stets al»
meine Mutter geliebt, und an ihr sichtbare)
Oberhaupt, den Heiligen Vater in Rom. JH
banke dem lieben Gott, der mich im Lebe»
mit soviel unverdienten Wohltaten und u»'
gezählten Gnaden überhäuft, der mir st
fromme Eltern und Geschwister gegeben, der
mich trotz meiner großen Unwürdigkeit zunl
Priestertum und sogar zur Bischofswürde er-
hoben hat. Ihm sei Lob, Dank und Ehre i»
alle Ewigkeit. Ich danke der gütigen Mutter
Gottes und meinem heiligen Schutzengel für
ihre Fürbitte und ihren Schutz.
Ich danke meinen seligen Eltern, insbe-
sondere meiner frommen Mutter, meine»
Lehrern und Erziehern für ihre Mühen und
Sorgen, für alles was sie mir Gutes getan-
Ich danke dem Klerus aus dem Welt- und
Ordensstande für treue Mitarbeit im Wein-
berge des Herrn. Ich danke dem hochwür-
digen Domkapitel und alle« Ratgebern und
Mitarbeitern im bischöflichen Amte für ihr«
treuen Dienste zum Wohle der Diözese Mün-
ster. Ich danke den berusstrenen und berufs-
tüchtigen Lehrern und Lehrerinnen für ihre
Arbeit in Unterricht und Erziehung der Ju-
gend. Ich danke allen verehrten Diözesanen,
vor allem den Mitgliedern aller OrdenS-
aenosscnschasten der Diözese, die mir soviel
Beweise der Liebe und Anhänglichkeit, vor
allem durch ihr frommes Gebet gegeben ha-
ben. Ich bitte alle Diözesanen, die ich jemals
vernachlässigt oder gekränkt haben sollte, um
Verzeihung, so wie ich jedem verzeihe, falls
jemand glauben sollte, daß er mich gekränkt
oder beleih gt habe. Für alle meine Diözesa-
nen habe ich täglich gebetet, und ich darf
hoffen, daß auch sie mir ein siirbittendeS
Gebet in die Ewigkeit nachsenden werden.
Herr, mein Gott! Von jetzt an nehme ich
den Tod in feder Art und zu jeder Zeit, wi«
es dir gefällig ist, mit allen Acngsten, Leiden
u d Schmerzen, mit Ergebenheit aus deiner
Hand an.
„Crux Christi nostra salus", das Kreuz
Christi unser Heil.
Johannes, Bischof von Münster
Am Allerscelentage 1926."
Der EWMj
über den KMmrmMM
Erzbischof Dr. Conrad Gröber hat dos
Protektorat über den katholischen
kaufmännischen Verein „Lätitia*
Freiburg übernommen. In einer Ansprache
beschäftigt« sich der Erzbischof mit dem Kauf-
mann s st a n d und führt« dabei u. a. aus:
Den Kaufmonnsstand, der di« notwendigen
Labensartikel beschaffe, brauche man, damit dir
übrigen Menschen dieser Sorg« enthoben seien;
er sei ein kulturschaffender Stand und wirtschaft-
lich überaus wichtig und notwendig. Der Kauf«
mannsstand sei weiter reich emsnestattet mit
Sorgen und Gefahren. Man beneide so häutig
diejenigen, dch als Kaufleute zu Ansehen und
Vermögen gelangt seien, vergesse aber dabei di«
schlaflosen Nächte dieser Männer und Frauen,
die in langsamem mühevollem Schreiten «in«
Höhe erklommen haben, vergesse das große Ri-
siko -des Kaufmanns.
Da -der KaFmannssta-nd ein gefahrvoll««
Stand sei, so sei es sehr zu -begrüßen und zu
schätzen, daß sich die katholischen Kaufleute -in
der „Lätitia" zusammengesunden hätten, um
dem Wahlipruch „Ehrlich im Handel, christlich
im Wandel" zu leben. So wotP di« katholische
Kaufmannschaft die katholisch« Aktion hinein-
tragen in ihren Stand, in ibren Beruf. DaS
heiß« aber nicht? anderes als in chri-stk-atholi-
schcm Sinn« leben.
Am« WIM lm OimM
ikwsWOen KmMt
Washington, 17. Jan. Wie verlautet hat dir
Regierung der Vereinigten Staaten auf Grund
der Ergebnisse der vor kurzem in Newyork ab-
gehaltenen Konferenzen zwischen Roosevelt und
Stimson Instruktionen an die amerikanisch«»
Botschafter in London und Paris sowie an den
Konsul der Vereinigten Staaten in Genf ge-
richtet, in denen erneut auf die bisherige Lini«
der amerikanischen Politik im fernöstlichen Kon-
flikt hingewiesen wird.
In Regierungskreisen b-ält man «S nicht für
wahrscheinlich, daß es gelingen könnt«, in Genf
«ine fest« Front zu bilden, die imstande wär«,
den Feindseligkeiten im Fernen Osten ein End«
zu setzen, wie man überhaupt wenig Hoffnung
auf ein« baldige Regelung des chinesisch-japani-
schen Konflikts hat.