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Pfälzer Bote für Stadt und Land (68) — 1933 (Januar bis März)

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Nr. 1-25 (2. - 31. Januar)
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„Psslzer Bote" Heidelberg — Montag, den 30. Fannar 1SM

Nr. St

des

zur


^stdg, Wie etwa ider Hinweis auf die Gebürtem

'hat ihren Grmid in der Prinzip
r«i, -ch der Feindschaft der Partei
»der, einer Aeiiid!ck-a-ft. die nickt ie

seiner Besprechung mit Roosevelt, sie hätten
eine vollständig informelle, inoffizielle, jedoch
sehr befriedigende Unterredung miteinander
gehabt, bei der es sich um die Vorarbeit für die
kommenden Besprechungen in Washington ge-
handelt habe, deren Beginn man für Anfang
März erhoffe.

stellte, Akademiker, Männer und Frauen, Fugend
und Alter. Auf den Parteitagen begnügt man
sich keineswegs damit, Referate cmzuhören, auch
hier können die Wogen der Leidenschaft^hoch-

der Vergebung von Arbeiten forderte, wahrem
der Präsident "der Handwerkskammer Bayreuth,
Baumeister Keil bei dem Thema Schwarz-
der

I 8t il Nil
Das Slpostelspiel.
Biele Aufführungen haben bewiesen, daß die
einfache dramatische Form die beste und geeig-
netste im Rundfunk ist. Der Hörer will
Klarheit haben bei der nöngen Entspan-
nung; das kann nur dann erreicht werden,
wenn Form und Inhalt des Hörspiels eine ge-
rade Linie bilden. Diese kostbare Eigenschaft
hatte das „Apostelspwl" von Max Mell, das
in Langenberg aufgeführt wurde. Die Darstel-
lerin der Maria, Phoebe Monnard, fand
mit sicherem Gefühl den richtigen Ton; ebenso
waren I. Jandner und der ungenannte
Darsteller des Johannes in Sprache und Aus-
druck vollendet . , , Man bringe öfter solche
Darbietungen!
Kopenhagen.
Während wir bei der letzten Funkwochenschau
gezwungen waren, das unaufhörliche Verhalten
Englands anläßlich einer Konzertüb-ertragu-ng
zu rügen, können wir heute bei dem Konzert aus
Dänemark gerade das Gegenteil feststellen.
Außer einem sehr geschmackvollen Programm,
innerhalb dessen die brutsche Musik einen ziem-
lich großen Raum einnahm, hörte man jedem
Stück neben der dänischen auch die deutsche
Ansage. Das ist schließlich nur eine Kleinigkeit,
sie ist aber notwendig, soll nicht sie ganze Ver-
anstaltung schon von vornherein einen abstoßen-
den Eindruck machen.
Professor Dr. Dessauer: Technokratie.
Im Rahmen des Vortrags ,/Besseve Technik


resümierend aus die einzelnen GedankengSngr
einzugehen; jeder vernünfigte Mensch hat sich
wohl schon selbst über das Mißverhältnis der
heutigen Kultur gegenüber allgemeingiüMgsL
Lebensgssetzen seine eigenen Gedanken gemacht.
Das Problem, mit dem sich aussinanderzusetzen
verlohnt, ist die aus Amerika importierte Te ch-
n okratie. Diese „Herrschaft der Technik*
(Besser wäre: Verwaltung der Technik) hat den
Grundsatz, die Technik vernunftgemäß so anzu-
wenden, daß sie dem Menschen nicht zum Ver-
derben gereiche, sondern ihm ein Mittel M
einem sorgenfreien und angenehmen Leben sei.
Also: Einordnung der Technik in das Gesamt-
leben bei absoluter Herrschaft des Menschs»
über si e. Damit ist aber die Gefahr einer
Materialistischen Welt- und Lebensauffassung
gegeben. Was auch Prof. Dessauer betonte, ist
das: Solange die Technokratie nicht bewirkt,
daß der Mensch sie auch als Mittel zum
geistigen und seelischen Wieder-
aufbau gebrauchen kann, wird -auch sie nur
eine Scheinlösung darstellen. Auf alle Fälle tut
man -gut daran, auf diese Heilslehre keine all-
zugroßen Hoffnungen zu setzen.
Meister der Tonkunst: Mozart.
Auch -diese Sendung war wieder sine Meffter-
leistung. Es bleibt nur zu wünschen, daß dis
folgenden Veranstaltungen ebenso klar und lehr-
reich verlaufen.
Eine Anregung.
Es wäre sehr schön, wenn sich der Südfunk
dazu entschließen könnte, -den Spielplan der
Stuttgarter Theater nicht zwischen den Nach-
mittagIdarbietunlgen, sondern beim Werbekon-
zert durchzugsben. Von den auswärtigen Hörern
hat wohl niemand Interesse an den Stuttgarter
l ^uris.

Hilfe sm das Handwerk
Warmbold aus der Tagung des Reichsverbandes des Deutschen Handwerks.
Berlin, 27. Jan. Der Reichsverband des
Deutschen Handwerks veranstaltete am Freitag
vormittag eine öffentliche Kundgebung, zu der
u. a. Reichswirtschaftsminister Prof. Dr. Warm-
b-old und der Reichskommiisfar für Arbeitsbe-
schaffung Dr. Gereke erschienen waren.
Mos. Dr. Marmdvld
trat den Vorwürfen entgegen, daß die Reichs-
rsgierung das Ausmaß der wirtschaftlichen und
seelischen Not im Handwerk und im gesamten
Mittelstand nicht kenne und daß sie dieser Not
tatenlos zusöhen. Zugunsten >der gewerblichen
Genossenschaften habe die Reichsregierung
Bürgschaften im Rahmen von 65 Millionen
Reichsmark
zur Verfügung gestellt. Weiterhin seien den
gewerblichen Kreo itgenofsensHaften
32 Millionen RM. als verlorene Zuschüsse
zugeführt worden. Die Regierung Hat dem
Herrn Reichspräsidenten weiter vorgeschlagen,
diese Hilfe um einen weiteren verlorenen Z u -
schuß in Höhe von 28 Millionen RM. zu er-
weitern. Zur Deckung weiterer Verluste gewerb-
licher Genossenschaften werden 20 Millionen
RM. verwendet werden.
Für Kredite an das mittlere und kleine
Gewerbe 40 Millionen
in Form von Reichsschatzanweisungen, um
Kredite an das mittlere und kleine Gewerbe zu
ermöglichen.
Für Jnstandsetzungsarbeiten an Wohn-
gebäuden seien 50 Millionen beroitgestellt,
weitere 50 Millionen RM. seien zugesagt. Aller-
dings könne auch der Mittelstand troh aller
Maßnahmen von der Not der -Gesamtwirtschaft
nicht unberührt bleiben. Den Wünschen des
Handwerks könne die Regierung nur unter Er-
wägung wirtschaftspolitischer Maßnahmen näher
treten, diese Wünsche aber mit aller Gewissen-
haftigkeit prüfen.
Prof. Dr. Wagemann, Präsident des
Instituts für Konjunkturforschung, behandelte
das Thema „Handwerk und Volkswirtschaft"
besonders nach der technischen Seite hin, wo-
bei er betonte, daß von den Gesamtinvestitionen
des Handwerks in den Jahren 1924 bis 1928
rund 705 Millionen RM. auf Anlagsnausbau
entfallen. In den genannten Jahren mache
diöse Nm-indestitivn ein Siebentel der gesamten
industriellen Neuinvestition aus. Während die
gewerbliche Bruttoproduktion im Jahve 1931
bis zu 40 Prozent unter der von 1928 gesunken
sei, betrage der Rückgang im Handwerk schät-
zungsweise nur etwa 80 Prozent, die Wirt-

en wollen, daß er jedenfalls dem chen. Denn der Blick ist aufs Ganze ge-
— ... und dieses Ganze ist das Wohl des Staa-
tes, dem der Einzelne sich unterwirft. Hier
liegt einer der Grundpfeiler, der die Unterschüt-
tevlichkeit des Zentrumsturmes sichert.
Mehr guter Wille, mehr Vertrauen zueinan-
der, das ist es, was uns in Deutschland fehlt.
Das Ziel muß immer wieder heißen: Deutsch-
land! Als es vor einigen Jahren in Frankreich
eine Fran'kenkrise -gab und andere Gefahren sich
zeigten, da war im Nu das Kabinett der „Union
Nationale" gebildet. Wie kläglich nimmt sich da-
gegen in Deutschland eine Sprache aus, die er-
klärt, im Falle einer Bedvobung der-Ostgrenzen

Bolschewiken bei kachel. Gesellen
Erlebnis mit einer Sowjetkommisfion.
In einem Vortrag in München erzählte der
Gcncralpräses der katholischen Gesellenvereme,
Hürth-Köln, folgendes Erlebnis: „Gelegent-
lich der Vox mehreren Jahren in Köln veran-
stalteten Presseausstsllung (Presfa) teilte eines
Tages daZ städtische Verkehrsamt dem Zentvcck-
gesellenhaus telephonisch mit, daß eine Kom-
miss i o n ausMos -k a u gerne -das Gesellen-
haus besichtigen möchte. Nachdem sich >der Gene-
ralpräses von der ersten Ueberraschung erhobt
hatte, gab er s-Äbstvevständlich die Erlaubnis.
Die Kommission bestand auz fünf bis sechs Her-
ren und einer Dame, die zugleich als Dol-
metscherin fungierte. Der Rund gang be-
gann im sogenannten Vevkehrsraum der .Ge-
sellen. Die Russin gab -dhrrr und ihrer Begleiter
Vsvwunderung darüber Ausdruck, daß 'die jun-
gen Leute mit so ungezwungenem
Frohmut beisammen waren. Der General-
präses erwiderte: „Das ist bei uns immer so:
die Jungens fühlen sich hier wie zu Hause bei
Vater und Mutter." Erstaunliches KopffchüttÄn
der Besucher. Man kam in die Schlaf«
räume. Sie sind -wivkli ch nicht luxuriös ein-
gerichtet, aber Pvaktchch, voll Licht und Luft und
vor allem auch peinlich sauber. Die Russin
fragte: „Wer schläft denn hier?" Antwort;
„Unsere Gesellen." Gegenfrage: „Ja, also Ar-
beiter?" Antwort: „Ja natürlich, unsere Ge-
sellen sind doch Arbeiter." Die Russen schüttel-
ten die Köpfe vor dieser ihnen anscheinend ab-
solut fremden Welt. Der Weg führte
auch in die Hauskapelle. Der General-
präses erklärte den Zweck dieses Raumes. Frage
der Russin: „Wie oft müssen denn die Leute
muß herein; das machen unsere Gesellen völlig
freiwillig." Offensichtlich höchstes Erstau-
nen der Russen. Man kam in die großen Lehr-
säle und Werkstätten, die den Russen
anscheinend außerordentlich gut .gefielen. Neue '
Frage der Russin: „Wie Vst müssen denn die -
Leute da herein." Antwort: „Alles freiwillig." -
Die Russin nahm den Führer beim Arm, -um,
ihre Fragestellung zu bekräftigen: „Nein, Herr,
müssen!" Antwort: „Ich sagte Ihnen doch
schon, bei uns gibt es kein Müssen;
in diesem Hause ist a l l es frei willig.
Höchstes Erstaunen der Rüssen und heftiges
Kvpfschütteln -der Bolschswiken-KommWon ist
eine, wenn auch ungewollte, dafür um so wir-
kungsvollere Anklage gegen die Zwangsmetho-
den im angeblichen Paradies -der russischen Ar-
beiterschaft.

Staatsnolitanb
.Die Staatskarre, die im Jahre 1918 einige
beherzte Männer unter sehr großen Opfern aus
"«m Morast, in den sie tief eingesunken war,
Wen, um sie allmählich auf eine trockene und
feste Bahn zu kutschieren, hat sich wieder fest-
gefahren. Die Lage, in die sie geraten ist, gleicht
stur scheinbar derjenigen, die sich seinerzeit
Mr November 1918 darbot. Die Männer, die da-
Wls nirgends aufzuspüren waren, -als es sich
darum handelte, energisch anzupacken, schießen
Mite wie die Pilze aus dem Boden und be-
haupteten, sie hätten schon immer alles s o kom-
men sehen; 'der Stahlhelm, die Herren Hugen-
Arg und Hitler tragen mehr oder minder hef-
Sträuße aus, „wer es denn zuerst gesehen
Mtd gesagt" habe. Dieser Kampf selbst ist noch
«cht entschieden, die Entscheidung ist auf später
betagt worben, und vorläufig geht es darum,
Men das „System" anzur-ennen. System selbst
A «in verschwommener und ewig schwankender
HegrM tn der Terminologie der Rechtsparteien
nnd bedeutet zur Zeit soviel wie Demokratie
ober Parlamentarismus. Gegen diese totgsglaüb-
«n Faktoren richtet sich der Kamp der Rechten
M> da ihnen aus loyalem Wege nun doch nicht
T^izukommen P — dank der Inkonsequenz der
^ackeren Kämpen selbst — so suchen sie ihr Heil
Als Umwegen und haben es in dem Begriff
^taatsnotstand gefunden.
So

Ist KMnettskrist ln
Frankreich
Paris, 29. Jan. Der Präsident der Republik
hat die politischen Besprechungen fortgesetzt.
Der Vorsitzende der radikalen Kammerftaktion,
Francois-Albert, erklärte nach seiner Unterre-
dung mit LebrUn, er sei nicht der Ansicht, daß
die Mehrheit der Linksparteien durch die Ab-
stimmung am Samstag zerstört sei und bezeich-
nete Da'ladier als geeignete Persönlichkeit, um
ein neues Kabinett der Linken zu schaffen.
Schlimmer sei es, einen Finanzminister zu fm-
den.
Der Vorsitzende des Ausschusses des Senats
für auswärtige Angelegenheiten, Verenger, er- ...
klärte nach seiner Unterredung mit Lebrun, es —^Bessere Menschen? entwickelte der bekannte
handle sich doch um eine Mehrheitskrise und Nakionalökonoin Prof. Dr. F rie-d ri ch D es«
vielleicht könnte der Präsident der Republik den sauer in sehr anschaulicher Weise die jüngsten
Senatspräsidenten Jeanneney mit der Lösung volkswirtschaftlichen Probleme innerhalb ' des Theatervorstellungen
der Krise beauftragen. technisierten GesamtlSb-ens. Es erübrigt sich.

Jeder Abonnent und dessen Ehegatte sind bei der
Nürnberger Lebensversicherungs-Bank in Nürnberg
gegen die Folgen körperlicher Unfälle mit RMi
500.— für den Fall des Todes versichert. Jeder Un-
fall ist unverzüglich nach Eintritt der Nürnberger
Lebensversicherungs-Bank anzuzeigen, auch muß sich
der Verletzte unverzüglich, spätestens am zweites
Tage nach dem Unfall in ärztliche Behandlung be-
geben. Todesfälle müssen sofort, spätestens aber
innerhalb 48 Stunden nach dem Eintritt der Bank
schriftlich zur Anmeldung gebracht werden, lieber
die Voraussetzungen der Versicherung (Rechte und
Pflichten der Abonnenten im Versichernm;sfalle)
geben die Versicherungsbedingungen Aufschluß, dst
vom Verlag oder von der Nürnberger Lebensver-
sicherungs-Bank zu beziehen sind.
7S

Lokaltermin im Keslerhelm
Dresden, 27. Jan. Aus Antrag -der Staats-
anwaltschaft fand eine gerichtliche Besichtigung
des Saales im Ksglerheim unter Zuziehung
eines Schießsachverständigen staU. Bei einem
der zahlreichen Geschoßsinschläge ist mit Sicher-
-heit festzustellen, baß es sich um einen Schuß
aus einem Revolver älterer Konstruktion han-
delt. Die Sektion der Leichen findet im Laufe
des heutigen Tages statt. Enw der verletzten
Personen ist inzwischen aus dem Krankenhaus
entlassen worden.
Lindsay über seine Besprechung mit Roose-
velt.
Warmsprings, 30. Januar. Der britische
Botschafter Sir Ronald Lindsay erklärte nach

Go hohl wie die sonstigen Redensarten, mit
Svenen die Rechte das deutsche Volk bedenkt, so
hohl isr auch dieser Begriff des Staa-tsnotstan-
M. Denn -in Wirklichkeit ist -es nur der Deck-
Kame für einen Verfassungsbruch.
^Den Vätern des Gedankens schwebt offensichtlich
Mr Notistandsbegriff vor, der sich in unserem
Wryerlichen wie in unserem Strafrecht befindet,
-lber bei diesem Notstand wird vorausgesetzt,
-baß -vorher nichts unversucht gelassen wurde, die
Aot" abz-nwenden uud daß es gar keinen e-in-
Kgen anderen Weg gibt, sie zu bannen. An
-Mchen Versuchen hat es aber bis jetzt stark ge-
'Wt, es ist noch nichts von der Regierung unter-
nommen worden, einer Gefahr, die sie heranf-
Mhen sehen konnte, nur irgendwie zu steuern.
Darüber hinaus aber kann ein Notstand nur da
iAterkannt iwerden, wo das Gesetz ihn selber zu-
Mßt: das ist in der Reichsverfassung
Ascht der Fall. Weid er der ber ühmte Ar-
-Wsl 48, noch eine -andere Vorschrift der Ber-
-fasiung sprechen auch nur andeutungsweise von
Anem Notstand oder einem -ihm gleich gelagerten
Palle. Das Operieren mit diesem Begriff ist
Mchts anderes als e.n -großer Betrugsvevsuch der
!Mveise, die sich demagogisch allzustark engagiert
Wben und sich nun einen glimpflichen Abgang
'»Haffen wollen.
Hitler wie Hugenberg sähen nichts lieber,
Äs daß jetzt eine längere Ausschaltung des
Reichstags, ein „Burgfrieden" eintrüte,
während dem sie hinter den Kulissen nach
Herzenslust ungestört wirken
Md dem Volke -ihre erbärmliche Jd-cenlaftgkeit
derheimlichen könnten, >da sie nun einstweilen
^cht mehr das volle Rampenlicht des Reichs- ,
>mgs zu fürchten hätten. Der Reichskanzler hat schlagen, zuletzt aber gelingt es doch, die Platt-
Märt, sich -auf das Experiment des Notstandes form zu schaffen, auf der sich alle die Hand rei-
'Kcht einlalssen zu " ,
iReichstag die Stirne zu bieten gewillt sei und
j iverfaGungsmäß ig vo rgezeichneten Weg gehen
^olle. Es besteht kein Anlaß, an diesen Worten
W zweifeln, denn Herr von Schleicher ist keine
i^benteurernatur und 'we iß nach den Erklärungen,
wie d-le Parteien der Mitte und der Linken be-
Esilich- der Nvtstandstheorie abgegeben hüben,
-'M er nicht frivol mit dem Feuer spielen darf.
Die Republik ist in Deutschland noch kei-
si«swe-gs tot; was sogar Herr von Papen
HEshen mußte.
- Was uns 'in Deutschland not tut, sind -weniger
Fftschistisch angehauchte staatsrechtliche Theorien , ,
Äs vielmehr Sammlung, mit einem Wort: werde mau nicht seine SA zu ihrem Schutze ent-
Kentrumsgeist! Das eitle Gerede der senden, sondern erst das „System stürzen! So-
. Philister, wir hätten in Deutschland zuviel Par- lange bei den Erbpächtern alles Nationalen sin
«st töricht und zeigt wenig Kenntnis des Deutschland alles Gefühl, selbst das geringste,
deutschen Wesens. Der Hinweis auf das Drei- für nationale Belange abgcht, solange wirb
^rteiensyftem Englands ist dabei ebenso ab- man allerdings in Sorge sein muffen, daß eine
Äegig, wie etwa der Hiniveis auf die Geburten- Sammlung nicht aetingt. Solange wird mau
Agelung -in der Sowjetunion es auf anderem sich kaum verwuudern, daß ein Sammelruf, wie
Miete ist. Man wird mit Recht die Zweckmäßig- ihn der Führer der Deutschen Zentrumspartei,
keit der Kandidatur Winter in einer Pväsidenteri- Prälat Dr. Kaas, zu Neujahr in die Wen
^hl bezweifeln können, uNd auch andere Partei- sandte, fast ungöüört verhallen konnte. Dennoch
gvündungen sind zweifelhaften Wertes; aber die wird die Parole lauten müssen:
Erfahrung zeigt schon, daß sw sich auch gar nicht nicht Staatsnotstand, mehr Zentrumsgeist!
durchsetzen. Und das Bedürfnis für Par- Dr. Franz E. Heidelberg.
-E^ien ist in Deutschland vorhanden.
M mehr Parteien, desto mehr Anregungen! Der
sMhler, di« Ursache des Versagens der Parteien,
M ihren Grund in der V r in -zipi« nreit e-
,^ds, in der Feindschaft der Parteien zueinan-
'^r, riuer Feindschaft, die nicht selten an die
Weier um die Meisterschaft rivalisierender Fuß-
Mllklubs erinnert. -Bismarck sprach es einst mit
wMauern aus, daß d er Deutsche imDeut-
cchen immer -erst den Feind sieht. Hier
Mgt des Uebels Wurzel. Der Deutsche, -der einem
politischen Gegner -einmal Recht -geben soll,
Mmbt -damit, sich ganz aufgegeben zu haben.
M Frankreich, wo es in: Ganzen genom-
"Mn, nicht weniger Parteien gibt als in Doutsch-
Mrd, käme disser Gedanke nicht auf; denn über
E-en Erwägungen steht hier: zuerst Frankreich!
Daß aber -das, -was in Frankreich möglich ist,
«u Deutschland nicht unmöglich sein sollte und
K nicht -ist, lehrt seit langen Jahrzehnten die
Deutsche Zentrumspartei. In ihr fiw-
«n, wie sonst in keiner Partei, die veüschiöden-
Den Berufs- und Gesellschaftsstände ihre poli-
We Zufluchtsstätte: Arbeiter und Großiudu-
Weller, Adel und -Geistlichkeit, Beamte, Ange-

schaftsstärke des Handwerks habe sich also in der
Krise besonders bewährt.
Das Kleingewerbe sei weit mehr auf
Selbsthilfe eingestellt,
während der Großwirtschaft mit Subventionen
geholfen werden müßte.
Zur Frage -der Arbeitsbeschaffung sprach der
Vorsitzende des Reichsverbandes -des Deutschen
Schloffevhandwerks, Obermeister Francois
(Magdeburg), der stärkere Berücksichtigung bei
der Vergebung von Arbeiten forderte, während

Baumeister Keil 'bei dem Thema Schwa
arbeit diese als das Krebsü-b-el in
Notlage des Mittelstandes bezeichnete.
Notruf des Sandwrrks
Eine Entschließung des Reichsverbandes
Deutschen Handwerks
Berlin, 27. Jan. In der Hauptversammlung
des Reichsverbandes des Deutschen Handwerks
wurde eine Entschließung angenommen,
in der u. a. aus den erbitterten Kampf des
Handwerks um die Erhaltung seiner Betriebe
hingswi-esen wird. Das Einkommen der Bevöl-
kerung ist dermaßen gesunken und obendrein
derart mit Steuern belastet, -heißt es in der
Entschließung, daß Ausgaben für handwerkliche
Leistungen immer weniger gemacht werden kön-
nen. Infolgedessen hat die Schwarzarbeit
einen nie für möglich gehaltenen Umfang ange-
nommen und die ohnehin beschränkte Vergebung
öffentlicher Arbeiten beutet die Notlage -der ver-
zweifelten Anbieter in rücksichtsloser Weise aus.
Die Folge dieser Zustände ist -der wirtschaftliche
Untergang zahlreicher selbständiger Handwerker
gewesen, der sich täglich in erschcckendem Um-
fang fortsetzt. Den Führern im Handwerk ist es
nicht möglich, den Unmut ihrer Schutzbefohlenen — ——
länger nidderzuhalten und Ausbrüchen der Ber- hierher-e-in?" Antwort: „Müssen? -Kein Mensch
Kweiflung vorzubeugen.
Wir warnen deshalb, so schließt die Resolu-
tion, in letzter Stunde vor den Folgen einer
weiteren Vernachlässigung des Handtverker-
standes. Wir verlangen Arbeit zu erträglichen
Preisen und würdigen Bedingungen.
Abordnung des deutschen Handwerks beim
Reichspräsidenten
Berlin, 27. Jan. Reichspräsident v. Hin-
denburg empfing heute eine Abordnung des
deutschen Handwerks. Sie berichbets dem Herrn
Reichspräsidenten über die Lage des deutschen
Handwerks und unterbreitete Vorschläge
Besserung des vorhandenen Notstandes.
 
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