Nr. St
„Pf«l, er Bote" Heidelberg — Montag, den «. Mlrz 1S83
Seite 4
Nab und Sern
<
wü-
in
Bei der künftigen Berechnung würde sich die
Zahl der aus der gestrigen Reichstagswahl er-
rechneten Abgeordnetensitze etwa um die
Hälfte verringern. Die NSDAP würde somit
schätzungsweise 31 Sitze, das Zentrum 17,
die Sozialdemokraten 8, die Kommunisten 6,
die Deutschnationalen 2 und die Staatspartei
1 Sitz erhalten. Evangelischer Volksdienst
und Deutsche Volkspartei würden dabei leer
ausgehen. Die NSDAP und die Deutsch-
nationalen hätten in einem derart errech-
neten Landtag die Mehrheit, das Zentrum
würde mit Sozialdemokraten, Kommunisten
und Staatspartei in der Opposition nur 32
Stimmen aufbringen, denen 33 der NSDAP
und Deutschnationalen gegenüberstünden. Wie
die Dinge aber in Wirklichkeit nach der im
Oktober d. Js. erfolgenden Neuwahl zum
Landtag aussehen werden, läßt sich heute noch
nicht sagen.
MrsonMtMWen
Aus dem Bereich des Ministeriums des Fw!
nern.
Versetzt: Kanzleiassistent Adolf Weber bäimz
Bezirksamt Engen zum Polizeipräsidium Karls- -
ruhe -
In den Ruhestand versetzt: PolizeiaGstsnM >
Luise Mayer in Heidelberg.
Ministerium der Finanzen.
Gestorben: Oberforstrat Karl August Kopp:
in Schopfheim. >
Möer DiMM-EpiLeM in
LsiMN
Die Suche nach den Bazillen-Trägern.
Darmstadt, 4. März. Wie erinnerlich,
täte im Januar unter den Schulkindern
Langen eine schwere Diphtherie-Epidemie,
der eine Anzahl Kinder zum Opfer fiel. Sämt-
liche Unterrichtsanstalten wurden damals für
längere Zeit geschlossen. Nach gründlicher Des-
infektion der Schulräume glaubte man, alles
getan zu haben, um die Epidemie zum Er-
löschen zu bringen.
Kaum hatte aber jetzt die Schule den Un-
terricht wieder anfgenommen, als erneut Sine
Anzahl Kinder an Diphtherie erkrankte, so daß
sich die Behörde abermals zu einer Schlie-
ßung der Schulen veranlaßt sah.
Das Kreisgesund-Heitsamt Offenbach vertritt
die Ansicht, daß unter den Schulkindern Ba-
zillenträger sind, die die Krankheitskeime mit
sich schleppen und verbreiten, ohne jedoch selbst
daran zu erkranken.
Ein Paar. Hulda ist verlobt, aber es gibt,
Schwierigkeiten. „Die Eltern sind dagegen,
klagt sie dem Onkel Balduin. „Wir müssen >
deshalb noch zwei Jahre warten."
Der Onkel Balduin sagt, was er denkt. „Das
ist ja Quatsch! Mensch-enskind, du bist doch-
schon 32 Jahre alt."
Hulda errötet. „Die Eltern meines Bräu-
tigams, meine ich. Der ist 19."
Der Interessent „Ich finde, daß Sie die
Kartoffeln recht dick schälen, Anna."
„Sie sollen dann leichter verdaulich fein,
hat mir einer erzählt."
„Wer war denn das?"
„Der Mann, der für seine Karnickel inrnrsr
die Schalen abholt."
Es hat gewirkt. „Hör 'mal, Paul, in letzter
.Zeit trinkst du ja ganz fürchterlich!"
„Um zu vergessen, lieber Freund, um ZU
vergessen!"
„Was" willst du denn vergessen?"
„Das habe ich vergessen!"
„Sie sehen auch nicht gerade fröhlich aus^
Herr Krause!"
„Ja, wissen Sie, meine Frau will verreisen
und wenn ich fröhlich aussehe, bleibt sie Mr!
Nie Würde der Badische Saadias Wie Meßen?
Karlsruhe, 6. März. Nach dem gestrigen
Ergebnis der Reichstagswahlen in Baden
würde sich der Badische Landtag wie folgt zu-
sammensetzen: 62 Abgeordnete der NSDAP
gegen 8 im jetzigen Landtag, 16 Abgeordnete
der SPD gegen 18, 13 Abgeordnete der Kom-
munisten gegen 5, 35 Abgeordnete des
Zentrums gegen 35, 5 Abgeordnete der
Deutschnationalen gegen 3, 1 Abgeordneter
der Deutschen Volkspartei gegen 9 mit der
Wirtschaftspartei, 1 Abgeordneter des Evan-
gelischen Volksdienstes gegen 3 und 2 Abge-
ordnete der Staatspartei gegen 6. Der Badi-
sche Landtag würde somit 135 Abgeordnete
umfaßen gegen 88 Abgeordnete Im jetzigen
Landtag. Dieser Berechnung ist das alte
Landtagswahlgesetz zugrunde gelegt, das be-
kanntlich von einem neuen Landtagswahlge-
setz abgelöst werden soll, das die Zahl der
Landtagsabgeordneten auf 65 festsetzt.
„Aas nationale Deutschland
Elt..
Wenn man diese Ueberschrist gebraucht und
sich dabei als Überparteiliche Richtung ausg-wen
will, so hat man zum mindesten einen Fehlgriff
getan. Da wir Katholiken uns das Recht new
men, die nationale Gesinnung auch für uns 'R
Anspruch zu nehmen, fo müssen wir uns dagegen
verwahren, wenn die „Neueste Nachrichten" aw
Samstag auf ihrer ersten Seite in prangender
Uebevsch'rift, auch wenn sie offensichtlich pvopa-
gandisttzch eingestellt ist, diese Exklusivität gegen-
über den katholischen Mitbürgern dokumentieren.
Wir haben es nicht nötig, die Begründung für
diese Verwahrung wieder einmal schriftlich nie-
derzu-leg-en. Wir meinen, es wäre allein sckM
die Sache einer vornehmen Gesinnung, daß man,
wenn man schon einmal jenseits von Partei» er-
hältnissen stehen will, nicht mit derartigen Ru-
brizierungen andere als minder zuverlässig, uw
nicht zu sagen minderwertig in nationalen
Dingen hinstellt.
Noch weniger notwendig ist es, uns mit
dem Leitartikel dieser Zeitung auseinander-
zusetzen, in dem uns der Verfasser, man muß
schon sagen, recht oberflächlicherweise an die
Gefahr erinnert, in der er uns und unsere
Kirchs in den Jahren sieht, in denen wir mit
Mitbürgern der sogenannten Linken nach
unserer Meinung um der Rettung des Va-
terlandes vor dem Bolschewismus willen Po-
litik gemacht haben. Es ist, nebenbei ge-
sagt, eine naive Deutung, wenn man glaubt,,
man könne religiöse Grundhaltung bei der
Linken als nicht vorhanden, bei der Rech-
ten aber als vorhanden erklären. Wir den-
ken gar nicht daran, den Liberalismus und
den Kapitalismus der Rechtskreise mit einer
echten religiösen Gesinnung vereinbar zu
halten. Wenn schon andere Weltanschauun-
gen mit der der Kirche in Parallele gesetzt
werden sollen, dann möchten wir nachdrück-
lichst sagen, daß wir im Liberalismus und
Versammlung ab. Der Begrüßung durch den Kapitalismus der Rechtskreise einen zumin-
Vorsitzenden W. Reißfelder ' folgten die besten so gefährlichen Gegner sehen, wie M
Berichte des Schriftführers Keller und des der sogen, religionslosen Sozialdemokratie.
- - " - - ... - - Mr verraten dem Leitartikler, daß uns der
„Mythos des 20. Jahrhunderts" außerordent-
lich atheistisch erscheint. Wir wissen auch aus
der Geschichte, daß der Kirche und der Religion
von einer sag. Rechtspolitik nicht minder An-
griff und Gefahr zugestoßen ist, als vonseiten
der Sozialisten.
Aber kommen wir auf den Ausgang zurück,
fo stellen wir fest, daß wir uns stolzen Haup-
tes und aufrechten Herzens als nationm be^!
zeichnen, auch wenn wir nicht in das pvqn-'
gettde Reklameplakat dieser Heidelberger Zei
tung ausgenommen worden sind. -
Keine Osthilfemittel für Dr. Graf Douglas.
Karlsruhe, 5. Mürz. Die Badische Land-
wirtschaftskammer veröffentlicht sine Erklä-
rung, in der sie dem Gerücht entgsgentritt, daß
der Präsident der Badischen Landwivtschafts-
kammer, Dr. Graf Douglas, aus den Ost-
hilfemitteln einen Betrag von 40 000 Mark
erhalten habe.
Diese Behauptung, so heißt es, sei völlig un-
wahr. Die Haltlosigkeit der Gerüchte ergebe Schlaganfall verf
sich am besten daraus, daß eine Zuweisung ANfscher a. D. f
Kanzlerschaft Hinweisen. Und weiter konnte er
berichten, wie nationale und höchststehende Kreise
in den Tagen des Umbruchs zu ihm und seinen
Freunden gekommen seien und sie um ihre Ar-
beit förmlich gebeten Hütten. Unerschrocken war
fein Mut, nist dem er die Politik der letzten
Jahre und die Rechte des Volkes gegen Willkür
verteidigte. Und das Gefühl des starken und
sich jung fühlenden Streiters erfüllte ihn, als er
bekannte, auch weiterhin und gerade für die
kommende Zeit auf dem Postens und zwar in
vorderster Front zu bleiben. Das sagte er nicht,
weil er sich über die reale Entwicklung täuschte.
Im Gegenteil, er wies gesprächsweise schon am
Samstag abeNd aüf die inzwischen eingetretene
Verschiebung im Stimmenverhältnis hin. Die
Verantwortung bleibt, mögen sich die Koalitio-
nen .gestalten wie immer.
Eine lodernde Flamme vaterländischer Gesin-
nung erfaßte am Schluß die Versammelten, als
Dr. Wirth im Geiste Beethovens und Schillers
die Anwesenden zum freudigen Bekenntnis zum
einigen, freien u. gerechten Deutschtum aüsrief, u.
das gemeinsame Deutschlandlied gab den sponta-
nen Ausdruck dafür, was die deutschen Katholi-
ken unter nationaler Staatsgesinnung verstehen.
— Ein unvergeßlicher Abend, den wir von Her-
zen unserem Führer und Landsmann Dr. Wirth
danken.
WtentMu
zusammengestellt vom Patentbüro Joh. Koch,
Berlin NO 18, Große Frankfurter Str. SS-
Dipl.-Jng. Carl Heinz Ortner. Heidel-
berg, Friedrich-Ebert-Straße 13. Elektrische»
Rücklicht. Gebrauchsmuster.
Robert Macco, kunstgewerbliche Werkstatt^ ,
Heidelberg, Bergheimer Straße 49. Packkapette -
für Zigarren, Zigaretten, Schokolade, Pralinem
losmetische Artikel n. dergl. Gebrauchsmuster
Dr. Karl Ziegler, Heidelberg. Ueber-'
führung von A'lkauamiden. Angemoldetss Pul-
ten t.
Karl Lenz, Heidelberg, Rottmannstr. 12^
Presst für Sauerkraut, Bohnen u. dergl. Ke-,
brauchsMuster. i
Anfer Mm Dr. Meph Wirth in REnch
Den Parteifreunden, die am Sonntag in so
hervorragender Disziplin ihrer Wahlpflicht ge-
nügt haben, wird es von Interesse sein, zu hö-
ren, daß am Samstag in Mosbach unser Führer
Dr. Joseph Wirth in einer überfüllten Wahl-
versammlung gesprochen hat. Es waren auch
von hier eine Abordnung der Badenwacht und
sonstige Parteifreunde zu der Kundgebung er-
schienen. — Ein begeisternder Appell! Etwa 600
Männer aus den kath. Organisationen, voran
die Badenwacht Mit klingendem Spiel, veranstal-
teten erst einen imponierenden Umzug durch dst
Stadt- Ein Sturm der Begeisterung o-urch-
braNste den Saal, als kurz nach 8 Uhr Reichs-
kanzler a. D. Dr. I. Wirth den Saal betrat,
der zum Brechen voll war. Es mögen schätzungs-
'weise 1400 Männer und Frauen gewesen sein.
Der Abend wird ihnen allen unvergeßlich blei-
ben. Ein VoMsmann echtester deutscher,, und
man darff im besonderen echtester süddeut-
scher Art sagen, ein Führer, dessen Herz die
Liebe zum deutschen Volk verzehrt, stand vor
ihnen. Was er sagte, war weniger Wahlkampf-
Parole, als vielmehr unermüdliche Dokumenta-
tion der Verpflichtung zum Dienst am Vater-
land: Ich bin jederzeit bereit, vor dem Staats-
gerichtshof zu verantworten, ipas ich an führen-
der Stelle schweigend getan habe —, mit sicherem
Stolz konnte Dr. Wirth in diesem Sinne auf
die Kämpfe in der großen Politik unter seiner
Ile WejnWfWrtsUMOzunWN
Mannheim, 3. März. Die Verhandlungen
der Internationalen Studienkommission für
die Rhöinschiffahrt über den Jaeger-Plan
wurden gestern mittag 12 Uhr beendet. In
der Hauptfrage der Beteiligung der Reedereien
an der Stillegung von Kahnraum haben die
Reedereivertreter die Forderungen der
Partikuliers ans paritätische Stillegung
erfüllt. Mit einigen Punkten, die zum Teil
hiermit zusammenhängen, konnten sich die Ver-
treter der Partikulierschiffer nicht einver-
standen erklären, werden jedoch mit ihren
Vertrauensleuten die Fragen besprechen und
bis zum 15. März die endgültige Stellung-
nahme dex Internationalen Studienkommission
schriftlich übermitteln.
Der Ausfall dieser Antwort wird gleichzei-
tig die Entscheidung der Studienkom-
mifsion über Annahme oder Ablehnung des
bis jetzt behandelten Jaeger-Planes bedeuten.
und Kriegerverein wird, dem Beispiel anderer
Gauvereine folgend, in sein Programm di«
Pflege des Kleinkalibersportes auf-
nehmen und eine eigene Schützen-Abteilung
gründen.
Miickenloch. (Todesfall.) Der im Alter
von 30 Jahren plötzlich verstorbene Karl Gal-
lian wurde am Donnerstag unter großer
Anteilnahme an der Seite seiner erst vor kur-
zem verstorbenen Mutter zur letzten Ruhe ge-
bettet. Hochw. Herr Pfarrer Dietz sprach am
Grabe einen warm empfundenen Nachruf.
Kranzspenden widmeten die Badenwacht durch
Gruppenführer Kohlmüller sowie die Kollegen
der Arbeitsstätte aus Eberbach.
Bezirk MMeim
Edingen. (Ohne elektrisches Licht.)
Bis jetzt noch unbekannte Täter warfen zwi-
schen hier und dem Edingerhoff einen Draht
über die elektrische Leitung, so daß die Drähte
durchbrannten. Dadurch entstand eins Stö-
rung in der Stromzufuhr, die etwa anderthalb
Stunden dauerte, bis der Schaden behoben
war. Auch die Nachbcwgemeinde Neckarhausen
war eine Zeitlang ohne Licht. Es wird ein
Sabotageakt vermutet, der wohl den zur glei-
chen Zeit stattfindenden politischen Versamm-
lungen galt.
Ladenburg. (Obermeisterwahl.) Bei
der hier abgeschlossenen Generalversammlung
der Bäckerinnung Mannheim-Land wurde die
statutenmäßig vorgeschriebene Neuwahl vor-
genommen. Wiedergewählt wurden
als Obermeister K. Joachim-Ladenburg,
als Beisitzer Münch-Ladenburg und Höfer-
Schriesheim. Obermeister Joachim wurde auch
zum Beisitzer für die Meisterprüfungen für den
Handwerkskammerbezirk Mannheim-Heidelberg-
Mosbach bestimmt.
Bezirk MMM
Balzscld. (Iahresvers am m lung.)
Der im März vergangenen Jahres gegründete
kath. Jugend ve rein hielt seine Jahres-
Vorsitzenden' W. Reißfelder ''
Kassiers P. Reihfelder. Der Vorsitzende gab
dann ein klares Bild über das Leben im Ver-
ein während des abgelaufenen Jahres, dankte
allen Mitarbeiten und stellte die Aemter der
Vorstandsmitglieder zur Verfügung. Da der
seitherige Vorsitzende trotz des Drängens der
Mitglieder fein Amt nicht -be-Dehielt, wurde zur
Neuwahl geschritten. Sie ergab folgendes Re-
sultat: A. Reißfelder als 1. Vorsitzender
(öder Zugführer); I. Knopf als 2. Vorsitzender,
P. Reißfölder als Diener, und Alfons Fröhlich
als Kassier. H. Keller wunde als Schriftführer
und Sportwart der neugebildeten Turnerab-
teilung von neuem bestätigt. Nach einer län-
geren Aussprache schloß der neue Vorsitzende
die Versammlung.
Neckartal, Odenwald, Arankenland
Eberbach. (Fünf Bauprojekte der
Stadt.) Der Bürgerausschuß behandelte das
von der Stadt ausgestellte ArbeitsböschasfungZ-
programm. Die Projekte umfassen die Erstel-
lung einer Kläranlage, die Erweiterung der
städtischen Kanalisation, die Schaffung von
Grün- und Wöganlagen am Lauer, die Verle-
gung einer Wasserleitung nach dem Strand^
bad' und die Erstellung von Aus- und An-
kleideräumen. Die Vorlagen, die einen Ge-
samtkostenaufwand von über 100 000 RM. er-
fordern, fanden die Zustimmung des
Bürgerausschusses.
Obrigheim. (U nr den Bau der Neckar-
brücke.) Das badische Finanzministerium be-
absichtigt, den Brückenbau Obrigheim—Diedes-
h-eim aus Mitteln des Arbeitsbefchaffungspro-
gramms der Reichsregierung durchzuführen.
Der Förderungsantrag wurde bereits dem
ReichZkomMissar für Arbeitsbeschaffung in
Berlin vorgelvgt.
Lauda (Besi tz we chs el.) Das Hotel
Warmut wurde dem Gastwirt Hagele aus
Mergentheim für 35 000 RM. zugeschlagen. Im
Jahre 1912 wurde das Hotel zu 70 000 RM.
verkauft. In der Zwischenzeit erfolgten Ein-
nNd Umbauten, die allein 40 000 RM. erfor-
derten.
MöM UO NMMMMr
Baden-Baden. (Schwerer Unfall
b e i m R a n -g i ere n.) Der Rangierer Ma-
thias Dietrich aus Baden-Oos wurde beim
Zusammenstellen eines Güterstuges auf dem
Bahnhof Baden-Stadt aus -die Schienen ge-
schleudert und etwa zehn Meter weit geschleift.
Dietrich wurde schwer verletzt ins Kran-
kenhaus gebracht.
Freiburg i. Br. (Naive Zeitgenos-
sen.) Das hiesige Schöffengericht verurteilte
zwei Landwirte,Vater und Sohn, wegen räu-
berischer Erpressung zu je anderthalb Jahren
Gefängnis. Der Bauersmann hatte bei einem
jüdischen Viehhändler drei Stück Vieh gekauft,
ohne auch nux einen Pfennig zu
bezahlen. Als nun der Händler sein Geld
eintreiben wollte, wurde er in die Stube ein-
gesperrt uNd unter Bedrohung zur Strei-
chung der Schulden (1475 Mark) gezwung-
g en. Die beiden Männer glaubten zu die-
ser Handlungsweise berechtigt zu sein, weil in
einer politischen Versammlung gesagt worden
war, die Juden würden nach Palästina ge-
. schickt oder totgeschlagen werden. (Preisfrage:
Mied am Freitag der Gaswerk- Weicker Partei gehörte wohl der Redner an,
Jofsf Fischer. Der Militär-der dur LaNdlente solchermaßen «Märte?)
von Osthilfemitteln an badische Landwirte
grundsätzlich nicht möglich ist.
Ein Kunde, der es eilig hatte.
Frankfurt a. M., 4. März. In einem Bäcker-
laden in der Löbersgasse erschien ein sich jetzt in
Mannheim in Haft befindender Kaufmann und
bat, als andere Kundschaft vor der Theke stand,
um zwei Rollen Drops. Erst tat er sp, als wolle
er mit Kleingeld bezahlen, bat dann aber, daß
ihm zwanzi g M a r k g e w e -chsel t würden.
Als die Verkäuferin mit dem Heraus-geben be-
schäftigt war, ersuchte er plötzlich darum, ihm
noch eine Rolle Kakes zu verabfolgen. Auch das
geschah. Die VeUkä-Nferin hatte das herauszuge-
bende Geld — es waren 19,70 Mark — aus der
Kasse abgezählt und wollte es den unbekannten
Kunden auf die Glasplatte hinzählen, aber der
Kunde sagte ihr: „Geben Sie mir es, bitte, in die
Hand, ich hab -es eilig. Die Verkäuferin lat das
auch und schnell war der Kunde aus den: Laden.
Zu ihrem Schrecken bemerkte die Verkäuferin,
daß der Kunde den Zw -anzi g m arkschein
mitgenom m e n hatte. Der Mann, der er-
mittelt werden konnte, hat schon mehrfach mit
Erfolg solche Tricks ausgeführt. Diesmal -wur-
den ihm sechs Monate Gefängnis zudMert.
Frankfurts Oberbürgermeister tritt in den
Ruhestand.
Frankfurt a. M., 5. März. Gemäß der bis-
herigen Hebung, wonach die durch Ablauf der
Wcchlzöit oder Erreichung der Mtersgrenz«
notwendige Neuwahl eines besoldeten Magi-
stratsmitgviedcs zwecks rechtzeitiger Vorberei-
tung der Wahl der Stadtverordneten-Ver-
sam'iNlung mindestens ein halbes Jahr vorher
angezeigt' wird, geht . der Stadt-ve-rordneten-
Versam'mlung die Mitteilung zu, daß O.-bürger-
meifter Dr. Landmann in diesem Jahre
das 65. Leuensjabr vollendet und damit nach
den gesetzlichen Vorschriften spätestens zum
1. Oktober 1933 in den gesetzlichen Ruhestand
tritt.
Bezirk ZWMerg
Dilsberg. (Verschiedenes.) Am Sams-
tag nachmittag wurde hier die Ewige Anbe-
tung gehalten. Als Abschluß fand nach . her-
kömmncher Art die feierliche Prozession
durch die reich beflaggten Straßen statt. Bis
zur Errichtung der Erzdiözese Freiburg gehörte
die hiesige Pfarrei z-um Würzburger Bistum
und der „Bettag" wurde immer besonders
feierlich gehalten. Die Tatsache, daß die ab-
schließende Prozession bis heute bsibchalten
wurde, bezeugt treue Anhänglichkeit -an die
ehrwürdigen Sitten der Väter. — An einem
„Pf«l, er Bote" Heidelberg — Montag, den «. Mlrz 1S83
Seite 4
Nab und Sern
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wü-
in
Bei der künftigen Berechnung würde sich die
Zahl der aus der gestrigen Reichstagswahl er-
rechneten Abgeordnetensitze etwa um die
Hälfte verringern. Die NSDAP würde somit
schätzungsweise 31 Sitze, das Zentrum 17,
die Sozialdemokraten 8, die Kommunisten 6,
die Deutschnationalen 2 und die Staatspartei
1 Sitz erhalten. Evangelischer Volksdienst
und Deutsche Volkspartei würden dabei leer
ausgehen. Die NSDAP und die Deutsch-
nationalen hätten in einem derart errech-
neten Landtag die Mehrheit, das Zentrum
würde mit Sozialdemokraten, Kommunisten
und Staatspartei in der Opposition nur 32
Stimmen aufbringen, denen 33 der NSDAP
und Deutschnationalen gegenüberstünden. Wie
die Dinge aber in Wirklichkeit nach der im
Oktober d. Js. erfolgenden Neuwahl zum
Landtag aussehen werden, läßt sich heute noch
nicht sagen.
MrsonMtMWen
Aus dem Bereich des Ministeriums des Fw!
nern.
Versetzt: Kanzleiassistent Adolf Weber bäimz
Bezirksamt Engen zum Polizeipräsidium Karls- -
ruhe -
In den Ruhestand versetzt: PolizeiaGstsnM >
Luise Mayer in Heidelberg.
Ministerium der Finanzen.
Gestorben: Oberforstrat Karl August Kopp:
in Schopfheim. >
Möer DiMM-EpiLeM in
LsiMN
Die Suche nach den Bazillen-Trägern.
Darmstadt, 4. März. Wie erinnerlich,
täte im Januar unter den Schulkindern
Langen eine schwere Diphtherie-Epidemie,
der eine Anzahl Kinder zum Opfer fiel. Sämt-
liche Unterrichtsanstalten wurden damals für
längere Zeit geschlossen. Nach gründlicher Des-
infektion der Schulräume glaubte man, alles
getan zu haben, um die Epidemie zum Er-
löschen zu bringen.
Kaum hatte aber jetzt die Schule den Un-
terricht wieder anfgenommen, als erneut Sine
Anzahl Kinder an Diphtherie erkrankte, so daß
sich die Behörde abermals zu einer Schlie-
ßung der Schulen veranlaßt sah.
Das Kreisgesund-Heitsamt Offenbach vertritt
die Ansicht, daß unter den Schulkindern Ba-
zillenträger sind, die die Krankheitskeime mit
sich schleppen und verbreiten, ohne jedoch selbst
daran zu erkranken.
Ein Paar. Hulda ist verlobt, aber es gibt,
Schwierigkeiten. „Die Eltern sind dagegen,
klagt sie dem Onkel Balduin. „Wir müssen >
deshalb noch zwei Jahre warten."
Der Onkel Balduin sagt, was er denkt. „Das
ist ja Quatsch! Mensch-enskind, du bist doch-
schon 32 Jahre alt."
Hulda errötet. „Die Eltern meines Bräu-
tigams, meine ich. Der ist 19."
Der Interessent „Ich finde, daß Sie die
Kartoffeln recht dick schälen, Anna."
„Sie sollen dann leichter verdaulich fein,
hat mir einer erzählt."
„Wer war denn das?"
„Der Mann, der für seine Karnickel inrnrsr
die Schalen abholt."
Es hat gewirkt. „Hör 'mal, Paul, in letzter
.Zeit trinkst du ja ganz fürchterlich!"
„Um zu vergessen, lieber Freund, um ZU
vergessen!"
„Was" willst du denn vergessen?"
„Das habe ich vergessen!"
„Sie sehen auch nicht gerade fröhlich aus^
Herr Krause!"
„Ja, wissen Sie, meine Frau will verreisen
und wenn ich fröhlich aussehe, bleibt sie Mr!
Nie Würde der Badische Saadias Wie Meßen?
Karlsruhe, 6. März. Nach dem gestrigen
Ergebnis der Reichstagswahlen in Baden
würde sich der Badische Landtag wie folgt zu-
sammensetzen: 62 Abgeordnete der NSDAP
gegen 8 im jetzigen Landtag, 16 Abgeordnete
der SPD gegen 18, 13 Abgeordnete der Kom-
munisten gegen 5, 35 Abgeordnete des
Zentrums gegen 35, 5 Abgeordnete der
Deutschnationalen gegen 3, 1 Abgeordneter
der Deutschen Volkspartei gegen 9 mit der
Wirtschaftspartei, 1 Abgeordneter des Evan-
gelischen Volksdienstes gegen 3 und 2 Abge-
ordnete der Staatspartei gegen 6. Der Badi-
sche Landtag würde somit 135 Abgeordnete
umfaßen gegen 88 Abgeordnete Im jetzigen
Landtag. Dieser Berechnung ist das alte
Landtagswahlgesetz zugrunde gelegt, das be-
kanntlich von einem neuen Landtagswahlge-
setz abgelöst werden soll, das die Zahl der
Landtagsabgeordneten auf 65 festsetzt.
„Aas nationale Deutschland
Elt..
Wenn man diese Ueberschrist gebraucht und
sich dabei als Überparteiliche Richtung ausg-wen
will, so hat man zum mindesten einen Fehlgriff
getan. Da wir Katholiken uns das Recht new
men, die nationale Gesinnung auch für uns 'R
Anspruch zu nehmen, fo müssen wir uns dagegen
verwahren, wenn die „Neueste Nachrichten" aw
Samstag auf ihrer ersten Seite in prangender
Uebevsch'rift, auch wenn sie offensichtlich pvopa-
gandisttzch eingestellt ist, diese Exklusivität gegen-
über den katholischen Mitbürgern dokumentieren.
Wir haben es nicht nötig, die Begründung für
diese Verwahrung wieder einmal schriftlich nie-
derzu-leg-en. Wir meinen, es wäre allein sckM
die Sache einer vornehmen Gesinnung, daß man,
wenn man schon einmal jenseits von Partei» er-
hältnissen stehen will, nicht mit derartigen Ru-
brizierungen andere als minder zuverlässig, uw
nicht zu sagen minderwertig in nationalen
Dingen hinstellt.
Noch weniger notwendig ist es, uns mit
dem Leitartikel dieser Zeitung auseinander-
zusetzen, in dem uns der Verfasser, man muß
schon sagen, recht oberflächlicherweise an die
Gefahr erinnert, in der er uns und unsere
Kirchs in den Jahren sieht, in denen wir mit
Mitbürgern der sogenannten Linken nach
unserer Meinung um der Rettung des Va-
terlandes vor dem Bolschewismus willen Po-
litik gemacht haben. Es ist, nebenbei ge-
sagt, eine naive Deutung, wenn man glaubt,,
man könne religiöse Grundhaltung bei der
Linken als nicht vorhanden, bei der Rech-
ten aber als vorhanden erklären. Wir den-
ken gar nicht daran, den Liberalismus und
den Kapitalismus der Rechtskreise mit einer
echten religiösen Gesinnung vereinbar zu
halten. Wenn schon andere Weltanschauun-
gen mit der der Kirche in Parallele gesetzt
werden sollen, dann möchten wir nachdrück-
lichst sagen, daß wir im Liberalismus und
Versammlung ab. Der Begrüßung durch den Kapitalismus der Rechtskreise einen zumin-
Vorsitzenden W. Reißfelder ' folgten die besten so gefährlichen Gegner sehen, wie M
Berichte des Schriftführers Keller und des der sogen, religionslosen Sozialdemokratie.
- - " - - ... - - Mr verraten dem Leitartikler, daß uns der
„Mythos des 20. Jahrhunderts" außerordent-
lich atheistisch erscheint. Wir wissen auch aus
der Geschichte, daß der Kirche und der Religion
von einer sag. Rechtspolitik nicht minder An-
griff und Gefahr zugestoßen ist, als vonseiten
der Sozialisten.
Aber kommen wir auf den Ausgang zurück,
fo stellen wir fest, daß wir uns stolzen Haup-
tes und aufrechten Herzens als nationm be^!
zeichnen, auch wenn wir nicht in das pvqn-'
gettde Reklameplakat dieser Heidelberger Zei
tung ausgenommen worden sind. -
Keine Osthilfemittel für Dr. Graf Douglas.
Karlsruhe, 5. Mürz. Die Badische Land-
wirtschaftskammer veröffentlicht sine Erklä-
rung, in der sie dem Gerücht entgsgentritt, daß
der Präsident der Badischen Landwivtschafts-
kammer, Dr. Graf Douglas, aus den Ost-
hilfemitteln einen Betrag von 40 000 Mark
erhalten habe.
Diese Behauptung, so heißt es, sei völlig un-
wahr. Die Haltlosigkeit der Gerüchte ergebe Schlaganfall verf
sich am besten daraus, daß eine Zuweisung ANfscher a. D. f
Kanzlerschaft Hinweisen. Und weiter konnte er
berichten, wie nationale und höchststehende Kreise
in den Tagen des Umbruchs zu ihm und seinen
Freunden gekommen seien und sie um ihre Ar-
beit förmlich gebeten Hütten. Unerschrocken war
fein Mut, nist dem er die Politik der letzten
Jahre und die Rechte des Volkes gegen Willkür
verteidigte. Und das Gefühl des starken und
sich jung fühlenden Streiters erfüllte ihn, als er
bekannte, auch weiterhin und gerade für die
kommende Zeit auf dem Postens und zwar in
vorderster Front zu bleiben. Das sagte er nicht,
weil er sich über die reale Entwicklung täuschte.
Im Gegenteil, er wies gesprächsweise schon am
Samstag abeNd aüf die inzwischen eingetretene
Verschiebung im Stimmenverhältnis hin. Die
Verantwortung bleibt, mögen sich die Koalitio-
nen .gestalten wie immer.
Eine lodernde Flamme vaterländischer Gesin-
nung erfaßte am Schluß die Versammelten, als
Dr. Wirth im Geiste Beethovens und Schillers
die Anwesenden zum freudigen Bekenntnis zum
einigen, freien u. gerechten Deutschtum aüsrief, u.
das gemeinsame Deutschlandlied gab den sponta-
nen Ausdruck dafür, was die deutschen Katholi-
ken unter nationaler Staatsgesinnung verstehen.
— Ein unvergeßlicher Abend, den wir von Her-
zen unserem Führer und Landsmann Dr. Wirth
danken.
WtentMu
zusammengestellt vom Patentbüro Joh. Koch,
Berlin NO 18, Große Frankfurter Str. SS-
Dipl.-Jng. Carl Heinz Ortner. Heidel-
berg, Friedrich-Ebert-Straße 13. Elektrische»
Rücklicht. Gebrauchsmuster.
Robert Macco, kunstgewerbliche Werkstatt^ ,
Heidelberg, Bergheimer Straße 49. Packkapette -
für Zigarren, Zigaretten, Schokolade, Pralinem
losmetische Artikel n. dergl. Gebrauchsmuster
Dr. Karl Ziegler, Heidelberg. Ueber-'
führung von A'lkauamiden. Angemoldetss Pul-
ten t.
Karl Lenz, Heidelberg, Rottmannstr. 12^
Presst für Sauerkraut, Bohnen u. dergl. Ke-,
brauchsMuster. i
Anfer Mm Dr. Meph Wirth in REnch
Den Parteifreunden, die am Sonntag in so
hervorragender Disziplin ihrer Wahlpflicht ge-
nügt haben, wird es von Interesse sein, zu hö-
ren, daß am Samstag in Mosbach unser Führer
Dr. Joseph Wirth in einer überfüllten Wahl-
versammlung gesprochen hat. Es waren auch
von hier eine Abordnung der Badenwacht und
sonstige Parteifreunde zu der Kundgebung er-
schienen. — Ein begeisternder Appell! Etwa 600
Männer aus den kath. Organisationen, voran
die Badenwacht Mit klingendem Spiel, veranstal-
teten erst einen imponierenden Umzug durch dst
Stadt- Ein Sturm der Begeisterung o-urch-
braNste den Saal, als kurz nach 8 Uhr Reichs-
kanzler a. D. Dr. I. Wirth den Saal betrat,
der zum Brechen voll war. Es mögen schätzungs-
'weise 1400 Männer und Frauen gewesen sein.
Der Abend wird ihnen allen unvergeßlich blei-
ben. Ein VoMsmann echtester deutscher,, und
man darff im besonderen echtester süddeut-
scher Art sagen, ein Führer, dessen Herz die
Liebe zum deutschen Volk verzehrt, stand vor
ihnen. Was er sagte, war weniger Wahlkampf-
Parole, als vielmehr unermüdliche Dokumenta-
tion der Verpflichtung zum Dienst am Vater-
land: Ich bin jederzeit bereit, vor dem Staats-
gerichtshof zu verantworten, ipas ich an führen-
der Stelle schweigend getan habe —, mit sicherem
Stolz konnte Dr. Wirth in diesem Sinne auf
die Kämpfe in der großen Politik unter seiner
Ile WejnWfWrtsUMOzunWN
Mannheim, 3. März. Die Verhandlungen
der Internationalen Studienkommission für
die Rhöinschiffahrt über den Jaeger-Plan
wurden gestern mittag 12 Uhr beendet. In
der Hauptfrage der Beteiligung der Reedereien
an der Stillegung von Kahnraum haben die
Reedereivertreter die Forderungen der
Partikuliers ans paritätische Stillegung
erfüllt. Mit einigen Punkten, die zum Teil
hiermit zusammenhängen, konnten sich die Ver-
treter der Partikulierschiffer nicht einver-
standen erklären, werden jedoch mit ihren
Vertrauensleuten die Fragen besprechen und
bis zum 15. März die endgültige Stellung-
nahme dex Internationalen Studienkommission
schriftlich übermitteln.
Der Ausfall dieser Antwort wird gleichzei-
tig die Entscheidung der Studienkom-
mifsion über Annahme oder Ablehnung des
bis jetzt behandelten Jaeger-Planes bedeuten.
und Kriegerverein wird, dem Beispiel anderer
Gauvereine folgend, in sein Programm di«
Pflege des Kleinkalibersportes auf-
nehmen und eine eigene Schützen-Abteilung
gründen.
Miickenloch. (Todesfall.) Der im Alter
von 30 Jahren plötzlich verstorbene Karl Gal-
lian wurde am Donnerstag unter großer
Anteilnahme an der Seite seiner erst vor kur-
zem verstorbenen Mutter zur letzten Ruhe ge-
bettet. Hochw. Herr Pfarrer Dietz sprach am
Grabe einen warm empfundenen Nachruf.
Kranzspenden widmeten die Badenwacht durch
Gruppenführer Kohlmüller sowie die Kollegen
der Arbeitsstätte aus Eberbach.
Bezirk MMeim
Edingen. (Ohne elektrisches Licht.)
Bis jetzt noch unbekannte Täter warfen zwi-
schen hier und dem Edingerhoff einen Draht
über die elektrische Leitung, so daß die Drähte
durchbrannten. Dadurch entstand eins Stö-
rung in der Stromzufuhr, die etwa anderthalb
Stunden dauerte, bis der Schaden behoben
war. Auch die Nachbcwgemeinde Neckarhausen
war eine Zeitlang ohne Licht. Es wird ein
Sabotageakt vermutet, der wohl den zur glei-
chen Zeit stattfindenden politischen Versamm-
lungen galt.
Ladenburg. (Obermeisterwahl.) Bei
der hier abgeschlossenen Generalversammlung
der Bäckerinnung Mannheim-Land wurde die
statutenmäßig vorgeschriebene Neuwahl vor-
genommen. Wiedergewählt wurden
als Obermeister K. Joachim-Ladenburg,
als Beisitzer Münch-Ladenburg und Höfer-
Schriesheim. Obermeister Joachim wurde auch
zum Beisitzer für die Meisterprüfungen für den
Handwerkskammerbezirk Mannheim-Heidelberg-
Mosbach bestimmt.
Bezirk MMM
Balzscld. (Iahresvers am m lung.)
Der im März vergangenen Jahres gegründete
kath. Jugend ve rein hielt seine Jahres-
Vorsitzenden' W. Reißfelder ''
Kassiers P. Reihfelder. Der Vorsitzende gab
dann ein klares Bild über das Leben im Ver-
ein während des abgelaufenen Jahres, dankte
allen Mitarbeiten und stellte die Aemter der
Vorstandsmitglieder zur Verfügung. Da der
seitherige Vorsitzende trotz des Drängens der
Mitglieder fein Amt nicht -be-Dehielt, wurde zur
Neuwahl geschritten. Sie ergab folgendes Re-
sultat: A. Reißfelder als 1. Vorsitzender
(öder Zugführer); I. Knopf als 2. Vorsitzender,
P. Reißfölder als Diener, und Alfons Fröhlich
als Kassier. H. Keller wunde als Schriftführer
und Sportwart der neugebildeten Turnerab-
teilung von neuem bestätigt. Nach einer län-
geren Aussprache schloß der neue Vorsitzende
die Versammlung.
Neckartal, Odenwald, Arankenland
Eberbach. (Fünf Bauprojekte der
Stadt.) Der Bürgerausschuß behandelte das
von der Stadt ausgestellte ArbeitsböschasfungZ-
programm. Die Projekte umfassen die Erstel-
lung einer Kläranlage, die Erweiterung der
städtischen Kanalisation, die Schaffung von
Grün- und Wöganlagen am Lauer, die Verle-
gung einer Wasserleitung nach dem Strand^
bad' und die Erstellung von Aus- und An-
kleideräumen. Die Vorlagen, die einen Ge-
samtkostenaufwand von über 100 000 RM. er-
fordern, fanden die Zustimmung des
Bürgerausschusses.
Obrigheim. (U nr den Bau der Neckar-
brücke.) Das badische Finanzministerium be-
absichtigt, den Brückenbau Obrigheim—Diedes-
h-eim aus Mitteln des Arbeitsbefchaffungspro-
gramms der Reichsregierung durchzuführen.
Der Förderungsantrag wurde bereits dem
ReichZkomMissar für Arbeitsbeschaffung in
Berlin vorgelvgt.
Lauda (Besi tz we chs el.) Das Hotel
Warmut wurde dem Gastwirt Hagele aus
Mergentheim für 35 000 RM. zugeschlagen. Im
Jahre 1912 wurde das Hotel zu 70 000 RM.
verkauft. In der Zwischenzeit erfolgten Ein-
nNd Umbauten, die allein 40 000 RM. erfor-
derten.
MöM UO NMMMMr
Baden-Baden. (Schwerer Unfall
b e i m R a n -g i ere n.) Der Rangierer Ma-
thias Dietrich aus Baden-Oos wurde beim
Zusammenstellen eines Güterstuges auf dem
Bahnhof Baden-Stadt aus -die Schienen ge-
schleudert und etwa zehn Meter weit geschleift.
Dietrich wurde schwer verletzt ins Kran-
kenhaus gebracht.
Freiburg i. Br. (Naive Zeitgenos-
sen.) Das hiesige Schöffengericht verurteilte
zwei Landwirte,Vater und Sohn, wegen räu-
berischer Erpressung zu je anderthalb Jahren
Gefängnis. Der Bauersmann hatte bei einem
jüdischen Viehhändler drei Stück Vieh gekauft,
ohne auch nux einen Pfennig zu
bezahlen. Als nun der Händler sein Geld
eintreiben wollte, wurde er in die Stube ein-
gesperrt uNd unter Bedrohung zur Strei-
chung der Schulden (1475 Mark) gezwung-
g en. Die beiden Männer glaubten zu die-
ser Handlungsweise berechtigt zu sein, weil in
einer politischen Versammlung gesagt worden
war, die Juden würden nach Palästina ge-
. schickt oder totgeschlagen werden. (Preisfrage:
Mied am Freitag der Gaswerk- Weicker Partei gehörte wohl der Redner an,
Jofsf Fischer. Der Militär-der dur LaNdlente solchermaßen «Märte?)
von Osthilfemitteln an badische Landwirte
grundsätzlich nicht möglich ist.
Ein Kunde, der es eilig hatte.
Frankfurt a. M., 4. März. In einem Bäcker-
laden in der Löbersgasse erschien ein sich jetzt in
Mannheim in Haft befindender Kaufmann und
bat, als andere Kundschaft vor der Theke stand,
um zwei Rollen Drops. Erst tat er sp, als wolle
er mit Kleingeld bezahlen, bat dann aber, daß
ihm zwanzi g M a r k g e w e -chsel t würden.
Als die Verkäuferin mit dem Heraus-geben be-
schäftigt war, ersuchte er plötzlich darum, ihm
noch eine Rolle Kakes zu verabfolgen. Auch das
geschah. Die VeUkä-Nferin hatte das herauszuge-
bende Geld — es waren 19,70 Mark — aus der
Kasse abgezählt und wollte es den unbekannten
Kunden auf die Glasplatte hinzählen, aber der
Kunde sagte ihr: „Geben Sie mir es, bitte, in die
Hand, ich hab -es eilig. Die Verkäuferin lat das
auch und schnell war der Kunde aus den: Laden.
Zu ihrem Schrecken bemerkte die Verkäuferin,
daß der Kunde den Zw -anzi g m arkschein
mitgenom m e n hatte. Der Mann, der er-
mittelt werden konnte, hat schon mehrfach mit
Erfolg solche Tricks ausgeführt. Diesmal -wur-
den ihm sechs Monate Gefängnis zudMert.
Frankfurts Oberbürgermeister tritt in den
Ruhestand.
Frankfurt a. M., 5. März. Gemäß der bis-
herigen Hebung, wonach die durch Ablauf der
Wcchlzöit oder Erreichung der Mtersgrenz«
notwendige Neuwahl eines besoldeten Magi-
stratsmitgviedcs zwecks rechtzeitiger Vorberei-
tung der Wahl der Stadtverordneten-Ver-
sam'iNlung mindestens ein halbes Jahr vorher
angezeigt' wird, geht . der Stadt-ve-rordneten-
Versam'mlung die Mitteilung zu, daß O.-bürger-
meifter Dr. Landmann in diesem Jahre
das 65. Leuensjabr vollendet und damit nach
den gesetzlichen Vorschriften spätestens zum
1. Oktober 1933 in den gesetzlichen Ruhestand
tritt.
Bezirk ZWMerg
Dilsberg. (Verschiedenes.) Am Sams-
tag nachmittag wurde hier die Ewige Anbe-
tung gehalten. Als Abschluß fand nach . her-
kömmncher Art die feierliche Prozession
durch die reich beflaggten Straßen statt. Bis
zur Errichtung der Erzdiözese Freiburg gehörte
die hiesige Pfarrei z-um Würzburger Bistum
und der „Bettag" wurde immer besonders
feierlich gehalten. Die Tatsache, daß die ab-
schließende Prozession bis heute bsibchalten
wurde, bezeugt treue Anhänglichkeit -an die
ehrwürdigen Sitten der Väter. — An einem