Beilagen bgw. Mteilungen: Für sie Frauenwelt / Gonntag der Seele / Hichenfeuer / Heimatwarte / Soziak Zekkfragen / Funk «n» SchA
Sir. 57
Seidelberg, Sonnerslag, s. März 1S3Z
68.Mrg.
polizeikommiffare für Baben und Wiirüemberg
SrvßbeuW
ober KleindeutM
Berlin, 8. März. Auf Grund der Notver-
vrdnunb zum Schutz von Volk und Staat hat
»«r Rerchsnvinister des Innern die Polizeide-
sugnisse in Schaumburg-Lippe, Baden, Würt-
lemberg und Sachsen übernommen. Zu Beauf-
tragten des Reiches sind vom Reichsinnenmi-
Wer ernannt worden:
Für Schaumburg-Lippe: Beigeordneter M a t-
thäi aus Marl bei Recklinghausen.
Baden: Badischer Landtagsabg. Wag-
ner.
Württemberg: Reichstagsabg. v. Ja-
Äow, bisher Ehlingen.
, Sachsen: Reichstagsab. Frhr. v. Kil-
linger.
*
Aus den parteiamtlichen Mitteilungen des
Zentrums und der Nationalsozia-
listen, die wir unten veröffenu^en, geht
hervor, daß gestern in Karlsruhe Verhandlun-
gen zwischen den beiden Parteien stattgefnnden
Sir Vechlmbilmaen zwischen
haben zwecks Umbildung der badischen Regie-
rung. Der Unterhändler des Zentrums hat
sich dabei zur Stellungnahme Zeit erbeten, um
die Instanzen der Partei befragen zu können.
Milten in die Lage platzt nun diese Maß-
nahme von Berlin, die wohl kaum ohne
Beteiligung der badischen Par-
teileitung der NSDAP, erfolgt sein
kann. Es ist das jedenfalls eine sehr eigen-
'tüniliche Methode, zu verhandeln. Die Situa-
tion ist dadurch wesentlich erschwert, nicht durch
unsere Schuld. Es ist auch tatsächlich kein
objektiver Grund vorhanden zu die-
sem Einschreiten des Reiches gegen ein Land,
das sich der neuen Reichsreaierung gegenüber
von Anfang an loyal verhalten hat.
Trotz der entsprechenden Stimmung, die dieser
Eingriff bei uns notgedrungen zur Folge ha-
ben muß, werden wir uns bei den zu treffen-
den schweren Entscheidungen nur vonsach-
lichen Beweggründen leiten lassen.
Besonnenhört ist heute mehr als je am Platze.
WSW, Zentrum
Ziehung eines Vertreters der Deutschnationa-
len Volkspartei fortgesetzt. Während gestern
nur allgemeine Fragen besprochen wurden,
befaßte man sich heute mit der Zusammen-
setzung einer neu zu bildenden Regierung
und der Besetzung der Ministerien. Von natio-
nalsozialistischer und deutschnationaler Seite
wurde ein positiver Vorschlag gemacht. Der
Verhandlungsführer des Zentrums nahm die-
sen Vorschlag entgegen, ohne selbst Stellung
dazu zunehmen. Der Parteivorstand für die
Zentrumsfraktion wird sofort einberufen, um
zu diesem Vorschlag Stellung zu nehmen. Eine
Entscheidung ist daher vor Montag nicht zu
erwarten.
Landesausschuhsitzung der Badischen
Zentrumspartei.
Karlsruhe, 8. März. Wie wir erfahre»,
sind derParteivorstand und der L an«
desausschnh der Badischen Zentrumspar-
tei für den kommenden Sonntag zu einer Sit-
zung nach Freiburg einberufen worden.
Auch Württemberg überrascht
Abg. Joos vor der Kölner Zentrumsparte^
Köln, 7. März.
Unter starkem Andrang veranstaltete ge-
stern abend die Kölner Zentrumspartei eine
Vertrauensmännersitzung, in der Abg. Joos
u. a. ausführte:
Unsere Gegner verkünden frohlockend:
Endlich seit Bismarcks Zeiten geht es ohne
Zentrum. Das ist erreicht. ZahlenmäßiL
gesehen, braucht man uns nicht, um einfache
Gesetze zu machen. Aber ob man das Zen-
trum nicht bedarf als politisch gestaltend«
Kraft, das ist eine andere Sache. Nach dem
Umsturz von 1918 verfügten die Sozialisten
mit den Demokraten über 64 Prozent aller
Stimmen und Mandate. Dennoch wagten es
die Demokr. nicht, mit den Sozialisten allein
zu regieren. Sie suchten bügerl. Stütze und
Ausgleich beim Zentrum. Die Frage ist heute
also die, ob die Minister Hugenberg und von
Papen Lust haben, allein auf die eine Seite
des Waagebalkens zu treten, auf alle Gefahr
hin. Drüben drücken die 85 Prozent nach
unten....
und Jeutschnattonalm
Karlsruhe, 8. März. Von Zentrums- Seite einer künftigen Regierungspolitik in
leite wird offiziell mitgeteilt: Baden darzulegen' und nahm im übrigen
. Am Mittwoch hat erneut eine Besprechung Kenntnis von Len Vorschlägen der National-
er politischen Lage in Baden zwischen Zen- sozialisten und Deutschnationalen über eine
Aum und Nationalsozialisten stattgefunden, «twäige Regierungsumbildung. Seitens des
Diesmal waren auch die Deutschnationalen Zentrums werden nunmehr binnen kürzester
^gezogen. Während am Dienstag es sich Frist die zuständigen Instanzen zusammen-
lediglich um eine nur lose Fühlungnahme treten, um die Lage zu beraten. Von der Be-
handelte, wurde heute die Frage der schlußnahme dieser Instanzen werden die wei-
Besetzung der Ministerien erörtert. Der Ver- teren Entscheidungen abhängen.
rreter des Zentrums erklärte, keinerlei Voll- Die nationalsozialistische Land-
pachten zu besitzen und daher nicht Stellung tagsfraktion teilt mit:
Nehmen zu können. Vielmehr beschränkte er Die Besprechungen über die Regierungsum-
uch darauf, seine Auffassung über die sachliche bildung in Vaden wurden heute unter Hinzu-
Stuttgart, 8. März. Von zuständiger Seite
wird mitgeteilt: Von dem Wunsche geleitet,
durch die schleunige Neubildung der württem-
bergischen Regierung die bisher geordnete
Verwaltung des Landes Württemberg zu er-
hallen, hat das württembergische Staatsmini-
sterium in seiner heutigen Sitzung beschlossen,
den Herrn Landtagspräsidenten zu ersuchen,
den Landtag auf spätestens Dienstag, den 14.
März, nachmittags 4 Uhr, mit der Tagesord-
nung: Neuwahl des Staatspräsidenten einzu-
berufen. Das Staatsministerium hält es an-
gesichts des Ergebnisses der Reichstagswahl
für ein dringendes politisches Ge-
bot, die Neubildung der Regierung mit
größter Beschleunigung herbeizuführen.
werden s>
den nächst
Kabinett, das allein schon die einfache Mehrheit
hat und damit die volle Verantwortung für die
Regierungspolitik trägt, jede faire Chance zur
sachlichen Arbeit und erklären uns weiter tra-
ditionsgemäß selbst auch zu jeder sachlichen Mit-
arbeit bereit.
Voraussetzung ist ein verfassungsmäßiger
Regierungskurs sowie di« Wahrung der
Grundrechte des Volkes.
Denn wir werden und können bei aller Bereit-
schaft zur sachlichen Mitarbeit niemals etwas
von unseren Grundsätzen Preisgeben. Wir wer-
den darüber hinaus alles tun, was in der näch-
sten Zeit geeignet sein könnte, die Sam-mlungs-
. - " i hrin-
Am 21. Marz Reichstagseröffnung?
Staatsakt in der Garnisonsklrcht mit Regierungserklärung des
Reichskanzlers / Mnarsikungen in -er Moll-Sim
_Berlin, 8. März. Amtlich wird mitgeteilt:
Der Reichskanzler hat heute mit dem Reichstags-
präsidenten Goring und dem Reichsinnenminister
Dr. Frick die Garnisonskirche in Potsdam be-
acht, um sich über die Vorbereitungen für den
"«läßlich der Eröffnung des Reichstags vorge-
sehenen feierlichen Staatsakt mit den in Betracht
lammenden kirchlichen und staatlichen Stellen
besprechen. Als Vertreter der Kirche waren
"er Präsident des Evangelischen Oberkirchenrats
D. Dr. Kapler und der geistliche Vizepräsident
D. Burghart erschienen. Im Anschluß an
°en Besuch wurde der L an g e S t a l l in Pots-
dam, dann das Kroll-Theater in Berlin
Mchtigt, die beide für die Plenarsitzungen des
Reichstags in die engere Wahl kamen. Die
Entscheidung fiel zugunsten des
. Kroll-Theaters,
aa der Zusammentritt des Reichstags früher
geboten ist und der Ausbau des Langen Stalles
einige Wochen beanspruchen und auch mit recht
erheblichen Kosten verbunden wäre. Der Zusam-
mentritt des Reichstags soll möglichst beschleunigt
werden.
..Die üblichen Eröf fnungsgottes-
lenste werden für den evangelischen Teil in
der Nikolaikirche, für den katholischen Teil in
katholischen Stadtpfarrkirche in Potsdam
^gehalten. An dem Eröffnungsgottesdienste in
°er Nikolaikirche wird der Herr Reichspräsident
lfnnehmen. Nach Beendigung der Gottesdienste
Wm die Teilnehmer in geschlossenen
Zugen unter dem Geläute aller Glock— ...
PL G a r n is o n s k i r ch e. Dort findet ein
Staatsakt .... .
statt. Der Herr Reichspräsident wivd sine Be- sei. Wir können die Behauptungen auf ihren
Zrüßunasanivrackie kalten und alsdann dem WivAichkertswert hin augenblicklich nicht nach-
wortliche Mitarbeit der Rechten in der Vergan-
genheit immer wieder gesucht haben.
Im übrigen kann zu dem geplanten Ermäch-
tigungsgesetz der Reichsregierung vorläufig kei-
nerlei positive Stellungnahme er-
folgen, da wir noch gar nicht wissen, welche Be-
stimmungen es enthalten soll, welche Teile der
Verfassung aufgegeben werden sollen. Darüber
finden ja 'auch noch in den nächsten Tagen wei-
tere Kabinettsberatungen statt, deren Ergebnis
vorerst abgewartet werden muß. Es ist nur mög-
lich, daß aus den Verhandlungen, wenn sie statt-
Friedrichs des Großen einen Lorbeerkranz nie-
derlsgt. In Anschluß daran schreitet der Herr
Reichspräsident vor der Kirche die Front der
dort ausgestellten Ehenkompagnie ab. Hieran
schließt sich ein Vorbeimarsch der Ehrenkompagnie
an. Nach Abschluß der Feier in PotIdam bege-
ben sich Reick>sregierung und Abgeordnete zur
Eröffnungssitzung nach Berlin.
sein. Anschließend an den Staatsakt begibt sich Es ist anzunehmen, daß die Eröffnung
der Herr Reichspräsident allein zur Gruft, wo er voraussichtlich am 2 1. März statt-fi-nden wird,
zwischen den Särgen Friedrich Wilhelms l. und
Zentrum und ErmäKtiguugssM
Berlin, 9. März. Nach der Ankündigung der
Reichsregierung, daß ein verfassungsän-
derndes Ermächtigungsgesetz dem
neuen Reichstag vorgelegt werden soll, wofür
also eine Zweidrittelmehrheit im Parlament er-
forderlich ist, kommt aus unterrichteten Kreisen
die Mitteilung, daß nunmehr
Vorbesprechungen und später
Verhandlungen mit dem Zentrum
stattfinden werden. Ohne Zentrum und
Bayerische VoIkspartei besteht keiner-
lei legale Möglichkeit für die Reichsregie-
rung, Verfassungsbestimmungen zu ändern, auch sten Zeit geeignet sein könnte, die Eammt
dann nicht wenn, wie zu erwarten ist, die Kom- idse unseres Führers zum Durchbruch zu
munisten 'von den Reichstagssitzungen ausge- gen, weil wir sie ernst meinen und^die^verant.
schlossen, werden. Man hat in diesem Zufam- "" " " " —
menhang ferner, so in den Deutschen Führer-
briefen Nr. 19, bezüglich der möglichen politi-
schen Entwicklung die Behauptung aufgestellt,
daß Dr. Brüning in der vorigen Woche
beim Reichspräsidenten gewesen und daß dabei
ocken in auch die Haltung des Zentrums zur Reichsregie-
rung vorweg besprochen worden sei. Auch wird
behauptet, daß eins inoffizielle Fühlungnahme
mit dem Zentrum bereits über Preußen erfolgt
—__ ' —. ' -.7,-,'.. - ' '7 l
grüßunasansprache hÄten' und alsdann dem WivAichkertswert hin augenblicklich nicht nach- - ----- . .
Herrn Reichskanzler das Wort zur Ab- prüfen. Doch ist das auch nebensächlich, zumal fmden, vielleicht ,-hon früher einige Kenntnis
gäbe der Regierungserklärung geben, die Haltung des Zentrums und der Bayerischen über die Absichten der Regierung zu aewrnnen
Der Staatsakt wivd von Kirchenmusik umrahmt VoMspartei ohnehin bekannt ist. Wir geben dem wäre.
Um den Einsatz unserer politischen Kraft
sind wir in der Zentrumspartei nicht
verlegen.
Wir sind bereit, uns einzusetzen überall da,
wo es einen politischen Sinn hat und vor
unserem religiösen, nationalen und sozialen
Gewissen verantwortet werden kann. Unsere
Fragen waren niemals bloße Partetfragen.
Als volksverwurzelte Partei, die einen meta-
physisch begründeten Staats- und Reichsge-
danken in sich trägt, betrafen sie jederzeit die
innere und äußere Ordnung von Land und
Volk. Wer deutschen Staat und deutsches
Volk ordnen will, wird an der Beantwortung
der Fragen nicht herumkommen, die uns im-
mer wieder beschäftigen.
Wir achten staats- und volksbildende
Kraft, wo immer wir sie finde«, können
aber nicht darauf verzichten, eigene
Vorbilder von bester Staats-, Reichs-
und Volksordnung zu haben.
Soll nun heute umstürzend neugeordnet wer-
den, dann ist die Stunde gekommen, wo auch
die im Zentrum und in der Bayerischen
Volkspartei geeinten deutschen Katholiken aus
ihrem Staats- und Reichsgedanken heraus
ein Besonderes auszusprechen und mitzuge-
stalten bestimmt sind.
Die deutschen Katholiken haben die Pflicht,
immer wieder für großdeutschen Reichs-
gedanken zu kämpfen, der sich aufs neue zu
verlierey scheint im Zeichen der Garnison-
kirche von Potsdam und in dem Versuch, die
Fahne Schwarz-Weiß-Rot wieder zur Reichs-
fahne zu machen. In dem Deutschen Reiche,
wie es uns vorschwebt und tausend Jahre
politische Wirksamkeit gewesen ist,
hat der deutsche Oste« seinen Platz, nicht
aber die Herrschaft.
Zu diesem Reich gehört der deutsche Westen
als gleichberechtigter und gleichge-
achteter Mitgestalter an seinem Gefüge, denn
er ist die alte Heimat und der Mutterboden
des Reiches. Es gehört hierzu der deutsche
Süden, das Deutschtum an der Donau im
alten Oesterreich, wo jahrhundertelang, wie
im gesamten Donaustromgebiet kolonisatori-
sche Arbeit für Deutschtum und Christentum
geleistet worden ist.
Wenn heute ein Gedanke sich von selber
aufdrängt und nach Verwirklichung
schreit, so ist es der, den ich hier von mir
aus zum Ausdruck bringen möchte: daß
nämlich die Reichstagsfraktion des Zen-
trums und der Bayerischen Volksvartei
noch bevor sie in ihre so oder so verant-
wortungsreiche Arbeit der kommenden
Wochen hineinsteigen, in Erinnerung an
ihre große geschichtliche Ueberlieferung
sich im hohen Dom zu Mainz am
Grabe eines Emmanuel von Ketteler, des
unsterblichen Bannerträgers des alten
Neichsgedankens, zusammenfinden möch-
ten.
Wenn man den Deutschen Reichstag nach
Potsdam ruft, um an den Preußenkönig
Friedrich H. erinnert z« erden, dann wer-
Sir. 57
Seidelberg, Sonnerslag, s. März 1S3Z
68.Mrg.
polizeikommiffare für Baben und Wiirüemberg
SrvßbeuW
ober KleindeutM
Berlin, 8. März. Auf Grund der Notver-
vrdnunb zum Schutz von Volk und Staat hat
»«r Rerchsnvinister des Innern die Polizeide-
sugnisse in Schaumburg-Lippe, Baden, Würt-
lemberg und Sachsen übernommen. Zu Beauf-
tragten des Reiches sind vom Reichsinnenmi-
Wer ernannt worden:
Für Schaumburg-Lippe: Beigeordneter M a t-
thäi aus Marl bei Recklinghausen.
Baden: Badischer Landtagsabg. Wag-
ner.
Württemberg: Reichstagsabg. v. Ja-
Äow, bisher Ehlingen.
, Sachsen: Reichstagsab. Frhr. v. Kil-
linger.
*
Aus den parteiamtlichen Mitteilungen des
Zentrums und der Nationalsozia-
listen, die wir unten veröffenu^en, geht
hervor, daß gestern in Karlsruhe Verhandlun-
gen zwischen den beiden Parteien stattgefnnden
Sir Vechlmbilmaen zwischen
haben zwecks Umbildung der badischen Regie-
rung. Der Unterhändler des Zentrums hat
sich dabei zur Stellungnahme Zeit erbeten, um
die Instanzen der Partei befragen zu können.
Milten in die Lage platzt nun diese Maß-
nahme von Berlin, die wohl kaum ohne
Beteiligung der badischen Par-
teileitung der NSDAP, erfolgt sein
kann. Es ist das jedenfalls eine sehr eigen-
'tüniliche Methode, zu verhandeln. Die Situa-
tion ist dadurch wesentlich erschwert, nicht durch
unsere Schuld. Es ist auch tatsächlich kein
objektiver Grund vorhanden zu die-
sem Einschreiten des Reiches gegen ein Land,
das sich der neuen Reichsreaierung gegenüber
von Anfang an loyal verhalten hat.
Trotz der entsprechenden Stimmung, die dieser
Eingriff bei uns notgedrungen zur Folge ha-
ben muß, werden wir uns bei den zu treffen-
den schweren Entscheidungen nur vonsach-
lichen Beweggründen leiten lassen.
Besonnenhört ist heute mehr als je am Platze.
WSW, Zentrum
Ziehung eines Vertreters der Deutschnationa-
len Volkspartei fortgesetzt. Während gestern
nur allgemeine Fragen besprochen wurden,
befaßte man sich heute mit der Zusammen-
setzung einer neu zu bildenden Regierung
und der Besetzung der Ministerien. Von natio-
nalsozialistischer und deutschnationaler Seite
wurde ein positiver Vorschlag gemacht. Der
Verhandlungsführer des Zentrums nahm die-
sen Vorschlag entgegen, ohne selbst Stellung
dazu zunehmen. Der Parteivorstand für die
Zentrumsfraktion wird sofort einberufen, um
zu diesem Vorschlag Stellung zu nehmen. Eine
Entscheidung ist daher vor Montag nicht zu
erwarten.
Landesausschuhsitzung der Badischen
Zentrumspartei.
Karlsruhe, 8. März. Wie wir erfahre»,
sind derParteivorstand und der L an«
desausschnh der Badischen Zentrumspar-
tei für den kommenden Sonntag zu einer Sit-
zung nach Freiburg einberufen worden.
Auch Württemberg überrascht
Abg. Joos vor der Kölner Zentrumsparte^
Köln, 7. März.
Unter starkem Andrang veranstaltete ge-
stern abend die Kölner Zentrumspartei eine
Vertrauensmännersitzung, in der Abg. Joos
u. a. ausführte:
Unsere Gegner verkünden frohlockend:
Endlich seit Bismarcks Zeiten geht es ohne
Zentrum. Das ist erreicht. ZahlenmäßiL
gesehen, braucht man uns nicht, um einfache
Gesetze zu machen. Aber ob man das Zen-
trum nicht bedarf als politisch gestaltend«
Kraft, das ist eine andere Sache. Nach dem
Umsturz von 1918 verfügten die Sozialisten
mit den Demokraten über 64 Prozent aller
Stimmen und Mandate. Dennoch wagten es
die Demokr. nicht, mit den Sozialisten allein
zu regieren. Sie suchten bügerl. Stütze und
Ausgleich beim Zentrum. Die Frage ist heute
also die, ob die Minister Hugenberg und von
Papen Lust haben, allein auf die eine Seite
des Waagebalkens zu treten, auf alle Gefahr
hin. Drüben drücken die 85 Prozent nach
unten....
und Jeutschnattonalm
Karlsruhe, 8. März. Von Zentrums- Seite einer künftigen Regierungspolitik in
leite wird offiziell mitgeteilt: Baden darzulegen' und nahm im übrigen
. Am Mittwoch hat erneut eine Besprechung Kenntnis von Len Vorschlägen der National-
er politischen Lage in Baden zwischen Zen- sozialisten und Deutschnationalen über eine
Aum und Nationalsozialisten stattgefunden, «twäige Regierungsumbildung. Seitens des
Diesmal waren auch die Deutschnationalen Zentrums werden nunmehr binnen kürzester
^gezogen. Während am Dienstag es sich Frist die zuständigen Instanzen zusammen-
lediglich um eine nur lose Fühlungnahme treten, um die Lage zu beraten. Von der Be-
handelte, wurde heute die Frage der schlußnahme dieser Instanzen werden die wei-
Besetzung der Ministerien erörtert. Der Ver- teren Entscheidungen abhängen.
rreter des Zentrums erklärte, keinerlei Voll- Die nationalsozialistische Land-
pachten zu besitzen und daher nicht Stellung tagsfraktion teilt mit:
Nehmen zu können. Vielmehr beschränkte er Die Besprechungen über die Regierungsum-
uch darauf, seine Auffassung über die sachliche bildung in Vaden wurden heute unter Hinzu-
Stuttgart, 8. März. Von zuständiger Seite
wird mitgeteilt: Von dem Wunsche geleitet,
durch die schleunige Neubildung der württem-
bergischen Regierung die bisher geordnete
Verwaltung des Landes Württemberg zu er-
hallen, hat das württembergische Staatsmini-
sterium in seiner heutigen Sitzung beschlossen,
den Herrn Landtagspräsidenten zu ersuchen,
den Landtag auf spätestens Dienstag, den 14.
März, nachmittags 4 Uhr, mit der Tagesord-
nung: Neuwahl des Staatspräsidenten einzu-
berufen. Das Staatsministerium hält es an-
gesichts des Ergebnisses der Reichstagswahl
für ein dringendes politisches Ge-
bot, die Neubildung der Regierung mit
größter Beschleunigung herbeizuführen.
werden s>
den nächst
Kabinett, das allein schon die einfache Mehrheit
hat und damit die volle Verantwortung für die
Regierungspolitik trägt, jede faire Chance zur
sachlichen Arbeit und erklären uns weiter tra-
ditionsgemäß selbst auch zu jeder sachlichen Mit-
arbeit bereit.
Voraussetzung ist ein verfassungsmäßiger
Regierungskurs sowie di« Wahrung der
Grundrechte des Volkes.
Denn wir werden und können bei aller Bereit-
schaft zur sachlichen Mitarbeit niemals etwas
von unseren Grundsätzen Preisgeben. Wir wer-
den darüber hinaus alles tun, was in der näch-
sten Zeit geeignet sein könnte, die Sam-mlungs-
. - " i hrin-
Am 21. Marz Reichstagseröffnung?
Staatsakt in der Garnisonsklrcht mit Regierungserklärung des
Reichskanzlers / Mnarsikungen in -er Moll-Sim
_Berlin, 8. März. Amtlich wird mitgeteilt:
Der Reichskanzler hat heute mit dem Reichstags-
präsidenten Goring und dem Reichsinnenminister
Dr. Frick die Garnisonskirche in Potsdam be-
acht, um sich über die Vorbereitungen für den
"«läßlich der Eröffnung des Reichstags vorge-
sehenen feierlichen Staatsakt mit den in Betracht
lammenden kirchlichen und staatlichen Stellen
besprechen. Als Vertreter der Kirche waren
"er Präsident des Evangelischen Oberkirchenrats
D. Dr. Kapler und der geistliche Vizepräsident
D. Burghart erschienen. Im Anschluß an
°en Besuch wurde der L an g e S t a l l in Pots-
dam, dann das Kroll-Theater in Berlin
Mchtigt, die beide für die Plenarsitzungen des
Reichstags in die engere Wahl kamen. Die
Entscheidung fiel zugunsten des
. Kroll-Theaters,
aa der Zusammentritt des Reichstags früher
geboten ist und der Ausbau des Langen Stalles
einige Wochen beanspruchen und auch mit recht
erheblichen Kosten verbunden wäre. Der Zusam-
mentritt des Reichstags soll möglichst beschleunigt
werden.
..Die üblichen Eröf fnungsgottes-
lenste werden für den evangelischen Teil in
der Nikolaikirche, für den katholischen Teil in
katholischen Stadtpfarrkirche in Potsdam
^gehalten. An dem Eröffnungsgottesdienste in
°er Nikolaikirche wird der Herr Reichspräsident
lfnnehmen. Nach Beendigung der Gottesdienste
Wm die Teilnehmer in geschlossenen
Zugen unter dem Geläute aller Glock— ...
PL G a r n is o n s k i r ch e. Dort findet ein
Staatsakt .... .
statt. Der Herr Reichspräsident wivd sine Be- sei. Wir können die Behauptungen auf ihren
Zrüßunasanivrackie kalten und alsdann dem WivAichkertswert hin augenblicklich nicht nach-
wortliche Mitarbeit der Rechten in der Vergan-
genheit immer wieder gesucht haben.
Im übrigen kann zu dem geplanten Ermäch-
tigungsgesetz der Reichsregierung vorläufig kei-
nerlei positive Stellungnahme er-
folgen, da wir noch gar nicht wissen, welche Be-
stimmungen es enthalten soll, welche Teile der
Verfassung aufgegeben werden sollen. Darüber
finden ja 'auch noch in den nächsten Tagen wei-
tere Kabinettsberatungen statt, deren Ergebnis
vorerst abgewartet werden muß. Es ist nur mög-
lich, daß aus den Verhandlungen, wenn sie statt-
Friedrichs des Großen einen Lorbeerkranz nie-
derlsgt. In Anschluß daran schreitet der Herr
Reichspräsident vor der Kirche die Front der
dort ausgestellten Ehenkompagnie ab. Hieran
schließt sich ein Vorbeimarsch der Ehrenkompagnie
an. Nach Abschluß der Feier in PotIdam bege-
ben sich Reick>sregierung und Abgeordnete zur
Eröffnungssitzung nach Berlin.
sein. Anschließend an den Staatsakt begibt sich Es ist anzunehmen, daß die Eröffnung
der Herr Reichspräsident allein zur Gruft, wo er voraussichtlich am 2 1. März statt-fi-nden wird,
zwischen den Särgen Friedrich Wilhelms l. und
Zentrum und ErmäKtiguugssM
Berlin, 9. März. Nach der Ankündigung der
Reichsregierung, daß ein verfassungsän-
derndes Ermächtigungsgesetz dem
neuen Reichstag vorgelegt werden soll, wofür
also eine Zweidrittelmehrheit im Parlament er-
forderlich ist, kommt aus unterrichteten Kreisen
die Mitteilung, daß nunmehr
Vorbesprechungen und später
Verhandlungen mit dem Zentrum
stattfinden werden. Ohne Zentrum und
Bayerische VoIkspartei besteht keiner-
lei legale Möglichkeit für die Reichsregie-
rung, Verfassungsbestimmungen zu ändern, auch sten Zeit geeignet sein könnte, die Eammt
dann nicht wenn, wie zu erwarten ist, die Kom- idse unseres Führers zum Durchbruch zu
munisten 'von den Reichstagssitzungen ausge- gen, weil wir sie ernst meinen und^die^verant.
schlossen, werden. Man hat in diesem Zufam- "" " " " —
menhang ferner, so in den Deutschen Führer-
briefen Nr. 19, bezüglich der möglichen politi-
schen Entwicklung die Behauptung aufgestellt,
daß Dr. Brüning in der vorigen Woche
beim Reichspräsidenten gewesen und daß dabei
ocken in auch die Haltung des Zentrums zur Reichsregie-
rung vorweg besprochen worden sei. Auch wird
behauptet, daß eins inoffizielle Fühlungnahme
mit dem Zentrum bereits über Preußen erfolgt
—__ ' —. ' -.7,-,'.. - ' '7 l
grüßunasansprache hÄten' und alsdann dem WivAichkertswert hin augenblicklich nicht nach- - ----- . .
Herrn Reichskanzler das Wort zur Ab- prüfen. Doch ist das auch nebensächlich, zumal fmden, vielleicht ,-hon früher einige Kenntnis
gäbe der Regierungserklärung geben, die Haltung des Zentrums und der Bayerischen über die Absichten der Regierung zu aewrnnen
Der Staatsakt wivd von Kirchenmusik umrahmt VoMspartei ohnehin bekannt ist. Wir geben dem wäre.
Um den Einsatz unserer politischen Kraft
sind wir in der Zentrumspartei nicht
verlegen.
Wir sind bereit, uns einzusetzen überall da,
wo es einen politischen Sinn hat und vor
unserem religiösen, nationalen und sozialen
Gewissen verantwortet werden kann. Unsere
Fragen waren niemals bloße Partetfragen.
Als volksverwurzelte Partei, die einen meta-
physisch begründeten Staats- und Reichsge-
danken in sich trägt, betrafen sie jederzeit die
innere und äußere Ordnung von Land und
Volk. Wer deutschen Staat und deutsches
Volk ordnen will, wird an der Beantwortung
der Fragen nicht herumkommen, die uns im-
mer wieder beschäftigen.
Wir achten staats- und volksbildende
Kraft, wo immer wir sie finde«, können
aber nicht darauf verzichten, eigene
Vorbilder von bester Staats-, Reichs-
und Volksordnung zu haben.
Soll nun heute umstürzend neugeordnet wer-
den, dann ist die Stunde gekommen, wo auch
die im Zentrum und in der Bayerischen
Volkspartei geeinten deutschen Katholiken aus
ihrem Staats- und Reichsgedanken heraus
ein Besonderes auszusprechen und mitzuge-
stalten bestimmt sind.
Die deutschen Katholiken haben die Pflicht,
immer wieder für großdeutschen Reichs-
gedanken zu kämpfen, der sich aufs neue zu
verlierey scheint im Zeichen der Garnison-
kirche von Potsdam und in dem Versuch, die
Fahne Schwarz-Weiß-Rot wieder zur Reichs-
fahne zu machen. In dem Deutschen Reiche,
wie es uns vorschwebt und tausend Jahre
politische Wirksamkeit gewesen ist,
hat der deutsche Oste« seinen Platz, nicht
aber die Herrschaft.
Zu diesem Reich gehört der deutsche Westen
als gleichberechtigter und gleichge-
achteter Mitgestalter an seinem Gefüge, denn
er ist die alte Heimat und der Mutterboden
des Reiches. Es gehört hierzu der deutsche
Süden, das Deutschtum an der Donau im
alten Oesterreich, wo jahrhundertelang, wie
im gesamten Donaustromgebiet kolonisatori-
sche Arbeit für Deutschtum und Christentum
geleistet worden ist.
Wenn heute ein Gedanke sich von selber
aufdrängt und nach Verwirklichung
schreit, so ist es der, den ich hier von mir
aus zum Ausdruck bringen möchte: daß
nämlich die Reichstagsfraktion des Zen-
trums und der Bayerischen Volksvartei
noch bevor sie in ihre so oder so verant-
wortungsreiche Arbeit der kommenden
Wochen hineinsteigen, in Erinnerung an
ihre große geschichtliche Ueberlieferung
sich im hohen Dom zu Mainz am
Grabe eines Emmanuel von Ketteler, des
unsterblichen Bannerträgers des alten
Neichsgedankens, zusammenfinden möch-
ten.
Wenn man den Deutschen Reichstag nach
Potsdam ruft, um an den Preußenkönig
Friedrich H. erinnert z« erden, dann wer-