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Pfälzer Bote für Stadt und Land (68) — 1933 (April bis Juni)

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Nr. 77-99 (1. - 29. April)
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Geite'8

„Pfalz et Bore" Helvelverg—Montag, den iv. Npra I»3b

Nr. »4

Mer über die Menkrage
Der Reichskanzler über die Reinigung des
Volkes von fremdstämmigem Einfluß
Wie das Nachrichtenbüro der VDZ meldet,
berief Reichskanzler Adolf Hitler den Kom-
miffar der ärztlichen Spitzenverbände, Dr.
Wagner, zur Berichterstattung über die Gleich-
schaltung der Aerzteschaft. Danach empfing er
Vertreter der Vorstände der Aerzteschaft unter
Führung von Geheimrat Dr. Stauder-Nürn-
verg. Nachdem Dr. Stander dem Reichskanz-
ler für den Empfang gedankt und die Bereit-
schaft der gleichgeschalteten Aerzteorganisation
zur Mitarbeit unterstrichen hatte, machte
Reichskanzler Hitler ausführliche Darlegungen
über seine Absichten zur Reinigung des Vol-
kes und namentlich der intellektuellen Schicht
, pon fremdstämmigem Einfluß und rassenfrem-
der Durchsetzung. Er betonte, daß man durch
Ausmerzen der Ueberzahl jüdischer Intellek-
tueller aus dem Kultur- und Geistesleben
Deutschlands dem natürlichen Anrecht Deutsch-
. lands auf arteigene geistige Fsthrung gerecht
werden müsse. Die größten Leistungen des gei-
stigen Lebens seien niemals von Rassefrem-
den, sondern von arischen deutschen Geistes-
kräften vollbracht worden. Bei der Begrenzt-
heit des Lebensraums der deutschen Geistes-
arbeit und ihrer Träger hätten die eigenen
Volksgenossen ein natürliches moralisches An-
recht auf Bevorzugung. Die Zulassung eines
im Verhältnis zum Volksganzen zu großen
Anteiles sremdstämmiger Elemente würde als
Anerkennung der geistigen Ueberlegenheit an-
derer Rassen gedeutet werden müssen, die mit
aller Entschiedenheit abzulehnen sei. Amerika,
das vor anderen Ländern zum Träger einer
starken Gegenbewegung geworden sei, habe am
allerwenigsten zu einer solchen Abwehr Ver-
anlassung. Das amerikanische Volk habe zuerst
, aus der Verschiedenwertigkeit und Unterschied-
lichkeit der Rassen praktische politische Folge-
rungen gezogen und durch seine Einwande-
rungsbestimmungen den unerwünschten Zu-
gang solcher Rassenangehöriger ferngehalten,
s Amerika sei auch keineswegs bereit gewe-
. sen, jetzt die Tore für etwa aus Deutschland
„flüchtende" Juden zu öffnen, denen in Wirk-
' lichkeit in Deutschland kein Haar gekrümmt
' worden sei.
Der Reichskanzler erkannte die Not an, die
. im ärztlichen Stande und insbesondere unter
der ärztlichen Jugend vielfach herrsche. Ge-
rade dieser deutschen Jugend müsse Lebens-
- raum und Arbeitsmöglichkeit durch eine tat-
kräftige Zurückdrängung fremdrassiger Ele-
mente geschaffen werden. Die Förderung der
geistigen Berufe hänge ab von deren Mitar-
beit am Aufbau des autoritären, gereinigten,
starken deutschen Staatswesens. Die rassen-
hygienische Reinigungsarbeit solle ein festes
Fundament für die künftige völkische Entwick-
lung schaffen. Die deutsche Aerzteschaft sei
dazu berufen, an diesem Werk durch wissen-
schaftliche Forschung, Volksaufklärung und
praktisches Wirken mitzuarbeiten.
MMMM dm Wmn m Mm
Rom, 10. April. Vizekanzler von Pappen ist in
Begleitung seiner Gemahlin am Sonntag vormit-
tag zu einem kurzen Osterurlaub in Rom einge-
troffen. Zu seiner Begrüßung waren auf dem
Bahnhof der deutsche Botschafter beim Quirinal,
der Botschafter beim Heiligen Stuhl, der bayeri-
sche Gesandte beim Heiligen Stuhl und eine große
Anzahl in- und ausländischer Pressevertreter er-
schienen. Im Laufe des Sonntag nachmittags be-
suchte Vizekanzler von Papen in Begleitung eines
Mitgliedes des Parteidirektoriums die Ausstel-
lung der Faschistischen Revolution.
lieber das Programm des Vizekanzlers, der
während seines Aufenthalts in Rom sämtlichen
. großen Feierlichkeiten in der Peterskirche beiwoh-
nen wird, steht noch nichts fest. Pressevertretern
' gegenüber erklärte er in Bozen, wo ihm der dor-
tige Präfekt den Gruß der italienischen Regierung
übermittelt hatte, er freue sich ganz außerordent-
lich, wieder nach Italien zu kommen, das er bereits
, zum vierten Male bereise. Er werde während sei-
- nes kurzen Urlaubs Gelegenheit haben, vom Chef
der italienischen Regierung und vom Papst emp-
fangen zu werden. Bei seinem Besuch des italieni-
schen Regierungschefs werde er Gelegenheit haben,
' dis herzlichen Beziehungen aufrichtiger Freund-
schäft, die die neue Reichsregierung mit der gro-
: ßen italienischen Nation und dem faschistischen Re-
gime verbinde, von neuem zu bekräftigen. Bei
dem Wiederaufbauwerk der neuen Reichsregierung
unter Zusammenfassung aller gesunden Kräfte des
deutschen Volkes sei für Deutschland die Herzlich-
keit und Freundschaft ganz besonders erfreulich
die das faschistische Italien und sein Regierungs-
s chef ihm beweise.
MchsminWr Göring
MmWrprMent
Neue Ausgabengebiete für Vizekanzler
von Papen
Berlin, 8. April. Wie wir aus politischen
Kreisen erfahren, sicht es nunmehr fest, daß
Rsichsminister Göring zum Ministerpräsidenten

Eine beachtenswerte Rede Görings
An die Adresse der Surrarmtrloten und Denunzianten

Berlin, 9. April. Unter ungeheurer Beteiligung
fand heute mittag im Sportpalast zum erstenmal
eine Generalmitgliederversammlung der natio -
nalszozalistischen Betriebszellen-
organisation, Gau Groß-Berlin, statt. Nur
schrittweise fanden die schätzungsweise 20 000
Menschen Einlaß und Tausende mußten wegen
Ueberfüllung der Riesenhallen wieder umkehren.
Die Hauptansprache hielt der Reichsminister und
Kommissar für das preußische Innenministerium,
Göring. Er führte u. a. aus:
Wenn wir heute eine nationale Revolution ha-
ben, so betonen wir, daß es sich um eine natio -
nalsozialistische Revolution handelt
und daß es nicht angeht, nur immer wieder von der
nationalen Revolution zu sprechen (Beifall.) Denn
nicht nur der deutsche Nationalismus hat sich zum
Durchbruch verhalfen, sondern wir sind glücklich,
daß auch derdeutscheSozialismus gesiegt
hat. (Beifall.) Wer es ablehnt, vom Sozia-
lismus zu sprechen, wer im Sozialismus nur
marxistische Zersetzungsarbeit zu sehen glaubt, der
hat auch nicht den tiefsten Sinn des Nationalis-
mus erfaßt; er hat nicht verstanden,
daß man überhaupt nur dann national ist,
wenn man klipp und klar auch die sozialen
Probleme erkennt und durchführt.
So wie der Sozialismus degradiert worden war
zu einer öden Lohn- und Magenfrage, so hat die
bürgerliche Parteienwelt den Nationalismus de-
gradiert zum Hurrapatriotismus. Die Wurzel die-
ses bürgerlichen Nationalismus war das Porte-
monnaie. (Beifall.) Deshalb mußten beide Be-
griffe wieder gereinigt werden. Aus dem Volke
heraus ist die neue Idee gewachsen und deshalb ist
diese Idee auch berufen, der Zerrissenheit ein Ende
zu machen, und aus dem Volke heraus steigend, das
Volk wieder zusammenzuschweißen zu einer Ein-
heit.
Aus der Zerrissenheit der Parteien haben wir
nun die Einigung langsam begonnen. Heute spie-
len diese Parteien nur ein komisches Dasein. Jetzt,
nachdem im großen und ganzen das erste Funda-
ment dieser inneren Geschlossenheit durch Adolf
Hitler geschaffen ist, kann er auch daran denken,
den Rahmen nach außen wieder zu verstärken, und
so konnte er etwas tun, was seit Jahrhunderten in
Deutschland nur Traum und Hoffnung gewesen ist.
In einem einzigen Gesetz stellte er, der deutsche
Reichsstatthalter, des Deutsche» Reiches Ein-
heit wieder her. (Beifall.)
Wo sind sie geblieben alle die Parteigrößen, die
noch vor wenigen Monaten redeten, südlich der
Mainlinie werde Herr Hitler erkennen müssen,
daß er ausgespielt habe; die immer erklärten, und
nicht nur erklärt, sondern es auch getan haben, die
innere Gestaltung ebenso zu verhindern, wie sie
den äußeren Rahmen zu sprengen versuchten?
Die Vielfältigkeit, die Eigenartigkeit
der Länder, ihr staatliches Leben, wird ge-
wahrt werden. Aber das sind äußere Formen.
Das innere Leben kann nicht durch ein Gesetz ge-
schaffen werden. Hier setzt die Arbeit ein. Wir
müssen vom Reich zum Deutschen Reiche
kommen, müssen im Innern das Volk ebenso ge-
schlossen zusammenschweißen, und da, meine Volks-
genossen, da seid Ihr aus den Betrieben die Bau-
meister geworden. Ihr müßt jetzt arbeiten in
euren Zellen, in euren Betrieben, ihr müßt immer

wieder werben, immer wieder versuchen, den ver-
hetzten Volksgenossen klar zu machen, um was es
sich handelt.
Wir wissen heute, daß es viele gibt, die über-
hauppt kein Verständnis für den Nationalsozialis-
mus besitzen. Trotzdem sind viele davon heute die
schneidigsten Nationalsozialisten geworden. 2a,
es gilt Vorsicht in diesem Punkte, denn nicht das
äußere Kleid macht es, nicht das äußere Abzeichen,
um das wir einstmals durch ein Jahrzehnt verfolgt
worden sind, nicht der Heilgruß macht es, nein, das
Herz allein entscheidet, ob einer Nationalsozialist
ist oder nicht. (Beifall.)
Wir wollen keine Nationalsozialisten aus dem
Verstand heraus, sondern nur aus dem Herzen
heraus. And darum wollen wir klar und scharf
und eiskalt versuchen, in die Herzen hineinzusehen
und nicht in den Verstandskasten. Auf der ande-
ren Seite aber sollen wir auch großzügig sein, nicht
kleinliche Rache üben. Je freier und je stärker wir
uns als Nationalsozialisten fühlen, desto großzügi-
ger und freier können wir auch über das Vergan-
gene hinwegsehen und wirklich Aufrichtigen die
Hand der Versöhnung Hinhalten. Auf der
anderen Seite, wo wirklich am Volke Verbrechen
geschehen sind, dort muß die gerechteVergel-
tung unerbittlich einsetzen.
In diesem Zusammenhang, daß alles gesäubert
wird, daß alles gereinigt und alles neu aufgebaut
wird, haben wir auch das neueVeamten- und
Angestelltengesetz zu verstehen. Täuschen
wir uns nicht, es ist ein s ch w e r e s Ge s e tz. Es
trifft den Einzelnen mit ungeheurer Wucht; es zer-
schmettert Existenzen, wenn es falsch angewendet
wird. Deshalb muß man die Verantwortung er-
kennen und deshalb habe ich gefordert, daß nie-
mand anders als der Minister selbst die Ent-
scheidung haben mutz für das Sein oder Nichtsein
seiner Untergebenen.
Ich weiß, in diesen Tagen kommen sie und nä-
hern sie sich zu Häuf', die Denunzianten ; da
kommen sie und klagen an, den oder jenen, meist
aus Konkurrenzneid heraus, weil sie selbst diesen
Platz haben wollen, oder weil er ihnen unbequem
ist. Deshalb wird er verfemt, angeschwärzt und
denunziert.
Volksgenossen, wer denunziert, der schaltet sich
selbst aus; wer offen hervortritt und sagt:
„Ich klage an", der wird erhört werden.
In diesen Wochen sei scheinbar äußerlich der
Marxismus zusammengebrochen. Aber der Staat,
die Polizei vermögen nur Formen zerstören. Er
rufe der Versammlung zu, daß es an ihr sei, die
marxistische Idee zu zertrümmern. Eine
Idee aber werde nicht vernichtet mit äußeren Mit-
teln, sondern die Kraft, eine Idee zu überwinden,
müsse aus dem Inneren heraus kommen.
Sie könne nur zermürbt werden, wenn man an
ihre Stelle eine andere Idee setze, die besser und
klarer sein müsse, die mehr Aktivität besitzen müsse.
Weiter gehöre dazu die blinde Treue zu dem
Führer Adolf Hitler, der alles geschaffen
habe und die eiserne Disziplin, die zu allen Zeiten
die Voraussetzung war, wenn man zu einem Sieg
gelangen wollte.
Für die nächste Zeit gelte nur ein Wort: Ar-
beit, Arbeit und wieder Arbeit für unser Volk und
für unser Vaterland, das wiederaufgebaut werden
muß.

in Preußen ernannt werden wird. Es ist jedoch
noch keineswegs entschieden, ob die Ernennung
sofort oder erst in einigen Tagen vorgenommen
wird. — Vizekanzler von Papen dürfte selbst
auf die Ernennung znm Ministerpräsidenten in
Preußen verzichtet haben. Es verlautet, daß er
andere wichtige Aufgabengebiete für das Mich
übernehmen wird.
DM. unter neuer Führung
Hamburg, 9. April. Eesamtverwaltung und
Aufsichtsrat des Deutschnationalen
Handlungsgehilfen - Verbandes tra-
ten heute im Beisein des Beauftragten der N. S.
D. A. P., des Reichstagsabgeordneten Stöhr, zu
entscheidenden Beratungen zusammen. Verbands-
vorsteher Bechly stellte den Antrag, ihm von sei-
nem Amte zu entbinden und seinen Stellvertreter
Hermann Miltzow zum Vorsteher des Verbandes
zu ernennen, Die leitenden Körperschaften des
DHV. würdigten die Handlung Bechleys und be-
riefen Miltzow zu seinem Nachfolger.
Miltzow hat sich der NSDAP, angeschlossen und
Vechly kündigte in den Besprechungen an, daß auch
er seinen Eintritt in die NSDAP, vollziehen
werde. Bechly erklärte auch, daß zwischen dem
Verband und der NSDAP, dank der Vermittlung
Stöhrs das beste Einvernehmen bestände.
Neue Oberpräsidenten?
Berlin, 8. April. In politischen Kreisen spricht
man heute davon, daß der Gauleiter der NS-
DAP für Ostpreußen, der Reichstagsab,geordnete
Erich Koch, anstelle des bisherigen Oberpräfi-
denten Kutscher zum Oberpräfidenten für Ost-
preußen ernannt werden soll. Ferner wird an-
stelle des bisherigen Oberpräfidenten von Pom-
mern, von Halfern, der Gauleiter Roichsanwalt

Karpenstein M. d. R als Oberpräsident der Pro-
vinz Pommern genannt. Man spricht weiter
davon, daß Oberpräsident Lukaschek in Oppeln
sich mit Rücktrittsabfichten trage und der Ober-
präsident von Niederschlesien, Brückner, gleich-
zeitig Oberpräsident von Obevschlssien werden
soll.
MMklmg in den
ArlagSvrrhWM'rn der ,.W."
Eine Erklärung der „Kölnischen Volkszeitung"
veröffentlicht folgende Erklärung „In eigener
Sache":
Der Vorstand der Kölner Gövreshaus AG.
hat beschlossen, am Montag, den 10. April, den
Antrag auf Eröffnung des Viquidationsver-
gleichsverfckhrens zu stellen. Zugleich sind die
Vorstandsmitglieder Generalkonsul Henrich
Maus und Konsul Julius Stocky von ihren
Aemtern im Vorstande zurückgetreten.
Der Verlag der „Kölnischen Volkszeitung"
wird unter neuer Leitung auf eine andere wirt-
schaftliche Grundlage gestellt werden.
Die kulturelle Grundhaltung der Zeitung und
ihre politische Richtung erfahren keins Aende-
rung.
Zurückweisung einer Lüge
der tschechoslowakischen Hetzpresse
Berlin, 8. April. Ein großer Teil der deutsch-
feindlichen Prager Presse verbreitet eine Mel-
dung aus Dresden, wonach der Reichskommissar
für Sachfen, von Killinger, bei einer Tagung
der SA- und SS-Führer Sachsens die Bildung
von Wtionstrupps für die Tschechoslowakei ge-
gen maxistische, demokratische und jüdische Seu-
chenherde in Böhmen mitgeteilt habe. Der
Reichskommissar von Sachsen erklärt zu diesen

Behauptungen der deutschfeindlichen Prager
Presse, daß ihre Angaben von Anfang bis zu
Ende völlig erlogen feien.
--
„Der rote Sender" funkt nicht mehr.
Gelsenkirchen, 7. April. Allmonatlich er-
schien hier eine von kommunistischer Seite her-
ausgegebene Schrift, die den Namen „Der rote
Sender" trug. In dieser Druckschrift wurde
auf vier bis fünf Blättern das Sowjetsystem
verherrlicht und zum Hochverrat aufgefordert»
Trotz längeren Suchens war es der Polizei
nicht möglich gewesen, die Hersteller und den
Herstellungsart dieser Eiftblüte zu ermitteln.
Nunmehr ist es der Polizei gelungen, die
„verantwortlichen Redakteure", zwei Männer
aus Horst, zu ermitteln und festzunehmen.
Beide werden sich wegen Vorbereitung zum
Hochverrat zu verantworten haben. Eine
Schreibmaschine und ein Vervielfältigungs-
apparat, die zur Herstellung der illegalen
Schrift dienten, wurden beschlagnahmt.

Kleine Mitteilungen
Berlin. Der amerikanische Sonberdelegierle
Norman Davis ist gestern abend um 9.35 Uhr,
in Begleitung seiner Gattin vom Bahnhof.
Friedrichstraße im Nordexpveß von Berlin nach,
P aris ab ger e ist.
Berlin. Wie der „Zeitungsdienst" erfährt,
ist im preußischen Justizministerium die Auf-
hebung der Amtsgerichte Gegenstand von Er-
örterungen, und zwar wird geprüft, inwieweit
die Aufhebung der Amtsgerichte berechtigt war,
oder nicht. Es besteht die Möglichkeit, daß in
früheren Amtsgerichtsorten, den Wünschen der
Bevölkerung Rechnung tragend, Rechtspslegsr
eingesetzt werden, oder gewisse Amtsgerichte wre-
dor eingerichtet werden.
Berlin. Der Reichswirtschaftsminister hat.
angeordnet, daß der Erundbetrag der allge-'
meinen Genehmigungen für die Wareneinfuhr
im Monat Mai 1933 nur bis zur Höhe von
50 Prozent in Anspruch genommen werden
darf.
Hamburg. Durch Polizei und SA. konnte
ein Anschlag auf ein in St. Pauli gelegenes
Verkehrslokal der Nationalsozialisten verhin-
dert und zwei der Täter festgenommen werden.
Einer der Verhafteten trug die für den An-
schlag bereit gehaltene Bombe von hoher Ex-
plosivkraft in der Tasche. Die Polizei verfolgt
die Spuren weiterer Mittäter.
München. Nach einer Meldung der national-
sozialistischen Korrespondenz hat der Reichs-
Pro pagandaleiter Dr. Goebbels das Mitglied
der NSDAP, Hugo Fischer, zum stellvertreten-
den Reichsprop-agandalöiter ernannt.,
Lyon. In einer politischen Versammlung kam
es gestern abend zu Zusammenstößen. Die Polizei
mußte einschreiten, 10 Personen wurden verhaftet,
über 10 Personen wurden verletzt, darunter meh-
rere schwer.
Neval. Nach der Annahme des Staats-
haushaltes für 1933/34 durch das Parlament
sind in der Regierung gewisse Gegensätze zu-
tage getreten, die — wie in politischen Krei-
sen betont wird — leicht zu einer Kabinetts-
krise führen können. Die Lage ist heute so
weit zugespitzt, daß ein geringfüigiger An-
laß genügen dürfte, um die Koalition zu
sprengen.
London. Lord Reading hat das Amt des
Präsidenten der deutsch-englischen Vereinigung
niedergelegt und ist aus der Bereinigung aus-
geschieden, weil er sich als Jude mit der Politik
der deutschen Regierung gegenüber der jüdischen
Bevölkerung nicht einverstanden erklären könne.
London, Der Ausschuß der britischen Pelz-
händler-Vereinigung beschloß in einer auch
von Vertretern anderer Branchen besuchten
Versammlung, die Protest- und Boykottbewe-
gung auszudehnen und zu verstärken, bis Zu-
sicherungen erfolgten, daß die „Staatsbür-
gerrechte der deutschen Juden wiederhergestellt
wurden".
Washington. Das Staatsdepartement teilt mit,
daß auch Japan, China, Argentinien, Chile und
Brasilien eingeladen worden sind, an den Vorbe-
sprechungen zur Weltwirtschaftskonferenz in Ww
shington teilzunehmen.
Washington. Mißtreß Ruth Bryan Owen
wurde zum amerikanischen Gesandten inn K o -
Penh ag e n ernannt. Es ist das erste Mal,
daß einen Frau zum Vertreter Amerikas bei
einer auswärtigen Regierung berufen wird.
Decator (Alabama). In dem Wiederaufnah-
meverfahren gegen sieben Neger, die im April.
1931 wegen Uebersalles auf zwei junge weiße
Frauen in Scotlsboro zum Tode verurteilt
worben waren, wurde der erste der sieben An-
geklagten, Pattersons, wiederum zum Tode ver-
urteilt.
Lima. Das peruanische Kabinett ist zurück-
getreten. Der Rücktritt ist erfolgt, um dem
Präsidenten Sanchez Cerro die Möglichkeit zu
geben, entsprechend der am 9. April in Kraft
tretenden neuen Verfassung eine neue Negie-
rung zu bilden.

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