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p-I^ZLt^MNS
vsr KI. Leirt bekommt ein kigenkelm
Nun atmet alle Schöpfung lichtdurchdrungen,
Ein jedes Werk trügt eine goldne Krone!
Und drüber schwebt in sieben Flammenzungen
Der Geist, gesandt vom Vater und vom Sohne.
Mit deinen Jüngern strecken wir die Hände
Und rufen betend: Komm, o Geist der Stärke!
Gieß aus den Himmeln deiner Gnaden Spende
Und gib Gottwohlgefallen unserm Werke.
O komm, du Geist des Glaubens, auf uns nieder,
Du Geist der Liebe, unser Herz entzünde
Und heilige ein jedes deiner Glieder,
Daß aller Menschen Mund dein Lob verkünde.
Komm, Geist des Lichts, und sende deine Sonnen
In letzte Dunkelheit voll Glanz und Helle,
Dah deine Gnade wie ein voller Bronnen
Aus Stein und Dorn im Licht
des Glaubens quelle;
Daß all« Schöpfung atme lichtdurchdrungen,
Daß jedes Werk trag eine goldne Krone
Und drüber schweb in sieben Flammenzungen
Der Geist, gesandt vom Vater und vom Sohne.
A. G l i tz - H o l zh au s e n.
so erbärmlich handeln, spüren sehr wohl etwas
vom Heiligen Geist. Schließlich ist auch das Ge-
wissen, das selbst in den abgefeimsten Schurken
immerfort sich meldet, eine Mahnung aus des
göttlichen Geistes Walten.
Wehte der Heilige Geist, so meinen Sie über-
schlau, wie könnte dann die Menschheit sich so
bekriegen, wie sie es all die Jahrhunderte her tat
und wie sie es heute noch tut! Sie führen dabei
den Völkerbund an; ich gebe zu, mit einigem
Recht. Sie nennen ihn beiläufig die Preisbörse
der Rüstungsfabrikanten der Welt. Manchmal
freilich scheint es, als ob viele der dort Vertre-
tenen wirklich den Pazifismus als Weltanschau-
ung abgesetzt hätten. Als ob dort mit den hohen
Gedanken von Frieden und Verständigung, die
die Menschen seit Paradieseszeiten aufgewühlt
und immer wieder beschäftigt haben, Schindluder
getrieben würde. Und doch kann ich nicht ganz so
pessimistisch sein wie Sie. Stehen nicht hinter klug
sprechenden, alles schlau austiftelnden Diploma-
ten ganze große Völker? Väter, Mütter, Kinder,
denen es doch nicht darauf ankommen kann, un-
heiligem Kriegsgeist neue Hekatomben zu opfern!
Steht nicht hinter diesen Völkern die ewige Sehn-
sucht aller Menschenwesen nach Friede, Liebe,
Brudersein, nach jenem Höherhinaufwollen, das
ein Erbe ist des gottgeschaffenen Geistes? Ach,
die Völker wollen ja alle lieber Brot und frohe
Arbeit als Granaten! Es ist eine Freude, daß der
Kanzler des Deutschen Reiches dies vor kurzem
so deutlich und stark für sein Volk zum Ausdruck
brachte. Ja, aber warum auch da der Heilige
Geist nicht eingreift? Hand aufs Herz: hat er's
nicht getan? Kennen Sie nicht die zahlreichen
aufrüttelnden Friedenmahnungen, die von den
Päpsten, gottberufenen Verwaltern der Gaben
des Heiligen Geistes, in den letzten Jahrzehnten
ausgingen? Wollen Sie angesichts dieser gerade-
zu erschütternden Mahnrufe an eine in die Irre
In winterlicher Kälte, die den Erdboden zur
klirrenden Spröde von Glas hatte erstarren las-
sen, waren die Arbeiten am Bau der Siedlung
„Eigenheim" eingestellt worden. Aber da nun
vor den Pfeilschüssen der Sonne das Eis knir-
schend zersprang und schon der Atem schaffender
Menschen nicht mehr als ein Hauch oder ein^
Rauch in der Luft sichtbar ward, hatten die Bau-
leute rüstig von neuem zugegriffen, und es war
zu Ende des März, an einem leuchtenden, duf-
tenden Vorfrühlingstag, als die in der Gemein-
schaft der Siedlung Zusammengeschlossenen ihre
hübschen, nun schlüsselfertig dastehenden Häuser
beziehen konnten.
Das gab ein paar Tage fröhlichen, farben-
bunten wimmelnden Treibens, als da auf Last-
wagen, Handkarren und Schubkarren, in Kisten
und Körben, in Kinderwagen selbst herbei-
geschafft wurde, was künftig jene Häuser zu
füllen, ihre Menschen zunächst zu umgeben hatte.
Unter vielfältigem Hausrat, der noch der Unter-
bringung harrte, stand der Meister Wagner,
seines Zeichens ein Tischler, und hielt einen
Gegenstand in Händen, den er aufmerkend be-
trachtete; denn er schien ihm wert, nicht wieder
in die Kiste mit Gerümpel und Speichertrödel
zurückzuwandern, in der er ihn gefunden hatte.
Es war eine schön geschnitzte, schwebende
Taube, die mit ausgebreiteten Flügeln und
nur leicht geöffnetem Schnabel in der Luft zu
hängen schien; die Federn des breiten Schwanzes
schienen steuernd gespreizt, der zarte Flaum um
Hals und Brust war sanft und wohlgeordnet,
wie vom Winde an den Leib gepreßt, während
durch die weiter hinten stehenden Federn ein
Luftzug geweht haben mochte, der hier und da
einen Kiel aus dem Federkleide heraushob und
die zarten Posen sträubte.
„Frau", rief der Meister in die Küche hinüber,
— „sieh her! — Ist das nicht der Heilige Geist,
so wie er in unserer Bibel abgemalt ist?" —
Frau Wagner besah die hübsche Taube und
meinte: „Akkurat so sieht er aus, bei der Taufe
im Jordan und über dem Berge Tabor, weißt
du!" — „Ja, und auf dem Pfingstbild, wie er
da über den Jüngern und der Mutter Matia
schwebt", setzte der Meister hinzu. — „Und —
daß du es nur weißt, Alte," fuhr er fort, indem
er den hölzernen Vogel sorgsam in ein Stück
Papier einschlug, — „wie ich hier gehe und stehe,
spring ich zum Herrn Pastor hinüber und stifte
ihm den Heiligen Geist für unsere Kirche!"
Es ist allzu oft so, daß erste, schnell aufflam-
mende und deshalb so schöne Begeisterung nur
zu bald gekühlt wird. — Der Pfarrer hielt die
Taube in Händen, besah sie hin und her und
meinte dann:
„Lieber Mann, als Schnitzerei ist Eure Taube
ja wähl hübsch. Sehr hübsch, ja. Aber den
Heiligen Geist stellt sie wohl nicht dar, wie Ihr
8s glaubt, Äeister. Im Gegenteil scheint sie mir
zu 'ehr profaner Bestimmung geschnitzt zu sein.
-- Läßt sehn, — könnte sie nicht gar von einem
Vogelschießen stammen?" — „Ei was", unter-
brach ihn ein wenig gekränkt der Meister, —
„wenn sie Mein Ahn von einem Vogelschießen
mit hejmgebracht hätte, verlaßt Euch drauf, daß
sie dann Schußlöcher zeigte und weder Kopf noch
Schnabel mehr hätte, Herr Pastor!" — „Wahr,
wahr", machte dieser und wog den Vogelkörper
in der Hand. — „Ich hab es jetzt, Meister Wag-
ner! — Habt Ihr einmal in unserem Heimat-
museum eins dieser alten Himmelbetten gesehn,
wie man sie vor Jahrhunderten hier hatte? —
Na, seht Ihr! — Von so einem Ding stammt
Euer Flattervogel her, Herr Wagner! — Ja,
seht mich nicht so ungläubig an, es ist wahr.
Ihr entsinnt Euch gewiß, daß da am Fußende
von oben her manchmal ein geteilter Vorhang
herunterhängt? Na also . . . ! Oft ist er oben
mit einer Rosette befestigt; hin und wieder sieht
man aber auch, daß ein Engel ihn in Händen
hält oder ein Vogel im Schnabel. Das ist unser
Fall, lieber Wagner. Verlaßt Euch drauf, Euer
Täubchen hat im Zimmer Eures Ur-Ur-Ahns
den Vorhang festgehalten! Mag sein, daß es ein
rechtes Turteltaubennest war, bei dem Euer
Täuber da Wache hiel; aber das seht Ihr wohl
ein, Meister, daß wir ihm keinen Altar auf-
bauen können! — Ein Likörchen gefällig?"
„Was den Likör angeht, Hochwürden", sagte
der Meister, — „ei, warum nicht? Allemal! —
Und was den Tauber angeht, da sag ich: Warum
nicht auch? Schließlich sind all Eure Figuren und
Bilder Menschenwerk und nur, was dahinter
steckt und was sich die gläubige Seele so dahinter
denkt, das ist Gottes. Also so herum, Herr Pfar-
rer, tuts uns die Taube so gut wie ein anderes
Schnitzwerk. Aber ich sehe ja, Ihr stoßt Euch an
ihrer Herkunft. Gut denn; ich packe meinen
Heiligen Geist wieder ein und werde ihn anders-
wo sich ausgießen lassen. Und damit Gott be-
fohlen und nichts für ungut, Hchwürden!" —
Den Abend saß Meister Wagner beim Däm-
merschoppen im Kreise seiner Freunde, der Ei-
genheimsiedler. Und packte plötzlich ein Vündslein
auf und schälte aus papierncn Hüllen ein Etwas
heraus, den geschnitzten Körper einer Taube. Und
erzählte dazu, wie es ihm damit ergangen, so
und so und so. — „Und" — er schlug mit der
Faust auf den Tisch, — „nun frage ich Euch,
Leute: Warum soll eine so schön geschnittene
Taube nicht ebenso wohl ein Bild des Heiligen
Geistes sein, wie eine, die ein Maler gemalt
hat?" — „Recht hast du", sagte ein anderer, —
„und schön ist sie obendrein, wahrhaftig ein klei-
nes Kunstwerk! Schade, daß der Pfarrer sie nicht
will!" — „Einen Gedanken habe ich", meinte
Meister Wagner, — „wenn ihr mir darin helft,
ist es schnell getan. — Warum sollen wir nicht,
wie in alten Tagen unsre Väter, einen Bildstock
aufstellen? Ja, schaut mich nur an, Ihr . . . . !
Haben sie das früher gekonnt, warum soll das
jetzt picht möglich sein? Ich denke mir das so:
Da ist doch mitten in unserer Siedlung der
„Grüne Platz", nicht wahr? Es fehlt ihm noch
ein rechter Mittelpunkt, so irgendwas, was die
Augen auf sich zieht. Ich aber sage: Warum
nur die A u g e n? Wenn es schon was Rechtes
sei» ioll, dann müssen auch die Herzen dabei
sein, Leute! — Und da habe ich mir gedacht, wir
stellen das so an: Du, Meister Maurer, schachtest
den Grund aus und mauerst uns die Fundamente
auf die Wände, — ganz einfach, weißt du, wie
die alten Kapellchen und Kreuzweg-Stationen,
— ich stifte euch das Holzwerk und schneide es
zu, einer wölbt uns das Dach und deckt es nach
der Kunst, es mag auch einer oder der andere
gehende Menschheit immer noch bei Ihrem Ge-
spöttel bleiben: der Heilige Geist wehe nicht?
Oh, mein Lieber, dies ist ganz ernst, er wirkt
schon, der liebe Heilige Geist, aber die
Menschen verstopfen-ihre Ohren und sie verschlie-
ßen ihre Augen vor dem Guten, zu dem ihr In-
neres sie antreibt. So sind sie denn ohne Wahr-
haftigkeit, ohne Wärme, ohne Frieden und Liebe!
Aber jetzt habe ich, entschuldigen Sie, regelrecht
den Heiligen Geist verteidigt! Wir sollten dies
öfter tun, auch weil der Heilige Geist in unserem
Christenvolk sozusagen die vernachlässigte Person
der heiligen Dreifaltigkeit ist. Die Unterhaltung
mit Ihnen hat mich wieder gelehrt, wie recht
meine selige Mutter handelte, als sie mich als
kleinen Buben das schlichte Gebetlein lehrte, das
ich gerne auch Ihnen als Pfingstbitte notieren
möchte:
Heiliger Geist, du süßer Gast,
Der du alle Gaben hast,
Komm zu mir, erleuchte mich,
Komm zu mir, und führe mich !
Lehr mich Gottes Wort verstehen,
Freudig seine Wege gehen.
Mit frohem, herzlichem Pfingstgruß
Ihr Philippus.
(Entnommen der Pfingstnummer des „2 Pfg.-
Wochenblattes", mit kirchlicher Genehmigung
herausgegeben vom Deutschen Schriftenapo-
tolat e. V., Freiburg i. Br> Das Blatt sieht
eine besondere Aufgabe in der religiösen Er-
fassung abseits stehender Kreise).
eine Platte spendieren ,auf der wir die Taube
drinnen annageln, — du da streichst nachher dr
ganze Geschichte an, Josef, — na, und wer nichts
dazu herschenken kann, der ist immer noch
Manns genug, beim Ausschachten und Aufmauern
zu helfen, sollte ich denken! — und nun sagt,
was meint ihr dazu, he?" . „
„Schön, schön", sagte der eine. „Ich bin daber.
— „Ich auch", nickte der andere, „haben wir
jeder ein Eigenheim bekommen, so soll der Hw'
lige Geist aus eins haben, sage ich!" Und er
hieb die Faust auf den Tisch. — „Und zu Pfing-
sten soll es fix und fertig stehn", bekräftigte
einer, — „da hat er es auf seinen Festtag unv
mag sich im Himmel daran freuen." — „2a >
sagte jetzt ein Bedächtiger und legte den Finger
an die Nase, — „soweit alles sehr schön, seht
schön. Aber schließlich: Wir sind nicht alle eines
Glaubens, liebe Freunde! Sind Juden unter
uns und Katholische und Protestanten; und denn
ihr, sie wollen alle euer Vildstöckchen da vor der
Nase haben?"
„Jetzt wirds mir zu bunt!" schlug da der
Meister Wagner aus den Tisch. „Für wen ist
wohl der Geist ausgegossen worden zu Pfingsten,
was meint ihr? Etwa für einen oder den an»
dern nur? Oder damit sich einer brüste: Hier,
ich bin es! Ich bin sündenlos und vom Geiste
besessen? — Oder kam er nicht vielmehr mit
pfingstlichem Brausen als ein Feuer, das einen
jeden von uns zur Demut läutere und mit dem
Geiste des Suchens und Strebens durchdringe
und als eine Flamme, die in jedem Dinge ist?
Die aus dem blühenden Maibusch züngelt und
aus den brennenden Blumen der Pfingstrose und
des Rhododendron aufflammt und die über die
Kirschen- und Pflaumenblüten hüpft und aus
dem Grase sprießt und aus dem zierlichen Ge»
tändel der Tiere wie aus dem klugen oder tö-
richten Gebaren der Menschenkinder? — Ist mat-
tes heiliger Geist in der Natur, wie ihr sagt,""
wie soll er da nicht im Menschen sein? Oder
rechnet ihr euch nicht in die Natur hinein, rhr
anderen? Es ist einer so gut wie der andett,
aber keiner ist etwas, in dessen Natur mcht
Gottes heiliger Geist hineingefahren ist, der rhn
in Zungen reden macht und die Sprachen der
andern verstehen. Und soll sich darum keiner aus-
schließen, wenn wir diesem Geiste der Erfüllung
und Gemeinsamkeit ein Denkmal setzen! — So
meine ich's, und nun wißt Ihr es! Und nichts
für ungut!" ,
„Alle Wetter, ja! Wenn du es so mernst, I"
sollst du recht behalten, und aus dem Sinne her-
aus wollen wir mittun, einer wie der andere,
rief der Zweifler und schüttelte Wagners Hano.
— „Und daß Ihr es gleich wißt, da liegt em
Geldschein, nimm ihn an dich, Wagner, es sollen
die Ziegel dafür gekauft werden, in denen der"
Heiliger Geist sein Heim bekommen soll. Uno
wenn es fertig ist, will ich es meinen Kinder"
zeigen und ihnen erzählen, wie wir es gemein
haben, wir Stifter!"
*
Bis zum Pfingstfeste war es ein Schaufel"
und Wühlen, ein Kommen und Gehen aus dem
„Grünen Platz". Aber als die Psingstsonne mt
Leuchten heraufstieg, umgoldete sie inmitten vo"
Rasen und flammenden Sträuchern die schlichte,
gelbgetiinchte Kapelle, durch deren schmiedeeiser-
nes Eitterwerk man auf einem Grund goldene
Strahlen eine zierlich geschnitzte, heute von
frischen Blumen umstellte Taube sah. Rings "M
das Bildwerk standen in dichtem Eedräng dr
frohen, vom Pfingstgeist ergriffenen Mensche"'
die Bewohner der Siedlung „Eigenheim". De
aber mit Worten aufrichtiger Erschütterung "st
mit der Zunge pfingstlicher Erfüllung den Bilv-
stock weihte und der Öffentlichkeit übergab, roa
oer gleiche Pfarrer, dem das Schnitzwerk
seine Kirche nicht hatte passen wollen; und der
ihm dankend die Hand schüttelte und dann die
Handdrücke der ganzen Gemeinde empfing, da»
war Meister Wagner, der Mann, der dem Hm-
ligen Geiste zu einem Eigenheim verhalf!
Gustav Halm, K-l«-
pkingrtroren
Wenn schon der mildere Lenz sein Ende kom-
men sieht, wenn die Halme auf der Flur in dis
Aehren schießen und die heißere Sonne glühen-
dere Farben weckt, dann erscheinen die Pfingst-
rosen und künden mit feurigen Zungen das neue
Wunder der Natur. Maßlos verschwenden sie
sich, ein letztes Aufglühen in überschwenglicher
Pracht. Als wäre es auch des Frühlings Losung,
daß man in Schönheit sterben solle. Wildlinge
sind sie geblieben, mögen sie auch die vornehmsten
Gärten schmücken. Sie können nicht wetteifern
mit den wohlgepflegten Rosen, wie sie schon aus
der Knospe drängen in Zartheit und Anmut. Sie
verraten nur eine angemessene Sehnsucht, zu
blühen und zu glühen, mag auch ihr Tag nur
kurz sein.
All deine Sehnsucht nehmen sie in sich auf. Sie
wecken die Flammen deiner Seele. Sie reißen
dich hinein in die Hingabe einer überschäumen-
den Liebe. Als wüßten sie von dem dunklen Ge-
heimnis des Lebens und des Sterbens. Nur sich
nicht aufsparen, nur nicht zählen und rechnen,
nur nicht zurückhalten, nein, sich verschenken, sich
gänzlich ausgeben in Opfer, verbrennen im
Strahl der herrlichen Sonne. Was in den Mil-
lionen ihrer weißen Sterne vor wenigen Wochen
noch die Baumblüte verriet, den staunenswerten
Reichtum der Schöpferkraft, das haben sie gesam-
melt in einen einzigen Kelch, der sich vergeblich
bemüht, die quellende Fülle des Lebens zu fassen-
Was bist du traurig, so rufen sie dem Wan-
derer zu. Ist nicht das Dasein schön in seinem
Reichtum? Weht nicht auch um deine Stirn der
sanfte Hauch des Frühlings? Scheint nicht auch
dir die Sonne in qlter Kraft? Ist nicht auch
deine Seele ein Kelch, der überfließen möchte
in Freude und Leidenschaft? Drängen sich nicht
auch in dir die Wünsche, Blättchen um Blättchen,
beschrieben mit tausend Idealen? Möchtest nicht
auch du künden von dem, was in dir ist, unaus-
sprechlich und erhaben? Will sich dieses Hohe
und Heilige nicht einmal befreien von dem Druck
der Sorgen des Tages, um aufzulodern in reiner
Flamme? Warum dürfen die Blumen in Gottes
Gärten blühen und warum mutz so manches
Menschenleben dahinwelken, ehe noch die Blüte
kqm und die Frucht reifte!.
Wenn die Pfingstrosen aufglühen, dann naht
das Fest des Heiligen Geistes. Dann steigt die
Erinnerung auf an die junge Kirche. Dann
gedenken wir jener Tage, in denen das Geheim-
nis Gottes sich entfaltete auf dieser Erde. Dann
sehen wir vor uns die feurigen Zungen über den
ersten Zeugen des Herrn. Ein Brausen ging
damals durch die Stadt, wie man es niemals
gehört hatte. Aengstliche Menschen verwandelten
sich in kühne Propheten. Es kam die Zeit eines
heiligen Rausches, der die junge Gemeinde erfüllte
so daß sie in fremden Zungen sprachen und neue
Lieder sangen. Ein jahrtausende alter Druck wich
von der Menschheit, und Klaube und Hoffnung
und Liebe kehrten von neuem bei ihr ein.
Morsche Weltreiche gingen zugrunde, aber Christi
Reich breitete sich über die ganze Erde.
Und du wirst das Antlitz der Erde erneuern,
dqs erfuhren damals die ersten Christen. Sie
gaben das Wunder weiter von Geschlecht zu Ge-
schlecht, und noch heute jubeln wir dem Schöpfer-
geiste zu. Aus seinen lichten Höhen muß die
Erlösung kommen. Sie ist nicht das Geheimnis
des Blutes, sondern das Geheimnis des Geistes.
Sie hat nicht zur Wurzel die Mären und Sagen
dunkler Vergangenheit, sondern die Offenbarung
aus einer andern Welt. Sie ist nicht einem
Volke pur verliehen, sondern allen, wie sie aus
Gottes Hand hervorgegangen sind. Verschieden
in ihren Anlagen, in ihrer Geschichte, sind sie
doch eins als große Gottesfamilie, alle berufen,
das Wunder des Geistes in sich aufzunehmen.
Und immer, wenn sich wieder ein schwerer Druck
auf die Völker legte„ immer, wenn sie verzwei-
felten an ihrer eigenen Kraft, dann offenbarte
sich von neuem der Schöpfergeist, dessen Kräfte
unverbraucht sind, wie die der Sonne und der
ewig jungen Natur.
Es gibt Menschen, die an einer' Pfingstrose
vorübergehen können, ohne auch nur hinzu-
schauen. Sie wägen und rechnen und versinken
in ihr eigenes Grübeln. Zeigt sich kein Ausweg,
so verzweifeln sie und verderben die Stimmung
der ganzen Welt. Und so gibt es Geschichts-
forscher, die uns von jenen alten Tagen be-
richten, von den sterbenden Göttern und den
wahnsinnigen Zäsaren, die sich an ihre Stelle zu
setzen suchten. Sie sehen den Tod, haben aber
keinen Blick für das neue Leben, das damals
aufging. Und so gibt es auch heute Beobachter
der Zeit, die sich ihr Weltbild einzig aus Wirt-
schaftskrisen zusammensetzen. Seht ihr denn wirk-
lich nicht die Pfingstrosen, die in selten gesehener
Schönheit aufblühen? Geht aus dem Sterben
alter Formen nicht doch ein Neues hervor? Be-
freit sich nicht der Geist der Religion und breitet
er nicht stärker seine Schwingen?
Es sind nicht Armeen und Ziffern, von denen
wir ein neues Heil erwarten können. Es sind
nicht die Feste dieser Erde mit all ihrem lär-
menden Gepränge.
Aus dem Reiche der Seele wachsen allein
die Reiche der Völker.
Nur von verwandelten Menschen kommt de
Wandel zu einer schöneren Zeit. Von Menschs
kommt er, die sich hingeben für eine Idee, die
den ersten Christen gleichen, die vom Geiste ge-
weckt sind, die wieder den Anschluß an die gött-
lichen Geheimnisse finden. Diese Menschen ver-
strömen sich in hingebender Opferkraft. Sie gli-
chen jener Pfingstrose, die sich schwer herabnerg
aus der Ueberlast ihres Blühens. Niemand ka""
sie wecken, es sei denn der Geist, den der Her
uns sendet. Alles andere ist heute verbrauch'
spricht eine tote Sprache, klappert im leere"
Apparat.
Menschen, die das begriffen haben, wenden
sich nach innen. Sie wissen, daß sie der TeMp"
des Geistes sind und halten Wache an feine
Toren. Sie bezwingen in sich die Leidenschaft^"
des Hasses. Sie denken die Dinge durch, bis m
es klar haben, wie alles sein soll nach Gotte
Ordnung. Sie betrachten die Geschehnisse de
Tages aus dem Blickpunkt der Ewigkeit, St
haben erkannt, daß alle Bemühungen, ein Bo
oder die ganze Menschheit zu erneuern, scheitel
müssen, wenn nicht die Gnade des Geistes dazu
kommt, der Wunderkräfte verleiht. Fern allL-
Ronmntik leben sie in der märchenschönen Wir
lichkeit des Glaubens. Nichts kann sie nicda
drücken, nichts sie erschüttern, nichts sie aus d
Bahn werfen- Unablässig beten sie zum SchdE
geist, daß er das Antlitz der Erde erneuere-
seihst aber schenken sich hin in flammender Opft
liebe, jener Pfingstrose gleich, die ihr Letzte
hingibt in feuriger Glut. Sei heute nicht eng
und klein, öffne weit dein Herz den größere
Wundern der Gnade. Der Mann im Monde-
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vsr KI. Leirt bekommt ein kigenkelm
Nun atmet alle Schöpfung lichtdurchdrungen,
Ein jedes Werk trügt eine goldne Krone!
Und drüber schwebt in sieben Flammenzungen
Der Geist, gesandt vom Vater und vom Sohne.
Mit deinen Jüngern strecken wir die Hände
Und rufen betend: Komm, o Geist der Stärke!
Gieß aus den Himmeln deiner Gnaden Spende
Und gib Gottwohlgefallen unserm Werke.
O komm, du Geist des Glaubens, auf uns nieder,
Du Geist der Liebe, unser Herz entzünde
Und heilige ein jedes deiner Glieder,
Daß aller Menschen Mund dein Lob verkünde.
Komm, Geist des Lichts, und sende deine Sonnen
In letzte Dunkelheit voll Glanz und Helle,
Dah deine Gnade wie ein voller Bronnen
Aus Stein und Dorn im Licht
des Glaubens quelle;
Daß all« Schöpfung atme lichtdurchdrungen,
Daß jedes Werk trag eine goldne Krone
Und drüber schweb in sieben Flammenzungen
Der Geist, gesandt vom Vater und vom Sohne.
A. G l i tz - H o l zh au s e n.
so erbärmlich handeln, spüren sehr wohl etwas
vom Heiligen Geist. Schließlich ist auch das Ge-
wissen, das selbst in den abgefeimsten Schurken
immerfort sich meldet, eine Mahnung aus des
göttlichen Geistes Walten.
Wehte der Heilige Geist, so meinen Sie über-
schlau, wie könnte dann die Menschheit sich so
bekriegen, wie sie es all die Jahrhunderte her tat
und wie sie es heute noch tut! Sie führen dabei
den Völkerbund an; ich gebe zu, mit einigem
Recht. Sie nennen ihn beiläufig die Preisbörse
der Rüstungsfabrikanten der Welt. Manchmal
freilich scheint es, als ob viele der dort Vertre-
tenen wirklich den Pazifismus als Weltanschau-
ung abgesetzt hätten. Als ob dort mit den hohen
Gedanken von Frieden und Verständigung, die
die Menschen seit Paradieseszeiten aufgewühlt
und immer wieder beschäftigt haben, Schindluder
getrieben würde. Und doch kann ich nicht ganz so
pessimistisch sein wie Sie. Stehen nicht hinter klug
sprechenden, alles schlau austiftelnden Diploma-
ten ganze große Völker? Väter, Mütter, Kinder,
denen es doch nicht darauf ankommen kann, un-
heiligem Kriegsgeist neue Hekatomben zu opfern!
Steht nicht hinter diesen Völkern die ewige Sehn-
sucht aller Menschenwesen nach Friede, Liebe,
Brudersein, nach jenem Höherhinaufwollen, das
ein Erbe ist des gottgeschaffenen Geistes? Ach,
die Völker wollen ja alle lieber Brot und frohe
Arbeit als Granaten! Es ist eine Freude, daß der
Kanzler des Deutschen Reiches dies vor kurzem
so deutlich und stark für sein Volk zum Ausdruck
brachte. Ja, aber warum auch da der Heilige
Geist nicht eingreift? Hand aufs Herz: hat er's
nicht getan? Kennen Sie nicht die zahlreichen
aufrüttelnden Friedenmahnungen, die von den
Päpsten, gottberufenen Verwaltern der Gaben
des Heiligen Geistes, in den letzten Jahrzehnten
ausgingen? Wollen Sie angesichts dieser gerade-
zu erschütternden Mahnrufe an eine in die Irre
In winterlicher Kälte, die den Erdboden zur
klirrenden Spröde von Glas hatte erstarren las-
sen, waren die Arbeiten am Bau der Siedlung
„Eigenheim" eingestellt worden. Aber da nun
vor den Pfeilschüssen der Sonne das Eis knir-
schend zersprang und schon der Atem schaffender
Menschen nicht mehr als ein Hauch oder ein^
Rauch in der Luft sichtbar ward, hatten die Bau-
leute rüstig von neuem zugegriffen, und es war
zu Ende des März, an einem leuchtenden, duf-
tenden Vorfrühlingstag, als die in der Gemein-
schaft der Siedlung Zusammengeschlossenen ihre
hübschen, nun schlüsselfertig dastehenden Häuser
beziehen konnten.
Das gab ein paar Tage fröhlichen, farben-
bunten wimmelnden Treibens, als da auf Last-
wagen, Handkarren und Schubkarren, in Kisten
und Körben, in Kinderwagen selbst herbei-
geschafft wurde, was künftig jene Häuser zu
füllen, ihre Menschen zunächst zu umgeben hatte.
Unter vielfältigem Hausrat, der noch der Unter-
bringung harrte, stand der Meister Wagner,
seines Zeichens ein Tischler, und hielt einen
Gegenstand in Händen, den er aufmerkend be-
trachtete; denn er schien ihm wert, nicht wieder
in die Kiste mit Gerümpel und Speichertrödel
zurückzuwandern, in der er ihn gefunden hatte.
Es war eine schön geschnitzte, schwebende
Taube, die mit ausgebreiteten Flügeln und
nur leicht geöffnetem Schnabel in der Luft zu
hängen schien; die Federn des breiten Schwanzes
schienen steuernd gespreizt, der zarte Flaum um
Hals und Brust war sanft und wohlgeordnet,
wie vom Winde an den Leib gepreßt, während
durch die weiter hinten stehenden Federn ein
Luftzug geweht haben mochte, der hier und da
einen Kiel aus dem Federkleide heraushob und
die zarten Posen sträubte.
„Frau", rief der Meister in die Küche hinüber,
— „sieh her! — Ist das nicht der Heilige Geist,
so wie er in unserer Bibel abgemalt ist?" —
Frau Wagner besah die hübsche Taube und
meinte: „Akkurat so sieht er aus, bei der Taufe
im Jordan und über dem Berge Tabor, weißt
du!" — „Ja, und auf dem Pfingstbild, wie er
da über den Jüngern und der Mutter Matia
schwebt", setzte der Meister hinzu. — „Und —
daß du es nur weißt, Alte," fuhr er fort, indem
er den hölzernen Vogel sorgsam in ein Stück
Papier einschlug, — „wie ich hier gehe und stehe,
spring ich zum Herrn Pastor hinüber und stifte
ihm den Heiligen Geist für unsere Kirche!"
Es ist allzu oft so, daß erste, schnell aufflam-
mende und deshalb so schöne Begeisterung nur
zu bald gekühlt wird. — Der Pfarrer hielt die
Taube in Händen, besah sie hin und her und
meinte dann:
„Lieber Mann, als Schnitzerei ist Eure Taube
ja wähl hübsch. Sehr hübsch, ja. Aber den
Heiligen Geist stellt sie wohl nicht dar, wie Ihr
8s glaubt, Äeister. Im Gegenteil scheint sie mir
zu 'ehr profaner Bestimmung geschnitzt zu sein.
-- Läßt sehn, — könnte sie nicht gar von einem
Vogelschießen stammen?" — „Ei was", unter-
brach ihn ein wenig gekränkt der Meister, —
„wenn sie Mein Ahn von einem Vogelschießen
mit hejmgebracht hätte, verlaßt Euch drauf, daß
sie dann Schußlöcher zeigte und weder Kopf noch
Schnabel mehr hätte, Herr Pastor!" — „Wahr,
wahr", machte dieser und wog den Vogelkörper
in der Hand. — „Ich hab es jetzt, Meister Wag-
ner! — Habt Ihr einmal in unserem Heimat-
museum eins dieser alten Himmelbetten gesehn,
wie man sie vor Jahrhunderten hier hatte? —
Na, seht Ihr! — Von so einem Ding stammt
Euer Flattervogel her, Herr Wagner! — Ja,
seht mich nicht so ungläubig an, es ist wahr.
Ihr entsinnt Euch gewiß, daß da am Fußende
von oben her manchmal ein geteilter Vorhang
herunterhängt? Na also . . . ! Oft ist er oben
mit einer Rosette befestigt; hin und wieder sieht
man aber auch, daß ein Engel ihn in Händen
hält oder ein Vogel im Schnabel. Das ist unser
Fall, lieber Wagner. Verlaßt Euch drauf, Euer
Täubchen hat im Zimmer Eures Ur-Ur-Ahns
den Vorhang festgehalten! Mag sein, daß es ein
rechtes Turteltaubennest war, bei dem Euer
Täuber da Wache hiel; aber das seht Ihr wohl
ein, Meister, daß wir ihm keinen Altar auf-
bauen können! — Ein Likörchen gefällig?"
„Was den Likör angeht, Hochwürden", sagte
der Meister, — „ei, warum nicht? Allemal! —
Und was den Tauber angeht, da sag ich: Warum
nicht auch? Schließlich sind all Eure Figuren und
Bilder Menschenwerk und nur, was dahinter
steckt und was sich die gläubige Seele so dahinter
denkt, das ist Gottes. Also so herum, Herr Pfar-
rer, tuts uns die Taube so gut wie ein anderes
Schnitzwerk. Aber ich sehe ja, Ihr stoßt Euch an
ihrer Herkunft. Gut denn; ich packe meinen
Heiligen Geist wieder ein und werde ihn anders-
wo sich ausgießen lassen. Und damit Gott be-
fohlen und nichts für ungut, Hchwürden!" —
Den Abend saß Meister Wagner beim Däm-
merschoppen im Kreise seiner Freunde, der Ei-
genheimsiedler. Und packte plötzlich ein Vündslein
auf und schälte aus papierncn Hüllen ein Etwas
heraus, den geschnitzten Körper einer Taube. Und
erzählte dazu, wie es ihm damit ergangen, so
und so und so. — „Und" — er schlug mit der
Faust auf den Tisch, — „nun frage ich Euch,
Leute: Warum soll eine so schön geschnittene
Taube nicht ebenso wohl ein Bild des Heiligen
Geistes sein, wie eine, die ein Maler gemalt
hat?" — „Recht hast du", sagte ein anderer, —
„und schön ist sie obendrein, wahrhaftig ein klei-
nes Kunstwerk! Schade, daß der Pfarrer sie nicht
will!" — „Einen Gedanken habe ich", meinte
Meister Wagner, — „wenn ihr mir darin helft,
ist es schnell getan. — Warum sollen wir nicht,
wie in alten Tagen unsre Väter, einen Bildstock
aufstellen? Ja, schaut mich nur an, Ihr . . . . !
Haben sie das früher gekonnt, warum soll das
jetzt picht möglich sein? Ich denke mir das so:
Da ist doch mitten in unserer Siedlung der
„Grüne Platz", nicht wahr? Es fehlt ihm noch
ein rechter Mittelpunkt, so irgendwas, was die
Augen auf sich zieht. Ich aber sage: Warum
nur die A u g e n? Wenn es schon was Rechtes
sei» ioll, dann müssen auch die Herzen dabei
sein, Leute! — Und da habe ich mir gedacht, wir
stellen das so an: Du, Meister Maurer, schachtest
den Grund aus und mauerst uns die Fundamente
auf die Wände, — ganz einfach, weißt du, wie
die alten Kapellchen und Kreuzweg-Stationen,
— ich stifte euch das Holzwerk und schneide es
zu, einer wölbt uns das Dach und deckt es nach
der Kunst, es mag auch einer oder der andere
gehende Menschheit immer noch bei Ihrem Ge-
spöttel bleiben: der Heilige Geist wehe nicht?
Oh, mein Lieber, dies ist ganz ernst, er wirkt
schon, der liebe Heilige Geist, aber die
Menschen verstopfen-ihre Ohren und sie verschlie-
ßen ihre Augen vor dem Guten, zu dem ihr In-
neres sie antreibt. So sind sie denn ohne Wahr-
haftigkeit, ohne Wärme, ohne Frieden und Liebe!
Aber jetzt habe ich, entschuldigen Sie, regelrecht
den Heiligen Geist verteidigt! Wir sollten dies
öfter tun, auch weil der Heilige Geist in unserem
Christenvolk sozusagen die vernachlässigte Person
der heiligen Dreifaltigkeit ist. Die Unterhaltung
mit Ihnen hat mich wieder gelehrt, wie recht
meine selige Mutter handelte, als sie mich als
kleinen Buben das schlichte Gebetlein lehrte, das
ich gerne auch Ihnen als Pfingstbitte notieren
möchte:
Heiliger Geist, du süßer Gast,
Der du alle Gaben hast,
Komm zu mir, erleuchte mich,
Komm zu mir, und führe mich !
Lehr mich Gottes Wort verstehen,
Freudig seine Wege gehen.
Mit frohem, herzlichem Pfingstgruß
Ihr Philippus.
(Entnommen der Pfingstnummer des „2 Pfg.-
Wochenblattes", mit kirchlicher Genehmigung
herausgegeben vom Deutschen Schriftenapo-
tolat e. V., Freiburg i. Br> Das Blatt sieht
eine besondere Aufgabe in der religiösen Er-
fassung abseits stehender Kreise).
eine Platte spendieren ,auf der wir die Taube
drinnen annageln, — du da streichst nachher dr
ganze Geschichte an, Josef, — na, und wer nichts
dazu herschenken kann, der ist immer noch
Manns genug, beim Ausschachten und Aufmauern
zu helfen, sollte ich denken! — und nun sagt,
was meint ihr dazu, he?" . „
„Schön, schön", sagte der eine. „Ich bin daber.
— „Ich auch", nickte der andere, „haben wir
jeder ein Eigenheim bekommen, so soll der Hw'
lige Geist aus eins haben, sage ich!" Und er
hieb die Faust auf den Tisch. — „Und zu Pfing-
sten soll es fix und fertig stehn", bekräftigte
einer, — „da hat er es auf seinen Festtag unv
mag sich im Himmel daran freuen." — „2a >
sagte jetzt ein Bedächtiger und legte den Finger
an die Nase, — „soweit alles sehr schön, seht
schön. Aber schließlich: Wir sind nicht alle eines
Glaubens, liebe Freunde! Sind Juden unter
uns und Katholische und Protestanten; und denn
ihr, sie wollen alle euer Vildstöckchen da vor der
Nase haben?"
„Jetzt wirds mir zu bunt!" schlug da der
Meister Wagner aus den Tisch. „Für wen ist
wohl der Geist ausgegossen worden zu Pfingsten,
was meint ihr? Etwa für einen oder den an»
dern nur? Oder damit sich einer brüste: Hier,
ich bin es! Ich bin sündenlos und vom Geiste
besessen? — Oder kam er nicht vielmehr mit
pfingstlichem Brausen als ein Feuer, das einen
jeden von uns zur Demut läutere und mit dem
Geiste des Suchens und Strebens durchdringe
und als eine Flamme, die in jedem Dinge ist?
Die aus dem blühenden Maibusch züngelt und
aus den brennenden Blumen der Pfingstrose und
des Rhododendron aufflammt und die über die
Kirschen- und Pflaumenblüten hüpft und aus
dem Grase sprießt und aus dem zierlichen Ge»
tändel der Tiere wie aus dem klugen oder tö-
richten Gebaren der Menschenkinder? — Ist mat-
tes heiliger Geist in der Natur, wie ihr sagt,""
wie soll er da nicht im Menschen sein? Oder
rechnet ihr euch nicht in die Natur hinein, rhr
anderen? Es ist einer so gut wie der andett,
aber keiner ist etwas, in dessen Natur mcht
Gottes heiliger Geist hineingefahren ist, der rhn
in Zungen reden macht und die Sprachen der
andern verstehen. Und soll sich darum keiner aus-
schließen, wenn wir diesem Geiste der Erfüllung
und Gemeinsamkeit ein Denkmal setzen! — So
meine ich's, und nun wißt Ihr es! Und nichts
für ungut!" ,
„Alle Wetter, ja! Wenn du es so mernst, I"
sollst du recht behalten, und aus dem Sinne her-
aus wollen wir mittun, einer wie der andere,
rief der Zweifler und schüttelte Wagners Hano.
— „Und daß Ihr es gleich wißt, da liegt em
Geldschein, nimm ihn an dich, Wagner, es sollen
die Ziegel dafür gekauft werden, in denen der"
Heiliger Geist sein Heim bekommen soll. Uno
wenn es fertig ist, will ich es meinen Kinder"
zeigen und ihnen erzählen, wie wir es gemein
haben, wir Stifter!"
*
Bis zum Pfingstfeste war es ein Schaufel"
und Wühlen, ein Kommen und Gehen aus dem
„Grünen Platz". Aber als die Psingstsonne mt
Leuchten heraufstieg, umgoldete sie inmitten vo"
Rasen und flammenden Sträuchern die schlichte,
gelbgetiinchte Kapelle, durch deren schmiedeeiser-
nes Eitterwerk man auf einem Grund goldene
Strahlen eine zierlich geschnitzte, heute von
frischen Blumen umstellte Taube sah. Rings "M
das Bildwerk standen in dichtem Eedräng dr
frohen, vom Pfingstgeist ergriffenen Mensche"'
die Bewohner der Siedlung „Eigenheim". De
aber mit Worten aufrichtiger Erschütterung "st
mit der Zunge pfingstlicher Erfüllung den Bilv-
stock weihte und der Öffentlichkeit übergab, roa
oer gleiche Pfarrer, dem das Schnitzwerk
seine Kirche nicht hatte passen wollen; und der
ihm dankend die Hand schüttelte und dann die
Handdrücke der ganzen Gemeinde empfing, da»
war Meister Wagner, der Mann, der dem Hm-
ligen Geiste zu einem Eigenheim verhalf!
Gustav Halm, K-l«-
pkingrtroren
Wenn schon der mildere Lenz sein Ende kom-
men sieht, wenn die Halme auf der Flur in dis
Aehren schießen und die heißere Sonne glühen-
dere Farben weckt, dann erscheinen die Pfingst-
rosen und künden mit feurigen Zungen das neue
Wunder der Natur. Maßlos verschwenden sie
sich, ein letztes Aufglühen in überschwenglicher
Pracht. Als wäre es auch des Frühlings Losung,
daß man in Schönheit sterben solle. Wildlinge
sind sie geblieben, mögen sie auch die vornehmsten
Gärten schmücken. Sie können nicht wetteifern
mit den wohlgepflegten Rosen, wie sie schon aus
der Knospe drängen in Zartheit und Anmut. Sie
verraten nur eine angemessene Sehnsucht, zu
blühen und zu glühen, mag auch ihr Tag nur
kurz sein.
All deine Sehnsucht nehmen sie in sich auf. Sie
wecken die Flammen deiner Seele. Sie reißen
dich hinein in die Hingabe einer überschäumen-
den Liebe. Als wüßten sie von dem dunklen Ge-
heimnis des Lebens und des Sterbens. Nur sich
nicht aufsparen, nur nicht zählen und rechnen,
nur nicht zurückhalten, nein, sich verschenken, sich
gänzlich ausgeben in Opfer, verbrennen im
Strahl der herrlichen Sonne. Was in den Mil-
lionen ihrer weißen Sterne vor wenigen Wochen
noch die Baumblüte verriet, den staunenswerten
Reichtum der Schöpferkraft, das haben sie gesam-
melt in einen einzigen Kelch, der sich vergeblich
bemüht, die quellende Fülle des Lebens zu fassen-
Was bist du traurig, so rufen sie dem Wan-
derer zu. Ist nicht das Dasein schön in seinem
Reichtum? Weht nicht auch um deine Stirn der
sanfte Hauch des Frühlings? Scheint nicht auch
dir die Sonne in qlter Kraft? Ist nicht auch
deine Seele ein Kelch, der überfließen möchte
in Freude und Leidenschaft? Drängen sich nicht
auch in dir die Wünsche, Blättchen um Blättchen,
beschrieben mit tausend Idealen? Möchtest nicht
auch du künden von dem, was in dir ist, unaus-
sprechlich und erhaben? Will sich dieses Hohe
und Heilige nicht einmal befreien von dem Druck
der Sorgen des Tages, um aufzulodern in reiner
Flamme? Warum dürfen die Blumen in Gottes
Gärten blühen und warum mutz so manches
Menschenleben dahinwelken, ehe noch die Blüte
kqm und die Frucht reifte!.
Wenn die Pfingstrosen aufglühen, dann naht
das Fest des Heiligen Geistes. Dann steigt die
Erinnerung auf an die junge Kirche. Dann
gedenken wir jener Tage, in denen das Geheim-
nis Gottes sich entfaltete auf dieser Erde. Dann
sehen wir vor uns die feurigen Zungen über den
ersten Zeugen des Herrn. Ein Brausen ging
damals durch die Stadt, wie man es niemals
gehört hatte. Aengstliche Menschen verwandelten
sich in kühne Propheten. Es kam die Zeit eines
heiligen Rausches, der die junge Gemeinde erfüllte
so daß sie in fremden Zungen sprachen und neue
Lieder sangen. Ein jahrtausende alter Druck wich
von der Menschheit, und Klaube und Hoffnung
und Liebe kehrten von neuem bei ihr ein.
Morsche Weltreiche gingen zugrunde, aber Christi
Reich breitete sich über die ganze Erde.
Und du wirst das Antlitz der Erde erneuern,
dqs erfuhren damals die ersten Christen. Sie
gaben das Wunder weiter von Geschlecht zu Ge-
schlecht, und noch heute jubeln wir dem Schöpfer-
geiste zu. Aus seinen lichten Höhen muß die
Erlösung kommen. Sie ist nicht das Geheimnis
des Blutes, sondern das Geheimnis des Geistes.
Sie hat nicht zur Wurzel die Mären und Sagen
dunkler Vergangenheit, sondern die Offenbarung
aus einer andern Welt. Sie ist nicht einem
Volke pur verliehen, sondern allen, wie sie aus
Gottes Hand hervorgegangen sind. Verschieden
in ihren Anlagen, in ihrer Geschichte, sind sie
doch eins als große Gottesfamilie, alle berufen,
das Wunder des Geistes in sich aufzunehmen.
Und immer, wenn sich wieder ein schwerer Druck
auf die Völker legte„ immer, wenn sie verzwei-
felten an ihrer eigenen Kraft, dann offenbarte
sich von neuem der Schöpfergeist, dessen Kräfte
unverbraucht sind, wie die der Sonne und der
ewig jungen Natur.
Es gibt Menschen, die an einer' Pfingstrose
vorübergehen können, ohne auch nur hinzu-
schauen. Sie wägen und rechnen und versinken
in ihr eigenes Grübeln. Zeigt sich kein Ausweg,
so verzweifeln sie und verderben die Stimmung
der ganzen Welt. Und so gibt es Geschichts-
forscher, die uns von jenen alten Tagen be-
richten, von den sterbenden Göttern und den
wahnsinnigen Zäsaren, die sich an ihre Stelle zu
setzen suchten. Sie sehen den Tod, haben aber
keinen Blick für das neue Leben, das damals
aufging. Und so gibt es auch heute Beobachter
der Zeit, die sich ihr Weltbild einzig aus Wirt-
schaftskrisen zusammensetzen. Seht ihr denn wirk-
lich nicht die Pfingstrosen, die in selten gesehener
Schönheit aufblühen? Geht aus dem Sterben
alter Formen nicht doch ein Neues hervor? Be-
freit sich nicht der Geist der Religion und breitet
er nicht stärker seine Schwingen?
Es sind nicht Armeen und Ziffern, von denen
wir ein neues Heil erwarten können. Es sind
nicht die Feste dieser Erde mit all ihrem lär-
menden Gepränge.
Aus dem Reiche der Seele wachsen allein
die Reiche der Völker.
Nur von verwandelten Menschen kommt de
Wandel zu einer schöneren Zeit. Von Menschs
kommt er, die sich hingeben für eine Idee, die
den ersten Christen gleichen, die vom Geiste ge-
weckt sind, die wieder den Anschluß an die gött-
lichen Geheimnisse finden. Diese Menschen ver-
strömen sich in hingebender Opferkraft. Sie gli-
chen jener Pfingstrose, die sich schwer herabnerg
aus der Ueberlast ihres Blühens. Niemand ka""
sie wecken, es sei denn der Geist, den der Her
uns sendet. Alles andere ist heute verbrauch'
spricht eine tote Sprache, klappert im leere"
Apparat.
Menschen, die das begriffen haben, wenden
sich nach innen. Sie wissen, daß sie der TeMp"
des Geistes sind und halten Wache an feine
Toren. Sie bezwingen in sich die Leidenschaft^"
des Hasses. Sie denken die Dinge durch, bis m
es klar haben, wie alles sein soll nach Gotte
Ordnung. Sie betrachten die Geschehnisse de
Tages aus dem Blickpunkt der Ewigkeit, St
haben erkannt, daß alle Bemühungen, ein Bo
oder die ganze Menschheit zu erneuern, scheitel
müssen, wenn nicht die Gnade des Geistes dazu
kommt, der Wunderkräfte verleiht. Fern allL-
Ronmntik leben sie in der märchenschönen Wir
lichkeit des Glaubens. Nichts kann sie nicda
drücken, nichts sie erschüttern, nichts sie aus d
Bahn werfen- Unablässig beten sie zum SchdE
geist, daß er das Antlitz der Erde erneuere-
seihst aber schenken sich hin in flammender Opft
liebe, jener Pfingstrose gleich, die ihr Letzte
hingibt in feuriger Glut. Sei heute nicht eng
und klein, öffne weit dein Herz den größere
Wundern der Gnade. Der Mann im Monde-