die Kommunalsteuerverhältuisse reformiren will. Auch
die Frage des Wohuungsgeldzuschusses schlägt hinein.
* Berlin, 17. Febr. Die Reichstagskommission
für>.das neue Handelsgefitzbuch nahm unverändert Z 1:
„WaS das Gesetz unter Kaufmann versteht", an ; des-
gleichen K 2 : „Ein gewerbliches Unternehmen gilt als
Handelsgewerbe im Sinne des Gesetzbuches, sofern die
Firma des Unternehmers in das Handelsregister ein-
getragen ist."
Deutscher Reichstag
Berlin, 17. Febr.
Präsident v. Buol eröffnet die Sitzung um 1 Uhr
15 Min. und übermittelt dem Hause den Dank des
Reichskanzlers für die Glückwünsche zur goldenen
Hochzeit.
Zweite Berathung des Etats. Etat des Reichs-
heeres. Fortsetzung der Debatte bei Kapitel 35 „Mi-
litär-Erziehungs- und Bildungswesen". Titel 47
„Unterrichtsgelder."
Abg. Dr. Pichler (Ctr.) befürwortete eine Reso-
lution, wonach der Stenographie Unterricht in den
Kapitulantenschulen u. anderen Militär-Vorbereckungs
und Unteroffiziersschulen in dem am meisten verbrei-
teten Gabelsberger'scheu System ertheilt werden soll.
Die Angaben des Verbandes Stolze'scher Stenographen-
vereine über die Verbreitung der Stolze'schen Steno-
graphie seien übertrieben. Zn Preußen werde offiziell
überhaupt kein System, wohl aber in Sachsen und
Bayern das Gabelsbergerfche System bevorzugt.
Hierzu liegt ein Antrag des Abg. Lieber (Ceutr.)
vor, wonach im Falls der Ablehnung des Antrages
Pichler die Regierungen ersucht werden sollen, nach
Einholung sachverständiger Gutachten nur ein System
oder eine wesentlich beschränkte Anzahl von Systemen
dem Stenographieuuterricht zu Grund« zu legen.
Während der Rede des Abg. Pichler betritt Abg.
Ahlwardt den Saal, spricht mit dem Präsidenten und
begibt sich aus seinen Platz. (Großes Gelächter.)
Generalmajor von der Beeck bemerkt: Die Armee-
Verwaltung verkennt die Bedeutung der Stenographie
für die Armee nicht und hat dies bewiesen durch die
Einstellung eiueS Postens von 32,000 M. Es solle
ein fakultativer Unterricht eingeführt werden. Die
Verwaltung beabsichtigt nicht, für sich ein bestimmtes
System zu entscheiden. Die Ansichten über die Vor-
züge gehen hier weit auseinander.
Abg. Rickert (freis. Bereinig.) hält die Annahme
der Resolution Pichler für ungerecht gegen das Stolze-
fche System.
Abg. Lieber (Ctr.) befürwortet seinen Antrag.
Kriegsminister v. Goßler lehnte es ob, auf Kosten
des Herrn Kultusministers vom Vorredner gelobt zu
werden. (Heiterkeit.)
Abg. Dr. Osann (nat.-lib.) hält die Resolution
Pichler für unmöglich und den Antrag Lieber für
unnöthig.
Eine Reihe von Petitionen wird ohne erhebliche
Debatte erledigt.
Damit sind die dauernden Ausgaben erledigt, ebenso
werden die laufenden Einnahmen nach den Commissions-
beschlössen bewilligt.
Es folgen die einmaligen Ausgaben.
Abg. Bachem (Ctr.) als Referent berichtet über die
Abstriche der Commission.
Eine Reihe von Titeln wird nach den Beschlüssen
der Commission angenommen.
Abg. Strzoda (Ctr.) beklagt die Verlegung der in
Neustadt (Oberschlesien) und Oberglogau garnisoniren-
den Artillerieabtheilungen nach Neisse und wünscht
Streichung deS bezüglichen Titels.
Abg. Metzger (Ctr.) schließt sich dem an.
Generalmajor v. Gemmingen führt aus, haß in
Neisse Kasernen vorhanden seien, welche die in beson-
deren MiethSräumen einquartirten Abtheilungen be-
setzen könnten. Diese Verlegung bringe Ersparnisse
und andere Vortheile und bessere Exercierplätze mir sich.
Der betr. Theil wird bewilligt.
Abg. Ullrich (Soz.) will einen Posten von 150,000
Mark als zweite Rate für einen Neubau einer Kaserne
in Darmstadt streichen.
Abg. Gerstenberger (Ctr.) schließt sich dem an.
Die Abgg. Hirschel (Antis.) und Osann (natl.)
bitten den Titel zu bewilligen.
Kriegsminister v. Goßler bittet ebenfalls um Be-
willigung vom militärischen Standpunkte aus.
Abg. Lieber (Ctr.) wünscht doch eine erneute Er-
wägung der Frage. Die Position könne nochmals
zurückgestellt werden. Seine Partei werde gegen die
geschichte vernommen, neu aber war ihm die letzte Schu r
kerei Williams, durch welche er seinem bedauernswerthen
Opfer noch die letzte qualvolle Entsagung um Jessie willen
abgezwungen. Walters Augen füllten sich mit Thränen ;
es waren Thränen des Mitleids und Thränen der Ent-
rüstung. Eine solche Niedertracht hatte er selbst bei William
nicht für möglich gehalten. Er schwieg lange, er fand keine
Worte, um seinen empörten Gefühlen Ausdruck zu ver-
leihen. Endlich sprang er auf und rief: „Der Elende! Er
hat sie getödtst! Aus Liebe für ihn, und wegen ihrer selbst
losen Liebe zu Dir ist sie gestorben."
.(Fortsetzung folgt).
Ausland.
* Wien, 15. Febr. Nach einer Meldung der
„N. F. Pr." aus Lemberg ist die Mehrzahl der
Kaufleute in Russisch-Polen übereingekommen mit
Rücksicht auf die polenfeindlichen Debatten in Deutsch-
land, die bisherigen Geschäftsverbindungen mit deutschen
Firmen zu lösen und ihren Bedarf fortan in Oester-
reich zu decken.
Aus Baden.
Hsidelberg, 18. Februar.
— Die Errichtung studentischer Ehrenge-
richte ist von einem großen Theil der Studentenschaft
der technischen Hochschule in Berlin zunächst angeregt
und nun auch von der Studentenschaft der Berliner
Universität in Angriff genommen. An der Universität
stehen der socialwissenschaftliche Studentenverein Ber-
lin und die freie wissenschaftliche Vereinigung an der
Spitze. Diese Ehrengerichte sollen in jedem ihnen
unterbreiteten Ehrenhandel über Recht und Unrecht
entscheiden und auf eine gütliche Beilegung hinwirken.
Auf keinen Fall Dürfte dem Ehrengerichte das Recht
zustehen, über die spätere Ausfechtung eines Zwei-
kampfes— von der Schläzermensur bis herauf zu den
schwersten Forderungen — ein Votum abzugeben. —
ES ist dieses Bestreben freudig zu begrüßen, da ja
doch eine Stelle vorhanden sein muß, am besten aus
den Kreisen der StandeSgenossen, bei welcher etwa
vorkommende Ehrenhändel gütlich geschlichtet oder
wenigstens aufgeklärt werden könnten. Sache der
katholischen Studenten-Corporationen dürfte es sein,
in dieser Angelegenheit mitzuwirken, nöthigenfallS sie
an unseren Universitäten in geeigneter Weise in Fluß
zu bringen.
Aus Nay und Fern.
Nachrichten für diese Rubrik sind uns jederzeit willkommen. — Etwaige
Kosten werden stets sosort ersetzt.)
* Heidelberg, 18. Febr. (Muthmaßliches Wetter für
Freitag, 19. Febr.) Trockenes und größtentheils heiteres
Wetter in Aussicht zu nehmen.
* Heidelberg, 18. Febr. Der Großherzog hat dem
Privatdozenten an hiesiger Universität, Ur. msä. Karl
Kaiser den Charakter als außerordentlicher Professor ver-
liehen.
Bewilligung stimmen. — Der Titel wirb schließlich
mit 119 gegen 92 Stimmen abgelehnt. Eine weitere
Reihe von Titeln wird gemäß den CommissionSbe-
schlüssen bewilligt.
Auf eine Anregung Schädlers bemerkte General-
major von Gemmingen, daß beim Bau der katholi-
schen und evangelischen Kirche in Straßburg jede
mögliche Rücksicht auf gleichmäßige B-Handlung beider
Konfessionen in dieser Beziehung genommen werden
soll.
Der Titel „Kasernements für die neuen württem-
bergischen Regimenter" wird bewilligt, dis Abstimm-
ung über die dazu gestellten Resolution bis zur 3.
Lesung verschoben. Der Rest des Etats wird eben-
falls genehmigt. Morgen um 1 Uhr Rest der heu-
tigen Tagesordnung, kleinere Etats. Schluß 5Vr Uhr.
Die Unruhen aus Kreta.
* Konstantinopel, 17. Febr. Ein für heute
Nacht in das Palais einberufmer Ministerraty be-
schäftigte sich mit den neuesten Depesche» aus
Kreta, welche nicht nur die Ausschiffung der
europäischen Geschwader auf Kreta erwähnen,
sondern auch Mittheilen, daß der dritte Sohn des
Königs von Griechenland Prinz Nikolaus gestern bei
Sitio mit 4 Bataillonen und 2 Batterien an Land
ging.
s KoustaKtittopel, 17. Febr. Das größte Auf-
sehen erregte eZ, daß seit gestern bä KiÜa, eine
Stunde von der Mündung dcs Bosporus entfernt,
drei russische Kriegsschiffe kreuzen. Authentisch wird
der F-kf. Ztg. noch berichtet, daß dis Oeconomie der
russischen Botschaft gestern mit mehreren Bäckern in
Pera Verträge auf eine tägliche Lieferung von vor-
läufig 5000 Broten abgeschlossen hat. Der erste
Brottraukport wurde heute nach Kilia befördert.
* Konstantinopel, 17. Febr. Die Truppen an
der griechisch-türkischen Grenze werden um 5 Bataillone
verstärkt. Der Divisionsgeneral Omerneschad wurde
zum Oberbefehlshaber der Truppen an der Grenze
ernannt. Derselbe reist am Freitag nach Elassona ab.
* Kanea, 17. Febr. In der Umgebung der
Stadt ist die Ruhe wieder hergestellt. Kriegsschiffe
verschiedener Nationen liegen vor Rethymo, Kanea
und Sitia.
* Paris, 17. Febr. Zahlreiche griechische Stu-
denten, sowie 15 junge Franzosen erschienen gestern
auf der griechischen Gesandtschaft, um sich für Kreta
anwerben zu lassen.
* WieN, 18 Febr. Die Neue Freie Presse schreibt
das Hauptverdienst an der in Europa eingetretenen
Beruhigung der Initiative des deutschen Kai-
sers zu, dem besonders die rasche Verständigung der
Mächte zu verdanken sei.
* Heidelberg, 18. Febr. Expeditionsassistent Ew
Siegele in Pforzheim wurde zur Versetzung einer Bemev
afsistentenstelle nach Heidelberg und ExpeditioasasstM
Gustav Feißkohl in Heidelberg zur Central-BerwattU»»
s Heidelberg, 18. Febr. In der gestrigen StadtratM
sttzung wurden u- a. folgende Gegenstände zur Keunin »
bezw. Erledigung gebracht:
1. Nach der Zusammenstellung der Kasse und den AA.
zeichnungen der Verwaltung des Schlacht- und VietzM^
wurden im vorigen Monate 324 Stück Großvieh,
Stück Kleinvieh und 3 Stück Pferde im Schlachthaus 8
schlachtet, aus dem Biehhof aber 96 Stück Großvieh u»
1433 Stück Kleinvieh zum Verkauf gebracht.
2. Das Eraebniß der Holzversteigerung vom ll-»
mit einem Erlös von 6969 M. 40 Pfg. wu ds aenehmw'
3. Das Gesub einer Anzahl hisst wr Kaufleute »
die Erlaubniß, am Sonntag den 28 d. M. (Fc.stna«.
sonntag:) ihre V-rkaufsläden bis Abends 7 Uhr om
lasten zu dürfen, soll befürwortet werden.
4. Der Hauptlanal in der Berg iraße soll in nöcoluv
Richtung um etwa 60 in. verlängert werden.
5. Dec Geschäftsbericht der städtischen Allgemeinen
beitsnachweisanstalt für 1896 soll v-rvielfältigt und s. A
dem städtischen R chenschafisbericht als Anlage beigegeo
werden
6. Das an das Gr. Fisanzm'nn-terium gerichtete c-..
such dec Handelskammer für den Kreis Heidelberg
der Stadt Ebecbach, betreffend die Verlegung und Pers-.,
ßerung der hiesig n Zolln ederlage, soll Seitens des
raths unterstützt werden-
7. Die Chausfiruug der neuen Neckarstadenstraße E
dem Herrn Bauunternehmer I. Jahn dahier um s in er-
gehst übertragen. .
* Heidelaerg, 18 F.-br. Gestern Vormittag fand E
dem I rbiläumsplatz bei kaltem aber klirem Wüter
Rekrutenbesichtigimg durch den Rsgimeats-Commanven'
Oberst v. Zfftrow, state. Aach der frühere Kommando
des hiesigen Bata llons, Oberstlientenant v. SÄirach wotzt
derselben bci. — Zur Erinnerung ai den lOOjähriaen
burtstag Kaiser Wilhelms I. werden Gmailbecher (0 3^-n
fassend) in derselben Art wie die russischen Krönung^e»
mvrizirt. Ein solcher ist in dem Schaufenster des Juww
R. Rosenhain ausgestellt. .
* HsidslSLvV, 18- Febr. Poriland-Cemeutwerk vE,,
berg vorm. Schffferdecker v. Söbne, Heidelberg. Der
schästsbericht über das Jahr 1895 98 führt aus, daß u'
neuen Maschinen und Einrichtungen des Provisorl!«°
Betriebes hier, deren spätere Transferrrung nach
neuen Werk in Leimen beabsichtigt ist, sich nach UsbeE
düng der anfänglichen Betriebsschwierigkeiten vollstan" ?
bewährt haben. Die Fertigstellung des feuersicher "fa
Eisen und Beton erbauten neuen Werkes in Leim e» '
durch zeitweisen Arbeitermangel, besonders durch Nichtig
Haltung der Lieferungsfristen seitens der MaschiuenfE,,
sehr verzögert worden. Im Januar d. I. wurde der A-
trieb der Trocknerei und der Rohmühls eröffnet und -
Monat Mai d. I dürfte der Betrieb hier eingestellt A,
den; auf die in dem provisorischen Werke befindlichen-U,
schinen soll mit Rücksicht auf deren Abbruch eine aE
ordentliche Abschreibung von M. 100000 vorgenoMw.
werden. Die Vortheile der neuen Einrichtungen
Werkes in Leimen werden im lausenden Jahre sww^„,«
voll zur Geltung kommen. Die Absatzverhältnisfe scb"N
sich günstig zu gestalten, es werde der Verwaltung
scheinlich auch gelingen, die durch höhere Kohlen-
Eisenpreise verursachte Steigerung der Produktionsw»
in den Verkaufspreisen auszugleichen.
* H.idelberg, 18. Febr. 3 Individuen wurden tves »
Bettelns u-Wandstreicherei verhaftet. — Zwei junge
kamen wegen Ruhestörung zur Anzeige.
* Neckarau, 17. Fcbr. Nach dem endgiltig flV,
gestellten Resultat erhielten bei der gestrigen
der Bürgerausschußmitglieder aus der Klasse der
derstbesteuerten die Sozialdemokraten die Major»"
mit einer Stimmenzahl von 293; die gegnerische^
vereinigte 230 Stimmen auf sich.
* Waldangettoch, 17. Febr. Die Eisenbahn»
bindung des Angelbachthals mit Wiesloch wird M
doch zu Stande kommen. Die Kosten der Vorarvr
ten sind bereits von den Gemeinden genehmigt.
Bahn wird vorläufig von Wiesloch aus über Ratze
berg, Eichtersheim, ''Michelfeld bis Waldangelloch 9
führt. . -ra-
* Bom Odenwald, 17. Febr. Seit einigen
gen sind die Staaren aus ihren Winterquartier
wieder zu uns zurückgekehrt. Auch die Meisen lall
bereits ihre bekannten Frühlingsweisen ertönen,
selbst die Märzamseln stimmten während des prächG ^
Sonnenscheines der letzten Tage ihre lieblichen Wo'
an. Der Frühling kommt demnach mit Riesenschr'"
ins Land gezogen.
8 Walldorf, 16. Febr. Gestern Abend hie» A
hiesige kath. Männergesangverein im Saale deS
PH. Heffelbacher zum „Adler" eine Abmdunterhaltu -
ab. Schon lange vsr Beginn der Aufführung
das geräumige Lokal dicht gedrängt mit Fes»^
nehmern. Der Verein hat wiederum bewiesen, daß
unter der Leitung seiner tüchtigen Dirigenten, W „
Hauptlehrer Curtaz, Großes und Schönes zu leü
im Stande ist. Die Feier wurde eröffnet mit elw
Sängergruß und einem von Frl. E. Hermann
sprochenen sinnreichen Prolog. Hierauf folgten "
wechselnd Gesangs- und humoristische Vorträge »
Couplets. Besonders gut aufgeführt wurden sE .
Stücke und verdienen an dieser Stelle erwähl» »
werden: Schuster „Sohle" und sein Ideal; Seel°
Wanderung; der fidele Afrikaner; der schüchterne A §
bei der Infanterie; die musikalischen Klapp?»
und ?„auf dem HeirathSbureau". Der GbsE
nichts zu wünschen übrig und erntete das Dop^,
qaartett „Erquickung des wandernden Sänger»
gemeinen Beifall. Der hochw. Herr Kaplan
hielt eine kurze Ansprache, dankte dem Verein s»r I
die Frage des Wohuungsgeldzuschusses schlägt hinein.
* Berlin, 17. Febr. Die Reichstagskommission
für>.das neue Handelsgefitzbuch nahm unverändert Z 1:
„WaS das Gesetz unter Kaufmann versteht", an ; des-
gleichen K 2 : „Ein gewerbliches Unternehmen gilt als
Handelsgewerbe im Sinne des Gesetzbuches, sofern die
Firma des Unternehmers in das Handelsregister ein-
getragen ist."
Deutscher Reichstag
Berlin, 17. Febr.
Präsident v. Buol eröffnet die Sitzung um 1 Uhr
15 Min. und übermittelt dem Hause den Dank des
Reichskanzlers für die Glückwünsche zur goldenen
Hochzeit.
Zweite Berathung des Etats. Etat des Reichs-
heeres. Fortsetzung der Debatte bei Kapitel 35 „Mi-
litär-Erziehungs- und Bildungswesen". Titel 47
„Unterrichtsgelder."
Abg. Dr. Pichler (Ctr.) befürwortete eine Reso-
lution, wonach der Stenographie Unterricht in den
Kapitulantenschulen u. anderen Militär-Vorbereckungs
und Unteroffiziersschulen in dem am meisten verbrei-
teten Gabelsberger'scheu System ertheilt werden soll.
Die Angaben des Verbandes Stolze'scher Stenographen-
vereine über die Verbreitung der Stolze'schen Steno-
graphie seien übertrieben. Zn Preußen werde offiziell
überhaupt kein System, wohl aber in Sachsen und
Bayern das Gabelsbergerfche System bevorzugt.
Hierzu liegt ein Antrag des Abg. Lieber (Ceutr.)
vor, wonach im Falls der Ablehnung des Antrages
Pichler die Regierungen ersucht werden sollen, nach
Einholung sachverständiger Gutachten nur ein System
oder eine wesentlich beschränkte Anzahl von Systemen
dem Stenographieuuterricht zu Grund« zu legen.
Während der Rede des Abg. Pichler betritt Abg.
Ahlwardt den Saal, spricht mit dem Präsidenten und
begibt sich aus seinen Platz. (Großes Gelächter.)
Generalmajor von der Beeck bemerkt: Die Armee-
Verwaltung verkennt die Bedeutung der Stenographie
für die Armee nicht und hat dies bewiesen durch die
Einstellung eiueS Postens von 32,000 M. Es solle
ein fakultativer Unterricht eingeführt werden. Die
Verwaltung beabsichtigt nicht, für sich ein bestimmtes
System zu entscheiden. Die Ansichten über die Vor-
züge gehen hier weit auseinander.
Abg. Rickert (freis. Bereinig.) hält die Annahme
der Resolution Pichler für ungerecht gegen das Stolze-
fche System.
Abg. Lieber (Ctr.) befürwortet seinen Antrag.
Kriegsminister v. Goßler lehnte es ob, auf Kosten
des Herrn Kultusministers vom Vorredner gelobt zu
werden. (Heiterkeit.)
Abg. Dr. Osann (nat.-lib.) hält die Resolution
Pichler für unmöglich und den Antrag Lieber für
unnöthig.
Eine Reihe von Petitionen wird ohne erhebliche
Debatte erledigt.
Damit sind die dauernden Ausgaben erledigt, ebenso
werden die laufenden Einnahmen nach den Commissions-
beschlössen bewilligt.
Es folgen die einmaligen Ausgaben.
Abg. Bachem (Ctr.) als Referent berichtet über die
Abstriche der Commission.
Eine Reihe von Titeln wird nach den Beschlüssen
der Commission angenommen.
Abg. Strzoda (Ctr.) beklagt die Verlegung der in
Neustadt (Oberschlesien) und Oberglogau garnisoniren-
den Artillerieabtheilungen nach Neisse und wünscht
Streichung deS bezüglichen Titels.
Abg. Metzger (Ctr.) schließt sich dem an.
Generalmajor v. Gemmingen führt aus, haß in
Neisse Kasernen vorhanden seien, welche die in beson-
deren MiethSräumen einquartirten Abtheilungen be-
setzen könnten. Diese Verlegung bringe Ersparnisse
und andere Vortheile und bessere Exercierplätze mir sich.
Der betr. Theil wird bewilligt.
Abg. Ullrich (Soz.) will einen Posten von 150,000
Mark als zweite Rate für einen Neubau einer Kaserne
in Darmstadt streichen.
Abg. Gerstenberger (Ctr.) schließt sich dem an.
Die Abgg. Hirschel (Antis.) und Osann (natl.)
bitten den Titel zu bewilligen.
Kriegsminister v. Goßler bittet ebenfalls um Be-
willigung vom militärischen Standpunkte aus.
Abg. Lieber (Ctr.) wünscht doch eine erneute Er-
wägung der Frage. Die Position könne nochmals
zurückgestellt werden. Seine Partei werde gegen die
geschichte vernommen, neu aber war ihm die letzte Schu r
kerei Williams, durch welche er seinem bedauernswerthen
Opfer noch die letzte qualvolle Entsagung um Jessie willen
abgezwungen. Walters Augen füllten sich mit Thränen ;
es waren Thränen des Mitleids und Thränen der Ent-
rüstung. Eine solche Niedertracht hatte er selbst bei William
nicht für möglich gehalten. Er schwieg lange, er fand keine
Worte, um seinen empörten Gefühlen Ausdruck zu ver-
leihen. Endlich sprang er auf und rief: „Der Elende! Er
hat sie getödtst! Aus Liebe für ihn, und wegen ihrer selbst
losen Liebe zu Dir ist sie gestorben."
.(Fortsetzung folgt).
Ausland.
* Wien, 15. Febr. Nach einer Meldung der
„N. F. Pr." aus Lemberg ist die Mehrzahl der
Kaufleute in Russisch-Polen übereingekommen mit
Rücksicht auf die polenfeindlichen Debatten in Deutsch-
land, die bisherigen Geschäftsverbindungen mit deutschen
Firmen zu lösen und ihren Bedarf fortan in Oester-
reich zu decken.
Aus Baden.
Hsidelberg, 18. Februar.
— Die Errichtung studentischer Ehrenge-
richte ist von einem großen Theil der Studentenschaft
der technischen Hochschule in Berlin zunächst angeregt
und nun auch von der Studentenschaft der Berliner
Universität in Angriff genommen. An der Universität
stehen der socialwissenschaftliche Studentenverein Ber-
lin und die freie wissenschaftliche Vereinigung an der
Spitze. Diese Ehrengerichte sollen in jedem ihnen
unterbreiteten Ehrenhandel über Recht und Unrecht
entscheiden und auf eine gütliche Beilegung hinwirken.
Auf keinen Fall Dürfte dem Ehrengerichte das Recht
zustehen, über die spätere Ausfechtung eines Zwei-
kampfes— von der Schläzermensur bis herauf zu den
schwersten Forderungen — ein Votum abzugeben. —
ES ist dieses Bestreben freudig zu begrüßen, da ja
doch eine Stelle vorhanden sein muß, am besten aus
den Kreisen der StandeSgenossen, bei welcher etwa
vorkommende Ehrenhändel gütlich geschlichtet oder
wenigstens aufgeklärt werden könnten. Sache der
katholischen Studenten-Corporationen dürfte es sein,
in dieser Angelegenheit mitzuwirken, nöthigenfallS sie
an unseren Universitäten in geeigneter Weise in Fluß
zu bringen.
Aus Nay und Fern.
Nachrichten für diese Rubrik sind uns jederzeit willkommen. — Etwaige
Kosten werden stets sosort ersetzt.)
* Heidelberg, 18. Febr. (Muthmaßliches Wetter für
Freitag, 19. Febr.) Trockenes und größtentheils heiteres
Wetter in Aussicht zu nehmen.
* Heidelberg, 18. Febr. Der Großherzog hat dem
Privatdozenten an hiesiger Universität, Ur. msä. Karl
Kaiser den Charakter als außerordentlicher Professor ver-
liehen.
Bewilligung stimmen. — Der Titel wirb schließlich
mit 119 gegen 92 Stimmen abgelehnt. Eine weitere
Reihe von Titeln wird gemäß den CommissionSbe-
schlüssen bewilligt.
Auf eine Anregung Schädlers bemerkte General-
major von Gemmingen, daß beim Bau der katholi-
schen und evangelischen Kirche in Straßburg jede
mögliche Rücksicht auf gleichmäßige B-Handlung beider
Konfessionen in dieser Beziehung genommen werden
soll.
Der Titel „Kasernements für die neuen württem-
bergischen Regimenter" wird bewilligt, dis Abstimm-
ung über die dazu gestellten Resolution bis zur 3.
Lesung verschoben. Der Rest des Etats wird eben-
falls genehmigt. Morgen um 1 Uhr Rest der heu-
tigen Tagesordnung, kleinere Etats. Schluß 5Vr Uhr.
Die Unruhen aus Kreta.
* Konstantinopel, 17. Febr. Ein für heute
Nacht in das Palais einberufmer Ministerraty be-
schäftigte sich mit den neuesten Depesche» aus
Kreta, welche nicht nur die Ausschiffung der
europäischen Geschwader auf Kreta erwähnen,
sondern auch Mittheilen, daß der dritte Sohn des
Königs von Griechenland Prinz Nikolaus gestern bei
Sitio mit 4 Bataillonen und 2 Batterien an Land
ging.
s KoustaKtittopel, 17. Febr. Das größte Auf-
sehen erregte eZ, daß seit gestern bä KiÜa, eine
Stunde von der Mündung dcs Bosporus entfernt,
drei russische Kriegsschiffe kreuzen. Authentisch wird
der F-kf. Ztg. noch berichtet, daß dis Oeconomie der
russischen Botschaft gestern mit mehreren Bäckern in
Pera Verträge auf eine tägliche Lieferung von vor-
läufig 5000 Broten abgeschlossen hat. Der erste
Brottraukport wurde heute nach Kilia befördert.
* Konstantinopel, 17. Febr. Die Truppen an
der griechisch-türkischen Grenze werden um 5 Bataillone
verstärkt. Der Divisionsgeneral Omerneschad wurde
zum Oberbefehlshaber der Truppen an der Grenze
ernannt. Derselbe reist am Freitag nach Elassona ab.
* Kanea, 17. Febr. In der Umgebung der
Stadt ist die Ruhe wieder hergestellt. Kriegsschiffe
verschiedener Nationen liegen vor Rethymo, Kanea
und Sitia.
* Paris, 17. Febr. Zahlreiche griechische Stu-
denten, sowie 15 junge Franzosen erschienen gestern
auf der griechischen Gesandtschaft, um sich für Kreta
anwerben zu lassen.
* WieN, 18 Febr. Die Neue Freie Presse schreibt
das Hauptverdienst an der in Europa eingetretenen
Beruhigung der Initiative des deutschen Kai-
sers zu, dem besonders die rasche Verständigung der
Mächte zu verdanken sei.
* Heidelberg, 18. Febr. Expeditionsassistent Ew
Siegele in Pforzheim wurde zur Versetzung einer Bemev
afsistentenstelle nach Heidelberg und ExpeditioasasstM
Gustav Feißkohl in Heidelberg zur Central-BerwattU»»
s Heidelberg, 18. Febr. In der gestrigen StadtratM
sttzung wurden u- a. folgende Gegenstände zur Keunin »
bezw. Erledigung gebracht:
1. Nach der Zusammenstellung der Kasse und den AA.
zeichnungen der Verwaltung des Schlacht- und VietzM^
wurden im vorigen Monate 324 Stück Großvieh,
Stück Kleinvieh und 3 Stück Pferde im Schlachthaus 8
schlachtet, aus dem Biehhof aber 96 Stück Großvieh u»
1433 Stück Kleinvieh zum Verkauf gebracht.
2. Das Eraebniß der Holzversteigerung vom ll-»
mit einem Erlös von 6969 M. 40 Pfg. wu ds aenehmw'
3. Das Gesub einer Anzahl hisst wr Kaufleute »
die Erlaubniß, am Sonntag den 28 d. M. (Fc.stna«.
sonntag:) ihre V-rkaufsläden bis Abends 7 Uhr om
lasten zu dürfen, soll befürwortet werden.
4. Der Hauptlanal in der Berg iraße soll in nöcoluv
Richtung um etwa 60 in. verlängert werden.
5. Dec Geschäftsbericht der städtischen Allgemeinen
beitsnachweisanstalt für 1896 soll v-rvielfältigt und s. A
dem städtischen R chenschafisbericht als Anlage beigegeo
werden
6. Das an das Gr. Fisanzm'nn-terium gerichtete c-..
such dec Handelskammer für den Kreis Heidelberg
der Stadt Ebecbach, betreffend die Verlegung und Pers-.,
ßerung der hiesig n Zolln ederlage, soll Seitens des
raths unterstützt werden-
7. Die Chausfiruug der neuen Neckarstadenstraße E
dem Herrn Bauunternehmer I. Jahn dahier um s in er-
gehst übertragen. .
* Heidelaerg, 18 F.-br. Gestern Vormittag fand E
dem I rbiläumsplatz bei kaltem aber klirem Wüter
Rekrutenbesichtigimg durch den Rsgimeats-Commanven'
Oberst v. Zfftrow, state. Aach der frühere Kommando
des hiesigen Bata llons, Oberstlientenant v. SÄirach wotzt
derselben bci. — Zur Erinnerung ai den lOOjähriaen
burtstag Kaiser Wilhelms I. werden Gmailbecher (0 3^-n
fassend) in derselben Art wie die russischen Krönung^e»
mvrizirt. Ein solcher ist in dem Schaufenster des Juww
R. Rosenhain ausgestellt. .
* HsidslSLvV, 18- Febr. Poriland-Cemeutwerk vE,,
berg vorm. Schffferdecker v. Söbne, Heidelberg. Der
schästsbericht über das Jahr 1895 98 führt aus, daß u'
neuen Maschinen und Einrichtungen des Provisorl!«°
Betriebes hier, deren spätere Transferrrung nach
neuen Werk in Leimen beabsichtigt ist, sich nach UsbeE
düng der anfänglichen Betriebsschwierigkeiten vollstan" ?
bewährt haben. Die Fertigstellung des feuersicher "fa
Eisen und Beton erbauten neuen Werkes in Leim e» '
durch zeitweisen Arbeitermangel, besonders durch Nichtig
Haltung der Lieferungsfristen seitens der MaschiuenfE,,
sehr verzögert worden. Im Januar d. I. wurde der A-
trieb der Trocknerei und der Rohmühls eröffnet und -
Monat Mai d. I dürfte der Betrieb hier eingestellt A,
den; auf die in dem provisorischen Werke befindlichen-U,
schinen soll mit Rücksicht auf deren Abbruch eine aE
ordentliche Abschreibung von M. 100000 vorgenoMw.
werden. Die Vortheile der neuen Einrichtungen
Werkes in Leimen werden im lausenden Jahre sww^„,«
voll zur Geltung kommen. Die Absatzverhältnisfe scb"N
sich günstig zu gestalten, es werde der Verwaltung
scheinlich auch gelingen, die durch höhere Kohlen-
Eisenpreise verursachte Steigerung der Produktionsw»
in den Verkaufspreisen auszugleichen.
* H.idelberg, 18. Febr. 3 Individuen wurden tves »
Bettelns u-Wandstreicherei verhaftet. — Zwei junge
kamen wegen Ruhestörung zur Anzeige.
* Neckarau, 17. Fcbr. Nach dem endgiltig flV,
gestellten Resultat erhielten bei der gestrigen
der Bürgerausschußmitglieder aus der Klasse der
derstbesteuerten die Sozialdemokraten die Major»"
mit einer Stimmenzahl von 293; die gegnerische^
vereinigte 230 Stimmen auf sich.
* Waldangettoch, 17. Febr. Die Eisenbahn»
bindung des Angelbachthals mit Wiesloch wird M
doch zu Stande kommen. Die Kosten der Vorarvr
ten sind bereits von den Gemeinden genehmigt.
Bahn wird vorläufig von Wiesloch aus über Ratze
berg, Eichtersheim, ''Michelfeld bis Waldangelloch 9
führt. . -ra-
* Bom Odenwald, 17. Febr. Seit einigen
gen sind die Staaren aus ihren Winterquartier
wieder zu uns zurückgekehrt. Auch die Meisen lall
bereits ihre bekannten Frühlingsweisen ertönen,
selbst die Märzamseln stimmten während des prächG ^
Sonnenscheines der letzten Tage ihre lieblichen Wo'
an. Der Frühling kommt demnach mit Riesenschr'"
ins Land gezogen.
8 Walldorf, 16. Febr. Gestern Abend hie» A
hiesige kath. Männergesangverein im Saale deS
PH. Heffelbacher zum „Adler" eine Abmdunterhaltu -
ab. Schon lange vsr Beginn der Aufführung
das geräumige Lokal dicht gedrängt mit Fes»^
nehmern. Der Verein hat wiederum bewiesen, daß
unter der Leitung seiner tüchtigen Dirigenten, W „
Hauptlehrer Curtaz, Großes und Schönes zu leü
im Stande ist. Die Feier wurde eröffnet mit elw
Sängergruß und einem von Frl. E. Hermann
sprochenen sinnreichen Prolog. Hierauf folgten "
wechselnd Gesangs- und humoristische Vorträge »
Couplets. Besonders gut aufgeführt wurden sE .
Stücke und verdienen an dieser Stelle erwähl» »
werden: Schuster „Sohle" und sein Ideal; Seel°
Wanderung; der fidele Afrikaner; der schüchterne A §
bei der Infanterie; die musikalischen Klapp?»
und ?„auf dem HeirathSbureau". Der GbsE
nichts zu wünschen übrig und erntete das Dop^,
qaartett „Erquickung des wandernden Sänger»
gemeinen Beifall. Der hochw. Herr Kaplan
hielt eine kurze Ansprache, dankte dem Verein s»r I