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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 3.1886

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Nr. 4 (15. April 1886)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29788#0025
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Monatsschrift

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ist, wenn nicht ausdrücklich untersagt, nur bei genauer

für heimatliche Litteratur und Kunst, Geschichte und Motkskunde.

Nr. 4.

Neustadt a/^art, (5. April.

1886.

Inhalt: Pfälzische Gedächtnistage für den Monat April- — Die Rheinfahrt der Kaiser, Gedicht von Karl Emich, Graf Zn Leiningen-Westerburg. —
Der Küster von Altenburg, Erzählung von Friedrich Günther. (Schluß). — Archäologisches, von Oe. C. Mehlis. — Auch ein Archäolog, von A. Z. —
Die Wappen der pfälzischen Rittergeschlechter, von Pfr. Th. Gümbel. — Sonderbare Leichenbegängnisse und Testamente, von Emil Hettner. — Allerlei.
— Litteratur. — Pfälzischer Schriftstellerverein. — Der Kuß, Gedicht von D. Kühn. — Briefkasten. — Berichtigung.

Ffätzische Hedachinistage für den Monat April.
1795. Gestorben Herzog Karl II von Zweibrücken. — 1583. Schutzbündnis Joh. Casimirs mit Gebhard von Köln. — 1723. Der Bischof
von Metz erklärt auf päpstliche Entscheidung die 1707 mit Dorothea von Veldenz-Lanterecken eingegangene Ehe des Herzogs Gustav Samuel von Zwei-
brücken für nichtig. — 1848. Quiescierung des Regierungs-Direktors Lufft in Speyer. — 1553. Kurfürst Otto Heinrich überläßt seinem Vetter Wolf-
gang von Zweibrücken das Herzogtum Neuburg. — 1780. Oberst von Stein legiert dem Spitale von Zweibrücken 19,364 Gulden. — 1622. Mansfeld
nimmt die Bergfeste Madenbnrg bei Landau. — 1057. Kaiser Heinrich IV. schenkt dem Domstifte Speyer zur Seelenruhe seines Vaters 5 bedeutende
Güter. — 1710. Erhebung der Herren von Bayern zu Reichsgrafcn. — 1291. Reichstag zu Speyer zur Sicherung des Landfriedens. — 1790. Gestorben
Landgraf Ludwig IX., der Erbauer von Pirmasens. — 1720. Kurfürst Karl Friedrich verlegt seine Residenz nach Mannheim.

Aie Hcheinsaint der Kaiser zu Speyer.

Es glänzt der Mond in stiller Nacht
Hin über vier der Türme,
Die schauten einst auf Glanz und Pracht,
— Oft auch auf Not und Stürme.
Des Kaiserdomes hehrer Ban
Erlebte stolze Zeiten,
Doch auch ringsum zerstörten Gau
Und Deutschlands tiefste Leiden.
In seinen Hallen ruhen aus
In ew'gem Schlaf acht Kaiser
Und noch aus manchem Grafenhaus
Viel hohe, edle Reiser.
Wenn sich ein Jahr zu Ende neigt
In mitternächtiger Stunde,
Ein jeder aus dem Grabe steigt
Und macht im Dom die Runde.
Cassel, Januar 1886.

Die Kaiser schweben dann zum Rhein
Und rnfen dumpf „Hol über!"
Der Fährmann stellt sich zitternd ein,
Fährt schweigend sie hinüber.
Am andern Ufer allsogleich
Entschweben die Gestalten:
Sie sehen nach dem Deutschen Reich
Und denen, die drin walten.
Um 12 Uhr in der nächsten Nacht
Sind wieder sie am Strome,
Und werden dann zurückgebracht
Zu ihrem Grab im Dome.
Viel Jahre kamen gramverzehrt
Zum Rhein zurück die Geister,
Sie fanden stets das Reich entehrt
Und ohne Herrn und Meister.

Doch endlich zog einst Morgens laut
Ein Brausen durch die Wogen,
Es war in's Reich, das neu erbaut,
Ein Kaiser eingezogen.
Einmal noch flogen alle Acht
Durch Deutschlands gold'ne Auen,
Des neuen Reiches stolze Macht
Entzückten Aug's zu schauen.
Seitdem ist's still um Mitternacht
Neujahr am Rheinesufer,
Kein Fährmann mehr am Kahne wacht
Und wartet auf den Rufer.
Doch aus der Krypta hörst Du 's leis
Wie Lobgesang erklingen,
Dem neuen Herrscher Lob und Preis
Acht alte Kaiser singen.
Karl Emich Gras zu KeininM-Weftervurg,
Premier-Lieut. im 14. Husar.-Rgt.
 
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