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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 6.1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.29791#0097
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So war ich also in das St. Quirinthal*) verschlagen worden,
das nordwestlich zieht und einen Bach zur roten Saar entsendet.
Diese und ihre Schwester, die Weiße Saar, entspringen etwas
weiter westlich, unweit des kleinen Donon. Von meinem Weg-
ziel war ich jetzt noch 15 Kilometer entfernt, doch konnte ich
nicht mehr irre gehen, da ich nur umzukehren und der Straße
zu folgen brauchte, die in entgegengesetzter Richtung nach dem
Donon führt. Dann kam ich an einigen Sägemühlen vorüber
und erhielt von den dort beschäftigten Leuten aus meine deutsche
Frage Antworten in französischer Sprache. Da merkte ich, daß
ich die Sprachgrenze überschritten hatte. Hieraus kam das Forst-
haus Markarie in Sicht; der Name (nmreaire, maroairw) be-
deutet „Küsehütte". Dort begegnete mir der Oberförster von
Alberschweiler, der mich auf eineu Fußweg aufmerksam machte;
indem ich diesem folgte, stieg ich eine Anhöhe hinauf und ge-
langte oben wieder auf die Straße, von der ich ein größeres
Stück auf diese Weise abgeschnitten hatte. Langsam windet sich
die Straße zur Höhe des waldbedeckten Großen Donon hinauf,
um etwa 100 Meter unterhalb des Gipfels sich mit der Straße

schieden ab, da ein deutscher Tourist infolge des neuen Boulan-
gerschen Spionengcfetzes leicht behelligt werden könne. Ich folgte
dem Rat und stieg dann auf den Gipfel des Donon, (ursprüng-
lich deutsch benaunt „Donnen") welcher beständig ein Lieblings-
ziel vieler Ausflügler bildet, und zwar sind darunter viele
Franzosen, die in den Städten an der Grenze wohnen oder in
den Vogesen ihre Sommerfrische halten. Die Rundschau vom
Donongipfel gewährt im Ganzen dasselbe Landschaftsbild, welches
man vom Schneeberge vor sich ausgebreitet sieht. Nur nach
Westen trägt der Blick weiter über die lothringische Ebene.
Über den sogenannten „Tempel" und die auf dem Donon auf-
gefundenen, römischen Altertümer ist seit Schoepfflins Tlsatia
lllnArata, schon viel geschrieben worden.
(Fortsetznng folgt.)

Reste alten Glaubens, alter Zillen und Zagen
in der Pfalz.


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Ein Beitrag von Dr. G r ü n e n w a l d.
i Fortsetzung >.

0 Die Grenzsteine im SW
in einem Dreieck befinden sich 9
Ähnliche Zeichen sanden sich
Aaingeraidewaldungen rn der
Patron gegen Gicht.

zu vereinen, die von Schirmeck durch das Thal von Grand-
Fontaine heraufzieht. Soweit das Auge sah — nichts als
Himmel und Wald, kein Haus, keine Hütte, keine Spur von
Menschen nah und fern! Endlich um 8 Uhr abends kam ich
unter Dach und Fach und erzählte deni Förster Herrn Heyer
meine Kreuz- und Quergünge. So hatte ich an diesem herr-
lichen Septembertage die Waldeinsamkeit mit all ihrem Zauber,
mit ihren romantischen Reizen in vollen Zügen genossen. Auf
dem langen Marsche hatte ich nur 2 Sügemühlen und zwei
Forsthäufer berührt, sonst war mir keine Menschenscele begegnet.
Wehe aber dem einsamen Wandersmann, der etwa unterwegs
von einer Schwäche angefallen wird oder gar im Schnee des
Winters in diesen düsteren, schier endlosen Forsten sich verirrt
— nur durch ein Wundes
richtigen Weidmann sind
müssen, da Wald lind WildsS"
Doch fehlt es auch nicht an^
die Förster in dell einsanS-
Gros-Mann — letztere lag^-
in ein Gemach hinein, daeS_
unterschiedlicher Wildfchur iS.
ausstaffiert war — schon
Ein erquickender Schlaf naclS
mich die bestandenen Stra^
Morgen in der Frühe hö
Sprache feinen Arbeitern
Befragen, daß dieselben vol
Dörfern Raon-sur-Plaine m
feien nach dem Friedensfck
aber nach einem Jahre g>;
worden, die umliegenden S_2>
Reich behalten. Daher feie^.
Erwerb zu suchen. In RS
östlich dieser beiden Dörfer^
abweichenden Zickzackbogen. S
Gebietes, wozu ich große Li

M-A en vierten Festtag des Sonnengottes Balder, seine Wie-
dergeburt, seierten einst unsere Altvorderen am Tage der
Wintersonnenwende, am 21. Dezember. Wenn auch un-
bewußt, hat sich die Erinnerung an diese Feier bis heute in
unserem Volke fortgeerbt. Die Nacht des 21. Dezember, „die
laug Nacht" gilt auch heute noch für eine ganz besondere und
heilige. Solange noch fleißiger gesponnen wurde, galt es für
erwachsene Mädchen als Schande die lange Nacht zu durchschlafen,
sich da „buckelig zu schlafen". Es war Ehrensache, dieselbe bis
zum Tagesgrauen, bis zum ersten Hahnschrei zu durchwachen.
Zu diesem Zwecke versammelten sich dieselben Wohl gekleidet
und geputzt in dem Hause einer angesehenen Freundin zur
Kunkelstube. Aber mit den Erfrischungen der gewöhnlichen
Spinnstube, mit Obst, Brod und Nüssen, gab man sich an diesem
Abende nicht zufrieden. Die Hausfrau mußte gegen Mitter-
nacht ein volles Mahl bereiten, zu dem die einzelnen ihre Bei-
steuer mitbrachten. Diese bestand nach dem Übereinkommen in
Fleisch, Mehl Butter, Eiern, Milch oder sonst nötigen Dingen.
Nm 8 Uhr wurde wie gewöhnlich eine Pause gemacht „um Luft
zu schnappen". Doch durfte sich dieses, (auch „achte schnurre"
genannt), nicht über M Stunde ausdehncn Nachher wurde
wieder fleißig gesponnen, doch erhielten von jetzt an bekannte
und beliebte Burschen. Einlaß in die Kunketstube, um durch
Lieder, heitere Gespräche oder Mührchen ihren Bekannten und
Geliebten die Zeit zu vertreiben und am Mahle teil zu nehmen.
Die nicht eingelassenen Burschen suchten bisweilen heimlich einen
Speisetops aus der Küche wegzustehlen zu allgemeiner Belustigung.
Die schlaue Hausfrau aber stellte das nüchstemal dafür an den
Herd zuvörderst einen Topf, in den eine Schürze und Asche ein-
gefüllt war, und alle freuten sich über den etwaigen Raub. Nach Tisch
gab es, abgesehen von den Volksgesängen auch Spiele und sonst
anständige Kurzweil. Wer mit einem Mädchen vertrauter stand,
durste als Ehrendienst ihr „die Fase schütteln", d. h. die Hans-
sasen, die beim Spinnen absielen, von der Schürze Wegstreichen
und sie beim allgemeinen Ausbruch gegen morgen Heimbegleiten.
Seitdem das Spinnen selten geworden, hat auch die Feier der
langen Nacht ausgehört.
Vier Tage nach der langen Nacht folgt das erhabenste
 
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