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Nähe liegt/ so könnte auch dieser Name verändert sein ans einer alten Form
Wassiningen oder dergleichen/ woraus die via kassom'aea deutet/ die wohl ein
Vogesenpaß zwischen dem Thal der Eichel und damit der Saar und jenem der
Moder/ bezw. des Rheines war. Wahrscheinlicher aber wurde ein Felsen aus dem
Wasichenfirst mit Wassenstein bezeichnet und bei ihm dürfte man mir mehr Recht
als bei dem an keiner Straße gelegenen Wasichenstein bei Ober- und Niedersteinbach
den Schauplatz des Kampfes der burgundischen Helden mit Walther vom Basken-
oder Waskenwald suchen, wenn hierunter nicht/ wie bereits ausgeführt/ die Pyrenäen
zu verstehen wären! Der Verfasser jenes lateinischen Heldengedichtes/ ein Mönch
Ekkehard (i nm 1060) verwechselte sie nämlich mit unserem/ im übrigen von ihm
nur dem Namen nach gekannten Wasichenwald und seine angebliche örtliche Schilderung
dieses Waldgebirges in Vers 489 ff. ist/ worauf mich mein Freund, Oberamts-
richter Max Hufsschniid in Gernsbach aufmerksam machr, nichts als eine Umgestaltung
von Versen aus der im Mittelalter vielgelesenen Aeneide (I, 159 ff. III. 229 ff.)
des Virgil. Diese dienten Ekkehard zur Ausschmückung der von ihm vernommenen
unbestimmten Ueberlieferungen von Kämpfen und Jagden der Burgunder bei Worms
und im benachbarten Teil des Vvgesengebirges. Eine genauere Lokalisierung dieser
Sagen war also schon im 10. Jahrhundert nicht mehr möglich und um so mehr
ist es erstaunlich, daß man sie jetzt im 20. wieder vornehmen zu können vermeint.
Dazu gehört auch die Nmtaufe eines harmlosen Friedrichsbrunnens beim Drachen-
fels hinter Neustadt in Siegfriedsbrunnen. Schade nur'/ daß die dabei stehende
schöne Buche nicht auch über Nacht in //die Linde breit", unter welcher der
Nibelungenheld fiel, nmgezaubert werden kann. Indessen der Glaube vermag ja
selbst Berge zu versetzen!
Aus den RatsprotokuUerr von Kaiserslautern.
XXVIII.
Lautern als Garnison-Stadt.
Am 15. Juli 1726 kam vom Kriegskommissariat ein Schreiben womit der
Kurfürst die Bewilligung erteilt, daß Lautern eine Kaserne für 400 Mann erbauen
dürfe, wenn die Stadt auch die nötigen Betten dazu stellen würde/ die Unterhaltung
der Betten, sowie das Brandholz und Licht wolle der Kurfürst gnädigst übernehmen.
Der Stadtrat ließ die Bürgerschaft zusammen kommen und diese war bereit, dafür
zu stimmen, doch müsse zuerst ein Kostenanschlag gemacht werden.
Die Soldaten lagen in Bürgergnartieren und da sie meist verheiratet waren,
so bildeten ihre Frauen und Kinder eine schreckliche Last für die Einwohnerschaft.
Täglich kamen Klagen über Raufereien der Soldatenweiber, die sich untereinander
sowie nut ihren Qmartiergebern prügelten. Besonders die Bürgerfrauen, obgleich
durch die fortwährenden Kriege an vieles gewöhnt, konnten sich mit der damaligen
Garnison durchaus nicht vertragen. Es war so weit gekommen, daß die Bürger
unter Anführung ihrer Offiziere mit der blanken Waffe gegen das Militär vor-
gingen. Man stelle sich vor, wie leicht ein Anlaß zum Streit gegeben war: Die
Soldaten hatten Anspruch auf Dach und Fach,- dazu mußte ihnen außer Licht und
Holz noch eine Kochgelegenheit gewährt werden. Nun lagen in den zu jener Zeit
kleinen Häusern durchschnittlich 5—6 Mann mit drei und mehr Frauen und Kindern.
Die Soldatenweiber aber waren nichts weniger als Engel und die Bürgerfrauen
konnten sich die Uebergriffe dieser Bande nicht gefallen lassen, die in Küche und
Haus nach Belieben schalten wollte. Ein zerbrochener Topf, ein gestohlenes Ei
und der Teufel war los. Vom Wortgefecht mit derbsten Ausdrücken kam es zu
Thätlichkeiten, so daß gar oft die Wache einschreiten mußte, um Ruhe zu stiften.
In den Ratsprvtokollen finden sich viele Klagen, daß Gärten und Felder geplündert
Nähe liegt/ so könnte auch dieser Name verändert sein ans einer alten Form
Wassiningen oder dergleichen/ woraus die via kassom'aea deutet/ die wohl ein
Vogesenpaß zwischen dem Thal der Eichel und damit der Saar und jenem der
Moder/ bezw. des Rheines war. Wahrscheinlicher aber wurde ein Felsen aus dem
Wasichenfirst mit Wassenstein bezeichnet und bei ihm dürfte man mir mehr Recht
als bei dem an keiner Straße gelegenen Wasichenstein bei Ober- und Niedersteinbach
den Schauplatz des Kampfes der burgundischen Helden mit Walther vom Basken-
oder Waskenwald suchen, wenn hierunter nicht/ wie bereits ausgeführt/ die Pyrenäen
zu verstehen wären! Der Verfasser jenes lateinischen Heldengedichtes/ ein Mönch
Ekkehard (i nm 1060) verwechselte sie nämlich mit unserem/ im übrigen von ihm
nur dem Namen nach gekannten Wasichenwald und seine angebliche örtliche Schilderung
dieses Waldgebirges in Vers 489 ff. ist/ worauf mich mein Freund, Oberamts-
richter Max Hufsschniid in Gernsbach aufmerksam machr, nichts als eine Umgestaltung
von Versen aus der im Mittelalter vielgelesenen Aeneide (I, 159 ff. III. 229 ff.)
des Virgil. Diese dienten Ekkehard zur Ausschmückung der von ihm vernommenen
unbestimmten Ueberlieferungen von Kämpfen und Jagden der Burgunder bei Worms
und im benachbarten Teil des Vvgesengebirges. Eine genauere Lokalisierung dieser
Sagen war also schon im 10. Jahrhundert nicht mehr möglich und um so mehr
ist es erstaunlich, daß man sie jetzt im 20. wieder vornehmen zu können vermeint.
Dazu gehört auch die Nmtaufe eines harmlosen Friedrichsbrunnens beim Drachen-
fels hinter Neustadt in Siegfriedsbrunnen. Schade nur'/ daß die dabei stehende
schöne Buche nicht auch über Nacht in //die Linde breit", unter welcher der
Nibelungenheld fiel, nmgezaubert werden kann. Indessen der Glaube vermag ja
selbst Berge zu versetzen!
Aus den RatsprotokuUerr von Kaiserslautern.
XXVIII.
Lautern als Garnison-Stadt.
Am 15. Juli 1726 kam vom Kriegskommissariat ein Schreiben womit der
Kurfürst die Bewilligung erteilt, daß Lautern eine Kaserne für 400 Mann erbauen
dürfe, wenn die Stadt auch die nötigen Betten dazu stellen würde/ die Unterhaltung
der Betten, sowie das Brandholz und Licht wolle der Kurfürst gnädigst übernehmen.
Der Stadtrat ließ die Bürgerschaft zusammen kommen und diese war bereit, dafür
zu stimmen, doch müsse zuerst ein Kostenanschlag gemacht werden.
Die Soldaten lagen in Bürgergnartieren und da sie meist verheiratet waren,
so bildeten ihre Frauen und Kinder eine schreckliche Last für die Einwohnerschaft.
Täglich kamen Klagen über Raufereien der Soldatenweiber, die sich untereinander
sowie nut ihren Qmartiergebern prügelten. Besonders die Bürgerfrauen, obgleich
durch die fortwährenden Kriege an vieles gewöhnt, konnten sich mit der damaligen
Garnison durchaus nicht vertragen. Es war so weit gekommen, daß die Bürger
unter Anführung ihrer Offiziere mit der blanken Waffe gegen das Militär vor-
gingen. Man stelle sich vor, wie leicht ein Anlaß zum Streit gegeben war: Die
Soldaten hatten Anspruch auf Dach und Fach,- dazu mußte ihnen außer Licht und
Holz noch eine Kochgelegenheit gewährt werden. Nun lagen in den zu jener Zeit
kleinen Häusern durchschnittlich 5—6 Mann mit drei und mehr Frauen und Kindern.
Die Soldatenweiber aber waren nichts weniger als Engel und die Bürgerfrauen
konnten sich die Uebergriffe dieser Bande nicht gefallen lassen, die in Küche und
Haus nach Belieben schalten wollte. Ein zerbrochener Topf, ein gestohlenes Ei
und der Teufel war los. Vom Wortgefecht mit derbsten Ausdrücken kam es zu
Thätlichkeiten, so daß gar oft die Wache einschreiten mußte, um Ruhe zu stiften.
In den Ratsprvtokollen finden sich viele Klagen, daß Gärten und Felder geplündert