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Nikolaus; Pfeiffer, Franz [Hrsg.]
Die Deutschordenschronik des Nicolaus von Jeroschin: ein Beitrag zur Geschichte der mitteldeutschen Sprache und Literatur — Stuttgart: Franz Köhler, 1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.57658#0011
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EINLEITUNG.

Die nächste Veranlassung zu den folgenden bogen gab der in Haupts
Zeitschrift für deutsches alterthum 8,544—549 erschienene aufsatz von
Jacob Grimm über den sogenannten mitteldeutschen vocalismus, dessen
beantwortung — weil mein Stillschweigen sonst leicht als Zustimmung
ausgelegt zverden könnte — nicht zu lange auf sich warten lassen durfte,
das bedürfnis nach einiger abwechslung von der mühsamen, alle sinne
gefangen nehmenden azisarbeitung des nun im drucke begonnenen zwei-
ten bandes meiner mystiker war die fernere mitbewegende Ursache, eine
längst beabsichtigte, aber im dränge anderer geschäfte für spatere zeit
zurückgelegte arbeit jetzt schon vorzunehmen, die mir willkommene ge-
legenheit darbot, die einwcndungen, welche J. Grimm gegen die auf-
stellung eines besondern, zwischen dem ober- und niederdeutschen in
der mitte stehenden lautsystems gemacht hat, zu beantworten und that-
sächlich zu widerlegen.
Vorausschicken muss ich für leser, die mit der Streitfrage, um die
es sich hier handelt, nicht vertraut sind, dass dieses mitteldeutsche
lautsystem im ersten bande der deutschen mystiker und den marienlegenden
(1845, 1846) von mir zuerst behauptet und nachgewiesen, und später
von Wilhelm Grimm für richtig erkannt und im Athis und Prophilias
(1846) auf umfassende weise weiter ausgeführt wurde.
Zuerst erhebt J. Grimm s. 545 bedenken gegen die bezeichnung: mittel-
deutsch, da mittel im gegensatze zu dem bisherigen gebrauch örtlich ge-
nommen ist und die spräche jener landesstriche bezeichnen soll, die heut-
zutage unter einem jedermann verständlichen ausdruck: Mitteldeutschland
zusammengefasst werden. ,lieber zvcere, zvenn sich die Sache so verhält,
um misverständnissen vorzubeugen, irgend ein anderer name zu wählend
ich nehme keinen anstand zu gestehen, dass auch bei mir anfänglich
dieses bedenken vorwaltete und dass ich gern einen andern gewählt
hätte, — wäre er mir eingefallen, mittelmitteldeutsch würde die sache
 
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