XXXII
ströme blutes; sie geschah durch ein aus fast allen deutschen volks-
stämmen, aus Oesterreichern, Baiern, Schwaben, Rheinländern, Ober-
rind Niedersachsen bunt zusammengewürfeltes kriegsheer, das den Preus-
sen und Polen mit dem neuen glauben auch eine neue spräche brachte,
aber eine wirklich neue spräche, die sich aus der berührung und Ver-
schmelzung so mannigfaltiger und verschiedener mundarten im ordens-
lande, im schosse des Ordens selbst, erst bildete, und, iveil bei der fast
gleichmässigen Vertretung aller deutschen volksstämme keine einzelne das
Übergewicht erhalten konnte, nothwendig bilden musste, von der be-
schaffenheit dieser spräche in der ersten zeit, im 13. jahrhundert noch,
lässt sich aus mangel an quellen gar nichts sagen, aber im 14. war
ihre bildung vollendet und ihr geprwge ein solches, wie es ihr durch die
art der entstehung nothwendig aufgedrückt werden musste.
Wir haben also hier, wenn man ivill auf künstlichem wege, genau
dieselbe erscheinung, deren naturgemässe nothwendigkeit oben in bezug
auf die gestaltung der mundarten des mittlern Deutschlands behauptet
und nachgewiesen wurde: durch Vermischung der beiden hier einzig in
betracht kommenden mundarten, der ober- und niederdeutschen, bildete
sich in Ostpreussen eine dritte, eine mischsprache, die in ihrem ganzen
wesen und Charakter die auffallendste ähnlichkeit mit der spräche Mit-
teldeutschlands zeigt.
Diese ivahrnehmung haben vor mir schon andere gemacht zu einer
zeit, als man von einer besondern mitteldeutschen mundart noch wenig
wusste und sich über solche erscheinungen keine klare rechenschaft zu
geben vermochte. Bernd in seinem schon angeführten buche äussert sich
s. 7. darüber also. ,ist es schon in jedem mundartwörterbuche nicht zu
vermeiden, dass darin vieles vorkommt, was auch in den benachbarten
gegenden und weiterhin gewöhnlich ist, dessenungeachtet aber doch auch
in der in rede stehenden gegend landschaftlich bleibt, so ist dies noch
mehr bei einem mundartwörterbuche vom grossherzogthume Posen und
königreiche Polen überhaupt der fall, wohin aus allen theilen Deutschlands
seit einer reihe von jahrhunderten bis auf die neueste zeit bewohner und
anbauer gezogen sind, im allgemeinen muss also die mundart der deut-
schen spräche in Polen ein buntes gemisch von allen übrigen mundarten
sein, die hier theils unverändert geblieben, theils ineinander geflossen
und auf mancherlei weise verändert worden sindS ebenso macht Hen-
nig in den beiden mehr erwähnten Schriften einige bemerkungen, woraus
hervorgeht, dass er den unterschied der ostpreussichen von der s. g.
hochdeutschen spräche deutlich gefühlt hat. er sagt nämlich s. 14 der
Ordensstatuten, deren spräche komme der hochdeutschen naher als der
ströme blutes; sie geschah durch ein aus fast allen deutschen volks-
stämmen, aus Oesterreichern, Baiern, Schwaben, Rheinländern, Ober-
rind Niedersachsen bunt zusammengewürfeltes kriegsheer, das den Preus-
sen und Polen mit dem neuen glauben auch eine neue spräche brachte,
aber eine wirklich neue spräche, die sich aus der berührung und Ver-
schmelzung so mannigfaltiger und verschiedener mundarten im ordens-
lande, im schosse des Ordens selbst, erst bildete, und, iveil bei der fast
gleichmässigen Vertretung aller deutschen volksstämme keine einzelne das
Übergewicht erhalten konnte, nothwendig bilden musste, von der be-
schaffenheit dieser spräche in der ersten zeit, im 13. jahrhundert noch,
lässt sich aus mangel an quellen gar nichts sagen, aber im 14. war
ihre bildung vollendet und ihr geprwge ein solches, wie es ihr durch die
art der entstehung nothwendig aufgedrückt werden musste.
Wir haben also hier, wenn man ivill auf künstlichem wege, genau
dieselbe erscheinung, deren naturgemässe nothwendigkeit oben in bezug
auf die gestaltung der mundarten des mittlern Deutschlands behauptet
und nachgewiesen wurde: durch Vermischung der beiden hier einzig in
betracht kommenden mundarten, der ober- und niederdeutschen, bildete
sich in Ostpreussen eine dritte, eine mischsprache, die in ihrem ganzen
wesen und Charakter die auffallendste ähnlichkeit mit der spräche Mit-
teldeutschlands zeigt.
Diese ivahrnehmung haben vor mir schon andere gemacht zu einer
zeit, als man von einer besondern mitteldeutschen mundart noch wenig
wusste und sich über solche erscheinungen keine klare rechenschaft zu
geben vermochte. Bernd in seinem schon angeführten buche äussert sich
s. 7. darüber also. ,ist es schon in jedem mundartwörterbuche nicht zu
vermeiden, dass darin vieles vorkommt, was auch in den benachbarten
gegenden und weiterhin gewöhnlich ist, dessenungeachtet aber doch auch
in der in rede stehenden gegend landschaftlich bleibt, so ist dies noch
mehr bei einem mundartwörterbuche vom grossherzogthume Posen und
königreiche Polen überhaupt der fall, wohin aus allen theilen Deutschlands
seit einer reihe von jahrhunderten bis auf die neueste zeit bewohner und
anbauer gezogen sind, im allgemeinen muss also die mundart der deut-
schen spräche in Polen ein buntes gemisch von allen übrigen mundarten
sein, die hier theils unverändert geblieben, theils ineinander geflossen
und auf mancherlei weise verändert worden sindS ebenso macht Hen-
nig in den beiden mehr erwähnten Schriften einige bemerkungen, woraus
hervorgeht, dass er den unterschied der ostpreussichen von der s. g.
hochdeutschen spräche deutlich gefühlt hat. er sagt nämlich s. 14 der
Ordensstatuten, deren spräche komme der hochdeutschen naher als der