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Brandt, Annalena [Hrsg.]; Hefele, Franz [Hrsg.]; Lehner, Hanna [Hrsg.]; Pfisterer, Ulrich [Hrsg.]
Pantheon und Boulevard: Künstler in Porträtserien des 19. Jahrhunderts, Druckgrafik und Fotografie — Passau: Dietmar Klinger Verlag, 2021

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Essays
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Pholmann, Ulrich: Prominenz und Geniekult im Spiegel der Bilderindustrie. Porträtzyklen in der Fotografie 1850-1900
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https://doi.org/10.11588/diglit.70035#0123
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Ulrich Pohlmann



Abb. 5: Nadar: George Sand, 1864, Albumin-
abzug, Carte de Visite, Münchner Stadtmu-
seum, Sammlung Fotografie

Abb. 6: Nadar: Theophile Gautier, um 1857,
Albuminabzug, Carte de Visite, Münchner
Stadtmuseum, Sammlung Fotografie

genschaften der Person richteten.9 Einige der wichtigsten Porträtfotografen waren
zudem parallel als Karikaturisten tätig wie Carjat oder Nadar, dessen Zeichnungen
in seine zentrale Komposition, das Pantheon Nadar, einfließen sollten. Dieses monu-
mentale Ensemble vereinte in der ersten Lithografie-Fassung von 1854 zirka 250
Porträts von „Dichtern, Schriftstellern, Historikern, Publizisten und Journalisten"
(Abb. 4). Für die erweiterte Fassung von 1858 wiederum griff Nadar vereinzelt auf
seine Fotografien zurück, die er zwischenzeitlich von berühmten Zeitgenossen erstellt
hatte; er tauschte außerdem einige Figuren aus und erweiterte überdies das Personal,
und zwar auch um Künstler. Dem gezeichneten Pantheon folgte somit bald ein foto-
grafisches, denn in seinem Atelier begegneten sich Nadars Künstlerfreunde aus der
Pariser Boheme wie Baudelaire, Daumier, Gautier, Murger oder Millet, von denen
der Fotograf einige der eindrucksvollsten Bildnisse der Epoche anfertigte (Abb. 5
und 6). 1859 erschienen Nadars ganzformatige Porträts als „figures contemporaines"
im Handel und zwei Jahre später veröffentlichte Le Journal Amüsant eine Liste von
57 Visitkarten-Porträts von Prominenten, die Nadars Auswahl bekannter Aufnahmen
in verkleinertem Format in Umlauf brachte.10

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