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TADEUSZ MAKOWIECKI

[172]

der Gniński (heute Musikkonservatorium Abb. 10) in Warschau, der Palast des Kardinals
Radziejowski in Nieborów, der Palast der Familie Rey in Przecław (Taf. III. Abb. 1,
Taf, VII, Abb. 2), sowie der erste Umbau des spateren Branickischen Palastes in Bia-
łystok (Taf. II. Abb. 1, Taf, VI. Abb. 1). In der Kirchenbaukunst gehoren zu semen vor-
trefflichsten Werken die Universitatskirche (HI. Anna) in Krakau. (Abb. 6, 7, 8), sowie
Kirche und Kloster der Benediktinerinnen vom HI. Sakrament in Warschau, eine Griin-
dung der Kónigin Maria Kazimiera (Abb. 4, 5, 9). Mit den Sobieski verbindet sich auch
wahrscheinlich der Plan eines holzernen Jagdhauses, welcher nur die Aufschrift
,,a sua Maiesta“ tragt. Auch ftir den polnischen Kónig und sachsischen Kurfiirsten August II,
(unter dessen Regierung Tylman gestorben ist) muss der Kunstler etwas projektiert haben,
da wir auf Fragmenten eines Theaterplans die Initialen dieses Kónigs finden, und auf
der Skizze einer Kartusche das Wappen der Wettiner ersichtlich ist.

Ausser den Bauten, die sich ortlich und zeitlich ais Tylmans Werk bestimmen
lassen auf Grund der Skizzen, der Bauart, sowie der geschichtlichen Quellen, befindet
sich in seinem Archiv eine ganze Reihe von Planen, die mit existierenden Gebauden zu
identifizieren nicht gelungen ist (Abb. 16, Taf. III, Abb. 2, Taf. IV, V, VI). Es uberwie-
gen hier ebenfalls Piane von Profanbauten (Taf. VIII), obwohl es auch viele Fragmente
von Kirchen und Klóstern gibt, ebenso wie Grabmaler (Abb, 18, 19) und Altare (Abb. 17),

Die bisherigen Untersuchungen, noch ohne eingehende Analyse, erlauben nur eine
allgemeine Charakteristik von Tylmans Werk, In seiner weltlichen Bautatigkeit finden
wir hauptsachlich grosse Objekte. Seine Palaste weisen einen leicht iibersehbaren Bauplan
auf: auf der Hauptachse liegen die Flur und der Hauptsaal, symmetrisch zu beiden Seiten
sind die grossen Sale; die kleineren Zimmer befinden sich in den Eckvorbauten und im
Geschoss. Der Hauptsaal hat oft das griechische Kreuz ais Grundriss (Taf, VII, Abb. 1).
Seine Lieblingsform ist ein Rechteck, das an allen Seiten Eckbauten in Gestalt von
Tiirmen oder kleinen Flugeln besitzt, In die im allgemeinen klaren Piane bringen die
seitlichen Treppenhauser und schmalen Dienstgange eine gewisse Unruhe. Der Błock des
Gebaudes und sein Ausseres sind immer vortrefflich geschlossen, und das Gewicht des
zentralen Risalits wird immer durch eine starkę Betonung der Eckvorbauten ausgeglichen,
und da es dieser letzteren meistens vier Stiick gibt, wirkt der Palastblock allseitig plastisch,
Kunstlerische Effekte erzielte Tylman fast ausschliesslich durch das Spiel rein architek-
tonischer Konstruktionselemente, wie das Hervortreten der Risalite, das Zusammenschie-
ben oder Auseinanderstellen der Fenstergruppen, die Dimensionen der Fenster, welche
anders im Erdgeschoss und anders in den ubrigen Geschóssen sind, das Tympanon, die
Gesims- u. Dachlinie u. drgl. Von Dekorationsmotiven verwendete er vorwiegend die
einfachsten: Rustik und Lisenen; daher machen seine Werke den Eindruck einer gewissen
Strenge. Sie sind aber dafiir monumental.

Die Kirchen von Tylman, besonders die zentralen, auf griechischem Kreuz basierten,
sind geschlossen, plastisch und doch leicht dank den schlanken Profilen der Kuppełn, der
Trommeln und Laternen, sowie den schmalen, langen Wandflachen (Abb, 4). Die Lang-
hauskirchen haben gewóhnlich zweiturmige Fassaden; in diesen Fassaden bleibt der
zentrale Risalit nicht hinter dem asthetischen Akzent der Turme zuriick (Abb. 6). Beson-
ders das Portalfragment der Fassade wird oft stark betont, indem es nicht seiten vor die
Fassadenflache ais vorgebaute Vorhalle hervortritt (Czerniaków). Tylmans Profanbauten
sind der Architektur von Norditalien verwandt, seine Kirchen dagegen weisen vor allem
auf Rom hin. Ausserdem kommt noch der Einfluss der italienisierenden hollandischen
Baumeister in Betracht. (P. Post).

Ais Ergebnis des 40-jahrigen Aufenthaltes des Kiinstlers in Polen gibt das im
Tylmanschen Archiv enthaltene Materiał nicht nur ein Bild seiner Persónlichkeit, sondern
stellt auch die Bediirfnisse und den Geschmack der Polen im Zeitałter des Barock dar und
ist somit ftir Forscher der polnischen Kultur sehr aufschlussreich.

Rozprawą niniejszą przedstawił dnia 4 maja 1936 r. na posiedzeniu Wydziału ll-go
Towarzystwa Naukowego Warszawskiego członek Towarzystwa Zygmunt Batowski.
 
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