Metadaten

Kunstsalon Pisko [Editor]
Katalog: Originale der Bilderbogen für Schule und Haus; Miniaturensammlung aus dem Besitze des Herrn Grafen Eduard Breza in Dresden und aus dem Nachlasse des Herrn Ferdinand Grohmann, k. k. priv. Grosshändler in Wien, Gemälde alter und moderner Meister und Antiquitäten; [Versteigerung im Salon Pisko, Montag, den 15. Mai 1905 und die folgenden Tage] — Wien, 1905

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.35092#0008
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
werden, von denen drei (Hänsel und Gretel, Dornröschen und
Schneewittchen) von Heinrich Lefler und eine von Alexander
Pock (Der Wolf und die sieben jungen Geisslein) beigesteuert
wurden. Diese Blätter besitzen schon einen besonderen Reiz dadurch,
dass sie farbig ausgeführt worden sind. Ein feiner neckisch-
phantastischer Märchensinn und ein seltenes Gefühl für Lieblichkeit
und Anmut vereinigen sich in Leder, um ihn für Erfindungen dieser
Art besonders zu prädestinieren. Dazu zeigt er ein harmonisch aus-
gebildetes Gefühl für die Anordnung verschiedener zyklisch ver-
bundener Bildkompositionen. Stets gibt ein Mittelbild gleichsam
die Dominante an (besonders ausdrucksvoll im Märchenschloss des
Dornröschens) und darum herum ranken sich, als reizvolle Begleit-
erscheinungen, die übrigen Schildereien. Durch eine eigentümliche
Mischung von Scherzrealistik und Märchengraus weiss sodann
Lefler in glücklicher Weise auf das Kindergemüt zu wirken. Sein
Hänsel und Gretel und seine Hexe verdienen hier ebensoviel Lob
wie seine putzigen sieben Zwerge und sein schwarzhaarig-holdes
Schneewittchen. Auch Pock, ein ausgezeichneter Kenner der Tiere,
hat es aufs beste verstanden, den Wolf und die Geisslein in
lebendige Märchenanschauung zu übersetzen und dabei überall
dem Humor sein Recht zu lassen.
Wir kommen nunmehr auf den Grundstock der Sammlung,
die Darstellungen aus der Geschichtswissenschaft. Da wäre zunächst
eine Gruppe zu unterscheiden, die einzelnen Herrscherpersönlich-
keiten gewidmet ist. Der Persönlichkeit Karls des Grossen, als
eines noch halbbarbarischen, schnurrbärtigen Frankenhäuptlings,
dem dennoch das Merkmal weltgeschichtlicher Grösse deutlich auf-
geprägt ist, haben Lefler und Urban in gemeinschaftlicher
Arbeit ein Biatt gewidmet, das auch durch seine architektonischen
Wiedergaben interessiert. In die sangesfreudige Glanzzeit des baben-
bergischen Hofes führt uns C. Hassmann durch seine Kompo-
sitionen aus der Zeit Heinrichs II. Jasomirgott, während Otto
Friedrich dem Leben, Kämpfen und Siegen Rudolfs, des Be-
gründers der habsburgischen Dynastie, eine Reihe bewegter Momente
abgewinnt. In Gyuia Benczur empfängt Ungarns erster König,
Stephan der Heilige, einen wirksamen und national gesinnten Ver-
herrlichen Darauf halten wir bei Kaiser Maximilian, dessen indivi-
duelle Persönlichkeit in seinem der Kunst und Wissenschaft
gewidmeten Streben V. Brozik, den Bahnen Dürers vertrauend,
uns zu schildern weiss, während G. Lahoda des Kaisers Liebe

6
 
Annotationen