auf die Ausbildung des jungen Künstlers aber nahm Josef Ritter von Führich, dessen
Schülerkreis er sich alsbald angeschlossen hatte. Er folgte anfangs durchaus den Inten-
tionen seines Meisters, wandte sich aber später mehr der Romantik zu. Er strebte
einer heitern Anmut zu, und die helle Farbenfreude des Gerngenießenden spricht aus
seinen Bildern, von denen viele liebenswürdigen Märchendarstellungen gewidmet sind.
Vielleicht war er in gewisser Beziehung verwandt mit Ludwig Richter, dem großen
Meister der Kinderbücher. Hätte sich Geiger mehr an die Natur und nicht so vor-
wiegend an seine persönliche Auffassung der Dinge gehalten, so wäre es ihm auch
leicht geworden, dem Manierismus völlig aus dem Wege zu gehen, der nun doch
bei aller Bemühung der malerischen Durchführung ab und zu in seinen Werken zu
Tage tritt. Allerdings muß man die Zeit, in welche Geigers Lehrjahre und künst-
lerisches Schaffen fällt in Betracht ziehen, die ja bekanntlich mit Ausnahme der
Waldmüllerischen Richtung mehr den poetischen Einflüssen, als dem strengen Studium
der Natur huldigte. Die Tätigkeit Karl Geigers ist eine sehr mannigfaltige, sie umfaßt
alle Gebiete der Malerei wie der graphischen Künste. Von kirchlichen Arbeiten sind
vorwiegend zu nennen: Die Gemälde am Votivalter der St. Stephanskirche in Wien
und die Altargemälde in der Weilburgkapelle in Baden, von Profanmalerei: die alle-
gorischen Bilder im Kinsky’schen Palais, sowie die Fresken im ehemaligen, von
Ferstel erbauten Börsengebäude in der Herrengasse. Zu den dekorativen Arbeiten
seiner späteren Lebenszeit gehören die Freskomalereien in der Hofoper und im
neuen Burgtheater, wobei sich seine künstlerische Kraft sehr schön entfaltet hat.
Interessante Arbeiten Geigers sind die Entwürfe zu Bühnenvorhängen, darunter einer
für das Karltheater, sowie die Tuschzeichnung: “Beethoven umgeben von seinen
Schöpfungen”, sodann das “Wiener Ehrendiplom” für Professor Ritter von Führich,
endlich das Aquarell “Romea und Julia”, welches in der Aquarell- und Handzeichnungs-
sammlung des kunsthist. Hofmuseums aufgestellt ist. Auf dem Gebiete der graphischen
Kunst hat sich Geiger durch die große Radierung, welche er mit Subvention des Oberst-
kämmerer-Amtes ausführte, und die den Titel: “Zum Ruhme Österreichs” trägt, besonders
hervorgetan. Der hier ausgestellte und zu Gunsten der Witwe zur Versteigerung
gelangende Nachlaß besteht zum kleinen Teil aus Bildern verschiedenen Inhaltes, doch
vorwiegend aus Entwürfen zu den vom Künstler ausgeführten kirchlichen Gemälden,
oder auch aus vollendeten Aquarellen zu Märchen und Legenden, wie “der Tod und
das Mädchen”, “Einer, der’s Gruseln lernen wollte” etc., sowie aus Darstellungen
historischen und genrehaften Inhalts. Eine interessante Folge bilden die Entwürfe zu
Diplomen, welche für verschiedene hervorragende Persönlichkeiten des politischen oder
Kunstlebens in Österreich von dem Künstler ausgeführt worden sind und für deren
Herstellung der Meister besonders beliebt und gesucht war. So zum Beispiel der Hul-
digungsadressen des Niederösterreichischen Landtages und der Stadt Wien zur Feier
des 25- und 50 jährigen Regierungsjubiläums, sowie zur silbernen Hochzeit Sr. Majestät
des Kaisers, eine Zeichnung zu einem Transparent zur Vermählung Ihrer Majestäten
am 24. April 1854, Adressen an weiland Se. kaiserliche Hoheit den Kronprinzen Rudolf
zur Feier seiner Vermählung, sowie zur Feier der Geburt der Erzherzogin Elisabeth,
Entwürfe zum Ehrenbürger-Diplom der Stadt Wien für Franz Grillparzer, dem Minister
Dr. Giskra, das Diplom für Admiral Tegetthoff und Staatsminister von Schmerling etc.
Wie man sieht, eine reiche Auswahl von Entwürfen, welche ein heimatliches Interesse
4
Schülerkreis er sich alsbald angeschlossen hatte. Er folgte anfangs durchaus den Inten-
tionen seines Meisters, wandte sich aber später mehr der Romantik zu. Er strebte
einer heitern Anmut zu, und die helle Farbenfreude des Gerngenießenden spricht aus
seinen Bildern, von denen viele liebenswürdigen Märchendarstellungen gewidmet sind.
Vielleicht war er in gewisser Beziehung verwandt mit Ludwig Richter, dem großen
Meister der Kinderbücher. Hätte sich Geiger mehr an die Natur und nicht so vor-
wiegend an seine persönliche Auffassung der Dinge gehalten, so wäre es ihm auch
leicht geworden, dem Manierismus völlig aus dem Wege zu gehen, der nun doch
bei aller Bemühung der malerischen Durchführung ab und zu in seinen Werken zu
Tage tritt. Allerdings muß man die Zeit, in welche Geigers Lehrjahre und künst-
lerisches Schaffen fällt in Betracht ziehen, die ja bekanntlich mit Ausnahme der
Waldmüllerischen Richtung mehr den poetischen Einflüssen, als dem strengen Studium
der Natur huldigte. Die Tätigkeit Karl Geigers ist eine sehr mannigfaltige, sie umfaßt
alle Gebiete der Malerei wie der graphischen Künste. Von kirchlichen Arbeiten sind
vorwiegend zu nennen: Die Gemälde am Votivalter der St. Stephanskirche in Wien
und die Altargemälde in der Weilburgkapelle in Baden, von Profanmalerei: die alle-
gorischen Bilder im Kinsky’schen Palais, sowie die Fresken im ehemaligen, von
Ferstel erbauten Börsengebäude in der Herrengasse. Zu den dekorativen Arbeiten
seiner späteren Lebenszeit gehören die Freskomalereien in der Hofoper und im
neuen Burgtheater, wobei sich seine künstlerische Kraft sehr schön entfaltet hat.
Interessante Arbeiten Geigers sind die Entwürfe zu Bühnenvorhängen, darunter einer
für das Karltheater, sowie die Tuschzeichnung: “Beethoven umgeben von seinen
Schöpfungen”, sodann das “Wiener Ehrendiplom” für Professor Ritter von Führich,
endlich das Aquarell “Romea und Julia”, welches in der Aquarell- und Handzeichnungs-
sammlung des kunsthist. Hofmuseums aufgestellt ist. Auf dem Gebiete der graphischen
Kunst hat sich Geiger durch die große Radierung, welche er mit Subvention des Oberst-
kämmerer-Amtes ausführte, und die den Titel: “Zum Ruhme Österreichs” trägt, besonders
hervorgetan. Der hier ausgestellte und zu Gunsten der Witwe zur Versteigerung
gelangende Nachlaß besteht zum kleinen Teil aus Bildern verschiedenen Inhaltes, doch
vorwiegend aus Entwürfen zu den vom Künstler ausgeführten kirchlichen Gemälden,
oder auch aus vollendeten Aquarellen zu Märchen und Legenden, wie “der Tod und
das Mädchen”, “Einer, der’s Gruseln lernen wollte” etc., sowie aus Darstellungen
historischen und genrehaften Inhalts. Eine interessante Folge bilden die Entwürfe zu
Diplomen, welche für verschiedene hervorragende Persönlichkeiten des politischen oder
Kunstlebens in Österreich von dem Künstler ausgeführt worden sind und für deren
Herstellung der Meister besonders beliebt und gesucht war. So zum Beispiel der Hul-
digungsadressen des Niederösterreichischen Landtages und der Stadt Wien zur Feier
des 25- und 50 jährigen Regierungsjubiläums, sowie zur silbernen Hochzeit Sr. Majestät
des Kaisers, eine Zeichnung zu einem Transparent zur Vermählung Ihrer Majestäten
am 24. April 1854, Adressen an weiland Se. kaiserliche Hoheit den Kronprinzen Rudolf
zur Feier seiner Vermählung, sowie zur Feier der Geburt der Erzherzogin Elisabeth,
Entwürfe zum Ehrenbürger-Diplom der Stadt Wien für Franz Grillparzer, dem Minister
Dr. Giskra, das Diplom für Admiral Tegetthoff und Staatsminister von Schmerling etc.
Wie man sieht, eine reiche Auswahl von Entwürfen, welche ein heimatliches Interesse
4