Roms antike Bildwerke.
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dere *) zeigt, ja im Bilde eines jeden, neben heiligem Geräth -
Lärmenden oder in dessen Beschauung vertieften, Thiasoten das
eigene Schicksal des geläuterten Lehenspfades und die geheim-
nissvoll errungene Bürgschaft eines reineren Jenseits er-
blicken. Unter diesen Voraussetzungen werden die Bacchischen
Vorstellungen, mit denen die Mehrzahl der Sarkophage be-
kleidet ist, Jedem allgemein und individuell bedeutsam er-
scheinen , dem überhaupt die Stelle, welche Bacchus als ge-
meinschaftlicher Herr dei’ Sinnen - und Unterwelt im Ge-
heimdienst der alten Welt einnimmt, zugleich mit der derb
natürlichen Symbolik des Alterthums und ihren Ausartungen
nicht völlig unbekannt ist. Hiezu kommt die persönliche An-
eignung, die der antike Sinn von jeder allgemeinen Erschei-
nung und Abbildung zu machen wusste. Diese Aneignung,
deren Verkennung in den Denkmälern einer ausgearteten
Naturreligion nicht selten Denkmäler der verworfensten
Sitte finden liess, ist zwar nur in den wenigsten Bacchischen
Gräberbildern, nicht selten jedoch in Haupt- und Mittelfigu-
ren aufs Deutlichste hervorgehoben, deren bedenklicher Er-
denrausch von den getreuesten Dienern des Dionysos bewacht
wird : in Hercules , dem grossen Vorbild aller Erdenmiihen,
in Silenus, dem weisen Erzieher des heilbringenden Dionysos,
dann und wann in jenem Dionysos selbst , der erst''nach
Kämpfen und Prüfungen die Mysterien einsetzte. und in den
Abbildern jenes Eros, der djis Urbild des geläuterten Bacchi-
schen Genius ist. Was jener östers vorgestellte Rausch zu
besagen habe, lehren am deutlichsten die Besuche des Theba-
nischen Besiegers Indiens bei dem Vorbild aller Dionysosdie-
ner Atticas, dem Icarius. Er fand ihn beim Mahle, dessen
Sinnenlust du^ch verbundene Bacchusdiener des niederen Cul-
tus ausgedrückt zu sein pssegt, dessen betäubenden Trank aber
der göttliche Gast zu einem Trank dei· Unsterblichkeit warn
dein sollte. Das Verhängnissvolle dieses Besuches liegt auch
den Besuchen der Ariadne zum Grunde; nachdem der Son-
nenheld Theseus sie verlassen hat, fällt sie dem unterirdi-
schen Gott Dionysos anheim. Er trifft sie schlasend, fest
*) Eio-Clem. IV. 25.
Betchreibung von Bo». I. Bd. 21
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dere *) zeigt, ja im Bilde eines jeden, neben heiligem Geräth -
Lärmenden oder in dessen Beschauung vertieften, Thiasoten das
eigene Schicksal des geläuterten Lehenspfades und die geheim-
nissvoll errungene Bürgschaft eines reineren Jenseits er-
blicken. Unter diesen Voraussetzungen werden die Bacchischen
Vorstellungen, mit denen die Mehrzahl der Sarkophage be-
kleidet ist, Jedem allgemein und individuell bedeutsam er-
scheinen , dem überhaupt die Stelle, welche Bacchus als ge-
meinschaftlicher Herr dei’ Sinnen - und Unterwelt im Ge-
heimdienst der alten Welt einnimmt, zugleich mit der derb
natürlichen Symbolik des Alterthums und ihren Ausartungen
nicht völlig unbekannt ist. Hiezu kommt die persönliche An-
eignung, die der antike Sinn von jeder allgemeinen Erschei-
nung und Abbildung zu machen wusste. Diese Aneignung,
deren Verkennung in den Denkmälern einer ausgearteten
Naturreligion nicht selten Denkmäler der verworfensten
Sitte finden liess, ist zwar nur in den wenigsten Bacchischen
Gräberbildern, nicht selten jedoch in Haupt- und Mittelfigu-
ren aufs Deutlichste hervorgehoben, deren bedenklicher Er-
denrausch von den getreuesten Dienern des Dionysos bewacht
wird : in Hercules , dem grossen Vorbild aller Erdenmiihen,
in Silenus, dem weisen Erzieher des heilbringenden Dionysos,
dann und wann in jenem Dionysos selbst , der erst''nach
Kämpfen und Prüfungen die Mysterien einsetzte. und in den
Abbildern jenes Eros, der djis Urbild des geläuterten Bacchi-
schen Genius ist. Was jener östers vorgestellte Rausch zu
besagen habe, lehren am deutlichsten die Besuche des Theba-
nischen Besiegers Indiens bei dem Vorbild aller Dionysosdie-
ner Atticas, dem Icarius. Er fand ihn beim Mahle, dessen
Sinnenlust du^ch verbundene Bacchusdiener des niederen Cul-
tus ausgedrückt zu sein pssegt, dessen betäubenden Trank aber
der göttliche Gast zu einem Trank dei· Unsterblichkeit warn
dein sollte. Das Verhängnissvolle dieses Besuches liegt auch
den Besuchen der Ariadne zum Grunde; nachdem der Son-
nenheld Theseus sie verlassen hat, fällt sie dem unterirdi-
schen Gott Dionysos anheim. Er trifft sie schlasend, fest
*) Eio-Clem. IV. 25.
Betchreibung von Bo». I. Bd. 21