ZWEITE ABTHEILUNG.
B. Vom Pantheon bis zur Tiberinsel.
Marsfeld.
1. Das Pantheon, gewöhnlich la Rotonda genannt.
Das Pantheon, die heutige Kirche S. Maria Rotonda, ge-
wöhnlich nur la Rotonda genannt, ist als das einzige bedeu-
tende, in seinen Haupttheilen noch vollkommen erhaltene Ge-
bäude des alten Roms, ein vorzüglicher Gegenstand der Be-
trachtung der Baukünstler und Alterthumssorscher gewesen,
die es bei den gegebenen Erläuterungen auch an will-
kürlichen Hypothesen nicht haben fehlen lassen, die vielmehr
zur Verwirrung als zur Beförderung der richtigen Ansicht
dieses Gebäudes beigetragen haben.
Dass es zu den Thermen des Agrippa gehörte und mit
denselben verbunden war, ist — obgleich es in unseren Zeiten
sowohl Hirt als Fea bestritten haben — sowohl durch den an
seiner Hinterseite erscheinenden Ansatz von Mauern, als durch
die in den Pontificaten Clemens XI und Pius VII unternom-
menen Ausgrabungen ausser Zweifel gesetzt.*) Und da
unseres Wissens Tempel nicht zu den Bestandtheilen der
Thermen gehörten, so geht schon daraus hervor, dass es ur-
sprünglich eine andere Bestimmung als die des Götterdienstes
hatte. Aber noch überdiess spricht dasür der Umstand, dass
der Pronaos und die Vorhalle, wodurch es sich gegenwärtig
als ein ehemaliger Tempel erweist, als spätere Zusätze zu
*) Auch an beiden Seiten dieses Gebäudes hat man Anzeichen
seines ehemaligen Zusammenhanges mit den Thermen des
Agrippa gefunden. Bemerkenswerth ist, dass Hirt, der diesen
Zusammenhang läugnet, in seiner bekannten Schrift über das
Pantheon (welche zuerst italienisch unter dem Titel: Osser-
vazioni istorico-architettoniche sopra il Panteon, und dann im
Jahr 1807 deutsch mit einigen Anmerkungen vermehrt er-
schien) die oben erwähnten so augenscheinlichen Ansätze von
Mauern an der Hinterseite ganz mit Stillschweigen übergeht.
Nach Hirt hat auch Fea die vorherrschende, durch den Augen-
schein als richtig erwiesene Ansicht bestritten, dass das Rund-
gebäude nicht ursprünglich zu einem Tempel bestimmt war.
Siehe die von ihm herausgegebene Schrift: L'integritä del
Panteon rivendicata a Marco Agrippa, dall' Avvocato Carlo
Fea, Roma 1820.
22 *
B. Vom Pantheon bis zur Tiberinsel.
Marsfeld.
1. Das Pantheon, gewöhnlich la Rotonda genannt.
Das Pantheon, die heutige Kirche S. Maria Rotonda, ge-
wöhnlich nur la Rotonda genannt, ist als das einzige bedeu-
tende, in seinen Haupttheilen noch vollkommen erhaltene Ge-
bäude des alten Roms, ein vorzüglicher Gegenstand der Be-
trachtung der Baukünstler und Alterthumssorscher gewesen,
die es bei den gegebenen Erläuterungen auch an will-
kürlichen Hypothesen nicht haben fehlen lassen, die vielmehr
zur Verwirrung als zur Beförderung der richtigen Ansicht
dieses Gebäudes beigetragen haben.
Dass es zu den Thermen des Agrippa gehörte und mit
denselben verbunden war, ist — obgleich es in unseren Zeiten
sowohl Hirt als Fea bestritten haben — sowohl durch den an
seiner Hinterseite erscheinenden Ansatz von Mauern, als durch
die in den Pontificaten Clemens XI und Pius VII unternom-
menen Ausgrabungen ausser Zweifel gesetzt.*) Und da
unseres Wissens Tempel nicht zu den Bestandtheilen der
Thermen gehörten, so geht schon daraus hervor, dass es ur-
sprünglich eine andere Bestimmung als die des Götterdienstes
hatte. Aber noch überdiess spricht dasür der Umstand, dass
der Pronaos und die Vorhalle, wodurch es sich gegenwärtig
als ein ehemaliger Tempel erweist, als spätere Zusätze zu
*) Auch an beiden Seiten dieses Gebäudes hat man Anzeichen
seines ehemaligen Zusammenhanges mit den Thermen des
Agrippa gefunden. Bemerkenswerth ist, dass Hirt, der diesen
Zusammenhang läugnet, in seiner bekannten Schrift über das
Pantheon (welche zuerst italienisch unter dem Titel: Osser-
vazioni istorico-architettoniche sopra il Panteon, und dann im
Jahr 1807 deutsch mit einigen Anmerkungen vermehrt er-
schien) die oben erwähnten so augenscheinlichen Ansätze von
Mauern an der Hinterseite ganz mit Stillschweigen übergeht.
Nach Hirt hat auch Fea die vorherrschende, durch den Augen-
schein als richtig erwiesene Ansicht bestritten, dass das Rund-
gebäude nicht ursprünglich zu einem Tempel bestimmt war.
Siehe die von ihm herausgegebene Schrift: L'integritä del
Panteon rivendicata a Marco Agrippa, dall' Avvocato Carlo
Fea, Roma 1820.
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