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Platner, Ernst Zacharias; Bunsen, Christian Karl Josias von; Roestell, Friedrich Wilhelm; Niebuhr, Barthold Georg; Hoffmann, Friedrich; Gerhard, Eduard; Sarti, Emiliano
Beschreibung der Stadt Rom (Band 3. Die sieben Hügel, der Pincio, das Marsfeld und Trastevere, Dritte Abtheilung): Das Marsfeld, die Tiberinsel, Trastevere und der Janiculus, oder der Beschreibung zehntes und elftes Buch — Stuttgart und Tübingen: in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung, 1842

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https://doi.org/10.11588/diglit.71136#0605
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S. Onosrio. 585
Hieronymus, und zur Linken den heil. Honophrius und die
Mutter desselben, deren Haupt eine Strahlenkrone schmückt,
weil sie nach der Legende dieses Heiligen Königin von
Persien war. Diesem Bilde zur Rechten ist die Anbetung
der Könige, und zur Linken die Flucht nach Aegypten und
im Hintergründe der Kindermord vorgestellt.
Das von den Hieronymiten *) bewohnte Kloster hat einen
Hof, dessen Hallen von 20 Säulen theils von Marmor, theils
von Granit getragen werden. In einem der oberen Gänge
dieses Gebäudes sieht man in einer mit Glas bedeckten Lunette
ein schönes Frescogemälde, welches dem Leonardo da Vinci
zugeschrieben wird und auch diesem grossen Meister zu
entsprechen scheint. Der Gegenstand desselben ist die heil.
Jungfrau mit dem Christuskinde, welches die Hand zum Segen
eines sie verehrenden Mannes erhebt, in dem vielleicht der
mehrerwähnte Stifter dieses Klosters, Nicolaus von Forca
Palena, vorgestellt ist. In demselben Kloster starb 1595 im
einundfünfzigsten Jahre seines Alters der berühmte Torquato
Tasso, der in seinem durch unglückliche Liebe veranlassten
Zustande der Armuth und Geisteszerrüttung hier kurz vor
dem Ende seines Lebens von den Mönchen Trost und Beistand
fand. Man zeigt in der Klosterbibliothek seine Büste nebst
einigen von ihm hinterlassenen Geräthen, und einen von
seiner Hand geschriebenen Brief, als Reliquien des unsterb-
lichen Dichters des befreiten Jerusalems. In der Kirche steht
vom Eingange links sein Grabmal, welches ihm der Cardinal
Bevilacqua mit einer von demselben verfertigten Grabschrift
errichten liess.

*) Den Orden der Hieronymiten stiftete um das Jahr 1580 Pietro
Giambacorta aus Pisa, der sich auf den Montebello, einen
Hügel bei Urbino, mit einigen mit ihm zum contemplativen
Leben verbundenen Männern begab, die sich die Eremiten
des heil. Hieronymus nach diesem unter den Einsiedlern
berühmten Kirchenvater benannten. Nachdem sich der oben-
erwähnte Nicolaus von Forca Palena aus der Diöces von
Salmona hier auf den Janiculus mit einer zu demselben Zwecke
vereinten Gesellschaft begeben hatte, verband Eugen IV dieselbe
mit jener von Giambacorta gestifteten Congregation, die
ursprünglich nicht die Gelübde der Mönchsorden hatte, welche
ihnen erst Pius V im Jahre 1568 nach der Regel des heil.
Augustinus auferlegte6
 
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