DAS WERK
■yV7enn wir von Paul Gauguin (Abb. 1) sprechen, so
W denken wir unwillkürlich an die Südsee, an den
Traum von der besseren Welt in einer unberührten
Wildnis. Diese Vorstellung von der Flucht vor der Ge-
genwart, vor den Segnungen und Schrecknissen der Zivi-
lisation, hat seit der sogenannten Europamüdigkeit der
Spätromantik immer wieder das Geistesleben des Abend-
landes berührt. Gauguin ist diesen Weg gegangen, aber
das erhoffte Paradies hat er nicht gefunden. Allein in
seinen Bildern ist der Traum Wirklichkeit geworden:
In den Kompositionen aus der Südsee hat Gauguin die
Erfüllung seiner menschlichen und künstlerischen Sen-
dung gefunden, die er mit der ständigen Sorge um das
nackte Dasein, mit körperlichen Schmerzen und dem
Verzicht auf die Annehmlichkeiten des Lebens bezahlt
hat. Die folgenden Betrachtungen wollen versuchen,
durch die ausführliche Deutung eines Beispiels dieser
Kunst — einer Komposition von 1892 während des
ersten Südseeaufenthaltes — in die rätselvolle Bildwelt
Gauguins einzuführen.
TA MATETE
l
TA MATETE steht, mit Blockbuchstaben geschrieben,
in der linken unteren Ecke des Bildes. Schon dieser Titel
gibt dem Betrachter ein Rätsel auf, genauso wie die Kom-
position im ganzen. TA MATETE, das klingt fremd
und unerklärlich für unser europäisches Ohr, ganz gleich
welche Muttersprache wir auch sprechen mögen, fremd
im einfachen, klangvollen Wechsel von Konsonanten und
Vokalen. Man kann gut verstehen, daß die Kritiker in
Paris hilflos vor diesen Schriftzeichen standen, als sie die
ersten Bilder Gauguins aus Tahiti zu Gesicht bekamen.
Da sie auch mit Inhalt und Malweise der Bilder nichts
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■yV7enn wir von Paul Gauguin (Abb. 1) sprechen, so
W denken wir unwillkürlich an die Südsee, an den
Traum von der besseren Welt in einer unberührten
Wildnis. Diese Vorstellung von der Flucht vor der Ge-
genwart, vor den Segnungen und Schrecknissen der Zivi-
lisation, hat seit der sogenannten Europamüdigkeit der
Spätromantik immer wieder das Geistesleben des Abend-
landes berührt. Gauguin ist diesen Weg gegangen, aber
das erhoffte Paradies hat er nicht gefunden. Allein in
seinen Bildern ist der Traum Wirklichkeit geworden:
In den Kompositionen aus der Südsee hat Gauguin die
Erfüllung seiner menschlichen und künstlerischen Sen-
dung gefunden, die er mit der ständigen Sorge um das
nackte Dasein, mit körperlichen Schmerzen und dem
Verzicht auf die Annehmlichkeiten des Lebens bezahlt
hat. Die folgenden Betrachtungen wollen versuchen,
durch die ausführliche Deutung eines Beispiels dieser
Kunst — einer Komposition von 1892 während des
ersten Südseeaufenthaltes — in die rätselvolle Bildwelt
Gauguins einzuführen.
TA MATETE
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TA MATETE steht, mit Blockbuchstaben geschrieben,
in der linken unteren Ecke des Bildes. Schon dieser Titel
gibt dem Betrachter ein Rätsel auf, genauso wie die Kom-
position im ganzen. TA MATETE, das klingt fremd
und unerklärlich für unser europäisches Ohr, ganz gleich
welche Muttersprache wir auch sprechen mögen, fremd
im einfachen, klangvollen Wechsel von Konsonanten und
Vokalen. Man kann gut verstehen, daß die Kritiker in
Paris hilflos vor diesen Schriftzeichen standen, als sie die
ersten Bilder Gauguins aus Tahiti zu Gesicht bekamen.
Da sie auch mit Inhalt und Malweise der Bilder nichts
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