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Plettke, Alfred; Niedersächsisches Landesmuseum Hannover / Abteilung Urgeschichte [Mitarb.]
Ursprung und Ausbreitung der Angeln und Sachsen: Beiträge zur Siedlungsarchäologie der Ingväonen — Die Urnenfriedhöfe in Niedersachsen, Band 3,1: Hildesheim, Leipzig: August Lax, Verlagshandlung, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.70431#0062
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Veltheimer Typ. [Nordwestfalen] (Taf. XLII)
Im nördlichen Westfalen, südlich bis- etwa zum Südrande des Teuto-
burger Waldes, läßt sich in der spätrömischen Kaiserzeit eine geschlossene
Fundgruppe erkennen, die nach Schulz- Minden30) den Angrivariern zuzu-
schreiben ist. Die innerhalb dieses Gebietes gefundene Keramik weicht erheblich
in ihren Grundzügen von der sächsischen Keramik Nordwest-Deutschlands ab. Charak-
teristisch sind ,,breite Urnen mit kurzem, ein wenig eingezogenem Hals und Fußurnen,
um deren Fußansatz sich ein Tonband windet“, sowie Schalenurnen von schwarzer,
oft glänzender Farbe. Daneben treten gallo-römische Gefäße der Rheingegend auf.
Von besonderem Interesse ist es nun, daß Gefäße, die viel Verwandtschaft mit diesen
Typen zeigen, auch an verschiedenen Stellen im mittleren Wesergebiet
zum Teil auf Friedhöfen von sächsischem Typus gefunden worden sind.
Gefäße des Veltheimer Typus im mittleren Wesergebiet
Stolzenau (Kr. Stolzenau): Glänzend schwarze Schalenurne, besonders reich
mit Stempeleindrücken verziert. Mus. Hannover 14734 (Taf. XLII, 2).
Siedenboegen (Gern. Visbeck, Amt Vechta): Braunschwarze Schalenurne. Mus.
Oldenburg.
Lüerte (Amt Wildeshausen): sog. „Fensterurne“ mit Fuß. Mus. Oldenburg,
v. Alten, Zeitschr. f. Ethnol. 1879, Verhandl., S. 228; 1881, S. 63; Buchholtz,
in: Bau- u. Kunstdenkmäler d. Herzogt. Oldenb. I, 1896, S. 132, Fig. 53; Kat. d. Aus-
stellung präh. Funde Deutschlands, 1880, S. 311.
Brinkum (Kr. Syke): Grauschwarze, reich verzierte Fußurne, Oberteil ähnlich
wie die Stolzenauer Schalenurne. Mus. Hannover 9966 (Taf. XLII, 4).

Schleswig-Holstein, Jütland und Fünen

Bordesholm-Nottfelder Typ (Taf. XLIII, XLIV)
Auch in der spätrömischen Kaiser- und Völkerwanderungszeit treten uns Hol-
stein und Süd-Schleswig als eine geschlossene Gruppe entgegen. Nur macht
es den Eindruck, als ob sich das Gebiet dieses Typus jetzt auch über fast ganz 0 s t -
Holstein, wo wir in der frührömischen Kaiserzeit den Fuhlsbütteler Typ aus-
sondern konnten, verbreitet habe. Doch ist besonders der Eutiner Gegend noch immer
eine Sonderstellung einzuräumen, wo der Friedhof vom Pötterberg bei Eutin
viel Anklänge an elbgermanische Friedhöfe, wie z. B. Dahlhausen, zeigt.
Wir sahen schon, daß sich in Bordesholm die allmähliche Herausbildung
der Schalenform mit hohem, einziehendem und unverdicktem Rand verfolgen ließ.
Diese Form scheint hier wie im südelbischen Gebiet den Ausgangspunkt der Entwicke-
lung zu bilden. Es wandeln sich auch in Schleswig-Holstein aus dieser Form
rundbauchige, engmündige Töpfe ab. Doch zeigen diese Typen im einzelnen manche
Verschiedenheiten von den südelbischen Formen. Das Endprodukt der Entwickelung
sind auch hier Buckelurnen, bei denen sich ebenfalls allmählich ein Standfuß ausbildet.
Sehr häufig sind die oben als Gruppe C bezeichneten Schalenformen (Taf. XLIV).
Während diese Typen im südelbischen Gebiet eigentlich nur auf dem Friedhof Perl-
berg, der sich überhaupt in seinem ganzen Inventar viel mehr an Holstein als an
den Wester-Wannaer Typus anschließt, sehr häufig sind, bilden sie in Holstein das
beherrschende Element.

30) Schulz-Minden, Maunus V, S. 46 ff.
 
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