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Folgende Haupttypen lassen sich unterscheiden:
1. Weitmündige, rundlich-bauchige Töpfe mit breiter Standfläche und wulst-
artigem Rande, der häufig in'Fazetten abgestrichen ist. Diese Urnen, die im Ober-
Jersdaler Typus vorherrschend sind, sind entweder völlig henkellos, oder es ist ein
kräftiger Henkel am Bauch oder etwas oberhalb desselben angebracht. Besonders
charakteristisch sind die mit kräftigen, leistenförmigen Fortsätzen versehenen Henkel,
die vielfach nur als Henkelösen zu bezeichnen sind. Statt der Henkel findet sich manch-
mal nur ein blindes Öhr (Taf. XXI, 1—6).
2. Weitmündige Schalenform mit kleiner Standfläche und einziehendem Unter-
teil, die manchmal die Form von Fußurnen annimmt. Diese im südlichen Schleswig-
Holstein so häufige Form ist auf dem Gebiete des Ober-Jersdaler Typus ziemlich
selten (Taf. XXI, 9—10).
3. Becherförmige Näpfe von konischer, leicht einziehender Form, mit kräftigem,
unterhalb des Randes ansetzendem Henkel (Taf. XXI, 11, 12).
4. Kleine einhenklige, dickwandige Tassen, wie sie auf ostgermanischem Gebiet
so häufig sind (Taf. XXI, 7, 8).
5. Weitmündige, konische Schüsseln mit einem oder zwei kräftigen Henkeln
oder Griffwulsten am Rande (Taf. XXI, 14, 15).
6. Hohe bauchige Töpfe mit breitem, scharf abgesetztem Rand. Bei dieser
Form sind ebenfalls Henkel mit leistenförmigen Fortsätzen sehr häufig (Taf. XXII, 1—3).
7. Hohe bauchige Töpfe, bei denen der meist stark eingezogene Hals in die
Bauchrundung übergeht. Es läßt sich eine typologische Entwickelungsreihe von mehr
weitmündigen Formen bis zu solchen mit engerer Mündung und stark einziehendem
Hals feststellen. Die gewöhnlich in der Zweizahl, einmal auch in der Dreizahl vor-
kommenden Henkel sind meist sehr kräftig, häufig mit leistenförmigen Fortsätzen
versehen und setzen oberhalb des Bauches an (Taf. XXII, 4—8).
Fast alle Formen des Ober-Jersdaler Typus sind reich verziert. Die Farbe der
Urnen ist meist gelblich, rot oder braun. Charakteristisch ist ein um den oberen Teil
des Gefäßes herumlaufendes Ornamentband, das entweder nur aus flachen Furchen
oder aus anderen von solchen Furchen eingefaßten Ornamenten besteht, wie im Winkel
zueinander gestellten Strichbündeln, Zickzackbändern, gebildet von zwei parallelen
Linien, die manchmal eine Punktreihe einfassen, schraffierten Dreiecksbändern mit
wechselnder Strichlage, bei denen auch die Schraffierung durch Punktreihen ersetzt
werden kann. Sehr interessant ist es, daß in J ü tland und Fünen der Mäander
auftritt, aber immer in ostgermanischer Form, bestehend aus eingetieften Doppellinien
mit Strichfüllung. Ein typisches Ornamentmotiv sind ferner die immer zu dreien auf-
tretenden, den Henkel umgebenden flachen Dellen. Sehr häufig ist auch der untere
Teil der Urnen verziert. Er ist entweder einfach gerauht oder mit Kammstrichorna-
menten überdeckt und häufig durch herablaufende Linienbündel gegliedert. Sehr eigen-
artig ist der untere Teil einer Urne von Ober - Jersdal (Taf. XXII, 1) dekoriert.
Die Verzierung besteht gewissermaßen aus "konzentrischen Kreisen, von denen die
Seiten rechts und links wieder ausgelöscht sind. Bei dem Gefäß Taf. XXI, 1 wird der
Eindruck eines gefleckten Felles dadurch hervorgebracht, daß die tupfenförmigen Ver-
zierungen ohne Glätteüberzug sind, so daß sie heller als der glänzende Grund erscheinen.
Nord-Hannover und Oldenburg. (Taf. XXIII, XXIV)
Während in Schleswig -Holstein infolge des reichen Materials eine bis
ins Einzelne gehende Darstellung der Keramik möglich war, ist es im südelbischen
Gebiet sehr schwierig, die Grundzüge der Keramik der frührömischen Kaiserzeit zu
erkennen, da die Funde, die sich mit Bestimmtheit dieser Periode zuweisen lassen
recht spärlich sind. Ich muß mich deshalb auf einige Andeutungen beschränken.
 
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