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Kunst-Auktionshaus G. Adolf Pohl <Hamburg> [Hrsg.]
Versteigerung einer großen Anzahl alter und neuer Gemälde namhafter Meister, ferner die Sammlung Exzellenz R. von Wodianer, kgl. ungarischer Gesandter (vormals Botschafter zu Siam): siamesische Kunstschätze ; sodann Japan- und China-Kunst-Gegenstände, alte China-Porzellane ; 1 Waffen-Sammlung, 1 Fayence-Sammlung ; ... ; Perser Teppiche, ... ; Versteigerung am 6., 7. und 8. September 1921 — Hamburg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.22737#0009
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Der Sommer ist zu Ende. Die Herbst- und Wintersaison nimmt mählich
ihren Anfang. Wie sich das Gesicht unserer Theater zu verwandeln pflegt,
sobald die ersten Blätter fallen und die Ouvertüre zur Winterspielzeit erklingt, so
gewinnt auch der deutsche Kunstmarkt mit den beginnenden Herbsttagen ein
anderes Gesicht. Die Zeit der ruhigen Bewegung, der Flaute, ist vorüber —
schon zeigen sich, für den aufmerksamen Beobachter deutlich erkennbar, die
ersten Merkmale der neu einsetzenden Hausse. Nicht nur im Zentrum des
deutschen Kunstmarktes in Berlin, sondern auch in seinem zweitwichtigsten
Absatzgebiete, in Hamburg, ist der Kunsimarkt in die Herbst- und Wintersaison
eingetreten und wie immer in Norddeutschland ist es auch diesmal das Hamburger
Kunst-Aukiionshaus G. Adolf Pohl, Alierwall 40, das den Reigen der grossen
Veranstaltung eröffnet und den Auftakt zur neuen Saison gibt.

Die erste Herbstschau, die sich in ihrem künstlichen Charakter von den
früheren Veranstaltungen in nichts unterscheidet, wartet mit einer kleinen Sensation
auf: es gelangen auf ihr lö Bilder Predigers zur Versteigerung, des Künstlers,
dessen Name mit der Spitzweg-Affäre jüngsten Angedenkens im innigen Zu-
sammenhang stand. Wie erinnerlich waren vor einiger Zeit, im Spekulationsjahr
der Kriegsgewinnler unbekannte „Spitzweg-Bilder“ aufgetaucht, die so meisterlich
in Ton und Farbe waren, da| selbst anerkannte Autoritäten des Kunstmarktes,
namhafte Sammler und Kunstkenner getäuscht wurden und die Bilder für echte
Spitzwegs erklärten. Erst später stellte sich durch Zufall heraus, dafj es sich
um Originalarbeiten Predigers handelte, die, neue Motive darstellend, lediglich
in Spitzweg - Manier gehalten waren; von unlauterer Seite waren die Bilder
Predigers, ohne dessen Wissen und Absicht, als echte Spiizweg Bilder in den
 
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