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Aber erst die Akademie der bildenden Künste, wo ein Hubert Maurer sein Lehrer
wurde, war der Rahmen, in dem sich sein Genie entwickeln konnte. Noch als
Schüler fgev/enn er den ersten und zweiten akademischen Gundelpreis, und die
Miniatur-Malereien des jungen Daffinger erfreuten sich bald so allgemeiner Wert-
schätzung, dass sie mit dem für damalige Verhältnisse hohen Honorar von
200 Gulden für das Bild bezahlt wurden. Nicht lange dauerte es und Daffinger
war die grosse Mode seiner Zeit; er wurde der begehrte Porträt-Maler des Hofes
und der ersten Adelsfamilien des Landes und seine, auf Papier, Porzellan und
Elfenbein gemalten Bildnisse galten schon damals als Kunstwerke von ausser-
ordentlichem Range. Der allmächtige Staatskanzler, Fürst Metternich, protegierte
ihn besonders, und so bildete das Haus des vom Glück verwöhnten Künstlers
Jahre hindurch einen strahlenden Mittelpunkt in dem gesellschafisfrohen. Glanz
und Prachtliebenden Wien. Kein Wunder, daij Daffinger auch mit den anderen
künstlerischen Kreisen der Stadi in enge Berührung kam. Grillparzer und
Raymund, die damals aufstrebenden Dichter, zählten zu seinen Freunden, und in
der Bühnenweli hatte er mit der nachmals so berühmten Sophie Schröder und
den Burgtheaier-Schauspielern Anschütz und Costenoble regen Verkehr. Die
Eindrücke dieser Welt prägen sich in einer ganzen Reihe seiner Werke aus, so
vor allem in den Entwürfen von Figurinen und Theaterkostümen, von denen einige,
neben zahlreichen Portraiis aus dem vormärzlichen Wien, auf dieser Auktion zur
Versteigerung kommen werden. Als Daffinger an der in Wien wütenden Cholera
im August 1649 starb, schrieb ihm Grillparzer die Grabschrifi: „ . . . Einer der
bedeutendsten Maler seiner Zeit. Im Menschenanfliiz und in der Biumenweli
suchteer einzig die Natur.“ 1911 erinnerte sich die Stadt Wien ihrer Ehrenpflicht
gegenüber ihrem grossen Sohne und liess die sterblichen Ueberreste Daffinger’s
in ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof überführen.
lieber die geniale Kunst Daffinger’s ist kein Wort mehr zu verlieren; er
gilt mit Recht heute als Klassiker der Miniaturmalerei, und in den öffentlichen
Museen und Sammlungen haben die Bildnisse seiner Hand längst den ihnen
gebührenden Platz gefunden. Ulrich Thieme, der Herausgeber des Allgemeinen
Lexikons der bildenden Künstler, dieses Standard-Nachschlagewerkes, stellt
Daffinger in Gegensatz zu Füger und hebt die künstlerische Physiognomie Daf-
fingers mit ihrem „lyrisch angehauchten, zartempfindenden und romantisch
empfindsamen Ausdruck“ hervor. In der Ruhmeshalle deutscher und oester-
reichischer Kunst steht Daffinger nicht an geringster Stelle, und so ist auch wohl
nicht zu viel gesagt, wenn man die Versteigerung einer Reihe von Arbeiten
seiner Hand.',als ein Ereignis im hamburgischen Kunstleben bezeichnet.
Ueberhaupt hat die März-Auktion in künstlerischer Hinsicht Anspruch auf
besondere Beachfung. In der Reihe der Gemälde stossen wir auf Namen von
hohem, zum Teil internationalem Klang; wir weisen nur auf John Evan liodgson
hin, dessen farbenprächtiger „Arabischer Märchenerzähler“ ehedem in der Ham-
burger Kunsthalle hing, auf die Peter Paul Rubens-Studie, die dem grossen
Meister zugeschrieben wird, und die aus der bekannten Sammlung Jaffe stammt,
auf den W. Schreuer, „Bildhauer im Atelier“, auf Hans von Barieis mit dem
Aber erst die Akademie der bildenden Künste, wo ein Hubert Maurer sein Lehrer
wurde, war der Rahmen, in dem sich sein Genie entwickeln konnte. Noch als
Schüler fgev/enn er den ersten und zweiten akademischen Gundelpreis, und die
Miniatur-Malereien des jungen Daffinger erfreuten sich bald so allgemeiner Wert-
schätzung, dass sie mit dem für damalige Verhältnisse hohen Honorar von
200 Gulden für das Bild bezahlt wurden. Nicht lange dauerte es und Daffinger
war die grosse Mode seiner Zeit; er wurde der begehrte Porträt-Maler des Hofes
und der ersten Adelsfamilien des Landes und seine, auf Papier, Porzellan und
Elfenbein gemalten Bildnisse galten schon damals als Kunstwerke von ausser-
ordentlichem Range. Der allmächtige Staatskanzler, Fürst Metternich, protegierte
ihn besonders, und so bildete das Haus des vom Glück verwöhnten Künstlers
Jahre hindurch einen strahlenden Mittelpunkt in dem gesellschafisfrohen. Glanz
und Prachtliebenden Wien. Kein Wunder, daij Daffinger auch mit den anderen
künstlerischen Kreisen der Stadi in enge Berührung kam. Grillparzer und
Raymund, die damals aufstrebenden Dichter, zählten zu seinen Freunden, und in
der Bühnenweli hatte er mit der nachmals so berühmten Sophie Schröder und
den Burgtheaier-Schauspielern Anschütz und Costenoble regen Verkehr. Die
Eindrücke dieser Welt prägen sich in einer ganzen Reihe seiner Werke aus, so
vor allem in den Entwürfen von Figurinen und Theaterkostümen, von denen einige,
neben zahlreichen Portraiis aus dem vormärzlichen Wien, auf dieser Auktion zur
Versteigerung kommen werden. Als Daffinger an der in Wien wütenden Cholera
im August 1649 starb, schrieb ihm Grillparzer die Grabschrifi: „ . . . Einer der
bedeutendsten Maler seiner Zeit. Im Menschenanfliiz und in der Biumenweli
suchteer einzig die Natur.“ 1911 erinnerte sich die Stadt Wien ihrer Ehrenpflicht
gegenüber ihrem grossen Sohne und liess die sterblichen Ueberreste Daffinger’s
in ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof überführen.
lieber die geniale Kunst Daffinger’s ist kein Wort mehr zu verlieren; er
gilt mit Recht heute als Klassiker der Miniaturmalerei, und in den öffentlichen
Museen und Sammlungen haben die Bildnisse seiner Hand längst den ihnen
gebührenden Platz gefunden. Ulrich Thieme, der Herausgeber des Allgemeinen
Lexikons der bildenden Künstler, dieses Standard-Nachschlagewerkes, stellt
Daffinger in Gegensatz zu Füger und hebt die künstlerische Physiognomie Daf-
fingers mit ihrem „lyrisch angehauchten, zartempfindenden und romantisch
empfindsamen Ausdruck“ hervor. In der Ruhmeshalle deutscher und oester-
reichischer Kunst steht Daffinger nicht an geringster Stelle, und so ist auch wohl
nicht zu viel gesagt, wenn man die Versteigerung einer Reihe von Arbeiten
seiner Hand.',als ein Ereignis im hamburgischen Kunstleben bezeichnet.
Ueberhaupt hat die März-Auktion in künstlerischer Hinsicht Anspruch auf
besondere Beachfung. In der Reihe der Gemälde stossen wir auf Namen von
hohem, zum Teil internationalem Klang; wir weisen nur auf John Evan liodgson
hin, dessen farbenprächtiger „Arabischer Märchenerzähler“ ehedem in der Ham-
burger Kunsthalle hing, auf die Peter Paul Rubens-Studie, die dem grossen
Meister zugeschrieben wird, und die aus der bekannten Sammlung Jaffe stammt,
auf den W. Schreuer, „Bildhauer im Atelier“, auf Hans von Barieis mit dem